Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heidis Lehr- und Wanderjahre
(Johanna Spyri, 1880, empfohlenes Alter: 8 - 12 Jahre)

Fräulein Rottenmeier hat einen unruhigen Tag

<p>Als Heidi am ersten Morgen in Frankfurt seine Augen aufschlug&comma; konnte es durchaus nicht begreifen&comma; was es erblickte&period; Es rieb ganz gewaltig seine Augen&comma; guckte dann wieder auf und sah dasselbe&period; Es saß auf einem hohen&comma; weißen Bett und vor sich sah es einen großen&comma; weiten Raum&comma; und wo die Helle herkam&comma; hingen lange&comma; lange weiße Vorhänge&comma; und dabei standen zwei Sessel mit großen Blumen darauf&comma; und dann kam ein Sofa an der Wand mit denselben Blumen und ein runder Tisch davor&comma; und in der Ecke stand ein Waschtisch mit Sachen darauf&comma; wie Heidi sie noch gar nie gesehen hatte&period; Aber nun kam ihm auf einmal in den Sinn&comma; dass es in Frankfurt sei&comma; und der ganze gestrige Tag kam ihm in Erinnerung und zuletzt noch ganz klar die Unterweisungen der Dame&comma; soweit es sie gehört hatte&period; Heidi sprang nun von seinem Bett herunter und machte sich fertig&period; Dann ging es an ein Fenster und dann an das andere&semi; es musste den Himmel sehen und die Erde draußen&comma; es fühlte sich wie im Käfig hinter den großen Vorhängen&period; Es konnte diese nicht wegschieben&semi; so kroch es dahinter&comma; um an ein Fenster zu kommen&period; Aber dieses war so hoch&comma; dass Heidi nur gerade mit dem Kopf so weit hinaufreichte&comma; dass es durchsehen konnte&period; Aber Heidi fand nicht&comma; was es suchte&period; Es lief von einem Fenster zum anderen und dann wieder zum ersten zurück&semi; aber immer war dasselbe vor seinen Augen&comma; Mauern und Fenster und wieder Mauern und dann wieder Fenster&period; Es wurde Heidi ganz bange&period; Noch war es früh am Morgen&comma; denn Heidi war gewöhnt&comma; früh aufzustehen auf der Alm und dann sogleich hinauszulaufen vor die Tür und zu sehen&comma; wie's draußen sei&comma; ob der Himmel blau und die Sonne schon droben sei&comma; ob die Tannen rauschen und die kleinen Blumen schon die Augen offen haben&period; Wie das Vögelein&comma; das zum ersten Mal in seinem schön glänzenden Gefängnis sitzt&comma; hin und her schießt und bei allen Stäben probiert&comma; ob es nicht dazwischen durchschlüpfen und in die Freiheit hinausfliegen könne&comma; so lief Heidi immer von dem einen Fenster zum anderen&comma; um zu probieren&comma; ob es nicht aufgemacht werden könne&comma; denn dann musste man doch etwas anderes sehen als Mauern und Fenster&comma; da musste doch unten der Erdboden&comma; das grüne Gras und der letzte schmelzende Schnee an den Abhängen zum Vorschein kommen&comma; und Heidi sehnte sich&comma; das zu sehen&period; Aber die Fenster blieben fest verschlossen&comma; wie sehr auch das Kind drehte und zog und von unten suchte&comma; die kleinen Finger unter die Rahmen einzutreiben&comma; damit es Kraft hätte&comma; sie aufzudrücken&semi; es blieb alles eisenfest aufeinander sitzen&period; Nach langer Zeit&comma; als Heidi einsah&comma; dass alle Anstrengungen nichts halfen&comma; gab es seinen Plan auf und überdachte nun&comma; wie es wäre&comma; wenn es vor das Haus hinausginge und hintenherum&comma; bis es auf den Grasboden käme&comma; denn es erinnerte sich&comma; dass es gestern Abend vorn am Haus nur über Steine gekommen war&period; Jetzt klopfte es an seiner Tür und unmittelbar darauf steckte Tinette den Kopf herein und sagte kurz&colon; »Frühstück bereit&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi verstand keineswegs eine Einladung unter diesen Worten&semi; auf dem spöttischen Gesicht der Tinette stand viel mehr eine Warnung&comma; ihr nicht zu nah zu kommen&comma; als eine freundliche Einladung geschrieben&comma; und das las Heidi deutlich von dem Gesicht und richtete sich danach&period; Es nahm den kleinen Schemel unter dem Tisch empor&comma; stellte ihn in eine Ecke&comma; setzte sich darauf und wartete so ganz still ab&comma; was nun kommen würde&period; Nach einiger Zeit kam etwas mit ziemlichem Geräusch&comma; es war Fräulein Rottenmeier&comma; die schon wieder in Aufregung geraten war und in Heidis Stube hineinrief&colon; »Was ist mit dir&comma; Adelheid&quest; Begreifst du nicht&comma; was ein Frühstück ist&quest; Komm herüber&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das verstand nun Heidi und folgte sogleich nach&period; Im Esszimmer saß Klara schon lang an ihrem Platz und begrüßte Heidi freundlich&comma; machte auch ein viel vergnügteres Gesicht als sonst gewöhnlich&comma; denn sie sah voraus&comma; dass heute wieder allerlei Neues geschehen würde&period; Das Frühstück ging nun ohne Störung vor sich&semi; Heidi aß ganz anständig sein Butterbrot&comma; und wie alles zu Ende war&comma; wurde Klara wieder ins Studierzimmer hinübergerollt und Heidi wurde von Fräulein Rottenmeier angewiesen&comma; nachzufolgen und bei Klara zu bleiben&comma; bis der Herr Kandidat kommen würde&comma; um die Unterrichtsstunden zu beginnen&period; Als die beiden Kinder allein waren&comma; sagte Heidi sogleich&colon; »Wie kann man hinaussehen hier und ganz hinunter auf den Boden&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Man macht ein Fenster auf und guckt hinaus«&comma; antwortete Klara belustigt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Man kann diese Fenster nicht aufmachen«&comma; versetzte Heidi traurig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Doch&comma; doch«&comma; versicherte Klara&comma; »nur du noch nicht&comma; und ich kann dir auch nicht helfen&semi; aber wenn du einmal den Sebastian siehst&comma; so macht er dir schon eines auf&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das war eine große Erleichterung für Heidi zu wissen&comma; dass man doch die Fenster öffnen und hinausschauen könne&comma; denn noch war es ganz unter dem Druck des Gefangenseins von seinem Zimmer her&period; Klara fing nun an&comma; Heidi zu fragen&comma; wie es bei ihm zu Hause sei&comma; und Heidi erzählte mit Freuden von der Alm und den Geißen und der Weide und allem&comma; was ihm lieb war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen war der Herr Kandidat angekommen&semi; aber Fräulein Rottenmeier führte ihn nicht&comma; wie gewöhnlich&comma; ins Studierzimmer&comma; denn sie musste sich erst aussprechen und geleitete ihn zu diesem Zweck ins Esszimmer&comma; wo sie sich vor ihn hinsetzte und ihm in großer Aufregung ihre bedrängte Lage schilderte und wie sie in diese hineingekommen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie hatte nämlich vor einiger Zeit Herrn Sesemann nach Paris geschrieben&comma; wo er eben verweilte&comma; seine Tochter habe längst gewünscht&comma; es möchte eine Gespielin für sie ins Haus aufgenommen werden&comma; und auch sie selbst glaube&comma; dass eine solche in den Unterrichtsstunden ein Sporn&comma; in der übrigen Zeit eine anregende Gesellschaft für Klara sein würde&period; Eigentlich war die Sache für Fräulein Rottenmeier selbst sehr wünschbar&comma; denn sie wollte gern&comma; dass jemand da sei&comma; der ihr die Unterhaltung der kranken Klara abnehme&comma; wenn es ihr zu viel war&comma; was öfters geschah&period; Herr Sesemann hatte geantwortet&comma; er erfülle gern den Wunsch seiner Tochter&comma; doch mit der Bedingung&comma; dass eine solche Gespielin in allem ganz gehalten werde wie jene&comma; er wolle keine Kinderquälerei in seinem Hause - »was freilich eine sehr unnütze Bemerkung von dem Herrn war«&comma; setzte Fräulein Rottenmeier hinzu&comma; »denn wer wollte Kinder quälen&excl;« Nun aber erzählte sie weiter&comma; wie ganz erschrecklich sie hineingefallen sei mit dem Kinde&comma; und führte alle Beispiele von seinem völlig begriffslosen Dasein an&comma; die es bis jetzt geliefert hatte&comma; dass nicht nur der Unterricht des Herrn Kandidaten buchstäblich beim Abc anfangen müsse&comma; sondern dass auch sie auf jedem Punkte der menschlichen Erziehung mit dem Uranfang zu beginnen hätte&period; Aus dieser unheilvollen Lage sehe sie nur ein Rettungsmittel&colon; Wenn der Herr Kandidat erklären werde&comma; zwei so verschiedene Wesen könnten nicht miteinander unterrichtet werden ohne großen Schaden des vorgerückteren Teiles&semi; das wäre für Herrn Sesemann ein triftiger Grund&comma; die Sache rückgängig zu machen&comma; und so würde er zugeben&comma; dass das Kind gleich wieder dahin zurückgeschickt würde&comma; woher es gekommen war&semi; ohne seine Zustimmung aber dürfte sie das nicht unternehmen&comma; nun der Hausherr wisse&comma; dass das Kind angekommen sei&period; Aber der Herr Kandidat war behutsam und niemals einseitig im Urteilen&period; Er tröstete Fräulein Rottenmeier mit vielen Worten und der Ansicht&comma; wenn die junge Tochter auf der einen Seite so zurück sei&comma; so möchte sie auf der anderen umso geförderter sein&comma; was bei einem geregelten Unterricht bald ins Gleichgewicht kommen werde&period; Als Fräulein Rottenmeier sah&comma; dass der Herr Kandidat sie nicht unterstützen&comma; sondern seinen Abc-Unterricht übernehmen wollte&comma; machte sie ihm die Tür zum Studierzimmer auf&comma; und nachdem er hereingetreten war&comma; schloss sie schnell hinter ihm zu und blieb auf der anderen Seite&comma; denn vor dem Abc hatte sie einen Schrecken&period; Sie ging jetzt mit großen Schritten im Zimmer auf und nieder&comma; denn sie hatte zu überlegen&comma; wie die Dienstboten Adelheid zu benennen hätten&period; Herr Sesemann hatte ja geschrieben&comma; sie müsste wie seine Tochter gehalten werden&comma; und dieses Wort musste sich hauptsächlich auf das Verhältnis zu den Dienstboten beziehen&comma; dachte Fräulein Rottenmeier&period; Sie konnte aber nicht lange ungestört überlegen&comma; denn auf einmal ertönte drinnen im Studierzimmer ein erschreckliches Gekrache fallender Gegenstände und dann ein Hilferuf nach Sebastian&period; Sie stürzte hinein&period; Da lag auf dem Boden alles übereinander&comma; die sämtlichen Studien-Hilfsmittel&comma; Bücher&comma; Hefte&comma; Tintenfass und obendrauf der Tischteppich&comma; unter dem ein schwarzes Tintenbächlein hervorfloss&comma; die ganze Stube entlang&period; Heidi war verschwunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Da haben wir's«&comma; rief Fräulein Rottenmeier händeringend aus&period; »Teppich&comma; Bücher&comma; Arbeitskorb&comma; alles in der Tinte&excl; Das ist noch nie geschehen&excl; Das ist das Unglückswesen&comma; da ist kein Zweifel&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herr Kandidat stand sehr erschrocken da und schaute auf die Verwüstung&comma; die allerdings nur eine Seite hatte und eine recht bestürzende&period; Klara dagegen verfolgte mit vergnügtem Gesicht die ungewöhnlichen Ereignisse und deren Wirkungen und sagte nun erklärend&colon; »Ja&comma; Heidi hat's gemacht&comma; aber nicht mit Absicht&comma; es muss gewiss nicht gestraft werden&comma; es war nur so schrecklich eilig&comma; fortzukommen&comma; und riss den Teppich mit&comma; und so fiel alles hintereinander auf den Boden&period; Es fuhren viele Wagen hintereinander vorbei&comma; darum ist es so fortgeschossen&semi; es hat vielleicht noch nie eine Kutsche gesehen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Da&comma; ist's nicht&comma; wie ich sagte&comma; Herr Kandidat&quest; Nicht einen Urbegriff hat das Wesen&excl; Keine Ahnung davon&comma; was eine Unterrichtsstunde ist&comma; dass man dabei zuzuhören und still zu sitzen hat&period; Aber wo ist das Unheil bringende Ding hin&quest; Wenn es fortgelaufen wäre&excl; Was würde mir Herr Sesemann -«<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Rottenmeier lief hinaus und die Treppe hinunter&period; Hier&comma; unter der geöffneten Haustür&comma; stand Heidi und guckte ganz verblüfft die Straße auf und ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was ist denn&quest; Was fällt dir denn ein&quest; Wie kannst du so davonlaufen&excl;«&comma; fuhr Fräulein Rottenmeier das Kind an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe die Tannen rauschen gehört&comma; aber ich weiß nicht&comma; wo sie stehen&comma; und höre sie nicht mehr«&comma; antwortete Heidi und schaute enttäuscht nach der Seite hin&comma; wo das Rollen der Wagen verhallt war&comma; das in Heidis Ohren dem Tosen des Föhns in den Tannen ähnlich geklungen hatte&comma; so dass es in höchster Freude dem Ton nachgerannt war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Tannen&excl; Sind wir im Wald&quest; Was sind das für Einfälle&excl; Komm herauf und sieh&comma; was du angerichtet hast&excl;« Damit stieg Fräulein Rottenmeier wieder die Treppe hinan&semi; Heidi folgte ihr und stand nun sehr verwundert vor der großen Verheerung&comma; denn es hatte nicht gemerkt&comma; was es alles mitriss vor Freude und Eile&comma; die Tannen zu hören&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Das hast du einmal getan&comma; ein zweites Mal tust du's nicht wieder«&comma; sagte Fräulein Rottenmeier&comma; auf den Boden zeigend&semi; »zum Lernen sitzt man still auf seinem Sessel und gibt Acht&period; Kannst du das nicht selbst fertig bringen&comma; so muss ich dich an deinen Stuhl festbinden&period; Kannst du das verstehen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja«&comma; entgegnete Heidi&comma; »aber ich will schon festsitzen&period;« Denn jetzt hatte es begriffen&comma; dass es eine Regel ist&comma; in einer Unterrichtsstunde still zu sitzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt mussten Sebastian und Tinette hereinkommen&comma; um die Ordnung wiederherzustellen&period; Der Herr Kandidat entfernte sich&comma; denn der weitere Unterricht musste nun aufgegeben werden&period; Zum Gähnen war heute gar keine Zeit gewesen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Nachmittag musste Klara immer eine Zeit lang ruhen und Heidi hatte alsdann seine Beschäftigung selbst zu wählen&semi; so hatte Fräulein Rottenmeier ihm am Morgen erklärt&period; Als nun nach Tisch Klara sich in ihrem Sessel zur Ruhe gelegt hatte&comma; ging Fräulein Rottenmeier nach ihrem Zimmer&comma; und Heidi sah&comma; dass nun die Zeit da war&comma; da es seine Beschäftigung selbst wählen konnte&period; Das war dem Heidi sehr erwünscht&comma; denn es hatte schon immer im Sinn&comma; etwas zu unternehmen&semi; es musste aber Hilfe dazu haben und stellte sich darum vor das Esszimmer mitten auf den Korridor&comma; damit die Persönlichkeit&comma; die es zu beraten gedachte&comma; ihm nicht entgehen könne&period; Richtig&comma; nach kurzer Zeit kam Sebastian die Treppe herauf mit dem großen Teebrett auf den Armen&comma; denn er brachte das Silberzeug aus der Küche herauf&comma; um es im Schrank des Esszimmers zu verwahren&period; Als er auf der letzten Stufe der Treppe angekommen war&comma; trat Heidi vor ihn hin und sagte mit großer Deutlichkeit&colon; »Sie oder Er&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sebastian riss die Augen so weit auf&comma; als es nur möglich war&comma; und sagte ziemlich barsch&colon; »Was soll das heißen&comma; Mamsell&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich möchte nur gern etwas fragen&comma; aber es ist gewiss nichts Böses wie&nbsp&semi;heute Morgen«&comma; fügte Heidi beschwichtigend hinzu&comma; denn es merkte&comma; dass&nbsp&semi;Sebastian ein wenig erbittert war&comma; und dachte&comma; es komme noch von der&nbsp&semi;Tinte am Boden her&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; und warum muss es denn heißen Sie oder Er&comma; das möcht ich zuerst wissen«&comma; gab Sebastian im gleichen barschen Ton zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; so muss ich jetzt immer sagen«&comma; versicherte Heidi&semi; »Fräulein&nbsp&semi;Rottenmeier hat es befohlen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt lachte Sebastian so laut auf&comma; dass Heidi ihn ganz verwundert ansehen musste&comma; denn es hatte nichts Lustiges bemerkt&semi; aber Sebastian hatte auf einmal begriffen&comma; was Fräulein Rottenmeier befohlen hatte&comma; und sagte nun sehr erlustigt&colon; »Schon recht&comma; so fahre die Mamsell nur zu&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich heiße gar nicht Mamsell«&comma; sagte nun Heidi seinerseits ein wenig geärgert&semi; »ich heiße Heidi&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist schon recht&semi; die gleiche Dame hat aber befohlen&comma; dass ich Mamsell sage«&comma; erklärte Sebastian&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Hat sie&quest; Ja&comma; dann muss ich schon so heißen«&comma; sagte Heidi mit Ergebung&comma; denn es hatte wohl gemerkt&comma; dass alles so geschehen musste&comma; wie Fräulein Rottenmeier befahl&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt habe ich schon drei Namen«&comma; setzte es mit einem Seufzer hinzu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was wollte die kleine Mamsell denn fragen&quest;«&comma; fragte Sebastian jetzt&comma; indem er&comma; ins Esszimmer eingetreten&comma; sein Silberzeug im Schrank zurechtlegte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie kann man ein Fenster aufmachen&comma; Sebastian&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So&comma; gerade so«&comma; und er machte den großen Fensterflügel auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi trat heran&comma; aber es war zu klein&comma; um etwas sehen zu können&semi; es langte nur bis zum Gesims hinauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Da&comma; so kann das Mamsellchen einmal hinausgucken und sehen&comma; was unten ist«&comma; sagte Sebastian&comma; indem er einen hohen hölzernen Schemel herbeigeholt hatte und hinstellte&period; Hoch erfreut stieg Heidi hinauf und konnte endlich den ersehnten Blick durch das Fenster tun&period; Aber mit dem Ausdruck der größten Enttäuschung zog es sogleich den Kopf wieder zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Man sieht nur die steinerne Straße hier&comma; sonst gar nichts«&comma; sagte das Kind bedauerlich&semi; »aber wenn man um das ganze Haus herumgeht&comma; was sieht man dann auf der anderen Seite&comma; Sebastian&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gerade dasselbe«&comma; gab dieser zur Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber wohin kann man denn gehen&comma; dass man weit&comma; weit hinuntersehen kann über das ganze Tal hinab&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Da muss man auf einen hohen Turm hinaufsteigen&comma; einen Kirchturm&comma; so einen&comma; wie der dort ist mit der goldenen Kugel oben drauf&period; Da guckt man von oben herunter und sieht weit über alles weg&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt stieg Heidi eilig von seinem Schemel herunter&comma; rannte zur Tür hinaus&comma; die Treppe hinunter und trat auf die Straße hinaus&period; Aber die Sache ging nicht&comma; wie Heidi sich vorgestellt hatte&period; Als es aus dem Fenster den Turm gesehen hatte&comma; kam es ihm vor&comma; es könne nur über die Straße gehen&comma; so müsste er gleich vor ihm stehen&period; Nun ging Heidi die ganze Straße hinunter&comma; aber es kam nicht an den Turm&comma; konnte ihn auch nirgends mehr entdecken und kam nun in eine andere Straße hinein und weiter und weiter&comma; aber immer noch sah es den Turm nicht&period; Es gingen viele Leute an ihm vorbei&comma; aber die waren alle so eilig&comma; dass Heidi dachte&comma; sie hätten nicht Zeit&comma; ihm Bescheid zu geben&period; Jetzt sah es an der nächsten Straßenecke einen Jungen stehen&comma; der eine kleine Drehorgel auf dem Rücken und ein ganz kurioses Tier auf dem Arme trug&period; Heidi lief zu ihm hin und fragte&colon; »Wo ist der Turm mit der goldenen Kugel zuoberst&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Weiß nicht«&comma; war die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wen kann ich denn fragen&comma; wo er sei&quest;«&comma; fragte Heidi weiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Weiß nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Weißt du keine andere Kirche mit einem hohen Turm&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Freilich weiß ich eine&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So komm und zeige mir sie&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Zeig du zuerst&comma; was du mir dafür gibst&period;« Der Junge hielt seine Hand hin&period; Heidi suchte in seiner Tasche herum&period; Jetzt zog es ein Bildchen hervor&comma; darauf ein schönes Kränzchen von roten Rosen gemalt war&semi; erst sah es noch eine kleine Weile darauf hin&comma; denn es reute Heidi ein wenig&period; Erst heute Morgen hatte Klara es ihm geschenkt&semi; aber hinuntersehen ins Tal&comma; über die grünen Abhänge&excl; »Da«&comma; sagte Heidi und hielt das Bildchen hin&comma; »willst du das&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Junge zog die Hand zurück und schüttelte den Kopf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was willst du denn&quest;«&comma; fragte Heidi und steckte vergnügt sein Bildchen wieder ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Geld&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich habe keins&comma; aber Klara hat&comma; sie gibt mir dann schon&semi; wie viel willst du&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Zwanzig Pfennige&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So komm jetzt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun wanderten die beiden eine lange Straße hin&comma; und auf dem Wege fragte Heidi den Begleiter&comma; was er auf dem Rücken trage&comma; und er erklärte ihm&comma; es sei eine schöne Orgel unter dem Tuch&comma; die mache eine prachtvolle Musik&comma; wenn er daran drehe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf einmal standen sie vor einer alten Kirche mit hohem Turm&semi; der&nbsp&semi;Junge stand still und sagte&colon; »Da&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber wie komm ich da hinein&quest;«&comma; fragte Heidi&comma; als es die fest verschlossenen Türen sah&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Weiß nicht«&comma; war wieder die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Glaubst du&comma; man könne hier klingeln&comma; so wie man dem Sebastian tut&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Weiß nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi hatte eine Klingel entdeckt an der Mauer und zog jetzt aus allen&nbsp&semi;Kräften daran&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn ich dann hinaufgehe&comma; so musst du warten hier unten&comma; ich weiß jetzt den Weg nicht mehr zurück&comma; du musst mir ihn dann zeigen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was gibst du mir dann&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was muss ich dir dann wieder geben&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wieder zwanzig Pfennige&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt wurde das alte Schloss inwendig umgedreht und die knarrende Tür geöffnet&semi; ein alter Mann trat heraus und schaute erst verwundert&comma; dann ziemlich erzürnt auf die Kinder und fuhr sie an&colon; »Was untersteht ihr euch&comma; mich da herunterzuklingeln&quest; Könnt ihr nicht lesen&comma; was über der Klingel steht&colon; &gt&semi;Für solche&comma; die den Turm besteigen wollen&lt&semi;&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Junge wies mit dem Zeigefinger auf Heidi und sagte kein Wort&period;&nbsp&semi;Heidi antwortete&colon; »Eben auf den Turm wollt ich&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was hast du droben zu tun&quest;«&comma; fragte der Türmer&semi; »hat dich jemand geschickt&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein«&comma; entgegnete Heidi&comma; »ich möchte nur hinaufgehen&comma; dass ich hinuntersehen kann&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Macht&comma; dass ihr heimkommt&comma; und probiert den Spaß nicht wieder&comma; oder ihr kommt nicht gut weg zum zweiten Mal&excl;« Damit kehrte sich der Türmer um und wollte die Tür zumachen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Heidi hielt ihn ein wenig am Rockschoß und sagte bittend&colon; »Nur ein einziges Mal&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er sah sich um&comma; und Heidis Augen schauten so flehentlich zu ihm auf&comma; dass es ihn ganz umstimmte&semi; er nahm das Kind bei der Hand und sagte freundlich&colon; »Wenn dir so viel daran gelegen ist&comma; so komm mit mir&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Junge setzte sich auf die steinernen Stufen vor der Tür nieder und zeigte&comma; dass er nicht mitwollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi stieg an der Hand des Türmers viele&comma; viele Treppen hinauf&semi; dann&nbsp&semi;wurden diese immer schmäler&comma; und endlich ging es noch ein ganz enges<br&sol;>Treppchen hinauf&comma; und nun waren sie oben&period; Der Türmer hob Heidi vom&nbsp&semi;Boden auf und hielt es an das offene Fenster&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Da&comma; jetzt guck hinunter«&comma; sagte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi sah auf ein Meer von Dächern&comma; Türmen und Schornsteinen nieder&semi; es zog bald seinen Kopf zurück und sagte niedergeschlagen&colon; »Es ist gar nicht&comma; wie ich gemeint habe&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Siehst du wohl&quest; Was versteht so ein Kleines von Aussicht&excl; So&comma; komm nun wieder herunter und läute nie mehr an einem Turm&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Türmer stellte Heidi wieder auf den Boden und stieg ihm voran die schmalen Stufen hinab&period; Wo diese breiter wurden&comma; kam links die Tür&comma; die in des Türmers Stübchen führte&comma; und nebenan ging der Boden bis unter das schräge Dach hin&period; Dort hinten stand ein großer Korb und davor saß eine dicke graue Katze und knurrte&comma; denn in dem Korb wohnte ihre Familie und sie wollte jeden Vorübergehenden davor warnen&comma; sich in ihre Familienangelegenheiten zu mischen&period; Heidi stand still und schaute verwundert hinüber&comma; eine so mächtige Katze hatte es noch nie gesehen&semi; in dem alten Turm wohnten aber ganze Herden von Mäusen&comma; so holte sich die Katze ohne Mühe jeden Tag ein halbes Dutzend Mäusebraten&period; Der Türmer sah Heidis Bewunderung und sagte&colon; »Komm&comma; sie tut dir nichts&comma; wenn ich dabei bin&semi; du kannst die Jungen ansehen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi trat an den Korb heran und brach in ein großes Entzücken aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Oh&comma; die netten Tierlein&excl; Die schönen Kätzchen&excl;«&comma; rief es ein Mal ums andere und sprang hin und her um den Korb herum&comma; um auch recht alle komischen Gebärden und Sprünge zu sehen&comma; welche die sieben oder acht jungen Kätzchen vollführten&comma; die in dem Korb rastlos übereinanderhin krabbelten&comma; sprangen&comma; fielen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Willst du eins haben&quest;«&comma; fragte der Türmer&comma; der Heidis Freudensprüngen vergnügt zuschaute&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Selbst für mich&quest; Für immer&quest;«&comma; fragte Heidi gespannt und konnte das große Glück fast nicht glauben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; gewiss&comma; du kannst auch noch mehr haben&comma; du kannst sie alle zusammen haben&comma; wenn du Platz hast«&comma; sagte der Mann&comma; dem es gerade recht war&comma; seine kleinen Katzen loszuwerden&comma; ohne dass er ihnen ein Leid antun musste&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi war im höchsten Glück&period; In dem großen Hause hatten ja die Kätzchen so viel Platz&comma; und wie musste Klara erstaunt und erfreut sein&comma; wenn die niedlichen Tierchen ankamen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber wie kann ich sie mitnehmen&quest;«&comma; fragte nun Heidi und wollte schnell einige fangen mit seinen Händen&comma; aber die dicke Katze sprang ihm auf den Arm und fauchte es so grimmig an&comma; dass es sehr erschrocken zurückfuhr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich will sie dir bringen&comma; sag nur&comma; wohin«&comma; sagte der Türmer&comma; der die alte Katze nun streichelte&comma; um sie wieder gut zu machen&comma; denn sie war seine Freundin und hatte schon viele Jahre mit ihm auf dem Turm gelebt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Zum Herrn Sesemann in dem großen Haus&comma; wo an der Haustür ein goldener&nbsp&semi;Hundskopf ist mit einem dicken Ring im Maul«&comma; erklärte Heidi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es hätte nicht einmal so viel gebraucht für den Türmer&comma; der schon seit langen Jahren auf dem Turm saß und jedes Haus weithin kannte&comma; und dazu war der Sebastian noch ein alter Bekannter von ihm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß schon«&comma; bemerkte er&semi; »aber wem muss ich die Dinger bringen&comma; bei wem muss ich nachfragen&comma; du gehörst doch nicht Herrn Sesemann&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; aber die Klara&comma; sie hat eine so große Freude&comma; wenn die Kätzchen kommen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Türmer wollte nun weitergehen&comma; aber Heidi konnte sich von dem unterhaltenden Schauspiel fast nicht trennen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn ich nur schon eins oder zwei mitnehmen könnte&excl; Eins für mich und eins für Klara&comma; kann ich nicht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So wart ein wenig«&comma; sagte der Türmer&comma; trug dann die alte&nbsp&semi;Katze behutsam in sein Stübchen hinein und stellte sie an das&nbsp&semi;Essschüsselchen hin&comma; schloss die Tür vor ihr zu und kam zurück&colon; »So&comma;&nbsp&semi;nun nimm zwei&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidis Augen leuchteten vor Wonne&period; Es las ein weißes und dann ein gelb und weiß gestreiftes aus und steckte eins in die rechte und eins in die linke Tasche&period; Nun ging's die Treppe hinunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Junge saß noch auf den Stufen draußen&comma; und als nun der Türmer hinter Heidi die Tür zugeschlossen hatte&comma; sagte das Kind&colon; »Welchen Weg müssen wir nun zu Herrn Sesemanns Haus&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Weiß nicht«&comma; war die Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi fing nun an zu beschreiben&comma; was es wusste&comma; die Haustür und die Fenster und die Treppen&comma; aber der Junge schüttelte zu allem den Kopf&comma; es war ihm alles unbekannt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Siehst du«&comma; fuhr dann Heidi im Beschreiben fort&comma; »aus einem Fenster sieht man ein großes&comma; großes&comma; graues Haus und das Dach geht so« - Heidi zeichnete hier mit dem Zeigefinger große Zacken in die Luft hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt sprang der Junge auf&comma; er mochte ähnliche Merkmale haben&comma; seine Wege zu finden&period; Er lief nun in einem Zug drauflos und Heidi hinter ihm drein&comma; und in kurzer Zeit standen sie richtig vor der Haustür mit dem großen Messing-Tierkopf&period; Heidi zog die Glocke&period; Bald erschien Sebastian&comma; und wie er Heidi erblickte&comma; rief er drängend&colon; »Schnell&excl; Schnell&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi sprang eilig herein&comma; und Sebastian schlug die Tür zu&semi; den&nbsp&semi;Jungen&comma; der verblüfft draußen stand&comma; hatte er gar nicht bemerkt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Schnell&comma; Mamsellchen«&comma; drängte Sebastian weiter&comma; »gleich ins&nbsp&semi;Esszimmer hinein&comma; sie sitzen schon am Tisch&period; Fräulein Rottenmeier&nbsp&semi;sieht aus wie eine geladene Kanone&semi; was stellt aber auch die kleine&nbsp&semi;Mamsell an&comma; so fortzulaufen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi war ins Zimmer getreten&period; Fräulein Rottenmeier blickte nicht auf&semi; Klara sagte auch nichts&comma; es war eine etwas unheimliche Stille&period; Sebastian rückte Heidi den Sessel zurecht&period; Jetzt&comma; wie es auf seinem Stuhl saß&comma; begann Fräulein Rottenmeier mit strengem Gesicht und einem ganz feierlich-ernsten Ton&colon; »Adelheid&comma; ich werde nachher mit dir sprechen&comma; jetzt nur so viel&colon; Du hast dich sehr ungezogen&comma; wirklich strafbar benommen&comma; dass du das Haus verlässt&comma; ohne zu fragen&comma; ohne dass jemand ein Wort davon wusste&comma; und herumstreichst bis zum späten Abend&semi; es ist eine völlig beispiellose Aufführung&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Miau«&comma; tönte es wie als Antwort zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber jetzt stieg der Zorn der Dame&period; »Wie&comma; Adelheid«&comma; rief sie in immer höheren Tönen&comma; »du unterstehst dich noch&comma; nach aller Ungezogenheit einen schlechten Spaß zu machen&quest; Hüte dich wohl&comma; sag ich dir&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich mache«&comma; fing Heidi an - »Miau&excl; Miau&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sebastian warf fast seine Schüssel auf den Tisch und stürzte hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist genug«&comma; wollte Fräulein Rottenmeier rufen&semi; aber vor Aufregung tönte ihre Stimme gar nicht mehr&period; »Steh auf und verlass das Zimmer&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Heidi stand erschrocken von seinem Sessel auf und wollte noch einmal erklären&colon; »Ich mache gewiss« - »Miau&excl; Miau&excl; Miau&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber Heidi«&comma; sagte jetzt Klara&comma; »wenn du doch siehst&comma; dass du Fräulein Rottenmeier so böse machst&comma; warum machst du immer wieder &gt&semi;miau&lt&semi;&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich mache nicht&comma; die Kätzlein machen«&comma; konnte Heidi endlich ungestört hervorbringen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie&quest; Was&quest; Katzen&quest; junge Katzen&quest;«&comma; schrie Fräulein Rottenmeier auf&period; »Sebastian&excl; Tinette&excl; Sucht die greulichen Tiere&excl; Schafft sie fort&excl;« Damit stürzte die Dame ins Studierzimmer hinein und riegelte die Türen zu&comma; um sicherer zu sein&comma; denn junge Katzen waren für Fräulein Rottenmeier das Schrecklichste in der Schöpfung&period; Sebastian stand draußen vor der Tür und musste erst fertig lachen&comma; eh er wieder eintreten konnte&period; Er hatte&comma; als er Heidi bediente&comma; einen kleinen Katzenkopf aus dessen Tasche herausgucken gesehen und sah dem Spektakel entgegen&comma; und wie er nun ausbrach&comma; konnte er sich nicht mehr halten&comma; kaum noch seine Schüssel auf den Tisch setzen&period; Endlich trat er denn wieder gefasst ins Zimmer herein&comma; nachdem die Hilferufe der geängsteten Dame schon längere Zeit verklungen waren&period; Jetzt sah es ganz still und friedlich aus drinnen&semi; Klara hielt die Kätzchen auf ihrem Schoß&comma; Heidi kniete neben ihr und beide spielten mit großer Wonne mit den zwei winzigen&comma; graziösen Tierchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sebastian«&comma; sagte Klara zu dem Eintretenden&comma; »Sie müssen uns helfen&semi; Sie müssen ein Nest finden für die Kätzchen&comma; wo Fräulein Rottenmeier sie nicht sieht&comma; denn sie fürchtet sich vor ihnen und will sie forthaben&semi; aber wir wollen die niedlichen Tierchen behalten und sie immer hervorholen&comma; sobald wir allein sind&period; Wo kann man sie hintun&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das will ich schon besorgen&comma; Fräulein Klara«&comma; entgegnete Sebastian bereitwillig&semi; »ich mache ein schönes Bettchen in einem Korb und stelle den an einen Ort&comma; wo mir die furchtsame Dame nicht dahinter kommt&comma; verlassen Sie sich auf mich&period;« Sebastian ging gleich an die Arbeit und kicherte beständig vor sich hin&comma; denn er dachte&colon; »Das wird noch was absetzen&excl;«&comma; und der Sebastian sah es nicht ungern&comma; wenn Fräulein Rottenmeier ein wenig in Aufregung geriet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach längerer Zeit erst&comma; als der Augenblick des Schlafengehens nahte&comma; machte Fräulein Rottenmeier ein ganz klein wenig die Tür auf und rief durch das Spältchen heraus&colon; »Sind die abscheulichen Tiere fortgeschafft&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Jawohl&excl; Jawohl&excl;«&comma; gab Sebastian zurück&comma; der sich im Zimmer zu schaffen gemacht hatte in Erwartung dieser Frage&period; Schnell und leise fasste er die beiden Kätzchen auf Klaras Schoß und verschwand damit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die besondere Strafrede&comma; die Fräulein Rottenmeier Heidi noch zu halten gedachte&comma; verschob sie auf den folgenden Tag&comma; denn heute fühlte sie sich zu erschöpft nach all den vorhergegangenen Gemütsbewegungen von Ärger&comma; Zorn und Schrecken&comma; die ihr Heidi ganz unwissentlich nacheinander verursacht hatte&period; Sie zog sich schweigend zurück&comma; und Klara und Heidi folgten vergnügt nach&comma; denn sie wussten ihre Kätzchen in einem guten Bett&period;<&sol;p>

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