Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Der Trotzkopf
(Emmy von Rhoden, 1885, empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre)

Kapitel 13

<p>Lilli war in die Erde gebettet&period; Unter Schneeglöckchen und Veilchen schlummerte sie&period; Der kleine Sarg war mit den holden Frühlingskindern über und über bedeckt gewesen&period; Tief betrauert wurde das kleine Wesen von allen&comma; die mit ihm in nähere Berührung gekommen&comma; und es hatte allgemein schmerzliche Verwunderung erregt&comma; daß die Mutter fern geblieben war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Todestage Lillis war ein Telegramm angekommen&comma; worin sie meldete&comma; daß sie erst am Dienstag abend eintreffen könne&period; Es sei ihr unmöglich&comma; früher zu kommen&comma; da sie am Montag in einem neuen Stücke die Hauptrolle zu spielen habe&period; Als ihr an diesem Tage der Tod ihres Kindes gemeldet wurde&comma; kam umgehend ein Brief voll überschwenglicher Klagen&comma; aber sie blieb fern&period; Kostbare Blumen hatte sie gesandt&comma; auch der Vorsteherin den Auftrag gegeben&comma; ein Marmormonument&comma; einen knieenden Engel darstellend&comma; für des Kindes Grab anfertigen zu lassen&comma; mit goldenen Buchstaben solle auf dem Sockel eingegraben werden&colon; ›Teures Kind&comma; bete für mich&period;‹<&sol;p>&NewLine;<p>Aeußerlich war somit alles geschehen&comma; aber das Herz blieb kalt bei diesen pomphaften Kundgebungen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Meine Mama wäre gekommen&comma; wenn sie mich sterbenskrank gewußt hätte&comma;« bemerkte Ilse&comma; als sie Nellie den Brief vorlas&comma; den ihr die Mutter so herzlich und tröstend geschrieben hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»O sicher&comma; sie wär von der Welten Ende zu dich gereist&comma;« beteuerte Nellie lebhaft&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und sie ist nicht einmal meine rechte Mutter&comma;« fuhr Ilse nachdenklich fort&period; »Ach Nellie&comma; ich habe sie oft recht sehr gekränkt&excl; Glaubst du wohl&comma; daß sie mir vergeben wird&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ilses Herz war so weich und empfänglich durch den Schmerz geworden und eine ernste&comma; weihevolle Stimmung durchdrang ihr ganzes Wesen&period; Nie waren ihr bis dahin ähnliche Gedanken gekommen&comma; und wäre es der Fall gewesen&comma; hätten sie früher einmal bei ihr angeklopft&comma; sie würden keinen Einlaß gefunden haben&period; Heute war es anders&comma; sie hatte das Bedürfnis&comma; sich gegen ihre Herzensfreundin auszusprechen und sich anzuklagen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»O mach dich kein Kummer darum&comma; Kind&period; Deine Mutter hat ein so liebesreiche Herz&comma; kein Titelchen Bosheit für dir ist darin&period; Sie vergebt dir alles&period; Du warst ja auch noch ein ungezogen&comma; dumm’ Baby&comma; als du bei sie warst&comma; jetzt aber bist du eine sehr anständige &lpar;sie meinte verständige&rpar; junge Dame&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist das dein Ernst&comma; Nellie&quest;« fragte Ilse und sah mit ihren Kinderaugen Nellie zweifelnd an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist mein Ernst&comma; und ich gebe dir den guter Rat&comma; schreibe an deiner Mutter ein lang’ Brief und bitte ihr um Verzeihung&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ilse überlegte einen Augenblick&period; »Du hast recht&comma; Nellie&comma;« sagte sie dann entschlossen&comma; »ich werde ihr schreiben&comma; ich bin es ihr schuldig&period; Heute noch will ich es thun&excl; Wenn sie mir nur bald darauf antwortet&comma; ich werde nicht eher ruhig sein&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie sich eben niedergesetzt hatte&comma; ihr Vorhaben auszuführen&comma; trat Flora mit strahlenden Augen ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich muß euch meine neuesten Gedichte vorlesen&comma;« sagte sie erregt&comma; »sie sind das beste&comma; was ich bis jetzt geschrieben habe&excl; Ihr müßt mich anhören&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und sie entfaltete ein starkes Heft&comma; in welchem sie Lillis Tod in den verschiedensten Dichtungsarten besungen hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"text-align&colon; center&semi;">Elegie auf den Tod einer vom Sturm geknickten Rosenknospe&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>begann sie zu lesen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nellie hielt sich die Ohren zu&period; »Schweig still&excl; Ich mag dir nicht anhören mit dein dumm Zeug&excl; Aergere mir nicht damit&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ilse stimmte ihr bei&period; »Laß uns zufrieden&comma; Flora&comma;« sagte sie&comma; »wir sind noch zu traurig&comma; als daß wir lachen möchten&excl; Und du weißt doch&comma; daß alle deine Gedichte uns lustig machen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Tief verletzt schloß Flora ihr Heft&comma; auf dessen Umschlag mit großen Buchstaben zu lesen stand&colon; »Floras Klagelieder&excl;« – »Ihr habt keinen Sinn für erhabene Dichtkunst&comma; und ich will Gott danken&comma; wenn es Ostern ist und ich diesen prosaischen Aufenthalt verlassen kann&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie verließ die Undankbaren und suchte Rosi auf&period; Wenn niemand ihre Dichtkunst bewundern wollte&comma; fand sie an ihr stets eine geduldige Zuhörerin&period; »Das rechte Verständnis freilich fehle ihr&comma;« meinte Flora mit einem ergebungsvollen Seufzer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Brief an die Mutter war abgeschickt&period; Acht Tage waren seitdem vergangen und noch war keine Antwort eingetroffen&period; Ilse war unruhig und aufgeregt darüber&period; Nellie&comma; ihre einzige Vertraute&comma; tröstete sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist ja noch kein’ Ewigkeit vorbei&comma; seit du schriebst&comma;« sagte sie&period; »Es scheint dich nur so&comma; weil du immer daran denkst&period; Ich wette&comma; heute wirst du ein schön&comma; lang Brief haben&period; Mich ahnt das&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und richtig&comma; Nellies Ahnung&comma; die eigentlich gar nicht so ernst gemeint war&comma; ging in Erfüllung&period; Es kam ein Brief an Ilse&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm sogleich in mein Zimmer&comma; Ilse&comma; ich habe dir etwas mitzuteilen&excl;« Mit diesen Worten empfing Fräulein Raimar dieselbe&comma; als sie eben aus der Kirche kam&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klopfenden Herzens folgte ihr das junge Mädchen&comma; sich den Kopf zerbrechend&comma; welch eine geheimnisvolle Mitteilung ihrer wartete&period; –<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe soeben einen Brief von deinem Papa erhalten&comma; liebes Kind&comma; worin er mich bittet&comma; dir etwas recht Erfreuliches zu verkünden&period; Ahnst du nicht&comma; was es sein könnte&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma;« entgegnete Ilse und blickte die Vorsteherin erwartungsvoll fragend an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Dir ist ein Brüderchen beschert worden&excl; Da&comma; hier lies selbst&comma; der Papa hat für dich einen Brief eingelegt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Ilse vermochte nicht zu lesen in diesem Augenblick&period; Die Nachricht hatte sie bis in das Innerste erfreut und durchzittert&period; Das Blut schoß ihr heiß in die Wangen&comma; und ehe sie noch ein Wort über die Lippen bringen konnte&comma; flog sie dem Fräulein an den Hals und küßte dieselbe&period; Sie mußte an jemand ihre jubelnde Freude auslassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie zur Besinnung kam&comma; schämte sie sich ihrer Uebereilung&period; Wie konnte sie allen Respekt außer acht lassen und so ungeniert die Vorsteherin umarmen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>»Verzeihen Sie&comma;« sagte sie befangen und trat bescheiden zurück&period; Aber Fräulein Raimar schnitt ihr das Wort ab und nahm sie noch einmal herzlich in den Arm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm her&comma; mein Kind&comma;« sagte sie warm&comma; »und laß mich die erste sein&comma; die dir von ganzem Herzen Glück wünscht&period;« – Später äußerte sie gegen Fräulein Güssow&comma; daß Ilses strahlende Freude ihr so recht den Beweis für deren kindlich unbefangenes Herz gegeben habe&period; Anfangs habe sie nicht geglaubt&comma; daß Ilses trotzige Natur sich jemals zügeln lassen werde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Brief an Ilse war nur kurz und von der Mutter schon vor mehreren Tagen an sie geschrieben&period; Der Papa trug an der Verzögerung schuld&comma; er hatte noch einige Zeilen hinzufügen wollen und war nicht gleich dazu gekommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Lies erst&comma; was sie schreibt&excl;« bat Nellie&comma; zu der Ilse jubelnd in das Zimmer gestürzt war&comma; »lies erst&comma; nachher sprechen wir von die Baby&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und Ilse las&colon;<&sol;p>&NewLine;<p><br&sol;>»Mein teures Kind&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Dein letzter Brief hat mich sehr glücklich gemacht&excl; Ich kann den Augenblick kaum erwarten&comma; wo ich Dich an mein Herz nehmen darf&comma; um Dir mit einem herzlichen Kuß zu sagen&comma; daß ich Dir niemals böse war&period; Ich wußte immer&comma; daß mein Trotzköpfchen schon den Weg zu mir finden werde&period; Mache Dir nur keine Sorgen um vergangene kleine Sünden&comma; sie sind längst in alle Winde verweht&comma; denke lieber an die zukünftige Zeit&comma; in der wir wieder beisammen sind&comma; und male sie Dir so rosig aus&comma; wie Deine junge Phantasie es nur zu thun vermag&period; Ich habe Dich sehr&comma; sehr lieb&excl; Mit zärtlichen Küssen<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"text-align&colon; right&semi;">Deine Mama&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der Papa hatte gestern flüchtig dazu geschrieben&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>»Hurra&excl; Wir haben einen prächtigen Jungen&excl; Ich habe nur den einen Wunsch&comma; ihn Dir&comma; mein Kleines&comma; gleich zeigen zu können&period; Er sieht Dir ähnlich&comma; hat gerade so lustige&comma; braune Augen wie Du&excl; Morgen schreibe ich Dir mehr&period;«&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p><img style&equals;"display&colon; block&semi; margin-left&colon; auto&semi; margin-right&colon; auto&semi;" src&equals;"&sol;Emmy-von-Rhoden&sol;Der-Trotzkopf&sol;016&period;jpg&quest;m&equals;1382220463&" alt&equals;"" width&equals;"700" height&equals;"484"><&sol;p>&NewLine;<p>»O&excl;« jammerte Ilse unter Lachen und Weinen&comma; »wenn ich doch gleich dort sein könnte&excl; Ich habe so große Sehnsucht&comma; die Mama&comma; den Papa und das kleine Brüderchen zu sehen&excl;« Dabei umarmte und herzte sie Nellie&comma; und als Fräulein Güssow hinzutrat&comma; fiel sie auch dieser um den Hals&period; Sie hätte in ihrer Seligkeit am liebsten die ganze Welt umarmt&excl; –<&sol;p>&NewLine;<p>Am Nachmittag&comma; als der erste Freudenrausch sich gelegt hatte&comma; kehrten Ilses Gedanken zu der verstorbenen Lilli zurück&period; Sie machte sich Vorwürfe&comma; daß sie deren Andenken heute so ganz vergessen konnte&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm&comma; Nellie&comma;« sagte sie&comma; »laß uns im Garten Veilchen pflücken zu einem Kranz auf Lillis Grab&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Güssow stimmte diesem Vorschlage bei und begleitete gegen Abend die Freundinnen hinaus auf den stillen Friedhof&period; Ilse beugte sich nieder und legte den Kranz auf den frischen Grabhügel&period; Noch lagen die vielen andern Kränze von dem Begräbnisse darauf&comma; aber sie waren verwelkt und trocken&comma; und in den langen&comma; weißen Atlasbändern spielte der Abendwind&period; –<&sol;p>&NewLine;<p>Die Tage kamen und gingen&comma; und das Osterfest war vor der Thür&period; Die Prüfungen waren bereits vorüber&comma; und die ausgeteilten Zeugnisse hatten Freude oder Kummer hervorgerufen&comma; je nachdem sie für die Betreffenden ausgefallen waren&period; Ilse konnte zufrieden sein&period; Mit Ausnahme einzelner Fächer&comma; bei denen obenan das Rechnen stand&comma; hatte sie sehr gute Fortschritte gemacht&period; Ihr ernstes Streben&comma; ihr Betragen&comma; das besonders seit dem Tode Lillis tadellos geworden war&comma; wurde von ihren Lehrern und Lehrerinnen rühmend hervorgehoben&comma; nur die englische Lehrerin schloß sich dieser Ansicht nicht an&period; Sie blieb bei ihrem Vorurteile und fand&comma; daß Ilse nach wie vor ohne jede Manier und Grazie sei&comma; auch tadelte sie sehr ihre englische Aussprache&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Laß dir nix vormachen&comma; Ilse&comma;« sagte Nellie&comma; als sie allein waren&period; »Du sprichst schon ganz nett englisch und drückst dir stets sehr fein aus&period; Uebrigens tröste dir mit mir&comma; sieh&comma; was sie hier geschrieben haben&comma;« – und sie reichte betrübt der Freundin ihr Zeugnis&comma; und Ilse las&colon; Besondere Bemerkung&colon; ›Nellie macht sehr langsame Fortschritte in der deutschen Sprache&period;‹ – »Ist das nicht unrecht&quest;« fragte sie&period; »Ich gebe mich so furchtbar große Mühe mit eure schwere Sprache&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun war die Reihe zu trösten an Ilse&period; Dieselbe versprach ihr von jetzt an&comma; keinen Schnitzer mehr durchgehen zu lassen&comma; Nellie dagegen wollte täglich eine volle Stunde nur englisch mit der Freundin plaudern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Flora war in höchster Aufregung&period; Sie fand es geradezu großartig&comma; daß Doktor Althoff ihr eine II in der Litteratur geben konnte&period; »Mir das&excl;« rief sie aus&comma; sobald er sich entfernt hatte&comma; »mir das&excl; die ich selbst schon so lange litterarisch thätig bin&excl; Aber Sie werden sich wundern&comma; Herr Doktor&comma; Sie werden sich wundern&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Diese geheimnisvolle Anspielung bezog sich auf ihr jüngstes Werk&period; Sie hatte gestern den letzten Federstrich daran gethan und es dann sogleich mit einem Briefe auf rosa Papier dem Lehrer zur Durchsicht gegeben&period; Mit bescheidenem Selbstbewußtsein hatte sie hinzugefügt&comma; sie rechne darauf&comma; daß ihr Zauberspiel am Geburtstage der Vorsteherin aufgeführt werde&period; Sollte Herr Doktor einige kleine Aenderungen für notwendig finden&comma; so würde sie sich gern seinem Rate fügen&period; –<&sol;p>&NewLine;<p>Es waren einige Tage darüber vergangen und noch hatte sie keine Antwort erhalten&period; Warum mochte er zögern&quest; Gefallen mußte ihm »Thea&comma; die Blumenfee«&comma; darüber war sie nicht im Zweifel&period; Sie hatte sich so hineingelebt in ihre Zauberposse&comma; und ihre Phantasie flüsterte ihr einen großartigen Erfolg in das Ohr&period; Sie hörte den stürmischen Beifall der Anwesenden&comma; – die Dichterin wurde gerufen&excl; – Sie träumte wachend&comma; langsam – gesenkten Auges trete sie aus den Kulissen hervor&period; – »Flora&excl;« ruft es von allen Seiten&comma; und voller Staunen richten sich aller Augen auf sie&period; – Ja&comma; staunt nur&comma; ihr Ungläubigen&comma; die ihr die arme Flora so oft verkannt habt&excl; Jetzt hat sie euch überzeugt&comma; daß ihre Dichtkunst kein leerer Wahn ist&excl; – Bescheiden und demütig verneigt sie sich nach rechts und links – ohne den Blick zu erheben – sie war vor den Spiegel getreten&comma; um Blick und Verbeugung einzustudieren&period; – »Die Blumenfee werde ich vorstellen&comma;« träumte sie weiter&comma; »natürlich&excl; Wer anders könnte sich so in den Geist der Rolle versetzen&comma; als ich&excl; Wie herrlich wird mir das Kostüm stehen&excl; Ein Kleid von Silbergaze mit Rosen durchwebt&comma; eine goldene Krone auf dem Haupte&comma; ein langer&comma; duftiger Schleier und offnes&comma; wallendes Haar&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ganz in Gedanken versunken löste sie die aufgesteckten Flechten und drapierte das Haar malerisch um ihre Schultern&period; Unwillkürlich kamen ihr dabei die ersten Verse ihres großen Werkes auf die Lippen und laut&comma; mit pathetischer Stimme&comma; fing sie an zu deklamieren&colon;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">»Heraus&comma; ihr Blumen&comma; aus euren Kelchen&comma;<br&sol;>Ich will mit euch spielen&excl;<br&sol;>Eilt euch&comma; ihr lieben Tulpen und Nelken&comma;<br&sol;>Laßt mich nicht warten&comma; ihr vielen&comma; vielen&comma;<br&sol;>Heraus&comma; heraus&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ein lautes Pochen an der Thür und ungestümes Auf- und Niederdrücken des Griffes unterbrach sie höchst unangenehm&period; Zugleich wurde Gretes Stimme laut&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Warum schließt du dich denn ein&quest; Mach’ schnell auf&comma; ich bringe dir etwas&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>In aller Eile befestigte Flora ihr Haar&comma; schob dann den Riegel zurück und fragte ärgerlich&colon; »Was willst du denn&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Grete war in das Zimmer getreten und sah sich verwundert um&period; »Du sprachst doch eben laut&comma;« sagte sie&comma; »mit wem hast du dich denn unterhalten&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Flora blieb ihr die Antwort schuldig&semi; sie sah ihr Manuskript in Gretes Hand&comma; ungestüm nahm sie es an sich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Gieb her&excl; Wie kommst du zu meinem Hefte&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nur nicht so heftig&comma;« entgegnete Grete&comma; »was fällt dir denn ein&quest; Es ist die reine Gefälligkeit&comma; daß ich es dir bringe&period; Doktor Althoff hat es mir für dich übergeben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Warum ließ er mich nicht selbst rufen&quest; Du wirst dich wohl wieder vorwitzig aufgedrängt haben&comma; es ist so deine gewöhnliche Art&period; Uebrigens jetzt kannst du wieder gehen&comma; ich möchte allein sein&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Grete verspürte keine Lust&comma; sie zu verlassen&comma; sie witterte ein Geheimnis&comma; das mußte sie erst heraus haben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe aber keine Lust&comma; dich zu verlassen&comma;« sagte sie und setzte sich mit aller Gemütlichkeit nieder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du bist wirklich unausstehlich&excl;« stieß Flora ärgerlich heraus und drehte Grete den Rücken&period; Plötzlich kam ihr ein Gedanke&period; »Wenn du durchaus hier bleiben willst&comma; so thue es meinetwegen&comma;« fuhr sie fort und näherte sich der Thür&comma; »mich geniert es nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und sie hatte die Thür geöffnet und war hinaus&comma; noch ehe Grete sich erhoben hatte&period; Schnell drehte sie den Schlüssel im Schloß um und – das neugierige Gretchen war eine Gefangene&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Geflügelten Schrittes eilte sie in den Garten&comma; der Traueresche zu&period; Sie huschte zwischen den bis auf den Boden herabhängenden Zweigen hindurch und sank auf einem Bänkchen von Birkenstämmen nieder&period; Hier war sie vor jedem Lauscherblicke sicher&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie preßte die Hand auf das hochklopfende Herz und ein Zittern überlief sie vor der Entscheidung&excl; Wie wird sein Urteil ausgefallen sein&quest; Nicht lange hielt die zagende Schwäche an und ihre Zuversicht kehrte zurück&period; Mutig und siegesbewußt schlug sie das Heft auf&period; Natürlich suchte sie zuerst nach einigen Zeilen von seiner Hand&period; Aber sie blätterte und fand nichts&period; Sie breitete das Heft auseinander&comma; hielt es hoch&comma; schüttelte es tüchtig&comma; der erwartete Brief fiel nicht heraus&period; Sie war höchst betroffen&comma; da sie bei einer flüchtigen Durchsicht des Manuskripts auch nicht die kleinste Notiz entdecken konnte&period; Schon wollte sie es unwillig beiseite legen&comma; als ihre Augen zwei Worte entdeckten&comma; die Doktor Althoff mit seiner zierlichen und doch festen Handschrift mit roter Tinte gerade in den Schnörkel hineingeschrieben&comma; den sie dem Schlußworte »Ende« malerisch angehängt hatte&period; Sie las und fiel wie gebrochen hintenüber&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Abscheulich&excl;« riefen ihre bebenden Lippen&comma; »empörend&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Floras Entrüstung war wohl natürlich&comma; zertrümmerten doch die beiden kleinen Wörtchen den ganzen Prachtbau ihres Luftschlosses&period; »Konfuses Zeug&excl;« stand da deutlich geschrieben und erbarmungslos war hiemit das Todesurteil ihrer Dichtung besiegelt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie ballte die Hände in ohnmächtiger Wut und haßte den Mann&comma; den sie bis dahin so schwärmerisch angebetet hatte&period; Warum verkannte er ihr Genie&comma; oder vielmehr&comma; warum wollte er dasselbe nicht anerkennen&quest; Sie wollte zu ihm eilen &period;&period;&period; sogleich &period;&period;&period; er sollte ihr Rechenschaft über sein vernichtendes Urteil geben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber sie verwarf diesen Entschluß&comma; weil sie befürchtete&comma; vor Aufregung ohnmächtig zu werden&period; Und schwach sollte er sie nicht sehen &period;&period;&period; nimmermehr&excl; Sie wollte ihm schreiben und zwar sofort&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie zog ein Notizbuch aus ihrer Tasche und begann einen stürmischen Brief aufzusetzen&period; Kaum hatte sie indes einige Sätze niedergeschrieben&comma; als sie durch den grünen Blättervorhang Grete gerade auf die Esche losstürmen sah&comma; es blieb ihr eben noch Zeit genug&comma; das Notizbuch zu verbergen&comma; als dieselbe bereits vor ihr stand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Floras Gedanken waren nur mit dem Briefe beschäftigt gewesen&comma; sie hatte darüber ihr Manuskript&comma; das sie neben sich auf die Bank gelegt hatte&comma; vergessen&period; Grete hatte es indes mit ihren Spüraugen sofort entdeckt&period; Wie ein Vogel schoß sie darauf los&comma; ergriff es und eilte mit ihrer Beute davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Etsch&comma; Fräulein Flora&excl;« rief sie noch triumphierend&comma; »nun werde ich doch hinter deine Geheimnisse kommen&excl; Jetzt bist du meine Gefangene&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Grete&comma; gieb her&excl;« rief Flora angstvoll und eilte derselben nach&comma; »bitte&comma; bitte&excl; Ich will dir auch schenken&comma; was du haben willst&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Grete aber blieb taub bei ihren Bitten&period; Lachend eilte sie weiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du mußt mir mein Eigentum zurückgeben&comma; ich will es&excl;« drohte Flora&comma; als sie einsah&comma; daß Güte nicht half&comma; »ich befehle es dir&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Darüber brach Grete in ein lautes Gelächter aus&period; »Du befiehlst es mir&quest; Das ist reizend&excl;« rief sie&comma; »du bist wirklich furchtbar naiv&excl;« Und sie hatte das Haus erreicht&comma; während Flora weit hinter ihr zurückblieb&period; Trotz ihrer schwerfälligen&comma; plumpen Figur war sie doch weit schneller als letztere&comma; die etwas steif und ungelenk war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Flora einsah&comma; daß ihre Verfolgung nutzlos war&comma; blieb sie weinend stehen&period; Einen wahrhaft verzweiflungsvollen Blick warf sie der Räuberin ihres Schatzes nach&comma; denn nun war sie verloren&comma; das heißt preisgegeben dem Hohn und Spott der Mitschülerinnen&comma; an die sie Grete verraten würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber es kam anders&period; Gerade als Grete die paar Stufen zum Korridor hinaus sprang&comma; lief sie beinahe Doktor Althoff in die Arme&period; Sie hatte ihn nicht gesehen&comma; weil sie den Kopf nach rückwärts gewandt hielt&period; Das Heft hoch in der Luft schwenkend&comma; hatte sie der armen Flora zugerufen&colon; »Jetzt lese ich deine Geheimnisse&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Mit einem Blick hatte der Lehrer erkannt&comma; um was es sich handelte&semi; er wäre darüber nicht im Zweifel gewesen&comma; selbst wenn ihn Grete weniger erschrocken angesehen hätte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie sollten ja dies Heft an Flora abgeben&comma;« sagte er vorwurfsvoll&comma; »wie kommt es&comma; daß Sie es noch mit sich herumtragen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie antwortete nicht und sah ziemlich betreten und beschämt aus&comma; auch war sie rot bis über die Ohren geworden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich werde Ihnen nie wieder einen Auftrag geben&comma;« fuhr er fort&comma; »da ich sehe&comma; wie wenig ich mich auf Sie verlassen kann&period; Geben Sie mir das Heft&comma; ich werde es selbst an Flora abliefern&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Grete reichte ihm das Verlangte&period; »Sie ist selbst schuld daran&comma;« stieß sie zu ihrer Entschuldigung hervor und warf den ohnehin großen Mund noch mehr auf&semi; »sie hat &period;&period;&period; sie hat mich eingeschlossen&excl; Zur Strafe habe ich ihr das Buch fortgenommen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Zur Strafe&excl;« wiederholte Doktor Althoff mit einem zweifelnden Lächeln&comma; »und was wollten Sie jetzt damit machen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma;« verriet sie sich&comma; »hineingesehen hätte ich ganz gewiß nicht&excl; Floras Dichtungen sind viel zu überspannt und langweilig&excl; Ich wollte sie nur necken&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Grete&comma; Grete&excl;« drohte der junge Lehrer lächelnd mit dem Finger&comma; »wenn dies Wort eine Brücke wäre&comma; ich ginge nicht hinüber&period; Seien Sie in Zukunft nicht wieder so indiskret und neugierig&comma; Neugierde ist kein schöner Schmuck für ein junges Mädchen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er wandte sich von der Beschämten ab und ging auf Flora zu&comma; die langsam heran kam&period; Noch zitterten Thränen in ihren Augen&comma; die sie wie in Verklärung auf ihren Erretter richtete&period; Wo war der Haß geblieben&comma; der soeben noch in ihrem Innern getobt hatte&quest; Verschwunden und verweht&excl; Die alte Liebe und Begeisterung für Doktor Althoff hatten ihn zurückgedrängt und waren wieder eingezogen in ihr großmütiges Herz&period; So mächtig wallte die Begeisterung in ihr über&comma; daß sie plötzlich&comma; hingerissen von Dankbarkeit&comma; sich niederbeugte&comma; seine Hand ergriff und einen heißen Kuß darauf drückte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich danke Ihnen&comma;« hauchte sie leise&comma; dann eilte sie fort&comma; zurück zu ihrer Friedensstätte&comma; ihrem Musentempel&comma; und anstatt den angefangenen Brief zu vollenden&comma; dichtete sie ein Sonett&comma; das die Aufschrift trug&colon; »An ihn&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Doktor Althoff blickte der Davoneilenden kopfschüttelnd nach&period; »Ein überspanntes&comma; verdrehtes Wesen&excl;« mußte er unwillkürlich sagen&comma; »und das schlimmste ist&comma; sie wird niemals zu heilen sein&period;« –<&sol;p>&NewLine;<p>Der Geburtstag des Fräulein Raimar&comma; der in den Mai fiel&comma; war stets ein großartiges Fest&period; Tagesschülerinnen und Pensionärinnen wetteiferten mit einander&comma; dasselbe durch musikalische und theatralische Aufführungen&comma; durch lebende Bilder u&period; s&period; w&period; so bunt und unterhaltend zu gestalten als möglich&period; Auch in diesem Jahre wurde keine Ausnahme gemacht&comma; trotzdem Lilli kaum vier Wochen in der Erde ruhte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich würde gern auf eine größere Feier verzichten&comma;« sprach eines Tages die Vorsteherin zu der englischen Lehrerin und Fräulein Güssow&comma; »aber ich darf es unsrer Zöglinge wegen nicht thun&period; Mehr oder weniger hat sie Lillis Tod sehr ergriffen und sie hängen die Köpfe&semi; da ist das beste Mittel&comma; sie wieder aufzumuntern&comma; daß wir ihnen eine Zerstreuung schaffen&period; Mit aller Trauer können wir ja den Tod des lieben Kindes nicht ungeschehen machen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die beiden Damen stimmten ein und beschlossen untereinander&comma; mit den Vorbereitungen zu dem Feste zu beginnen&period; Miß Lead übernahm es&comma; ein englisches Stück&comma; Fräulein Güssow&comma; ein französisches Lustspiel einzustudieren&period; Erstere wählte nur Tagesschülerinnen zu ihren Mitwirkenden&comma; während letztere ihre Rollen nur mit Pensionärinnen besetzte&period; Sie hatte aber erst einen kleinen Kampf mit den Mädchen&comma; bevor dieselben die ihnen zugedachten Rollen annahmen&period; Flora&comma; die eine alte Dame vorstellen sollte&comma; war durchaus nicht damit einverstanden&comma; sie behauptete&comma; Rosi passe weit besser zu dieser Rolle&comma; diese aber hatte nicht einen Funken schauspielerischen Talentes und würde sich niemals dazu verstanden haben&comma; Theater zu spielen&period; Sie sprach auch weniger fließend französisch als Flora&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Güssow machte nicht viel Umstände&period; »Wie du willst&comma; Flora&comma;« sagte sie&comma; »macht es dir kein Vergnügen&comma; diese allerliebste Rolle zu übernehmen&comma; so wähle ich eine Tagesschülerin dafür und du kannst diesmal nur Zuschauerin sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das behagte Flora noch weniger&period; Nach einigem Zögern entschloß sie sich&comma; freilich wie sie sagte&comma; mit großer Selbstüberwindung&comma; die Alte zu spielen&period; Ilse und Melanie stellten deren Töchter dar und paßten in ihren Charaktereigentümlichkeiten prächtig dazu&period; Melanie putzsüchtig&comma; elegant und eitel&comma; Ilse das Gegenteil&period; Wild und unbändig&comma; trotzig und widerspenstig&comma; natürlich nichts weniger als elegant führt sie die übermütigsten Streiche aus und die schwache Mutter ist nicht im stande&comma; sie zu zügeln&period; Da erscheint ein junger&comma; entfernter Verwandter&comma; interessiert sich für den Wildfang und versteht es&comma; durch Güte und Festigkeit die Tugenden in demselben zu wecken und die Widerspenstige zu zähmen&period; Zum Schlusse wird sie seine Braut&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Orla&comma; du kannst die Rolle des Vetters übernehmen&comma;« bestimmte die Lehrerin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Orla&quest;« fragte Ilse verwundert&comma; »sie kann doch keinen Mann darstellen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Es erhob sich ein wahrer Sturm unter den jungen Mädchen bei Ilses unschuldiger Frage&period; Die Stimmen schwirrten durcheinander&comma; denn jede war bemüht&comma; Ilse über ihre Unwissenheit aufzuklären&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Weißt du denn nicht&comma; wie es bei uns Sitte ist&quest;« fragte Orla&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Mit Herren dürfen wir nicht Theater spielen&comma;« bemerkte Flora spottend&comma; »sie sind verpönt in der Pension&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Du bist naiv&comma; Ilse&excl;« rief Melanie&period; »Das ist ja eben so ledern und furchtbar öde&comma; daß wir Mädchen auch Männerrollen geben müssen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Herren&comma; Herren&excl;« wiederholte Annemie unter lautem Lachen&comma; »es ist zum totlachen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; wenn Herren mitspielten&comma; dann möchte ich Ilses Rolle spielen&comma;« überschrie Grete mit ihrer kräftigen Stimme alle übrigen&comma; »so aber –«<&sol;p>&NewLine;<p>»So aber wirst du den Bauernjungen übernehmen&comma; Grete&comma;« fuhr Fräulein Güssow dazwischen&period; Die Aufgeregten hatten ganz deren Gegenwart vergessen&period; »Und jetzt bitte ich mir Ruhe aus&comma; ihr unbändigen Kinder&excl; Fräulein Raimar hat ihre triftigen Gründe zu ihren Bestimmungen&comma; wie könnt ihr euch dagegen auflehnen&quest; Daß ihr noch zu kindisch seid&comma; dieselben zu verstehen&comma; habe ich in diesem Augenblicke klar und deutlich gesehen&excl; Schämt euch&excl; &period;&period;&period; Jetzt macht euch daran&comma; eure Rollen auszuschreiben&comma; morgen werden wir eine Leseprobe halten&period;« Mit diesen Worten verließ sie die aufrührerische Gesellschaft&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle schwiegen bis auf Grete&comma; sie konnte nicht unterlassen&comma; noch einmal zu sagen&colon; »Langweilig ist es doch ohne Herren&excl; Und den dummen Bauernjungen spiel’ ich nicht&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber sie spielte ihn doch und es zeigte sich bald&comma; daß sie ganz vortrefflich dazu paßte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die täglichen Proben brachten die gewünschte Zerstreuung&period; Ilse besonders fand viel Freude an einem Vergnügen&comma; das ihr bis dahin unbekannt gewesen war&period; Die anfängliche Befangenheit überwand sie bald und sie spielte ihre Rolle zur vollen Zufriedenheit Fräulein Güssows&comma; die zuweilen ein Lächeln über die höchst natürliche Darstellung nicht unterdrücken konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Zur Hauptprobe mußten alle in ihren Kostümen erscheinen&comma; damit sie sich gegenseitig an den veränderten Anblick gewöhnten&period; Diese Bestimmung war sehr gut&comma; denn als sie sich in ihren komischen Anzügen betrachteten&comma; konnten sie das Lachen nicht zurückhalten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Flora mit langen Scheitellocken und einer Spitzenhaube&comma; mit einem Lorgnon&comma; das sie vor die Augen hielt&comma; war kaum zu erkennen&period; Das elegante&comma; schwarze Schleppkleid ließ sie weit größer erscheinen&comma; als sie war&period; Sie war übrigens ganz ausgesöhnt mit ihrer ›alten‹ Partie und das Lob&comma; welches Fräulein Güssow ihr einige Male erteilte&comma; hatte sie zu der Idee gebracht&comma; daß ihr eigentlicher Beruf der einer Schauspielerin sei&comma; und sie träumte Tag und Nacht ›von der Welt&comma; welche die Bretter bedeuten‹&comma; ›Dichterin – Schauspielerin‹&period; Eine große Zukunft stand ihr bevor&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Orla sah in ihrem Jägeranzuge&comma; den grünen Hut keck auf das eine Ohr gesetzt&comma; wirklich gut aus&comma; und der kleine Stutzbart&comma; mit dem sie die Oberlippe geziert hatte&comma; gab ihr ein keckes Ansehen und stand ihr allerliebst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Famos siehst du aus&comma; Orla&excl;« meinte Melanie und betrachtete mit besonderem Entzücken deren Stulpenstiefel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du solltest immer so gehen&comma;« setzte Flora ganz ernsthaft hinzu&period; Natürlich wurde sie ausgelacht&period;<&sol;p>&NewLine;<p><img style&equals;"display&colon; block&semi; margin-left&colon; auto&semi; margin-right&colon; auto&semi;" src&equals;"&sol;Emmy-von-Rhoden&sol;Der-Trotzkopf&sol;017&period;jpg&quest;m&equals;1382220541&" alt&equals;"" width&equals;"318" height&equals;"700"><&sol;p>&NewLine;<p>Grete war ein Bauernjunge&comma; wie er sein muß&period; Plump und ungeschickt&comma; dreist und laut&period; Melanie fühlte sich himmlisch wohl in dem koketten und eleganten Kostüm&comma; das sie sich gewählt hatte&period; Sie stand vor dem Spiegel und putzte noch hie und da an sich herum&period; Und Ilse&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie trat als letzte herein und bei ihrem Anblick erhob sich ein so stürmisches Gelächter&comma; daß Fräulein Güssow Mühe hatte&comma; es zu dämmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie siehst du aus&comma; Mädchen&quest;« sprach sie lachend&comma; »komm näher&comma; ich muß dich genau betrachten&period; Willst du wirklich in diesem Aufzuge spielen&quest; Nein&comma; Ilse&comma; so geht es wirklich nicht&period; Wir müssen an deinem Kleide durchaus Verschönerungen anbringen&excl; Du bist auch gar zu wenig eitel&comma; sonst würdest du wohl selbst darauf gekommen sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Lassen Sie mich so&excl;« bat Ilse inständigst&comma; sie war ja so glücklich&comma; ihr geliebtes Blusenkleid bei dieser Gelegenheit tragen zu dürfen&period; Sie war aus demselben herausgewachsen&comma; zu eng und zu kurz war es geworden&comma; natürlich erhöhte dieser Mangel noch den komischen Eindruck&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; Kind&comma; unmöglich&excl; Du siehst wie eine Bettlerin aus&period; Der Aermel darf nicht ausgerissen sein&comma; der schlechte Gürtel muß durch einen neuen ersetzt werden&comma; um den Hals wirst du einen Matrosenkragen legen und die fürchterlichen Stiefel laß vor allen Dingen blank putzen&period; Dann wird es gehen&period; Man darf nicht übertreiben&comma;« fügte sie hinzu&comma; als Ilse ein etwas betrübtes Gesicht machte&comma; »stets muß das richtige Maß inne gehalten werden&period; Auch die Locken dürfen dir nicht so wirr über die Augen fallen&comma; du kannst ja kaum sehen&period; Vergiß nicht&comma; daß du die Tochter einer Baronin bist&comma; dein Anzug darf verwildert&comma; aber nicht zerrissen sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wollen wir nicht anfangen&quest;« trieb Miß Lead&comma; die sich mit ihren Künstlerinnen ebenfalls zur Hauptprobe eingestellt hatte&period; Sie war schon etwas ungeduldig bei der genauen Musterung der Kostüme geworden und fand es höchst überflüssig&comma; daß Fräulein Güssow überhaupt Wert darauf legte&period; Die Hauptsache war nach ihrer Meinung die vollständige Beherrschung der fremden Sprache&comma; und daß die Mädchen ihre Rollen gut gelernt hatten&comma; alles andre war Nebensache&period; Viel Gesten litt sie um keinen Preis&comma; wollte ja eine Mitspielende es wagen&comma; sich frei und natürlich zu bewegen&comma; geriet sie förmlich außer sich und rief&colon; »Ruhe&excl; Ruhe&excl; Wo bleibt die Plastik&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Wie es fast immer der Fall ist&comma; so war es auch hier&semi; die Hauptprobe fiel herzlich schlecht aus&period; Die Mädchen waren schon aufgeregt in Erwartung des nächsten Tages und wurden es noch mehr durch die Ungeduld von Miß Lead&comma; die heftig erklärte&comma; daß sie es für das beste halte&comma; wenn die ganze Theateridee aufgegeben werde&period; Das französische Stück fand sie entsetzlich und sie gab Fräulein Güssow den guten Rat&comma; es nicht aufführen zu lassen&period; »Ich bitte Sie&comma;« rief sie aus&comma; »es handelt sich um eine Liebesgeschichte&excl; Das wird den größten Anstoß erregen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Güssow setzte der Engländerin lächelnd auseinander&comma; daß nicht Kinder&comma; sondern erwachsene Mädchen das Stück aufführten&period; »Die Liebesgeschichte&comma;« wandte sie ein&comma; »ist nur eine harmlose Nebensache&comma; es handelt sich hauptsächlich um die Heilung eines widerspenstigen Mädchens&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Miß Lead schüttelte mißbilligend den Kopf&comma; sie wollte sich nicht davon überzeugen&period; »Ilse wird Ihnen&comma; wenn Sie wirklich auf Ihrem Vorsatz bestehen&comma; alles verderben&period; Wie sieht sie aus&comma; und wie spielt sie&quest; Plump&comma; ohne jeden Anstand&excl; Das Podium der kleinen Bühne erdröhnt förmlich bei ihren furchtbaren Schritten&comma; ihre Bewegungen sind frei und keck&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Güssow schwieg zu diesem harten&comma; ungerechten Urteil&period; Sie hatte es längst aufgegeben&comma; die Engländerin von ihrem Vorurteile zu heilen&period; Starr hielt dieselbe daran fest&period; Ilse war und blieb ihr ein Dorn im Auge&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Miß Lead hatte sich geirrt&period; Am nächsten Abend ging alles über Erwarten gut&period; Der glänzend erhellte Saal&comma; die festlich versammelte Gesellschaft brachten eine belebende Stimmung unter das junge Volk&period; Die ganze Festlichkeit leitete ein Prolog ein&comma; den eine Schülerin der ersten Klasse gedichtet hatte&period; Sie trug ihn selbst recht hübsch vor und erntete wohlverdienten Beifall&period; Nur Flora&comma; die hinter den Kulissen stand&comma; zuckte die Achseln&period; »Kein Schwung&comma; keine Poesie und kein Talent&excl;« lautete ihr kritischer Ausspruch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Aufführung des englischen Stückes ging vorüber&comma; glatt&comma; reizlos und langweilig&period; Und wenn die Anwesenden sich dies in ihrem Innern auch einstimmig eingestanden&comma; so waren sie doch am Ende des Stückes mit Beifallsspenden nicht sparsam&period; Die Mitspielenden wurden herausgerufen&comma; und als der rote Vorhang in die Höhe ging und die Mädchen sich dankend verneigten&comma; strahlte Miß Lead vor Stolz und Seligkeit&period; »Very well&comma;« rief sie laut&comma; »ihr habt eure Sache gut gemacht&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem verschiedene lebende Bilder und musikalische Aufführungen vorüber waren&comma; bildete das französische Lustspiel den Schluß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wollen Sie es wirklich wagen&quest;« wandte sich die englische Lehrerin in wohlwollendem&comma; etwas herablassendem Tone zu Fräulein Güssow&period; »Schreckt Sie der große Erfolg&comma; den wir erzielten&comma; nicht ab&quest; Folgen Sie meinem Rate&comma; treten Sie zurück&excl; Wir werden eine Entschuldigung finden&period; Der französische Flattersinn muß abfallen gegen die englische Gediegenheit&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Trotz Miß Lead’s Bedenken begann das französische Stück&comma; und sie mußte die niederschlagende Erfahrung machen&comma; daß es weit beifälliger aufgenommen wurde&comma; als das englische&period; Die Gesellschaft amüsierte sich köstlich und kam aus dem Lachen nicht heraus&period; Zweimal wurde Ilse bei offener Szene gerufen&comma; so drollig und natürlich spielte sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie ist charmante&comma; charmante&excl;« rief Monsieur Michael feurig&comma; »ich habe Ursache&comma; stolz auf sie zu sein&period; Leicht und elegant wie eine Pariserin spricht und spielt sie&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie spielt sich selbst&excl;« entgegnete Doktor Althoff lachend&comma; »aber ich hätte dem Wildfang kaum so viel Anmut zugetraut&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Einen kleinen Triumph sollte Miß Lead doch noch feiern&comma; – Ilse verdarb die Liebesszene am Schluß&period; In dem Augenblick&comma; als Orla sie umarmen wollte&comma; kam ihr das so komisch vor&comma; daß sie in ein lautes Gelächter ausbrach&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie schade&excl;« rief Nellie halblaut&period; »Warum muß sie lachen&quest; Sie war zu nett&comma; nun verderbt sie die Schluß&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Doktor Althoff&comma; der zufällig in Nellies Nähe stand&comma; hörte ihren Ausruf&period; »Trotzdem&comma; Miß Nellie&comma;« entgegnete er&comma; auf einem leeren Stuhl neben ihr Platz nehmend&comma; »ist ihre Freundin die Siegerin des Abends&semi; aber warum wirkten Sie nicht mit&comma; warum sind Sie nur Zuschauerin&quest; Sie würden gewiß eine gute Schauspielerin sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nellie senkte die Augenlider&period; »O&comma; Sie sind sehr gütig&comma;« sagte sie befangen&comma; »aber ich weiß nicht zu spielen&comma; Herr Doktor&comma; ich hab’ nicht Talent&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das käme auf einen Versuch an&excl; Sehen Sie Ilse an&comma; wer hätte geglaubt&comma; daß sie eine so allerliebste Schauspielerin sein könne&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nicht wahr&quest;« stimmte Nellie lebhaft und mit aufrichtiger Freude bei&comma; »sie ist reizend und ich bin entzückend über ihr&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der junge Lehrer schwieg und sah sie teilnahmvoll an&period; Wie neidlos kamen ihr die Worte aus dem Herzen&comma; wie leuchteten ihre Augen freudig auf&comma; als sie die Freundin lobte&excl; Und im Vergleich zu Ilse&comma; wie wenig hatte sie doch von der Zukunft zu hoffen&excl; Jene ein Kind des Glückes – und diese&quest; Ein armes Wesen&comma; das den mühevollen Pfad einer Lehrerin pilgern sollte&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nicht wahr&comma; ist sie nicht reizend&quest;« wiederholte Nellie und blickte fragend auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Gewiß&comma; gewiß&excl;« gab der Lehrer zerstreut zur Antwort&comma; und von dem Gegenstand plötzlich abspringend&comma; fragte er&colon; »Woher haben Sie die herrlichen Veilchen&quest;« und deutete dabei auf einen Strauß&comma; den sie in der Hand hielt&period; »Sie duften wundervoll&excl; Ich liebe die Veilchen sehr&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie hörte nur&comma; daß er die Veilchen liebe&comma; bedurfte es da einer großen Ueberlegung&quest; »O nehmen Sie&comma;« sagte sie naiv und errötete dabei&comma; »bitte&comma; es macht mich großer Freude&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nicht alle&comma;« entgegnete er lächelnd und zog einige Blumen aus dem Strauß&comma; den sie ihm gereicht&comma; »so&comma; nun habe ich genug&period; Haben Sie Dank dafür&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er erhob sich und verließ sie&period; Mit glänzenden Augen sah sie ihm nach&comma; sie hatte bemerkt&comma; wie er ihre Veilchen im Knopfloch befestigte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie taktlos von dir&excl;« redete Miß Lead&comma; die ihren Platz dicht hinter Nellie hatte&comma; dieselbe an und riß sie mit ihrer scharfen Stimme aus allen Himmeln&period; »Welch ein Betragen&excl; Ich habe jedes Wort mit angehört&period; Schämst du dich nicht&comma; einem Herrn Blumen anzubieten&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Als ob ein eisiger Wind plötzlich in eine kaum erschlossene Blütenknospe gefahren wäre&comma; so wurde Nellies kurze Freude zerstört&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Habe ich ein Unrecht gemacht&quest;« fragte sie geängstigt&period; »O bitte&comma; Miß&comma; sagen Sie&comma; war ich ungeschickt&quest; Wird Herr Doktor mich für unbescheiden halten&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser Gedanke peinigte sie sehr und übergoß sie mit heißer Glut&period; Mit wahrer Angst wartete sie auf ein beruhigendes Wort und sah in der Lehrerin Gesicht&comma; das indes nicht aussah&comma; als ob sie zur Milde geneigt sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jedenfalls wird er dich für sehr einfältig halten&comma;« erwiderte sie unbarmherzig&comma; »wenn er nicht vielleicht deine Handlungsweise zudringlich nennt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»O nein&comma; nein&excl;« rief Nellie beinahe entsetzt&comma; »er wird nicht so hart von sein Schüler denken&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; weißt du das so bestimmt&quest;« quälte Miß Lead sie weiter&comma; »du bist kein Kind mehr&comma; dem man allenfalls dergleichen Taktlosigkeiten vergiebt&comma; ein erwachsenes Mädchen darf niemals blindlings seinem Gefühle folgen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich will bitten&comma; daß er mir die Blumen wiedergiebt&comma;« sagte Nellie tief beschämt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das darfst du nicht&comma; wenn du dich nicht noch mehr bloßstellen willst&period; Du wirst schweigen und dich niemals wieder vergessen&excl; Eine zukünftige Gouvernante muß jedes Wort&comma; jeden Blick&comma; und vor allem jede Handlung reiflich überlegen&period; Das merke dir&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Traurig sah Nellie nach diesem harten Verweise zu Boden&period; Dahin war ihre fröhliche Laune&comma; sie hatte keine Lust mehr an dem Feste&period; Eine heiße Thräne tropfte ihr aus dem Auge und fiel auf die Veilchen&comma; die Urheber ihres Kummers&period; Sie brannten ihr förmlich in der Hand und am liebsten hätte sie dieselben weit von sich geschleudert&period; Still und einsilbig blieb sie den ganzen Abend&comma; und sobald Doktor Althoff in ihre Nähe kam&comma; wich sie ihm ängstlich aus&period; Es war ihr unmöglich&comma; ihm in das Auge zu blicken&period; Miß Lead hatte ihre frohe Unbefangenheit zerstört&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als die Freundinnen sich nach dem Feste zur Ruhe begaben&comma; saß Nellie ganz gegen ihre Gewohnheit noch einige Zeit sinnend da&period; »Du bist so still&comma;« fragte Ilse&comma; »was hast du&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»O nichts&comma; nichts&excl;« erwiderte Nellie schnell und erhob sich aus ihrer träumenden Stellung&comma; »es ist gar nix&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Zum ersten Male verschwieg sie der geliebten Freundin die Wahrheit&comma; sie vermochte es nicht&comma; über ihren Kummer zu reden&comma; und doch – was war es&comma; das trotz allen Kummers ihr Herz schneller klopfen ließ und wie ein Frühlingswehen durch ihre Seele zog&quest;<&sol;p>

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