Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Märchen für Kinder
(Hans Christian Andersen, empfohlenes Alter: 8 - 14 Jahre)

Der Buchweizen

<p>Wenn man nach einem Gewitter an einem Buchweizenfelde vorübergeht&comma; nimmt man oft wahr&comma; daß es schwarz und wie versengt aussieht&period; Es ist gerade&comma; als ob eine Feuerflamme über dasselbe hinweggegangen wäre und der Landmann sagt dann&colon; „Das hat der Buchweizen vom Blitzstrahl bekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber weshalb hat er das bekommen&quest; — Ich will erzählen&comma; was mir der Sperling gesagt hat&comma; und der Sperling hat es von einer alten Weide&comma; die neben einem Buchweizenfelde stand und noch daselbst steht&period; Es ist eine gar ehrwürdige&comma; hohe Weide&semi; sie neigt sich vorn über und die Zweige hängen auf die Erde hinunter&comma; wie wenn sie grünes&comma; langes Haar vorstellten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf allen Feldern ringsumher wuchs Korn&comma; Roggen&comma; Gerste und Hafer&period; O&comma; der köstliche Hafer&excl; Wenn er reif ist&comma; nimmt er sich wie eine ganze Menge kleiner&comma; gelber Kanarienvögel auf einem Zweige aus&period; Das Korn versprach einen reichen Erntesegen&comma; und je schwerer es war&comma; desto tiefer neigte es sich in frommer Demut&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber da war auch ein Buchweizenfeld und dies lag der alten Weide gerade gegenüber&period; Dem Buchweizen fiel es nicht ein&comma; sich wie das andere Korn zu neigen&semi; er trug den Kopf hoch und stand stolz und steif da&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin wohl ebenso reich&comma; wie die Ähre&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „und bin überdies weit hübscher&period; Kennst du jemand&comma; der sich prächtiger ausnimmt als ich und die Meinigen&comma; du alte Weide&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und die Weide nickte mit dem Kopfe&comma; als wollte sie sagen&colon; „Freilich kenne ich welche&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Plötzlich zog sich ein entsetzliches Unwetter zusammen&period; Alle Feldblumen falteten ihre Blätter oder neigten ihre feinen Köpfe hernieder&comma; während der Sturm über sie dahinfuhr&period; Nur der Buchweizen brüstete sich in seinem Stolze&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Neige dein Haupt wie wir&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Blumen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das habe ich gar nicht nötig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; versetzte der Buchweizen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Neige dein Haupt wie wir&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief das Korn&period; „Jetzt kommt der Sturmengel geflogen&excl; Er hat Flügel&comma; die von den Wolken bis zur Erde herunterreichen&period; Er zerschlägt dich&comma; ehe du ihn um Gnade anflehen kannst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich will mich aber nicht neigen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Buchweizen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schließe deine Blüten und neige deine Blätter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; ermahnte auch die alte Weide&period; „Sieh nicht in den Blitz&comma; wenn die Wolke bricht&excl; Selbst die Menschen dürfen das nicht&comma; denn in dem Blitze kann man bis in Gottes Himmel hineinschauen&semi; doch vermag dieser Anblick sogar die Menschen zu blenden&period; Was würde da nicht erst uns&comma; den Gewächsen der Erde&comma; geschehen&comma; wagten wir es&comma; die wir doch weit geringer sind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weit geringer&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; entgegnete der Buchweizen&period; „Nun will ich erst gerade in Gottes Himmel sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er that es in seinem Übermute und Stolz&period; Es war&comma; als wenn die ganze Welt in Flammen stände&comma; so blitzte es&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sich das Unwetter verzogen hatte&comma; standen die Blumen und das Korn in der stillen&comma; reinen Luft vom Regen erfrischt da&comma; aber der Buchweizen war vom Blitz kohlschwarz gebrannt&semi; er war nun ein totes&comma; nutzloses Gewächs&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der alte Weidenbaum bewegte seine Zweige und Wassertropfen träufelten von seinen Blättern&comma; gerade wie Thränen&comma; und die Sperlinge fragten&colon; „Weshalb weinst du&quest; Hier ist es ja wunderbar erquickend&excl; Sieh&comma; wie die Sonne leuchtet und die Wolken eilen&excl; Weshalb weinst du also&comma; du alte Weide&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und die Weide erzählte von dem Stolze und dem Übermute und von der Strafe des Buchweizens&period; Denn die Strafe folgt immer&period; Die Sperlinge haben mir die Geschichte erzählt&comma; als ich sie eines Abends um ein Märchen bat&period;<&sol;p>