Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Die Familie Pfäffling
(Agnes Sapper, 1907, empfohlenes Alter: 6 - 12 Jahre)

Ein fremdes Element

<p>Der gute Plan&comma; den die Eltern ausgesonnen hatten&comma; sollte am nächsten Tag auch den Kindern mitgeteilt werden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Marianne wird keine Freude daran haben&comma;" meinte Frau Pfäffling&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma;" entgegnete Herr Pfäffling&comma; "aber man muß ihnen die Sache nur gleich im rechten Licht darstellen&period;" Er rief die Kinder alle zusammen&period; "Hört einmal&comma;" sagte er&comma; "wir haben ein Mittel ausfindig gemacht&comma; durch das sich der Geldverlust wieder hereinbringen läßt&period; Zwei von euch können uns allen helfen&period; Wer sind wohl die zwei Glücklichen&quest; Ratet einmal&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Sie sahen sich fragend an "Wenn es gerade zwei sind&comma; wird es Marianne sein&comma;" schlug Karl vor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Richtig geraten&period; Aber wie&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wenn sie nicht immer so schöne Kleider und seidene Zopfbänder tragen&comma;" meinte Wilhelm&period; Die Zwillinge musterten sich gegenseitig&comma; und auch die Blicke aller anderen ruhten auf ihnen&period; Die beiden Mädchen standen da in ihren vertragenen schottischen Kleidern&comma; mit grauen Schürzen&comma; und ihre blonden Zöpfe waren mit schmalen blauen Bändchen gebunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Da werden wir keine großen Summen heraus sparen können&comma;" meinte Herr Pfäffling&comma; "eher könntet ihr Buben in der Kleidung etwas sparen&comma; wenn ihr eure Anzüge besser schonen würdet&period; Nein&comma; das ist's nicht&comma; wir wissen etwas anderes&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Etwas&comma;" setzte Frau Pfäffling hinzu&comma; "das jeden Monat 20 Mark und noch mehr einbringt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Nun waren sie alle aufs äußerste gespannt&period; "Ihr erratet es nicht&comma; ich will es euch sagen&comma;" und Herr Pfäffling wandte sich an die Mädchen&colon; "Ihr Beiden zieht in die Bodenkammer hinauf&comma; dann können wir euer Zimmer an einen Zimmerherrn vermieten und schweres Geld dafür einnehmen&period; Ist das nicht ein feiner Plan&quest; Das muß euch doch freuen&quest; Die Mutter will alles Gerümpel aus der Kammer herausräumen und eure Betten hineinstellen und im übrigen dürft ihr alles ganz nach eurem Belieben einrichten&semi; in eurem Reich da oben redet euch niemand darein&semi; aus den alten Kisten könnt ihr Tische machen und Stühle und was ihr nur wollt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Die Zwillinge hatten zuerst ein wenig bedenkliche Gesichter gemacht&comma; aber zusehends hellten sich diese auf&semi; jetzt nickten sie einander zu und betätigten&colon; "Ja&comma; es wird sein&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Gleich darauf erbaten sie sich den Kammerschlüssel&comma; der sollte in Zukunft auch ihr Eigentum sein und nun sprangen sie die Treppe hinauf in großer Begleitung&period; Auch der Vater ging mit&comma; sie aber waren doch die Hauptpersonen&period; Sie schlossen ihr künftiges Revier auf&period; Es war ein kleines Kämmerchen mit schrägen Wänden und einem Dachfenster&period; "Kalt ist's da oben&comma;" meinte einer der Brüder&period; "Aber im Sommer ist's immer ganz warm&comma; das weiß ich noch vom vorigen Jahr&comma;" entgegnete Marie&period; "Da hast du recht&comma;" bestätigte lächelnd der Vater&comma; "und seht nur durch das Fenster&comma; wenn man den Kopf weit hinausstreckt&comma; so hat man die schönste Aussicht vom ganzen Haus&period; Und so gut vermacht ist die Kammer&comma; nirgends kann Schnee oder Regen durch&semi; wißt ihr noch&comma; wie Frau von Falkenhausen in ihrer Lebensgeschichte erzählt&comma; daß ihr in Afrika der Regen in ihr Häuschen gedrungen ist&comma; und die Betten wie in einem Teich standen&quest; Und wie eine dicke Schlange durch ein Loch am Fenster herein gekrochen ist&quest; Wie wäre sie glücklich gewesen über ein so gutverwahrtes Kämmerlein&excl; Ja&comma; Kinder&comma; da habt ihr es schon besser&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie herunter kamen&comma; waren alle ganz von den guten Eigenschaften der&nbsp&semi;Kammer erfüllt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es galt nun einen Zimmerherrn zu suchen und sich der Hausleute Erlaubnis zu sichern&period; Frau Pfäffling besprach die Sache mit der Hausfrau und diese wiederum mit ihrem Mann&period; Da stieß die Sache auf Widerstand&period; Herr Hartwig wollte nichts davon wissen&comma; durchaus nichts&period; Er meinte&comma; es sei schon reichlich genug&comma; wenn zehn Leute den obern Stock bewohnten und Zimmerherrn seien ihm ganz zuwider&period; Er habe nie welche gehabt und geduldet&period; Frau Hartwig legte viel gute Worte ein für die Familie Pfäffling und schilderte ganz ideale Zimmerherrn&comma; aber ihr Mann blieb bei seinem entschiedenen "nein" und sie konnte nicht anders als dieses Frau Pfäffling mitteilen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es tut mir so leid&comma;" sagte sie&comma; "aber ich kann nichts machen&semi; mein Mann sagt ja selten 'nein'&comma; aber wenn er es einmal gesagt hat&comma; dann bleibt er dabei&period; Er meint&comma; wenn ein Mann 'nein' gesagt hat&comma; dürfe er nachher nicht mehr 'ja' sagen&comma; sogar wenn er's möchte&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser Bescheid war eine große Enttäuschung für die Familie&period; Herr Pfäffling konnte wieder einmal den Hausherrn nicht begreifen&period; "Wenn ich sehe&comma; daß jemand nicht auskommt&comma; lasse ich ihn doch lieber sechs Zimmerherrn nehmen&comma; als in Geldnot stecken&comma;" rief er&comma; indem er lebhaft den Tisch umkreiste&period; "Nicht mehr 'ja' sagen dürfen&comma; weil man vorher 'nein' gesagt hat&quest; Soll sich darin die Männlichkeit zeigen&quest; Dann wäre jedes eigensinnige Kind 'männlich'&period; Glaubt das nicht&comma; ihr Buben&comma;" sagte er&comma; vor Karl stehen bleibend&comma; "ich will euch sagen&comma; was männlich ist&colon; Nicht nachgeben&comma; wenn es gegen besseres Wissen und Gewissen geht&semi; aber nachgeben&comma; sobald man einsieht&comma; daß man falsch oder unrecht geurteilt hat&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Als zwei Tage über die Sache hingegangen waren&comma; ohne daß mit den Hausleuten weiter darüber gesprochen worden wäre&comma; traf Frau Pfäffling zufällig oder vielleicht absichtlich mit Herrn Hartwig im Hausflur zusammen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es war uns so leid&comma;" sagte sie zu ihm&comma; "daß wir keinen Zimmerherrn nehmen durften&comma; denn wir sind durch den Diebstahl ein wenig in die Enge geraten&period; Aber da Sie einmal 'nein' gesagt haben&comma; möchte ich Sie nicht plagen&comma; und es ist ja wahr&comma; daß manche Zimmerherrn spät in der Nacht heimkommen&comma; Lärm machen und dergleichen&period; So müssen wir uns eben jetzt entschließen&comma; eine ältere Dame als Zimmermieterin aufzunehmen&comma; da fallen ja alle diese Schattenseiten weg&period; Es ist nur für uns unbequemer und auch schwerer zu finden als ein Zimmerherr&period; Wenn Sie uns ein wenig behilflich sein möchten&comma; eine passende Hausgenossin zu finden&comma; wären wir Ihnen recht dankbar&period; Meinen Sie&comma; wir sollen es in die Zeitung setzen&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma;" sagte Herr Hartwig&comma; "das wird am schnellsten zum Ziel führen&period;" Sie besprachen noch ein wenig die näheren Bedingungen und ohne recht zu wissen wie&comma; war Herr Hartwig dazu gekommen&comma; sich selbst um eine elfte Hausbewohnerin für den obern Stock zu bemühen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das seitherige Zimmer der beiden Mädchen wurde hübsch hergerichtet und sie bezogen ihre Bodenkammer&period; Ein Inserat in der Zeitung erschien&comma; und nun kamen wieder einmal Tage&comma; in denen sich die Kinder darum stritten&comma; wer die Türe aufmachen durfte&comma; um etwaigen Liebhaberinnen das Zimmer zu zeigen&period; Allzuviele erschienen nicht und Frau Pfäffling mußte erfahren&comma; daß die Frühlingsstraße "keine Lage" sei&period; Ihr selbst war auch nicht jede von den wenigen&comma; die sich meldeten&comma; erwünscht&semi; sie wollte nur das Zimmer vermieten&comma; nicht eine Kostgängerin an ihrem einfachen Mittagstisch haben&comma; kein fremdes Element in den vertrauten Familienkreis aufnehmen&period; Aber als auf wiederholte Ankündigung die Rechte sich nicht finden wollte&comma; wurde Frau Pfäffling kleinmütig und sagte zu ihrem Mann&colon; "Mir scheint&comma; wir müssen froh sein&comma; wenn überhaupt irgend jemand das Zimmer mietet&comma; ich muß mich entschließen&comma; auch die Kost zu geben&period; Aber niemand begnügt sich heutzutage mit so einfachem Mittagstisch&comma; wie wir ihn haben&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"So machst du eben immer besondere Leckerbissen für solch eine anspruchsvolle Dame und deckst für sie in ihrem eigenen Zimmer&comma; dann stört sie uns nicht&comma;" lautete Herrn Pfäfflings Rat&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Drei Tage später bezog Fräulein Bergmann das Zimmer&period; Pfäfflings durften sich glücklich schätzen über diese Mieterin&period; Sie war eine fein gebildete Dame&comma; etwa Mitte der Vierziger&period; Erzieherin war sie gewesen&comma; meist im Ausland&comma; hatte vorzügliche Stellen innegehabt und so viel zurückgelegt&comma; daß sie sich jetzt&comma; nach etwa fünfundzwanzig Jahren fleißiger Arbeit&comma; zur Ruhe setzen und von ihrer Rente leben konnte&period; Sie war gesund und frisch und wollte nun ihre Freiheit genießen&comma; sich Privatstudien und Liebhabereien widmen&comma; zu denen ihr das Leben bis jetzt wenig Muße gelassen hatte&period; Was andere Mieter abschreckte&comma; der Kinderreichtum der Familie Pfäffling&comma; das war für sie ein Anziehungspunkt&comma; denn in der Wohnung&comma; die sie zuerst nach dem Austritt aus ihrer letzten Stelle bezogen hatte&comma; war es ihr zu einsam gewesen&period; Sie hatte es nur kurze Zeit dort ausgehalten und suchte jetzt eine Familie&comma; in der sie mehr Anschluß fände&period; Mit schwerem Herzen machte ihr Frau Pfäffling das Zugeständnis&comma; daß sie am Mittagstisch der Familie teilnehmen dürfe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich konnte es ihr nicht verweigern&comma;" sagte sie zu ihrem Mann und fügte seufzend hinzu&colon; "Ursprünglich wollten wir freilich einen Herrn&comma; der den ganzen Tag fort wäre und nun haben wir eine Dame&comma; die den ganzen Tag da ist&comma; aber ich glaube&comma; daß sie keine unangenehme Hausgenossin sein wird&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Nach den ersten gemeinsamen Mahlzeiten war die ganze Familie für Fräulein Bergmann eingenommen&period; Sie war viel in der Welt herumgekommen&comma; wußte in anregender Weise davon zu erzählen und interessierte sich doch auch für den Familienkreis&comma; in den sie nun eingetreten war&period; Deutlich war zu bemerken&comma; daß sie sich von Frau Pfäfflings sinnigem Wesen angezogen fühlte&comma; daß sie Verständnis hatte für des Hausherrn originelle Lebhaftigkeit und Anerkennung für der Kinder Bescheidenheit&period; Freilich waren auch alle sieben voll Zuvorkommenheit gegen die neue Hausgenossin&period; Hatte diese doch das Zimmer gemietet trotz der vielen Kinder&comma; und trotzdem die Frühlingsstraße "keine Lage" war&period; Überdies flößten ihnen die feinen Umgangsformen und das sichere Auftreten der ehemaligen Erzieherin Achtung ein&period; So ging anfangs alles aufs beste und wäre auch wohl so weiter gegangen&comma; wenn Fräulein Bergmann nicht das Wort "ehemalig" vergessen hätte&period; Aber es dauerte gar nicht lange&comma; so gewann es den Anschein&comma; als ob sie die Erzieherin der Kinder wäre&semi; sie ermahnte und tadelte sie&comma; fragte nach den Schularbeiten&comma; rief die Schwestern zu sich in ihr Zimmer und ließ sie unter ihrer Anleitung die Aufgaben machen&period; Die Mädchen&comma; um deren Arbeiten sich bisher niemand bekümmert hatte&comma; fanden das vorteilhaft und kamen gerne&comma; auch Frau Pfäffling war anfangs dankbar dafür&comma; aber die neue Einrichtung paßte doch nicht zum Ganzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So waren auch eines Nachmittags die beiden Schwestern schon geraume Zeit in Fräulein Bergmanns Zimmer&comma; als Elschen bescheiden anklopfte&period; "Marianne soll herüber kommen&comma;" richtete sie aus&comma; "es gibt Ausgänge zu machen&period;" Die Mädchen standen augenblicklich auf&comma; aber Fräulein Bergmann hielt sie zurück&colon; "Das eilt doch nicht so&comma;" sagte sie&comma; "die Schularbeit geht allem vor&comma; das habe ich allen meinen Zöglingen eingeprägt&period; Die Ausgänge könnten doch auch von dem Dienstmädchen gemacht werden&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Walburg hat keine Zeit&comma;" entgegnete Elschen altklug&comma; "und sie hört auch nicht genug für manche Besorgungen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Dies taube Mädchen ist in jeder Hinsicht eine ungenügende Hilfe&comma;" sagte Fräulein Bergmann&period; "Nun geh nur&comma; Elschen&comma; und bitte deine Mama&comma; sie möchte den Schwestern noch ein halb Stündchen Zeit gönnen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Es dauerte aber noch eine ganze Stunde&comma; bis die Kinder herüberkamen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ihr braucht länger zu den Aufgaben&comma; als wenn ihr allein arbeitet&comma;" sagte Frau Pfäffling ärgerlich&comma; "woher kommt denn das&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Weil Fräulein Bergmann immer zuerst das alte wiederholt und das neue voraus erklärt&period; Sie sagt&comma; so könnten wir bald alle Mitschülerinnen überflügeln&comma; und in der Schule würde jedermann staunen über unsere Fortschritte&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Das kann sein&comma;" entgegnete Frau Pfäffling&comma; "aber dann hätte ich gar keine Hilfe von euch und das geht nicht an&comma; auch ist die Schule zum lernen da und nicht zum prahlen&period; Nun eilt euch nur&comma; daß ihr nicht in die Dunkelheit kommt mit den Ausgängen&period;" Sie kamen aber doch erst heim&comma; als es finster war&period; "Finden Sie das passend&quest;" fragte Fräulein Bergmann die Mutter&comma; "sollten Sie nicht das Dienstmädchen schicken&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Walburg kann nicht alles besorgen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nun ja&comma; mit dieser Walburg kann es nicht mehr lange gut tun&comma; wenn sie vollends ganz taub ist&comma; muß sie doch fort&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Worte hörte auch Frieder&comma; und sie gingen ihm zu Herzen&period; Er suchte Walburg in der Küche auf und wollte sie sich daraufhin ansehen&comma; ob sie wohl bald ganz taub würde&quest; Sie bemerkte seinen forschenden&comma; teilnehmenden Blick&period; "Willst du mir was&quest;" fragte sie und beugte sich zu ihm&period; Er zog ihren Kopf ganz zu sich und sagte ihr ins Ohr&colon; "Ich mag Fräulein Bergmann nicht&comma; magst du sie&quest;" Walburg antwortete ausweichend&colon; "Man muß froh sein&comma; daß man sie hat&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; man war froh&comma; daß man sie hatte&comma; und nahm geduldig manche&nbsp&semi;Einmischung hin&period; Da und dort zeigte sich bald eine kleine Veränderung im&nbsp&semi;Pfäffling'schen Haushalt&period; So am Mittagstisch&period; Dieser war bisher immer&nbsp&semi;mit einem hellen Wachstuch bedeckt worden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich habe noch überall&comma; wo ich war&comma; weiße Tischtücher getroffen&comma;" bemerkte Fräulein Bergmann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Vielleicht waren Sie noch nie in einem so einfachen und kinderreichen Haus&comma;" entgegnete Frau Pfäffling&comma; "wir müssen jede unnötige Arbeit vermeiden und die großen Tischtücher machen viel Arbeit in der Wäsche&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber das Essen mundet besser auf solchen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Dann will ich ein Tischtuch ausbreiten&comma; es soll Ihnen gut schmecken an unserem Tisch&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Kurz darauf beanstandete Fräulein Bergmann&comma; daß die Türe zum Nebenzimmer regelmäßig offen stand&period; "Wir können dadurch beide Zimmer mit einem Ofen heizen&comma;" erklärte Frau Pfäffling&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber dann sollten Sie die Türe aushängen und eine Portiere anbringen&comma; das würde sich sehr fein machen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja gewiß&comma; aber ich habe keine Portiere und auf solche Einkäufe kann ich mich nicht einlassen&period; Sie müssen bedenken&comma; daß Sie nun nicht mehr bei reichen Leuten leben&comma; sondern bei solchen&comma; die recht dankbar sind&comma; wenn es nur immer zum täglichen Brot reicht&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Sie haben recht&comma; ich merke jetzt selbst erst&comma; wie ich verwöhnt bin&comma; und ich habe mich schon oft gewundert&comma; daß Sie so heitern Sinnes auf vieles verzichten&comma; woran Sie gewiß zu Hause gewöhnt waren&period; Ich weiß&comma; daß Sie aus fein gebildeter Familie stammen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Vielleicht kann ich mich gerade deshalb leicht in andere Verhältnisse schicken&period; Die äußere Einfachheit macht mir wirklich nichts aus&comma; mein Glück ruht auf ganz anderem Grund&comma; Portieren und dergleichen haben damit gar nichts zu tun&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Ein paar Tage später brachte Fräulein Bergmann als Geschenk den Stoff zu einer Portiere&comma; auch den Tapezierer hatte sie bestellt&period; Die Türöffnung wurde nun elegant verkleidet und sah in der Tat hübsch aus&comma; die Kinder standen voll Bewunderung&period; Aber der schöne Stoff paßte nicht so recht zum Ganzen&comma; Fräulein Bergmann selbst war die erste&comma; die das bemerkte&period; "Es sehen nun allerdings die Möbelbezüge verblichen aus&comma;" sagte sie&comma; "aber über kurz oder lang müßten diese doch erneuert werden&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Pfäffling war sehr überrascht&comma; als er zum erstenmal durch die Portiere schritt&period; Sie streifte dem großen Mann das Haar&period; Er sah sie mißliebig an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es ist ein Geschenk von Fräulein Bergmann&comma;" sagte Frau Pfäffling&comma; "du solltest ihr auch ein Wort des Dankes sagen&comma; wenn sie zu Tisch kommt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Auch noch danken&quest;" entgegnete Herr Pfäffling&comma; "ich habe ja gar keinen Sinn für so etwas&comma; es fängt nur den Staub auf und stimmt auch nicht zu unserer übrigen Einfachheit&period; Fräulein Bergmann mag sich Portieren in ihr Zimmer hängen so viel sie will&comma; aber unsere Zimmer müssen ihr schön genug sein&comma; so wie sie sind&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Bei Tisch saß er gerade der Portiere gegenüber&semi; sie kam ihm wie etwas Zudringliches&comma; Fremdes vor&period; Er wollte aber die Höflichkeit wahren und sich nichts anmerken lassen&period; Da kam noch ein kleiner Ärger zum ersten hinzu&period; Walburg hatte eben die Suppe abgetragen und drei Teller gewechselt&period; Die Kinder bekamen immer nur einen Teller&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Finden Sie nicht&comma; daß es gegen den Schönheitssinn verstößt&comma; wenn die&nbsp&semi;Kinder alles auf einem und demselben Teller essen&quest;" wandte sich Fräulein&nbsp&semi;Bergmann fragend an Frau Pfäffling&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es geschieht eben&comma; um Arbeit zu sparen&comma;" antwortete sie&comma; "sieben Teller mehr aufzudecken&comma; abzuwaschen und aufzuräumen ist schon ein Geschäft&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"So viel könnte diese Walburg wohl noch leisten&comma;" entgegnen das&nbsp&semi;Fräulein&comma; "das ist doch solch eine Kleinigkeit&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Da fiel ihr Herr Pfäffling ungeduldig in die Rede&colon; "Aber ich bitte Sie&comma; geehrtes Fräulein&comma; meine Frau als Hausfrau muß doch am besten wissen&comma; was in unsere Haushaltung paßt oder nicht&comma; und wenn Sie bei uns sind&comma; müssen Sie mit unserer Art vorlieb nehmen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Gewiß&comma; das tue ich ja auch&comma; es ist mir nur wegen der Kinder leid&comma; zu sehen&comma; wie der Schönheitssinn so ganz vernachlässigt wird&period; Aber ich werde gewiß nicht mehr darein reden&comma; kein Wort mehr&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma; darum möchte ich Sie recht freundlich bitten&comma;" sagte Herr Pfäffling&comma; "und übrigens ist an meiner Frau und ihrem Tun alles ordentlich&comma; schön und rein und ich möchte durchaus nicht&comma; daß sie sich noch mehr Arbeit macht&comma; und wenn meine Kinder ihr nachschlagen&comma; wird man sie überall gern sehen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber bitte&comma; wer bestreitet denn das&quest;" sagte das Fräulein und fügte gekränkt hinzu&colon; "Ich schweige ja schon&excl;" Der Schluß der Mahlzeit verlief in unbehaglicher Stille&comma; und sobald das Essen vorüber war&comma; zog sich Fräulein Bergmann zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Sie ist beleidigt&comma;" flüsterte bekümmert eines der Mädchen dem andern zu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Das ist nur ihre eigene Schuld&comma;" behaupteten die Brüder&comma; "warum mischt sie sich ein&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber es ist doch wahr&comma; daß Teller schnell abgewaschen sind&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma; es ist nicht wahr&period; Ihr glaubt alles&comma; was Fräulein Bergmann sagt und haltet gar nicht zur Mutter&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser Vorwurf kränkte die Schwestern tief&comma; sie weinten beide&period; Herr Pfäffling bemerkte es&colon; "Sie macht uns auch noch die Kinder uneins&comma;" sagte er zu seiner Frau&period; Die beruhigte ihn&colon; "Fräulein Bergmann wird sich jetzt schon besser in acht nehmen&comma; wenigstens in deiner Gegenwart&comma; und mir ist ihr Dareinreden nicht so unangenehm&comma; man macht doch seine Sache nicht vollkommen und da ist es gar nicht übel&comma; einmal zu erfahren&comma; wie andere darüber urteilen&period; Sie hat auch viel mehr von der Welt gesehen als ich&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Mit Frau Pfäffling verstand sich Fräulein Bergmann am besten&period; Die beiden Frauen standen eines Morgens vor dem Bücherschrank&comma; Fräulein Bergmann machte von der Erlaubnis Gebrauch&comma; sich ein Buch auszuwählen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es ist merkwürdig&comma;" sagte sie&comma; "wie langsam der Tag vergeht&comma; wenn man keinen eigentlichen Beruf hat&excl; Seit Jahren habe ich mich gefreut auf diese Zeit der Freiheit&comma; habe mich in meinen Stellen gesehnt&comma; so recht nach Herzenslust lesen&comma; zeichnen&comma; studieren zu können&comma; und nun&comma; seitdem ich Muße dazu habe&comma; so viel ich nur will&comma; hat es seinen Reiz verloren&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling sagte nach einigem Besinnen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ob es Sie wohl befriedigen würde&comma; wenn Sie sich an gemeinnütziger&nbsp&semi;Arbeit beteiligten&quest; Es gibt hier manche wirklich nützliche Vereine&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma; nein&comma;" wehrte Fräulein Bergmann lebhaft ab&comma; "dazu passe ich gar nicht&period; Ich werde mich schon allmählich zurecht finden in meiner veränderten Lebenslage&period; Haben Sie ein wenig Geduld mit mir&comma; ich fühle selbst&comma; daß ich unausstehlich bin&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling übte Geduld&comma; aber manchmal hatte sie den Eindruck&comma; daß&nbsp&semi;Fräulein Bergmann im Vertrauen auf diese Nachsicht sich immer mehr&nbsp&semi;Kritik und Einmischung gestattete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war kein schöner Monat&comma; dieser März&excl; Draußen in der Natur wollte sich kein Frühlingslüftchen regen&comma; ein kalter Ostwind hielt alles zurück und brachte Erkältungen mancherlei Art in die Familie&period; Nach Fräulein Bergmanns Ansicht waren all diese kleinen Übelbefinden selbst verschuldet&comma; sie behauptete&comma; solches bei ihren Zöglingen durch sorgfältige Aufsicht immer verhütet zu haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Heute steht Frühlingsanfang im Kalender&comma;" sagte Karl am 21&period; März&comma; "weißt du noch&comma; Vater&comma; heute vor einem Jahr bist du mit uns allen sieben ausgezogen&comma; Veilchen zu suchen und Palmkätzchen heim zu bringen&period; Aber dieses Jahr ist es so kalt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma; voriges Jahr war es viel schöner&comma;" darin stimmten alle überein&comma; schöner war es draußen gewesen&comma; schöner auch im friedlich geschlossenen Familienkreis&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie saßen wieder einmal an dem weiß gedeckten Mittagstisch&comma; nachdem Herr Pfäffling sich die Fransen der Portiere hatte durch die Haare streichen lassen&comma; und seine Frau ein Tischgebet gesprochen hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Wie wunderlich&comma;" begann Fräulein Bergmann&comma; "daß Sie nicht ein feststehendes Tischgebet haben&excl; Das ist mir noch in keinem Haus vorgekommen&period; Das heutige hat kein gutes Versmaß&period; Wie vielerlei haben Sie eigentlich&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Eine ganze Sammlung&comma;" sagte Frau Pfäffling&period; "Ich denke&comma; daß man leichter mit dem Herzen und den Gedanken bei dem Tischgebet ist&comma; wenn es nicht jeden Tag das gleiche ist&comma; und mir tut es immer leid&comma; wenn ein Gebet gedankenlos gesprochen wird&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ach&comma; das können Sie doch nicht ändern&period; Ich bin nicht für solche Neuerungen&period; Das Tischgebet ist eben eine Form&comma; weiter nichts&period;" Nun war es mit Herrn Pfäfflings Geduld schon wieder zu Ende&period; "Aber meiner Frau liegt daran&comma; in diese Form einen Inhalt zu gießen&comma;" sagte er lebhaft&comma; "und wenn Sie lieber die leere Form haben&comma; so brauchen Sie ja auf den Inhalt nicht zu horchen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber&comma; lieber Mann&comma;" sagte Frau Pfäffling und legte beschwichtigend ihre Hand auf seine trommelnde&comma; "Fräulein Bergmann hat das gar nicht schlimm gemeint&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Dann meine ich es auch nicht schlimm&comma;" sagte Herr Pfäffling begütigend&period; Im Weiteren verlief die Mahlzeit friedlich&comma; wenn auch einsilbig&period; Aber nach Tisch rief Herr Pfäffling seine Frau zu sich in das Musikzimmer&period; "Das ist ein unleidlicher Zustand&comma;" begann er&comma; "dieses Frauenzimmer ist die verkörperte Dissonanz und stört jegliche Harmonie im Hause&period; So etwas kann ich nicht vertragen&period; Tu mir's zuliebe und mache der Sache ein Ende&period; Wir finden wohl auch wieder eine andere Mieterin&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber nach so kurzer Zeit ihr schon die Türe weisen&comma; das tut mir doch leid für sie&comma; wie soll ich denn das machen&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ganz wie du willst&comma; du bringst das schon zustande&comma; ohne sie zu kränken&period; Aber je eher&comma; je lieber&comma; nicht wahr&quest; Kannst du nicht gleich hinüber und mit ihr reden&quest; Vielleicht ginge sie dann schon morgen&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma; so plötzlich läßt sich das doch nicht machen&comma; bis zum 1&period; April mußt du dich schon noch gedulden&excl;" sagte Frau Pfäffling&comma; und während sie ihrer Arbeit nachging&comma; überlegte sie&comma; wie sie die Kündigung schonend begründen könnte&period; Fräulein Bergmann tat ihr leid&comma; aber die Rücksicht auf ihren Mann&comma; auf Harmonie und Frieden im Hause mußte doch vorgehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Noch am selben Nachmittag kam ihr ein Umstand zu Hilfe&period; Fräulein Bergmann suchte sie auf und bat sie&comma; in ihr Zimmer zu kommen&period; Auf dem Tisch lagen Papiere ausgebreitet&period; "Ich möchte Ihnen etwas zeigen&comma;" sagte das Fräulein&comma; "hier habe ich die Zeugnisse von meinen letzten Stellen hervorgesucht&comma; möchten Sie diese nicht lesen&quest; Ich muß Ihnen sagen&comma; daß ich mich ordentlich schäme über die Zurechtweisung&comma; die ich heute mittag erfahren habe&semi; so etwas ist mir nicht vorgekommen in den vielen Jahren&comma; die ich in Stellung war&period; Aber ich fühle ja selbst&comma; daß ich unleidlich bin&semi; was ist es denn nur&quest; Ich war doch sonst nicht so&comma; bitte&comma; lesen Sie&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Bergmann hatte als stellvertretende Hausfrau und Mutter viele Jahre in ein und demselben Haus zugebracht und neben ihrer Tüchtigkeit war in den Zeugnissen ausdrücklich ihre Liebenswürdigkeit&comma; ihr Takt hervorgehoben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Indem Frau Pfäffling dieses las und überdachte&comma; kam ihr plötzlich die Erklärung dieses Widerspruches und der Gedanke&comma; wie Fräulein Bergmann wieder in das richtige Geleise zu bringen wäre&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich glaube&comma; Sie haben sich viel zu frühe in den Ruhestand begeben&comma; und das ist wohl der Grund für Ihre 'Unausstehlichkeit'&comma; wie Sie es nennen&period; Sie stehen im gleichen Alter wie mein Mann&semi; wie käme es Ihnen vor&comma; wenn er schon aufhören wollte&comma; in seinem Beruf zu wirken&quest; Er will erst noch sein Bestes leisten&comma; und so stehen auch Sie noch in der vollen Kraft&comma; und haben eine reiche Lebenserfahrung dazu&period; Sie könnten ein ganzes Hauswesen leiten&comma; eine Schar Kinder erziehen&comma; und wollen hier in einem Stübchen hinter den Büchern sitzen&excl; Das ertragen Sie einfach nicht und das wird wohl der Grund sein&comma; warum Sie nun in unser Hauswesen unberufen eingreifen&period; Ihre besten Kräfte liegen brach&excl; Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf&comma; so ist es der&colon; Suchen Sie wieder eine Stelle&comma; und zwar eine solche&comma; die Sie vollauf in Anspruch nimmt&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Bergmann hatte nachdenklich zugehört&period; "Ja&comma;" sagte sie jetzt&comma; "so wird es wohl sein&period; Ich kann die Untätigkeit nicht ertragen&period; Daß Sie mir noch solch eine Leistungsfähigkeit zutrauen&comma; das freut mich&period; Nur schäme ich mich vor all meinen Bekannten&comma; denen ich mit Stolz meinen Entschluß mitgeteilt habe&comma; zu privatisieren&period; Es war mir damals eine verlockende Stelle als Hausdame angetragen&comma; ich habe sie abgelehnt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ist sie wohl schon besetzt&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Vielleicht nicht&period; Es hieß&comma; der Eintritt könne auch erst später erfolgen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wollen Sie sich nicht darnach erkundigen&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nachdem ich die Stelle so stolz abgewiesen habe&quest; Allerdings hätte ich keine passendere finden können&period; Meinen Sie&comma; ich soll schreiben&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"überlegen Sie es sich noch&comma; lassen Sie eine Nacht darüber hingehen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Eine halbe Stunde später hörte man Fräulein Bergmann mit eiligen&comma; elastischen Schritten die Treppe hinuntergehen&comma; nach der Post&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich bin Fräulein Bergmann begegnet&comma;" sagte Wilhelm&comma; der eben heimkam&comma; "sie ist gesprungen wie ein Wiesel und hat mir ganz fidel zugenickt&semi; warum sie wohl gerade heute so vergnügt ist&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>Mit der Stelle kam es nach einigem Hin- und Herschreiben in Richtigkeit&period; Schon zum 1&period; April sollte Fräulein Bergmann sie antreten&period; Das letzte gemeinsame Mittagsmahl war vorüber&comma; die Kinder freuten sich unten&comma; im Freien&comma; der langersehnten warmen Frühlingsluft&comma; Frau Pfäffling war mit der Sorge um das Gepäck der Reisenden beschäftigt&comma; diese saß allein noch mit Herrn Pfäffling am Eßtisch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Wenn ich einmal alt und pflegebedürftig bin&comma;" begann Fräulein Bergmann&comma; "dann frage ich wieder an&comma; ob Sie mich aufnehmen möchten in Ihr Haus&period; Ich kenne niemand&comma; dem ich mich in hilfloser Lage so gern anvertrauen möchte&comma; als Ihrer lieben Frau und den seelenguten Zwillingsschwestern&period; Dann dürften Sie ja keine Angst mehr haben vor meiner kritischen Art&period;" Herr Pfäffling&comma; der nach seiner Gewohnheit um den Tisch gewandelt war&comma; machte jetzt Halt und sagte&colon; "Die Kritik ist ja sehr viel wert&comma; wenn sie nicht bloß aus schlechter Laune entspringt&period; Solange Sie alles tadelten&comma; wehrte ich mich dagegen&comma; aber jetzt&comma; wo wir in friedlicher Stimmung auseinandergehen&comma; jetzt würde ich auf Ihr Urteil viel geben&period; Sie sagten neulich&comma; es sei alles unschön und unfein bei uns—"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma;" fiel sie ihm ins Wort&comma; "so sagte ich doch nicht und überdies wissen Sie wohl&comma; daß alles nur aus einer gewissen Streitlust gesprochen war&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber etwas Wahres lag doch wohl Ihren Äußerungen zugrunde&period; Möchten Sie mir nicht sagen&comma; was Ihnen unschön erscheint in unserem Hauswesen&comma; unseren Gewohnheiten&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Bergmann überlegte&period; "Ich kann meine Behauptung wirklich nicht aufrecht erhalten&comma;" und mit einem gutmütigen&comma; aber doch ein wenig spöttischen Lächeln fügte sie hinzu&colon; "Unschön ist eigentlich nur eines&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Und zwar&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Darf ich es sagen&quest; Nun denn&colon; unschön kommt mir vor&comma; wenn Sie so wie jetzt eben im Laufschritt den Tisch umkreisen&comma; an dem man sitzt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Pfäffling hielt betroffen mitten in seinem Lauf inne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ihr Wilhelm fängt das nämlich auch schon an&comma;" fuhr sie fort&comma; "haben Sie es noch nicht bemerkt&quest; Neulich lief er ganz in Ihrem Schritt hinter Ihnen&comma; immer die gleiche Entfernung einhaltend&comma; wahrscheinlich um einen Zusammenstoß zu vermeiden&comma; da Sie oft mit einem plötzlichen Ruck stehenbleiben&period; Es war sehr drollig anzusehen&comma; nur wurde mir schwindelig dabei&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Das begreife ich&excl;" sagte Herr Pfäffling&comma; "und wenn mir schließlich alle Kinder folgen würden wie ein Kometenschweif&comma; so ginge das zu weit&period; Ich werde es mir abgewöhnen&comma; sofort und mit aller Energie&period; Wie man nur zu solchen übeln Gewohnheiten kommt&quest;" Er versank in Gedanken darüber—und nahm seinen Lauf um den Tisch wieder auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Bergmann verließ lächelnd das Zimmer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Vorplatz übergab Frau Pfäffling den vollgepackten Handkoffer an&nbsp&semi;Walburg&period; "Ist er nicht zu schwer&quest;" fragte sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"O nein&comma;" entgegnete Walburg in ungewöhnlich lebhaftem Ton&comma; "ich trage ihn gern fort&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Hatte sie auch nie die unfreundlichen Äußerungen gehört&comma; die Fräulein Bergmann über sie tat&comma; so hatte sie doch in ihr eine Feindin gewittert und war froh&comma; daß diese so unerwartet schnell abzog&period; Warum&comma; wußte sie nicht&comma; fragte auch nicht darnach&comma; es genügte ihr&comma; daß offenbar niemand unglücklich darüber war&comma; Marianne vielleicht ausgenommen&comma; aber die würde sich bald trösten&comma; und eine neue Mieterin konnte sich nach Ostern finden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling begleitete die Reifende und Elschen durfte diesmal mit zur Bahn&period; Die kleine Reisegesellschaft war kaum zur Haustüre hinaus&comma; als Herr Pfäffling seine drei Großen herbeirief&colon; "Nun helft mir die Portiere abnehmen&comma; daß man wieder Luft und Licht hat und frei durch die Türe kann&period; Aber vorsichtig&comma; die Mutter sagt&comma; sie könne den schönen Stoff gut verwenden&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>So standen sie bald zu viert auf Tisch und Stühlen und hantierten lustig darauf los&comma; als heftig geklingelt wurde und gleichzeitig durch das offene Fenster von der Straße herauf Elschens Stimme ertönte&comma; die nach den Brüdern rief&period; Otto sah durchs Fenster und fuhr blitzschnell wieder herein&colon; "Fräulein Bergmann hat ihren Schirm vergessen&comma; sie kommt selbst herauf&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Geht hinaus&comma; laßt sie nicht herein&comma;" rief Herr Pfäffling&comma; "den schmerzlichen Anblick soll sie nicht erleben&excl;" Draußen hörte man auch schon ihre Stimme&colon; "Ich muß den Schirm im Eßzimmer abgestellt haben&period;" Richtig&comma; da stand er in der Ecke&excl; Wilhelm erfaßte ihn&comma; blitzschnell rannte er durch die Türe und konnte diese gerade noch hinter sich schließen und Fräulein Bergmann den Schirm hinreichen&period; Sie hatte nichts gesehen und eilte davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Wenn sie nun zu spät zum Zug kommt und wieder umkehrt&excl;" sagte Herr Pfäffling überlegend und sah nach der Portiere&comma; die&comma; halb oben&comma; halb unten&comma; einen traurigen Anblick bot&period; "Wir hätten eigentlich warten können bis morgen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Nun blieb aber keine Wahl mehr&comma; das Werk mußte vollendet werden&semi; bald sah alles im Haus Pfäffling wieder aus wie vorher&semi; Fräulein Bergmann kam nicht wieder&comma; das fremde Element war ausgeschieden&comma; Frau Pfäffling kehrte mit Elschen allein zurück&period; "Sie läßt euch alle noch grüßen&comma;" berichtete sie&comma; "ihr letztes Wort war&colon; 'Vielleicht kann ich Ihnen auch einmal ein schönes Tischgebet schicken&excl;'"<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Pfäffling war in fröhlicher Stimmung&period; "Kommt&comma; Kinder&comma;" rief er&comma; "wir singen einmal wieder zusammen&comma; wie lange sind wir nimmer dazu gekommen&period;" Er stimmte ein Frühlingslied an&comma; und daß es so besonders frisch und fröhlich klang&comma; das war Fräulein Bergmann zu danken&excl;<&sol;p>

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