Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heidi kann brauchen, was es gelernt hat
(Johanna Spyri, 1881)

Es wird Abschied genommen, aber auf Wiedersehen

<p>Die Großmama hatte einen Tag vor ihrer Ankunft noch einen Brief nach der Alp hinauf geschrieben&comma; damit sie oben bestimmt wüßten&comma; daß sie komme&period; Diesen Brief brachte am andern Tage der Peter in der Frühe mit sich&comma; als er auf die Weide zog&period; Schon war der Großvater mit den Kindern aus der Hütte getreten&comma; und auch Schwänli und Bärli standen beide draußen und schüttelten lustig ihre Köpfe in der frischen Morgenluft&comma; während die Kinder sie streichelten und ihnen glückliche Reise wünschten zu ihrer Bergfahrt&period; Behaglich stand der Öhi dabei und schaute bald auf die frischen Gesichter der Kinder&comma; bald auf seine sauber glänzenden Geißen nieder&period; Beides mußte ihm gefallen&comma; denn er lächelte vergnüglich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam der Peter heran&period; Als er die Gruppe gewahr wurde&comma; näherte er sich langsam&comma; streckte den Brief dem Öhi entgegen&comma; und sobald dieser ihn erfaßt hatte&comma; sprang er scheu zurück&comma; so als ob ihn etwas erschreckt habe&comma; und dann guckte er schnell hinter sich&comma; gerade als ob von hinten ihn auch noch etwas hätte erschrecken wollen&semi; dann machte er einen Sprung und lief davon&comma; den Berg hinauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Großvater«&comma; sagte das Heidi&comma; das dem Vorgang verwundert zugeschaut hatte&comma; »warum tut der Peter jetzt immer wie der große Türk&comma; wenn der eine Rute hinter sich merkt&semi; dann scheut er mit dem Kopf und schüttelt ihn nach allen Seiten und macht auf einmal Sprünge in die Luft hinauf&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Vielleicht merkt der Peter auch eine Rute hinter sich&comma; die er verdient«&comma; antwortete der Großvater&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur die erste Halde hinauf lief der Peter so in einem Zuge davon&semi; sobald man ihn von unten nicht mehr sehen konnte&comma; kam es anders&period; Da stand er still und drehte scheu den Kopf nach allen Seiten&period; Plötzlich tat er einen Sprung und schaute hinter sich&comma; so erschreckt&comma; als habe ihn eben einer im Genick gepackt&period; Hinter jedem Busch hervor&comma; aus jeder Hecke heraus meinte jetzt der Peter den Polizeidiener aus Frankfurt auf sich losstürzen zu sehen&period; Je länger aber diese gespannte Erwartung dauerte&comma; je schreckhafter wurde es dem Peter zumute&comma; er hatte keinen ruhigen Augenblick mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun mußte das Heidi seine Hütte aufräumen&comma; denn die Großmama sollte doch alles in guter Ordnung finden&comma; wenn sie kam&period; Klara fand dieses geschäftige Treiben Heidis in allen Ecken der Hütte herum immer so kurzweilig&comma; daß sie mit Vorliebe dieser Tätigkeit zuschaute&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So vergingen die frühen Morgenstunden den Kindern unversehens&comma; und schon konnte man der Ankunft der Großmama entgegensehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kamen die Kinder bereit und zum Empfange gerüstet wieder heraus und setzten sich nebeneinander auf die Bank vor die Hütte&comma; in voller Erwartung auf die kommenden Ereignisse&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auch der Großvater trat jetzt wieder zu ihnen&period; Er hatte einen Gang gemacht und hatte einen großen Strauß dunkelblauer Enzianen mitgebracht&comma; die leuchteten so schön in der hellen Morgensonne&comma; daß die Kinder au&fjlig;auchzten bei dem Anblick&period; Der Großvater trug sie in die Hütte hinein&period; Von Zeit zu Zeit sprang das Heidi von der Bank&comma; um auszuspähen&comma; ob von dem Zuge der Großmama noch nichts zu entdecken sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber jetzt&colon; Da kam es von unten herauf&comma; gerade so&comma; wie das Heidi es erwartet hatte&period; Voran stieg der Führer&comma; dann kam das weiße Roß und die Großmama darauf&comma; und zuletzt kam der Träger mit dem hohen Reff&comma; denn ohne reichlich Schutzmittel zog die Großmama nun einmal nicht auf die Alp&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Näher und näher kam der Zug&period; Jetzt war die Höhe erreicht&semi; die Großmama erblickte die Kinder von ihrem Pferde herunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was ist denn das&quest; Was seh ich&comma; Klärchen&quest; Du sitzest nicht in deinem Sessel&excl; Wie ist das möglich&quest;« rief sie erschrocken aus und stieg nun eilig herunter&period; Bevor sie aber noch bei den Kindern angekommen war&comma; schlug sie die Hände zusammen und rief in der höchsten Aufregung&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Klärchen&comma; bist du's&comma; oder bist du's nicht&quest; Du hast ja rote Wangen&comma; kugelrunde&excl; Kind&excl; Ich kenne dich nicht mehr&excl;« Jetzt wollte die Großmama auf Klara losstürzen&period; Aber unversehens war das Heidi von der Bank geglitten&comma; Klara hatte sich schnell auf seine Schultern gestützt&comma; und fort wanderten die Kinder&comma; ganz gelassen einen kleinen Spaziergang machend&period; Die Großmama war plötzlich stillgestanden&comma; erst vor Schrecken&comma; sie meinte nicht anders&comma; als das Heidi stelle eben etwas Unerhörtes an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber was sah sie vor sich&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Aufrecht und sicher ging Klara neben dem Heidi her&semi; jetzt kamen sie wieder zurück&comma; beide mit strahlenden Gesichtern&comma; beide mit rosenroten Backen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt stürzte die Großmama ihnen entgegen&period; Lachend und weinend umarmte sie ihr Klärchen&comma; dann das Heidi&comma; dann wieder Klara&period; Vor Freude fand die Großmama gar keine Worte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf einmal fiel ihr Blick auf den Öhi&comma; der bei der Bank stand und mit behaglichem Lächeln nach den dreien herüberschaute&period; Jetzt faßte die Großmama Klaras Arm in den ihrigen und wanderte mit ihr unter immerwährenden Ausrufungen des Entzückens&comma; daß es ja wirklich so sei&comma; daß sie umherwandern könne mit dem Kinde&comma; der Bank zu&period; Hier ließ sie Klara los und ergriff den Alten bei beiden Händen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Mein lieber Öhi&excl; Mein lieber Öhi&excl; Was haben wir Ihnen zu danken&excl; Es ist Ihr Werk&excl; Es ist Ihre Sorge und Pflege…«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und unseres Herrgotts Sonnenschein und Almluft«&comma; fiel der Öhi lächelnd ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; und Schwänlis gute&comma; schöne Milch gewiß auch«&comma; rief nun Klara ihrerseits&period; »Großmama&comma; du solltest nur wissen&comma; wie ich die Geißenmilch trinken kann und wie gut sie ist&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; das kann ich an deinen Backen sehen&comma; Klärchen«&comma; sagte jetzt die Großmama lachend&period; »Nein&comma; dich kennt man nicht mehr&semi; rund&comma; breit bist du ja geworden&comma; wie ich nie geahnt&comma; daß du je werden könntest&comma; und groß bist du&comma; Klärchen&excl; Nein&comma; ist es denn auch wahr&quest; Ich kann dich ja nicht genug ansehen&excl; Aber nun muß auf der Stelle telegrafiert werden an meinen Sohn in Paris&comma; er muß sogleich kommen&period; Ich sag ihm nicht&comma; warum&comma; das ist die größte Freude seines Lebens&period; Mein lieber Öhi&comma; wie machen wir das&quest; Sie haben wohl die Männer schon entlassen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Die sind fort«&comma; antwortete er&comma; »aber wenn's der Frau Großmama pressiert&comma; so läßt man den Geißenhüter herunterkommen&comma; der hat Zeit&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmama bestand darauf&comma; sofort ihrem Sohne eine Depesche zu schicken&comma; denn dieses Glück sollte ihm keinen Tag vorenthalten bleiben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun ging der Öhi ein wenig auf die Seite&comma; und hier tat er einen so durchdringenden Pfiff durch seine Finger&comma; daß es hoch oben von den Felsen zurückpfiff&comma; so weit weg hatte er das Echo geweckt&period; Es währte gar nicht lange&comma; so kam der Peter heruntergerannt&comma; er kannte den Pfiff wohl&period; Der Peter war kreideweiß&comma; denn er dachte&comma; der Almöhi rufe ihn zum Gericht&period; Es wurde ihm aber nur ein Papier übergeben&comma; das die Großmama unterdessen überschrieben hatte&comma; und der Öhi erklärte ihm&comma; er habe das Papier sofort ins Dörfli hinunterzutragen und auf dem Postamt abzugeben&comma; die Bezahlung werde der Öhi später selbst in Ordnung bringen&comma; denn so viele Dinge auf einmal konnte man dem Peter nicht übertragen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser ging nun mit seinem Papier in der Hand&comma; für diesmal wieder erleichtert&comma; davon&comma; denn der Öhi hatte ja nicht zum Gericht gepfiffen&comma; es war kein Polizeidiener angekommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich konnte man sich denn fest und ruhig zusammen um den Tisch vor der Hütte herumsetzen&comma; und nun mußte der Großmama erzählt werden&comma; wie von Anfang an alles sich zugetragen hatte&period; Wie zuerst der Großvater jeden Tag ein wenig das Stehen und dann ein Schrittchen mit Klara probiert hatte&comma; wie dann die Reise auf die Weide gekommen war und der Wind den Rollstuhl fortgejagt hatte&period; Wie Klara vor Begierde nach den Blumen den ersten Gang machen konnte und so eins aus dem andern gekommen war&period; Aber es währte lange&comma; bis diese Erzählung von den Kindern zu Ende gebracht wurde&comma; denn zwischendurch mußte die Großmama immer wieder in Verwunderung und in Lob und Dank ausbrechen&comma; und immer wieder rief sie aus&colon; »Aber ist es denn auch möglich&excl; Ist es denn auch wirklich kein Traum&quest; Sind wir denn auch alle wach&comma; und sitzen wir hier vor der Almhütte&comma; und das Mädchen vor mir mit dem runden&comma; frischen Gesicht ist mein altes&comma; bleiches&comma; kraftloses Klärchen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und Klara und Heidi hatten immer neue Freude&comma; daß ihre schön ausgedachte Überraschung so gut gelungen war bei der Großmama und immer noch fortwirkte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann hatte unterdessen seine Geschäfte in Paris beendet&comma; und auch er hatte vor&comma; eine Überraschung zu bereiten&period; Ohne ein Wort an seine Mutter zu schreiben&comma; setzte er sich an einem der sonnigen Sommermorgen auf die Eisenbahn und fuhr in einem Zuge bis nach Basel&comma; von wo er in aller Frühe des folgenden Tages gleich wieder aufbrach&comma; denn es hatte ihn ein großes Verlangen ergriffen&comma; einmal wieder sein Töchterchen zu sehen&comma; von dem er nun den ganzen Sommer durch getrennt gewesen war&period; Im Bade Ragaz kam er einige Stunden nach der Abfahrt seiner Mutter an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Nachricht&comma; daß sie eben heute die Reise nach der Alp unternommen habe&comma; kam ihm gerade recht&period; Sofort setzte er sich in einen Wagen und fuhr nach Maienfeld hinüber&period; Als er da hörte&comma; daß er auch noch bis zum Dörfli hinauffahren könne&comma; tat er dies&comma; denn er dachte&comma; die Fußpartie den Berg hinauf werde ihm immer noch lang genug werden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann hatte sich nicht getäuscht&semi; die unausgesetzte Steigung die Alp hinan kam ihm sehr lang und beschwerlich vor&period; Noch immer war keine Hütte in Sicht&comma; und er wußte doch&comma; daß auf halbem Wege er auf die Wohnung des Geißenpeter stoßen sollte&comma; denn oftmals hatte er die Beschreibung dieses Weges vernommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es waren überall Spuren von Fußgängern zu sehen&comma; manchmal gingen die schmalen Wege nach allen Richtungen hin&period; Herr Sesemann wurde unsicher&comma; ob er auch auf dem richtigen Pfade sei oder ob vielleicht die Hütte auf einer andern Seite der Alp liege&period; Er sah sich um&comma; ob kein menschliches Wesen zu entdecken sei&comma; das er um den Weg befragen könnte&period; Aber es war still ringsum&comma; weit und breit war nichts zu sehen noch zu hören&period; Nur der Bergwind sauste dann und wann durch die Luft&comma; und im sonnigen Blau summten die kleinen Mücken&comma; und ein lustiges Vögelein pfiff da und dort auf einem einsamen Lärchenbäumchen&period; Herr Sesemann stand eine Weile still und ließ sich die heiße Stirne vom Alpenwinde kühlen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam jemand von oben heruntergelaufen&semi; es war der Peter mit seiner Depesche in der Hand&period; Er lief gradaus&comma; steil herunter&comma; nicht auf dem Fußwege&comma; auf dem Herr Sesemann stand&period; Sobald der Läufer aber nahe genug war&comma; winkte ihm Herr Sesemann&comma; daß er herüberkommen sollte&period; Zögernd und scheu kam der Peter heran&comma; seitwärts&comma; nicht gradaus&comma; und so&comma; als könne er nur mit dem einen Fuß richtig vorankommen und müsse den andern nachschleppen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Na&comma; Junge&comma; frisch heran&excl;« ermunterte Herr Sesemann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt sag mir mal&comma; komme ich auf diesem Wege zu der Hütte hinauf&comma; wo der alte Mann mit dem Kinde Heidi wohnt&comma; bei dem die Leute aus Frankfurt sind&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ein dumpfer Ton furchtbarsten Schreckens war die Antwort&comma; und so maßlos schoß der Peter davon&comma; daß er kopfüber und über die steile Halde hinabstürzte und fortrollte in unwillkürlichen Purzelbäumen&comma; immer weiter und weiter&comma; ganz ähnlich&comma; wie der Rollstuhl getan hatte&comma; nur daß glücklicherweise der Peter nicht in Stücke ging&comma; wie es bei dem Sessel der Fall gewesen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur die Depesche wurde arg zugerichtet und flog in Fetzen davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Merkwürdig schüchterner Bergbewohner«&comma; sagte Herr Sesemann vor sich hin&comma; denn er dachte nicht anders&comma; als daß die Erscheinung eines Fremden diesen starken Eindruck auf den einfachen Alpensohn hervorgebracht habe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem er Peters gewalttätige Talfahrt noch ein wenig betrachtet hatte&comma; setzte Herr Sesemann seinen Weg weiter fort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter konnte trotz aller Anstrengung keinen festen Standpunkt gewinnen&comma; er rollte immerzu&comma; und von Zeit zu Zeit überschlug er sich noch in besonderer Weise&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber das war nicht die schrecklichste Seite seines Schicksals in diesem Augenblick&comma; viel erschrecklicher waren die Angst und das Entsetzen&comma; die ihn erfüllten&comma; nun er wußte&comma; daß der Polizeidiener aus Frankfurt wirklich angekommen war&period; Denn er konnte nicht daran zweifeln&comma; daß der Fremde es sei&comma; der den Frankfurtern beim Almöhi nachgefragt hatte&period; Jetzt&comma; am letzten hohen Abhange oberhalb des Dörfli&comma; warf es den Peter an einen Busch hin&comma; da konnte er sich endlich festklammern&period; Einen Augenblick blieb er noch liegen&comma; er mußte sich erst wieder ein wenig besinnen&comma; was mit ihm sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Gut so&comma; wieder einer&excl;« sagte eine Stimme hart neben dem Peter&period; »Und wer kriegt morgen den Puff da droben&comma; daß er herunterkommt wie ein schlechtvernähter Kartoffelsack&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Es war der Bäcker&comma; der so spottete&period; Da er da droben aus seinem heißen Tagewerk weg sich ein wenig erluften wollte&comma; hatte er ruhig zugesehen&comma; wie eben der Peter&comma; dem Heranrollen des Stuhles nicht unähnlich&comma; von oben heruntergekommen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter schnellte auf seine Füße&period; Er hatte einen neuen Schrecken&period; Jetzt wußte der Bäcker auch schon&comma; daß der Stuhl einen Puff bekommen hatte&period; Ohne ein einziges Mal zurückzusehen&comma; lief der Peter wieder den Berg hinauf&period; Am liebsten wäre er jetzt heimgegangen und in sein Bett gekrochen&comma; daß ihn keiner mehr finden konnte&comma; denn da fühlte er sich am sichersten&period; Aber er hatte ja die Geißen noch oben&comma; und der Öhi hatte ihm noch eingeschärft&comma; bald wiederzukommen&comma; damit die Herde nicht zu lange allein sei&period; Den Öhi aber fürchtete er vor allen und hatte einen solchen Respekt vor ihm&comma; daß er niemals gewagt hätte&comma; ihm ungehorsam zu sein&period; Der Peter ächzte laut und hinkte weiter&comma; es mußte ja sein&comma; er mußte wieder hinauf&period; Aber rennen konnte er jetzt nicht mehr&comma; die Angst und die mannigfaltigen Stöße&comma; die er soeben erduldet hatte&comma; konnten nicht ohne Wirkung bleiben&period; So ging es denn mit Hinken und Stöhnen weiter die Alm hinauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann hatte kurz nach der Begegnung mit Peter die erste Hütte erreicht und wußte nun&comma; daß er auf dem richtigen Wege war&period; Er stieg mit erneutem Mute weiter&comma; und endlich&comma; nach langer&comma; mühevoller Wanderung&comma; sah er sein Ziel vor sich&period; Dort oben stand die Almhütte&comma; und oben darüber wogten die dunkeln Wipfel der alten Tannen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann ging mit Freuden an die letzte Steigung&comma; gleich konnte er sein Kind überraschen&period; Aber schon war er von der Gesellschaft vor der Hütte entdeckt und erkannt worden&comma; und für den Vater wurde vorbereitet&comma; was er nicht ahnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als er den letzten Schritt zur Höhe getan hatte&comma; kamen ihm von der Hütte her zwei Gestalten entgegen&period; Es war ein großes Mädchen mit hellblonden Haaren und einem rosigen Gesichtchen&comma; das stützte sich auf das kleinere Heidi&comma; dem ganze Freudenblitze aus den dunklen Augen funkelten&period; Herr Sesemann stutzte&comma; er stand still und starrte die Herankommenden an&period; Auf einmal stürzten ihm die großen Tränen aus den Augen&period; Was stiegen auch für Erinnerungen in seinem Herzen auf&excl; Ganz so hatte Klaras Mutter ausgesehen&comma; das blonde Mädchen mit den angehauchten Rosenwangen&period; Herr Sesemann wußte nicht&comma; war er wachend&comma; oder träumte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Papa&comma; kennst du mich denn gar nicht mehr&quest;« rief ihm jetzt Klara mit freudestrahlendem Gesicht entgegen&period; »Bin ich denn so verändert&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun stürzte Herr Sesemann auf sein Töchterchen zu und schloß es in seine Arme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; du bist verändert&excl; Ist es möglich&quest; Ist es Wirklichkeit&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und der überglückliche Vater trat wieder einen Schritt zurück&comma; um noch einmal hinzusehen&comma; ob denn das Bild nicht verschwinde vor seinen Augen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Bist du's&comma; Klärchen&comma; bist du's denn wirklich&quest;« mußte er ein Mal ums andere ausrufen&period; Dann schloß er sein Kind wieder in die Arme&comma; und gleich nachher mußte er noch einmal sehen&comma; ob es wirklich sein Klärchen sei&comma; das aufrecht vor ihm stand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt war auch die Großmama herbeigekommen&comma; sie konnte nicht so lange warten&comma; bis sie das glückliche Gesicht ihres Sohnes erblicken sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Na&comma; mein lieber Sohn&comma; was sagst du jetzt&quest;« rief sie ihm zu&period; »Die Überraschung&comma; die du uns machst&comma; ist recht schön&semi; aber diejenige&comma; die man dir bereitet hat&comma; ist noch viel schöner&comma; nicht&quest;« Und die erfreute Mutter begrüßte nun mit großer Herzlichkeit ihren lieben Sohn&period; »Aber jetzt&comma; mein Lieber«&comma; sagte sie dann&comma; »kommst du mit mir dort hinüber&comma; unsern Öhi zu begrüßen&comma; der ist unser allergrößter Wohltäter&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gewiß&comma; und auch unsere Hausgenossin&comma; unser kleines Heidi&comma; muß ich noch begrüßen«&comma; sagte Herr Sesemann&comma; indem er Heidis Hand schüttelte&period; »Nun&quest; Immer frisch und gesund auf der Alp&quest; Aber man muß nicht fragen&comma; kein Alpenröschen kann blühender aussehen&period; Das ist mir eine Freude&comma; Kind&comma; das ist mir eine große Freude&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Auch das Heidi schaute mit leuchtender Freude zu dem freundlichen&nbsp&semi;Herrn Sesemann auf&period; Wie gut war er immer zu ihm gewesen&excl; Und daß er&nbsp&semi;nun hier auf der Alp ein solches Glück finden sollte&comma; das machte&nbsp&semi;Heidis Herz laut schlagen vor großer Freude&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt führte die Großmama ihren Sohn zum Almöhi hinüber&comma; und während nun die beiden Männer sich sehr herzlich die Hände schüttelten und Herr Sesemann begann&comma; seinen tiefgefühlten Dank auszusprechen und sein unermeßliches Erstaunen darüber&comma; wie nur dieses Wunder hatte geschehen können&comma; da wandte sich die Großmama und ging ein wenig nach der andern Seite hinüber&comma; dann das hatte sie nun schon durchgesprochen&period; Sie wollte einmal nach den alten Tannen sehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da harrte ihrer schon wieder etwas Unerwartetes&period; Mitten unter den Bäumen&comma; da&comma; wo die langen Äste noch einen freien Platz gelassen hatten&comma; stand ein großer Busch der wundervollsten&comma; dunkelblauen Enzianen&comma; so frisch und glänzend&comma; als wären sie eben da herausgewachsen&period; Die Großmama schlug die Hände zusammen vor Entzücken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie köstlich&excl; Wie prächtig&excl; Welch ein Anblick&excl;« rief sie ein Mal ums andere aus&period; »Heidi&comma; mein liebes Kind&comma; komm hierher&excl; Hast du mir das zur Freude bereitet&quest; Es ist vollkommen wundervoll&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder waren schon da&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein&comma; ich gewiß nicht«&comma; sagte das Heidi&comma; »aber ich weiß schon&comma; wer's gemacht hat&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So ist's droben auf der Weide&comma; Großmama&comma; und noch viel schöner«&comma; fiel hier Klara ein&period; »Aber rat einmal&comma; wer dir heut früh schon die Blumen von der Weide heruntergeholt hat&excl;« Und Klara lächelte so vergnüglich zu ihrer Rede&comma; daß der Großmama einen Augenblick der Gedanke kam&comma; das Kind sei am Ende heute selbst schon dort oben gewesen&period; Das war doch aber fast nicht möglich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt hörte man ein leises Geräusch hinter den Tannenbäumen&semi; es kam vom Peter her&comma; der unterdessen hier oben angelangt war&period; Da er aber gesehen hatte&comma; wer beim Öhi vor der Hütte stand&comma; hatte er einen großen Bogen gemacht und wollte nun ganz heimlich hinter den Tannen hinaufschleichen&period; Aber die Großmama hatte ihn erkannt&comma; und plötzlich stieg ein neuer Gedanke in ihr auf&period; Sollte der Peter die Blumen heruntergebracht haben und nun aus lauter Scheu und Bescheidenheit so heimlich vorbeischleichen wollen&quest; Nein&comma; das durfte nicht sein&comma; er sollte doch eine kleine Belohnung haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm&comma; mein Junge&comma; komm hier heraus&comma; frisch&comma; ohne Scheu&excl;« rief die Großmama laut und steckte ein wenig den Kopf zwischen die Bäume hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Starr vor Schrecken stand der Peter still&period; Er hatte keine Widerstandskraft mehr nach allem Erlebten&period; Er fühlte nur noch das eine&colon; Jetzt ist's aus&excl; Alle Haare standen ihm aufrecht auf dem Kopf&comma; und farblos und entstellt von höchster Angst trat der Peter hinter den Tannen hervor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nur frisch heran&comma; ohne Umwege«&comma; ermunterte die Großmama&period; »So&comma; nun sag mir mal&comma; Junge&comma; hast du das gemacht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter hob seine Augen nicht auf und sah nicht&comma; wohin der Zeigefinger der Großmama wies&period; Er hatte gesehen&comma; daß der Öhi an der Ecke der Hütte stand und daß dessen graue Augen durchdringend auf ihn gerichtet waren&comma; und neben dem Öhi stand das Schrecklichste&comma; das der Peter kannte&comma; der Polizeidiener aus Frankfurt&period; An allen Gliedern zitternd und bebend&comma; stieß der Peter einen Laut hervor&comma; es war ein »Ja«&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nanu«&comma; sagte die Großmama&comma; »was ist denn das Schreckliche dabei&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Daß er… daß er… daß er auseinander ist und man ihn nicht mehr ganz machen kann«&comma; brachte mühsam der Peter heraus&comma; und nun schlotterten seine Knie so&comma; daß er fast nicht mehr stehen konnte&period; Die Großmama ging nach der Hüttenecke hinüber&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Mein lieber Öhi&comma; rappelt es denn wirklich ernstlich bei dem armen&nbsp&semi;Buben&quest;« fragte sie teilnehmend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Gar nicht&comma; gar nicht«&comma; versicherte der Öhi&period; »Der Bube ist nur der Wind&comma; der den Rollstuhl fortgejagt hat&comma; und nun erwartet er seine wohlverdiente Strafe&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das konnte nun die Großmama gar nicht glauben&comma; denn sie meinte&comma; boshaft sehe der Peter doch ganz und gar nicht aus&comma; und sonst hätte er doch keinen Grund gehabt&comma; den so notwendigen Rollstuhl zu zerstören&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber dem Öhi war das Geständnis nur die Bestätigung eines Verdachtes gewesen&comma; der gleich nach der Tat in ihm aufgestiegen war&period; Die grimmigen Blicke&comma; die der Peter von Anfang an der Klara zugeworfen hatte&comma; und andere Merkmale seiner Erbitterung gegen die neuen Erscheinungen auf der Alp waren dem Öhi nicht entgangen&period; Er hatte einen Gedanken an den andern gehängt&comma; und so hatte er genau den ganzen Gang der Dinge erkannt und teilte ihn jetzt der Großmama in aller Klarheit mit&period; Als er zu Ende war&comma; brach die Dame in große Lebhaftigkeit aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; mein lieber Öhi&comma; nein&comma; nein&comma; den armen Buben wollen wir nicht weiter strafen&period; Man muß billig sein&period; Da kommen die fremden Leute aus Frankfurt hereingebrochen und nehmen ihm ganze Wochen lang das Heidi weg&comma; sein einziges Gut und wirklich ein großes Gut&comma; und da sitzt er allein Tag für Tag und hat das Nachsehen&period; Nein&comma; nein&comma; da muß man billig sein&semi; der Zorn hat ihn überwältigt und hat ihn zu der Rache getrieben&comma; die ein wenig dumm war&comma; aber im Zorn werden wir alle dumm&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Damit ging die Großmama zum Peter zurück&comma; der noch immerfort bebte und schlotterte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie setzte sich auf die Bank unter die Tanne und sagte freundlich&colon; »So&comma; nun komm&comma; mein Junge&comma; da vor mich hin&comma; ich habe dir etwas zu sagen&period; Höre auf zu zittern und zu beben und hör mir zu&comma; das will ich haben&period; Du hast den Rollstuhl den Berg hinuntergejagt&comma; damit er zerschmettere&period; Das war etwas Böses&comma; das hast du recht wohl gewußt&comma; und daß du eine Strafe verdientest&comma; das wußtest du auch&comma; und damit du diese nicht erhaltest&comma; hast du dich recht anstrengen müssen&comma; daß keiner es merke&comma; was du getan hattest&period; Aber siehst du&colon; Wer etwas Böses tut und denkt&comma; es weiß keiner&comma; der verrechnet sich immer&period; Der liebe Gott sieht und hört ja doch alles&comma; und sobald er bemerkt&comma; daß ein Mensch seine böse Tat verheimlichen will&comma; so weckt er schnell in dem Menschen das Wächterchen auf&comma; das er schon bei seiner Geburt in ihn hineingesetzt hat und das da drinnen schlafen darf&comma; bis der Mensch ein Unrecht tut&period; Und das Wächterchen hat einen kleinen Stachel in der Hand&comma; mit dem sticht es nun in einem fort den Menschen&comma; daß er gar keinen ruhigen Augenblick mehr hat&period; Und auch mit seiner Stimme beängstigt es den Gequälten noch&comma; denn es ruft ihm immer quälend zu&colon; &gt&semi;Jetzt kommt alles aus&excl; jetzt holen sie dich zur Strafe&excl;&lt&semi; So muß er immer in Angst und Schrecken leben und hat keine Freude mehr&comma; gar keine&period; Hast du nicht auch so etwas erfahren&comma; Peter&comma; eben jetzt&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter nickte ganz zerknirscht&comma; aber wie ein Kenner&comma; denn gerade so war es ihm ergangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und noch in einer Weise hast du dich verrechnet«&comma; fuhr die Großmama fort&period; »Sieh&comma; wie das Böse&comma; das du tatest&comma; zum Besten ausfiel für die&comma; der du es zufügen wolltest&excl; Weil Klara keinen Sessel mehr hatte&comma; auf dem man sie hinbringen konnte&comma; und doch die schönen Blumen sehen wollte&comma; so strengte sie sich ganz besonders an zu gehen&comma; und so lernte sie's und geht nun immer besser&comma; und bleibt sie hier&comma; so kann sie am Ende jeden Tag hinauf zur Weide gehen&comma; viel öfter&comma; als sie in ihrem Stuhle hinaufgekommen wäre&period; Siehst du wohl&comma; Peter&quest; So kann der liebe Gott&comma; was einer böse machen wollte&comma; nur schnell in seine Hand nehmen und für den andern&comma; der geschädigt werden sollte&comma; etwas Gutes daraus machen&comma; und der Bösewicht hat das Nachsehen und den Schaden davon&period; Hast du nun auch alles gut verstanden&comma; Peter&comma; ja&quest; So denk daran&comma; und jedesmal&comma; wenn es dich wieder gelüsten sollte&comma; etwas Böses zu tun&comma; denk an das Wächterchen da drinnen mit dem Stachel und der unangenehmen Stimme&period; Willst du das tun&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; so will ich«&comma; antwortete der Peter&comma; noch sehr gedrückt&comma; denn noch wußte er ja nicht&comma; wie alles enden würde&comma; da der Polizeidiener immer noch drüben stand neben dem Öhi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; nun ist's gut&comma; die Sache ist abgetan«&comma; schloß die Großmama&period; »Nun sollst du aber auch noch ein Andenken an die Frankfurter haben&comma; das dich freut&period; So sag mir nun&comma; mein Junge&comma; hast du auch schon mal was gewünscht&comma; das du haben möchtest&quest; Was war's denn&quest; Was möchtest du am liebsten haben&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt hob der Peter seinen Kopf auf und starrte die Großmama mit ganz kugelrunden&comma; erstaunten Augen an&period; Noch immer hatte er etwas Schreckliches erwartet&comma; und nun sollte er auf einmal bekommen&comma; was er gern hätte&period; Dem Peter kam alles durcheinander in seinen Gedanken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; es ist mir Ernst«&comma; sagte die Großmama&period; »Du sollst etwas haben&comma; das dich freut&comma; zur Erinnerung an die Leute von Frankfurt und zum Zeichen&comma; daß sie nicht mehr daran denken&comma; daß du etwas Unrechtes getan hast&period; Verstehst du's nun&comma; Junge&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>In dem Peter fing die Einsicht aufzudämmern an&comma; daß er keine Strafe mehr zu befürchten habe und daß die gute Frau&comma; die vor ihm saß&comma; ihn aus der Gewalt des Polizeidieners errettet hatte&period; Jetzt empfand er eine Erleichterung&comma; als fiele ein Berg von ihm ab&comma; der ihn fast zusammengedrückt hatte&period; Aber nun hatte er auch begriffen&comma; daß es besser geht&comma; wenn man gleich eingestellt&comma; was gefehlt ist&comma; und auf einmal sagte er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und das Papier hab ich auch verloren&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmama mußte sich ein wenig besinnen&comma; aber der Zusammenhang kam ihr bald in den Sinn&comma; und sie sagte freundlich&colon; »So&comma; so&comma; es ist recht&comma; daß du's sagst&excl; Immer gleich bekennen&comma; was nicht recht ist&semi; dann kommt's wieder in Ordnung&period; Und jetzt&comma; was hättest du gern&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun konnte der Peter auf der Welt wünschen&comma; was er nur wollte&period; Es wurde ihm fast schwindelig&period; Der ganze Jahrmarkt von Maienfeld flimmerte vor seinen Augen mit all den schönen Sachen&comma; die er oft stundenlang angestaunt und für immer unerreichbar gehalten hatte&comma; denn Peters Besitztum hatte nie einen Fünfer überstiegen&comma; und alle die lockenden Gegenstände kosteten immer das Doppelte&period; Da waren die schönen roten Pfeifchen&comma; die er so gut für seine Geißen brauchen konnte&period; Da waren die lockenden Messer mit runden Heften&comma; Krötenstecher genannt&comma; mit denen man in allen Haselrutenhecken die besten Geschäfte machen konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tiefsinnig stand der Peter da&comma; denn er überdachte&comma; welches von den zweien das Wünschbarste wäre&comma; und er fand den Entscheid nicht&period; Aber jetzt kam ihm ein lichtvoller Gedanke&semi; so konnte er sich noch bis zum nächsten Jahrmarkt besinnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Einen Zehner«&comma; antwortete Peter jetzt entschlossen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmama lachte ein wenig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist nicht übertrieben&period; So komm her&excl;« Sie zog jetzt ihren Beutel heraus und nahm einen großen&comma; runden Taler heraus&semi; darauf legte sie noch zwei Zehnerstückchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; wir wollen gerade Rechnung machen«&comma; fuhr sie fort&semi; »das will ich dir erklären&period; Hier hast du nun gerade so viele Zehner&comma; als Wochen im Jahre sind&excl; So kannst du jeden Sonntag einen Zehner hervornehmen und verbrauchen&comma; das ganze Jahr durch&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Meiner Lebtag&quest;« fragte der Peter ganz harmlos&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt mußte die Großmama so ungeheuer lachen&comma; daß die Herren drüben ihr Gespräch unterbrechen mußten&comma; um zu hören&comma; was da vorgehe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmama lachte immer noch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das sollst du haben&comma; Junge&comma; das gibt einen Passus in mein Testament&comma; hörst du&comma; mein Sohn&quest; Und nachher geht er in das deinige über&comma; also&colon; Dem Geißenpeter einen Zehner wöchentlich&comma; solange er am Leben ist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann nickte zustimmend und lachte auch herüber&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Peter schaute noch einmal auf das Geschenk in seiner Hand&comma; ob es auch wirklich wahr sei&period; Dann sagte er&colon; »Danke Gott&excl;« Und nun rannte er davon in ganz ungewöhnlichen Sprüngen&comma; aber diesmal blieb er doch auf den Füßen&comma; denn jetzt trieb ihn nicht der Schrecken davon&comma; sondern eine Freude&comma; wie der Peter noch gar keine gekannt hatte sein Leben lang&period; Alle Angst und Schrecken waren vergangen&comma; und jede Woche hatte er einen Zehner zu erwarten sein Leben lang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als später die Gesellschaft vor der Almhütte das fröhliche Mittagsmahl beendet hatte und nun noch in allerlei Gesprächen zusammensaß&comma; da nahm Klara ihren Vater&comma; der ganz strahlte vor Freude und jedesmal&comma; wenn er sie wieder anschaute&comma; noch ein wenig glücklicher aussah&comma; bei der Hand und sagte mit einer Lebhaftigkeit&comma; die man nie an der matten Klara gekannt hatte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»O Papa&comma; wenn du nur wüßtest&comma; was der Großvater alles für mich getan hat&excl; So viel alle Tage&comma; daß man es gar nicht nacherzählen kann&comma; aber ich vergesse es in meinem ganzen Leben nicht&period; Und immer denke ich&comma; wenn ich nur dem lieben Großvater auch etwas tun könnte oder etwas schenken&comma; das ihm so recht Freude machen würde&comma; auch nur halb soviel&comma; wie er mir Freude gemacht hat&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist ja auch mein größter Wunsch&comma; liebes Kind«&comma; sagte der Vater&period;&nbsp&semi;»Ich sinne schon immer darüber nach&comma; wie wir unserem Wohltäter unseren&nbsp&semi;Dank auch nur einigermaßen dartun könnten&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann stand jetzt auf und ging zum Öhi hinüber&comma; der neben der Großmama saß und sich ausnehmend gut mit ihr unterhalten hatte&period; Er stand aber jetzt auch auf&period; Herr Sesemann ergriff seine Hand und sagte in der freundschaftlichsten Weise&colon; »Mein lieber Freund&comma; lassen Sie uns ein Wort zusammen sprechen&excl; Sie werden es verstehen&comma; wenn ich Ihnen sage&comma; daß ich seit langen Jahren keine rechte Freude mehr kannte&period; Was war mir all mein Geld und Gut&comma; wenn ich mein armes Kind anblickte&comma; das ich mit keinem Reichtum gesund und glücklich machen konnte&quest; Nächst unserm Gott im Himmel haben Sie mir das Kind gesund gemacht und mir&comma; wie ihm&comma; damit ein neues Leben geschenkt&period; Nun sprechen Sie&comma; womit kann ich Ihnen meine Dankbarkeit zeigen&quest; Vergelten kann ich nie&comma; was Sie uns getan haben&comma; aber was ich vermag&comma; das stelle ich zu Ihrer Verfügung&period; Sprechen Sie&comma; mein Freund&comma; was darf ich tun&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Öhi hatte still zugehört und den glücklichen Vater mit vergnügtem&nbsp&semi;Lächeln angeblickt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Herr Sesemann glaubt mir wohl&comma; daß ich meinen Teil an der großen Freude über die Genesung auf unserer Alm auch habe&semi; meine Mühe ist mir wohl dadurch vergolten«&comma; sagte jetzt der Öhi in seiner festen Weise&period; »Für die gütigen Anerbietungen danke ich Herrn Sesemann&comma; ich habe nichts nötig&period; Solange ich lebe&comma; habe ich für das Kind und für mich genug&period; Aber einen Wunsch hätte ich&semi; wenn mir der erfüllt werden könnte&comma; so hätte ich für dieses Leben keine Sorge mehr&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Sprechen Sie&comma; sprechen Sie&comma; mein lieber Freund&excl;« drängte Herr&nbsp&semi;Sesemann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich bin alt«&comma; fuhr der Öhi fort&comma; »und kann nicht mehr lange hierbleiben&period; Wenn ich gehe&comma; kann ich dem Kinde nichts hinterlassen&comma; und Verwandte hat es keine mehr&semi; nur eine einzige Person&comma; die würde noch ihren Vorteil aus ihm ziehen wollen&period; Wenn mir der Herr Sesemann die Zusicherung geben wollte&comma; daß das Heidi nie in seinem Leben hinaus muß&comma; um sein Brot unter den Fremden zu suchen&comma; dann hätte er mir reichlich zurückgegeben&comma; was ich für ihn und sein Kind tun konnte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber&comma; mein lieber Freund&comma; davon kann ja niemals eine Rede sein«&comma; brach Herr Sesemann nun aus&period; »Das Kind gehört ja zu uns&period; Fragen Sie meine Mutter&comma; meine Tochter&semi; das Kind Heidi werden Sie ja in ihrem Leben nicht anderen Leuten überlassen&excl; Aber da&comma; wenn es Ihnen eine Beruhigung ist&comma; mein Freund&comma; hier meine Hand darauf&period; Ich verspreche Ihnen&colon; Nie in seinem Leben soll dieses Kind hinaus&comma; um unter fremden Menschen sein Brot zu verdienen&semi; dafür will ich sorgen&comma; auch über meine Lebenszeit hinaus&period; Nun aber will ich noch etwas sagen&period; Dieses Kind ist nicht für ein Leben in der Fremde gemacht&comma; wie auch die Verhältnisse wären&semi; das haben wir erfahren&period; Aber es hat sich Freunde gemacht&period; Einen solchen kenne ich&comma; der ist noch in Frankfurt&semi; da tut er seine letzten Geschäfte ab&comma; um dann nachher dahin zu gehen&comma; wo es ihm gefällt&comma; und sich da zur Ruhe zu setzen&period; Das ist mein Freund&comma; der Doktor&comma; der noch diesen Herbst hier ankommen wird und&comma; Ihren Rat dazu in Anspruch nehmend&comma; sich in dieser Gegend niederlassen will&comma; denn in Ihrer und des Kindes Gesellschaft hat er sich so wohl befunden wie sonst nirgends mehr&period; So sehen Sie&comma; das Kind Heidi wird fortan zwei Beschützer in seiner Nähe haben&period; Mögen ihm beide miteinander noch recht lange erhalten bleiben&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das gebe der liebe Gott&excl;« fiel hier die Großmama ein&comma; und den Wunsch ihres Sohnes bestätigend&comma; schüttelte sie dem Öhi eine gute Weile mit großer Herzlichkeit die Hand&period; Dann faßte sie auf einmal das Heidi um den Hals&comma; das neben ihr stand&comma; und zog es zu sich heran&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Und du&comma; mein liebes Heidi&comma; dich muß man doch auch noch fragen&period; Komm&comma; sag mir mal&colon; Hast du denn nicht auch einen Wunsch&comma; den du gern erfüllt hättest&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja freilich&comma; das hab ich schon«&comma; antwortete das Heidi und blickte sehr erfreut zu der Großmama auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; das ist recht&comma; so komm heraus damit«&comma; ermunterte diese&period; »Was hättest du denn gern&comma; Kind&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich hätte gern mein Bett aus Frankfurt mit den drei hohen Kissen und der dicken Decke&comma; dann muß die Großmutter nicht mehr mit dem Kopf bergab liegen und kann fast nicht atmen&comma; und sie hat warm genug unter der Decke und muß nicht immer mit dem Schal ins Bett gehen&comma; weil sie sonst furchtbar friert&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi hatte alles in einem Atemzuge gesagt vor Eifer&comma; zu seinem gewünschten Ziel zu kommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach mein liebes Heidi&comma; was sagst du mir da&excl;« rief die Großmama erregt aus&period; »Das ist gut&comma; daß du mich erinnerst&period; In der Freude vergißt man leicht&comma; woran man zuallererst hätte denken sollen&period; Wenn uns der liebe Gott etwas Gutes schickt&comma; müßten wir doch gleich an diejenigen denken&comma; die so viel entbehren&excl; Jetzt wird auf der Stelle nach Frankfurt telegrafiert&excl; Noch heute soll die Rottenmeier das Bett zusammenpacken&comma; in zwei Tagen kann es dasein&period; Will's Gott&comma; soll die Großmutter gut schlafen darin&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi hüpfte frohlockend rings um die Großmama herum&period; Aber auf einmal stand es still und sagte eilig&colon; »Nun muß ich gewiß geschwind zur Großmutter hinunter&comma; es wird ihr auch wieder angst&comma; wenn ich so lang nicht mehr komme&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Denn nun konnte das Heidi es nicht mehr erwarten&comma; der Großmutter die Freudenbotschaft zu bringen&comma; und es war ihm auch wieder in den Sinn gekommen&comma; wie es der Großmutter angst gewesen&comma; als es zuletzt bei ihr war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein&comma; Heidi&comma; was meinst du&quest;« ermahnte der Großvater&period; »Wenn man&nbsp&semi;Besuch hat&comma; läuft man nicht mit einemmal auf und davon&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Großmama unterstützte das Heidi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Mein lieber Öhi&comma; das Kind hat so unrecht nicht«&comma; sagte sie&period; »Die arme Großmutter ist auch seit langem viel zu kurz gekommen um meinetwillen&period; Nun wollen wir gleich alle miteinander zu ihr gehen&comma; und ich denke&comma; dort warte ich mein Pferd ab&comma; und wir setzen dann unseren Weg weiter fort&comma; und unten im Dörfli wird sogleich das Telegramm nach Frankfurt aufgegeben&period; Mein Sohn&comma; was meinst du dazu&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann hatte bis jetzt noch gar nicht Zeit gehabt&comma; über seine Reisepläne zu sprechen&period; Er mußte also seine Mutter bitten&comma; nicht sogleich ihr Unternehmen auszuführen&comma; sondern noch einen Augenblick sitzen zu bleiben&comma; bis er seine Absicht ausgesprochen habe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann hatte sich vorgenommen&comma; mit seiner Mutter eine kleine Reise durch die Schweiz zu machen und erst zu sehen&comma; ob sein Klärchen imstande sei&comma; eine kurze Strecke mitzureisen&period; Nun war es so gekommen&comma; daß er die genußreichste Reise in Gesellschaft seiner Tochter vor sich sah&comma; und nun wollte er auch gleich diese schönen Spätsommertage dazu benutzen&period; Er hatte im Sinne&comma; die Nacht im Dörfli zuzubringen und am folgenden Morgen Klara auf der Alm abzuholen&comma; um mit ihr zur Großmama nach dem Bade Ragaz hinunter und von da weiterzureisen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klara war ein wenig betroffen über die Anzeige der plötzlichen Abreise von der Alp&comma; aber es war ja so viel Freude daneben&comma; und überdies war da gar keine Zeit&comma; sich dem Bedauern hinzugeben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schon war die Großmama aufgestanden und hatte Heidis Hand erfaßt&comma; um den Zug anzuführen&period; Jetzt kehrte sie sich plötzlich um&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber was in aller Welt macht man nun mit Klärchen&quest;« rief sie erschrocken aus&comma; denn es war ihr in den Sinn gekommen&comma; daß der Gang doch für sie viel zu weit sein würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber schon hatte in gewohnter Weise der Öhi sein Pflegetöchterchen auf den Arm genommen und folgte mit festem Schritte der Großmama nach&comma; die jetzt mit vielem Wohlgefallen zurücknickte&period; Zuletzt kam Herr Sesemann&comma; und so ging der Zug weiter den Berg hinunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi mußte immerfort aufhüpfen vor Freude an der Seite der Großmama&comma; und diese wollte nun alles wissen von der Großmutter&comma; wie sie lebe und wie alles bei ihr zugehe&comma; besonders im Winter bei der großen Kälte da droben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi berichtete über alles ganz genau&comma; denn es wußte schon&comma; wie da alles zuging und wie dann die Großmutter zusammengeduckt in ihrem Winkelchen saß und zitterte vor Kälte&period; Es wußte auch gut&comma; was sie dann zu essen hatte&comma; und auch&comma; was sie nicht hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Bis zur Hütte hinunter hörte die Großmama mit der lebhaftesten&nbsp&semi;Teilnahme Heidis Berichten zu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Brigitte war eben daran&comma; Peters zweites Hemd an die Sonne zu hängen&comma; damit&comma; wenn das eine wieder genug getragen war&comma; das andere angezogen werden konnte&period; Sie erblickte die Gesellschaft und stürzte in die Stube hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt grad geht alles fort&comma; Mutter«&comma; berichtete sie&period; »Es ist ein ganzer Zug&semi; der Öhi begleitet sie&comma; er trägt das Kranke&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; muß es denn wirklich sein&quest;« seufzte die Großmutter&period; »So nehmen sie das Heidi mit&comma; das hast du gesehen&quest; Ach&comma; wenn es mir nur auch noch die Hand geben dürfte&excl; Wenn ich es nur auch noch einmal hörte&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt wurde stürmisch die Tür aufgemacht&comma; und das Heidi war in wenigen&nbsp&semi;Sprüngen in der Ecke bei der Großmutter und umklammerte sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Großmutter&excl; Großmutter&excl; Mein Bett kommt aus Frankfurt und alle drei&nbsp&semi;Kissen und auch die dicke Decke&semi; in zwei Tagen ist es da&comma; das hat die&nbsp&semi;Großmama gesagt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi hatte gar nicht schnell genug seinen Bericht herausbringen können&comma; denn es konnte die ungeheure Freude der Großmutter fast nicht abwarten&period; Sie lächelte&comma; aber ein wenig traurig sagte sie&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; was muß das für eine gute Frau sein&excl; Ich sollte mich nur freuen&comma; daß sie dich mitnimmt&comma; Heidi&comma; aber ich kann es nicht lang überleben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was&quest; Was&quest; Wer sagt denn der guten alten Großmutter so etwas&quest;« fragte hier eine freundliche Stimme&comma; und die Hand der Alten wurde dabei erfaßt und herzlich gedrückt&comma; denn die Großmama war hinzugetreten und hatte alles gehört&period; »Nein&comma; nein&comma; davon ist keine Rede&excl; Das Heidi bleibt bei der Großmutter und macht ihre Freude aus&period; Wir wollen das Kind auch wiedersehen&comma; aber wir kommen zu ihm&period; Jedes Jahr werden wir nach der Alm hinaufkommen&comma; denn wir haben Ursache&comma; an dieser Stelle dem lieben Gott alljährlich unseren besonderen Dank zu sagen&comma; wo er ein solches Wunder an unserem Kinde getan hat&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam der echte Freudenschein auf das Gesicht der Großmutter&comma; und mit wortlosem Dank drückte sie fort und fort die Hand der guten Frau Sesemann&comma; während ihr vor lauter Freude ein paar große Tränen die alten Wangen herabglitten&period; Das Heidi hatte den Freudenschein auf dem Gesichte der Großmutter gleich gesehen und war jetzt ganz beglückt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Gelt&comma; Großmutter«&comma; sagte es&comma; sich an sie schmiegend&comma; »jetzt ist es so gekommen&comma; wie ich dir zuletzt gelesen habe&quest; Gelt&comma; das Bett aus Frankfurt ist gewiß heilsam&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach ja&comma; Heidi&comma; und noch so vieles&comma; so viel Gutes&comma; das der liebe Gott an mir tut&excl;« sagte die Großmutter mit tiefer Rührung&period; »Wie ist es nur möglich&comma; daß es so gute Menschen gibt&comma; die sich um eine arme Alte bekümmern und so viel an ihr tun&excl; Es ist nichts&comma; das einem den Glauben so stärken kann an einen guten Vater im Himmel&comma; der auch sein Geringstes nicht vergessen will&comma; wie so etwas zu erfahren&comma; daß es solche Menschen gibt voll Güte und Barmherzigkeit für ein armes&comma; unnützes Weiblein&comma; wie ich eins bin&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Meine gute Großmutter«&comma; fiel hier Frau Sesemann ein&comma; »vor unserem Herrn im Himmel sind wir alle gleich armselig&comma; und alle haben wir es gleich nötig&comma; daß er uns nicht vergesse&period; Und nun nehmen wir Abschied&comma; aber auf Wiedersehen&comma; denn sobald wir nächstes Jahr wieder nach der Alm kommen&comma; suchen wir auch die Großmutter wieder auf&semi; die wird nie mehr vergessen&excl;« Damit erfaßte Frau Sesemann noch einmal die Hand der Alten und schüttelte sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber sie kam nicht so schnell fort&comma; wie sie meinte&comma; denn die Großmutter konnte nicht aufhören zu danken&comma; und alles Gute&comma; das der liebe Gott in seiner Hand habe&comma; wünschte sie auf ihre Wohltäterin und deren ganzes Haus herab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt zog Herr Sesemann mit seiner Mutter talabwärts&comma; während der Öhi Klara noch einmal mit nach Hause trug und das Heidi&comma; ohne aufzusetzen&comma; hochauf hüpfte neben ihnen her&comma; denn es war so froh über die Aussicht der Großmutter&comma; daß es mit jedem Schritt einen Sprung machen mußte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Morgen darauf aber gab es heiße Tränen bei der scheidenden Klara&comma; nun sie fort mußte von der schönen Alm&comma; wo es ihr so wohl gewesen war wie noch nie in ihrem Leben&period; Aber das Heidi tröstete sie und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist im Augenblick wieder Sommer&comma; und dann kommst du wieder&comma; und dann ist's noch viel schöner&period; Dann kannst du von Anfang an gehen&comma; und wir können alle Tage mit den Geißen auf die Weide gehen und zu den Blumen hinauf&comma; und alles Lustige geht von vorn an&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Sesemann war nach Abrede gekommen&comma; sein Töchterchen abzuholen&period; Er stand jetzt drüben beim Großvater&comma; die Männer hatten noch allerlei zu besprechen&period; Klara wischte nun ihre Tränen weg&comma; Heidis Worte hatten sie ein wenig getröstet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich lasse auch den Peter noch grüßen«&comma; sagte sie wieder&comma; »und alle&nbsp&semi;Geißen&comma; besonders das Schwänli&period; Oh&comma; wenn ich nur dem Schwänli ein&nbsp&semi;Geschenk machen könnte&semi; es hat so viel dazu geholfen&comma; daß ich gesund&nbsp&semi;geworden bin&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das kannst du schon ganz gut«&comma; versicherte das Heidi&period; »Schick ihm nur ein wenig Salz&comma; du weißt schon&comma; wie gern es am Abend das Salz aus des Großvaters Hand schleckt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Rat gefiel Klara wohl&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Oh&comma; dann will ich ihm gewiß hundert Pfund Salz aus Frankfurt schicken«&comma; rief sie erfreut aus&comma; »es muß auch ein Andenken an mich haben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt winkte Herr Sesemann den Kindern&comma; denn er wollte abreisen&period; Diesmal war das weiße Pferd der Großmama für Klara gekommen&comma; und jetzt konnte sie herunterreiten&comma; sie brauchte keinen Tragsessel mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Heidi stellte sich auf den äußersten Rand des Abhanges hinaus und winkte mit seiner Hand der Klara zu&comma; bis das letzte Restchen von Roß und Reiterin geschwunden war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Bett ist angekommen&comma; und die Großmutter schläft jetzt so gut jede Nacht&comma; daß sie gewiß dadurch zu ganz neuen Kräften kommt&period; Den harten Winter auf der Alp hat die gute Großmama auch nicht vergessen&period; Sie hat einen großen Warenballen nach der Geißenpeter-Hütte gesandt&period; Darin war so viel warmes Zeug verpackt&comma; daß die Großmutter sich um und um damit einhüllen kann und gewiß nie mehr zitternd vor Kälte in ihrer Ecke sitzen muß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Dörfli ist ein großer Bau im Gange&period; Der Herr Doktor ist angekommen und hat vorderhand sein altes Quartier bezogen&period; Auf den Rat seines Freundes hin hat der Herr Doktor das alte Gebäude angekauft&comma; das der Öhi im Winter mit dem Heidi bewohnt hatte und das ja schon einmal ein großer Herrensitz gewesen war&comma; was man immer noch an der hohen Stube mit dem schönen Ofen und dem kunstreichen Getäfel sehen konnte&period; Diesen Teil des Hauses läßt der Herr Doktor als seine eigene Wohnung aufbauen&period; Die andere Seite wird als Winterquartier für den Öhi und das Heidi hergestellt&comma; denn der Herr Doktor kennt den Alten als einen unabhängigen Mann&comma; der seine eigene Behausung haben muß&period; Zuhinterst wird ein festgemauerter&comma; warmer Geißenstall eingerichtet&comma; da werden Schwänli und Bärli in sehr behaglicher Weise ihre Wintertage zubringen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herr Doktor und der Almöhi werden täglich bessere Freunde&comma; und wenn sie zusammen auf dem Gemäuer herumsteigen&comma; um den Fortgang des Baues zu besichtigen&comma; kommen ihre Gedanken meistens auf das Heidi&comma; denn beiden ist die Hauptfreude an dem Hause&comma; daß sie mit ihrem fröhlichen Kinde hier einziehen werden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Mein lieber Freund«&comma; sagte kürzlich der Herr Doktor&comma; mit dem Öhi oben auf der Mauer stehend&comma; »Sie müssen die Sache ansehen wie ich&period; Ich teile alle Freude an dem Kinde mit Ihnen&comma; als wäre ich der nächste nach Ihnen&comma; zu dem das Kind gehört&semi; ich will aber auch alle Verpflichtungen teilen und nach bester Einsicht für das Kind sorgen&period; So habe ich auch meine Rechte an unserem Heidi und kann hoffen&comma; daß es mich in meinen alten Tagen pflegt und um mich bleibt&comma; was mein größter Wunsch ist&period; Das Heidi soll in alle Kindesrechte bei mir eintreten&semi; so können wir es ohne Sorge zurücklassen&comma; wenn wir einmal von ihm gehen müssen&comma; Sie und ich&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Öhi drückte dem Herrn Doktor lange die Hand&period; Er sagte kein Wort&comma; aber sein guter Freund konnte in den Augen des Alten die Rührung und hohe Freude lesen&comma; die seine Worte erweckt hatten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Derweilen saßen das Heidi und der Peter bei der Großmutter&comma; und das erstere hatte so viel zu tun mit Erzählen und der letztere mit Zuhören&comma; daß sie alle beide kaum zu Atem kommen konnten und vor Eifer immer näher auf die glückliche Großmutter eindrangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieviel war ihr auch zu berichten von alle dem&comma; das den ganzen Sommer durch sich ereignet hatte&comma; denn man war ja so wenig zusammengekommen während dieser Zeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und von den dreien sah immer eins glücklicher aus als das andere über das neue Zusammensein und über alle die wunderbaren Ereignisse&period; Jetzt aber war das Gesicht der Mutter Brigitte noch fast am glücklichsten anzusehen&comma; da mit Heidis Hilfe nun zum erstenmal klar und verständlich die Geschichte des unaufhörlichen Zehners herauskam&period; Zuletzt aber sagte die Großmutter&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Heidi&comma; lies mir ein Lob- und Danklied&excl; Es ist mir&comma; als könne ich nur noch loben und preisen und unserem Gott im Himmel Dank sagen für alles&comma; was er an uns getan hat&period;«<&sol;p>

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