Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heidi kann brauchen, was es gelernt hat
(Johanna Spyri, 1881)

Der Winter dauert fort

<p>Am andern Tage kam der Peter gerade zur rechten Zeit in die Schule heruntergefahren&period; Sein Mittagessen hatte er in seinem Sack mitgebracht&comma; denn da ging es so zu&colon; Wenn um Mittag die Kinder im Dörfli nach Hause gingen&comma; dann setzten sich die einzelnen Schüler&comma; die weit weg wohnten&comma; auf die Klassentische&comma; stemmten die Füße fest auf die Bänke und breiteten auf den Knien die mitgebrachten Speisen aus&comma; um so ihr Mittagsmahl zu halten&period; Bis um ein Uhr konnten sie sich daran vergnügen&comma; dann fing die Schule wieder an&period; Hatte der Peter einmal einen solchen Schultag mitgemacht&comma; dann ging er am Schluß zum Öhi hinüber und machte seinen Besuch beim Heidi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als er heute nach Schulschluß in die große Stube beim Öhi eintrat&comma; schoß das Heidi gleich auf ihn zu&comma; denn gerade auf ihn hatte es gewartet&period; »Peter&comma; ich weiß etwas«&comma; rief es ihm entgegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sag's«&comma; gab er zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt mußt du lesen lernen«&comma; lautete die Nachricht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Hab's schon getan«&comma; war die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; Peter&comma; so mein ich nicht«&comma; eiferte jetzt das Heidi&period; »Ich meine so&comma; daß du es nachher kannst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Kann nicht«&comma; bemerkte der Peter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das glaubt dir jetzt kein Mensch mehr und ich auch nicht«&comma; sagte das Heidi sehr entschieden&period; »Die Großmama in Frankfurt hat schon gewußt&comma; daß es nicht wahr ist&comma; und sie hat mir gesagt&comma; ich soll es nicht glauben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter staunte über diese Nachricht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich will dich schon lesen lehren&comma; ich weiß ganz gut&comma; wie«&comma; fuhr das&nbsp&semi;Heidi fort&period; »Du mußt es jetzt einmal erlernen&comma; und dann mußt du alle&nbsp&semi;Tage der Großmutter ein Lied lesen oder zwei&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist nichts«&comma; brummte der Peter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser hartnäckige Widerstand gegen etwas&comma; das gut und recht war und dem Heidi so sehr am Herzen lag&comma; brachte es in Aufregung&period; Mit blitzenden Augen stellte es sich jetzt vor den Buben hin und sagte bedrohlich&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Dann will ich dir schon sagen&comma; was kommt&comma; wenn du nie etwas lernen willst&colon; Deine Mutter hat schon zweimal gesagt&comma; du müssest auch nach Frankfurt&comma; daß du allerhand lernest&comma; und ich weiß schon&comma; wo dort die Buben in die Schule gehen&period; Beim Ausfahren hat mir die Klara das furchtbar große Haus gezeigt&period; Aber dort gehen sie nicht nur&comma; wenn sie Buben sind&comma; sondern immerfort&comma; wenn sie schon ganz große Herren sind&comma; das habe ich selber gesehen&period; Und dann mußt du nicht meinen&comma; daß nur ein einziger Lehrer da ist wie bei uns&comma; und ein so guter&period; Da gehen immer ganze Reihen&comma; viele miteinander in das Haus hinein&comma; und alle sehen ganz schwarz aus&comma; wie wenn sie in die Kirche gingen&comma; und haben so hohe schwarze Hüte auf den Köpfen« - und das Heidi gab das Maß von den Hüten an vom Boden auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem Peter fuhr ein Schauder den Rücken hinauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und dann mußt du dort hinein unter alle die Herren«&comma; fuhr das Heidi mit Eifer fort&comma; »und wenn es dann an dich kommt&comma; so kannst du gar nicht lesen und machst noch Fehler beim Buchstabieren&period; Dann kannst du nur sehen&comma; wie dich die Herren ausspotten&comma; das ist dann noch viel ärger als die Tinette&comma; und du solltest nur wissen&comma; wie es ist&comma; wenn diese spottet&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So will ich«&comma; sagte der Peter halb kläglich&comma; halb ärgerlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Augenblick war das Heidi besänftigt&period; »So&comma; das ist recht&comma; dann wollen wir gleich anfangen«&comma; sagte es erfreut&comma; und geschäftig zog es den Peter an den Tisch hin und holte das nötige Werkzeug herbei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In dem großen Paket der Klara hatte sich auch ein Büchlein befunden&comma; das dem Heidi wohlgefiel&comma; und schon gestern nacht war es ihm in den Sinn gekommen&comma; das könne es gut zu dem Unterricht für den Peter gebrauchen&comma; denn das war ein Abc-Büchlein mit Sprüchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt saßen die beiden am Tisch&comma; die Köpfe über das kleine Buch gebeugt&comma; und die Lehrstunde konnte beginnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter mußte den ersten Spruch buchstabieren und dann wieder und dann noch einmal&comma; denn das Heidi wollte die Sache sauber und geläufig haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich sagte es&colon; »Du kannst's immer noch nicht&comma; aber ich will dir ihn jetzt einmal hintereinander lesen&semi; wenn du weißt&comma; wie's heißen muß&comma; kannst du's dann besser zusammenbuchstabieren&period;« Und das Heidi las&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Geht heut das A B C noch nicht&comma;&nbsp&semi;Kommst morgen du vors Schulgericht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich geh nicht«&comma; sagte der Peter störrisch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wohin&quest;« fragte das Heidi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Vor das Gericht«&comma; war die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So mach&comma; daß du einmal die drei Buchstaben kennst&comma; dann mußt du ja nicht gehen«&comma; bewies ihm das Heidi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt setzte der Peter noch einmal an und repetierte beharrlich die drei Buchstaben so lange fort&comma; bis das Heidi sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt kannst du die drei&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da es aber nun bemerkt hatte&comma; welch eine Wirkung der Spruch auf den Peter ausgeübt hatte&comma; wollte es gleich noch ein wenig vorarbeiten für die folgenden Lehrstunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wart&comma; ich will dir jetzt noch die anderen Sprüche lesen«&comma; fuhr es fort&comma; »dann wirst du sehen&comma; was alles noch kommen kann&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und es begann sehr klar und verständlich zu lesen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»D E F G muß fließend sein&comma;<br&sol;> Sonst kommt ein Unglück hintendrein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vergessen H I K&comma;<br&sol;> Das Unglück ist schon da&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wer am L M noch stottern kann&comma;<br&sol;> Zahlt eine Buß und schämt sich dann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es gibt etwas&comma; und wüßtest's du&comma;<br&sol;> Du lerntest schnell N O P Q&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Stehst du noch an bei R S T&comma;<br&sol;> Kommt etwas nach&comma; das tut dir weh&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Hier hielt das Heidi inne&comma; denn der Peter war so mäuschenstill&comma; daß es einmal sehen mußte&comma; was er mache&period; Alle die Drohungen und geheimen Schrecknisse hatten ihm so zugesetzt&comma; daß er kein Glied mehr bewegte und schreckensvoll das Heidi anstarrte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das rührte sogleich sein mitleidiges Herz&comma; und tröstend sagte es&colon; »Du mußt dich nicht fürchten&comma; Peter&semi; komm du jetzt nur jeden Abend zu mir&comma; und wenn du dann lernst wie heut&comma; so kennst du allemal zuletzt die Buchstaben&comma; und dann kommt ja das andere nicht&period; Aber nun mußt du alle Tage kommen&comma; nicht so&comma; wie du in die Schule gehst&semi; wenn es schon schneit&comma; es tut dir ja nichts&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter versprach&comma; so zu tun&comma; denn der erschreckende Eindruck hatte ihn ganz zahm und willig gemacht&period; Jetzt trat er seinen Heimweg an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter befolgte Heidis Vorschrift pünktlich&comma; und jeden Abend wurden mit Eifer die folgenden Buchstaben einstudiert und der Spruch beherzigt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Oft saß auch der Großvater in der Stube und hörte dem Exerzitium zu&comma; indem er vergnüglich sein Pfeifchen rauchte&comma; während es öfter in seinen Mundwinkeln zuckte&comma; so&comma; als ob ihn von Zeit zu Zeit eine große Heiterkeit übernehmen wollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach der großen Anstrengung wurde der Peter dann meistens aufgefordert&comma; noch dazubleiben und beim Abendessen mitzuhalten&comma; was ihn alsbald für die ausgestandene Angst&comma; die der heutige Spruch mit sich gebracht hatte&comma; reichlich entschädigte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So gingen die Wintertage dahin&period; Der Peter erschien regelmäßig und machte wirklich Fortschritte mit seinen Buchstaben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit den Sprüchen hatte er aber täglich zu fechten&period; Man war jetzt beim&nbsp&semi;U angelangt&period; Als das Heidi den Spruch las&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wer noch das U in V verdreht&comma;<br&sol;> Kommt dahin&comma; wo er nicht gern geht«&comma;<&sol;p>&NewLine;<p>da knurrte der Peter&colon; »Ja&comma; wenn ich ginge&excl;« Aber er lernte doch tüchtig zu&comma; so&comma; als stehe er unter dem Eindruck&comma; es könnte ihn doch heimlich einer beim Kragen nehmen und dorthin bringen&comma; wohin er nicht gern ginge&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am folgenden Abend las das Heidi&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist dir das W noch nicht bekannt&comma;<br&sol;> Schau nach dem Rütlein an der Wand&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da guckte der Peter hin und sagte höhnisch&colon; »Hat keins&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; aber weißt du&comma; was der Großvater im Kasten hat&quest;« fragte das&nbsp&semi;Heidi&period; »Einen Stecken&comma; fast so dick wie mein Arm&comma; und wenn man ihn&nbsp&semi;herausnimmt&comma; so kann man nur sagen&colon; &gt&semi;Schau nach dem Stecken an der&nbsp&semi;Wand&excl;&lt&semi;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter kannte den dicken Haselstock&period; Augenblicklich beugte er sich über sein W und suchte es zu erfassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am anderen Tage hieß es&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Willst du noch das X vergessen&comma;<br&sol;> Kriegst du heute nix zu essen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da schaute der Peter forschend zu dem Schrank hinüber&comma; wo das Brot und der Käse darinlagen&comma; und sagte ärgerlich&colon; »Ich habe ja gar nicht gesagt&comma; daß ich das X vergessen wolle&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist recht&comma; wenn du das nicht vergessen willst&comma; dann können wir auch gleich noch einen lernen«&comma; schlug das Heidi vor&comma; »dann hast du morgen nur noch einen einzigen Buchstaben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter war nicht einverstanden&period; Aber schon las das Heidi&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Machst du noch Halt beim Y&comma;<br&sol;> Kommst du mit Hohn und Spott davon&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da stiegen vor Peters Augen alle die Herren in Frankfurt auf mit den hohen schwarzen Hüten auf den Köpfen und Hohn und Spott in den Gesichtern&period; Augenblicklich warf er sich auf das Ypsilon und ließ es nicht wieder los&comma; bis er es so gut kannte&comma; daß er die Augen zutun konnte und doch noch wußte&comma; wie es aussah&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Tag darauf kam der Peter schon ein wenig hoch beim Heidi an&comma; denn da war ja nur noch ein einziger Buchstabe zu verarbeiten&comma; und als ihm das Heidi gleich den Spruch las&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wer zögernd noch beim Z bleibt stehn&comma;<br&sol;> Muß zu den Hottentotten gehn&excl;«&comma;<&sol;p>&NewLine;<p>da höhnte der Peter&colon; »Ja&comma; wenn kein Mensch weiß&comma; wo die sind&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Freilich&comma; Peter&comma; das weiß der Großvater schon«&comma; versicherte das Heidi&period; »Wart nur&comma; ich will ihn geschwind fragen&comma; wo sie sind&comma; er ist nur beim Herrn Pfarrer drüben&period;« Und schon war das Heidi aufgesprungen und wollte zur Tür hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wart«&comma; schrie jetzt der Peter in voller Angst&comma; denn schon sah er in seiner Einbildung den Almöhi mitsamt dem Herrn Pfarrer daherkommen und wie ihn die zwei nun gleich anpacken und den Hottentotten übersenden würden&comma; denn er hatte ja wirklich nicht mehr gewußt&comma; wie das Z hieß&period; Sein Angstgeschrei ließ das Heidi stillstehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was hast du denn&quest;« fragte es verwundert&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nichts&excl; Komm zurück&excl; Ich will lernen«&comma; stieß der Peter mit Unterbrechungen hervor&period; Aber das Heidi hätte jetzt selbst gern gewußt&comma; wo die Hottentotten seien&comma; und es wollte durchaus den Großvater fragen&period; Der Peter schrie ihm aber so verzweifelt nach&comma; daß es nachgab und zurückkam&period; Nun mußte er aber auch etwas tun dafür&period; Nicht nur wurde das Z so manchmal wiederholt&comma; daß der Buchstabe für alle Zeit in seinem Gedächtnis festsitzen mußte&comma; sondern das Heidi ging gleich noch zum Syllabieren über&comma; und an dem Abend lernte der Peter so viel&comma; daß er um einen ganzen Ruck vorwärts kam&period; So ging es weiter Tag für Tag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Schnee war wieder weich geworden&comma; und darüberhin schneite es neuerdings einen Tag um den andern&comma; so daß das Heidi wohl drei Wochen lang gar nicht zur Großmutter hinauf konnte&period; Um so eifriger war es in seiner Arbeit an dem Peter&comma; daß er es ersetzen könne beim Liederlesen&period; So kam eines Abends der Peter heim vom Heidi&comma; trat in die Stube ein und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich kann's&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was kannst du&comma; Peterli&quest;« fragte erwartungsvoll die Mutter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das Lesen«&comma; antwortete er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist auch das möglich&excl; Hast du's gehört&comma; Großmutter&quest;« rief die&nbsp&semi;Brigitte aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmutter hatte es gehört und mußte sich auch sehr verwundern&comma; wie das zugegangen sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich muß jetzt ein Lied lesen&comma; das Heidi hat's gesagt«&comma; berichtete der Peter weiter&period; Die Mutter holte hurtig das Buch herunter&comma; und die Großmutter freute sich&comma; sie hatte so lange kein gutes Wort gehört&period; Der Peter setzte sich an den Tisch hin und begann zu lesen&period; Seine Mutter saß aufhorchend neben ihm&semi; nach jedem Verse mußte sie mit Bewunderung sagen&colon; »Wer hätte es auch denken können&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Auch die Großmutter folgte mit Spannung einem Verse nach dem andern&comma; sie sagte aber nichts dazu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Tage nach diesem Ereignis traf es sich&comma; daß in der Schule in Peters Klasse eine Leseübung stattfand&period; Als die Reihe an den Peter kommen sollte&comma; sagte der Lehrer&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Peter&comma; muß man dich wieder übergehen&comma; wie immer&comma; oder willst du einmal wieder - ich will nicht sagen lesen&comma; ich will sagen&colon; versuchen&comma; an einer Linie herumzustottern&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter fing an und las hintereinander drei Linien&comma; ohne abzusetzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Lehrer legte sein Buch weg&period; Mit stummem Erstaunen blickte er auf den Peter&comma; so&comma; als habe er desgleichen noch nie gesehen&period; Endlich sprach er&colon; »Peter&comma; an dir ist ein Wunder geschehen&excl; Solange ich mit unbeschreiblicher Geduld an dir gearbeitet habe&comma; warst du nicht imstande&comma; auch nur das Buchstabieren richtig zu erfassen&period; Nun ich&comma; obwohl ungern&comma; die Arbeit an dir als nutzlos aufgegeben habe&comma; geschieht es&comma; daß du erscheinst und hast nicht nur das Buchstabieren&comma; sondern ein ordentliches&comma; sogar deutliches Lesen erlernt&period; Woher können zu unserer Zeit denn noch solche Wunder kommen&comma; Peter&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Vom Heidi«&comma; antwortete dieser&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Höchst verwundert schaute der Lehrer nach dem Heidi hin&comma; das ganz harmlos auf seiner Bank saß&comma; so daß nichts Besonderes an ihm zu sehen war&period; Er fuhr fort&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe überhaupt eine Veränderung an dir bemerkt&comma; Peter&period; Während du früher oftmals die ganze Woche&comma; ja mehrere Wochen hintereinander in der Schule gefehlt hast&comma; so bist du in der letzten Zeit nicht einen Tag ausgeblieben&period; Woher kann eine solche Umwandlung zum Guten in dich gekommen sein&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Vom Öhi«&comma; war die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit immer größerem Erstaunen blickte der Lehrer vom Peter auf das&nbsp&semi;Heidi und von diesem wieder auf den Peter zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wir wollen es noch einmal versuchen«&comma; sagte er dann behutsam&comma; und noch einmal mußte der Peter an drei Linien seine Kenntnisse erproben&period; Es war richtig&comma; er hatte lesen gelernt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sobald die Schule zu Ende war&comma; eilte der Lehrer zum Herrn Pfarrer hinüber&comma; um ihm mitzuteilen&comma; was vorgefallen war und in welcher erfreulichen Weise der Öhi und das Heidi in der Gemeinde wirkten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jeden Abend las jetzt der Peter daheim ein Lied vor&period; So weit gehorchte er dem Heidi&comma; weiter aber nicht&comma; ein zweites unternahm er nie&semi; die Großmutter forderte ihn aber auch nie dazu auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Mutter Brigitte mußte sich noch täglich verwundern&comma; daß der Peter dieses Ziel erreicht hatte&comma; und an manchen Abenden&comma; wenn die Vorlesung vorbei war und der Vorleser in seinem Bett lag&comma; mußte sie wieder zur Großmutter sagen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Man kann sich doch nicht genug freuen&comma; daß der Peterli das Lesen so schön erlernt hat&period; Jetzt kann man gar nicht wissen&comma; was noch aus ihm werden kann&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da antwortete einmal die Großmutter&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; es ist so gut für ihn&comma; daß er etwas gelernt hat&semi; aber ich will doch herzlich froh sein&comma; wenn der liebe Gott nun bald den Frühling schickt&comma; daß das Heidi auch wieder heraufkommen kann&period; Es ist doch&comma; wie wenn es ganz andere Lieder läse&period; Es fehlt so manchmal etwas in den Versen&comma; wenn sie der Peter liest&comma; und ich muß es dann suchen&comma; und dann komme ich nicht mehr nach mit den Gedanken&comma; und der Eindruck kommt mir nicht ins Herz&comma; wie wenn mir das Heidi die Worte liest&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das kam aber daher&comma; weil der Peter sich beim Lesen ein wenig einrichtete&comma; daß er's nicht zu unbequem hatte&period; Wenn ein Wort kam&comma; das gar zu lang war oder sonst schlimm aussah&comma; so ließ er es lieber ganz aus&comma; denn er dachte&comma; um drei oder vier Worte in einem Verse werde es der Großmutter wohl gleich sein&comma; es kommen ja dann noch viele&period; So kam es&comma; daß es fast keine Hauptwörter mehr hatte in den Liedern&comma; die der Peter vorlas&period;<&sol;p>

«

»