Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Das kleine Dummerle und andere Erzählungen
(Agnes Sapper, 1904, empfohlenes Alter: 7 - 14 Jahre)

Ein geplagter Mann

<p>Wir sind in einem schwäbischen Städtchen&comma; zwischen Wald und Bergen gelegen&comma; und versetzen uns um etwa dreißig Jahre zurück&period; Das Haus&comma; in dem wir nur einen Tag miterleben wollen&comma; aber einen großen Tag&comma; liegt malerisch an dem Flüßchen&comma; das in raschem Lauf das Städtchen durchfließt&comma; und bildet die Ecke der Fahrstraße nach dem Bahnhof&period; Unser Haus hat zwei Besitzer&semi; das Erdgeschoß gehört dem Schreiner Wahl zu eigen&comma; der obere Stock dem Stadtschultheißen Römer&period; Außerdem gibt es noch im Dachstock sechs Kammern&semi; ursprünglich gehörten drei dem Schreiner und drei dem Stadtschultheißen&comma; aber der Schreiner&comma; der manchmal in Geldverlegenheit kam&comma; bot in solchen Fällen dem Stadtschultheißen eine Kammer zum Kauf an und so gehörten jetzt bereits fünf Kammern dem Stadtschultheißen und nur noch eine dem Schreiner&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am frühen Morgen des großen Tages&comma; von dem wir berichten wollen&comma; hantierte in einer dieser Kammern der Schreiner&semi; und die junge Frau des Stadtschultheißen hörte kaum über sich seinen schweren Schritt&comma; als sie auch schon im leichten Morgenrock die Treppe hinaufeilte und den Mann aufsuchte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Guten Morgen&comma; Herr Wahl&comma;« sagte sie freundlich&comma; »machen Sie schon die Fahnen hinaus&comma; das ist recht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma;« sagte der Mann&comma; »es ist ja gut Wetter&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und nicht wahr&comma; meine Lämpchen stellen Sie mir auch rechtzeitig hinaus&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wohl&comma; wohl&comma; Frau Stadtschultheiß&comma; aber doch erst am Abend&comma; wenn man sie gleich anzünden kann&semi; das ist ja schnell getan&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Meinen Sie&quest;« sagte sie ungläubig&period; »Am Fenster sind sie freilich leicht aufzustellen&comma; aber ich meine die außen&comma; die auf dem vorspringenden Sims&comma; der rings ums Haus herumläuft&comma; die muß man doch vorher aufstellen&comma; daß man sieht&comma; wie sich’s macht und ob auch die Leiter hoch genug ist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Frau Stadtschultheiß&comma; auf den Sims würde ich keine aufstellen&comma; da brauchen Sie furchtbar viele Lämpchen&comma; an keinem Haus wird es hier so gemacht&period; Die Leute stellen halt ein paar Lichter vor die Fenstergesimse&comma; weiter braucht’s nichts&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber Herr Wahl&comma; wir haben es doch so miteinander verabredet&comma; und ich habe deshalb dreihundert Lämpchen gekauft&excl; Unser Haus liegt doch auch gerade so an der Ecke&semi; wenn die Wagen hereinfahren&comma; nachdem die Felsenbeleuchtung draußen vorbei ist&comma; kommen sie alle an unserem Haus vorbei&comma; und da spiegeln sich dann unsere Lichter im Fluß&period; Ich habe das einmal in Hamburg gesehen&comma; das macht sich wundervoll&semi; ich wollte meinen Mann damit überraschen&comma; wenn er mit den Herren hereinfährt&period; Sie haben doch vorige Woche gesagt&comma; Sie wollten es mir machen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nun ja&comma; dann muß ich’s eben machen&comma;« sagte der Mann zögernd&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber gewiß nicht zu spät&comma; Herr Wahl&period; Vielleicht richten wir es um zwei Uhr&comma; während die Herren im Gasthof zur Tafel sind&semi;« und als der Schreiner nicht antwortete&comma; fügte sie hinzu&colon; »Ich fürchte immer&comma; Ihre Leiter ist nicht lang genug&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Die ist lang und Leitern gibt es genug im Städtchen&comma; da muß man nur eine entlehnen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Frau Stadtschultheiß&comma;« rief das Dienstmädchen&comma; das eilig die Treppe heraufkam&comma; »der Herr Stadtschultheiß möchte heute früher frühstücken&comma; das Bäckermädchen ist aber noch nicht da&comma; ich renne schnell hinüber und hole Brot&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Davon war sie&comma; die Anne&comma; das flinke&comma; fröhliche&comma; junge Dienstmädchen&comma; und die Frau Stadtschultheiß kam schnell herab in die Wohnung und richtete den Frühstückstisch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der kleine Sohn des Hauses&comma; der kaum vierjährige Hans&comma; turnte noch im Nachthemdchen in seiner Gitterbettstatt herum&semi; und sein Schwesterchen&comma; das vierteljährige&comma; schlummerte im Wagen&period; Aber der Herr des Hauses&comma; Stadtschultheiß Römer&comma; stand schon wartend am Tisch&period; Er mochte vielleicht zwölf Jahre älter sein als seine Frau&comma; trug einen großen schwarzen Vollbart und sah ernst und achtunggebietend aus&period; Jetzt trat er ans Fenster und horchte auf&period; An der Straßenecke schellte ein Polizeidiener und nachdem er so die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte&comma; las er mit lauter Stimme&colon; »Es ergeht an die hiesige Einwohnerschaft die Bitte&comma; zu Ehren des Besuchs Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin die Häuser zu beflaggen&comma; und bei einbrechender Dunkelheit zu beleuchten&period; Ferner wird erwartet&comma; daß die Straßen während des Aufenthalts der hohen Gäste sonntäglich gehalten werden und daß insbesondere das Federvieh von den Straßen ferngehalten wird&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Polizeidiener ging weiter&comma; und in der Ferne hörte man wieder seine Schelle und danach seine laute Stimme&comma; die die Aufforderung wiederholte&period; Die Folge seines Ausschellens war&comma; daß bald da bald dort eine Magd mit dem Kehrbesen erschien und vor dem Haus kehrte&semi; und daß manches Gänslein und Hühnervolk&comma; dem soeben erst die Stalltür geöffnet worden war&comma; wieder in den Stall zurückgetrieben wurde&period; Fahnen und Fähnchen&comma; Kränze und Laubgewinde wurden an allen Häusern angemacht&comma; und glänzten lustig im Sonnenschein des ersten Septembermorgens&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Stadtschultheiß war es&comma; der diese und noch manche andere Vorbereitung veranlaßt hatte&period; Seit Wochen schon stand die landwirtschaftliche Ausstellung und zugleich der Besuch des Prinzen und seiner jungen Gemahlin in Aussicht&semi; und heute war nun der große Tag angebrochen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Um elf Uhr werden also die Fürstlichkeiten erwartet&quest;« fragte die Frau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; um elf Uhr ist der Empfang am Bahnhof&period; Es fehlt noch der Blumenstrauß&comma; den wir für die Prinzessin bestellt haben&period; Mit der neun Uhr Post muß er ankommen&comma; dann packe du ihn einstweilen aus&period; Ich gehe nun aufs Rathaus und sehe&comma; ob alles in Ordnung ist&period; Magst du mir den Frack und all das bereitlegen&comma; daß ich mich rasch umkleiden kann&comma; wenn ich wiederkomme&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma;« sagte die junge Frau&comma; »jetzt gleich richte ich deine Sachen und dann Hänschens Bauernanzug&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn er sich nur brav hält&comma; der Schlingel&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Auch der kleine Hans sollte eine Rolle spielen an diesem großen Tag&period; Eine schwäbische Bauernstube war draußen&comma; nahe am Ausstellungsplatz&comma; eingerichtet worden&comma; genau nach dem Leben&period; In diese sollten die hohen Gäste geführt werden&semi; und damit die Stube auch belebt sei&comma; sollten des Oberamtmanns kleines Töchterlein und des Stadtschultheißen Bub&comma; als Bauer und Bäuerin verkleidet&comma; darin aufgestellt werden&period; »Es ist immer gewagt&comma; wenn man Kinder mit hineinzieht&comma;« sagte der Stadtschultheiß&comma; »wenigstens so kleine&period; Ich war nicht dafür&comma; aber die andern um so mehr&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Es wird auch nett aussehen und Freude machen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenigstens euch Müttern&comma;« sagte Römer&period; »Aber nun muß ich gehen&period; Solange es noch ein wenig ruhig ist auf dem Rathaus&comma; will ich mir meine Rede zurechtlegen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Zur Begrüßung am Bahnhof&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Da genügen einige Worte&comma; aber bei Tisch habe ich die Hauptrede&comma; und auf dem Ausstellungsplatz die Eröffnungsrede&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Drei Reden&excl; Du bist ein geplagter Mann&excl;« sagte die Frau freundlich&comma; sie sah aber stolz zu ihm auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ein geplagter Mann&comma;« wiederholte der kleine Hans mit ebensoviel Gefühl&comma; wie es die Mutter gesagt hatte&period; Ihm gefiel dieser neue Ausdruck&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ehe der Stadtschultheiß sich auf das Rathaus begab&comma; machte er den Umweg über den Rasenplatz&comma; auf dem die landwirtschaftliche Ausstellung schon allerhand Leute herbeigezogen hatte&comma; die sich die Maschinen besahen&comma; während vom Land herein von jeder Gattung Vieh besonders schöne Stücke zugetrieben wurden&period; Da gab es noch manche Frage zu beantworten&comma; manche Einrichtung zu beanstanden und Befehle zu erlassen&comma; bis unser Stadtschultheiß auf das Rathaus kam&comma; wo auch schon allerlei Leute mit verschiedenen Anliegen auf ihn warteten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Inzwischen hatte seine Frau daheim an alles gedacht&comma; was zu ihres Mannes festlichem Gewand gehörte&colon; Da lag der Frack bereit&comma; die weiße Binde&comma; die Handschuhe und der hohe schwarze Zylinderhut&period; Mit der Post traf richtig der bestellte Strauß ein&semi; sorgfältig wurde er aus der Schachtel genommen&semi; der kleine Hans und die große Anne waren so entzückt bei dem Anblick der Blumen&comma; daß auch die junge Frau zufrieden war&comma; obwohl sie noch etwas Schöneres und Größeres erwartet hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Um zehn Uhr kam der Stadtschultheiß wieder&period; »Julie&excl;« rief er noch auf der Treppe&comma; und der Ton&comma; in dem er sie rief&comma; fiel seiner Frau nicht angenehm auf&period; Er nahm sich kaum die Zeit zum Gruß&comma; als sie ihm entgegen kam&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Warum ist das Holz neben unserem Haus nicht weggekommen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Hätte es denn wegkommen sollen&quest; Es ist ja ganz ordentlich aufgeschichtet&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber du weißt das doch&semi; die Straßen sollen frei sein&period; Allen Leuten&comma; die Holz vorn an das Haus aufgeschichtet hatten&comma; ist anbefohlen worden&comma; es wegzuräumen&period; Hat der Polizeidiener dir nichts gesagt&quest; Anne&excl;« Die Anne in der Küche hatte das Gespräch schon gehört&comma; sie kam nur ungern zum Vorschein&period; »Hat der Polizeidiener nichts gesagt wegen des Holzstoßes am Haus&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Er hat wohl neulich so etwas gesagt&comma; aber weil unser Holz doch noch so naß ist und weil es so ordentlich aussieht –«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gehen Sie augenblicklich und holen Sie Tannenwedel und decken Sie den Holzstoß damit vollständig zu&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wo bekomme ich wohl die Wedel&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das können Sie selbst erfragen&period;« Das Mädchen lief fort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es macht sich nicht gut&comma; wenn ich von andern verlange&comma; daß sie wegräumen&comma; und vor meinem eigenen Haus bleibt die Sache liegen&period; Eine rechte Stadtschultheißin muß ein gutes Beispiel geben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber du hast mir nichts davon gesagt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe es nicht gesehen&comma; weil ich gewöhnlich von der andern Seite herkomme&period;« Der Stadtschultheiß kam ins Zimmer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Papa&comma; sieh dort oben die schönen Blumen&comma;« rief Hans&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Römer besah die Blumen&period; »Das soll der Empfangsstrauß sein&quest;« sagte er&comma; »das ist ja gar nicht möglich&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wieso&quest;« fragte die Frau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So sieht doch nicht ein Strauß aus für zwanzig Mark&semi; der ist ja unbrauchbar&comma; warum hast du mir denn das nicht gleich sagen lassen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Den Preis wußte ich ja nicht&period; Klein ist er mir auch vorgekommen&comma; aber doch ganz hübsch&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber Julie&comma; das ist doch kein Strauß&comma; wie man ihn einer Prinzessin überreicht&excl; Wo ist denn die Rechnung&quest; Nun ja&comma; da siehst du es ja – zwei Mark statt zwanzig Mark&period; Also eine Verwechslung&period; Daß du aber so etwas nicht bemerkst&comma; ist mir unbegreiflich&excl; Überreichen kann ich das nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Warum denn nicht&quest;« fragte begütigend Frau Römer&comma; »die Prinzessin ist noch jünger als ich&comma; sie wird nicht so genau wissen&comma; wie der Strauß aussehen sollte&period; Sie wird denken&colon; So macht man sie in kleinen Städten&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; wenn alle Menschen diese Dinge so harmlos nähmen und die Prinzessin so wenig verstünde wie du&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Noch einmal sah der Stadtschultheiß prüfend die Blumen an&colon; »Fort mit&comma; geht unmöglich zum feierlichen Empfang&period; Lieber gar nichts&comma; als etwas Geringes&period; Schicke den Strauß in den Gasthof&comma; dort ist er verwendbar&period; Und nun sieh&comma; daß ich ein wenig Ruhe habe&comma; mir meine Rede zu überlegen&semi; auf dem Rathaus war keine Möglichkeit dazu&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Stadtschultheiß begab sich in das abgelegenste Zimmerchen der Wohnung&comma; in das stille Gastzimmer&semi; der kleine Hans wurde zu Anne hinuntergeschickt&comma; die inzwischen einen ganzen Arm voll Tannenzweige herbeigeschleppt hatte und sich bemühte&comma; das an der Hausmauer aufgeschichtete Holz damit zu verdecken&period; »Behalte den Kleinen&comma; Anne&comma; mein Mann will Ruhe haben&comma;« sagte die junge Mutter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kaum ein paar Minuten vergingen&comma; da kam ein Polizeidiener auf das Haus zu&period; »Ist der Herr Stadtschultheiß droben&quest;« fragte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma;« sagte Anne zögernd und ebenso zögernd bejahte es droben die junge Frau&period; »Ich habe zu melden&comma; daß die Wäscherin Matzbeck Wäsche aufhängt an der Bahnhofstraße&comma; und möchte den Herrn Stadtschultheiß fragen&comma; ob das zu beanstanden ist&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Mein Mann ist an der Arbeit&comma;« sagte die Frau&comma; »können Sie der Wäscherin nicht gute Worte geben&comma; daß sie das lassen soll bis morgen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Frau Stadtschultheiß&comma; die Matzbeck ist eine brutale Person und ehe man sich mit ihr einläßt&comma; ist’s besser&comma; daß man weiß&comma; wie der Herr Stadtschultheiß darüber denken&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Leise trat die junge Frau bei ihrem Mann ein&period; »Nur einen Augenblick&comma;« sagte sie&comma; und berichtete von des Polizeidieners Meldung&period; »Sage dem Polizeidiener&comma; die Straßen seien sonntäglich zu halten&comma; hat er es doch selbst ausgeschellt&period; Am Sonntag wird keine Wäsche aufgehängt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Mit diesem Bescheid zog der Polizeidiener ab&period; Auf der Treppe begegnete ihm der Ratsdiener&comma; ein würdiger älterer Mann&period; Auch er wollte den Stadtschultheißen sprechen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es muß wohl jetzt sein&quest;« fragte die Frau Stadtschultheiß&period; »Ja&comma; dringend&period; Der Schultheiß von N&period; hat sagen lassen&comma; daß ein Wagen voll Pulver durch unsere Stadt kommen werde&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Schadet denn das etwas&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der ergraute Ratsdiener sagte fast herablassend&colon; »Ja&comma; Frau Stadtschultheiß&comma; ein Wagen Pulver und Prinzen und Feuerwerk im Städtchen paßt nicht zusammen&period; Bitte melden Sie es dem Herrn Stadtschultheiß&period;« Wieder öffnete die junge Frau sachte die Tür des Gastzimmerchens&period; Etwas gereizt wurde sie da empfangen&period; »Wenn du die Türe auch leise aufmachst&comma; das hilft mir nichts&comma; ich werde doch aus meinem Gedankengang gerissen&period; Was gibt es schon wieder&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Amtsdiener ist da wegen eines Pulverwagens&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Stadtschultheiß warf sein Merkbüchlein beiseite und eilte hinaus&period; Diese Meldung schien ihm wichtiger als die von der Wäsche&comma; er hörte sie selbst an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Pulverwagen darf heute nicht hier durchkommen&comma;« war sein Bescheid&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Er ist aber schon unterwegs&comma; man kann keine Nachricht mehr geben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Schicken Sie ihm einen Eilboten entgegen mit polizeilichem Verbot&period; Er darf heute auf drei Stunden im Umkreis der Stadt nicht nahe kommen&period; Ich schreibe sofort den Befehl&period;« Als der Gerichtsdiener mit diesem Schreiben abgezogen war&comma; sagte die Frau Stadtschultheiß&colon; »Weil du nun doch schon aus deinem Gedankengang gekommen bist&comma; laß dich nur schnell fragen&colon; könnte man nicht den Strauß in die Bauernstube schicken&comma; daß ihn Hans als Bauernjunge der Prinzessin überreicht&quest; Das wäre doch sicher reizend&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn du nur immer den Jungen vorschieben kannst&comma; bist du schon glücklich&period; Mir dagegen kommt es immer sicherer vor&comma; Kinder aus dem Spiel zu lassen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber liebster Mann&comma; die Prinzessin ist doch nicht wie du&period; Einer jungen Frau macht das sicher Spaß&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Kann sein&comma; mach es so&comma; aber nun laß mich nur noch eine halbe Stunde in Ruhe&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ach wie gerne hätte sie das getan&comma; aber einen Augenblick später sah sie schon wieder den Polizeidiener aufs Haus zukommen&period; Es war derselbe&comma; der schon einmal wegen der Wäsche&comma; die aufgehängt wurde&comma; da war&period; Richtig&comma; da kam er schon die Treppe herauf&period; »Die Wäscherin Matzbeck&comma;« meldete er nun&comma; »hat erklärt&comma; es könne ihr niemand verwehren&comma; bei dem schönen Wetter ihre Wäsche aufzuhängen&period; Die Frau Stadtschultheiß habe ja auch das Holz vor dem Haus nicht weggeräumt&comma; so streng werde es also nicht genommen&period; Was Lumpen und dergleichen seien&comma; wolle sie hinten hin hängen&comma; aber ihre schöne Wäsche nehme sie keinem Prinzen zuliebe ab&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach Hagemann&comma;« sagte die Frau Stadtschultheiß&comma; »können Sie denn nicht der Frau sagen&comma; sie dürfe ihre Wäsche in meinem Garten hinter dem Haus aufhängen&quest; Wir können doch meinen Mann nicht noch einmal wegen der Wäsche fragen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Die tut’s eben nicht&excl; Die kennen Sie schlecht&comma; wenn Sie meinen&comma; daß die jetzt nachgibt und die Wäsche wieder abzieht und in der Frau Stadtschultheiß Garten aufhängt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; so soll sie hängen bleiben&comma; geht denn das nicht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn der Herr Stadtschultheiß die hohen Herrschaften am Bahnhof abholt und vorbeifährt und sieht das&comma; dann fällt die Schuld auf mich&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So gehen Sie selbst zu meinem Mann&comma; ich mag ihn nicht schon wieder stören&comma;« sagte die junge Frau und führte den Polizeidiener durch Wohn- und Schlafzimmer bis an das Gaststübchen&comma; wo auf das Klopfen ein sehr deutliches »Herein&excl;« erfolgte&period; Sie hörte&comma; wie der Mann seinen Rapport machte&semi; ach&comma; auch die Bemerkung&comma; daß sie Holz vor dem Haus hatten&comma; wiederholte er&semi; wäre sie lieber selbst zu ihrem Mann gegangen&comma; das hätte sie gewiß weggelassen&excl; Und nun hörte sie ihren Mann mit starker Stimme sagen&colon; »Die Matzbeck hat die Wäsche binnen einer Viertelstunde vollständig abzuziehen&comma; widrigenfalls die Polizei das Abziehen besorgt&period; Verstanden&quest; Sie haben für die Ausführung zu sorgen&period; Was das Holz vor meinem Haus betrifft&comma; so ist das auf der Seite&comma; nicht vorn&comma; und wird überdies so mit Grün überdeckt&comma; daß es zum Schmuck dient&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Polizeidiener ging seiner Wege&period; Die Frau Stadtschultheiß folgte ihm die Treppe hinunter und überzeugte sich&comma; ob der Holzstoß wirklich zum Schmuck diene&period; Ja&comma; Anne hatte ihre Sache gut gemacht&comma; und Hänschen hatte noch einen Wedel abbekommen&comma; mit dem er nun fröhlich die Treppe hinaufging&period; Fast gleichzeitig kam wieder ein Störenfried&period; Der junge Schreiber war es&comma; der auf dem Rathaus verwendet wurde&period; In ein paar Sätzen kam er die Treppe herauf gesprungen und fragte eilfertig&colon; »Ist der Herr Stadtschultheiß da&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; aber er ist nicht zu sprechen&period; Was wollen Sie denn&comma; Meyer&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Vorstand des landwirtschaftlichen Vereins hat mich geschickt von der Wiese draußen&period; Der Knecht vom Weidenhof hat zur Viehausstellung einen Stier gebracht nur am Strick&semi; er will ihm keine Kette anlegen&comma; wie’s doch vorgeschrieben ist&comma; weil er sagt&comma; das Tier sei’s nicht gewöhnt und werde wild&period; Der Vorstand hat mich schnell hergeschickt&comma; er fürchtet&comma; es könnte ein Unglück geben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was meint denn der Vorstand&comma; daß man tun soll&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Er meint&comma; man soll sogleich den Herrn Stadtschultheiß fragen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Diesmal trat die junge Frau laut bei ihrem Mann ein&period; »Wenn du nur die Rede früher studiert hättest&comma;« sagte sie&comma; »am letzten Morgen ist doch keine Ruhe&excl; Nun ist wieder etwas los mit einem Stier&comma; soll ich ihn hereinlassen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Den Stier&quest; Du scheinst schon in so grimmiger Laune zu sein&comma;« sagte der Mann&comma; »hast aber keine Ursache dazu&comma; wo du doch gar keine Unannehmlichkeiten von der Sache hast&excl; Übrigens war bis gestern bestimmt&comma; daß der Oberamtmann die Festrede halten solle&comma; und erst heute ließ er mir sagen&comma; daß er sich zu unwohl fühle&comma; sonst wäre ich nicht so spät daran&period; Daß du auch noch schlechter Laune bist&comma; das fehlte gerade noch an diesem Tage&comma; das ist doch sonst nicht deine Art&period;« Er ging hinaus und hörte den Bericht wegen des Stiers&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Knecht hat sofort dem Stier die vorschriftsmäßige Kette anzulegen&comma; wobei ihm in der Stallung die nötige Hilfe vom Schlachtmeister geleistet werden soll&period; Widersetzt er sich&comma; so ist der Knecht in Arrest abzuführen&comma; der Stier von der Ausstellung auszuschließen und im Stall anzuketten&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Stadtschultheiß ging nicht mehr in das Gaststübchen zurück&period; »Es ist besser&comma; ich kleide mich jetzt an&comma;« sagte er&comma; »und gehe wieder aufs Rathaus&comma; dort ist es noch ruhiger als daheim&period;« Er verschwand im Schlafzimmer&comma; wo sein Festgewand hergerichtet war&period; Aber etwas fehlte doch&period; Nach einer Weile ertönte seine Stimme&colon; »Julie&comma; wo ist meine weiße Halsbinde&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Römer&comma; die eben ihrem kleinen Mädelein die Flasche reichte&comma; rief&colon; »Auf dem Tisch bei deinem Hut und den Handschuhen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; da ist sie nicht&period; Könntest du nicht einmal kommen&quest; Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Schnöde wurde der Kleinen die Flasche vom Munde genommen&comma; die Mutter sprang auf&comma; lieber sollte das Kind warten als der Mann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Die Binde muß da liegen&comma; ich habe sie doch hingelegt&comma; ist sie denn vielleicht hinter das Schränkchen gerutscht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun ging ein Suchen an&comma; das immer ungemütlicher wurde&comma; dazu schrie die Kleine zum Erbarmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So gib mir die andere&comma; die du mir gestern gezeigt hast&comma;« sagte Römer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Die war dir ja zu alt und abgewetzt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So schlimm war sie ja nicht&comma; gib sie nur her&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Die ist jetzt nicht mehr vorhanden&period; Ich schicke aber Anne in den Laden&comma; in fünf Minuten ist sie wieder da&period;« Und hinaus rannte die Frau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Anne&comma; schnell&comma; spring so schnell du springen kannst&comma; zu Geschwister Keller&semi; eine weiße Halsbinde für meinen Mann&comma; ich zahle sie morgen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Anne flog nur so davon&period; Die Mutter erbarmte sich inzwischen der schreienden Kleinen&comma; wahrhaftig&comma; Tränen standen dem kleinen Wesen im Auge&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wo hast du denn aber die alte Binde hingebracht&quest;« fragte der Stadtschultheiß&semi; »findest du denn auch diese nicht&quest; Das ist aber eine Unordnung&excl;« Nun kam das Geständnis&colon; »Die alte habe ich dem Bubi geschenkt&comma; der hat sich damit geschmückt und soviel Spaß daran gehabt&period;« Der Mann sagte gar nichts mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun kam atemlos Anne zurück&period; Frau Römer hörte sie kommen und eilte ihr entgegen&comma; mochte immerhin die Kleine wieder eine Pause im Trinken machen&period; »Fräulein Keller hat keine Binden mehr&comma; sie habe eigens ein halbes Dutzend für den heutigen Tag kommen lassen&comma; aber sie seien alle weggegangen&comma;« berichtete Anne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und im andern Geschäft&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Fräulein Keller meint&comma; da gäbe es keine&period; Aber sie hat gesagt&comma; wenn der Herr Oberamtmann&comma; der gestern schon unwohl war&comma; heute nicht besser sei&comma; so schicke die Frau Oberamtmann die Halsbinde wieder zurück&comma; die sie gekauft habe&semi; das habe sie sich gleich ausbedungen&period; Und nun meint Fräulein Keller&comma; ich soll bei Frau Oberamtmann anfragen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Natürlich sollst du&comma; Anne&comma; wärst du doch gleich hingesprungen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Als Frau Römer wieder zu ihrer Kleinen zurückkehren wollte&comma; sah sie ihren Hans&comma; der mit dem Tannenwedel in der Hand&comma; die weiße Binde um den Hals&comma; militärisch auf dem Gang auf und ab spazierte und dabei laut vor sich hinsang&colon; »Ich bin ein geplagter Mann&period;« Er nahm sich so drollig aus&comma; der kleine Mann mit seinen dicken roten Bäckchen&semi; heute hatte sie noch kaum einen Blick gehabt für ihren Bubi&comma; sie nickte ihm zu und sah ihn an&period; War wohl im äußersten Notfall die alte Binde auch jetzt noch zu brauchen&quest; »Laß sehen&comma; Bubi&excl;« Aber was war denn das&quest; Die Binde sah ja schöner aus als gestern&period; Das war gar nicht die alte – keine Frage&comma; Hans hatte die neue erwischt&excl; Aber sie war noch rein&comma; noch unverdorben&period; Rasch machte sie sie los unter dringenden Fragen&comma; wie Hans dazu gekommen sei&quest; Genommen hatte er sie&comma; weil er die andere nicht mehr fand&period; »Bitte&comma; Mama&comma; gib mir dafür eine andere&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie war aber ungnädig&comma; die Mama&comma; einen Klaps gab sie ihm&comma; weiter nichts&comma; und eilte an dem weinenden Töchterchen vorbei rasch zu ihrem Mann&period; »Da ist die Halsbinde&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wo war sie denn&quest;« Die Mama wollte des Vaters Zorn nicht auf des Kleinen Haupt laden&period; »Entschuldige&comma;« sagte sie&comma; »ich höre jemand kommen&period;« Ein Mädchen war draußen&period; »Höfliche Empfehlungen von Fräulein Keller und sie habe doch noch ins andere Geschäft geschickt&comma; und da seien zwei Binden zur Auswahl&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; so&comma; das ist ja recht freundlich&comma; ich lasse danken&period;« Und nun kam Anne schnaufend daher&colon; »Der Herr Oberamtmann befinden sich schlechter und können nicht ausgehen&period; Frau Oberamtmann schickt die beiden Halsbinden&comma; die sie zur Auswahl genommen habe&period;« Nun waren genug weiße Binden im Haus&period; Die Frau Stadtschultheiß ließ sich’s aber nicht merken&period; »Das ist recht&comma; Anne&comma;« sagte sie&comma; »du glühst ja ganz&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist bloß von der Hitze&comma;« antwortete das gute Mädchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Setze dich zu der Kleinen ans Bettchen&comma; ruhe dich ein wenig aus&semi; gib ihr die Flasche vollends&comma; wenn die Milch nicht zu kalt geworden ist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Anne ging zu dem Kind&period; »Sie schläft ja&comma;« sagte sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&quest; Hat sie die Hoffnung aufgegeben&comma; da hat sie recht&semi; es ist eine verständige Tochter&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Stadtschultheiß kam nun im festlichen Anzug zum Vorschein und schickte sich an zu gehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wann kommst du wieder&quest;« fragte seine Frau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß nicht&period; Um elf Uhr Empfang&comma; dann auf die Wiese zur Ausstellung&semi; um zwölf Uhr etwa in die Bauernstube – da sehen wir uns wohl einen Augenblick&semi; um ein Uhr Festessen&comma; dann Preisverteilung auf der Wiese&period; Mit einbrechender Dunkelheit Stadtbeleuchtung – dazu wird dir ja unser Hausherr helfen&semi; dann Felsenbeleuchtung&semi; sodann Abfahrt des Prinzen und der Prinzessin&period; Zum Abendessen haben wir Herren uns in den Schwan verabredet&period; Es kann spät werden&comma; ich will den Hausschlüssel mitnehmen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Kürzer als sonst&comma; wenn es sich um einen ganzen Tag handelte&comma; verabschiedete sich Römer&period; Seine Frau wußte nicht recht&comma; war er nur ganz mit seinen Gedanken beschäftigt oder war er nicht recht zufrieden mit ihr&period; Sie jedenfalls war mit sich selbst nicht zufrieden&semi; er hatte sich heute morgen vom Rathaus heimgeflüchtet und hatte zu Hause nur Verdruß gehabt&comma; das ging ihr nach und bedrückte sie&period; Kurz vor elf Uhr fuhren die Wagen am Haus vorbei&comma; die die Gäste abholen sollten&semi; in einem saß ihr Mann&comma; er war im Gespräch mit einem anderen Herrn und sah nicht herauf nach dem Fenster&comma; an dem seine Frau stand&comma; mit der Kleinen auf dem Arm&comma; und ihm gern einen Gruß zugewinkt hätte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Gegen zwölf Uhr machte sie sich mit Hans auf den Weg nach der Bauernstube&period; Sie begegneten dem Polizeidiener Hagemann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie ist es denn heute morgen mit der Wäscherin gegangen&quest;« fragte sie ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie ich komme und richte aus&comma; daß die Wäsche polizeilich abgezogen werden soll&comma; sagt die Matzbeck zu mir&colon; ›Was wollen Sie denn&quest; Die Wäsche ist ja schon trocken&comma; die muß ich so wie so abziehen‹&comma; und sie hat sie heruntergenommen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist die wirklich so schnell getrocknet&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Bewahre&comma; Frau Stadtschultheiß&comma; die Matzbeck hat nur so gesagt&comma; wie sie den Ernst gemerkt hat&comma; weil halt die Weiber immer recht behalten müssen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>In dem Gemach&comma; das als Bauernstube eingerichtet war&comma; hatten sich einige Damen versammelt&comma; denen der Vorzug zuteil werden sollte&comma; das junge prinzliche Ehepaar zu sehen&period; Unter ihnen war als jüngste unsere Frau Stadtschultheiß mit ihrem kleinen Jungen&comma; der sich ganz prächtig in bäuerlicher Tracht ausnahm&period; Er stand nahe dem Fenster hinter seiner kleinen Bäuerin&comma; dem Töchterlein des Oberamtmanns&comma; das man an einen Spinnrocken gesetzt hatte&semi; es war ein nettes Pärchen&period; Eine der anwesenden Damen&comma; die Frau eines Fabrikbesitzers&comma; die in jungen Jahren als Erzieherin im Hause der Prinzessin angestellt war&comma; gab den Kindern Verhaltungsmaßregeln&comma; wie sie beim Eintritt der Gäste knicksen sollten und wie Hans dann&comma; wenn sie ihm einen Wink gäbe&comma; der Prinzessin den Strauß überreichen sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Hintergrund des Zimmers stand ein riesiger Kleiderkasten und neben diesem&comma; unter der geöffneten Türe eines Nebengemachs&comma; hielten sich die Damen auf&comma; um den Eindruck der Bauernstube nicht zu stören&period; Den Müttern des Pärchens war es nicht behaglich zumute&comma; um so mehr als die Kinder anfingen&comma; ungeduldig und mißmutig zu werden&comma; und Frau Römer dachte daran&comma; was ihr Mann von der Unsicherheit der kleinen Kinder gesagt hatte&period; Heute wäre es ihr ganz besonders leid gewesen&comma; wenn ihr Hans irgend welche Störung verursacht hätte&period; Nun hörte man die Erwarteten kommen&semi; rasch zogen sich die Damen zurück&comma; nur die Frau des Fabrikbesitzers als persönliche Bekannte der Prinzessin hielt sich in der Nähe der Kinder&comma; grüßte nun mit einer tadellosen Verbeugung die Eintretenden und wurde auch von der jungen Prinzessin sofort erkannt und begrüßt&period; Hinter den hohen&comma; jugendlichen Gestalten des Prinzen und seiner Gemahlin erschienen als Begleiter mehrere Herren&comma; worunter der Stadtschultheiß und der Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins&comma; der nun auf alle Eigentümlichkeiten der schwäbischen Bauernstube aufmerksam machte&period; »Einige Damen&comma;« sagte er&comma; indem er in den Hintergrund deutete&comma; »haben sich besonders bemüht um die getreue Ausstattung und haben auch echte kleine Bewohner gestellt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Prinzessin näherte sich freundlich den Kindern&comma; der Prinz folgte&comma; an seiner Seite der Stadtschultheiß&period; »Was stellst du denn vor&quest;« fragte die Prinzessin das kleine Mädchen&comma; sich freundlich zu ihr beugend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich bin eine Bäuerin von der schwäbischen Alb&comma;« antwortete die Kleine mit höflichem Knicks&period; »Und du&quest;« fragte sie&comma; sich Hans zuwendend&period; Der sah sehr ernsthaft zu der schönen jungen Frau auf und antwortete mit tiefer Empfindung&colon; »Ich bin ein geplagter Mann&period;« Über diese unverhoffte Antwort entstand große Heiterkeit&period; Der Prinz lachte laut und herzlich und sagte dann&comma; zu Römer gewandt&colon; »Da muß man unwillkürlich fragen&comma; was ist denn der Papa dieses Kleinen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Römer sagte lächelnd&colon; »Er ist hier Stadtschultheiß&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das läßt allerlei Schlüsse zu&comma;« entgegnete heiter der Prinz&semi; »ja&comma; ja&comma; an dieser Äußerung bin ich vielleicht gar nicht ganz unschuldig&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Hans hielt noch immer seinen Strauß&comma; obwohl er schon leichte Winke von verschiedenen Seiten bekommen hatte&period; Die Dame&comma; die hinter ihm stand&comma; merkte&comma; daß sie deutlicher werden mußte&period; »Hans&comma;« sagte sie&comma; »du willst ja deinen Strauß der Frau Prinzessin geben&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Oder vielleicht der Mama&quest;« rief der Kleine und sprang lustig durchs Zimmer auf seine Mutter zu&comma; die sich ganz bescheiden hinter die älteren Damen zurückgezogen hatte&period; So war denn richtig die Störung eingetreten&period; Was tun&quest; Eine Unterhandlung konnte Frau Römer nicht mit dem Kind anfangen&comma; so folgte sie einer raschen Eingebung&comma; nahm den Strauß aus der Kinderhand&comma; trat mit Hänschen vor und sagte bittend zur Prinzessin&colon; »Wollen Sie die Blumen wohl von mir annehmen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja gewiß&comma; gern&comma;« sagte die Prinzessin liebenswürdig&comma; »was haben Sie für einen prächtigen Jungen&comma; er hat uns den größten Spaß gemacht&comma; der kleine geplagte Mann&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Noch ein paar Minuten verweilten die Gäste&comma; dann verließen sie die Stube&semi; der ganze Aufenthalt hatte vielleicht zehn Minuten gedauert und wieviel Arbeit und Überlegung hatte die Herstellung der Bauernstube gekostet&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Frauen blieben allein mit den Kindern zurück&period; Lebhaft wurde das Vorgefallene besprochen&period; »Es hat sich alles ganz gut gemacht&comma;« entschied schließlich die ehemalige Erzieherin als Sachverständige&comma; »nur das eine war ein faux pas&comma; liebe Frau Stadtschultheiß&comma; Sie hätten sagen müssen&colon; ›Wollen Königliche Hoheit die Blumen annehmen‹&semi; wollen ›Sie‹ ist doch gar zu vertraulich&period; Aber die Prinzessin wird es Ihnen nicht nachtragen&comma;« setzte sie begütigend hinzu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der jungen Frau Römer war es beklommen zumute&period; Wie die prinzlichen Hoheiten über sie dächten&comma; das war es nicht&comma; was sie bekümmerte&comma; aber ob ihr Mann über sie und das Kind ärgerlich war&quest; Als sie mit ihrem kleinen Bauernjungen in diesen Gedanken heimging&comma; sagte sie sich&comma; daß am Abend die schöne Beleuchtung ihres Hauses alles wieder gut machen müsse&period; Ihr Mann sollte es sehen&comma; wenn er mit dem Prinzen vorbeifuhr&comma; daß sie doch ein Gefühl dafür hatte&comma; was der richtigen Stadtschultheißin geziemte&comma; trotz des Holzstoßes vor dem Haus&comma; trotz des Zwischenfalls in der Bauernstube&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dreihundert kleine irdene Schälchen hatte sie sich beim Seifensieder mit Unschlitt füllen lassen und nun machte sie sich daran&comma; jedem einzelnen Döchtchen einen Tropfen Petroleum zu geben&comma; denn vom Seifensieder hatte sie gehört&comma; daß sie auf diese Weise am leichtesten anzuzünden wären&period; Ja&comma; von ihr aus war alles bereit&comma; wenn sich nur endlich der Schreiner gezeigt hätte&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Nachmittag rückte vor&comma; dreimal hatte sie Anne hinuntergeschickt und jedesmal hatte diese die Antwort gebracht&comma; Herr Wahl werde jetzt gleich kommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich ging sie selbst hinunter&period; »Aber Frau Wahl&comma; was ist denn mit Ihrem Mann&quest; Warum kommt er denn nicht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Frau versicherte&comma; daß sie ihn seit zwei Stunden erwarte&period; Sie wollte sich jetzt aber selbst auf den Weg machen&comma; ihren Mann zu suchen&period; Es dauerte gewiß eine Stunde&comma; bis sie ihn endlich brachte&comma; aber er war in schlimmer Verfassung&period; Mit schwerer Zunge versicherte er&comma; daß er die Sache gleich besorgen werde&period; Wieder verstrich eine Weile&comma; da kam seine Frau herauf und sagte beschämt&colon; »Es ist meinem Mann nicht gut&comma; er hat sich aufs Bett gelegt&semi; es wird auch besser sein&comma; er schläft ein wenig&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Unsere junge Frau war so entrüstet&comma; daß sie kein Wort mehr für die Hausfrau hatte&semi; auf den Schreiner mußte sie ja doch verzichten&period; »Anne&comma;« sagte sie&comma; »was tun wir jetzt&comma; wer kann uns helfen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß&comma; was wir tun&comma;« sagte Anne&period; »Ich steige selbst auf die Leiter&comma; wenn’s dunkel wird und die Leute es nicht so bemerken&period; Ich will nur erst einmal nach der Leiter sehen&comma; ob die wenigstens imstand ist&period;« Hinter dem Haus&comma; an dem Holzschuppen war sie aufbewahrt&period; Anne schleppte sie herbei&comma; Frau Römer sah vom Fenster aus zu&period; Nun lehnte die Leiter am Haus&period; »Sie ist ja zu kurz&excl;« rief Anne herauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Freilich&comma; das habe ich immer gefürchtet&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was machen Sie denn da&quest;« fragte der Bäcker&comma; der gegenüber wohnte und neugierig herbeikam&period; Frau Römer schöpfte Hoffnung&period; Der Mann konnte vielleicht helfen&period; Sie von oben und Anne von unten legten ihm den Plan dar&period; Die Lichter sollten an dem vorspringenden Sims&comma; der die Front des Hauses schmückte&comma; angebracht werden&period; »Hat das der Herr Stadtschultheiß angeordnet&quest;« fragte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; ich möchte es ja zu seiner Überraschung tun&period;« Der Mann schüttelte den Kopf und schwieg&period; Unsere junge Frau oben sah das&comma; und wahrhaftig stampfte sie ein wenig mit dem Fuß&comma; – ihre Ungeduld war zu groß&period; »Die Leute hier sind doch unausstehlich langweilig und schwerfällig&comma;« dachte sie&comma; »hätte ich nur meine Hamburger hier&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Frau Stadtschultheiß&comma;« rief von unten der Bäcker&comma; »wenn ich etwas sagen darf&comma; dann rate ich Ihnen&comma; lassen Sie das bleiben&period; Erstens hängen die Fahnen über dem Sims und könnten Feuer fangen&comma; und zweitens ist’s auch zugig an der Ecke&comma; der Wind bläst doch alles aus&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Was war dagegen vorzubringen&quest; Frau Römer schwieg&period; Aber Anne ergab sich nicht so schnell&period; »O Herr Breitling&comma;« sagte sie&comma; »Sie wollen nur nicht&period; Die Fahnen könnte man einziehen&comma; wenn’s Nacht wird&comma; und wie sollten denn die Lichter auslöschen&comma; da könnte ja kein Mensch beleuchten&period; Gehen Sie zu&comma; helfen Sie uns auch ein wenig&comma; hole ich doch alle Tage die Wecken bei Ihnen und am Sonntag die Brezeln&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Mann sagte darauf gar nichts&comma; zog sein Feuerzeug aus der Tasche und zündete ein Streichhölzchen an – im Nu war es vom Wind ausgeblasen&period; »Glauben Sie’s jetzt&quest;« sagte er&comma; »in der Fensternische&comma; da geht’s&comma; da sind die Lichter geschützt&comma; aber&comma; frei längs der Hausmauer&comma; da löschen alle aus&period; Helfen tät ich gern&comma; daran fehlt’s nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Einen Augenblick war es stille&period; »Anne&comma; trage die Leiter an ihren Platz&comma;« ließ sich nun von oben eine bekümmerte Stimme vernehmen&comma; und das Fenster wurde geschlossen&period; Heute wollte doch auch gar nichts gelingen&excl; Zum Weinen war es der jungen Frau&comma; als sie ihre dreihundert Lämpchen sah&period; Sie hatte es sich etwas kosten lassen&excl; Wie schön hatte sie es sich ausgemalt&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Anne kam herein&period; »Das sind Leute&comma;« sagte sie&comma; »der Schreiner und der Bäcker&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gegen den Bäcker will ich nichts sagen&comma; aber der Schreiner&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; der Schreiner&comma; über den entlud sich nun der ganze Zorn&comma; denn einen Sündenbock will der Mensch haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es wurde dunkel&period; Da und dort zündeten Leute schon Lämpchen an&period; Ein kühler Abendwind erhob sich&period; »Wir haben wenigstens viele Fenster&comma;« sagte Frau Römer&comma; »und Lichter für beide Stockwerke&period;« Und nun fing sie oben im Dachstock an den Kammern an und stellte einstweilen die Lämpchen vor die Fenster&comma; eines dicht ans andere&semi; es war ja keine Gefahr&comma; daß sie nicht reichten&period; Dann ebenso an allen Fenstern des ersten Stockwerks&period; In der Ferne hörte man ein Knattern und Knallen von Raketen&comma; und die großen Felsen&comma; die das Städtchen auf einer Seite umsäumten&comma; erglänzten in bengalischer Beleuchtung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt war es Zeit zum Anzünden&period; Anne wurde hinaufgeschickt&comma; es in der Kammer zu besorgen&semi; unten wollte es Frau Römer tun&period; Aber der Wind&comma; der Wind&excl; Kaum brannten zwei&comma; drei Flämmchen&comma; so kam der starke Luftzug und blies sie aus&period; Und gerade auf der Seite des Eckhauses&comma; die freistand und die von weiter Ferne beim Hereinfahren von den Felsen den Gästen ins Auge fallen mußte&comma; gerade auf dieser Seite löschten beharrlich die schwachen Flämmchen aus&period; Wie war es denn wohl in den andern Häusern&quest; Die junge Frau lehnte sich hinaus und sah an der Häuserreihe hinunter – schön beleuchtet glänzte sie ihr entgegen&comma; Licht an Licht&period; Sie meinte es wenigstens&comma; denn daß auch an den anderen Häusern viele Lichter wieder verlöscht waren&comma; konnte sie nicht erkennen&semi; sie sah nur&comma; was brannte&comma; und das war freilich mehr als an diesem ausgesetzten Punkt&period; Jetzt kam auch Anne verzweifelt herunter&period; »Droben verlöschen sie alle&excl; wie ist’s denn unten&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ebenso&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Meines brennt&comma;« rief vergnügt der kleine Hans&comma; der vor einem angezündeten Lämpchen stand&comma; das auf dem Tisch hell brannte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; im Zimmer&comma; das glaube ich gern&comma;« sagte Anne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Anne&comma; ich weiß&comma; wie wir es machen&comma; wir stellen sie herein auf den inneren Fenstersims&excl;« rief jetzt Frau Römer&semi; »schnell&comma; geh hinunter vors Haus und sieh&comma; wie es sich ausnimmt&comma;« und während das Mädchen hinuntersprang&comma; legte sie ein paar Bücher auf den inneren Sims des geschlossenen Fensters und stellte die Lichter hoch&period; Anne kam wieder&colon; »Prächtig sieht’s aus&comma; kein Mensch bemerkt&comma; daß die Lichter nicht außen stehen&comma; die Fenster sind ja alle frisch geputzt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt ging es ans Werk&period; »Hans&comma; bring alle deine Bausteine herbei&comma; schnell&comma; schnell&excl;« und mit Bausteinen und Büchern wurden nun sämtliche Fenstersimse so hoch belegt&comma; daß die Lichter durch die Scheiben sichtbar wurden&period; Und dann wurden sie angezündet&period; Ob es nun wohl ging&quest; Unsere junge Frau hätte sich ja nicht gewundert&comma; wenn heute Lämpchen und Zündhölzer ihren Dienst versagt hätten&period; Aber sie brannten so gutmütig an&comma; stellten sich ganz unschuldig&period; Einen Qualm gab das freilich in die Zimmer&excl; Im Eckzimmer mit seinen vier Fenstern allein vierzig Unschlittlichtchen&excl; und nirgends konnte man ein Fenster öffnen&period; Einerlei&comma; wenn man auch nicht mehr im Zimmer atmen konnte&comma; wenn es nur hell hinunterleuchtete&excl; Und das tat es&excl; Eine strahlende Helle war in allen Zimmern&comma; und Anne nahm Hänschen mit hinunter&comma; daß er es von der Straße aus sehen konnte&period; »Darf ich ein wenig mit ihm fortrennen zum Feuerwerk&quest;« rief sie herauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; geht nur miteinander&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das kleine Mädelein war aus dem qualmenden Zimmer hinausgeflüchtet worden in die Küche&semi; da schlief sie ganz sanft&comma; während ihre Mutter unruhig im Haus herumging&period; Die ungewohnte Helle&comma; die zunehmende Hitze hatte etwas Beunruhigendes&period; Sie ging hinauf in die Kammer&period; Droben wurde es so heiß&comma; der weiße Lack an den Fenstern fing an zu riechen&comma; alles fühlte sich warm an&period; Wenn nur kein Brand entstand&excl; Sie lief wieder ins untere Stockwerk&comma; waren doch alle Vorhänge fest zurückgesteckt&quest; Es war fast nicht auszuhalten&comma; die Hitze&comma; der Qualm und dabei die Angst&excl; Eine Kanne Wasser in der Hand ging sie unablässig von einem Zimmer ins andere&comma; wohl eine halbe Stunde lang&period; Endlich hörte man drunten auf der Straße Wagengerassel&period; Sie eilte ans Fenster&colon; der Prinz und die Prinzessin&comma; die Herren ihrer Begleitung&comma; darunter der Stadtschultheiß&comma; fuhren am Haus vorüber in den Gasthof zurück&semi; das Feuerwerk war aus&comma; die schaulustige Menge strömte ins Städtchen zurück&period; Gott Lob und Dank&comma; die Lichter durften ausgelöscht werden&excl;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"text-align&colon; center&semi;"><span>&ast; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi; &nbsp&semi;&ast;<&sol;span><br&sol;><span>&ast;<&sol;span><&sol;p>&NewLine;<p>Es war neun Uhr abends&comma; Ruhe herrschte im Haus&comma; Frau Römer saß allein auf ihrem kleinen Sofa am Tisch und ruhte aus&period; Die Kinder und Anne schliefen schon&period; Ordnung war wiederhergestellt und frische Luft strömte durch die Fenster&period; Da näherte sich durch die stille Straße ein lauter&comma; fester Tritt&comma; ein Schlüssel wurde in die Haustüre gesteckt&period; »Mein Mann kann es nicht sein&comma; aber doch ist er’s&excl;« sagte sich die junge Frau und eilte hinaus&period; Ja&comma; er war es&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du kommst schon&quest;« sagte sie erstaunt&period; »Ich hätte gedacht&comma; heute wird es spät&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma;« sagte er&comma; »die andern sitzen auch noch fest beisammen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und du&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe mich in aller Stille davongemacht&period; Ich wollte auch einmal wieder bei meiner Frau sein&period;« Dies Wort zerstreute alle Sorgen der jungen Frau&comma; sie fühlte es&colon; alles war schön und gut zwischen ihnen und nun wurde es gemütlich&excl; Sie gingen miteinander ins Zimmer und setzten sich behaglich zusammen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist das schön&comma; wenn so ein Tag vorbei ist&excl;« sagte Römer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist alles gut gelungen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So ziemlich&comma;« sagte er&period; »Die Beleuchtung der Häuser war ja durch den Wind recht lückenhaft&comma; nur unser Haus war glänzend&period; Schon von ferne fragte mich die Prinzessin&comma; wem dies strahlende Häuschen gehöre&period; Ich war nicht wenig stolz&comma; hätte fast gesagt&colon; meiner Frau&period; Das Strahlen wenigstens kam von dir&comma; wie hast du es denn gemacht&quest; Überall sonst waren doch die meisten Lichter verlöscht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie erzählte all ihre Erlebnisse&period; »So&comma; deshalb riecht es so merkwürdig im ganzen Haus&quest; Also hast auch du Angst ausgestanden während des Feuerwerks&comma; ich aber auch&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wieso du&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Du hast doch heute morgen gehört&comma; daß ein Pulverwagen hier durchkommen wollte&period; Nun&comma; der Eilbote&comma; der das hintertreiben sollte&comma; der geistreiche Mann&comma; hat den Fußweg eingeschlagen&comma; auf dem er dem Pulverwagen natürlich nicht begegnete&excl; Wie wir nun abends hinausfahren nach den Felsen&comma; die beleuchtet wurden&comma; und aussteigen&comma; kommt der Ratsdiener auf mich zu&period; Ich seh ihm gleich an&comma; daß etwas nicht in Ordnung ist&comma; ich nehme ihn beiseite&period; ›Sehen Sie dort hinüber&comma; Herr Stadtschultheiß&comma;‹ sagt er&period; ›Auf der alten Straße&comma; an der andern Seite vom Fluß&comma; fährt der Pulverwagen&excl;‹ Ich sehe hinüber&colon; langsam bewegt sich dort der große&comma; schwarze Wagen&comma; mit der vorgeschriebenen roten Laterne und dem roten Fähnchen&comma; unheimlich anzusehen&period; Und dabei steigen schon zischend die Raketen auf und der Wind jagt die Funken nach allen Seiten hoch in die Luft&period; ›Was ist zu tun&quest;‹ fragte mich der Ratsdiener&period; ›Es ist nicht mehr zu ändern&comma;‹ sagte ich&comma; ›lassen Sie sich nichts merken&comma; daß kein Schrecken unter den Leuten entsteht&period; Gehen Sie hinüber&comma; sorgen Sie&comma; daß der Wagen ohne Aufenthalt weiterfährt&comma; aber langsam und ruhig&semi; wenn er nicht umwirft&comma; kann nichts geschehen&period; Durch den eisernen Deckel dringt kein Funke&period;‹ Er ist ein wackerer Mann&comma; der alte Ratsdiener&comma; und hat sich heute wieder bewährt&comma; du könntest ihm morgen eine Flasche Wein schicken&period; Wie er von mir weggeht&comma; höre ich&comma; wie ihn ein Mann anredet&colon; ›Sagen Sie&comma; ist denn das da drüben nicht ein Pulverwagen&quest;‹ ›Das macht doch nichts&comma;‹ sagt der Ratsdiener mit größter Seelenruhe&semi; ›auf dem Wagen können Sie ein Feuerwerk abbrennen und es dringt kein Funke hinein&period;‹ ›So&comma; so&comma;‹ sagt der andere sofort beruhigt&period; Du kannst dir aber denken&comma; wie es mir zumute war&comma; während das Feuerwerk so in der Luft herumschwärmte&period; So oft es unbemerkt ging&comma; mußte ich mich umwenden und hinübersehen nach dem kleinen roten Licht&comma; das allmählich weiterrückte auf der Straße&period; Langsam kroch die Gefahr davon&comma; bis sie endlich hinter dem Berg verschwand&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und der Prinz hat nichts davon erfahren&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; er war in fröhlicher Laune bis zuletzt und ebenso die Prinzessin&comma; die mir noch an der Bahn einen Gruß an Hans auftrug&period; Er ruht jetzt wohl von seiner Plage&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; der Kleine ruhte und ebenso genoß der Vater den friedlichen Abend&semi; in der Wohnung des Stadtschultheißen gab es jetzt keinen geplagten Mann&excl;<&sol;p>

«

»