Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Vom This, der doch etwas wird
(Johanna Spyri, 1886, empfohlenes Alter: ab 10 Jahre)

Bei der Schwemmebachsennhütte

<p>An einem lieblichen Sommerabend&comma; als in der blauen&comma; sonnigen Luft alle Mücken tanzten&comma; trafen sich am Bergabhang alle Hüterbuben und—mädchen&period; Sie mußten heute etwas Besonderes zu verhandeln haben&period; Der Jopp&comma; von allen der Größte&comma; war der Leiter der Versammlung&period; Und als alle nun auf einem Haufen beisammen waren&comma; zeigte er an&comma; daß man jetzt zur Schwemmebachsennhütte hinaufgehe&comma; denn heute sei der Käsfischtag&period; Nun müsse aber vor allem ausgemacht werden&comma; wer dableiben und die Kühe hüten solle&comma; während die anderen sich zu dem Festmahl begeben würden&period; Das war nun eine schwierige Frage&comma; denn nicht ein einziger hatte Lust&comma; sich für die anderen aufzuopfern und dazubleiben&period; Da kam der schlaue Uli auf den Gedanken&comma; man könnte einmal den dummen This zwingen&comma; auf die Kühe acht zu geben&period; Und damit er's nicht vergesse&comma; könnte man ihn im voraus ein wenig durchprügeln&period; Der Vorschlag fand Anklang&comma; und schon wollten mehrere von den Anführern der Schar den This holen&comma; als das Lisi mit lauter Stimme dazwischenrief&colon; "Das ist gar nichts Gescheites&comma; was der Uli erfunden hat&period; So bekommen wir nur alle den Lohn dafür&comma; wenn wir wieder zurückkommen und die Kühe sich verlaufen haben&period; Ihr werdet doch nicht glauben&comma; daß der This&comma; wenn er zu dumm ist&comma; zwei Kühe zu hüten&comma; auf einmal zwanzig hüten kann&period; Man muß losen&comma; und drei müssen bei den Kühen bleiben&comma; sonst ist's nichts&period;" Lisis Erklärung machte Eindruck&comma; der neue Rat wurde angenommen&period; Drei aus der Schar wurden durch das Los zum Dableiben verurteilt&comma; ausgerechnet der Uli war unter diesen drei&period; Murrend und knurrend kehrte er der siegreichen Schar den Rücken und setzte sich auf den Boden neben seine beiden Leidensgenossen&period; Mit lautem Schreien und Jauchzen stürzte nun die ganze Kinderschar den Berg hinauf&comma; dem unvergleichlichen Genuß entgegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Käsfischtag wurde immer von Franz Anton den Buben angezeigt&comma; die es nie unterließen&comma; ihn daran zu erinnern&comma; wenn er es etwa vergessen sollte&period; Denn das war ein Hauptfest für sie&period; Das war der Tag&comma; an dem der Franz Anton seine frischen Käse rundum beschnitt&comma; nachdem diese als weiche Masse in die runde&comma; hölzerne Form gepreßt worden waren&period; Was nun zwischen dem pressenden Gewicht und der festen Form sich von der Masse herausdrängte&comma; wurde abgeschnitten und war anzusehen wie eine lange&comma; schneeweiße Wurst&period; Die wurde dann in viele Stücke gebrochen und von dem freundlichen Sennen unter die Kinder verteilt&period; Das waren dann die sogenannten Käsfische&period; Dieses Fest wiederholte sich den Sommer über alle vierzehn Tage und wurde jedesmal mit lautem Freudengeschrei begrüßt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>This hatte sich hinter dem großen Distelbusch am Boden versteckt gehalten&comma; während die Verhandlung vor sich ging&period; Er gab keinen Ton von sich und blieb unbeweglich in derselben Stellung&comma; bis er hörte&comma; daß die große Schar davonlief&period; Jetzt guckte er vorsichtig ein wenig hervor&period; Die drei grollenden Zurückgebliebenen saßen am Boden und kehrten ihm den Rücken zu&period; Die anderen waren schon ein gutes Stück die Alm hinaufgekommen&comma; ihr Rufen und Jubeln schallte lustig von der Höhe hernieder&period; Den This erfaßte ein unwiderstehliches Verlangen&comma; auch an der Käsfischfahrt teilzunehmen&period; Ganz behende schlüpfte er hinter dem Busch hervor&comma; und leise und leicht wie ein Wiesel glitt er hinter den drei Unzufriedenen vorbei und den Berg hinauf&period; Nach dem letzten steilen Hang kam eine kleine&comma; glänzend grüne Hochebene&comma; da stand die Sennhütte&period; Und wenige Schritte davon entfernt rauschte der klare Schwemmebach nieder&period; Dort in der Tür seiner Hütte stand der Franz Anton mit seinem runden&comma; freundlichen Gesicht&period; Er lachte über die vielen Sprünge&comma; die jetzt die Buben und Mädchen in ihrem Eifer&comma; zu dem ersehnten Genuß zu gelangen&comma; auf allen Seiten machten&period; Jetzt waren sie alle bei der Hütte und eines drängte das andere vorwärts&comma; um noch näher dabei zu sein&comma; wenn die Teilung beginnen würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Nur zahm&comma; nur zahm"&comma; lachte jetzt der Franz Anton&period; "Wenn ihr alle in die Hütte hineindrängt&comma; so habe ich keinen Platz mehr zum Käseschneiden und ihr habt den Schaden&period;" Jetzt nahm er sein festes Messer zur Hand und trat an den großen&comma; runden Käse heran&comma; den er schon vorher auf dem Tischchen zurecht gelegt hatte&period; Das Schneiden ging rasch vor sich&period; Dann kam er mit der langen&comma; dicken&comma; schneeweißen Schnur heran&period; Nun teilte er sie und reichte hier ein Stück und da ein Stück&comma; oft über die Köpfe der Großen weg den Kleinen&comma; die nicht zu ihm vordringen konnten&period; Denn der Franz Anton war gerecht in seiner Teilung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>This hatte ganz hinten gestanden&comma; und wenn er ein wenig vordringen wollte&comma; so bekam er da einen Stoß und dort einen und flog so von einer Seite zur anderen&period; Der Franz Anton sah ihn auch gar nicht&comma; weil immer wieder ein Größerer und Dickerer sich vor ihn drängte&period; Zuletzt bekam er einen so ungeheuren Stoß von dem breiten&comma; nach allen Seiten schlagenden Jopp&comma; daß er sich fast überschlagen hätte&period; Die Teilung war auch schon fast zu Ende&comma; und der This sah wohl&comma; daß er zu keinem Stückchen Käsfisch gelangen konnte&comma; so wollte er doch auch keine Schläge mehr&period; Er ging ein paar Schritte weiter hinunter&comma; wo die jungen Tannen standen und setzte sich auf den Boden zwischen den Bäumchen&period; Auf der höchsten Krone des einen saß ein lustiger&comma; kleiner Vogel und pfiff so fröhlich in die helle&comma; sonnige Luft hinauf&comma; als gäbe es gar nichts anderes auf der Welt als blauen Himmel und Sonnenschein&period; Das machte dem This das Herz so froh&comma; daß er fast das Leid vergaß&comma; das ihm eben geschehen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Von Zeit zu Zeit mußte er nach der Sennhütte hinüberschauen&comma; denn das Lärmen und Jauchzen&comma; wenn immer einer dem anderen sein Stück Käsfisch wieder abgejagt hatte&comma; nahm kein Ende&period; Dann sah er immer noch&comma; wie jedes Kind mit einem größeren oder kleineren Brocken der schönen&comma; weißen Masse dastand und mit Wonne hineinbiß&period; Er seufzte dann ein wenig und sagte leise&colon; "Wenn ich nur auch einmal ein einziges Stücklein bekäme&excl;" Der This hatte niemals von den herrlichen&comma; weißen Käsfischen gekostet&comma; denn noch nie hatte er es gewagt&comma; so weit wie heute in die Schar der Glücklichen einzudringen&period; Jetzt hatte er gesehen&comma; daß es ihm doch nichts half&comma; wenn er auch allen Mut zusammenraffte&period; Und so kam er zu dem traurigen Schlußgedanken&comma; daß er sein Leben lang nie einen Käsfisch bekommen werde&period; Darüber wurde er so traurig&comma; daß er nicht einmal den Vogel mehr hörte und ganz zusammengeduckt unter den Tannenbäumen saß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt war das Gastmahl bei der Hütte zu Ende und mit schrecklichem Lärm stürzten die Kinder daher&comma; womöglich immer einer über den anderen hinausspringend&comma; was an dem steilen Hang mehr als einen zu Fall brachte&period; Den halb versteckten This entdeckte im Vorbeirennen der lärmende Hans&comma; und laut schrie er in das Gebüsch hinein&colon; "Du Maulwurf&comma; komm heraus&comma; du mußt mitmachen&excl;" This verstand&comma; was er mitzumachen hatte&period; Er mußte sich als Bock hinstellen&comma; damit die anderen über ihn springen konnten&comma; wobei er dann meistens umgeworfen wurde&period; Er wäre viel lieber in seinem stillen Versteck geblieben&comma; aber er wußte wohl&comma; was er zu erwarten hatte&comma; wenn er dem Befehl nicht folgte&period; So kam er gehorsam heran&period; "Wie viele Käsfische hast du bekommen&quest;" schrie ihn jetzt der Hans an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Keinen"&comma; gab This zurück&period; "Oho&comma; seht einmal den an"&comma; schrie der Hans noch lauter in die Schar hinein&comma; "der läuft schnell zu den Käsfischen&comma; und dann läuft er wieder fort und hat keinen gesehen&period;" "Du dummer This"&comma; rief es von allen Seiten&comma; und zugleich sprangen ihm die großen Buben über den Kopf weg&comma; so daß er genug zu tun hatte&comma; nur immer wieder auf die Füße zu kommen&comma; wenn er umgeworfen worden war&period; Manchmal rollte er auch mit einer ganzen Schar Gestürzter die Abhänge hinunter&comma; bis ein glücklicher Zufall sie wieder alle auf die Füße brachte&period; Nach dieser stürmischen Niederfahrt unten angekommen&comma; liefen gleich alle auseinander&comma; jeder seinen Kühen nach&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der This rannte auf eine andere Seite&comma; weit von allen weg&period; Denn jetzt erwartete er erst noch eine rechte Verfolgung von den Zurückgebliebenen&comma; weit er mitgelaufen war&period; Er lief jetzt zu dem Sumpfloch hinunter und duckte sich da hinein&comma; so konnte ihn von oben und unten niemand sehen&period; Das Sumpfloch war eine Vertiefung im Berghang&comma; wo im Frühling und Herbst sich das Wasser oft sammelte und den Boden sumpfig machte&period; Jetzt aber war das Loch ganz trocken und ein angenehmer Aufenthalt&period; Denn es reiften da schöne&comma; dunkelrote Erdbeeren in der Sonne&comma; die so schön warm in die Vertiefung schien&period; Aber dem This war es überall angst und bang&comma; wenn er noch in der Nähe der Häuser und der Hüterbuben war&period; Denn diese konnten ihn ja jeden Augenblick wieder entdecken und ihm wieder einen Streich spielen&period; Der This zuckte scheu und ängstlich bei jedem Ton zusammen&comma; weil er immer dachte&colon; Jetzt kommt wieder einer und tut mir etwas&period; Da dachte er noch einmal an das stille Plätzchen unter den kleinen Tannenbäumchen dort oben und an das pfeifende Vögelein&comma; so daß es ihn mit Gewalt vom Boden zog&period; Er mußte noch einmal dorthin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit allen Kräften lief er wieder den Berg hinauf und hielt nicht einmal an&comma; bis er oben war und sich nun wieder unter die Tannenbäumchen setzen konnte&period; Nur nach vorn ins Tal hinab war sein Tannenversteck ein wenig offen&period; Da saß nun der This in völliger Sicherheit&period; Ringsum war eine große Stille&comma; kein Ton drang von unten her bis hier auf die einsame Höhe&comma; nur das Vögelein saß noch auf seinem Tannenast und pfiff sein fröhliches Lied&period; Die Sonne wollte untergehen&period; Die hohen Schneeberge drüben fingen zu flimmern und zu glühen an&comma; und über die ganze grüne Alm hin lag das golden schimmernde Abendlicht&period; Der This schaute mit stillem Staunen um sich&period; Ein nie gekanntes Wohlsein kam über ihn&period; Hier konnte ja auch alle Angst und Scheu von ihm weichen&comma; er hatte nichts mehr zu fürchten&comma; denn weit und breit war kein Mensch mehr zu sehen und zu hören&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So saß der This eine lange Zeit&comma; und am liebsten wäre er gar nicht mehr fortgegangen&comma; denn so wohl war es ihm noch nie in seinem Leben gewesen&period; Aber da hörte er schwere Tritte hinter sich von der Hütte her&period; Es war der Senn&period; Er kam mit einem Kesselchen daher&comma; gewiß wollte er zum Bach hinüber&comma; um Wasser zu holen&period; This verhielt sich mäuschenstill&period; Denn er war so daran gewöhnt&comma; daß er von jedermann angefahren oder ausgelacht wurde&comma; daß er dachte&comma; der Senn werde es gleich auch tun und ihn dann fortjagen&period; Er duckte sich tief unter die Bäumchen&period; Diese knisterten aber von seiner Bewegung&comma; Franz Anton wurde aufmerksam&comma; trat näher und guckte in den Tannenbusch hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Was machst du denn da drinnen&quest;" fragte der Senn mit lustigem Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Nichts"&comma; erwiderte This halblaut und vor Angst zitternd&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Komm nur heraus&period; Du brauchst dich nicht zu fürchten&comma; wenn du nichts Böses getan hast&period; Vor wem verbirgst du dich denn&quest; Hast du dich etwa mit deinen Käsfischen da hineingeflüchtet&comma; daß du sie in Ruhe verzehren kannst&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Nein&comma; ich habe keine Käsfische gehabt"&comma; sagte This ängstlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Nicht&quest; Und warum denn nicht&quest;" fragte der Senn in einer Weise&comma; wie&nbsp&semi;sonst nie ein Mensch mit dem This redete&period; Nun erwachte in seinem&nbsp&semi;Herzen etwas&comma; das er bisher nicht gekannt hatte—das Zutrauen zu einem&nbsp&semi;Menschen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Sie haben mich auf die Seite gestoßen"&comma; erwiderte er nun und stand hinter den buschigen Zweigen auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"So&comma; jetzt kann man dich doch sehen"&comma; fuhr der Senn freundlich fort&comma; "komm noch ein wenig näher&period; Und warum wehrst du dich denn nicht&comma; wenn sie dich wegstoßen&quest; Es stößt ja immer einer den anderen&comma; aber zuletzt kommt doch jeder an die Reihe&comma; warum nur du nicht&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Sie sind stärker"&comma; sagte der This so überzeugend&comma; daß diese Erklärung wohl auch dem Franz Anton einleuchtete&period; Erst jetzt konnte dieser den Buben recht sehen&period; This stand vor dem breiten&comma; großen Franz Anton wie ein dünnes Stöcklein vor einer hohen Tanne&period; Der kräftige Mann betrachtete einen Augenblick das schmale Figürchen&comma; an dem tatsächlich fast nur Haut und Knochen zu sehen waren&period; Aus dem mageren Gesicht schauten die zwei Augen dann und wann noch ziemlich scheu zu ihm auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Wem gehörst du&quest;" fragte er jetzt den Buben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Niemand"&comma; gab This zur Antwort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Pah&comma; du wirst doch irgendwo daheim sein&quest; Wo wohnst du denn&quest;"<&sol;p>&NewLine;<p>"Beim Hälmli-Sepp&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt ging dem Franz Anton ein Licht auf&period; "Ach so&comma; bist du der&excl;" sagte er verständnisvoll&comma; denn von dem dummen This&comma; den man zu gar nichts brauchen konnte&comma; hatte er schon viel gehört&comma; ihn aber nicht gekannt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Komm einmal mit mir"&comma; sagte er mitleidig&period; "Wenn du beim Hälmli-Sepp bist&comma; so wirst du nicht umsonst selber aussehen wie ein Hälmlein&period; Komm&comma; Käsfische sind nicht mehr da&comma; aber etwas anderes&period;"<&sol;p>&NewLine;<p>Der This wußte gar nicht&comma; wie ihm geschah&period; Er ging hinter dem Franz Anton gehorsam her&comma; aber es war&comma; als ginge er mit einem Freund&comma; und das war ihm noch nie geschehen&period; Der Senn trat in die Hütte&comma; holte hoch von einem Brett ein rundes Brot herunter und schnitt ein großes Stück ab&period; Dann ging er zu dem riesigen Butterfaß&comma; das goldig glänzend in der Ecke stand&comma; und holte ein großes Stück Butter heraus&period; Das strich er über die Brotschnitte und reichte nun das feste Stück mit der dicken Butter darauf dem This hin&period; In seinem ganzen Leben hatte der This so etwas noch nie bekommen&period; Er schaute darauf&comma; als sei es nicht möglich&comma; daß es ihm gehöre&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"Komm heraus&period; Iß es vor der Hütte&comma; ich muß nun zum Wasser"&comma; sagte Franz Anton&comma; der mit lustigen Augen dem Ausdruck von Glück und Erstaunen auf dem Gesicht des Jungen gefolgt war&period; Dieser gehorchte&period; Vor der Hütte setzte er sich auf den Boden&period; Und während der Senn zum Schwemmebach hinüberging&comma; biß er in sein Butterbrot hinein und biß immer wieder und konnte nicht begreifen&comma; daß es etwas so Gutes gäbe und er es bekommen hätte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Inzwischen wehte frisch und wohlig der Abendwind um seinen Kopf und wiegte unten die Tannenbäumchen hin und her&comma; und der kleine Vogel saß immer noch auf dem höchsten Zweig und sang hell und fröhlich in den goldenen Abendhimmel hinauf&period; Dem This ging das ganze Herz in nie gekanntem Wohlsein auf&comma; und er meinte&comma; er müsse laut mit dem Vogel zu singen anfangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Senn war in der Zeit ein paarmal mit seinem Kesselchen hin und her gegangen&period; Drüben beim Schwemmebach war er immer eine Weile stehengeblieben und hatte rundum geschaut&period; Die Berge waren nicht mehr rot vom Abendschein&comma; aber jetzt stieg groß und golden der volle Mond hinter dem weißen Zacken empor&period; Nun kam der Senn wieder zur Hütte zurück und stellte sich vor den This&comma; der noch auf derselben Stelle saß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>"So gefällt's dir hier&quest;" fragte er freundlich&period; "Mit dem Abendessen bist du fertig&comma; wie ich sehe&period; Du mußt dich auf den Rückweg machen&period; Sieh&comma; wie schön dir der Mond heimleuchtet&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>Der This hatte gar nicht mehr ans Fortgehen gedacht&period; Aber jetzt fiel ihm ein&comma; daß es wohl nötig sei&period; Er stand auf&comma; dankte noch einmal dem Franz Anton und ging&period; Aber er kam nicht weiter als bis zu den Tannenbäumchen&comma; es hielt ihn mit Gewalt zurück&period; Er schaute noch einmal zurück&comma; und da der Senn in die Hütte getreten war und ihn nicht mehr sehen konnte&comma; huschte er schnell unter die dunklen Zweige&period; Franz Anton war der einzige Mensch&comma; der ihn in seinem ganzen Leben mit Güte und Liebe behandelt hatte&period; Das hatte auf den This einen solchen Eindruck gemacht&comma; daß er nicht fort konnte&period; Er mußte noch ein wenig in der Nähe dieses guten Menschen bleiben&period; This lag ganz verborgen unter den Bäumchen und spähte zu der Hütte hinauf&comma; ob er den Senn nicht noch einmal sähe&period; Es dauerte einige Zeit&comma; da plötzlich trat Franz Anton wirklich noch einmal aus seiner Hütte heraus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er blieb vor der Tür stehen und schaute mit gekreuzten Armen in die stille Bergwelt hinaus&comma; wo jetzt über alle hohen Schneegipfel hin das milde Mondlicht leuchtete&period; Auch auf das Gesicht des Sennen fiel jetzt der helle Mondschein&comma; und This konnte den Ausdruck der friedlichen Heiterkeit sehen&period; Dann faltete er seine Hände&period; Er hielt wohl still seine Abendandacht&period; Dann auf einmal sagte er ganz laut&colon; "Gute Nacht geb euch Gott&excl;" trat in die Hütte zurück und machte die Tür zu&period; Sein Nachtgruß hatte wohl seinen alten Freunden&comma; den hohen Bergen ringsum und den Menschen gegolten&comma; die er liebte&period; Der This hatte in stiller Ehrfurcht zu dem Franz Anton aufgeschaut&period; Er fühlte Liebe und Bewunderung für den Senn&comma; Gefühle&comma; die er bisher nicht gekannt hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als es nun ganz dunkel und still in der Hütte wurde&comma; stand der This auf und lief&comma; so schnell er konnte&comma; den Berg hinunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war spät und kein Lichtlein mehr zu sehen&period; Aber das war ihm gleich&comma; die Tür war ja nie geschlossen&period; Er trat leise ins Häuschen und schlich zu seinem Lager&comma; das er mit dem Uli zu teilen hatte&period; Dieser schlief steif und fest&comma; nachdem er noch vorher ausgerufen hatte&colon; "Es ist bequem&comma; daß der This auch jetzt zu dumm wird&comma; sein Bett zu finden&period; So hat man doch Platz&excl;"<&sol;p>&NewLine;<p>This legte sich leise nieder&period; Und bis seine Augen zufielen&comma; sah er immer noch den Franz Anton vor sich&comma; wie er im Mondschein mit gefalteten Händen vor seiner Hütte stand&period; Zum erstenmal in seinem Leben schlief der This mit einem glücklichen Herzen ein&period;<&sol;p>

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