Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Märchen für Kinder
(Hans Christian Andersen, empfohlenes Alter: 8 - 14 Jahre)

Die Blumen der kleinen Ida

<p>Tausend noch einmal&comma; sind meine armen Blumen welk&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief bestürzt die kleine Ida&period; „Gestern abend waren sie noch so schön und nun hängen sie alle vertrocknet die Köpfchen&period; Warum thun sie das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte sie den Studenten&comma; den sie sehr gern hatte&comma; weil er schöne Geschichten wußte und drollige Bilder ausschnitt&colon; Herzen mit kleinen Mädchen darin&comma; welche tanzten&comma; und große Schlösser&comma; deren Thüren sich öffnen ließen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; weißt du&comma; was deinen Blumen fehlt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&comma; „sie sind heute Nacht auf dem Balle gewesen und deshalb lassen sie die Köpfe hängen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber die Blumen können ja nicht tanzen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die kleine Ida&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O ja&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&comma; „sobald es dunkel wird und wir andern schlafen&comma; dann springen sie lustig umher&semi; fast jede Nacht haben sie Ball&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kann denn ein Kind mit auf den Ball kommen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&comma; „die kleinen niedlichen Gänseblümchen und Maiblümchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wo tanzen die schönen Blumen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte die kleine Ida&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bist du nicht öfters vor dem Thore bei dem großen Schlosse gewesen&comma; wo der König im Sommer wohnt und der schöne Garten mit den vielen Blumen ist&quest; Du hast ja die Schwäne gesehen&comma; die auf dich zuschwimmen&comma; wenn du ihnen Brotkrümchen geben willst&period; Dort findet wirklich Ball statt&comma; das kannst du mir glauben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Erst gestern ging ich mit meiner Mutter draußen im Garten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Ida&comma; „aber an allen Bäumen fehlten die Blätter und es waren gar keine Blumen mehr da&excl; Wo sind sie&quest; Im Sommer sah ich so viele&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die sind drinnen im Schlosse&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&period; „Du mußt wissen&comma; sobald der König und alle Hofleute wieder in die Stadt ziehen&comma; dann laufen die Blumen sofort aus dem Garten auf das Schloß und sind lustig&period; Das solltest du einmal sehen&period; Die beiden reizendsten Rosen setzen sich auf den Thron und sind dann König und Königin&period; Die großen Hahnenkämme stellen sich alle an der Seite auf und stehen und verneigen sich&period; Das sind die Kammerjunker&period; Nun kommen die niedlichsten Blumen und dann ist da großer Ball&period; Die blauen Veilchen stellen kleine Seekadetten vor&comma; sie tanzen mit Hyazinthen und Crocus&comma; welche sie Fräulein anreden&period; Die Tulpen und Feuerlilien&comma; das sind Matronen&comma; die passen auf&comma; daß recht schön getanzt wird und alles fein ordentlich hergeht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte die kleine Ida&comma; „ist denn niemand da&comma; der die Blumen dafür bestraft&comma; daß sie in des Königs Schlosse tanzen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es ist niemand da&comma; der darüber etwas Genaues wüßte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&period; „Mitunter kommt des Nachts freilich der alte Schloßverwalter&comma; der da draußen die Aufsicht zu führen hat&period; Sobald aber die Blumen sein großes Schlüsselbund rasseln hören&comma; verhalten sie sich ganz still&comma; verstecken sich hinter den langen Vorhängen und stecken den Kopf hervor&period; „„Mein Geruch sagte es mir&comma; es sind hier Blumen im Saale&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;&OpenCurlyDoubleQuote; sagt der alte Schloßverwalter&comma; aber sehen kann er sie nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist drollig&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die kleine Ida und klatschte in die Hände&period; „Aber könnte ich denn die Blumen nicht auch sehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O ja&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&comma; „vergiß nur nicht&comma; sobald du wieder hinauskommst&comma; durch das Fenster zu schauen&comma; dann siehst du sie sicher&period; Das that ich heute&comma; da lag eine lange Narcisse im Sofa und dehnte sich&semi; das war eine Hofdame&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kommen auch die Blumen aus dem botanischen Garten da hinaus&quest; Können sie den weiten Weg machen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jawohl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Student&comma; „denn&comma; sobald sie wollen&comma; können sie fliegen&period; Hast du nicht schon die herrlichen Schmetterlinge gesehen&comma; die roten&comma; gelben und weißen&quest; Sie sehen fast wie Blumen aus und sind es auch gewesen&period; Sie sind vom Stengel hoch hinauf in die Luft gesprungen und haben dann mit ihren Blättern wie mit kleinen Flügeln geschlagen&comma; und nun flogen sie&period; Da sie sich gut aufführten&comma; durften sie auch am Tage fliegen&comma; brauchten nicht wieder nach Hause zu kommen und still auf dem Stengel zu sitzen&comma; und so wurden diese Blätter schließlich wirkliche Flügel&period; Das hast du ja selbst gesehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach wie drollig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die kleine Ida und lachte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie kann man einem Kinde dergleichen vorreden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der mürrische Kanzleirat&comma; welcher zum Besuch gekommen war und im Sofa saß&period; Er konnte den Studenten gar nicht leiden und brummte stets&comma; wenn er ihn die komischen Bilder ausschneiden sah&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber der kleinen Ida kam es doch ganz lustig vor&comma; was ihr der Student von ihren Blumen erzählte und sie dachte viel daran&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Blumen ließen also die Köpfe hängen&comma; weil sie vom nächtlichen Tanze müde waren&semi; sie waren gewiß krank&period; Im Puppenbette lag ihre Puppe Sophie und schlief&comma; aber die kleine Ida sagte zu ihr&colon; „Du mußt leider aufstehen&comma; Sophie&comma; und damit fürlieb nehmen&comma; heute Nacht im Schubfache zu liegen&semi; die armen Blumen sind krank und da müssen sie in deinem Bette liegen&semi; vielleicht werden sie dann wieder frisch und wohl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Damit nahm sie die Puppe heraus&comma; die sehr ärgerlich aussah und kein einziges Wort sagte&comma; denn es verdroß sie&comma; daß sie nicht ihr Bett behalten durfte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann legte Ida die Blumen in das Puppenbett&comma; zog die kleine Decke ganz über sie und sagte&comma; sie sollten nun hübsch stille liegen&comma; sie würde ihnen dann Thee kochen&comma; damit sie wieder wohl und frisch werden und morgen wieder aufstehen könnten&period; Die Vorhänge zog sie dicht um das kleine Bett&comma; damit die Sonne ihnen nicht in die Augen scheinen sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auch den ganzen Abend hindurch konnte sie sich nicht enthalten&comma; an das zu denken&comma; was ihr der Student erzählt hatte&period; Als sie nun selbst zu Bett sollte&comma; huschte sie erst hinter die Gardinen vor den Fenstern&comma; wo die prächtigen Blumen ihrer Mutter&comma; Hyazinthen und Tulpen&comma; standen&comma; und flüsterte ihnen ganz leise zu&colon; „Ich weiß es nun&comma; ihr sollt heute Nacht auf den Ball&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber die Blumen thaten&comma; als verständen sie nichts und rührten kein Blatt&comma; allein die kleine Ida wußte doch&comma; was sie wußte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie nun zu Bett gegangen war&comma; lag sie noch lange und dachte&comma; wie hübsch es doch sein müßte&comma; die herrlichen Blumen draußen auf dem Schlosse des Königs tanzen zu sehen&period; „Ob meine Blumen wohl wirklich mit dabei gewesen sind&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann fiel sie aber in Schlaf&period; In der Nacht erwachte sie wieder&period; Sie hatte von den Blumen und dem Studenten geträumt&comma; den der Kanzleirat ausgezankt und dabei gesagt hatte&comma; er wollte ihr bloß etwas weis machen&period; In der Schlafkammer&comma; wo Ida lag&comma; war es ganz stille&semi; die Nachtlampe brannte auf dem Tische und ihr Vater und ihre Mutter schliefen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ob meine Blumen jetzt wohl in Sophiens Bett liegen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie bei sich selbst&semi; „ich möchte es doch gar zu gern wissen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie richtete sich ein wenig auf und blickte nach der Thüre&period; Sie war nur angelehnt und drinnen lagen die Blumen und all ihr Spielzeug&period; Sie lauschte und da war es ihr&comma; als hörte sie drinnen in der Stube auf dem Klavier spielen&comma; aber ganz leise und so hübsch&comma; wie sie nie zuvor gehört hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jetzt tanzen gewiß alle Blumen drinnen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&semi; „ach&comma; wie gern möchte ich es doch sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; aber sie durfte nicht aufstehen&comma; weil sie sonst Vater und Mutter geweckt hätte&period; „Wenn sie doch nur hereinkommen wollten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&semi; aber die Blumen kamen nicht&period; Als nun die hübsche Musik immer weiter spielte&comma; konnte sie es nicht länger mehr aushalten&comma; denn es war zu herrlich&period; Unhörbar kletterte sie aus ihrem kleinen Bette&comma; ging ganz leise nach der Thüre und sah in die Stube hinein&period; Nein&comma; war das drollig&comma; was sie nun zu sehen bekam&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine Nachtlampe brannte nicht darin&comma; aber der Mond schien durch das Fenster mitten auf den Fußboden&comma; so daß es fast tageshell war&period; Alle Hyazinthen und Tulpen standen in zwei langen Reihen auf dem Boden&comma; am Fenster waren keine mehr zu sehen&comma; da standen die leeren Töpfe&period; Auf dem Boden tanzten die Blumen ganz niedlich um einander herum&comma; bildeten ordentliche Ketten und hielten einander an den langen grünen Blättern&comma; wenn sie sich herumschwenkten&period; Am Klavier saß eine große Feuerlilie&comma; welche die kleine Ida bestimmt im Sommer gesehen hatte&comma; denn sie erinnerte sich noch ganz wohl&comma; daß der Student gesagt hatte&colon; „Seht nur&comma; wie sie dem Fräulein Lina ähnelt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Damals hatte Ida gelacht&comma; aber jetzt sah sie&comma; daß die lange&comma; gelbe Blume dem Fräulein glich&period; Niemand bemerkte die kleine Lauscherin&period; Nun sah sie einen großen blauen Crocus mitten auf den Tisch springen&comma; auf dem das Spielzeug stand&comma; direkt auf das Puppenbett zugehen und die Vorhänge auf die Seite schieben&period; Da lagen die kranken Blumen&comma; aber sie richteten sich sofort empor und nickten den andern auf dem Fußboden zu&comma; daß sie auch mittanzen wollten&period; Der alte Herr auf dem Räucherkästchen&comma; dem die Unterlippe abgebrochen war&comma; stand auf und verneigte sich vor den hübschen Blumen&period; Sie sahen gar nicht mehr krank aus&comma; hüpften unter die andern hinunter und waren recht vergnügt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Horch&excl; War es nicht&comma; als ob etwas vom Tische herunterfiele&quest; Ida schaute hin&period; Es war die Fastnachtsrute&comma; welche heruntersprang&period; Sie schien ebenfalls mit zu den Blumen zu gehören&period; Sie war auch sehr niedlich&comma; und oben in der Spitze saß eine kleine Wachspuppe&comma; die einen genau eben so breiten Hut auf dem Kopfe hatte&comma; wie ihn der Kanzleirat trug&period; Die Fastnachtsrute hüpfte auf ihren drei roten Stelzfüßen mitten unter die Blumen&comma; und stampfte&comma; weil sie Mazurka tanzte&comma; laut den Boden&period; Den Tanz verstanden die andern Blumen nicht&comma; denn sie waren gar leicht und konnten nicht aufstampfen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Wachspuppe auf der Fastnachtsrute wurde plötzlich groß und lang&comma; schwang sich hoch über die Papierblumen empor und rief ganz laut&period; „Wie kann man einem Kinde dergleichen vorreden&excl; Das ist dummes Zeug&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und da ähnelte die Wachspuppe dem Kanzleirate mit seinem breiten Hute auf das täuschendste&semi; sie sah gerade eben so gelb und brummig aus&period; Aber die Papierblumen schlugen ihn an die dünnen Beine und da schrumpfte er wieder zusammen und wurde eine winzig kleine Wachspuppe&period; Das war ein zu komischer Anblick&excl; Die kleine Ida konnte sich des Lachens nicht enthalten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In demselben Augenblicke klopfte es ganz laut inwendig in dem Schubfache&comma; wo Idas Puppe&comma; Sophie&comma; bei vielem anderen Spielzeug lag&period; Das Männchen auf dem Räucherkästchen lief bis an die Kante des Tisches&comma; legte sich der Länge nach auf den Bauch und fing an den Schubkasten ein wenig herauszuziehen&period; Da richtete sich Sophie empor und sah sich ganz verwundert um&period; „Hier ist ja Ball&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&comma; „warum hat mir es denn niemand gesagt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Willst du mit mir tanzen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte das Räuchermännchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Fürwahr&comma; das stände mir gerade an&comma; mit dir zu tanzen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie und wandte ihm den Rücken&period; Hierauf setzte sie sich auf das Schubfach und dachte&comma; es würde schon eine oder die andere Blume kommen und sie engagieren&comma; aber es kam keine&period; Nun hustete sie&comma; hm&comma; hm&comma; hm&comma; aber gleichwohl kam keine&period; Das Räuchermännchen tanzte ganz allein und gar nicht so übel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da nun keine der Blumen Sophie zu sehen schien&comma; ließ sie sich vom Schubfach gerade auf den Boden herabgleiten&comma; so daß ein großer Lärm entstand&period; Alle Blumen umringten sie auch gleich und fragten&comma; ob sie sich keinen Schaden gethan hätte&comma; und sie benahmen sich alle sehr zuvorkommend gegen sie&comma; besonders die Blumen&comma; die in ihrem Bette gelegen hatten&period; Aber sie hatte keinen Schaden genommen und alle Blumen Idas dankten ihr für das prächtige Bett und bewiesen ihr große Zuneigung&period; Sie zogen sie mit sich bis mitten auf den Boden&comma; wo der Mond schien&comma; tanzten mit ihr und alle andern Blumen schlossen einen Kreis um sie&period; Nun war Sophie fröhlich und sagte&comma; sie möchten getrost ihr Bett behalten&comma; sie läge eben so gern im Schubfache&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Blumen sagten&colon; „Empfange unsern besten Dank&comma; allein wir können nicht mehr lange leben&semi; morgen sind wir tot&semi; sage aber der kleinen Ida&comma; sie möchte uns draußen im Garten dort&comma; wo der Kanarienvogel liegt&comma; begraben&period; Dann würden wir im Sommer noch weit schöner wieder aufblühen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; ihr dürft nicht sterben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Sophie und küßte dann die Blumen&period; In dem Augenblicke ging die Saalthüre auf und eine große Menge prachtvoller Blumen tanzte herein&period; Ida konnte sich gar nicht denken&comma; woher sie gekommen waren&semi; es waren gewiß die Blumen draußen vom Schlosse des Königs&period; An der Spitze gingen zwei herrliche Rosen und trugen kleine Goldkronen&comma; das war ein König und eine Königin&period; Darauf folgten die niedlichsten Levkojen und Nelken&comma; die nach allen Seiten hin grüßten&period; Sie hatten Musik mit sich&comma; große Mohnblüten und Päonien bliesen auf Erbsenschoten&comma; so daß sie ganz rot im Gesicht waren&period; Die blauen Glockenblumen und die kleinen weißen Schneeglöckchen klingelten&comma; als ob sie Schellen trügen&period; Das war eine komische Musik&period; Dann kamen gar viele andere Blumen und tanzten allesamt&comma; die blauen Veilchen und die roten Tausendschön&comma; die Gänseblümchen und Maiblümchen&period; Und alle Blumen küßten einander&comma; was sehr niedlich anzusehen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schließlich sagten die Blumen einander gute Nacht&period; Da schlich sich denn auch die kleine Ida in ihr Bett&comma; wo sie von allem&comma; was sie gesehen hatte&comma; träumte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie am nächsten Morgen aufstand&comma; ging sie sogleich zu dem kleinen Tische&comma; um zu sehen&comma; ob die Blumen noch dort wären&period; Sie zog den Vorhang vor dem kleinen Bett zur Seite&comma; ja&comma; da lagen sie sämtlich&comma; aber sie waren ganz welk&comma; weit mehr als gestern&period; Sophie lag im Schubfache&comma; wohin Ida sie gelegt hatte&semi; sie sah sehr schläfrig aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kannst du dich auf das besinnen&comma; was du mir sagen solltest&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte die kleine Ida&comma; allein Sophie machte ein dummes Gesicht und sagte auch nicht ein einziges Wort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist gar nicht artig&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Ida&comma; „und doch tanzten sie sämtlich mit dir&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann nahm sie ein Papierschächtelchen&comma; das mit niedlichen Vögeln bemalt war&comma; öffnete es und legte die toten Blumen hinein&period; „Das soll euer hübscher Sarg sein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&comma; „und wenn später Jonas und Adolph kommen&comma; da sollen sie bei dem Begräbnisse draußen im Garten mit zugegen sein&comma; damit ihr im Sommer wieder wachsen könnt und noch weit schöner werdet&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Jonas und Adolph waren zwei frische Knaben und Spielgenossen von Ida&semi; ihr Vater hatte jedem von ihnen eine neue Armbrust geschenkt&comma; die sie bei sich hatten&comma; um sie Ida zu zeigen&period; Sie erzählte ihnen von den armen Blumen&comma; die gestorben waren&comma; und dann durften sie dieselben begraben&period; Beide gingen mit ihrer Armbrust auf den Schultern voran und die kleine Ida folgte ihnen mit den toten Blumen in der niedlichen Schachtel&period; Draußen im Garten gruben die Kinder ein kleines Grab und Ida setzte die Blumen&comma; nachdem sie dieselben noch einmal geküßt hatte&comma; mit der Schachtel in die Erde&period; Adolph und Jonas schoßen mit der Armbrust über das Grab&comma; denn sie hatten weder Flinten noch Kanonen&period;<&sol;p>