Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heidis Lehr- und Wanderjahre
(Johanna Spyri, 1880, empfohlenes Alter: 8 - 12 Jahre)

Am Sonntag, wenn's läutet

<p>Heidi stand unter den wogenden Tannen und wartete auf den Großvater&comma; der mitgehen und den Koffer vom Dörfli heraufholen wollte&comma; während es bei der Großmutter wäre&period; Das Kind konnte es fast nicht erwarten&comma; die Großmutter wieder zu sehen und zu hören&comma; wie ihr die Brötchen geschmeckt hatten&comma; und doch wurde ihm wieder die Zeit nicht lang&comma; denn es konnte ja nicht genug die heimatlichen Töne von dem Tannenrauschen über ihm und das Duften und Leuchten der grünen Weiden und der goldenen Blumen darauf eintrinken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt trat der Großvater aus der Hütte&comma; schaute noch einmal rings um sich und sagte dann mit zufriedenem Ton&colon; »So&comma; nun können wir gehen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Denn es war Sonnabend heut&comma; und an dem Tage machte der Alm-Öhi alles sauber und in Ordnung in der Hütte&comma; im Stall und ringsherum&comma; das war seine Gewohnheit&comma; und heut hatte er den Morgen dazu genommen&comma; um gleich nachmittags mit Heidi ausziehen zu können&comma; und so sah nun alles ringsherum gut und zu seiner Zufriedenheit aus&period; Bei der Geißenpeter-Hütte trennten sie sich&comma; und Heidi sprang hinein&period; Schon hatte die Großmutter seinen Schritt gehört und rief ihm liebevoll entgegen&colon; »Kommst du&comma; Kind&quest; Kommst du wieder&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Dann erfasste sie Heidis Hand und hielt sie ganz fest&comma; denn immer noch fürchtete sie&comma; das Kind könnte ihr wieder entrissen werden&period; Und nun musste die Großmutter erzählen&comma; wie die Brötchen geschmeckt hätten&comma; und sie sagte&comma; sie habe sich so daran erlabt&comma; dass sie meine&comma; sie sei heute viel kräftiger als lang nicht mehr&comma; und Peters Mutter fügte hinzu&comma; die Großmutter habe vor lauter Sorge&comma; sie werde zu bald fertig damit&comma; nur ein einziges Brötchen essen wollen&comma; gestern und heut zusammen&comma; und sie käme gewiss noch ziemlich zu Kräften&comma; wenn sie so acht Tage lang hintereinander jeden Tage eines essen wollte&period; Heidi hörte der Brigitte mit Aufmerksamkeit zu und blieb jetzt noch eine Zeit lang nachdenklich&period; Nun hatte es seinen Weg gefunden&period; »Ich weiß schon&comma; was ich mache&comma; Großmutter«&comma; sagte es in freudigem Eifer&semi; »ich schreibe der Klara einen Brief und dann schickt sie mir gewiss noch einmal so viel Brötchen&comma; wie da sind&comma; oder zweimal&comma; denn ich hatte schon einen großen Haufen ganz gleiche im Kasten&comma; und als man mir sie weggenommen hatte&comma; sagte Klara&comma; sie gebe mir gerade so viele wieder&comma; und das tut sie schon&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach Gott«&comma; sagte die Brigitte&comma; »das ist eine gute Meinung&semi; aber denk&comma; sie werden auch hart&period; Wenn man nur hier und da einen übrigen Batzen hätte&comma; der Bäcker unten im Dörfli macht auch solche&comma; aber ich vermag kaum das schwarze Brot zu bezahlen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt schoss ein heller Freudenstrahl über Heidis Gesicht&colon; »Oh&comma; ich habe furchtbar viel Geld&comma; Großmutter«&comma; rief es jubelnd aus und hüpfte vor Freuden in die Höhe&comma; »jetzt weiß ich&comma; was ich damit mache&excl; Alle&comma; alle Tage musst du ein neues Brötchen haben und am Sonntage zwei&comma; und der Peter kann sie heraufbringen vom Dörfli&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein&comma; Kind&excl;«&comma; wehrte die Großmutter&semi; »das kann nicht sein&comma; das Geld hast du nicht dazu bekommen&comma; du musst es dem Großvater geben&comma; er sagt dir dann schon&comma; was du damit machen musst&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Heidi ließ sich nicht stören in seiner Freude&comma; es jauchzte und hüpfte in der Stube herum und rief ein Mal übers andere&colon; »Jetzt kann die Großmutter jeden Tag ein Brötchen essen und wird wieder ganz kräftig&comma; und - oh&comma; Großmutter«&comma; rief es mit neuem Jubel&comma; »wenn du dann so gesund wirst&comma; so wird es dir gewiss auch wieder hell&comma; es ist vielleicht nur&comma; weil du so schwach bist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmutter schwieg still&comma; sie wollte des Kindes Freude nicht trüben&period; Bei seinem Herumhüpfen fiel dem Heidi auf einmal das alte Liederbuch der Großmutter in die Augen&comma; und es kam ihm ein neuer freudiger Gedanke&colon; »Großmutter&comma; jetzt kann ich auch ganz gut lesen&semi; soll ich dir einmal ein Lied lesen aus deinem alten Buch&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»O ja«&comma; bat die Großmutter freudig überrascht&semi; »kannst du das auch wirklich&comma; Kind&comma; kannst du das&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi war auf einen Stuhl geklettert und hatte das Buch mit einer dicken Staubwolke heruntergezogen&comma; denn es hatte lange unberührt gelegen da oben&semi; nun wischte es Heidi sauber ab&comma; setzte sich damit auf seinen Schemel zur Großmutter hin und fragte&comma; was es nun lesen solle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was du willst&comma; Kind&comma; was du willst«&comma; und mit gespannter Erwartung saß die Großmutter da und hatte ihr Spinnrad ein wenig von sich geschoben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi blätterte und las leise hier und da eine Linie&colon; »jetzt kommt etwas von der Sonne&comma; das will ich dir lesen&comma; Großmutter&period;« Und Heidi begann und wurde selbst immer eifriger und immer wärmer&comma; während es las&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Die güldne Sonne<br&sol;> Voll Freud und Wonne<br&sol;> Bringt unsern Grenzen<br&sol;> Mit ihrem Glänzen<br&sol;> Ein herzerquickendes&comma; liebliches Licht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mein Haupt und Glieder<br&sol;> Die lagen darnieder&semi;<br&sol;> Aber nun steh ich&comma;<br&sol;> Bin munter und fröhlich&comma;<br&sol;> Schaue den Himmel mit meinem Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mein Auge schauet&comma;<br&sol;> Was Gott gebauet<br&sol;> Zu seinen Ehren&comma;<br&sol;> Und uns zu lehren&comma;<br&sol;> Wie sein Vermögen sei mächtig und groß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wo die Frommen<br&sol;> Dann sollen hinkommen&comma;<br&sol;> Wenn sie mit Frieden<br&sol;> Von hinnen geschieden<br&sol;> Aus dieser Erde vergänglichem Schoß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alles vergehet&comma;<br&sol;> Gott aber stehet<br&sol;> Ohn alles Wanken&comma;<br&sol;> Seine Gedanken&comma;<br&sol;> Sein Wort und Wille hat ewigen Grund&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sein Heil und Gnaden<br&sol;> Die nehmen nicht Schaden&comma;<br&sol;> Heilen im Herzen&comma;<br&sol;> Die tödlichen Schmerzen&comma;<br&sol;> Halten uns zeitlich und ewig gesund&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kreuz und Elende -<br&sol;> Das nimmt ein Ende&comma;<br&sol;> Nach Meeresbrausen<br&sol;> Und Windessausen<br&sol;> Leuchtet der Sonne erwünschtes Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Freude die Fülle<br&sol;> Und selige Stille<br&sol;> Darf ich erwarten<br&sol;> Im himmlischen Garten&comma;<br&sol;> Dahin sind meine Gedanken gericht'&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Großmutter saß still da mit gefalteten Händen&comma; und ein Ausdruck unbeschreiblicher Freude&comma; so wie ihn Heidi nie an ihr gesehen hatte&comma; lag auf ihrem Gesicht&comma; obschon ihr die Tränen die Wangen herabliefen&period; Als Heidi schwieg&comma; bat sie mit Verlangen&colon; »Oh&comma; noch einmal&comma; Heidi&comma; lass es mich noch einmal hören&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>&gt&semi;Kreuz und Elende<br&sol;> Das nimmt ein Ende&lt&semi; -«<&sol;p>&NewLine;<p>Und das Kind fing noch einmal an und las in eigener Freude und&nbsp&semi;Verlangen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Kreuz und Elende -<br&sol;> Das nimmt ein Ende&comma;<br&sol;> Nach Meeresbrausen<br&sol;> Und Windessausen<br&sol;> Leuchtet der Sonne erwünschtes Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Freude die Fülle<br&sol;> Und selige Stille<br&sol;> Darf ich erwarten<br&sol;> Im himmlischen Garten&comma;<br&sol;> Dahin sind meine Gedanken gericht'&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»O Heidi&comma; das macht hell&excl; Das macht so hell im Herzen&excl; Oh&comma; wie hast du mir wohl gemacht&comma; Heidi&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ein Mal ums andere sagte die Großmutter die Worte der Freude&comma; und Heidi strahlte vor Glück und musste sie nur immer ansehen&comma; denn so hatte es die Großmutter nie gesehen&period; Sie hatte gar nicht mehr das alte trübselige Gesicht&comma; sondern schaute so freudig und dankend auf&comma; als sähe sie schon mit neuen&comma; hellen Augen in den schönen himmlischen Garten hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt klopfte es am Fenster&comma; und Heidi sah den Großvater draußen&comma; der ihm winkte&comma; mit heimzukommen&period; Es folgte schnell&comma; aber nicht ohne die Großmutter zu versichern&comma; morgen komme es wieder&comma; und auch wenn es mit Peter auf die Weide gehe&comma; so komme es doch im halben Tag zurück&semi; denn dass es der Großmutter wieder hell machen konnte und sie wieder fröhlich wurde&comma; das war nun für Heidi das allergrößte Glück&comma; das es kannte&comma; noch viel größer&comma; als auf der sonnigen Weide und bei den Blumen und Geißen zu sein&period; Die Brigitte lief dem Heidi unter die Tür nach mit Rock und Hut&comma; dass es seine Habe mitnehme&period; Den Rock nahm es auf den Arm&comma; denn der Großvater kenne es jetzt schon&comma; dachte es bei sich&semi; aber den Hut wies es hartnäckig zurück&comma; die Brigitte sollte ihn nur behalten&comma; es setze ihn nie&comma; nie mehr auf den Kopf&period; Heidi war so erfüllt von seinen Erlebnissen&comma; dass es gleich dem Großvater alles erzählen musste&comma; was ihm das Herz erfreute&comma; dass man die weißen Brötchen auch unten im Dörfli für die Großmutter holen könne&comma; wenn man nur Geld habe&comma; und dass es der Großmutter auf einmal so hell und wohl geworden war&comma; und wie Heidi das alles zu Ende geschildert hatte&comma; kehrte es wieder zum Ersten zurück und sagte ganz zuversichtlich&colon; »Gelt&comma; Großvater&comma; wenn die Großmuttter schon nicht will&comma; so gibst du mir doch alles Geld in der Rolle&comma; dass ich dem Peter jeden Tag ein Stück geben kann zu einem Brötchen und am Sonntag zwei&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber das Bett&comma; Heidi&quest;«&comma; sagte der Großvater&semi; »ein rechtes Bett für dich wäre gut&comma; und nachher bleibt schon noch für manches Brötchen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Heidi ließ dem Großvater keine Ruhe und bewies ihm&comma; dass es auf seinem Heubett viel besser schlafe&comma; als es jemals in seinem Kissenbett in Frankfurt geschlafen habe&comma; und bat so eindringlich und unablässig&comma; dass der Großvater zuletzt sagte&colon; »Das Geld ist dein&comma; mach&comma; was dich freut&semi; du kannst der Großmutter manches Jahr lang Brot holen dafür&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi jauchzte auf&colon; »O juhe&excl; Nun muss die Großmutter gar nie mehr hartes&comma; schwarzes Brot essen&comma; und&comma; o Großvater&excl; Nun ist doch alles so schön wie noch gar nie&comma; seit wir leben&excl;«&comma; und Heidi hüpfte hoch auf an der Hand des Großvaters und jauchzte in die Luft hinauf wie die fröhlichen Vögel des Himmels&period; Aber auf einmal wurde es ganz ernsthaft und sagte&colon; »Oh&comma; wenn nun der liebe Gott gleich auf der Stelle getan hätte&comma; was ich so stark erbetete&comma; dann wäre doch alles nicht so geworden&comma; ich wäre nur gleich wieder heimgekommen und hätte der Großmutter nur wenige Brötchen gebracht und hätte ihr nicht lesen können&comma; was ihr wohl macht&semi; aber der liebe Gott hatte schon alles ausgedacht&comma; so viel schöner&comma; als ich es wusste&semi; die Großmama hat es mir gesagt&comma; und nun ist alles so gekommen&period; Oh&comma; wie bin ich froh&comma; dass der liebe Gott nicht nachgab&comma; wie ich so bat und jammerte&excl; Aber jetzt will ich immer so beten&comma; wie die Großmama sagte&comma; und dem lieben Gott immer danken&comma; und wenn er etwas nicht tut&comma; das ich erbeten will&comma; dann will ich gleich denken&colon; Es geht gewiss wieder wie in Frankfurt&comma; der liebe Gott denkt gewiss etwas viel Besseres aus&period; Aber wir wollen auch alle Tage beten&comma; gelt Großvater&comma; und wir wollen es nie mehr vergessen&comma; damit der liebe Gott uns auch nicht vergisst&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und wenn's einer doch täte&quest;«&comma; murmelte der Großvater&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Oh&comma; dem geht's nicht gut&comma; denn der liebe Gott vergisst ihn dann auch und lässt ihn ganz laufen&comma; und wenn es ihm einmal schlecht geht und er jammert&comma; so hat kein Mensch Mitleid mit ihm&comma; sondern alle sagen nur&colon; Er ist ja zuerst vom lieben Gott weggelaufen&comma; nun lässt ihn der liebe Gott auch gehen&comma; der ihm helfen könnte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist wahr&comma; Heidi&comma; woher weißt du das&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Von der Großmama&comma; sie hat mir alles erklärt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Großvater ging eine Weile schweigend weiter&period; Dann sagte er&comma; seine Gedanken verfolgend&comma; vor sich hin&colon; »Und wenn's einmal so ist&comma; dann ist es so&semi; zurück kann keiner&comma; und wen der Herrgott vergessen hat&comma; den hat er vergessen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»O nein&comma; Großvater&comma; zurück kann einer&comma; das weiß ich auch von der&nbsp&semi;Großmama&comma; und dann geht es so wie in der schönen Geschichte in meinem&nbsp&semi;Buch&comma; aber die weißt du nicht&semi; jetzt sind wir aber gleich daheim&comma; und&nbsp&semi;dann wirst du schon erfahren&comma; wie schön die Geschichte ist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi strebte in seinem Eifer rascher und rascher die letzte Steigung hinan&comma; und kaum waren sie oben angelangt&comma; als es des Großvaters Hand losließ und in die Hütte hineinrannte&period; Der Großvater nahm den Korb von seinem Rücken&comma; in den er die Hälfte der Sachen aus dem Koffer hineingestoßen hatte&comma; denn den ganzen Koffer heraufzubringen wäre ihm zu schwer gewesen&period; Dann setzte er sich nachdenklich auf die Bank nieder&period; Heidi kam wieder herbeigerannt&comma; sein großes Buch unter dem Arm&colon; »Oh&comma; das ist recht&comma; Großvater&comma; dass du schon dasitzt«&comma; und mit einem Satz war Heidi an seiner Seite und hatte schon seine Geschichte aufgeschlagen&comma; denn die hatte es schon so oft und immer wieder gelesen&comma; dass das Buch von selbst aufging an dieser Stelle&period; Jetzt las Heidi mit großer Teilnahme von dem Sohne&comma; der es gut hatte daheim&comma; wo draußen auf des Vaters Feldern die schönen Kühe und Schäflein weideten und er in einem schönen Mäntelchen&comma; auf seinen Hirtenstab gestützt&comma; bei ihnen auf der Weide stehen und dem Sonnenuntergang zusehen konnte&comma; wie es alles auf dem Bilde zu sehen war&period; »Aber auf einmal wollte er sein Hab und Gut für sich haben und sein eigener Meister sein und forderte es dem Vater ab und lief fort damit und verprasste alles&period; Und als er gar nichts mehr hatte&comma; musste er hingehen und Knecht sein bei einem Bauer&comma; der hatte aber nicht so schöne Tiere&comma; wie auf seines Vaters Feldern waren&comma; sondern nur Schweinlein&semi; diese musste er hüten&comma; und er hatte nur noch Fetzen auf sich und bekam nur von den Trebern&comma; welche die Schweinchen aßen&comma; ein klein wenig&period; Da dachte er daran&comma; wie er es daheim beim Vater gehabt und wie gut der Vater mit ihm gewesen war und wie undankbar er gegen den Vater gehandelt hatte&comma; und er musste weinen vor Reue und Heimweh&period; Und er dachte&colon; &gt&semi;Ich will zu meinem Vater gehen und ihn um Verzeihung bitten und ihm sagen&comma; ich bin nicht mehr wert&comma; dein Sohn zu heißen&comma; aber lass mich nur dein Tagelöhner bei dir sein&period;&lt&semi; Und wie er von ferne gegen das Haus seines Vaters kam&comma; da sah ihn der Vater und kam herausgelaufen - was meinst du jetzt&comma; Großvater&quest;«&comma; unterbrach sich Heidi in seinem Vorlesen&semi; »jetzt meinst du&comma; der Vater sei noch böse und sage zu ihm&colon; &gt&semi;Ich habe dir's ja gesagt&excl;&lt&semi;&quest; Jetzt hör nur&comma; was kommt&colon; Und sein Vater sah ihn und es jammerte ihn und lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn&comma; und der Sohn sprach zu ihm&colon; &gt&semi;Vater&comma; ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht mehr wert&comma; dein Sohn zu heißen&period;&lt&semi; Aber der Vater sprach zu seinen Knechten&colon; &gt&semi;Bringt das beste Kleid her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße&comma; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es und lasst uns essen und fröhlich sein&comma; denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden&comma; und er war verloren und ist wieder gefunden worden&period;&lt&semi; Und sie fingen an&comma; fröhlich zu sein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist denn das nicht eine schöne Geschichte&comma; Großvater&quest;«&comma; fragte Heidi&comma; als dieser immer noch schweigend dasaß und es doch erwartet hatte&comma; er werde sich freuen und verwundern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Doch&comma; Heidi&comma; die Geschichte ist schön«&comma; sagte der Großvater&semi; aber sein Gesicht war so ernsthaft&comma; dass Heidi ganz stille wurde und seine Bilder ansah&period; Leise schob es noch einmal sein Buch vor den Großvater hin und sagte&colon; »Sieh&comma; wie es ihm wohl ist«&comma; und zeigte mit seinem Finger auf das Bild des Heimgekehrten&comma; wie er im frischen Kleid neben dem Vater steht und wieder zu ihm gehört als sein Sohn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein paar Stunden später&comma; als Heidi längst im tiefen Schlafe lag&comma; stieg der Großvater die kleine Leiter hinauf&semi; er stellte sein Lämpchen neben Heidis Lager hin&comma; so dass das Licht auf das schlafende Kind fiel&period; Es lag da mit gefalteten Händen&comma; denn zu beten hatte Heidi nicht vergessen&period; Auf seinem rosigen Gesichtchen lag ein Ausdruck des Friedens und seligen Vertrauens&comma; der zu dem Großvater reden musste&comma; denn lange&comma; lange stand er da und rührte sich nicht und wandte kein Auge von dem schlafenden Kinde ab&period; Jetzt faltete auch er die Hände&comma; und halblaut sagte er mit gesenktem Haupte&colon; »Vater&comma; ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir und bin nicht mehr wert&comma; dein Sohn zu heißen&excl;« Und ein paar große Tränen rollten dem Alten die Wangen herab&period; -<&sol;p>&NewLine;<p>Wenige Stunden nachher in der ersten Frühe des Tages stand der&nbsp&semi;Alm-Öhi vor seiner Hütte und schaute mit hellen Augen um sich&period; Der&nbsp&semi;Sonntagmorgen flimmerte und leuchtete über Berg und Tal&period; Einzelne&nbsp&semi;Frühglocken tönten aus den Tälern herauf&comma; und oben in den Tannen&nbsp&semi;sangen die Vögel ihre Morgenlieder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt trat der Großvater in die Hütte zurück&period; »Komm&comma; Heidi&excl;«&comma; rief er auf den Boden hinauf&period; »Die Sonne ist da&excl; Zieh ein gutes Röcklein an&comma; wir wollen in die Kirche miteinander&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi machte nicht lange&semi; das war ein ganz neuer Ruf vom Großvater&comma; dem musste es schnell folgen&period; In kurzer Zeit kam es heruntergesprungen in seinem schmucken Frankfurter Röckchen&period; Aber voller Erstaunen blieb Heidi vor seinem Großvater stehen und schaute ihn an&period; »O Großvater&comma; so hab ich dich nie gesehen«&comma; brach es endlich aus&comma; »und den Rock mit den silbernen Knöpfen hast du noch gar nicht getragen&comma; oh&comma; du bist so schön in deinem schönen Sonntagsrock&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Alte blickte vergnüglich lächelnd auf das Kind und sagte&colon; »Und du in dem deinen&semi; jetzt komm&excl;« Er nahm Heidis Hand in die seine&comma; und so wanderten sie miteinander den Berg hinunter&period; Von allen Seiten tönten jetzt die hellen Glocken ihnen entgegen&comma; immer voller und reicher&comma; je weiter sie kamen&comma; und Heidi lauschte mit Entzücken und sagte&colon; »Hörst du's&comma; Großvater&quest; Es ist wie ein großes&comma; großes Fest&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Unten im Dörfli waren schon alle Leute in der Kirche und fingen eben zu singen an&comma; als der Großvater mit Heidi eintrat und ganz hinten auf der letzten Bank sich niedersetzte&period; Aber mitten im Singen stieß der zunächst Sitzende seinen Nachbar mit dem Ellenbogen an und sagte&colon; »Hast du das gesehen&quest; Der Alm-Öhi ist in der Kirche&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und der Angestoßene stieß den Zweiten an und so fort&comma; und in kürzester Zeit flüsterte es an allen Ecken&colon; »Der Alm-Öhi&excl; Der Alm-Öhi&excl;«&comma; und die Frauen mussten fast alle einen Augenblick den Kopf umdrehen&comma; und die meisten fielen ein wenig aus der Melodie&comma; so dass der Vorsänger die größte Mühe hatte&comma; den Gesang schön aufrechtzuerhalten&period; Aber als dann der Herr Pfarrer anfing zu predigen&comma; ging die Zerstreutheit ganz vorüber&comma; denn es war ein so warmes Loben und Danken in seinen Worten&comma; dass alle Zuhörer davon ergriffen wurden&comma; und es war&comma; als sei ihnen allen eine große Freude widerfahren&period; Als der Gottesdienst zu Ende war&comma; trat der Alm-Öhi mit dem Kinde an der Hand heraus und schritt dem Pfarrhaus zu&comma; und alle&comma; die mit ihm heraustraten und die schon draußen standen&comma; schauten ihm nach&comma; und die meisten gingen hinter ihm her&comma; um zu sehen&comma; ob er wirklich ins Pfarrhaus eintrete&comma; was er tat&period; Dann sammelten sie sich in Gruppen zusammen und besprachen in großer Aufregung das Unerhörte&comma; dass der Alm-Öhi in der Kirche erschienen war&comma; und alle schauten mit Spannung nach der Pfarrhaustür&comma; wie der Öhi wohl wieder herauskommen werde&comma; ob in Zorn und Hader oder im Frieden mit dem Herrn Pfarrer&comma; denn man wusste ja gar nicht&comma; was den Alten heruntergebracht hatte und wie es eigentlich gemeint sei&period; Aber doch war schon bei vielen eine neue Stimmung eingetreten&comma; und einer sagte zum andern&colon; »Es wird wohl mit dem Alm-Öhi nicht so bös sein&comma; wie man tut&semi; man kann ja nur sehen&comma; wie sorglich er das Kleine an der Hand hält&period;« Und der andere sagte&colon; »Das hab ich ja immer gesagt&comma; und zum Pfarrer hinein ginge er auch nicht&comma; wenn er so bodenschlecht wäre&comma; sonst müsste er sich ja fürchten&semi; man übertreibt auch viel&period;« Und der Bäcker sagte&colon; »Hab ich das nicht zuallererst gesagt&quest; Seit wann läuft denn ein kleines Kind&comma; das zu essen und zu trinken hat&comma; was es will&comma; und sonst alles Gute&comma; aus alledem weg und heim zu einem Großvater&comma; wenn der bös und wild ist und es sich zu fürchten hat vor ihm&quest;« Und es kam eine ganz liebevolle Stimmung gegen den Alm-Öhi auf und nahm überhand&comma; denn jetzt nahten sich auch die Frauen herzu&comma; und diese hatten so manches von der Geißenpeterin und der Großmutter gehört&comma; das den Alm-Öhi ganz anders darstellte&comma; als die allgemeine Meinung war&comma; und das ihnen jetzt auf einmal glaublich schien&comma; dass es mehr und mehr so wurde&comma; als warteten sie alle da&comma; um einen alten Freund zu bewillkommnen&comma; der ihnen lange gemangelt hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Alm-Öhi war unterdessen an die Tür der Studierstube getreten und hatte angeklopft&period; Der Herr Pfarrer machte auf und trat dem Eintretenden entgegen&comma; nicht überrascht&comma; wie er wohl hätte sein können&comma; sondern so&comma; als habe er ihn erwartet&semi; die ungewohnte Erscheinung in der Kirche musste ihm nicht entgangen sein&period; Er ergriff die Hand des Alten und schüttelte sie wiederholt mit der größten Herzlichkeit&comma; und der Alm-Öhi stand schweigend da und konnte erst kein Wort herausbringen&comma; denn auf solchen herzlichen Empfang war er nicht vorbereitet&period; Jetzt fasste er sich und sagte&colon; »Ich komme&comma; um den Herrn Pfarrer zu bitten&comma; dass er mir die Worte vergessen möchte&comma; die ich zu ihm auf der Alm geredet habe&comma; und dass er mir nicht nachtragen wolle&comma; wenn ich widerspenstig war gegen seinen wohlmeinenden Rat&period; Der Herr Pfarrer hat ja in allem Recht gehabt und ich war im Unrecht&comma; aber ich will jetzt seinem Rate folgen und auf den Winter wieder ein Quartier im Dörfli beziehen&comma; denn die harte Jahreszeit ist nichts für das Kind dort oben&comma; es ist zu zart&comma; und wenn auch dann die Leute hier unten mich von der Seite ansehen&comma; so wie einen&comma; dem nicht zu trauen ist&comma; so habe ich es nicht besser verdient&comma; und der Herr Pfarrer wird es ja nicht tun&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die freundlichen Augen des Pfarrers glänzten vor Freude&period; Er nahm noch einmal des Alten Hand und drückte sie in der seinen und sagte mit Rührung&colon; »Nachbar&comma; Ihr seid in der rechten Kirche gewesen&comma; noch eh Ihr in die meinige herunterkamt&semi; des freu ich mich&comma; und dass Ihr wieder zu uns kommen und mit uns leben wollt&comma; soll Euch nicht gereuen&comma; bei mir sollt Ihr als ein lieber Freund und Nachbar alle Zeit willkommen sein&comma; und ich gedenke manches Winterabendstündchen fröhlich mit Euch zu verbringen&comma; denn Eure Gesellschaft ist mir lieb und wert&comma; und für das Kleine wollen wir auch gute Freunde finden&period;« Und der Herr Pfarrer legte sehr freundlich seine Hand auf Heidis Krauskopf und nahm es bei der Hand und führte es hinaus&comma; indem er den Großvater fortbegleitete&comma; und erst draußen vor der Haustür nahm er Abschied&comma; und nun konnten alle die herumstehenden Leute sehen&comma; wie der Herr Pfarrer dem Alm-Öhi die Hand immer noch einmal schüttelte&comma; gerade als wäre das sein bester Freund&comma; von dem er sich fast nicht trennen könnte&period; Kaum hatte dann auch die Tür sich hinter dem Herrn Pfarrer geschlossen&comma; so drängte die ganze Versammlung dem Alm-Öhi entgegen&comma; und jeder wollte der Erste sein&comma; und so viele Hände wurden miteinander dem Herankommenden entgegengestreckt&comma; dass er gar nicht wusste&comma; welche zuerst ergreifen&comma; und einer rief ihm zu&colon; »Das freut mich&excl; Das freut mich&comma; Öhi&comma; dass Ihr auch wieder einmal zu uns kommt&excl;«&comma; und ein anderer&colon; »Ich hätte auch schon lang gern wieder einmal ein Wort mit Euch geredet&comma; Öhi&excl;« Und so tönte und drängte es von allen Seiten&comma; und wie nun der Öhi auf alle die freundlichen Begrüßungen erwiderte&comma; er gedenke&comma; sein altes Quartier im Dörfli wieder zu beziehen und den Winter mit den alten Bekannten zu verleben&comma; da gab es erst einen rechten Lärm&comma; und es war gerade so&comma; wie wenn der Alm-Öhi die beliebteste Persönlichkeit im ganzen Dörfli wäre&comma; die jeder mit Nachteil entbehrt hatte&period; Noch weit an die Alm hinauf wurden Großvater und Kind von den meisten begleitet&comma; und beim Abschied wollte jeder die Versicherung haben&comma; dass der Alm-Öhi bald einmal bei ihm vorspreche&comma; wenn er wieder herunterkomme&semi; und wie nun die Leute den Berg hinab zurückkehrten&comma; blieb der Alte stehen und schaute ihnen lange nach&comma; und auf seinem Gesichte lag ein so warmes Licht&comma; als schiene bei ihm die Sonne von innen heraus&period; Heidi schaute unverwandt zu ihm auf und sagte ganz erfreut&colon; »Großvater&comma; heut wirst du immer schöner&comma; so warst du noch gar nie&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Meinst du&quest;«&comma; lächelte der Großvater&period; »Ja&comma; und siehst du&comma; Heidi&comma; mir geht's auch heut über Verstehen und Verdienen gut&comma; und mit Gott und Menschen im Frieden stehen&comma; das macht einem so wohl&excl; Der liebe Gott hat's gut mit mir gemeint&comma; dass er dich auf die Alm schickte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Bei der Geißenpeter-Hütte angekommen&comma; machte der Großvater gleich die Tür auf und trat ein&period; »Grüß Gott&comma; Großmutter«&comma; rief er hinein&semi; »ich denke&comma; wir müssen einmal wieder ans Flicken gehen&comma; bevor der Herbstwind kommt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Du mein Gott&comma; das ist der Öhi&excl;«&comma; rief die Großmutter voll freudiger Überraschung aus&period; »Dass ich das noch erlebe&excl; Dass ich Euch noch einmal danken kann für alles&comma; das Ihr für uns getan habt&comma; Öhi&excl; Vergelt's Gott&excl; Vergelt's Gott&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und mit zitternder Freude streckte die alte Großmutter ihre Hand aus&comma; und als der Angeredete sie herzlich schüttelte&comma; fuhr sie fort&comma; indem sie die seinige fest hielt&colon; »Und eine Bitte hab ich auch noch auf dem Herzen&comma; Öhi&colon; Wenn ich Euch je etwas zuleid getan habe&comma; so straft mich nicht damit&comma; dass Ihr noch einmal das Heidi fortlasst&comma; bevor ich unten bei der Kirche liege&period; Oh&comma; Ihr wisst nicht&comma; was mir das Kind ist&excl;«&comma; und sie hielt es fest an sich&comma; denn Heidi hatte sich schon an sie geschmiegt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Keine Sorge&comma; Großmutter«&comma; beruhigte der Öhi&semi; »damit will ich weder&nbsp&semi;Euch noch mich strafen&period; Jetzt bleiben wir alle beieinander und&comma; will's&nbsp&semi;Gott&comma; noch lange so&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt zog die Brigitte den Öhi ein wenig geheimnisvoll in eine Ecke hinein und zeigte ihm das schöne Federnhütchen und erzählte ihm&comma; wie es sich damit verhalte&comma; und dass sie ja natürlich so etwas einem Kinde nicht abnehme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber der Großvater sah ganz wohlgefällig auf sein Heidi hin und sagte&colon; »Der Hut ist sein&comma; und wenn es ihn nicht mehr auf den Kopf tun will&comma; so hat es Recht&comma; und hat es ihn dir gegeben&comma; so nimm ihn nur&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Brigitte war höchlich erfreut über das unerwartete Urteil&period; »Er ist gewiss mehr als zehn Franken wert&comma; seht nur&excl;«&comma; und in ihrer Freude streckte sie das Hütchen hoch auf&period; »Was aber auch dieses Heidi für einen Segen von Frankfurt mit heimgebracht hat&excl; Ich habe schon manchmal denken müssen&comma; ob ich nicht den Peterli auch ein wenig nach Frankfurt schicken solle&semi; was meint Ihr&comma; Öhi&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Dem Öhi schoss es ganz lustig aus den Augen&period; Er meinte&comma; es könnte dem Peterli nichts schaden&semi; aber er würde doch eine gute Gelegenheit dazu abwarten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt fuhr der Besprochene eben zur Tür herein&comma; nachdem er zuerst mit dem Kopf so fest dagegen gerannt war&comma; dass alles erklirrte davon&semi; er musste pressiert sein&period; Atemlos und keuchend stand er nun mitten in der Stube still und streckte einen Brief aus&period; Das war auch ein Ereignis&comma; das noch nie vorgekommen war&comma; ein Brief mit einer Aufschrift an das Heidi&comma; den man ihm auf der Post im Dörfli übergeben hatte&period; Jetzt setzten sich alle voller Erwartung um den Tisch herum&comma; und Heidi machte seinen Brief auf und las ihn laut und ohne Anstoß vor&period; Der Brief war von der Klara Sesemann geschrieben&period; Sie erzählte Heidi&comma; dass es seit seiner Abreise so langweilig geworden sei in ihrem Hause&comma; sie es nicht lang hintereinander so aushalten könne und so lange den Vater gebeten habe&comma; bis er die Reise ins Bad Ragaz schon auf den kommenden Herbst festgestellt habe&comma; und die Großmama wolle auch mitkommen&comma; denn sie wolle auch das Heidi und den Großvater besuchen auf der Alm&period; Und weiter ließ die Großmama noch dem Heidi sagen&comma; es habe Recht getan&comma; dass es der alten Großmutter die Brötchen habe mitbringen wollen&comma; und damit sie diese nicht trocken essen müsse&comma; komme gleich der Kaffee noch dazu&comma; er sei schon auf der Reise&comma; und wenn sie selbst nach der Alm komme&comma; so müsse das Heidi sie auch zur Großmutter führen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da gab es nun eine solche Freude und Verwunderung über diese Nachrichten und so viel zu reden und zu fragen&comma; da die große Erwartung alle gleich betraf&comma; dass selbst der Großvater nicht bemerkte&comma; wie spät es schon war&comma; und so vergnügt und fröhlich waren sie alle in der Aussicht auf die kommenden Tage und fast noch mehr in der Freude über das Zusammensein an dem heutigen&comma; dass die Großmutter zuletzt sagte&colon; »Das Schönste ist doch&comma; wenn so ein alter Freund kommt und uns wieder die Hand gibt&comma; so wie vor langer Zeit&semi; das gibt so ein tröstliches Gefühl ins Herz&comma; dass wir einmal alles wieder finden&comma; was uns lieb ist&period; Ihr kommt doch bald wieder&comma; Öhi&comma; und das Kind morgen schon&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das wurde der Großmutter in die Hand hinein versprochen&semi; nun aber war es Zeit zum Aufbruch&comma; und der Großvater wanderte mit Heidi die Alm hinan&comma; und wie am Morgen die hellen Glocken von nah und fern sie heruntergerufen hatten&comma; so begleitete nun aus dem Tale herauf das friedliche Geläut der Abendglocken sie bis hinauf zur sonnigen Almhütte&comma; die ganz sonntäglich im Abendschimmer ihnen entgegenglänzte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wenn aber die Großmama kommt im Herbst&comma; dann gibt es gewiss noch manche neue Freude und Überraschung für das Heidi wie für die Großmutter&comma; und sicher kommt auch gleich ein richtiges Bett auf den Heuboden hinauf&comma; denn wo die Großmama hintritt&comma; da kommen alle Dinge bald in die erwünschte Ordnung und Richtigkeit&comma; nach außen wie nach innen&period;<&sol;p>

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