Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heimatlos
(Johanna Spyri)

Wie Wiselis Weg gefunden wird
Wie es dem Kranken und jemandem besser ging

<p>Seit dem Tage&comma; da der Oberst den Andres besucht hatte&comma; blieb seine Frau auch nicht mehr draußen in der Stube&comma; wenn sie kam&comma; um nach dem Kranken zu sehen&period; Täglich ging sie nun zu ihm hinein&comma; setzte sich eine Weile lang an sein Bett hin zu einer gemütlichen kleinen Unterhaltung und freute sich jedesmal über die Fortschritte der Genesung&period; Zweimal schon waren auch Otto und Miezchen dagewesen und hatten ihrem Freunde allerlei Stärkungen zugetragen&comma; und Andres sagte ganz gerührt zu der Trine&colon; wenn selbst ein König krank wäre&comma; man könnte ihm nicht mehr Teilnahme zeigen&period; Der Doktor war sehr zufrieden mit dem Verlaufe der Sache&comma; und als er eben einmal beim Herauskommen auf den hereintretenden Oberst traf&comma; sagte er zu ihm&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es geht vortrefflich&period; Deine Frau kann nun ihre Trine wieder heimnehmen&comma; die hat gute Dienste geleistet&period; Nur sollte für eine kleine Zeit noch jemand da sein&comma; oder etwa herkommen&semi; der arme verlassene Kerl muß doch essen und hat keine Frau und kein Kind und gar nichts&period; Vielleicht weiß deine Frau Rat&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Der Oberst richtete seinen Auftrag aus&comma; und am folgenden Morgen setzte seine Frau bei ihrem Besuch sich zurecht am Bette des Andres und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt muß ich etwas mit Euch reden&comma; Andres&semi; ist es Euch recht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gewiß&comma; gewiß&comma; mehr als recht«&comma; erwiderte er und stützte seinen Kopf auf den Ellbogen&comma; um recht zuhören zu können&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich will nun die Trine wieder heimkommen lassen&comma; weil es so ordentlich geht«&comma; fing die Oberstin an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; Frau Oberst&comma; glauben Sie mir«&comma; fiel der Andres ein&comma; »ich wollte sie jeden Tag heimschicken&semi; ich weiß ja wohl&comma; wie sie Ihnen mangeln mußte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich hätte sie nicht hereingelassen&comma; wenn sie Euch gefolgt hätte«&comma; fuhr die Frau Oberst fort&semi; »aber jetzt ist es anders&comma; da der Doktor sie entläßt&period; Er sagte aber&comma; was ich auch längst dachte&comma; jemand solltet Ihr haben&comma; wenigstens noch für ein paar Wochen&comma; der Euch das Essen bereitet oder doch bei mir holt&comma; und für allerlei kleine Hilfsleistungen&period; Ich habe nun gedacht&comma; Andres&comma; wenn Ihr für diese Zeit das Wiseli zu Euch nehmen würdet&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Kaum hatte der Andres den Namen aussprechen gehört&comma; als er von seinem Ellbogen auf und in die Höhe schoß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein&comma; Frau Oberst&comma; nein&comma; sicher nicht«&comma; rief er und wurde ganz rot vor Anstrengung&semi; »so etwas können Sie nicht denken&period; Ich sollte hier drinnen im Bett liegen&comma; und draußen in der Küche sollte das schwache Kindlein für mich arbeiten&excl; Ach um’s Himmels willen&comma; wie dürfte ich noch an seine Mutter unter dem Boden denken&comma; wie würde sie mich ansehen&comma; wenn sie so etwas wüßte&period; Nein&comma; nein&comma; Frau Oberst&comma; meiner Lebtag nicht&comma; lieber nicht essen&comma; lieber nicht mehr aufkommen&comma; als so etwas tun&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Oberstin hatte ihn ganz ruhig fertig reden lassen&semi; jetzt&comma; da er sich auf sein Kissen zurücklegte&comma; sagte sie beruhigend&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist nicht so schlimm&comma; was ich ausgedacht habe&comma; Andres&semi; denkt jetzt nur ruhig ein wenig nach&period; Ihr wißt ja&comma; wo das Wiseli versorgt ist&period; Meint Ihr&comma; es habe dort nichts zu tun&comma; oder nur besonders leichte Arbeit&quest; Recht tüchtig muß es dran und bekommt so wenig freundliche Worte dazu&period; Würdet Ihr ihm etwa auch keine geben&quest; Wißt Ihr&comma; was Wiselis Mutter tun würde&comma; wenn sie jetzt neben uns stände&quest; Mit Tränen würde sie Euch danken&comma; würdet Ihr das Kind jetzt in Euer Haus nehmen&comma; wo es gute Tage hätte&comma; das weiß ich schon&comma; und Ihr solltet sehen&comma; wie gern es die kleinen Dienstleistungen für Euch täte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt mußte dem Andres auf einmal alles anders vorkommen&period; Er wischte sich die Augen&semi; dann sagte er kleinlaut&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; ach&excl; Wie könnte ich aber zu dem Kinde kommen&quest; Sie geben es gewiß nicht weg&comma; und dann müßte man ja doch auch wissen&comma; ob es wollte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist jetzt schon gut&comma; kümmert Euch nicht weiter&comma; Andres«&comma; sagte die Frau Oberst fröhlich und stand von ihrem Sessel auf&semi; »ich will nun selbst sehen&comma; wie’s geht&comma; denn mir liegt die Sache nach allen Seiten hin am Herzen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Damit nahm sie Abschied von Andres&semi; als sie aber schon unter der Tür war&comma; rief er ihr noch einmal ängstlich nach&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber nur&comma; wenn es will&comma; das Wiseli&comma; nur&comma; wenn es will&semi; bitte&comma; Frau Oberst&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie versprach noch einmal&comma; das Kind sollte nur freiwillig erscheinen&comma; oder dann gar nicht&comma; und verließ das Haus&period; Sie ging aber nicht den Berg hinan&comma; sondern hinunter&comma; dem Buchenrain zu&comma; denn sie wollte sogleich versuchen&comma; das Wiseli dahin zu bringen&comma; wo sie es so gern haben wollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Buchenrain angekommen&comma; traf die Frau Oberst gerade mit dem Vetter-Götti zusammen&comma; wie er ins Haus hineintreten wollte&period; Er begrüßte sie&comma; ein wenig erstaunt über den Besuch&comma; und sie teilte ihm gleich beim Eintreten in die Stube mit&comma; warum sie gekommen sei&comma; und wie sehr sie hoffe&comma; keinen Abschlag zu bekommen&comma; denn es liege ihr viel daran&comma; daß das Wiseli die Pflege zu Ende führen könne&comma; was es schon zu tun imstande sei&period; Da die Base in der Küche die Unterhaltung hörte&comma; kam sie auch herein und war noch erstaunter als ihr Mann&comma; den Besuch vorzufinden&period; Er erklärte ihr&comma; warum die Frau Oberst gekommen sei&comma; und sie meinte gleich&comma; das sei schon nichts&comma; von dem Kinde werde niemand eine besondere Hilfe erwarten&period; Da sagte aber der Mann&colon; was recht sei&comma; müsse man gelten lassen&semi; das Wiseli könne helfen&comma; wo es sei&comma; es sei anstellig bei allen Geschäften&semi; er würde das Kind nicht einmal gern fort lassen&comma; es sei folgsam und gelehrig&period; So für vierzehn Tage wollte er nichts dawider haben&comma; daß es den Andres ein wenig verpflege&semi; bis dahin werde er wohl wieder auf sein&comma; daß es heim könne&comma; denn länger könnte es dann nicht fort sein&comma; dann kommen schon so allerhand Geschäfte&comma; die ihm zukommen&comma; denn da müsse man schon für den Frühling rüsten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja«&comma; setzte jetzt die Frau ein&comma; »es kommt mir nicht in den Sinn&comma; immer wieder von vorn mit ihm anzufangen&semi; jetzt habe ich ihm alles mit Mühe gezeigt&comma; das kann es nun anwenden&semi; der Andres soll nur selber eins anziehen&comma; wenn er eins braucht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; wegen vierzehn Tagen«&comma; sagte der Mann beschwichtigend&comma; »da wollen wir auch nichts sagen&comma; man muß einander etwas zu Gefallen tun&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich danke Euch für den Dienst«&comma; sagte nun die Frau Oberst&comma; indem sie aufstand&semi; »der Andres wird Euch gewiß auch recht dankbar sein&period; Kann ich das Wiseli gleich mit mir nehmen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Die Base murrte etwas&comma; es werde nicht so stark pressieren&semi; aber der Mann fand es am besten so&period; Je schneller es gehe&comma; je früher sei es wieder da&comma; meinte er&semi; denn er stellte durchaus auf vierzehn Tage ab&period; Wiseli wurde herbeigerufen&comma; und der Vetter-Götti sagte ihm&comma; es solle schnell sein Bündelchen Kleider zusammenmachen&comma; weiter nichts&period; Wiseli gehorchte sogleich&semi; fragen durfte es nicht&comma; warum&period; Seit es sein Bündelchen in das Haus gebracht hatte&comma; war nun gerade ein Jahr verflossen&semi; es war nichts Neues hinzugekommen&comma; als sein schwarzes Röcklein&comma; das hatte es an&comma; es war aber nun fertig getragen und hing wie ein Fetzchen an dem Kinde herab&comma; und Wiseli schaute ein wenig scheu die Frau Oberst an&comma; als es nun mit seinem leichten Bündelchen dastand&period; Sie verstand den schüchternen Blick und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm nur&comma; Wiseli&comma; wir gehen nicht weit&comma; es geht schon so&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Dann nahm sie schnell Abschied von den Leuten&comma; und als Wiseli dem Vetter-Götti die Hand gab&comma; sagte er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du kommst bald wieder heim&comma; es ist nicht zum Abschiednehmen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt trippelte das Wiseli schweigend und sehr verwundert in seinem Herzen hinter der Frau Oberst her&comma; die rasch über den beschneiten Feldweg hinschritt&comma; so&comma; als befürchtete sie&comma; man könnte sie samt dem Wiseli wieder zurückholen&period; Als aber der Buchenrain gar nicht mehr zu sehen war&comma; da kehrte sie sich um und stand still&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wiseli«&comma; sagte sie freundlich&comma; »kennst du den Schreiner Andres&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja freilich«&comma; antwortete Wiseli&comma; und ein Lichtstrahl schoß aus des Kindes Augen&comma; als es den Namen hörte&period; Die Frau Oberst war ein wenig erstaunt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Er ist krank«&comma; fuhr sie fort&semi; »willst du ihn ein wenig verpflegen und für ihn tun&comma; was nötig ist&comma; und etwa vierzehn Tage bei ihm bleiben&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Mehr als Wiselis schnelle und kurze Antwort&colon; »Ja&comma; gern&excl;« sagte der Frau Oberst sein Gesicht&comma; das ganz von einer hohen Freudenröte übergossen wurde&period; Die Oberstin sah das gern&semi; doch mußte sie sich verwundern&comma; daß Wiseli eine so besondere Freude zeigte&comma; denn sie wußte nichts von seinem Erlebnis mit dem Andres&comma; aber das Wiseli hatte es nie vergessen&period; Sie gingen nun wieder weiter&period; Aber nach einer Weile fügte die Frau Oberst noch bei&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Du mußt es dann dem Schreiner Andres sagen&comma; daß du so gern zu ihm gekommen bist&comma; Wiseli&comma; er glaubt es sonst nicht&semi; vergiß es nicht&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein«&comma; versicherte das Kind&comma; »ich denke schon daran&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun waren sie bei dem Hause angekommen&period; Hier fand die Frau Oberst für gut&comma; das Wiseli seinen Weg allein machen zu lassen&semi; denn nach allem&comma; was sie bemerkt hatte&comma; mußte es ihm nicht schwer werden&comma; ihn zu finden&period; Sie verabschiedete das Kind an der Ecke und sagte ihm&comma; am Morgen werde sie wieder herunterkommen und sehen&comma; wie es ihm gehe in dem neuen Haushalt&comma; und wenn der Schreiner Andres etwas brauche&comma; das nicht da sei&comma; so solle es zu ihr kommen&period; Wiseli schritt nun getrost durch das Gärtchen und machte die Haustür auf&semi; es wußte&comma; daß der Andres drinnen in der Kammer liege hinter der Stube&period; So trat es leise in die Stube ein&semi; da war niemand drin&comma; aber es war schön aufgeräumt noch von der alten Trine her&period; Es schaute alles gut an&comma; wie es sein müsse&period; An der Wand hinten in der Stube stand schön geordnet und zu einem rechten Bett aufgerüstet das große hölzerne Lager&comma; das man die Kutsche nennt&semi; der Vorhang war fast zugezogen darüber weg&comma; aber Wiseli konnte doch sehen&comma; wie schön und sauber es aussah&comma; und es wunderte sich&comma; wer da schlafe&period; Jetzt klopfte es leise an die Kammertür&comma; und auf den Ruf des Andres trat es ein und blieb ein wenig scheu an der Tür stehen&period; Andres richtete sich auf in seinem Bett&comma; zu sehen&comma; wer da sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; ach«&comma; sagte er&comma; halb erfreut und halb erschrocken&comma; »bist du es&comma; Wiseli&quest; Komm&comma; gib mir die Hand&period;« Wiseli gehorchte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Bist du auch nicht ungern zu mir gekommen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein«&comma; antwortete Wiseli zuversichtlich&period; Aber der Schreiner Andres war noch nicht beruhigt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich meine nur&comma; Wiseli«&comma; fuhr er wieder fort&comma; »du wärest vielleicht lieber nicht gekommen&semi; aber die Frau Oberst ist so gut&comma; und du hast ihr vielleicht einen Gefallen tun wollen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p><img style&equals;"display&colon; block&semi; margin-left&colon; auto&semi; margin-right&colon; auto&semi;" src&equals;"&sol;Johanna-Spyri&sol;Heimatlos&sol;Wie-Wiselis-Weg-gefunden-wird&sol;Wie-es-dem-Kranken-und-jemandem-besser-ging&sol;001&period;jpg&quest;m&equals;1382595193&" alt&equals;"" width&equals;"494" height&equals;"778"><&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein«&comma; versicherte Wiseli noch einmal&comma; »sie hat gar nicht gesagt&comma; daß es ihr ein Gefallen sei&semi; sie hat mich gefragt&comma; ob ich gehen wolle&comma; und ich wäre auf der ganzen Welt nirgends so gern hingegangen&comma; wie zu Euch&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Worte mußten den Andres ganz beruhigt haben&semi; er fragte nichts mehr&comma; er legte seinen Kopf auf sein Kissen zurück und schaute stumm das Wiseli an&semi; dann mußte er sich auf einmal umkehren und ein Mal über das andere seine Augen wischen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was muß ich jetzt tun&quest;« fragte Wiseli&comma; als er sich immer noch nicht umkehrte&period; Jetzt wandte er sich und sagte mit dem freundlichsten Tone&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß es gewiß nicht&comma; Wiseli&semi; tu du nur&comma; was du willst&comma; wenn du nur ein wenig bei mir bleiben willst&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Wiseli wußte gar nicht&comma; wie ihm geschah&period; Seit es seine Mutter zum letzten Male gehört&comma; hatte niemand mehr so zu ihm geredet&semi; es war gerade&comma; als spüre es die Liebe seiner Mutter wieder in Andres’ Worten und Weise&period; Es mußte mit beiden Händen seine Hand nehmen&comma; so wie es oft die Mutter gefaßt hatte&comma; und so stand es eine Weile an dem Bett&comma; und es war ihm so wohl&comma; daß es gar nichts sagen konnte&comma; aber es dachte&colon; »Jetzt weiß es die Mutter auch und hat eine Freude&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Gerade so dachte der Andres mit stillem Glück in seinem Herzen&colon; »Jetzt weiß es die Mutter auch und hat eine Freude&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Dann sagte auf einmal das Wiseli&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt muß ich Euch gewiß etwas kochen&comma; es ist schon über Mittag&period; Was muß ich kochen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Koch du nur&comma; was du willst«&comma; sagte der Andres&period; Aber dem Wiseli war es darum zu tun&comma; dem Kranken die Sache recht zu machen&comma; und es fragte so lange hin und her&comma; bis es gemerkt hatte&comma; was er essen müsse&colon; eine gute Suppe und ein Stück von dem Fleisch&comma; das im Kasten war&comma; und dann bestand er darauf&comma; das Wiseli müsse noch einen Milchbrei für sich kochen&period; Es wußte recht gut Bescheid in der Küche&comma; denn es hatte wirklich etwas gelernt bei der Base&comma; wenn auch unter harten Worten&semi; das konnte es doch nun gut gebrauchen&period; So hatte es in kurzer Zeit alles bereit gemacht&comma; und der Kranke wünschte&comma; daß es ein Tischchen an sein Bett rücke und neben ihm sitze zum Essen&comma; daß er es auch sehen könne und wisse&comma; daß es noch da sei&period; Ein so vergnügtes Mittagsmahl hatte Wiseli lange nicht genossen&comma; und auch der Schreiner Andres nicht&period; Als sie damit zu Ende waren&comma; stand das Kind auf&semi; aber Andres sah das nicht gern und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wohin willst du&comma; Wiseli&quest; Willst du nicht noch ein wenig dableiben&comma; oder wird es dir ein bißchen langweilig bei mir&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; gewiß nicht«&comma; versicherte Wiseli&semi; »aber nach dem Essen muß man immer aufwaschen und alles wieder sauber auf das Gestell hinaufräumen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß schon&comma; wie man’s macht«&comma; gestand Andres&semi; »ich habe gedacht&comma; heute nur&comma; so zum ersten Male&comma; könntest du ja nur alles zusammenstellen und dann etwa morgen einmal aufwaschen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn aber die Frau Oberst das sähe&comma; so müßte ich mich fast zu Tode schämen«&comma; und Wiseli machte ein ganz ernsthaftes Gesicht zu seiner Versicherung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja ja&comma; du hast recht«&comma; beschwichtigte nun Andres&period; »Mach nur alles&comma; wie du meinst&comma; und geradeso&comma; wie es dir recht ist&period;<&sol;p>&NewLine;<p>«Nun ging das Wiseli an seine Arbeit und putzte und räumte und ordnete&comma; daß alles glänzte in seiner Küche&period; Dann stand es einen Augenblick still und schaute ringsum und sagte ganz befriedigt&colon; »So&comma; nun kann die Frau Oberst kommen&period;« Dann kam es wieder in die Stube hinein und warf einen fröhlichen Blick auf das schöne&comma; große Bett auf der Kutsche hinter dem Vorhang&comma; denn der Schreiner Andres hatte ihm gesagt&comma; da müsse es schlafen&comma; und der kleine Kasten in der Ecke gehöre auch ihm&comma; da könne es alles hineinräumen&comma; was ihm angehöre&period; Es legte nun die Sachen aus seinem Bündelchen alle ordentlich hinein&comma; das war auch sehr bald getan&comma; denn es war wenig darin&comma; und nun ging es und setzte sich voller Freuden wieder an das Bett des Kranken&comma; der schon lange nach der Tür geschaut hatte&comma; ob es noch nicht komme&period; Kaum war es wieder an dem Bett&comma; so fragte es&colon; »Habt Ihr auch einen Strumpf&comma; an dem ich stricken kann&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein«&comma; antwortete Andres&comma; »du hast ja jetzt gearbeitet&comma; und wir wollen nun ein wenig vergnügt zusammen reden über allerlei&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Wiseli war gut geschult worden&semi; zuerst in unvergeßlicher Freundlichkeit von der Mutter&comma; und dann von der Base mit Worten&comma; die auch nicht vergessen wurden&comma; vor lauter Furcht&comma; sie wieder zu hören&period; Es sagte ganz überzeugt&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich darf nicht nur so dasitzen&comma; weil es doch nicht Sonntag ist&comma; aber ich kann reden und an dem Strumpf stricken miteinander&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das gefiel dem Andres nun auch wieder&comma; und er ermunterte das Wiseli von neuem&comma; nur immer zu tun&comma; was es meine&comma; und einen Strumpf könne es auch holen&comma; wenn es wolle&comma; er habe aber keinen&period; Nun holte Wiseli den seinigen und setzte sich damit wieder an das Bett hin&comma; und es hatte recht gehabt&comma; es konnte gut reden und stricken miteinander&period; Der Schreiner Andres hatte aber auch gleich ein Gespräch angefangen&comma; das dem Wiseli das allerwillkommenste war&period; Er hatte gleich von der Mutter zu reden begonnen&comma; und Wiseli hatte so gern fortgefahren&comma; denn noch nie und mit keinem Menschen hatte es von seiner Mutter reden können&comma; und es dachte doch immer an sie und alles&comma; was es mit ihr erlebt hatte&comma; und nun wollte der Schreiner Andres so gern von allem wissen&comma; immer noch mehr&comma; und das Wiseli wurde immer wärmer und erzählte fort und fort&comma; als könne es nicht mehr aufhören&comma; und so hörte der Andres zu mit gespannter Aufmerksamkeit&comma; und gerade so&comma; als wolle er am liebsten nicht mehr aufhören zuzuhören&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In dieser Weise verging nun dem Wiseli ein Tag nach dem anderen&period; Für jeden geringsten Dienst&comma; den es leistete&comma; dankte ihm der Andres&comma; als ob es ihm die größte Wohltat erwiesen hätte&comma; und was es nur tat&comma; gefiel dem guten Mann&comma; und er mußte es loben dafür&period; Er wurde in wenig Tagen so frisch und munter bei der Pflege&comma; daß er durchaus aufstehen wollte&comma; und der Doktor war ganz erstaunt&comma; wie gut es mit ihm ging und wie fröhlich und wohlgemut auf einmal der Schreiner Andres aussah&period; Er saß nun den ganzen Tag am Fenster&comma; wo die Sonne hinkam&comma; und schaute dem Wiseli nach auf Schritt und Tritt&comma; so als ob er es gar nie genug sehen könnte&comma; wie es einen Kasten aufmachte und dann wieder zu&comma; und wie ihm unter den Händen alles so sauber und ordentlich wurde&comma; wie er es vorher nie gesehen hatte&comma; oder doch meinte&comma; es nie gesehen zu haben&period; Dem Wiseli aber war es so wohl in dem stillen Häuschen&comma; da es nur liebevolle Worte hörte&comma; und unter den freundlichen Augen&comma; die es immerfort begleiteten&comma; daß es gar nicht daran denken durfte&comma; wie bald die vierzehn Tage zu Ende sein würden und es wieder nach dem Buchenrain zurückkehren mußte&period;<&sol;p>

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