Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Märchen für Kinder
(Hans Christian Andersen, empfohlenes Alter: 8 - 14 Jahre)

Das Märchen vom Sandmann

<p>In der ganzen Welt versteht niemand so schöne Geschichten zu erzählen wie der alte liebe Sandmann&period; Gegen Abend&comma; wenn die Kinder noch hübsch artig am Tische oder auf ihrem Stühlchen sitzen&comma; kommt das alte Männchen ganz leise die Treppe herauf&comma; denn es geht auf Socken&period; Husch&comma; öffnet es die Thüre und streut den Kindern Sandkörnchen in die Augen&comma; so fein&comma; so fein&comma; aber doch immer genug&comma; daß sie nicht länger die Augen aufzuhalten vermögen&period; Deshalb sind sie auch nicht im stande&comma; ihn zu sehen&period; Er schlüpft gerade hinter sie&comma; bläst ihnen sanft in den Nacken und dann wird ihnen das Köpfchen gar schwer&period; O ja&comma; aber es thut ihnen nicht weh&comma; denn der Sandmann meint es mit den Kindern gerade gut&period; Er verlangt nur&comma; daß sie ruhig sein sollen&comma; und das sind sie am besten&comma; wenn man sie zu Bette bringt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sobald die Kinder nun schlafen&comma; setzt sich das alte Männchen zu ihnen auf das Bett&period; Er geht stattlich einher&semi; sein Rock ist von Seidenzeug&comma; aber es ist unmöglich&comma; die Farbe desselben zu bestimmen&comma; denn er schillert grün&comma; rot und blau&comma; je nach welcher Richtung er sich dreht&period; Unter jedem Arm hält er einen Regenschirm&comma; einen mit Bildern darauf&comma; welchen er über die Kinder ausspannt und dann träumen sie die ganze Nacht die herrlichsten Geschichten&comma; und einen ohne irgend eine Zeichnung&period; Diesen stellt er über die unartigen Kinder&comma; damit sie ganz bewußtlos schlafen&period; Wenn sie am Morgen aufwachen&comma; haben sie dann nicht das Allermindeste geträumt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun wollen wir hören&comma; wie der Sandmann eine ganze Woche lang jeden Abend zu einem kleinen Knaben&comma; der Hjalmar hieß&comma; kam und was er ihm erzählte&excl; Es sind im ganzen sieben Geschichten&comma; weil es sieben Wochentage giebt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Montag<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun will ich dir meinen ganzen Staat zeigen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann am Abend zum Hjalmar&comma; der im Bette lag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da verwandelten sich alle Blumen in den Blumentöpfen zu großen Bäumen&comma; die ihre langen Zweige unter der Decke hin und die Wände entlang streckten&comma; so daß die ganze Stube wie das herrlichste Lusthaus aussah&period; Alle Zweige waren voll Blumen&comma; und jede Blume war schöner als eine Rose&comma; duftete balsamisch und&comma; wollte man sie essen&comma; war sie süßer als Eingemachtes&period; Die Früchte glänzten gerade wie Gold&comma; und Weißbrödchen waren da&comma; die vor lauter Rosinen platzten — es war unvergleichlich schön&period; Plötzlich aber ließ sich in dem Tischkasten&comma; wo Hjalmars Schulbücher lagen&comma; ein entsetzliches Jammern vernehmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was ist das nur&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Sandmann&comma; und zog den Tischkasten auf&period; Es war die Tafel&comma; in der es zerrte und zupfte&comma; denn es hatte sich eine falsche Zahl in das Rechenexempel eingeschlichen&comma; so daß die Zahlen auseinander laufen wollten&period; Der Griffel hüpfte und sprang an seiner Schnur&comma; als stellte er einen kleinen Hund vor&comma; der dem Rechenexempel helfen möchte&comma; aber er war es nicht im Stande&period; Und dann jammerte es auch in Hjalmars Schreibebuch&comma; daß es ordentlich häßlich mit anzuhören war&period; Auf jeder Seite standen der Länge nach von oben nach unten sämtliche große Buchstaben&comma; ein jeder mit einem kleinen zur Seite&comma; einer hinter dem andern&period; Das bildete die Vorschrift&comma; und neben dieser standen wieder einige Buchstaben&comma; die sich einbildeten&comma; ebenso auszusehen&comma; weil sie aus Hjalmars eigener Feder herrührten&period; Aber&comma; o weh&excl; sie sahen fast aus&comma; als ob sie über die Linien&comma; auf denen sie doch stehen sollten&comma; gestolpert wären&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Seht&comma; so solltet ihr euch halten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Vorschrift&period; „Seht&comma; etwas schräg&comma; aber mit kräftigem Schwung&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — „O&comma; wir wollen gern&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten Hjalmars Buchstaben&comma; „aber wir können nicht&comma; wir sind so schlimm und unwissend&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — „Dann sollt ihr Kinderpulver bekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&period; — „O nein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen sie und dann standen sie mit einem male kerzengerade&comma; daß es eine Lust war&period; — „Heute werden keine Geschichten erzählt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&period; „Jetzt muß ich sie einexerzieren&excl; Eins&comma; zwei&excl; Eins&comma; zwei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Nun exerzierte er die Buchstaben ein&comma; und sie standen so gerade und gesund da&comma; wie nur eine Vorschrift immer stehen kann&period; Als aber der Sandmann ging und Hjalmar am Morgen nachsah&comma; da waren sie eben so jämmerlich wie zuvor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dienstag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sobald Hjalmar im Bette war&comma; benetzte der Sandmann mit seiner kleinen Zauberspritze alle Möbel in der Stube&comma; und sofort begannen sie zu plaudern und plauderten sämtlich von sich selbst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Über der Kommode hing ein großes Gemälde in einem reich vergoldeten Rahmen&comma; welches eine herrliche Landschaft darstellte&period; Als der Sandmann dasselbe mit seiner Zauberspritze benetzt hatte&comma; begannen die Vögel darauf zu singen&comma; die Baumzweige bewegten sich&comma; und die Wolken flogen so natürlich&comma; daß man ihren Schatten über die Landschaft konnte dahinschweben sehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun hob der Sandmann den kleinen Hjalmar so hoch&comma; daß derselbe seine Füße in den Rahmen hineinstellen konnte und zwar gerade in das hohe Gras&period; Da stand er nun&period; Die Sonne schien durch die Zweige auf ihn hernieder&period; Er lief hin an das Wasser und setzte sich in ein kleines Boot&comma; welches da lag&period; Es war rot und weiß angestrichen&comma; die Segel leuchteten wie Silber&comma; und zwei herrliche&comma; schneeweiße Schwäne kamen herbei&comma; spannten sich vor das Boot und zogen es an dem grünen Walde vorüber&period; Die prächtigsten Fische mit silbernen und goldenen Schuppen schwammen hinter dem Boote her&semi; bisweilen schnellten sie über das Wasser empor&comma; daß es plätscherte&comma; und Vögel flogen in zwei langen Reihen hinten nach&comma; die Mücken tanzten und die Maikäfer brummten „bum&comma; bum&OpenCurlyDoubleQuote;&period; Alle wollten Hjalmar folgen und jeder hatte eine Geschichte zu erzählen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war allerdings eine Segelfahrt&comma; wie sie sein mußte&excl; Bald waren die Wälder dicht und dunkel&comma; bald waren sie wie der herrlichste Park mit Sonnenschein und Blumen&comma; und große Schlösser von Glas und Marmor lagen darin&period; Auf den Altanen standen Prinzessinen&comma; und alle waren kleine Mädchen&comma; die Hjalmar recht wohl kannte&comma; denn er hatte schon früher mit ihnen gespielt&period; Bei jedem Schlosse standen kleine Prinzen Schildwache&period; Sie schulterten mit goldenen Säbeln und ließen Rosinen und Zinnsoldaten regnen&period; Das waren wirkliche Prinzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Bald segelte Hjalmar durch Wälder&comma; bald gerade durch große Säle oder mitten durch eine Stadt&period; Er kam auch durch diejenige&comma; in welcher sein Kindermädchen wohnte&comma; das gute Mädchen welches ihn getragen hatte&comma; als er ein ganz&comma; ganz kleiner Knabe war und das ihn so lieb gehabt&period; Dasselbe nickte und winkte und sang den niedlichen Vers&comma; den es selbst gedichtet und Hjalmar gesandt hatte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>Ich denke dein in mancher Stund’&comma;<br&sol;>Du süßes Kind&comma; du Liebling mein&excl;<br&sol;>Ich hab’ geküßt dir deinen Mund&comma;<br&sol;>Die Stirne&comma; Wangen&comma; rot und fein&excl;<br&sol;>Dein erstes Wort vernahm mein Ohr&excl;<br&sol;>Doch mußt’ ich fort&comma; vergiß mein nicht&excl;<br&sol;>Gott segne dich&comma; den ich verlor&comma;<br&sol;>Du Engel aus des Herren Licht&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Und alle Vögel sangen mit&comma; die Blumen tanzten auf ihren Stengeln und die alten Bäume nickten&comma; als ob der Sandmann auch ihnen Geschichten erzählte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mittwoch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nein&comma; wie der Regen herniederströmte&excl; Hjalmar konnte es im Schlafe hören&comma; und als der Sandmann ein Fenster öffnete&comma; stand das Wasser gerade bis an das Fenster hinauf&period; Ein ganzer See wälzte sich schon da draußen und das prächtigste Schiff lag hart vor dem Hause&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Willst du mitsegeln&comma; kleiner Hjalmar&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Sandmann&comma; „dann kannst du heute Nacht nach fremden Ländern reisen und morgen doch wieder hier sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Nu stand da Hjalmar in seinen Sonntagskleidern mitten auf dem prächtigen Schiffe und sofort heiterte sich das Wetter auf und sie segelten durch die Straßen&comma; kreuzten um die Kirche&comma; und nun war alles eine große&comma; wilde See&period; Sie segelten so lange&comma; bis kein Land mehr zu erblicken war&period; Sie bemerkten auch eine Schar Störche&comma; die gleichfalls die Heimat verlassen hatten und nach den warmen Ländern wollten&period; Ein Storch flog dicht hinter dem anderen und sie waren schon weit&comma; weit geflogen&period; Einer derselben war so müde&comma; daß ihn seine Flügel kaum noch länger zu tragen vermochten&period; Er blieb hinter den anderen zurück&comma; machte noch ein paar Flügelschläge&comma; dann ließ er sich hinabsinken und — bums&excl; da stand er auf dem Verdecke&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da nahm ihn der Schiffsjunge und sperrte ihn in das Hühnerhaus zu den Hühnern&comma; Enten und Truthähnen&period; Der arme Storch stand ganz eingeschüchtert mitten unter ihnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Seht ihr den nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; gackerten alle Hühner&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der kalekutische Hahn blies sich aus Leibeskräften auf und fragte ihn&comma; wer er wäre&quest; Die Enten gingen rückwärts und stießen einander an&colon; „Spute dich&comma; spute dich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Storch erzählte vom warmen Afrika&comma; von den Pyramiden und vom Strauße&comma; der wie ein wildes Pferd durch die Wüste dahinstürme&comma; aber die Enten verstanden nicht&comma; was er sagte&comma; und darum stießen sie einander an&colon; „Wir sind wohl einig darüber&comma; daß er dumm ist&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; er ist sicherlich dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der kalekutische Hahn und kollerte dann&period; Da schwieg der Storch ganz still und dachte an sein Afrika&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Hjalmar ging hin zum Hühnerhause&comma; öffnete die Thüre&comma; rief den Storch und dieser hüpfte auf das Verdeck zu ihm hinaus&period; Nun hatte er sich ausgeruht&comma; und es war gerade&comma; als ob er Hjalmar zunickte&comma; um sich bei ihm zu bedanken&period; Darauf breitete er seine Schwingen aus und flog nach den warmen Ländern&comma; aber die Hühner gluckten&comma; die Enten schnatterten und der kalekutische Hahn wurde ganz rot am Kopfe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Morgen wollen wir Suppe von euch kochen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Hjalmar und da erwachte er und lag in seinem Bettchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Donnerstag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weißt du was&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&comma; „fürchte dich nur nicht&semi; hier wirst du eine kleine Maus gewahren&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und dabei hielt er ihm seine Hand mit dem leichten&comma; niedlichen Tierchen hin&period; „Sie ist gekommen&comma; dich zur Hochzeit einzuladen&period; Hier sind zwei Mäuschen&comma; die heute Nacht in den Ehestand treten wollen&period; Sie wohnen unter dem Fußboden in deiner Mutter Speisekammer&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber wie kann ich durch das kleine Mäuseloch im Fußboden hindurchkommen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Hjalmar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Laß mich nur machen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; versetzte der Sandmann&period; „Ich will dich schon klein genug bekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Darauf benetzte er Hjalmar mit seiner Zauberspritze&comma; der nun sofort kleiner und kleiner wurde&comma; bis er zuletzt nur fingergroß war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun kannst du dir vom Zinnsoldaten die Kleider borgen&comma; ich denke&comma; sie werden dir jetzt schon passen&comma; und es nimmt sich gut aus&comma; sich in Gesellschaft in Uniform zu zeigen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jawohl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Hjalmar&comma; und dann war er im Augenblicke wie der niedlichste Zinnsoldat angekleidet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wollen Sie nicht so freundlich sein&comma; sich in Ihrer Frau Mutter Fingerhut zu setzen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die kleine Maus&comma; „dann werde ich die Ehre haben&comma; Sie zu ziehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Himmel&excl; Will sich das Fräulein selbst bemühen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Hjalmar&comma; und so fuhren sie zur Mäusehochzeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Zuerst gelangten sie in einen weitläufigen Gang unter dem Fußboden&comma; der nicht höher war&comma; als daß sie ohne anzustoßen mit dem Fingerhut darin fahren konnten&comma; und der ganze Gang war mit faulem Holz erleuchtet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Riecht es hier nicht prächtig&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Maus&comma; welche ihn zog&period; „Der ganze Gang ist mit Speckschwarten eingerieben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun kamen sie in den Brautsaal hinein&semi; hier standen zur Rechten alle die kleinen Mäusefräulein&comma; und die zischelten und tuschelten&comma; als ob sie sich über einander lustig machten&period; Zur Linken standen alle jungen Mäuseherren und strichen sich mit der Pfote den Schnauzbart&semi; aber mitten im Kreise erblickte man das Brautpaar&period; Sie standen in einer ausgehöhlten Käserinde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Immer mehr und mehr Fremde erschienen&semi; es fehlte nicht viel&comma; so hätten die Mäuse einander tot getreten&semi; dazu hatte sich das Brautpaar mitten in die Thür gestellt&comma; so daß man weder hinein noch hinaus gelangen konnte&period; Wie der Gang&comma; so war auch das ganze Zimmer mit Speckschwarten eingerieben&semi; das war die ganze Bewirtung&semi; indes wurde zum Nachtisch eine Erbse vorgewiesen&comma; in welche eine kleine Maus aus der Familie die Namen des Brautpaares hineingebissen&comma; d&period;h&period; die ersten Buchstaben&period; Es war etwas ganz Außerordentliches&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle Mäuse versicherten&comma; es wäre eine ausgezeichnete Hochzeit und die Unterhaltung wäre sehr vergnügt gewesen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann fuhr Hjalmar wieder nach Hause&period; Er war zwar in vornehmer Gesellschaft gewesen&comma; hatte aber auch gehörig zusammenkriechen&comma; sich klein machen und in Zinnsoldaten-Uniform erscheinen müssen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Freitag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was werden wir denn diese Nacht unternehmen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Hjalmar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich weiß nicht&comma; ob du heute Nacht wieder Lust hast&comma; eine Hochzeit mitzumachen&period; Sie ist freilich anderer Art als die gestrige&period; Deiner Schwester große Puppe&comma; die&comma; welche wie ein Mann aussieht und Hermann heißt&comma; soll sich mit der Puppe Bertha verheiraten&comma; und da außerdem derselben Geburtstag ist&comma; wird es an Geschenken nicht fehlen&period; Da sieh einmal&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit diesen Worten deutete der Sandmann nach dem Tische&period; Auf demselben stand das kleine Papphaus mit Licht in den Fenstern&comma; und alle Zinnsoldaten präsentierten vor der Thüre desselben das Gewehr&period; Das Brautpaar saß&comma; ein Jedes gegen einen Tischfuß gelehnt&comma; ganz gedankenvoll da&comma; und dazu hatte es auch Grund genug&period; Aber der Sandmann&comma; angethan mit der Großmutter schwarzem Rocke&comma; vollzog die Trauung&period; Nach Beendigung derselben stimmten alle Möbel in der Stube folgendes Lied an&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>Es brause unser Lied empor<br&sol;>Für’s teure Paar in hellem Chor&period;<br&sol;>Sie stehen beide wie ein Pflock&comma;<br&sol;>Denn Handschuhleder ist ihr Rock&excl;<br&sol;>&colon;&comma;&colon; Hurrah&excl; Hurrah&excl; dem schönen Paar&comma;<br&sol;>Das unsrer Stube Zierde war&excl; &colon;&comma;&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>Und nun überreichte man ihnen Geschenke&comma; doch hatten sie sich alle Eßwaren verbeten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wollen wir nun das Landleben genießen&comma; oder eine Hochzeitsreise antreten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Bräutigam&period; Darauf wurde die Schwalbe&comma; die sich in vielen Ländern umgesehen&comma; und die alte Hofhenne&comma; welche fünfmal Küchlein ausgebrütet hatte&comma; zu Rate gezogen&period; Die Schwalbe erzählte von den schönen&comma; warmen Ländern&comma; wo die Weintrauben groß und schwer an den Stöcken hängen&comma; wo die Luft so mild wäre und die Berge Farben hätten&comma; wie man sie hier zu Lande niemals an denselben sieht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es fehlt ihnen aber doch unser Grünkohl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Henne&period; „Ich brachte einen Sommer mit allen meinen Kücheln auf dem Lande zu&period; Dort war eine Sandgrube&comma; in der wir umhergehen und scharren konnten&period; Auch hatten wir Zutritt zu einem Garten mit Grünkohl&excl; O wie grün der war&excl; Ich kann mir nichts Schöneres denken&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber ein Kohlkopf sieht wie der andere aus&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Schwalbe&comma; „und dann herrscht hier oft so unangenehme Witterung&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; daran hat man sich schon gewöhnt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Henne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber hier ist es kalt&comma; es friert&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist für den Kohl gerade dienlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Henne&period; „Übrigens kann es auch bei uns sehr warm sein&period; Hatten wir nicht vor vier Jahren einen Sommer&comma; wo fünf Wochen lang eine solche Hitze war&comma; daß man kaum atmen konnte&quest; Dann leben aber bei uns auch keine giftigen Tiere&comma; wie in jenen Ländern&comma; und wir sind frei von Räubern&excl; Ein Bösewicht kann der nur sein&comma; welcher unser Land nicht für das schönste hält&excl; Er verdiente wahrlich nicht&comma; hier zu weilen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Weinend unterbrach sich die Henne und setzte dann schluchzend hinzu&colon; „Auch ich bin gereist&excl; Ich bin einmal in einem Korbe über zwölf Meilen weit gefahren&excl; Das Reisen gewährt schlechterdings kein Vergnügen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; die Henne ist eine vernünftige Frau&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Puppe Bertha&period; „Ich halte nichts davon&comma; eine Gebirgsreise zu unternehmen&comma; denn kaum ist man oben&comma; so geht es gleich wieder hinunter&excl; Nein&comma; wir wollen hübsch nach der Sandgrube hinausziehen und uns im Kohlgarten ergehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dabei blieb es&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Sonnabend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Erzählst du mir nun Geschichten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der kleine Hjalmar&comma; sobald ihn der Sandmann zu Bette gebracht hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Heute abend haben wir nicht Zeit dazu&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann und spannte seinen schönen Regenschirm über ihn auf&period; „Sieh nur diese Chinesen an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der ganze Schirm glich einer großen chinesischen Schale mit blauen Bäumen und spitzen Brücken und kleinen Chinesen darauf&comma; die dastanden und mit dem Kopfe nickten&period; „Wir müssen bis morgen die ganze Welt schön aufgeputzt haben&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&comma; „es ist dann ja ein heiliger Tag&comma; es ist Sonntag&period; Ich will auf den Kirchturm steigen&comma; um nachzusehen&comma; ob die kleinen Kirchengeister die Glocken putzen&comma; damit ihr Geläute schön klingt&semi; und was die allerschwierigste Arbeit ist&comma; ich will alle Sterne herunterholen&comma; um sie aufzupolieren&period; Aber erst müssen sie numeriert werden und ebenso die Löcher&comma; in denen sie da oben sitzen&comma; damit sie ihren rechten Platz wieder erhalten können&comma; sonst würden sie nicht festsitzen und wir bekämen zu viel Sternschnuppen&comma; indem einer nach dem andern herabpurzelte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hören Sie&comma; wissen Sie was&comma; Herr Sandmann&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; begann ein altes Portrait&comma; welches an der Wand hing&comma; an welcher Hjalmar schlief&comma; „ich bin Hjalmars Urgroßvater&period; Ich danke Ihnen zwar&comma; daß Sie dem Knaben Geschichten erzählen&comma; aber Sie dürfen doch seine Begriffe nicht verwirren&period; Die Sterne können nicht heruntergeholt und geputzt werden&excl; Die Sterne sind Weltkörper&comma; gerade so wie unsere Erde&comma; und das ist eben das Gute an ihnen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Besten Dank&comma; du alter Urgroßvater&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&comma; „besten Dank&excl; Du bist ja das Haupt der Familie&comma; du bist das Urhaupt&excl; Aber ich bin älter als du&period; Ich bin ein alter Heide&period; Die Römer und Griechen nannten mich den Traumgott&period; Ich bin in die vornehmsten Häuser gekommen und komme noch hinein&period; Ich verstehe mit Niedrigen wie mit Großen umzugehen&excl; Nun kannst du statt meiner erzählen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Nach diesen Worten verließ der Sandmann verdrießlich das Zimmer und nahm seinen Schirm mit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; man wird doch wohl seine Meinung noch sagen dürfen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte das alte Portrait&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und da erwachte Hjalmar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sonntag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Guten Abend&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&comma; und Hjalmar nickte&comma; drehte aber gleich des Urgroßvaters Portrait gegen die Wand um&comma; damit es nicht wie gestern mitsprechen könnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun mußt du mir Geschichten erzählen&colon; von den fünf grünen Erbsen&comma; die in einer Schote wohnten&comma; von Hahnenfuß&comma; der Hennenfuß den Hof machte&comma; und von der Stopfnadel&comma; deren Spitze so fein war&comma; daß sie sich einbildete&comma; eine Nähnadel zu sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Man kann auch des Guten zuviel bekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Sandmann&period; „Ich zeige dir am liebsten etwas&comma; wie du weißt&excl; Ich will dir meinen Bruder zeigen&comma; aber der kommt zu niemand öfter als einmal&period; Tritt er zu jemand heran&comma; so nimmt er ihn mit auf sein Pferd und erzählt ihm Geschichten&period; Er weiß nur zwei&comma; die eine ist so unvergleichlich schön&comma; wie sich niemand in der Welt vorstellen kann&semi; und die andere ist über alle Beschreibung häßlich und abscheulich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Darauf hob der Sandmann den kleinen Hjalmar zum Fenster empor und sagte&colon; „Dort wirst du meinen Bruder sehen&comma; welchen sie auch den Tod nennen&period; Siehst du&comma; sein Rock ist mit Silberstickerei verziert&comma; er trägt eine stattliche Husarenuniform&semi; ein Mantel von schwarzem Sammet flattert bis über das Pferd hinaus&excl; Sieh&comma; wie er im Galopp dahinjagt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Hjalmar sah&comma; wie der Tod vorwärts eilte und junge wie alte Leute auf sein Pferd nahm&semi; einige setzte er vorn&comma; andere hinten auf&comma; aber immer fragte er erst&colon; „Wie steht es mit dem Censurbuche&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; — „Gut&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten sie sämtlich&period; — „Ja&comma; laß mich nur selbst sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte er&comma; und dann mußten sie ihm das Buch zeigen&period; Alle nun&comma; die „Sehr gut&OpenCurlyDoubleQuote; und „Ausgezeichnet&OpenCurlyDoubleQuote; hatten&comma; kamen vorn auf das Pferd und ihnen erzählte er die herrliche Geschichte&semi; doch diejenigen&comma; welche „Ziemlich gut&OpenCurlyDoubleQuote; und „Mittelmäßig&OpenCurlyDoubleQuote; hatten&comma; mußten hinten auf und die häßliche Geschichte mit anhören&period; Sie schauderten und weinten&comma; sie wollten vom Pferde springen&comma; vermochten es aber nicht&comma; denn sie waren sofort fest an demselben angewachsen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist aber der herrlichste Sandmann&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Hjalmar&comma; „vor dem fürchte ich mich nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das sollst du auch nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte das Männchen&period; „Sorge nur dafür&comma; daß du ein gutes Sittenzeugnis erhältst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; —<&sol;p>&NewLine;<p>Das ist nun die Geschichte vom Sandmann&excl; Lasse dir heute abend mehr von ihm erzählen&period;<&sol;p>