Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Heimatlos
(Johanna Spyri)

Wie Wiselis Weg gefunden wird
Wie es weiter geht und Sommer wird

<p>Als die alte Trine mit dem Bericht auf die Halde zurückkam&comma; daß Wiselis Mutter gestorben und das Kind soeben von seinem Vetter-Götti geholt worden sei&comma; entstand ein großer Aufruhr im Hause&period; Die Mutter konnte sich des Klagens und Jammerns nicht erwehren darüber&comma; daß sie den Besuch bei der Kranken nicht mehr gemacht hatte&comma; den sie zu machen sich schon seit einigen Tagen bestimmt vorgenommen&semi; aber sie hatte keine Ahnung gehabt&comma; daß das Ende der armen Frau so nahe sein konnte&semi; sie war sehr betrübt und ergriffen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Derweilen lief Otto mit ungeheuren Schritten der Aufregung das Zimmer auf und nieder und rief zornentbrannt einmal ums andere aus&colon; »Es ist eine Ungerechtigkeit&excl; Es ist eine Ungerechtigkeit&excl; Aber wenn er ihm etwas zuleide tut&comma; dann kann er nachher nur seine Rippen zählen&comma; wie manche davon noch ganz ist&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wen meinst du denn eigentlich&comma; Otto&comma; von wem sprichst du&quest;« unterbrach die Mutter den eifernden Sohn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Vom Chäppi«&comma; erwiderte er&semi; »was kann er dem Wiseli alles tun&comma; wenn es mit ihm zusammenwohnen muß&excl; Das ist eine Ungerechtigkeit&excl; Aber er soll es nur probieren –&period;« Hier wurde Otto wieder unterbrochen&comma; indem ein wiederholtes&comma; heftiges Stampfen seine Stimme übertönte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was machst du für ein hirnerschütterndes Gerumpel&comma; du Miez hinter dem Ofen&excl;« rief er aus&comma; indem er seine Aufregung nun nach dieser Seite wandte&period; Miezchen kam hinter dem Ofen hervor und stampfte noch einmal mit großer Gewalt auf den Boden&comma; denn es war bemüht&comma; seine Füße wieder in die völlig nassen Stiefel hineinzuzwingen&comma; welche ihm die alte Trine vor kurzer Zeit mit der größten Mühe ausgezogen hatte&period; Die Arbeit war sehr schwierig&comma; und feuerrot von Anstrengung keuchte Miezchen hervor&colon; »Du kannst sehen&comma; daß ich so tun muß&semi; kein Mensch kann in diese Stiefel hineinkommen ohne Stampfen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und warum müssen denn die Stiefel wieder an die Füße&comma; da ich sie gerade eben weggenommen habe&comma; damit sie nicht mehr dran seien&quest; möchte ich wissen«&comma; sagte die Trine&comma; die noch im Zimmer stand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich gehe nach dem Buchenraine und hole auf der Stelle das Wiseli zu uns&comma; es kann mein Bett haben«&comma; erklärte das Miezchen entschlossen&period; Ebenso entschlossen kam jetzt die alte Trine auf das Miezchen zugeschritten&comma; hob es in die Höhe&comma; setzte es fest auf einen Stuhl und zog mit einem Ruck den halb angezwängten Stiefel wieder weg&comma; fand aber doch für gut&comma; das zappelnde Kind zu beschwichtigen&comma; indem sie zustimmend sagte&colon; »Schon recht&excl; Schon recht&excl; Aber ich will’s schon für dich besorgen&comma; du brauchst nicht zwei Paar Strümpfe und zwei Paar Schuhe dafür durchzumachen&period; Dein Bett kannst du schon geben&comma; du kannst dann nur in die Rumpelkammer hinaufziehen zum Schlafen&comma; da ist Platz genug&period;« Aber das Miezchen hatte ganz andere Gedanken&period; Es hatte aufgefunden&comma; daß es sich plötzlich von einem großen und täglich wiederkehrenden Ungemach befreien könne&comma; und hatte fest im Sinne&comma; es zu tun&period; Jeden Abend nämlich&comma; gerade wenn Miezchen im besten Zuge der Unterhaltung war&comma; erscholl auf einmal der Befehl&comma; aufzupacken und ins Bett zu gehen&period; Hierauf erfolgten jedesmal große innere&comma; häufig auch äußere Kämpfe&comma; die waren peinlich und dazu noch nutzlos&period; Wenn es nun sein Bett an das Wiseli verschenkt hatte&comma; so war mit einem Male allem abgeholfen&comma; denn da war keins mehr vorhanden&comma; und Miezchen konnte für immer aufbleiben&period; Diese Aussicht beglückte das Miezchen so sehr&comma; daß alle seine Gedanken darauf gerichtet waren und es erst gar nicht bemerkte&comma; wie die schlaue Trine nur darauf bedacht war&comma; ohne Kampf der nassen Stiefel habhaft zu werden&comma; ihr aber gar nicht einfiel&comma; das Wiseli zu holen&period; Als sie nun befriedigt mit ihren Stiefeln davonging und Miezchen die Täuschung entdeckte&comma; fing es einen so mörderlichen Lärm an&comma; daß Otto sich beide Ohren zuhalten und die Mutter ernstlich einschreiten mußte&period; Sie versprach dann dem Miezchen&comma; die Sache mit dem Papa besprechen zu wollen&comma; sobald er erst wieder zu Hause sein würde&comma; denn er war an dem Morgen dieses Tages mit Onkel Max abgereist&comma; um einen lange verabredeten Besuch bei einem alten Freund zu machen&period; So wurde denn endlich die Ruhe und der Friede im Hause wiederhergestellt&period; Erst nach vier Tagen kamen die Herren von ihrem Ausfluge zurück&comma; und die Mutter hielt Wort&colon; das erste&comma; was sie mit dem Vater besprach noch am Abend seiner Ankunft&comma; war Wiselis Verwaistsein und sein neues Unterkommen&comma; und es wurde gleich beschlossen&comma; der Vater sollte am folgenden Tag hingehen&comma; um sich mit dem Herrn Pfarrer zu beraten&comma; was etwa für Wiseli getan werden könnte&period; Dies wurde denn ausgeführt&comma; und der Oberst brachte die Nachricht&comma; daß am vergangenen Sonntag&comma; zwei Tage vorher&comma; der Gemeindevorstand die Sache schon geordnet hatte&comma; wie sie nun bleiben würde&period; Wiseli sollte ein Unterkommen haben&comma; und da seine Mutter nichts hinterlassen hatte&comma; mußte die Gemeinde für das Kind sorgen&comma; bis es selbst sein Brot verdienen konnte&period; Nun hatte der Vetter-Götti sich gleich angeboten&comma; das Kind um ein weniges bei sich zu behalten&comma; da er einen Akt der Wohltätigkeit an ihm auszuüben gedachte&period; Er war als ein rechtschaffener Mensch bekannt&comma; und da seine Forderung so billig war&comma; wurde ihm von dem Vorstand das Kind sehr bereitwillig zuerkannt&comma; und so war es denn fest und unabänderlich&comma; daß Wiselis neue Heimat das Haus des Vetter-Götti geworden war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Es ist eigentlich gut so«&comma; sagte der Oberst zu seiner Frau&semi; »das Kind ist wohlversorgt da&semi; was hätte man auch mit ihm machen wollen&comma; es ist ja noch viel zu klein&comma; um irgendwo angestellt zu werden&comma; und alle elternlosen Kinder kannst du doch nicht ins Haus nehmen&comma; du müßtest denn ein Waisenhaus gründen&period;« Seine Frau war ein wenig bestürzt über die Nachricht&comma; daß schon alles festgesetzt sei&semi; sie hatte gehofft&comma; es würde sich noch ein anderes Unterkommen für das Kind finden&comma; denn das zarte Wiseli in dem Hause zu wissen&comma; wo es viel Roheit hören und fühlen mußte&comma; tat ihr sehr leid&semi; doch hätte auch sie keinen bestimmten Rat gewußt&comma; und nun war auch weiter nichts mehr zu tun&comma; als die Sache anzunehmen und sich etwa nach dem Kinde umzusehen&period; Als am Morgen darauf Otto und Miezchen hörten&comma; wie es mit Wiseli stehe&comma; da brach freilich noch einmal ein Sturm los&semi; Otto erklärte Wiselis Versorgung für die Versorgung eines Daniel in der Löwengrube und probierte dabei seine Faust auf dem Tisch&comma; offenbar mit dem heimlichen Wunsch&comma; sie so auf Chäppis Rücken wirken zu lassen&period; Das Miezchen lärmte und heulte ein wenig&comma; teils aus Mitleid für Wiseli&comma; teils aus Teilnahme für sich selbst und seine vereitelten Hoffnungen auf ein glückliches Entrinnen aus der täglichen Betthaft&period; Aber auch diese Aufregung ging vorüber wie jede andere&comma; und die Tage gingen wieder ihren gewohnten Gang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen hatte Wiseli nach und nach sich ein wenig eingelebt in dem Hause des Vetter-Götti&period; Sein Bett war angekommen&comma; es schlief nicht mehr auf der Ofenbank&comma; sondern&comma; wie der Vetter gesagt hatte&comma; in einem Verschlag in dem schmalen Gang zwischen der Kammer des Vetters und der Base und derjenigen der Buben&period; In dem Verschlag hatte gerade sein Bett Platz und eine kleine Kiste&comma; worin seine Kleider lagen und auf welche es steigen mußte&comma; um in sein Bett zu kommen&comma; denn da war sonst gar kein Raum mehr&period; Sich zu waschen am Morgen&comma; mußte es an den Brunnen gehen&comma; und wenn es etwa gar kalt war&comma; so sagte die Base&comma; das könne es bleiben lassen und sich dann an einem anderen Tag waschen&comma; wenn es wärmer sei&period; Aber daran war Wiseli nicht gewöhnt&semi; seine Mutter hatte es gelehrt&comma; sich recht sauber zu halten&comma; und Wiseli wollte lieber frieren&comma; als so aussehen&comma; wie es die Mutter ungern sehen würde&period; Freilich daheim war es anders gewesen&comma; wenn es am Morgen bei der Mutter in der Stube sich hatte fertig machen können&comma; und sie dabei immer so freundliche Worte zu ihm geredet hatte und dann den Kaffee auf den Tisch stellte und sie beide nebeneinander saßen&comma; und es fröhlich seine Brocken aß&comma; ehe es zur Schule mußte&period; Das war jetzt ganz anders&comma; und alles war so anders&comma; sein ganzes Leben vom Morgen bis am Abend so anders&comma; daß oft&comma; oft beim Erinnern an die Mutter und an die Tage&comma; die es bei ihr gehabt&comma; dem Wiseli das Wasser in die Augen schoß&comma; und es ihm so das Herz zusammenschnürte&comma; daß es meinte&comma; es könne nicht mehr weiter&period; Aber es wehrte sich tapfer&comma; denn der Vetter-Götti hatte es ungern&comma; wenn es weinte oder traurig war&comma; und die Base schmälte dann mehr als je&comma; sie konnte es gar nicht leiden&period; Am liebsten war Wiseli der Augenblick&comma; da es von allen weg allein in seinen Verschlag steigen und so recht an die Mutter denken und sein Lied sagen konnte&period; Da kam ein großer Trost in sein Herz&period; Es dachte dann an seinen schönen Traum und war ganz sicher&comma; daß der liebe Gott ihm einen Weg suche&comma; so wie ihn die Mutter gezeigt hatte&period; Wenn ihm dann auch etwa in den Sinn kam&comma; wie viele Menschen es auf der Welt gibt&comma; für die der liebe Gott zu sorgen und Wege bereit zu machen hat&comma; und ihm dann etwa der Zweifel aufstieg&comma; ob er es vielleicht vergesse über all’ den vielen&comma; dann kam ihm gleich der gute Trost ins Herz&comma; daß ja die Mutter droben im Himmel sei und gewiß den lieben Gott daran erinnere&comma; daß er auch seinen Weg nicht vergesse&period; Das machte das Wiseli dann ganz zuversichtlich und froh&comma; und es wurde nie mehr so unglücklich&comma; wie am ersten Abend auf der Ofenbank&comma; sondern jeden Abend schlief es mit der ganz frohen Zuversicht im Herzen ein&colon;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">»Er wird auch Wege finden&comma;<br&sol;>Da dein Fuß gehen kann&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>So verging der Winter und der sonnige Frühling kam&period; Die Bäume wurden grün und alle Wiesen standen voller Schlüsselblumen und weißer Anemonen&comma; und im Wald rief lustig der Kuckuck&comma; und schöne&comma; warme Lüfte zogen durch das Land und machten alle Herzen fröhlich&comma; so daß jeder wieder gern leben mochte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auch Wiselis Herz erfreuten die Blumen und der Sonnenschein&comma; wenn es am Morgen in die Schule ging und nachher wieder nach dem Buchenrain zurückkehrte&period; Sonst blieb ihm keine Zeit&comma; sich daran zu erfreuen&comma; denn es mußte nun streng arbeiten&colon; jeder Augenblick&comma; der neben der Schule übrig blieb&comma; mußte zu irgendeiner Arbeit benutzt werden&comma; und manchen halben Tag der Woche mußte es daheim bleiben und durfte gar nicht zur Schule gehen&comma; weil da viel Nötigeres zu tun war&comma; wie der Vetter-Götti und hauptsächlich die Base sagten&period; Die Frühlingsarbeiten hatten im Felde begonnen und im Garten war allerhand zu tun&comma; da mußte es mithelfen&comma; und wenn die Base draußen war&comma; mußte es kochen und nachher das Geschirr abwaschen&comma; den Trog für die Schweinchen zurecht machen und in die Scheune hinübertragen&period; Neben alledem mußten die Hemden und Hosen der Buben geflickt werden&comma; und noch so vieles war zu tun&comma; daß Wiseli nie wußte&comma; wenn es fertig war&period; Den ganzen Tag durch hieß es an allen Ecken&comma; wo es etwas zu tun gab&colon; »Das kann das Kind machen&comma; es hat ja sonst nichts zu tun«&comma; so daß es dem Wiseli manchmal ganz schwindelig wurde&comma; weil es gar nicht wußte&comma; wo anfangen und wie fertig werden&period; Es wußte auch wohl&comma; daß&comma; wenn es damit anfing&comma; daß es mit dem Kartoffelsamen nach dem Acker rannte&comma; wo der Vetter schaufelte und danach rief&comma; die Base sicher schmälen würde&comma; daß es nicht zuvor in der Küche Feuer zum Abendessen gemacht hatte&comma; wie sie befohlen&comma; und machte sie zuvor das Feuer an&comma; so zankte wieder der Chäppi&comma; daß es nicht zuerst das Loch in seinem Wamsärmel hatte flicken können&comma; er hatte es ihm ja schon lang gesagt&comma; und jedes rief ihm zu&colon; »Warum machst du denn das nicht&comma; du hast ja sonst nichts zu tun&excl;« So war Wiseli ganz froh&comma; wenn es in die Schule gehen konnte&comma; da hatte es doch eine Zeitlang Ruhe und wußte&comma; was es tun mußte&comma; und dazu war es auch der Ort&comma; wo es noch freundliche Worte bekam&comma; denn jedesmal&comma; wenn die Zeit der Pause kam&comma; oder beim Heraustreten aus der Schule&comma; kam der Otto zu Wiseli heran und war freundlich mit ihm und brachte immer wieder eine Einladung von seiner Mutter&comma; daß es etwa am Sonntagabend zu ihnen komme&comma; sie wollten dann allerlei Spiele zusammen machen&period; Das konnte nun Wiseli nie ausführen&comma; denn am Sonntag mußte es den Kaffee machen&comma; und die Base erlaubte ihm nicht&comma; fortzugehen an dem einzigen Tag&comma; da es ihr etwas helfen könne&comma; wie sie sagte&period; Aber es tat doch dem Wiseli sehr wohl&comma; daß Otto es immer wieder einlud&comma; und nur schon&comma; daß er freundliche Worte zu ihm redete&comma; es hörte deren sonst von niemand mehr&period; Noch einen Grund hatte Wiseli&comma; warum es gern zur Schule ging&semi; es mußte jedesmal an dem sauberen Gärtchen vom Schreiner Andres vorbei&semi; da schaute es so gern hinein und paßte da an der niederen Hecke immer und immer wieder die Gelegenheit ab&comma; den Schreiner Andres zu sehen&comma; denn es hatte ihm ja noch etwas von der Mutter auszurichten&comma; das hatte es gar nicht vergessen&period; Aber in das Haus hineinzugehen&comma; dazu war Wiseli zu schüchtern&comma; es kannte den Mann auch zu wenig&comma; um einen solchen Schritt zu tun&comma; auch hatte es eine eigene Art von Scheu vor ihm&comma; weil er so still war und es nur immer&comma; wo es ihn noch getroffen&comma; ganz freundlich angesehen&comma; aber fast nie etwas&comma; oder nur so ein flüchtiges Wort zu ihm gesagt hatte&period; Noch hatte Wiseli nie den Schreiner Andres erblicken können&comma; wie oft es auch an der Hecke stillgestanden und nach ihm ausgeschaut hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mai und Juni waren vorbei und die langen Sommertage waren gekommen&comma; da es auf dem Felde immer mehr Arbeit gibt und alle Arbeit so heiß macht&period; Das merkte auch das Wiseli&comma; wenn es vom Vetter hinausgerufen wurde und mit einem großen schweren Rechen das Heu zusammenbringen mußte&comma; oder mit der breiten hölzernen Gabel wieder auseinanderwerfen&comma; daß es an der Sonne trockne&period; Oft mußte es so den ganzen Tag draußen helfen&comma; und am Abend war es dann so müde&comma; daß es seine Arme kaum mehr bewegen konnte&period; Das hätte es aber nicht geachtet&comma; denn es dachte&comma; das müsse so sein&semi; aber wenn es dann etwa am Abend einen Augenblick still saß&comma; dann rief ihm der Chäppi gleich zu&colon; »Du wirst so gut Rechnungen zu machen haben&comma; wie ich&semi; du meinst&comma; du müssest nichts tun&comma; und in der Schule kannst du ja nie etwas&period;« Das tat dem Wiseli weh&comma; denn es hätte gern recht fleißig alles gelernt und wäre gern regelmäßig zur Schule gegangen&comma; damit es alles gut begreifen und erlernen könnte&comma; wie viele andere&comma; und es wußte recht wohl&comma; daß es fast überall zurück war&period; Es mußte ja so oft unterbrechen und hatte dann gar keinen Zusammenhang&comma; wußte auch gar nicht&comma; was die Aufgaben für die Schule waren&period; Wenn es dann so ohne Arbeit kam und dazu ungeschickt antwortete und vieles gar nicht wußte&comma; schämte es sich so sehr und besonders&comma; wenn der Lehrer ihm dann so vor allen Kindern sagte&colon; »Das hätte ich von dir nicht erwartet&comma; Wiseli&comma; du warst immer am geschicktesten&period;« Dann meinte es oft&comma; es müsse in den Boden hineinkriechen vor Scham&comma; und nachher weinte es auf dem ganzen Heimweg&period; Aber dem Chäppi durfte es nicht antworten&comma; es wisse ja nicht&comma; was machen&comma; sonst schimpfte und lärmte er so lange&comma; bis die Base hereinkam und auf Chäppis Anklagen hin dem Wiseli erst recht seine Nachlässigkeit vorwarf&period; Dann zerdrückte das Kind manchmal seine Tränen und erst nachher auf seinem Kissen durfte es ihnen den Lauf lassen&comma; und sie kamen dann auch recht heiß und schwer&comma; denn es war ihm so&comma; als hätten der liebe Gott und die Mutter es ganz vergessen und kein Mensch auf der Welt kümmere sich um sein Leben&period; In seinem Kummer konnte es oft lange sein Trostlied nicht sagen&semi; es kam aber zu keiner Ruhe und konnte nie einschlafen&comma; bis es die Worte wieder recht zusammengefunden und sie mit Andacht hatte sagen können&comma; wenn ihm auch die frohe Zuversicht nicht recht im Herzen aufgehen wollte&period; So war das Wiseli auch entschlafen an einem schönen Juliabend&comma; und am Morgen darauf stand es zaghaft unten am Tisch&comma; als die Buben sich zur Schule rüsteten&semi; es wagte nicht&comma; zu fragen&comma; ob es auch gehen dürfe&comma; denn die Base schien keine Zeit zu einer Antwort übrig zu haben und der Vetter war schon zur Tür hinausgegangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt liefen die Buben davon&period; Wiseli schaute ihnen nach durch das offene Fenster&comma; wo sie zwischen den hohen Wiesenblumen hinsprangen und über ihren Köpfen die weißen Schmetterlinge in der Morgensonne umherflogen&period; Die Base hatte eine große Wäsche vorbereitet&comma; mußte es wohl diese Woche am Waschtrog zubringen&quest; Richtig&comma; sie rief schon nach ihm aus der Küche&period; Jetzt rief auch der Vetter-Götti seinen Namen&semi; er stand am Brunnen und sah es am Fenster&period; »Mach&comma; mach&comma; Wiseli&comma; es ist Zeit&comma; die Buben sind ja weit voraus&period; Das Heu ist drinnen&comma; mach&comma; daß du in die Schule kommst&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das ließ sich Wiseli nicht zweimal sagen&period; Wie ein Blitz erfaßte es seinen Schulsack und flog zur Tür hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sag dem Lehrer«&comma; rief der Vetter nach&comma; »es gebe jetzt eine Zeitlang keine Absenzen&comma; er soll’s nicht so genau nehmen&comma; wir haben streng mit dem Heu zu tun gehabt&period;« Wiseli lief ganz glücklich davon&semi; so mußte es denn nicht an den Waschtrog hin&comma; es durfte die ganze Woche in die Schule gehen&period; Wie war es so schön ringsum&excl; Von allen Bäumen pfiffen die Vögel&comma; und das Gras duftete&comma; und in der Sonne leuchteten die roten Margeritli und die gelben Glisserli&period; Wiseli konnte nicht stille stehen&comma; es war keine Zeit dazu&comma; aber es fühlte wohl&comma; wie schön es war&comma; und lief voller Freuden mittendurch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An demselben Abend&comma; als eben alle Kinder aus der dumpfen Schulstube in den sonnigen Abendschein hinausstürmen wollten&comma; rief der Lehrer ernsthaften Angesichts in den Tumult hinein&colon; »Wer hat die Woche&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Otto&comma; der Otto&excl;« rief die ganze Schar und stürmte davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Otto«&comma; sagte der Lehrer in ernstem Ton&comma; »gestern ist hier nicht aufgeräumt worden&period; Einmal will ich dir verzeihen&semi; aber laß mich dies nicht zum zweiten Male erfahren&comma; sonst müßte die Strafe folgen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Otto schaute einen Augenblick auf all’ die Nußschalen und Papierfetzen und Apfelschnitze&comma; die am Boden herumlagen und sollten aufgelesen sein&semi; dann wandte er eilends den Kopf weg und lief ebenfalls zur Tür hinaus&comma; denn der Lehrer war auch schon durch seine Tür verschwunden&period; Draußen stand Otto auf dem sonnigen Platz still und schaute in den goldenen Abend hinaus und dachte&colon; »Jetzt könnte ich heimgehen&comma; und dann kriegte ich die Kappe voll Kirschen&comma; und dann könnte ich auf dem Braunen ins Feld hinausreiten&comma; wenn der Knecht das Heu holt&comma; und nun soll ich drinnen auf dem Boden Papierfetzen zusammenlesen&quest;« – und Otto wurde durch seine Gedanken so aufgeregt&comma; daß er ganz grimmig vor sich hin sagte&colon; »Ich wollte&comma; es käme gerade jetzt der jüngste Tag&comma; und das Schulhaus und alles miteinander flöge in tausend Stücken in die Luft hinauf&excl;« Es blieb aber ringsum still und ruhig und von dem alles beendenden Erdbeben waren keine Anzeichen da&period; Da kehrte sich endlich Otto wieder der Schultür zu mit einem furchtbaren Grimm auf seinem Gesicht&comma; denn er wußte ja&comma; in den sauren Apfel mußte nun gebissen werden&comma; oder morgen folgte die erniedrigende Strafe des Festsitzens&comma; die wollte er nicht an sich kommen lassen&period; Er trat ein&comma; aber beim ersten Schritt blieb er verwundert stehen&colon; völlig aufgeräumt lag die Schulstube vor ihm&comma; kein Fetzchen und kein Stäubchen nirgends mehr zu sehen&semi; die Fenster standen offen und lieblich strömte die Abendluft in die geputzte Stube hinein&period; In dem Augenblick trat der Lehrer aus seiner Stube und schaute verwundert um sich und auf den starrenden Otto&period; Dann ging er zu diesem hin und sagte ermunternd&colon; »Du darfst wirklich dein Werk anstaunen&comma; das hätte ich dir nicht zugetraut&period; Du bist ein guter Schüler&comma; aber im Aufräumen hast du heute alle übertroffen&comma; was sonst bei dir nicht der Fall war&period;« Damit ging der Lehrer fort&comma; und als sich Otto noch mit einem letzten Blick überzeugt hatte&comma; daß er die Wirklichkeit vor sich sah&comma; sprang er vor Freuden in zwei Sätzen die Treppe hinunter und über den Platz weg&comma; stürmte die Halde hinauf&comma; und erst als er der Mutter das wunderbare Ereignis mitteilte&comma; fing er an zu denken&comma; wie es sich wohl so begeben hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Aus Versehen wird wohl keiner für dich aufgeräumt haben«&comma; sagte die Mutter&semi; »hast du etwa einen guten Freund&comma; der sich so edelmütig für dich aufopfert&quest; Denk doch einmal nach&comma; wie es sein könnte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich weiß es«&comma; sagte Miezchen entschieden&comma; das eifrig zugehört hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; wer denn&quest;« rief Otto&comma; teils neugierig&comma; teils ungläubig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Der Mauserhans«&comma; erklärte Miezchen mit voller Überzeugung&comma; »weil du ihm einen Apfel gegeben hast vor einem Jahr&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; oder der Wilhelm Tell&comma; weil ich ihm den seinigen nicht genommen habe vor ein paar Jahren&period; Das wäre wohl ebenso wahrscheinlich&comma; du Wunder von einem Miez&period;« Damit rannte Otto davon&comma; denn jetzt war’s die höchste Zeit&comma; wollte er den Ritt ins Heu nicht verlieren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen sprang das Wiseli mit vergnügtem Herzen den Berg hinunter&comma; vorbei an des Schreiners Andres Gärtchen&comma; und tat noch ein paar Sprünge&comma; dann machte es aber plötzlich Kehrum und tat die letzten Sprünge wieder zurück&comma; denn es hatte im Vorbeilaufen so schöne&comma; rote Nelken offen gesehen in dem Garten&comma; die mußte es noch einmal ansehen&comma; wenn es schon ein wenig spät war&semi; es dachte&colon; »Den Buben komme ich doch nach&comma; die machen erst auf allen Wegen noch Kugelschieben&period;« Die Nelken leuchteten in der Abendsonne so schön und dufteten so herrlich über die niedere Hecke herüber dem Wiseli zu&comma; daß es fast nicht mehr von der Stelle fort konnte&comma; so wohl gefiel es ihm da&period; Da trat auf einmal der Schreiner Andres aus seiner Tür heraus in das Gärtchen und kam gerade auf das Wiseli zu&period; Er bot ihm die Hand über die Hecke und sagte ganz freundlich&colon; »Willst du eine Nelke&comma; Wiseli&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; gern«&comma; antwortete es&comma; »und dann sollte ich Euch auch noch etwas ausrichten von der Mutter&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Von der Mutter&quest;« fragte der Schreiner Andres im höchsten Erstaunen und ließ die Nelken aus der Hand fallen&comma; die er eben abgebrochen hatte&period; Wiseli sprang um die Hecke herum und las sie auf&semi; dann sah es zu dem Manne auf&comma; der ganz still dastand&comma; und sagte&colon; »Ja&comma; noch zuallerletzt&comma; als die Mutter sonst nichts mehr mochte&comma; hat sie von dem schönen Saft getrunken&comma; den Ihr in die Küche gestellt hattet&comma; und er hat ihr so wohlgetan&comma; und dann hatte sie mir aufgetragen&comma; ich soll Euch sagen&comma; sie danke Euch vielmal dafür und auch noch für alles Gute&comma; und sie sagte noch&colon; ›Er hat es gut mit mir gemeint&period;‹« Jetzt sah Wiseli&comma; wie dem Schreiner Andres große Tränen über die Wangen hinunterliefen&semi; er wollte etwas sagen&comma; aber es kam nichts heraus&period; Dann drückte er dem Wiseli stark die Hand&comma; kehrte sich um und ging ins Haus hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Wiseli stand ganz verwundert da&period; Kein Mensch hatte um seine Mutter geweint&comma; und es selbst hatte nur weinen dürfen&comma; wenn es niemand sah&comma; denn der Vetter wollte ja kein Geschrei&comma; hatte er gesagt&comma; und vor der Base durfte es noch weniger weinen&period; Und nun war auf einmal jemand da&comma; dem kamen die Tränen&comma; weil es etwas von der Mutter gesagt hatte&period; Dem Wiseli wurde es so zumut’&comma; als wäre der Schreiner Andres sein liebster Freund auf der Welt&comma; und es faßte eine große Liebe zu ihm&period; Jetzt rannte es mit seinen Nelken davon und war wie der Blitz am Buchenrain angelangt&comma; und das war gut&comma; denn eben sah es&comma; wie die beiden Buben dem Haus zuliefen&comma; und es durfte um alles nicht nach ihnen daheim ankommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Abend betete Wiseli mit so frohem Herzen&comma; daß es gar nicht begriff&comma; wie es gestern so verzagt hatte sein können und gar keine Zuversicht und Freude gehabt hatte&comma; sein Lied zu sagen&period; Der liebe Gott hatte es gewiß nicht vergessen&comma; das wollte es nicht mehr denken&comma; heute hatte er ihm ja so viel Freude geschickt&comma; und beim Einschlafen sah Wiseli noch das gute Gesicht des Schreiners Andres vor sich mit den Tränen drin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am folgenden Tage&comma; es war nun Mittwoch&comma; erlebte Otto vollständig dieselbe überraschende Tatsache&comma; wie am Tage vorher&comma; denn er hatte sich nicht enthalten können&comma; mit den anderen aus der Schulstube hinauszurennen im ersten Augenblick der Befreiung und noch diesen und jenen Sprung zu tun&period; Als er dann mit gedrücktem Gemüte an seine Arbeit gehen wollte und die Tür aufmachte – siehe&comma; da war schon alles getan und die Stube in bester Ordnung&period; Nun fing aber die Sache an&comma; seine Neugierde zu stacheln&semi; auch hatte er einen so lebendigen Dank im Herzen für den unbekannten Wohltäter&comma; daß es ihn drängte&comma; den auszusprechen&period; Am Donnerstag wollte er aufpassen&comma; wie die Sache zugehe&period; Als nun die Schulstunden zu Ende waren und alles forteilte&comma; stand Otto einen Augenblick nachdenklich an seinem Platz&comma; er wußte nicht recht&comma; wo er am besten dem Wohltäter aufpassen konnte&period; Aber mit einem Male faßte ihn eine Schar rüstiger Kerle&comma; seine Klassengenossen&comma; an allen Ecken an&comma; und die Stimmen riefen durcheinander&colon; »Komm heraus&excl; Heraus mit dir&excl; Wir machen Räuber&comma; du bist der Anführer&period;« Otto wehrte sich ein wenig&period; »Ich habe ja die Woche«&comma; rief er&period; »Ach was«&comma; scholl es zurück&comma; »wegen einer Viertelstunde&period; Komm&excl;« Otto ließ sich fortreißen&comma; in der Stille verließ er sich schon ein wenig auf seinen unbekannten Freund&comma; der ihn vor der Strafe schützen würde&semi; er fand es unbeschreiblich angenehm&comma; ein solche Fürsorge im Rücken zu haben&period; Aus der Viertelstunde wurde auch mehr als eine Stunde&comma; und Otto wäre verloren gewesen&period; Er keuchte nach der Schulstube&comma; um sein Schicksal zu vernehmen&comma; und stieß dabei die Tür mit solchem Gepolter auf&comma; daß der Lehrer augenblicklich aus seiner Stube ins Lehrzimmer heraustrat&period; »Was hast du gewollt&comma; Otto&quest;« fragte der Lehrer&period; »Nur noch einmal nachsehen«&comma; stotterte Otto&comma; »ob auch sicher alles in Ordnung sei&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Musterhaft«&comma; bemerkte der Lehrer&period; »Dein Eifer ist löblich&comma; aber die Türen halb einzuschlagen dabei ist nicht notwendig&period;« Otto ging sehr wohlgemut von dannen&period; Am Freitag war er entschlossen&comma; den Fleck nicht zu räumen&comma; bis er im klaren war&comma; denn da kam für ihn nur noch der Samstagmorgen&semi; da gab es freilich immer noch eine Haupträumerei&period; »Otto«&comma; rief der Lehrer&comma; als am Freitag die Glocke vier Uhr schlug&comma; »trag mir schnell das Zettelchen zum Herrn Pfarrer&comma; er gibt dir Schriften zurück&semi; in fünf Minuten bist du wieder da zum Aufräumen&period;« Das war Otto nicht ganz recht&comma; aber er mußte gehen&comma; auch konnte er ja gleich wieder da sein&period; In wenig Sprüngen war er im Pfarrhaus&period; Der Herr Pfarrer hatte noch jemandem Bescheid zu geben&semi; die Frau Pfarrerin rief Otto in den Garten hinaus&comma; er mußte ihr berichten&comma; wie es der Mama gehe und dem Papa und dem Miezchen und dem Onkel Max und den Verwandten in Deutschland&comma; und dann kam der Herr Pfarrer&comma; und Otto mußte erklären&comma; wie er zu der Kommission gekommen war&comma; und was ihm der Lehrer sonst noch aufgetragen habe&period; Endlich hatte dann Otto seine Papiere erhalten und pfeilschnell war er drüben&comma; riß die Tür der Schulstube auf&colon; – alles in Ordnung&comma; alles still&comma; kein menschliches Wesen zu sehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nun habe ich mich die ganze Woche nicht ein einziges Mal nach den grausigen Fetzen bücken müssen«&comma; dachte Otto befriedigt&semi; »aber wer hat das Schauerliche nur tun können&comma; ohne daß er mußte&quest;« Das wollte er nun um jeden Preis wissen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Samstag waren die Schulstunden um elf Uhr zu Ende&period; Otto ließ alle Kinder hinausgehen&comma; und wie nun die Schulstube leer war&comma; da ging er vor die Tür hinaus&comma; schloß sie zu und lehnte sich mit dem Rücken daran&semi; so mußte er doch gewiß sehen&comma; ob da jemand hineingehen wolle&comma; denn damit wollte er lieber beginnen&comma; als mit der schweren Arbeit&period; Er stand und stand – es kam niemand&period; Er hörte die Uhr halb zwölf schlagen – es kam niemand&period; Auf den Nachmittag stand aber ein Ausflug bevor&comma; es sollte früh Mittag gemacht werden heut’&comma; er sollte so schnell wie möglich zu Hause sein&period; Er mußte also hinein an die Arbeit&comma; es grauste ihm&period; Er machte die Tür auf – da – Otto starrte noch mehr als das erste Mal – wahrhaftig es war so&comma; es war alles getan&comma; schöner als je&period; Dem Otto wurde es ganz eigentümlich zumut’&comma; es schwebte ihm etwas wie eine Geistergeschichte vor&period; Ganz leise&comma; wie nie sonst&comma; schlich er zur Tür hinaus&period; Gerade in diesem Augenblick kam ebenso leise etwas aus des Lehrers Küche herausgeschlichen&comma; und auf einmal stand das Wiseli ganz nahe vor ihm&semi; beide fuhren zusammen vor Schrecken&comma; und das Wiseli wurde über und über rot&comma; so&comma; als hätte es der Otto auf einem Unrecht erwischt&period; Jetzt ging diesem ein Licht auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sicher hast du das für mich gemacht die ganze Woche lang&comma; Wiseli«&comma; rief er aus&semi; »das tut doch gewiß sonst kein Mensch&comma; wenn er nicht muß&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Es hat mich aber so gefreut&comma; es zu tun&comma; wie du gar nicht glaubst«&comma; gab Wiseli zur Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&comma; nein&comma; das mußt du nicht sagen&comma; Wiseli&semi; so etwas zu tun&comma; kann keinen Menschen auf der Welt freuen«&comma; sagte Otto überzeugt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Doch gewiß&comma; gewiß«&comma; versicherte Wiseli&comma; »ich habe die ganze Zeit lang mich immer auf den Abend gefreut&comma; wenn ich es wieder tun durfte&comma; und während ich aufräumte&comma; habe ich mich erst recht immerzu gefreut&comma; weil ich immer gedacht habe&colon; jetzt kommt der Otto und findet alles fertig und ist froh&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber wie kam es dir denn in den Sinn&comma; daß du das für mich tun wolltest&quest;« fragte Otto noch immer verwundert&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich wußte schon&comma; daß du es nicht gern tust&comma; und ich habe schon immer gedacht&comma; wenn ich nur auch einmal dem Otto etwas geben könnte&comma; wie du mir den Schlitten&comma; weißt noch&quest; Aber ich hatte gar nie etwas&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist viel mehr wert&comma; als einen Schlitten leihen&comma; was du für mich jetzt getan hast&semi; das will ich dir auch nicht vergessen&comma; Wiseli«&comma; und Otto gab ihm ganz gerührt die Hand&period; Wiselis Augen leuchteten vor Freude wie lange nicht mehr&period; Aber nun wollte Otto noch wissen&comma; wie es denn wieder in die Stube hineingekommen sei&comma; da er doch gewartet hatte&comma; bis alle Kinder draußen waren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»O ich bin gar nicht hinausgegangen«&comma; sagte Wiseli&semi; »ich verbarg mich schnell hinter dem Kasten&comma; ich dachte&comma; du gehest schon noch ein wenig hinaus&comma; wie jeden Tag vorher&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber wie konntest du immer hinaus&comma; ohne daß ich dich sah&quest;« wollte Otto noch wissen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn du am Herumlaufen warst mit den anderen&comma; konnte ich schon hinaus&comma; ich horchte schon auf&comma; und gestern und heute&comma; wie ich nicht sicher war&comma; ging ich durch des Lehrers Stube und fragte die Frau Lehrerin&comma; ob sie etwas zu verrichten habe&comma; sie gibt mir manchmal einen Auftrag auszurichten&comma; und dann ging ich durch die Küche fort&semi; gestern war ich gerade hinter der Küchentür&comma; als du in die Schulstube hineinranntest&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt wußte Otto die ganze Geistergeschichte&period; Er bot dem Wiseli noch einmal die Hand&period; »Danke&comma; Wiseli«&comma; sagte er herzlich&semi; und dann lief eins da hinaus&comma; das andere dort hinaus&comma; und beiden war es ganz wohl zumute&period;<&sol;p>

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