Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Die Familie Pfäffling
(Agnes Sapper, 1907, empfohlenes Alter: 6 - 12 Jahre)

Endlich Weihnachten

<p>Gibt es ein schöneres Erwachen als das Erwachen mit dem Gedanken&colon; Heute ist Weihnachten&quest; Die jungen Pfäfflinge kannten kein schöneres&comma; und an keinem anderen kalten&comma; dunkeln Dezembermorgen schlüpften sie so leicht und gern aus den warmen Betten&comma; als an diesem und nie waren sie so dienstfertig und hilfsbereit wie an diesem Vormittag&period; Man mußte doch der Mutter helfen aus Leibeskräften&comma; damit sie ganz gewiß bis abends um 6 Uhr mit der Bescherung fertig wurde&period; An gewöhnlichen Tagen schob gerne eines der Kinder dem andern die Pflicht zu&comma; aufzumachen&comma; wenn geklingelt wurde&semi; heute sprangen immer einige um die Wette&comma; wenn die Glocke ertönte&comma; denn an Weihnachten konnte wohl etwas Besonderes erwartet werden&comma; so z&period;B&period; das Paket&comma; das noch jedes Jahr von der treuen Großmutter Wedekind angekommen war und durch das viele Herzenswünsche befriedigt wurden&comma; zu deren Erfüllung die Kasse der Eltern nie gereicht hätte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Zunächst kam aber nicht jemand&comma; der etwas bringen&comma; sondern jemand&comma; der etwas holen wollte&colon; Es war die Schmidtmeierin&comma; eine Arbeitersfrau aus dem Nebenhaus&comma; die manchmal beim Waschen und Putzen half und für die allerlei zurechtgelegt war&period; Sie brachte ihre zwei Kinder mit&period; Aber damit war Frau Pfäffling nicht einverstanden&period; "Marianne&comma;" sagte sie&comma; "führt ihr die Kleinen in euer Stübchen und spielt ein wenig mit ihnen&comma; bis ich sie wieder hole&period;" Als die Kinder weg waren&comma; sagte Frau Pfäffling&colon; "Sie hätten die Kinder nicht bringen sollen&comma; sonst sehen sie ja gleich&comma; was sie bekommen&semi; hat Walburg Ihnen nicht gesagt&comma; daß wir einen Puppenwagen und allerlei Spielzeug für sie haben&quest;" "Ach&comma;" entgegnete die Frau&comma; "darauf kommt es bei uns nicht so an&comma; die Kinder nehmen es&comma; wenn sie's kriegen&comma; und wenn man ihnen ja etwas verstecken will&comma; sie kommen doch dahinter und dann betteln sie und lassen einem keine Ruhe&comma; bis man ihnen den Willen tut&period; Bis Weihnachten kommt&comma; ist auch meist schon alles aufgegessen&comma; was man etwa Gutes für sie bekommen hat&period; Ich weiß wohl&comma; daß es anders ist bei reichen Leuten&comma; aber bei uns war's noch kein Jahr schön am heiligen Abend&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wir sind auch keine reichen Leute&comma; Schmidtmeierin&comma; aber wenn ich auch noch viel ärmer wäre&comma; das weiß ich doch ganz gewiß&comma; daß ich meinen Kindern einen schönen heiligen Abend machen würde&period; Meine Kinder bekommen auch nicht viel—das können Sie sich denken bei sieben—aber weil keines vorher ein Stückchen sieht&comma; so ist dann die Überraschung doch groß&period; Glauben Sie&comma; daß irgend eines von uns einen Lebkuchen oder sonst etwas von dem Weihnachtsgebäck versuchen würde vor dem heiligen Abend&quest; Das käme uns ganz unrecht vor&period; Und wenn der Christbaum geputzt wird&comma; darf keines von den Kinder hereinschauen&comma; erst wenn er angezündet ist und alles hingerichtet&comma; rufen wir sie herbei&comma; mein Mann und ich&comma; und dann sind sie so überrascht&comma; daß sie strahlen und jubeln vor Freude&comma; wenn auch gar keine großen Geschenke daliegen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Bei Ihnen ist das eben anders&comma; Frau Pfäffling&comma; mein Mann hat keinen&nbsp&semi;Sinn für so etwas und will kein Geld ausgeben für Weihnachten&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Haben Sie kein Bäumchen kaufen dürfen&quest;" fragte Frau Pfäffling&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Das schon&comma;" sagte die Schmidtmeierin&comma; "er hat selbst eines heimgebracht und Lichter dazu&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nun sehen Sie&comma; was braucht es denn da weiter&quest; Ein sauberes Tuch auf den Tisch gebreitet und die kleinen Sachen darauf gelegt&comma; die ich Ihnen hier zusammen gerichtet habe&comma; das wäre schon genug für Kinder&comma; aber ich denke mir&comma; daß Sie noch von anderen Familien&comma; denen Sie aushelfen&comma; etwas bekommen&comma; oder nicht&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Frau Hartwig hat mich angerufen&comma; ich solle nachher zu ihr herein kommen&comma; sie habe etwas für mich und die Kinder&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"So lange lassen Sie die Kleinen bei uns&comma; und in einem andern Jahr tragen Sie alles heimlich nach Hause&comma; dann wird bei Ihnen der Jubel gerade so groß wie im reichsten Haus&comma; und Ihr Mann wird sich dann schon auch daran freuen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Es ist wahr&comma;" sagte die Schmidtmeierin&comma; "er hat am vorigen Sonntag gezankt&comma; weil ich den Kindern die neuen Winterkleider&comma; die sie von der Schulschwester bekommen haben&comma; vor Weihnachten angezogen habe&period; Aber sie haben so lang gebettelt und nicht geruht&comma; bis ich ihnen den Willen getan habe&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber Schmidtmeierin&comma; da würde ich doch lieber tun&comma; was der Mann will&comma; als was die Kinder verlangen und erbetteln&excl; Was wäre das jetzt für eine Freude&comma; wenn die Kleidchen noch neu auf dem Tisch lägen&excl; So würde mein Mann auch den Sinn für Weihnachten verlieren&period; Das müssen Sie mir versprechen&comma; Schmidtmeierin&comma; daß Sie meine Sachen&comma; und die von Frau Hartwig&comma; und was etwa sonst noch kommt&comma; verstecken&comma; und dann eine schöne Bescherung halten&period; Wo können denn Ihre Kinder bleiben&comma; solange Sie herrichten&comma; ist's zu kalt in der Kammer&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Kalt ist's&comma; aber ich stecke sie eben ins Bett so lang&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma; das tun Sie&period; Und noch etwas&colon; können die Kinder nicht unter dem&nbsp&semi;Christbaum dem Vater ein Weihnachtslied hersagen&comma; aus der Kinderschule&quest;&nbsp&semi;Das gehört auch zur rechten Feier&period; Und wenn Sie noch von Ihrem Waschlohn&nbsp&semi;ein paar Pfennige übrig hätten&comma; dann sollten Sie für den Mann noch einen&nbsp&semi;Kalender kaufen&comma; oder was ihn sonst freut&comma; und dann erzählen Sie mir&comma;&nbsp&semi;Schmidtmeierin&comma; ob er wirklich keine Freude gehabt hat am heiligen&nbsp&semi;Abend&comma; und ob es nicht schön bei Ihnen war&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich mach's wie Sie sagen&comma; Frau Pfäffling&comma; und ich danke für die vielen&nbsp&semi;Sachen&comma; die Sie mir zusammengerichtet haben&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Es ist recht&comma; Schmidtmeierin&comma; aber glauben Sie mir's nur&comma; die Sachen allein&comma; und wenn es noch viel mehr wären&comma; machen kein schönes Fest&comma; das können nur Sie machen für Ihre Familie&semi; fremde Leute können die Weihnachtsfreude nicht ins Haus bringen&comma; das muß die Mutter tun&comma; und die Reichen können die Armen nicht glücklich machen&comma; wenn die nicht selbst wollen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling hielt die fremden Kinder noch eine gute Weile zurück&semi; als diese endlich heimkamen&comma; waren alle Schätze im Schrank verborgen und der Schlüssel abgezogen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da sich aber die Kinder schon darauf gefreut hatten&comma; fingen sie an&comma; darum zu betteln und schließlich laut zu heulen&period; Damit setzten sie gewöhnlich bei der Mutter ihren Willen durch&period; Heute aber nicht&semi; "brüllt nur recht laut&comma;" sagte die Schmidtmeierin&comma; "damit man es im Nebenhaus hört&period; Nichts Gutes gibt's heute&comma; nichts Schönes&comma; erst am Abend&comma; wenn ihr dem Vater eure Lieder aufsagt&period; Bei Pfäfflings ist's auch so&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Da ergaben sich die Kinder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling und Walburg hatten noch alle Hände voll zu tun mit&nbsp&semi;Vorbereitungen auf das Fest&period; Aber die Arbeit geschah in fröhlicher&nbsp&semi;Stimmung&period; "Man muß sich seine Feiertage verdienen&comma;" sagte Frau Pfäffling&nbsp&semi;und rief die Kinder zu Hilfe&comma; die Buben so gut wie die Mädchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Oben auf dem Boden hängen noch die Strümpfe von der letzten Wäsche&comma;" sagte sie&comma; "die sollten noch abgezogen werden&period; Das könnt ihr Buben besorgen&period;" Wilhelm und Otto sprangen die Treppe hinauf&period; Auf dem freien Bodenraum war ein Seil gespannt&comma; an dem eine ungezählte Menge Pfäffling'scher Strümpfe hing&period; Walburg war eine große Person und pflegte das Seil hoch zu spannen&comma; die Kinder konnten die hölzernen Klammern nicht erreichen&comma; mit denen die Strümpfe angeklemmt waren&period; "Einen Stuhl holen und hinaufsteigen&comma;" schlug Otto vor&comma; aber Wilhelm fand das unnötig&comma; "Hochspringen und bei jedem Sprung eine Klammer wegnehmen&comma;" so war es lustiger&period; Er probierte das Kunststück und brachte es fertig&comma; Otto gelang es nicht auf den ersten Sprung&comma; und ein Trampeln und Stampfen gab es bei allen beiden&period; Sie bemerkten nicht&comma; daß die Türe von Frau Hartwigs Bodenkammer offen stand und die Hausfrau&comma; die eben ihren Christbaumhalter hervorsuchte&comma; ganz erschrocken über den plötzlichen Lärm herauskam und rief&colon; "Was treibt ihr denn aber da oben&comma; ihr Kinder&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wir nehmen bloß die Strümpfe ab"&comma; sagte Otto&period; "So tut es doch nicht&comma; wenn man Strümpfe abzieht&comma;" entgegnete Frau Hartwig&period; "Wir müssen eben darnach springen&comma;" sagte Wilhelm&comma; "sehen Sie&comma; so machen wir das&comma;" und mit einem Hochsprung hatte er wieder eine Klammer glücklich erfaßt&comma; der Strumpf fiel herunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Aber Kinder&comma; so fallen sie ja alle auf den Boden&excl;" sagte die Hausfrau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Es sind ja nur Strümpfe&comma;" entgegnete Wilhelm&comma; "die sind schon vorher grau und schwarz&comma; denen schadet das nichts&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Eine kleine Weile stand Frau Hartwig dabei und machte sich ihre Gedanken&period; Welche Arbeit&comma; für soviel Füße sorgen zu müssen&excl; Fast alle Strümpfe schienen zerrissen&excl; Und welche Körbe voll Flickwäsche mochten sonst noch da unten stehen und auf die Hände der vielbeschäftigten Hausfrau warten&comma; die doch kein Geld ausgeben konnte für Flickerinnen&excl; Ob es nicht Christenpflicht wäre&comma; da ein wenig zu helfen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Es dauerte gar nicht lange&comma; da kamen die Brüder mit dem Bescheid herunter&colon; Die meisten Strümpfe seien noch zu feucht&comma; die Hausfrau meine&comma; sie müßten noch hängen bleiben&period; Frau Pfäffling achtete im Drang der Arbeit kaum darauf und dachte nicht&comma; daß Frau Hartwig kurz entschlossen den ganzen Schatz Pfäffling'scher Strümpfe heruntergenommen hatte&comma; und ihnen nun mit Trocknen und Bügeln viel mehr Ehre erwies&comma; als diese es sonst erfuhren&period; Dann stapelte sie den Vorrat auf&comma; legte sich das Nötige zum Ausbessern zurecht und sagte sich&colon; Das gibt auch eine Weihnachtsüberraschung und wird nach Jesu Sinn keine Feiertags-Entheiligung sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Inzwischen war es Mittag geworden&period; Heute gab es bei Pfäfflings ein kärgliches Essen&period; Mit Wassersuppe fing es an&comma; und die Mutter redete den Kindern zu&colon; "Haltet euch nur recht an die Suppe&comma; es kommt nicht viel nach&excl;" "Warum denn nicht&quest;" fragte Elschen bedenklich&period; Die Antwort kam von vielen Seiten zugleich&period; "Weil Weihnachten ist&period; Weißt du das noch nicht&quest; Vor dem heiligen Abend gibt es nie etwas ordentliches zu essen&period; Die Walburg hat auch keine Zeit zu kochen&period;" "Ja&comma;" sagte Frau Pfäffling&comma; "und selbst wenn sie Zeit hätte&comma; heute Mittag müßte das Essen doch knapp sein&comma; damit man sich recht freut auf die Lebkuchen und auf den Gansbraten&comma; den es morgen gibt&period;" Walburg brachte noch gewärmte Reste vom gestrigen Tag herein&comma; und als diese alle verteilt waren&comma; sagte Herr Pfäffling&colon; "Wer jetzt noch Hunger hat&comma; kann noch Brot haben und darf dabei an ein großes Stück Braten denken&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Und nun&comma;" sagte die Mutter&comma; "hinaus aus dem Wohnzimmer&semi; wenn ihr wieder herein dürft&comma; dann ist Weihnachten&excl;" Da stob die ganze Schar jubelnd davon&semi; wenn man nicht mehr in das Zimmer herein durfte&comma; ja dann wurde es Ernst&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Eltern standen beisammen und putzten den Baum&comma; Frieders Baum&period; Die kleinen Schäden&comma; die er auf seinen vielen Wanderungen erlitten hatte&comma; wurden sorgfältig verdeckt&comma; und bald stand er in seinem vollen Schmuck da&comma; mit goldenen Nüssen und rotbackigen Äpfeln&comma; mit bunten Lichtern und oben auf der Spitze schwebte ein kleiner Posaunenengel&period; Es gab in andern Häusern feiner geschmückte Tannenbäume mit Winterschnee und Eiszapfen&comma; es gab auch solche&comma; die mit bunten Ketten und Kugeln&comma; mit Papierblumen und Flittergold so überladen waren&comma; daß das Grün des Baumes kaum mehr zur Geltung kam&period; Pfäfflings Baum hatte von all dem nichts&comma; er war noch ebenso&comma; wie ihn Großvater Pfäffling und Großmutter Wedekind vor dreißig Jahren ihren Kindern geschmückt hatten&comma; und weil ihre seligsten Kindheitserinnerungen damit verbunden waren&comma; mochten sie nichts daran ändern&period; Mit der Krippe&comma; die unter dem Baum aufgestellt wurde&comma; war es anders&period; Die feinen Wachsfiguren&comma; die Tiere&comma; die dazu gehörten&comma; standen nicht jedes Jahr gleich&period; Nach den Bildern&comma; die uns schon die alten deutschen Künstler gezeichnet haben&comma; und in denen unsere Maler uns auch jetzt noch die heilige Nacht darstellen&comma; nach diesen verschiedenen Bildern wurden die Krippenfiguren in jedem Jahr wieder anders aufgestellt&comma; das war Herrn Pfäfflings Anteil an dem Herrichten des Weihnachtszimmers&period; Wenn aber die Tische gestellt waren&comma; und wenn die mühsame Arbeit des Einräumens von Puppenzimmer&comma; Küche und Kaufladen begann&comma; dann verschwand der Herr des Hauses aus dem Gebiet und übernahm die Aufsicht über die mutterlose Kinderschar&comma; damit sie nicht in Ungeduld und Langeweile auf allerlei Unarten verfiel&period; Gegen vier Uhr&comma; als es dunkelte&comma; zogen sie zusammen fort nach der Kirche&comma; in der jedes Jahr um diese Zeit ein Gottesdienst gehalten wurde&comma; so kurz und doch so feierlich wie kein anderer im Jahr&colon; Ein Weihnachtslied&comma; das Weihnachtsevangelium und ein paar Worte&comma; nur wie ein warmer Segenswunsch des Geistlichen&period; Es war genug&comma; um in den Herzen der jungen und alten Zuhörer die rechte Weihnachtsstimmung zu wecken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling hörte ihre Schar heimkommen&comma; sie sah ein wenig heraus aus dem Weihnachtszimmer und schob etwas durch den Türspalt&comma; es war eine Handvoll Backwerk&comma; das etwas Schaden gelitten hatte durch die Verpackung&colon; "Das ist etwas zum versuchen&comma;" rief sie&comma; "das ist zerbrochen aus der Großmutter Paket gekommen&comma; teilt euch darein&excl; und dann zieht frische Schürzen an und sagt auch Walburg&comma; daß sie sich bereit macht&comma; nun wird bald alles fertig sein&excl;" Der Mutter Angesicht leuchtete verheißungsvoll&comma; es rief auf allen Kindergesichtern das gleiche Strahlen hervor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Pfäffling war bei seiner Frau&comma; er half bei den letzten&nbsp&semi;Vorbereitungen&period; "Jetzt wären wir so weit&comma;" sagte er&comma; "können wir den&nbsp&semi;Baum anzünden&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wenn du einen kleinen Augenblick warten wolltest&comma;" erwiderte sie&comma; "ich bin so müd und möchte nur ein ganz klein wenig ruhen&comma; um für den großen Jubel Kraft zu sammeln&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Freilich&comma; freilich&comma;" sagte Herr Pfäffling&comma; "die Kinder können sich wohl noch eine Viertelstunde gedulden&comma; setze dich hieher&comma; ruhe ein wenig und schließe die Augen&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"O&comma; das tut gut&comma;" antwortete sie und lehnte sich still zurück&period; Aber nur drei Minuten&comma; dann stand sie wieder auf&period; "Nun bin ich schon wieder frisch&comma; und ich kann jetzt doch nicht ruhen&comma; ich spüre die siebenfache Unruhe&comma; die klopfenden Herzen der Kinder da draußen&comma; wir wollen anzünden&period;" Bald strahlten die Lichter an dem Baum&comma; die großen Kerzen in den silbernen Leuchtern&comma; die die Tische erhellten&comma; und die kleinen Lichtchen in Puppenstube und Küche&period; Und nun ein Glockenzeichen und die Türe weit auf&excl; Sie drängen alle herein&comma; die Kinder und Walburg hinter ihnen&period; Dem Christbaum gelten die ersten Ausrufe der Bewunderung&semi; solange er die Blicke fesselt&comma; ist's noch eine weihevolle Stimmung&comma; ein Staunen und seliges Widerstrahlen&semi; dann wenden sich die Augen der Bescherung zu&comma; nun geht die beschauliche Freude über&comma; immer lauter und jubelnder wird das Kinderglück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>War denn so Herrliches auf dem Gabentisch&quest; Viel Kostbares war nicht dabei&comma; aber es war alles überraschend und jedes kleine Geschenk war sinnig auf den Empfänger berechnet und manches erhielt durch einen kleinen Vers&comma; den der Vater dazu gemacht hatte&comma; noch einen besonderen Reiz&period; Wenn eines der Kinder nach den Eltern aufblickte&comma; so sah es Liebe und Güte&comma; wenn es einem der Geschwister ins Gesicht sah&comma; so glänzte dies in Glück und Freude&comma; und über all dem lag der Duft des Tannenbaums—ja die Fülle des Glückes bringt der Weihnachtsabend&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling berührte ihren Mann und sagte leise&colon; "Sieh dort&comma; den Frieder&excl;" An dem Plätzchen des großen Tisches&comma; das ihm angewiesen war&comma; stand schon eine ganze Weile Frieder unbeweglich und sah mit staunenden&comma; zweifelnden Augen auf das&comma; was vor ihm lag&colon; Eine Violine&excl; Und nun nahm er den kleinen Streifen Papier&comma; der daran gebunden war&comma; und las das Verschen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">Fideln darfst du&comma; kleiner Mann&comma;<br&sol;> Vater will dir's zeigen&period;<br&sol;> Aber merk's und denk daran&colon;<br&sol;> Immerfort zu geigen<br&sol;> Tut nicht gut und darf nicht sein&period;<br&sol;> Halte fest die Ordnung ein&colon;<br&sol;> Eine Stund' am Tag&comma; auch zwei&comma;<br&sol;> Doch nicht mehr&comma; es bleibt dabei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Mutter&excl;" rief jetzt Frieder&comma; "Mutter&comma; hast du's schon gesehen&quest;" Er drängte sich zu ihr und zog sie an seinen Platz und fragte&colon; "Darf ich sie gleich probieren&quest;" Und er nahm die kleine Violine&comma; und da die Geschwister ihm nicht viel Platz ließen&comma; drückte er sich hinter den Christbaum und fing ganz sachte an&comma; leise über die Saiten zu streichen und zarte Töne hervorzulocken&period; Und er sah und hörte nichts mehr von dem&comma; was um ihn vorging&comma; und mühte und mühte sich&comma; denn er wollte reine Töne&comma; dieser kleine Pfäffling&period; Die Eltern sahen sich mit glücklichem Lächeln an&colon; "Dies Weihnachten vergißt er nicht in seinem Leben&comma;" sagte Frau Pfäffling&period; "Ja&comma;" erwiderte ihr Mann&comma; "und auf diesen kleinen Schüler braucht mir wohl nicht bange zu sein&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Vater&comma; hast du gesehen&quest;" riefen nun wieder zwei Stimmen&period; "Was ist's&comma;&nbsp&semi;Marianne&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ein Päckchen feinste Glacéhandschuhe hat uns Fräulein Vernagelding geschickt&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Was&quest; Euch Kindern&comma; was tut ihr denn damit&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wir ziehen sie an&comma; Vater&comma; viele Kinder in unserer Schule haben welche&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nun&comma; wenn nur ich sie nicht tragen muß&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Es gab jetzt ein großes Durcheinander&comma; denn die Brüder probierten ihre neuen Schlittschuhe an&comma; liefen damit hin und her&comma; fielen auch gelegentlich auf den Boden&period; Im untern Stock erzitterte die Hängelampe&period; "Man könnte meinen&comma; es sei ein Erdbeben&comma; die da droben sind heute ganz außer Rand und Band&excl;" sagte Herr Hartwig zu seiner Frau&period; "Weihnachtsabend&excl;" entgegnete sie&comma; und das eine Wort beschwichtigte den Hausherrn&period; Auch hörte das Getrampel der Kinderfüße plötzlich auf&comma; es wurde ganz stille im Haus&comma; nur eine einzelne Stimme drang bis in den untern Stock&colon; Otto deklamierte&period; Nacheinander kamen nun all die kleinen Überraschungen für die Eltern an die Reihe&comma; zu denen sich an jenem Adventsonntag Frieder auf den Balken die Eingebung geholt hatte&period; Alles gelang zur Freude der Eltern&comma; zum Stolz unserer sieben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>In ihrer Küche stand Walburg und sorgte für das Abendessen&period; Auch für sie war ein Platz unter dem Christbaum&comma; und sie war freundlich bedacht worden&period; Aber die Freude und innere Bewegung&comma; die sich jetzt auf ihren großen&comma; ernsten Zügen malte&comma; hatte einen andern Grund&period; Schon seit heute morgen bewegte sie etwas in ihrem Herzen&comma; das sie gern besprochen hätte&comma; aber es hatte sich kein ruhiges Viertelstündchen finden lassen&period; Wenn jetzt Frau Pfäffling herauskäme&comma; jetzt hätte sie vielleicht einen Augenblick Zeit für sie&comma; aber sie würde wohl schwerlich kommen&period; Während Walburg sich darnach sehnte&comma; war Frau Pfäffling ganz von ihren Kindern in Anspruch genommen&comma; aber einmal&comma; als ihr Blick zufällig auf Walburgs Geschenke fiel&comma; die noch auf dem Tisch lagen&comma; dachte sie an das Mädchen&period; Warum war es wohl gar so kurz im Weihnachtszimmer geblieben&quest; Es war noch nicht Zeit&comma; das Abendessen zu bereiten&comma; warum verweilte sie nicht lieber unter den glücklichen Kindern&comma; anstatt einsam in der kalten Küche zu stehen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling ging hinaus&comma; nach Walburg zu sehen&period; Die Mutter wurde zuerst nicht vermißt&comma; es gab ja so viel anzusehen und zu zeigen&comma; und der Vater war ja da&comma; aber allmählich ging von Mund zu Mund die Frage&colon; "Wo ist denn die Mutter&quest;" Herr Pfäffling schickte Frieder hinaus&period; Er kam zurück mit dem Bescheid&comma; die Küchentüre sei ganz fest zu und Walburg rede so viel mit der Mutter&comma; wie sonst nie&period; "Dann laßt sie nur ungestört&comma;" sagte der Vater&comma; "wenn Walburg einmal redet&comma; muß man froh sein&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling brachte aus der kalten Küche einen warmen&comma; sonnigen Ausdruck mit herein&period; Die Kinder zogen sie an ihren Tisch heran&comma; aber im Vorbeigehen drückte sie unvermerkt ihrem Mann die Hand und sagte leise&colon; "Ich erzähle dir später&excl;" Als Walburg das Abendessen auftrug wechselten sie einen vielsagenden Blick&comma; und Marie sagte&colon; "Unserer Walburg sieht man so gut an&comma; daß heute Weihnachten ist&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Abend waren die Kinder gar nicht zu Bett zu bringen&comma; sie wollten sich nicht trennen von der Bescherung&period; Es wurde spät&comma; bis endlich Herr Pfäffling mit seiner Frau allein war&period; "Du wirst nun auch der Ruhe bedürftig sein&comma;" sagte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma; aber eines muß ich dir noch erzählen&comma; was mir Walburg anvertraut hat&period; Sie erhielt heute einen Brief von einer alten Frau aus ihrem Heimatdorf&comma; die schreibt in schlichten&comma; einfachen Worten&comma; daß vor einem Jahr ihr Sohn Witwer geworden sei und mit seinen drei Kindern und dem kleinen Bauerngut hilflos dastehe&period; Er müsse wieder eine Frau haben&comma; und weil er Walburg von klein an kenne&comma; möchte er am liebsten sie haben&period; Er wisse wohl&comma; daß sie nicht gut höre&comma; aber das mache weiter nicht viel&period; Wenn sie einverstanden sei&comma; möge sie in den Feiertagen einmal herausfahren&comma; daß man die Verlobung feiern könne und die Hochzeit festsetze&period; Der Sohn hat dann noch an den Brief seiner Mutter unten hingeschrieben&comma; die Reisekosten wolle er zur Hälfte bezahlen&period; Walburg kennt den Mann gut&comma; denn sie waren Nachbarsleute&comma; und sie ist ganz entschlossen&comma; ja zu sagen&period; Ich kann dir gar nicht sagen&comma; wie mich das freut für Walburg&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Das ist freilich ein unerhofftes Glück&comma; aber wird sie denn einem&nbsp&semi;Haushalt vorstehen können bei ihrer Taubheit&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Wenn ihr die alte Mutter zur Seite steht&comma; wird sie schon zurecht kommen&period; Ein schweres Kreuz bleibt es freilich für sie&comma; aber ich finde es rührend&comma; daß der Mann es auf sich nehmen will&comma; um ihrer andern guten Eigenschaften willen&period; Übrigens sagt Walburg&comma; sie verstehe die Leute da draußen viel besser&comma; weil sie ihren Dialekt reden&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Das kann wohl etwas ausmachen&comma; und mich freut es für die treue Person&comma; wenn auch nicht für uns&period; Aber wir werden auch wieder einen Ersatz finden&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nicht so leicht&excl; Doch daran denke ich heute gar nicht&period; Am zweiten&nbsp&semi;Feiertag möchte sie hinausfahren auf ihr Dorf&period; Vorher wollen wir mit den&nbsp&semi;Kindern noch nicht davon sprechen&comma; sondern ihnen erst&comma; wenn Walburg&nbsp&semi;zurückkommt&comma; sagen&comma; daß sie Braut ist&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Während unten so von ihr gesprochen wurde&comma; war auch Walburg oben in ihrer Kammer noch tätig&period; Sie hatte zuerst in diesem ihrem eigenen kleinen Revier noch einmal ihren Brief gelesen und nun kniete sie vor der hölzernen Truhe&comma; in der ihre Habseligkeiten säuberlich und sorgsam geordnet lagen&period; Sie hatte schon seit Jahren die Bauerntracht nimmer getragen&comma; die in ihrem Dorf gebräuchlich war&comma; jetzt wollte sie sie hervorsuchen&comma; sie sollte ja wieder zu den Landleuten da draußen gehören&period; Der dicke Rock und das schwarze Mieder&comma; das Häubchen und die breite blauseidene Schürze&comma; das alles lag beisammen&comma; und sollte nun wieder zu Ehren kommen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Am zweiten Weihnachtsfeiertag&comma; früh morgens&comma; noch ehe es tagte&comma; reiste sie in ihrem ländlichen Staat in ihre Heimat&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Erst wenn Walburg fehlte&comma; merkte man&comma; wie viel sie im Haus leistete&period; Es war gar kein Fertigwerden ohne sie&period; Und nun gar in solchen Ferientagen&period; Wenn Frau Pfäffling drei ihrer Kinder dazu gebracht hatte&comma; schön aufzuräumen&comma; so hatten inzwischen vier andere wieder Unordnung gemacht und auf dem großen Weihnachtstisch nahm der Kampf gegen die Nußschalen und Apfelbutzen kein Ende&period; Dazu kam der Kinderlärm&period; Die Schlittschuhe lagen bereit&comma; aber das Eis wollte sich bei der geringen Kälte nicht bilden&comma; und Frau Pfäffling hatte doch so viel Feiertagsruhe davon erhofft&excl; So lockte nichts die Kinder ins Freie&comma; sie trieben sich alle sieben lachend&comma; spielend oder streitend herum und machten der Mutter warm&period; Bis sie das Mittagessen bereitet und auf den Tisch gebracht hatte&comma; war sie fast zu müde&comma; um selbst davon zu nehmen&period; Da sah Herr Pfäffling nach den Wolken am Himmel&comma; erklärte&comma; das Wetter helle sich auf und er wolle einen weiten Marsch mit den großen Kindern machen&period; Als eben beraten wurde&comma; ob Marianne auch mittun könne&comma; kam eine Schulfreundin und lud die beiden Mädchen zu sich ein&period; Das war ein seltenes Ereignis und wurde mit Freude aufgenommen&period; So blieben nur die beiden Kleinen übrig&comma; die begleiteten ein wenig traurig die Großen hinunter&comma; kamen dann aber um so vergnügter wieder herausgesprungen&period; Die Hausfrau hatte sie eingeladen&comma; ihren Christbaum anzusehen und bei ihr zu spielen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So geschah es&comma; daß Frau Pfäffling an diesem Nachmittag ganz allein war&semi; ihr Mann&comma; die Kinder&comma; ja sogar Walburg fort&comma; so daß nicht einmal aus der Küche ein Ton hereindrang&period; Wie wohl tat ihr die unerhoffte Ruhe&excl; Wie viel ließ sich auch an solch einem stillen Nachmittag tun&comma; an das man sonst nicht kam&excl; Es war schon ein Genuß&comma; sich sagen zu dürfen&colon; was willst du tun&quest; Meistens drängten sich die Geschäfte von selbst auf und hätten schon fertig sein sollen&comma; ehe man daran ging&period; Eine Weile ruhte sie in träumerischem Sinnen und über dem wurde ihr klar&comma; was sie tun wollte&colon; "Mutter&comma;" sagte sie leise vor sich hin&comma; "Mutter&comma; ich komme zu dir&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäfflings Mutter lebte im fernen Ostpreußen&comma; und seit vielen Jahren hatten sich Mutter und Tochter nimmer gesehen&period; Die bald 80 jährige Frau konnte nicht mehr&comma; und die junge Frau konnte noch nicht die Reise wagen&comma; die Kinder brauchten sie noch gar zu notwendig daheim&period; Aber es war doch köstlich&comma; das treue Mutterherz noch zu besitzen&comma; wenn auch in weiter Ferne&period; Seit langer Zeit hatte sie den Ihrigen nur kurze&comma; eilig geschriebene Briefe mit den nötigsten Mitteilungen schicken können&comma; jetzt wollte sie sich aussprechen&comma; wie wenn sie endlich&comma; endlich einmal wieder bei der geliebten Mutter wäre&period; Und es gab einen langen&comma; langen Brief&comma; in dem die ganze Liebe zur Mutter sich aussprach&comma; ja&comma; in dem es fast wie Heimweh klang&comma; aber das konnte doch nicht sein&comma; war Frau Pfäffling doch schon 18 Jahre aus dem Elternhaus&period; Es stand in dem Brief viel von Glück und Dankbarkeit&comma; viel von des Tages Last und Hitze und davon&comma; daß ihr Mann und sie noch immer treulich an dem Trauungsspruch festhielten&colon; Ein jeder trage des andern Last&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ihr Brief war fertig geworden beim letzten Schimmer des kurzen Dezembertags&period; Jetzt&comma; als es dunkelte&comma; ging sie zum Christbaum und zündete ein einziges Lichtchen an&period; Das warf einen schwachen Schein und große breite Schatten von Tannenzweigen zeichneten sich an der Decke des Zimmers ab&period; Es war eine feierliche Stille am Weihnachtsbaum und Frau Pfäffling sagte leise vor sich hin&colon; Nahet euch zu Gott&comma; so nahet er sich zu euch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine Viertelstunde später mahnte die Glocke&comma; daß wieder Leben und Bewegung Einlaß begehre&period; "Nun werden die Kinder kommen&comma;" sagte sich Frau Pfäffling&period; Sie fühlte sich wieder allen Anforderungen gewachsen&comma; fröhlich ging sie hinaus und sprach zu sich selbst&colon; "Dein Mann soll dich nicht so matt wiederfinden&comma; wie er dich verlassen hat&period;" Sie ging&comma; ihm und den Kindern zu öffnen&comma; sie waren es aber nicht&comma; die geklingelt hatten&comma; Walburg stand vor der Türe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Du kommst schon&quest;" rief Frau Pfäffling erstaunt&comma; "wir haben dich erst mit dem letzten Zug erwartet&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"So kann ich das Abendessen machen&comma;" entgegnete das Mädchen&period; "Kartoffeln zusetzen&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ja&comma; aber das ist mir jetzt nicht das wichtigste&comma; sage mir doch erst&comma; wie alles gegangen ist&comma;" und da Walburg zögerte&comma; fügte sie hinzu&comma; "ich bin ganz allein zu Hause&period;" Und nun antwortete Walburg&colon; "Er hat sich's nicht so arg gedacht&comma; er meint&comma; für die Kinder wäre doch eine besser&comma; die hört&period;" Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und ging die Treppe hinauf in ihre Kammer&period; Sie wollte den bräutlichen Putz ablegen&period; Sorgsam faltete sie die blauseidene Schürze&comma; versenkte sie in die Truhe und legte den Brief dazu&comma; der sie zwei Tage glücklich gemacht hatte&period; Dann schlüpfte sie in ihre alltäglichen Kleider&comma; setzte sich auf die alte Truhe und sah mit traurigen&comma; aber tränenlosen Augen auf die kahlen Wände ihrer Kammer&period; Es war so kalt und totenstill da oben&comma; es war so öde und leer in ihrem Herzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da ging die Türe auf&comma; Frau Pfäffling kam herein und stand unvermutet neben dem Mädchen&comma; das ihren Schritt nicht gehört hatte&period; "Walburg&comma; du tust mir so leid&comma;" sagte sie und ihre Augen waren nicht tränenleer&period; Walburg aber beherrschte ihre Bewegung und erwiderte in ihrer ruhigen Art&colon; "Draußen habe ich selbst erst gemerkt&comma; wie schlimm das mit mir geworden ist&comma; ich habe kein Wort verstanden&comma; sie haben mir's auf die Tafel schreiben müssen und die Kinder haben gelacht&period; So wird er wohl recht haben&period; Er war freundlich mit mir bis zuletzt&comma; das Reisegeld hat er mir zu zwei Drittel gezahlt und die Alte hat mir noch Kuchenbrot mitgegeben&period; Sonst wäre alles recht gewesen&comma; nur gerade eben die Taubheit&period; Und sie sagen auch&comma; ich könnte gar nicht mehr so reden wie sich's gehört&period; Ich weiß nicht wie das zugeht&comma; Sie verstehe ich doch auch ohne Tafel und rede ich denn nicht wie früher auch&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Für uns redest du ganz recht&comma;" entgegnete Frau Pfäffling&comma; "wir verstehen uns und darum ist's am besten&comma; wir bleiben zusammen&period; Uns ist's lieb&comma; daß du uns nicht verläßt&comma; Walburg&comma; du hast uns so gefehlt&period;" Da wich der starre&comma; traurige Zug aus Walburgs Gesicht&comma; und sie sah voll Liebe und Dankbarkeit auf zu der Frau&comma; die sich so bemühte&comma; ihr&comma; der Tauben&comma; Trostreiches zu Gehör zu bringen&period; Worte des Dankes fand sie freilich nicht&comma; aber mit Taten wollte sie danken&semi; eilfertig griff sie nach ihrer Hausschürze&comma; band sie um und sagte&colon; "Wenn der Herr heimkommt und das Essen nicht gerichtet ist&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Pfäffling sagte an diesem Abend zu ihren Kindern&colon; "Walburg ist so traurig aus ihrer Heimat zurückgekehrt&comma; sie hat weder Eltern noch Geschwister mehr draußen&comma; wir wollen uns Mühe geben&comma; daß sie sich bei uns recht heimisch fühlt&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Ich gehe mit meiner Violine zu ihr&comma;" sagte Frieder&comma; "den Geigenton hört sie&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Da warnte Herr Pfäffling mit dem Finger und sagte&colon; "Nach dem Abendessen noch geigen&quest; Wie heißt dein Vers&quest;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">"'Eine Stund am Tag&comma; auch zwei&comma;<br&sol;> Doch nicht mehr&comma; es bleibt dabei&period;'"<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Frieder konnte nachweisen&comma; daß er heute noch nicht zwei Stunden gespielt hatte&comma; ging hinaus in die Küche und machte mit denselben Violinübungen&comma; die sonst die Zuhörer in Verzweiflung bringen&comma; dem traurigen Mädchen das Herz leichter&comma; denn es erkannte die Anhänglichkeit des Kindes&comma; und in die tiefe Vereinsamung&comma; die ihr die Taubheit auferlegte&comma; drang der Ton der Saiten zu ihr als eine Verbindung mit den Mitmenschen&period;<&sol;p>

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