Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kater Martinchen
(Ernst Moritz Arndt)

Das brennende Geld

<p>Drei Bauern kamen eine Herbstnacht oder vielmehr früh&comma; als es mehr gegen den Morgen ging&comma; von einer Hochzeit aus dem Kirchdorf Lancken geritten&period; Sie waren Nachbarn&comma; die in einem Dorfe wohnten&comma; und ritten des Weges miteinander nach Hause&period; Als sie nun aus einem Walde kamen&comma; sahen sie an einem kleinen Busche auf dem Felde ein großes Feuer&comma; das bald wie ein glühender Herd voll Kohlen glimmte&comma; bald wieder in hellen Flammen aufloderte&period; Sie hielten still und verwunderten sich&comma; was das sein möge&comma; und meinten endlich&comma; es seien wohl Hirten und Schäfer&comma; die es gegen die Nachtkälte angezündet hätten&period; Da fiel ihnen aber wieder ein&comma; daß es am Schlusse Novembers war&comma; und daß in dieser Jahreszeit keine Hirten und Schäfer im Felde zu sein pflegen&period; Da sprach der jüngste von den dreien&comma; ein frecher Gesell&colon; "Nachbarn&comma; hört&excl; Da brennt unser Glück&excl; Und seid still und lasset uns hinreiten und jeden seine Taschen mit Kohlen füllen&semi; dann haben wir für all unser Leben genug und können den Grafen fragen&comma; was er für sein Schloß haben will&period;" Der älteste aber sprach&colon; "Behüte Gott&comma; daß ich in dieser späten Zeit aus dem Wege reiten sollte&excl; Ich kenne den Reiter zu gut&comma; der da ruft&colon; Hoho&excl; Hallo&excl; Halt den Mittelweg&excl;" Der zweite hatte auch keine Lust&period; Der jüngste aber ritt hin&comma; und was sein Pferd auch schnob und sich wehrte und bäumte&comma; er brachte es an das Feuer&comma; sprang ab und füllte sich die Taschen mit Kohlen&period; Die andern beiden hatte die Angst ergriffen&comma; und sie waren im sausenden Galopp davongejagt&comma; und er ließ sie auch ausreißen und holte sie dicht vor Vilmnitz wieder ein&period; Sie ritten nun noch ein Stündchen miteinander und kamen schweigend in ihrem Dorfe an&comma; und keiner konnte ein Wort sprechen&period; Die Pferde waren aber schneeweiß von Schaum&comma; so hatten sie sich abgelaufen und abgeängstigt&period; Dem Bauer war auch ungefähr so zumute gewesen&comma; als habe der Feind ihn schon beim Schopf erfaßt gehabt&period; Es brach der helle&comma; lichte Morgen an&comma; als sie zu Hause kamen&period; Sie wollten nun sehen&comma; was jener gefangen habe&comma; denn seine Taschen hingen ihm schwer genug hinab&comma; so schwer&comma; als seien sie voll der gewichtigsten Dukaten&period; Er langte hinein&comma; aber au weh&excl; er brachte nichts als tote Mäuse an den Tag&period; Die andern beiden Bauern lachten und sprachen&colon; "Da hast du deine ganze Teufelsbescherung&excl; Die war der Angst wahrhaftig nicht wert&excl;" Vor den Mäusen aber schauderten sie zusammen&comma; versprachen ihrem Gesellen jedoch&comma; keinem Menschen ein Sterbenswort von dem Abenteuer zu sagen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Man hätte denken sollen&comma; dieser Bauer mit den toten Mäusen habe nun für immer genug gehabt&semi; aber er hat noch weiter gegrübelt über den Haufen brennender Kohlen und bei sich gesprochen&colon; "Hättest du nur ein paar Körnlein Salz in der Tasche gehabt und geschwind auf die Kohlen streuen können&comma; so hätte der Schatz wohl oben bleiben müssen und nicht weggleiten können&period;" Und er hat die nächste Nacht wieder ausreiten müssen mit großem Schauder und Grauen&comma; aber er hat es doch nicht lassen können&semi; denn die Begier nach Geld war mächtiger als die Furcht&period; Und er hat es wieder brennen sehen genau an der gestrigen Stelle&semi; bei Tage aber war da nichts zu sehen&comma; sondern sie war grasgrün&period; Und er ist hingeritten und hat das Salz hineingestreuet und seine Taschen voll Kohlen gerafft&comma; und so ist er im sausenden Galopp nach Hause gejagt und hat sich gehütet&comma; daß er einen Laut von sich gegeben noch jemand begegnet ist&semi; denn dann ist es nicht richtig&period; Aber er hat doch nichts als Kohlen in der Tasche gehabt und ein paar Schillinge&comma; die von den Kohlen geschwärzt waren&period; Da hat er sich königlich gefreut&comma; als sei dies der Anfang des Glückes und das Handgeld&comma; das die Geister ihm gegeben haben&period; Er mochte aber die paar losen Schillinge von ungefähr in der Tasche gehabt haben&comma; als er ausritt&period; Und die Schillinge haben dem armen Mann&comma; der sonst ein fleißiger&comma; ordentlicher Bauer war&comma; keine Rast noch Ruhe mehr gelassen&semi; jede Nacht&comma; die Gott werden ließ&comma; hat er ausreiten müssen und seine besten Pferde dabei tot geritten&period; Man hat es aber nicht gemerkt&comma; daß er Schätze gefunden hat&comma; sondern seine Wirtschaft hat von Jahr zu Jahr abgenommen&comma; und endlich ist er auf einer Nachtfahrt gar einmal verschwunden&period; Und man hat von ihm und von seinem Pferde nie etwas wieder gesehen&semi; seinen Hut aber haben die Leute in dem Schmachter See gefunden&period; Da muß der böse Feind ihn als Irrlicht hineingelockt haben&semi; denn er braucht solche Künste gegen die&comma; welche sich mit ihm einlassen und ihn suchen&period;<&sol;p>