Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Märchen für Kinder
(Hans Christian Andersen, empfohlenes Alter: 8 - 14 Jahre)

Der Tannenbaum

<p>Weit draußen im Walde stand ein niedlicher Tannenbaum&semi; er hatte einen guten Platz&comma; die Sonne konnte zu ihm dringen&comma; Luft war genug da und rund umher wuchsen viele größere Kameraden&comma; Tannen und Fichten&period; Aber der kleine Tannenbaum wollte nur immer wachsen und wachsen&semi; er dachte nicht an den warmen Sonnenschein und die frische Luft&comma; bekümmerte sich nicht um die Bauernkinder&comma; wenn sie draußen im Walde umherschwärmten&comma; um Erdbeeren und Himbeeren zu sammeln&period; Oftmals kamen sie mit einem ganzen Topfe voll oder hatten Erdbeeren auf Strohhalme gezogen&period; Dann setzten sie sich neben das Bäumchen und sagten&colon; „Ach&comma; wie klein der ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Doch das gefiel dem Bäumchen nicht&period; Im nächsten Jahre war es schon um einen Schuß größer und das Jahr darauf war es wieder um einen gewachsen&semi; denn bei einem Tannenbaume kann man&comma; sobald man zählt&comma; wie oft er einen neuen Trieb angesetzt hat&comma; genau die Jahre seines Wachstums berechnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; wäre ich doch ein so großer Baum wie die anderen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; seufzte das Bäumchen&comma; „dann könnte ich meine Zweige weit ausbreiten und mit dem Gipfel in die weite Welt hinaus schauen&excl; Dann würden die Vögel ihre Nester zwischen meine Zweigen bauen&comma; und wenn es stürmte&comma; könnte ich so vornehm nicken wie dort die anderen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Weder der Sonnenschein&comma; noch die Vögel&comma; noch die roten Wolken&comma; die morgens und abends über ihn hinsegelten&comma; machten ihm Freude&period;<&sol;p>&NewLine;<p>War es nun Winter&comma; und Schnee lag blendend weiß ringsherum&comma; dann kam oft ein Hase angesprungen und setzte gerade über das Bäumchen hinweg&period; O&comma; das war empörend&excl; Aber zwei Winter verstrichen und im dritten war der Baum schon so hoch&comma; daß der Hase um ihn herumlaufen mußte&period; „O&comma; wachsen&comma; wachsen&comma; groß und alt werden&comma; das ist doch das einzig Schöne in der Welt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Spätherbst erschienen regelmäßig Holzhauer und fällten einige der größten Bäume&period; Das geschah jedes Jahr und den jungen Tannenbaum&comma; der nun schon tüchtig in die Höhe geschossen war&comma; befiel Zittern und Beben dabei&comma; denn mit Gepolter und Krachen stürzten seine Kameraden zur Erde&comma; die Zweige wurden ihnen abgehauen&comma; sie sahen nun ganz nackt&comma; lang und schmal aus&comma; sie waren kaum noch wiederzuerkennen&period; Dann aber wurden sie auf Wagen gelegt und Pferde zogen sie zum Walde hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wohin sollten sie&quest; — Was stand ihnen bevor&quest; —<&sol;p>&NewLine;<p>Als im Frühjahr die Schwalbe und der Storch kamen&comma; fragte sie der Baum&colon; „Wißt ihr nicht&comma; wohin sie geführt wurden&quest; Seid ihr ihnen nicht begegnet&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Schwalbe wußte nichts&comma; doch der Storch sah sehr nachdenklich aus&comma; nickte mit dem Kopfe und sagte&colon; „Ja&comma; ich glaube fast&semi; mir begegneten auf meiner Rückreise von Ägypten viele neue Schiffe&period; Auf denselben standen prächtige Mastbäume&semi; ich darf wohl behaupten&comma; daß sie es waren&semi; sie verbreiteten Tannengeruch&period; Ich kann vielmals grüßen&comma; sie überragen alles&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; wäre ich doch auch groß genug&comma; um über das Meer hinzufliegen&excl; Wie ist es eigentlich&comma; dieses Meer&comma; und wem ähnelt es&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; das ist etwas weitläufig zu erklären&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Storch und ging&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Freue dich deiner Jugend&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Sonnenstrahlen&comma; „freue dich deines Wachstums&comma; des jungen Lebens&comma; welches dich erfüllt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der Wind küßte den Baum&comma; und der Tau weinte Thränen über ihn&comma; allein der Tannenbaum verstand es nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In der Weihnachtszeit wurden ganz junge Bäume gefällt&comma; Bäume&comma; die nicht einmal so groß waren&comma; noch im gleichen Alter standen wie unser Tannenbäumchen&comma; das weder Ruh noch Rast hatte&comma; sondern nur immer weiter wollte&period; Diese jungen Bäume&comma; und es waren gerade die allerschönsten&comma; behielten immer ihre Zweige&comma; sie wurden auf Wagen gelegt und Pferde zogen sie aus dem Walde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wohin bringt man sie&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Tannenbaum&period; „Sie sind nicht größer als ich&comma; ja da war sogar einer dabei&comma; der noch weit kleiner aussah&period; Weshalb behalten sie alle ihre Zweige&quest; Wo fahren sie hin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das wissen wir&comma; das wissen wir&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; zwitscherten die Sperlinge&period; „Unten in der Stadt haben wir zu den Fenstern hineingeschaut&period; O&comma; sie gelangen zur größten Pracht und Herrlichkeit&comma; die sich denken läßt&excl; Wir haben gesehen&comma; daß sie mitten in die warme Stube hineingepflanzt und mit den herrlichsten Sachen&comma; mit vergoldeten Äpfeln&comma; Honigkuchen&comma; Spielzeug und vielen hundert Lichtern ausgeschmückt wurden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dann&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Tannenbaum und bebte in allen Zweigen&period; „Und dann&quest; Was geschieht dann&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; mehr haben wir nicht gesehen&comma; es war unvergleichlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ob auch mir dieses Los zufallen wird&comma; diesen strahlenden Weg zu gehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; jubelte das Bäumchen&period; „Das ist noch besser&comma; als über das Meer zu fahren&period; O&comma; wie mich die Sehnsucht verzehrt&excl; O wäre ich erst auf dem Wagen&excl; Wäre ich erst in der warmen Stube mit all’ ihrer Pracht und Herrlichkeit&excl; Und dann&quest; Ja dann kommt noch etwas Besseres&comma; noch Schöneres&comma; weshalb würde man mich sonst so ausschmücken&excl; Da muß noch etwas Größeres&comma; noch etwas Herrlicheres kommen — —&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Freue dich meiner&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Luft und sagte der Sonnenschein&semi; „freue dich deiner frischen Jugend draußen im Freien&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber das Bäumchen freute sich gar nicht&semi; es wuchs und wuchs&comma; Winter und Sommer stand es dunkelgrün da&excl; Die Leute&comma; welche es sahen&comma; sagten&colon; „Das ist ein hübscher Baum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und zur Weihnachtszeit wurde er zuerst von allen gefällt&excl; Die Axt hieb tief durch das Mark&semi; der Baum fiel mit einem Seufzer zu Boden&period; Er fühlte einen Schmerz&comma; eine Ohnmacht&comma; er vermochte an gar kein Glück mehr zu denken&period; Er war betrübt&comma; von der Heimat zu scheiden&comma; von dem Flecke&comma; auf dem er emporgeschossen war&period; Er wußte ja&comma; daß er nie mehr die lieben&comma; alten Kameraden&comma; die kleinen Büsche und Blumen wiedersehen würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Baum kam erst wieder zu sich&comma; als er im Hofe&comma; mit den andern Bäumen abgeladen&comma; einen Mann sagen hörte&colon; „Der ist prächtig&excl; Wir brauchen keinen andern&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun kamen zwei Diener im vollen Staate und trugen den Tannenbaum in einen großen&comma; prächtigen Saal&period; Er wurde in ein großes&comma; mit Sand gefülltes Gefäß gestellt&comma; doch konnte niemand merken&comma; daß es ein Gefäß war&comma; denn es wurde ringsherum mit grünem Zeug behängt und stand auf einem großen bunten Teppiche&period; O&comma; wie der Baum bebte&excl; Was sollte doch nun geschehen&quest; Die Diener und die Fräulein kamen und putzten ihn aus&period; Über die Zweige hängten sie kleine&comma; aus buntem Papier ausgeschnittene Netze&comma; mit Zuckerwerk gefüllt&period; Vergoldete Äpfel und Walnüsse hingen wie festgewachsen herab&comma; und über hundert rote&comma; blaue und weiße Lichterchen wurden an den Zweigen befestigt&period; Puppen&comma; die wie leibhaftige Menschen aussahen&comma; schwebten im Grünen&comma; und ganz oben auf der Spitze strahlte ein Stern von Flittergold&period; Es war prächtig&comma; ganz unvergleichlich prächtig&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Heute Abend&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten alle&comma; „heute Abend wird er strahlen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&comma; „wäre es doch erst Abend&excl; Würden doch nur die Lichter bald angezündet&excl; Und was mag dann geschehen&quest; Ob wohl die Bäume aus dem Walde kommen und mich anschauen&quest; Ob die Sperlinge gegen die Fensterscheiben fliegen&quest; Ob ich hier festwachsen und Winter und Sommer geschmückt dastehen werde&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; —<&sol;p>&NewLine;<p>Nun wurden die Lichter angezündet&period; Welcher Glanz&excl; Welche Pracht&excl; Der Baum bebte in allen Zweigen dabei&comma; so daß einige Nadeln an einem der Lichter Feuer fingen&period; Es sengte ordentlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gott bewahre uns&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrieen die Fräulein und löschten es schnell aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun durfte der Baum nicht einmal beben&period; O&comma; das war ein Graus&excl; Er war so besorgt&comma; etwas von all’ seinem Staate zu verlieren&semi; er war von all’ dem Glanze wie betäubt&period; — Und nun öffneten sich beide Flügelthüren&comma; und eine Menge Kinder stürzten herein&comma; als ob sie den ganzen Baum umrennen wollten&period; Die älteren Leute kamen bedächtig hinterher&semi; die Kleinen standen ganz stumm&comma; aber nur einen kurzen Augenblick&comma; dann jubelten sie wieder so&comma; daß es wiederhallte&period; Sie tanzten um den Baum&comma; und ein Geschenk nach dem andern wurde abgepflückt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was haben sie nur vor&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&period; „Was soll da geschehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Lichter brannten bis auf die Zweige herunter und darauf löschte man sie aus und die Kinder erhielten Erlaubnis&comma; den Baum zu plündern&period; O&comma; die stürzten auf ihn los&comma; daß es in allen Zweigen knackte&period; Wäre er nicht mit der Spitze und dem goldenen Stern an der Decke befestigt gewesen&comma; so hätten sie ihn sicher umgeworfen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder tanzten nun mit ihrem prächtigen Spielzeuge umher&period; Niemand beachtete den Baum&comma; mit Ausnahme der alten Kinderfrau&comma; die aufmerksam zwischen die Zweige nach einem etwa vergessenen Apfel blickte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Eine Geschichte&comma; eine Geschichte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Kinder und zerrten einen kleinen&comma; dicken Mann nach dem Baume hin&period; Er setzte sich gerade unter denselben nieder&comma; „denn so&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; meinte er&comma; „sind wir im Grünen&period; Aber ich erzähle nur eine Geschichte&period; Wollt ihr die von Ivede-Avede hören oder die von Klumpe-Dumpe&comma; der die Treppe hinabfiel und sich doch auf den Thron schwang und die Prinzessin erhielt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ivede-Avede&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrieen einige&comma; „Klumpe-Dumpe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrieen andere&period; Was war das für ein Rufen und Durcheinanderschreien&excl; Nur der Tannenbaum schwieg still&period; Seine Rolle war vorüber&comma; er hatte ja seine Schuldigkeit gethan&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Mann erzählte von Klumpe-Dumpe&comma; der die Treppe hinabfiel und sich doch auf den Thron schwang und die Prinzessin erhielt&period; Und die Kinder klatschten in die Hände und riefen&colon; „Erzähle&comma; erzähle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie wollten auch noch die Geschichte von Ivede-Avede hören&comma; mußten sich aber mit Klumpe-Dumpe begnügen&period; Der Tannenbaum stand ganz still und gedankenvoll&comma; nie hatten die Vögel draußen im Walde dergleichen erzählt&period; „Klumpe-Dumpe fiel die Treppe hinab und bekam doch die Prinzessin&excl; Ja&comma; ja&comma; so geht es in der Welt zu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Tannenbaum und hielt es für Wahrheit&comma; weil der Erzähler ein so netter Mann war&period; „Ja&comma; ja&comma; wer kann wissen&comma; vielleicht falle ich auch die Treppe hinab und bekomme eine Prinzessin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er freute sich darauf&comma; den nächsten Tag wieder mit Lichtern und Spielzeug&comma; mit Gold und Früchten bekleidet zu werden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Morgen werde ich nicht zittern&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte er&period; „Ich werde eine recht herzliche Freude über alle meine Herrlichkeit empfinden&period; Morgen werde ich wieder die Geschichte von Klumpe-Dumpe hören und vielleicht auch die von Ivede-Avede&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und der Baum stand die ganze Nacht still und gedankenvoll da&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am folgenden Morgen traten die Diener und Mägde herein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun beginnt der Staat von neuem&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&comma; aber sie schleppten ihn zum Zimmer hinaus&comma; die Treppe hinauf bis auf den Boden und dort stellten sie ihn in einen dunklen Winkel&comma; wohin kein Tageslicht fiel&period; „Was hat denn das zu bedeuten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&period; „Was habe ich denn hier zu thun&quest; Was mag ich denn hier hören sollen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Er lehnte sich gegen die Mauer und stand da und sann und sann&period; Und Zeit hatte er genug dazu&comma; denn es verstrichen Tage und Nächte&period; Niemand kam herauf und als endlich einmal jemand kam&comma; geschah es nur zu dem Zwecke&comma; einige große Kasten in den Winkel zu stellen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun ist draußen Winter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&period; „Die Erde ist hart und mit Schnee bedeckt&comma; die Menschen können mich nicht pflanzen&semi; deshalb soll ich wahrscheinlich bis zum Frühling hier im Schutze stehen&excl; Wie fürsorglich doch das ist&excl; Wie gut die Menschen doch sind&excl; Wäre es hier nur nicht so dunkel und so erschrecklich einsam&excl; Nicht einmal ein Häschen ist hier zu finden&excl; Draußen im Walde war es doch lustig&comma; wenn der Schnee lag und der Hase vorübersprang&comma; ja selbst wenn er über mich hinwegsetzte&semi; aber damals gefiel es mir freilich nicht&period; Hier oben ist es aber doch entsetzlich einsam&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Pip&comma; pip&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte plötzlich eine kleine Maus und schlüpfte hervor&comma; und darauf kam noch eine kleine&period; Sie schnüffelten an dem Tannenbaume und schmiegten sich durch die Zweige desselben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es herrscht heute eine furchtbare Kälte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die zwei kleinen Mäuschen&semi; „nicht wahr&comma; du alter Tannenbaum&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin noch gar nicht alt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; versetzte der Tannenbaum&comma; „es giebt viel ältere als ich bin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wo kommst du her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragten die Mäuse&comma; „und was weißt du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie waren gewaltig neugierig&period; „Erzähle uns doch von dem herrlichsten Plätzchen auf Erden&excl; Bist du schon dort gewesen&quest; Bist du schon in der Speisekammer gewesen&comma; wo Käse auf den Brettern liegen und Schinken unter der Decke hängen&comma; wo man auf Talglichtern tanzt&comma; mager hineingeht und fett herauskommt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die kenne ich allerdings nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Baum&comma; „aber den Wald kenne ich&comma; wo die Sonne scheint und die Vögel singen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Darauf erzählte er ihnen alle Erlebnisse seiner Jugend und die Mäuschen hatten dergleichen nie zuvor gehört&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Mäuschen&comma; „wie glücklich du gewesen bist&comma; du alter Tannenbaum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin durchaus nicht alt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der Tannenbaum&comma; „erst in diesem Winter bin ich ja aus dem Walde gekommen&excl; Ich stehe in meinem allerbesten Alter&comma; ich bin nur sehr gewachsen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie schön du erzählst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Mäuschen&comma; und in der nächsten Nacht kamen sie mit vier andern kleinen Mäusen wieder&comma; welche den Baum auch erzählen hören sollten&comma; und je mehr er erzählte&comma; desto lebhafter trat es ihm selbst vor die Augen und er sagte&colon; „Es waren doch wirklich glückliche Zeiten&excl; Aber sie können wiederkommen&excl; Klumpe-Dumpe fiel die Treppe hinab und bekam doch die schöne Prinzessin&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wer ist Klumpe-Dumpe&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragten die Mäuschen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun erzählte der Tannenbaum das ganze Märchen&comma; dessen er sich Wort für Wort entsinnen konnte&period; Und die Mäuschen wären aus lauter Freude fast in die Spitze des Baumes gesprungen&period; In der folgenden Nacht versammelten sich noch weit mehr Mäuse und am Sonntag kamen sogar zwei Ratten&period; Die behaupteten aber&comma; die Geschichte sei nicht lustig&comma; und das betrübte die Mäuschen&comma; denn sie kam ihnen nun auch weniger schön vor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Können Sie nur die eine Geschichte erzählen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragten die Ratten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nur die eine&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der Baum&comma; „ich hörte sie an meinem glücklichsten Abend&comma; aber damals dachte ich nicht daran&comma; wie glücklich ich war&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist eine höchst elende Geschichte&excl; Wissen Sie keine von Speck und Talglichtern&quest; Keine Speisekammergeschichten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Baum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; dann danken wir dafür&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderten die Ratten und kehrten zu den Ihrigen zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Zuletzt blieben die Mäuschen auch fort und da seufzte der Baum&colon; „Es war doch ganz hübsch&comma; als sie um mich saßen&comma; die muntern Mäuschen&comma; und auf meine Erzählungen lauschten&excl; Nun ist das gleichfalls vorbei&period; Aber die schöne Zeit wird wiederkommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und eines Morgens&comma; da kamen Leute herauf und kramten auf dem Boden umher&period; Die Kasten erhielten einen andern Platz und der Baum wurde hervorgezogen&period; Sie warfen ihn unsanft auf den Fußboden&comma; aber sofort schleppte ihn ein Hausknecht nach der Treppe hin&comma; wo das Tageslicht schimmerte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun beginnt das Leben wieder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Baum&period; Er fühlte die frische Luft&comma; den ersten Sonnenstrahl&comma; — und nun war er draußen auf dem Hofe&period; Alles ging so schnell&comma; daß der Baum völlig vergaß&comma; sich selbst zu betrachten&semi; zu viel Neues war ringsumher anzustaunen&period; Der Hof stieß an einen Garten und alles stand darin in voller Blüte&period; Die Rosen hingen frisch und duftend über den kleinen Staketenzaun hinüber&comma; die Lindenbäume blühten und die Schwalben flogen umher und zwitscherten&colon; „Quirre virrevit&comma; mein Mann ist gekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber den Tannenbaum meinten sie damit nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun will ich leben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jubelte dieser und breitete seine Zweige weit aus&period; Ach&comma; sie waren alle vertrocknet und gelb und zwischen Unkraut und Nesseln lag er in einem Winkel da&period; Der Goldpapierstern saß noch oben auf der Spitze und leuchtete im hellsten Sonnenscheine&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf dem Hofe selbst spielten ein paar von den lustigen Kindern&comma; die am Weihnachtsabend um den Baum getanzt hatten und dabei so fröhlich gewesen waren&period; Eines der kleinsten lief hin und riß den Goldstern ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sieh&comma; was da noch an dem alten&comma; häßlichen Tannenbaume sitzt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief es und trat auf die Zweige&comma; daß sie unter seinen Stiefeln knackten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der Baum betrachtete all’ die Blumenpracht und Frische im Garten&comma; betrachtete dann sich selbst und wünschte&comma; daß er in seinem finstern Winkel auf dem Boden geblieben wäre&period; Er gedachte seiner frischen Jugend im Walde&comma; des lustigen Weihnachtsabends und der kleinen Mäuse&comma; die so fröhlich der Geschichte von Klumpe-Dumpe zugelauscht hatten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Vorbei&comma; vorbei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; seufzte der arme Baum&period; „Hätte ich mich doch gefreut als ich es noch konnte&excl; Vorbei&comma; vorbei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Hausknecht kam und hieb den Baum in kleine Stücke&comma; ein ganzes Bund lag da&semi; hell loderte es auf unter dem großen Braukessel&period; Er seufzte tief&comma; jeder Seufzer tönte wie ein kleiner Schuß&period; Deshalb liefen die Kinder&comma; welche draußen spielten&comma; herbei&comma; setzten sich vor das Feuer&comma; schauten hinein und riefen&colon; „Piff&comma; paff&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber bei jedem Knalle&comma; der ein tiefer Seufzer war&comma; gedachte der Baum eines Sommertages im Walde&comma; einer Winternacht draußen&comma; wenn die Sterne glänzten&period; Er gedachte des Weihnachtsabends und des Klumpe-Dumpe&comma; des einzigen Märchens&comma; welches er gehört hatte und zu erzählen wußte&comma; — und dann war der Baum verbrannt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder spielten im Hofe und der kleinste hatte auf der Brust den Goldstern&comma; den der Baum an seinem glücklichsten Abend getragen hatte&period; Nun war dieser vorüber und mit diesem auch der Baum nebst seiner Geschichte&period; Vorbei&comma; vorbei — und so geht es mit allen Geschichten&period;<&sol;p>