Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heidi kann brauchen, was es gelernt hat
(Johanna Spyri, 1881)

Ein Gast auf der Alm

<p>Das Frührot glühte über den Bergen&comma; und ein frischer Morgenwind rauschte durch die Tannen und wogte die alten Äste mächtig hin und her&period; Das Heidi schlug seine Augen auf&comma; der Ton hatte es erweckt&period; Dieses Rauschen packte das Heidi immer im Innersten seines Wesens und zog es mit Gewalt hinaus unter die Tannen&period; Es schoß von seinem Lager auf und hatte kaum Zeit&comma; sich fertigzumachen&semi; das mußte aber doch sein&comma; denn Heidi wußte nun recht gut&comma; daß man immer sauber und ordentlich aussehen muß&period; Jetzt kam es von dem Leiterchen herunter&semi; des Großvaters Lager war schon leer&semi; es sprang hinaus&period; Draußen vor der Tür stand der Großvater und schaute den Himmel nach allen Seiten hin an&comma; wie er jeden Morgen tat&comma; um zu sehen&comma; wie der Tag werden wollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es zogen rosige Wölkchen oben hin&comma; und mehr und mehr blaute der&nbsp&semi;Himmel&comma; und drüben floß es wie lauter Gold über die Höhen und das&nbsp&semi;Weideland&comma; denn eben kam droben die Sonne über die hohen Felsen&nbsp&semi;heraufgestiegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»O wie schön&excl; O wie schön&excl; Guten Tag&comma; Großvater«&comma; rief das Heidi heranspringend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; sind deine Augen auch schon hell&quest;« gab der Großvater zurück&comma; dem&nbsp&semi;Heidi die Hand zum Morgengruß hinhaltend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt lief das Heidi unter die Tannen und hüpfte vor Freuden über das&nbsp&semi;Tosen und Sausen da droben unter den wogenden Ästen herum&comma; und bei&nbsp&semi;jedem neuen Windstoß und lauten Wipfelbrausen jauchzte es auf vor&nbsp&semi;Wonne und sprang noch ein wenig höher&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen war der Großvater zum Stalle hingegangen und hatte dem Schwänli und Bärli die Milch abgenommen&semi; dann hatte er beide schön geputzt und gewaschen zur Bergreise und brachte sie nun auf den Platz heraus&period; Als das Heidi seine Freunde erblickte&comma; kam es herangesprungen und faßte sie beide um den Hals&comma; begrüßte sie zärtlich&comma; und sie meckerten fröhlich und zutraulich&comma; und jede von den Geißen wollte dem Heidi mehr Zuneigung beweisen und drückte ihren Kopf noch immer näher an seine Schultern heran&comma; so daß es zwischen den zweien fast zerdrückt wurde&period; Aber das Heidi hatte keine Furcht&comma; und wenn das lebhafte Bärli gar zu arg bohrte und drängte mit seinem Kopfe&comma; dann sagte das Heidi&colon; »Nein&comma; Bärli&comma; du stößt ja wie der große Türk«&comma; und augenblicklich zog Bärli seinen Kopf zurück und stellte sich ganz anständig hin&comma; und das Schwänli hatte auch schon seinen Kopf in die Höhe gereckt und machte eine vornehme Gebärde&comma; so daß man deutlich sehen konnte&comma; es dachte bei sich&colon; Das soll mir denn keiner nachsagen&comma; daß ich mich benehme wie der Türk&period; Denn das schneeweiße Schwänli war noch ein wenig vornehmer als das braune Bärli&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt hörte man von unten herauf die Pfiffe des Peter ertönen&comma; und bald kamen sie heraufgesprungen&comma; die lustigen Geißen alle&comma; voran der flinke Distelfink in hohen Sprüngen&period; Gleich war das Heidi wieder mitten in dem Rudel drin&comma; und vor lauter stürmischen Begrüßungen wurde es hin- und hergeschoben&comma; und dann schob es wieder ein wenig&comma; denn es wollte zu dem schüchternen Schneehöppli vordringen&comma; das ja von den größeren immer wieder weggedrängt wurde&comma; wenn es dem Heidi entgegenstrebte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun kam der Peter heran und tat einen letzten&comma; fürchterlichen Pfiff&comma; der sollte die Geißen aufscheuchen und der Weide zujagen&comma; denn er wollte Platz bekommen&comma; um dem Heidi etwas zu sagen&period; Die Geißen sprangen ein wenig auseinander auf den Pfiff hin&semi; so konnte der Peter vorrücken und sich nun vor das Heidi hinstellen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du kannst einmal wieder mitkommen heut«&comma; war seine etwas störrige&nbsp&semi;Anrede&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; das kann ich nicht&comma; Peter«&comma; entgegnete das Heidi&period; »Jeden Augenblick können sie jetzt von Frankfurt kommen&comma; und dann muß ich daheim sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das hast du schon manchmal gesagt«&comma; brummte der Peter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es gilt aber immer noch&comma; und es gilt&comma; bis sie kommen«&comma; gab das Heidi zurück&period; »Oder meinst du etwa&comma; ich müsse nicht daheim sein&comma; wenn sie von Frankfurt zu mir kommen&quest; Meinst du etwa so etwas&comma; Peter&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie können zum Öhi kommen«&comma; versetzte der Peter knurrend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt ertönte von der Hütte her die kräftige Stimme des Großvaters&colon; »Warum geht's nicht vorwärts mit der Armee&quest; Fehlt's am Feldmarschall oder an den Truppen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Augenblicklich machte der Peter kehrum&comma; schwang seine Rute in der Luft&comma; daß sie sauste und alle Geißen&comma; die den Ton wohl kannten&comma; auf und davon rannten&comma; der Peter hinter ihnen drein&comma; alle miteinander in vollem Trabe den Berg hinan&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Seit das Heidi wieder daheim beim Großvater war&comma; kam ihm hier und da etwas in den Sinn&comma; woran es vorher nicht gedacht hatte&period; So machte es jetzt alle Morgen mit großer Anstrengung sein Bett zurecht und strich so lange daran herum&comma; bis es ganz glatt aussah&period; Dann lief es in der Hütte hin und her&comma; stellte jeden Stuhl an seinen Ort&comma; und was etwa da und dort herumlag oder -hing&comma; das kramte es alles in den Schrank hinein&period; Dann holte es einen Lappen herbei&comma; kletterte auf einen Stuhl hinauf und rieb so lange mit seinem Lappen auf dem Tische herum&comma; bis dieser ganz blank war&period; Wenn dann der Großvater wieder hereinkam&comma; schaute er wohlgefällig um sich und sagte etwa&colon; »Bei uns ist's jetzt immer wie Sonntag&comma; das Heidi ist nicht vergebens in der Fremde gewesen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Auch heute hatte Heidi&comma; nachdem der Peter fortgetrabt war und es mit dem Großvater gefrühstückt hatte&comma; sich gleich an seine Geschäfte gemacht&comma; aber es wurde fast nicht fertig damit&period; Draußen war es heut morgen gar so schön&comma; und alle Augenblicke geschah wieder etwas&comma; was das Kind in seiner Tätigkeit unterbrach&period; Jetzt kam durch das offene Fenster ein Sonnenstrahl so lustig hereingeschossen&comma; und es war geradezu&comma; als riefe er&colon; »Komm heraus&comma; Heidi&comma; komm heraus&excl;« Da konnte es nicht mehr drinnen bleiben&comma; es rannte hinaus&period; Da lag der funkelnde Sonnenschein um die ganze Hütte herum&comma; und auf allen Bergen glänzte er und weit&comma; weit das Tal hinunter&comma; und der Boden dort am Abhang sah so goldig und trocken aus&comma; es mußte ein wenig darauf niedersetzen und umherschauen&period; Dann kam ihm auf einmal in den Sinn&comma; daß das Dreibeinstühlchen noch mitten in der Hütte stand und der Tisch noch nicht geputzt war vom Morgenessen&period; Nun sprang es schnell auf und lief in die Hütte zurück&period; Aber es währte gar nicht lange&comma; so sauste es draußen so mächtig durch die Tannen&comma; daß es dem Heidi in alle Glieder fuhr&comma; es mußte schon wieder hinaus und ein wenig mithüpfen&comma; wenn alle Zweige da droben hin und her wogten und rollten&period; Der Großvater hatte einstweilen hinten im Schopf allerlei Arbeit zu verrichten&semi; er trat von Zeit zu Zeit unter die Tür hinaus und schaute lächelnd Heidis Sprüngen zu&period; Eben war er wieder zurückgetreten&comma; als mit einemmal das Heidi laut aufschrie&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Großvater&comma; Großvater&excl; Komm&comma; komm&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er trat rasch wieder heraus&comma; fast erschrocken&comma; was mit dem Kinde sei&period; Da sah er&comma; wie dieses dem Abhange zulief&comma; laut schreiend&colon; »Sie kommen&comma; sie kommen&excl; Und voran der Herr Doktor&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi stürzte seinem alten Freunde entgegen&period; Dieser streckte grüßend die Hand aus&period; Wie das Kind ihn erreicht hatte&comma; umfaßte es zärtlich den ausgestreckten Arm und rief in voller Herzensfreude&colon; »Guten Tag&comma; Herr Doktor&excl; Und ich danke auch noch vieltausendmal&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Grüß Gott&comma; Heidi&excl; Und wofür dankst du denn schon&quest;« fragte freundlich lächelnd der Herr Doktor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Daß ich wieder heim konnte zum Großvater«&comma; erklärte ihm das Kind&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem Herrn Doktor ging's wie ein Sonnenschein über das Gesicht&period; Diesen Empfang auf der Alp hatte er nicht erwartet&period; Im Gefühl seiner Einsamkeit war er unter tiefsinnigen Gedanken den Berg hinaufgestiegen und hatte noch nicht einmal gesehen&comma; wie schön es um ihn her war und daß es immer schöner wurde&period; Er hatte angenommen&comma; das Kind Heidi werde ihn kaum mehr kennen&semi; es hatte ihn so wenig gesehen&comma; und er kam sich vor wie einer&comma; der kommt&comma; den Leuten eine Enttäuschung zu bereiten&comma; und den sie darum nicht ansehen mögen&comma; weil er ja die erwarteten Freunde nicht mitbrachte&period; Statt dessen leuchtete dem Heidi die helle Freude aus den Augen&comma; und voller Dank und Liebe hielt es immer noch den Arm seines guten Freundes fest&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit väterlicher Zärtlichkeit nahm der Herr Doktor das Kind bei der Hand&period; »Komm&comma; Heidi«&comma; sagte er in freundlichster Weise&comma; »führe mich nun zu deinem Großvater und zeige mir&comma; wo du daheim bist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber das Heidi blieb noch stehen und schaute verwundert den Berg hinunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wo sind denn Klara und die Großmama&quest;« fragte es jetzt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; nun muß ich dir's sagen&comma; was dir leid tun wird wie mir auch«&comma; erwiderte der Herr Doktor&period; »Sieh&comma; Heidi&comma; ich komme allein&period; Klara war recht krank und konnte nicht mehr reisen&comma; und so kam auch die Großmama nicht mit&period; Aber dann im Frühjahr&comma; wenn die Tage wieder warm und schön lang werden&comma; dann kommen sie ganz sicher&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi stand sehr betroffen da&semi; es konnte gar nicht fassen&comma; daß es nun alles&comma; was es so sicher vor sich gesehen hatte&comma; auf einmal gar nicht mehr sehen sollte&period; Regungslos stand es eine Weile wie verwirrt von dem Unerwarteten&period; Schweigend stand der Herr Doktor vor ihm&comma; und ringsum war alles still&comma; nur hoch oben hörte man den Wind durch die Tannen sausen&period; Da fiel es dem Heidi auf einmal wieder ein&comma; warum es heruntergelaufen sei und daß der Herr Doktor ja gekommen sei&period; Es schaute zu ihm auf&period; Da lag etwas so Trauriges in den Augen&comma; die zu ihm niederschauten&comma; wie es noch gar nicht gesehen hatte&period; So war es nie gewesen&comma; wenn der Herr Doktor in Frankfurt es angeblickt hatte&period; Das ging dem Heidi zu Herzen&semi; es konnte nicht sehen&comma; daß jemand traurig war&comma; und nun gar der gute Herr Doktor&period; Gewiß war er so&comma; weil Klara und die Großmama nicht hatten mitkommen können&period; Es suchte schnell nach einem Trost und fand ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Oh&comma; es währt gewiß nicht lange&comma; bis es wieder Frühling wird&comma; und dann kommen sie ja bestimmt«&comma; tröstete das Heidi&period; »Bei uns währt es gar nie lange&comma; und dann können sie ja viel länger dableiben&comma; das will die Klara gewiß noch lieber&period; Und jetzt wollen wir zum Großvater hinauf&period;« Hand in Hand mit dem guten Freunde stieg es nun zu der Hütte hinan&period; Es war dem Heidi so sehr daran gelegen&comma; den Herrn Doktor wieder froh zu machen&comma; daß es ihn noch einmal zu überzeugen anfing&comma; es währe so wenig lange auf der Alm&comma; bis die langen&comma; warmen Sommertage wiederkommen&comma; daß man es kaum merke&comma; und dabei wurde das Heidi selbst so überzeugt von seinem Trost&comma; daß es oben dem Großvater ganz fröhlich entgegenrief&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie sind noch nicht da&comma; aber es währt gar nicht lange&comma; so kommen sie auch&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Für den Großvater war der Herr Doktor kein Fremder&comma; das Kind hatte ja so viel von ihm gesprochen&period; Der Alte streckte seinem Gaste die Hand entgegen und bewillkommte ihn mit Herzlichkeit&period; Dann setzten sich die Männer auf die Bank an der Hütte&period; Auch für das Heidi wurde da noch ein Plätzchen gemacht&comma; und der Herr Doktor winkte ihm freundlich&comma; daß es neben ihm sitzen solle&period; Nun fing er an zu erzählen&comma; wie Herr Sesemann ihn ermuntert habe&comma; die Reise zu machen&comma; und wie er auch selbst gefunden&comma; es möchte gut für ihn sein&comma; da er sich seit langem nicht mehr recht frisch und rüstig fühle&period; Dem Heidi sagte er dann ins Ohr&comma; es werde bald noch etwas den Berg heraufkommen&comma; das aus Frankfurt mit hergereist sei und ihm eine viel größere Freude machen werde als der alte Doktor&period; Das Heidi war sehr gespannt darauf zu erfahren&comma; was das sein könne&period; Der Großvater ermunterte den Herrn Doktor sehr&comma; die schönen Herbsttage noch auf der Alm zuzubringen oder wenigstens an jedem schönen Tage heraufzukommen&comma; denn hier oben zu bleiben&comma; dazu konnte ihn der Almöhi nicht einladen&comma; da war ja keine Gelegenheit&comma; den Herrn zu logieren&period; Er riet aber seinem Gaste&comma; nicht bis nach Ragaz zurückzukehren&comma; sondern unten im Dörfli ein Zimmer zu beziehen&comma; das er im dortigen Wirthause in einer einfachen&comma; aber ganz ordentlichen Art finden werde&period; So könnte der Herr Doktor jeden Morgen nach der Alm heraufkommen&comma; was ihm wohltun müßte&comma; meinte der Öhi&comma; auch würde er dann gern den Herrn noch auf allerlei Punkte führen&comma; weiter hinauf in die Berge&comma; wo es ihm gefallen sollte&period; Diesem gefiel der ganze Vorschlag sehr wohl&comma; und es wurde festgesetzt&comma; daß er ausgeführt werden sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen war die Sonne in den Mittag gekommen&semi; der Wind hatte sich schon lange gelegt&comma; und die Tannen waren ganz still geworden&period; Die Luft war für die Höhe noch mild und lieblich und säuselte erfrischende Kühle um die sonnenbeschienene Bank&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt stand der Almöhi auf und ging in die Hütte hinein&comma; kam aber gleich wieder und brachte einen Tisch heraus&comma; den er vor die Bank hinstellte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; Heidi&comma; nun hol herbei&comma; was wir zum Essen brauchen«&comma; sagte er&period; »Der Herr muß nun vorlieb nehmen&semi; ist unsere Küche auch einfach&comma; so ist das Eßzimmer doch anständig&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das meine ich auch«&comma; erwiderte der Herr Doktor&comma; indem er auf das sonnenbeleuchtete Tal hinunterschaute&comma; »und die Einladung nehme ich an&comma; hier oben muß es schmecken&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi lief nun hin und her wie ein Wiesel und brachte herbei&comma; was es nur drinnen im Schranke finden konnte&comma; denn daß es den Herrn Doktor bewirten durfte&comma; war ihm eine ungeheure Freude&period; Der Großvater bereitete unterdessen das Mahl und trat nun heraus mit dem dampfenden Milchkruge und dem goldig glänzenden Käsebraten&period; Dann schnitt er schöne&comma; durchsichtige Schnitten von dem rosigen Fleisch herunter&comma; das er hier oben an der reinen Luft getrocknet hatte&period; Dem Herrn Doktor schmeckte sein Mittagsmahl so gut wie das ganze Jahr durch noch kein einziges Mal&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; hierhin muß unsere Klara kommen«&comma; sagte er jetzt&period; »Da wird sie zu ganz neuen Kräften gelangen&comma; und wenn sie eine Zeitlang ißt wie ich heute&comma; so wird sie rund und fest werden&comma; wie sie in ihrem Leben noch nie war&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam von unten herauf einer angestiegen&comma; der hatte einen großen&nbsp&semi;Ballen auf dem Rücken&period; Wie er oben bei der Hütte ankam&comma; warf er seine&nbsp&semi;Last auf den Boden hin und zog ein paar gute Züge von der frischen&nbsp&semi;Almluft ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ah&comma; da kommt&comma; was mit mir von Frankfurt hergereist ist«&comma; sagte der&nbsp&semi;Herr Doktor aufstehend&comma; und das Heidi mit sich ziehend&comma; trat er an den&nbsp&semi;Ballen hin und fing an&comma; ihn aufzulösen&period; Als die erste schwere Hülle&nbsp&semi;weg war&comma; sagte er&colon; »So&comma; Kind&comma; nun fahr weiter fort und hol dir deine&nbsp&semi;Schätze selbst heraus&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi tat so&comma; und wie nun alles auseinanderrollte&comma; schaute es mit großen&comma; verwunderten Augen auf die Dinge hin&period; Erst als der Herr Doktor wieder herzutrat und von der großen Schachtel den Deckel weghob&comma; dem Heidi bedeutend&colon; »Sieh&comma; was die Großmutter zum Kaffee bekommt«&comma; da schrie es auf vor Freuden&colon; »Oh&excl; Oh&excl; Jetzt kann die Großmutter einmal schöne Kuchen essen&excl;« und sprang rings um die Schachtel herum und wollte gleich alles zusammenpacken und zur Großmutter hinuntereilen&period; Aber der Großvater sagte&comma; gegen Abend wollten sie dann miteinander den Herrn Doktor begleiten und die Sachen mitnehmen&period; Jetzt fand das Heidi auch das schöne Säckchen Tabak und brachte es schnell dem Großvater herüber&period; Das gefiel ihm sehr wohl&period; Er füllte gleich sein Pfeifchen damit&comma; und die beiden Männer sprachen nun&comma; auf der Bank sitzend und große Rauchwolken von sich blasend&comma; über allerhand Dinge&comma; während das Heidi hin und her sprang von einem seiner Schätze zum andern&period; Auf einmal kam es wieder zu der Bank zurück&comma; stellte sich vor den Gast hin&comma; und sowie die erste Pause im Gespräch entstand&comma; sagte es sehr bestimmt&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; das andere hat mir nicht mehr Freude gemacht als der alte Herr&nbsp&semi;Doktor&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die beiden Männer mußten ein wenig lachen&comma; und der Herr Doktor sagte&comma; das hätte er nicht gedacht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als die Sonne halb hinter die Berge hinabsteigen wollte&comma; stand der Gast auf&comma; um seine Rückreise nach dem Dörfli anzutreten und dort Quartier zu nehmen&period; Der Großvater packte die Kuchenschachtel&comma; die große Wurst und das Tuch unter seinen Arm&comma; der Herr Doktor nahm das Heidi an die Hand&comma; und so wanderten sie den Berg hinunter bis zur Geißenpeter-Hütte&period; Hier mußte das Heidi Abschied nehmen&period; Es sollte drinnen bei der Großmutter warten&comma; bis es wieder abgeholt würde vom Großvater&comma; welcher seinen Gast nach dem Dörfli hinunter geleiten wollte&period; Als der Herr Doktor dem Heidi die Hand zum Abschied bot&comma; fragte es&colon; »Wollen Sie etwa gern morgen mit den Geißen auf die Weide hinaufgehen&quest;«&comma; denn das war das Schönste&comma; was es kannte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es bleibt dabei&comma; Heidi«&comma; erwiderte er&comma; »wir gehen zusammen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun gingen die Männer weiter&comma; und das Heidi trat bei der Großmutter ein&period; Erst schleppte es mit Anstrengung die Kuchenschachtel mit&comma; dann mußte es wieder hinaus&comma; um die Wurst zu holen&comma; denn der Großvater hatte alles vor der Tür niedergelegt&period; Nachher mußte es erst noch einmal hinaus&comma; das große Tuch zu holen&period; Es brachte alles so nahe an die Großmutter heran als nur möglich&comma; damit sie recht alles berühren könne und wisse&comma; was es sei&period; Das Tuch legte es ihr auf die Knie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist alles aus Frankfurt&comma; von der Klara und der Großmama«&comma; berichtete es der hocherstaunten Großmutter und der verwunderten Brigitte&comma; der die Überraschung so in die Glieder gefahren war&comma; daß sie unbeweglich zugeschaut hatte&comma; wie das Heidi mit der größten Anstrengung die schweren Gegenstände hereingeschleppt und nun alles vor ihren Augen ausgebreitet hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber gelt&comma; Großmutter&comma; die Kuchen freuen dich furchtbar stark&quest; Sieh nur&comma; wie weich sie sind&excl;« rief das Heidi immer wieder&comma; und die Großmutter bestätigte&colon; »Ja&comma; ja&comma; gewiß&comma; Heidi&comma; was sind das auch für gute Leute&excl;« Dann strich sie wieder mit der Hand über das warme&comma; weiche Tuch und sagte&colon; »Aber das ist etwas Herrliches für den kalten Winter&excl; Das ist etwas so Prächtiges&comma; daß ich nie geglaubt hätte&comma; ich könnte in meinem Leben dazu kommen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi aber mußte sich sehr verwundern&comma; daß die Großmutter an dem grauen Tuch noch mehr Freude haben konnte als an den Kuchen&period; Die Brigitte stand immer noch vor der Wurst&comma; die auf dem Tische lag&comma; und schaute sie fast mit Verehrung an&period; In ihrem ganzen Leben hatte sie nie eine solche Riesenwurst gesehen&comma; und diese sollte sie nun selbst besitzen und einmal sogar anschneiden&semi; das kam ihr unglaublich vor&period; Sie schüttelte den Kopf und sagte zaghaft&colon; »Man wird doch noch den Öhi fragen müssen&comma; wie das gemeint sei&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber das Heidi sagte ganz ohne Zweifel&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist zum Essen gemeint und gar nicht anders&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam der Peter hereingestolpert&colon; »Der Almöhi kommt hinter mir drein&comma; das Heidi soll…«&semi; er konnte nicht mehr weiter&period; Seine Blicke waren auf den Tisch gefallen&comma; wo die Wurst lag&comma; und der Anblick hatte ihn so überwältigt&comma; daß er kein Wort mehr fand&period; Aber das Heidi hatte schon gemerkt&comma; was kommen sollte&comma; und gab schnell der Großmutter die Hand&period; Der Almöhi ging zwar jetzt nie mehr an der Hütte vorbei&comma; ohne schnell hereinzutreten und die Großmutter zu grüßen&comma; und sie freute sich auch immer&comma; wenn sie seinen Schritt hörte&comma; denn er hatte jedesmal ein ermunterndes Wort für sie&semi; aber heute war es spät geworden für das Heidi&comma; das alle Morgen mit der Sonne draußen war&period; Der Großvater aber sagte&colon; »Das Kind muß seinen Schlaf haben«&comma; und dabei blieb er&period; So rief er durch die offene Tür der Großmutter nur eine gute Nacht zu und nahm das heranspringende Heidi bei der Hand&comma; und unter dem flimmernden Sternenhimmel hin wanderten die beiden ihrer friedlichen Hütte zu&period;<&sol;p>

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