Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

Bei den Waldhausleuten

<p>In Wutzelheim schien den Kindern an diesem Abend allen der Mond auf die Näslein&period; Er stand nämlich voll und rund am dunkelblauen Nachthimmel&period; Der gute Mond sah aber noch mehr als die Kinder von Wutzelheim in ihren Betten liegen&comma; die ihre Arme&comma; Beinchen und Nasen aus ihren weißen oder rotkarierten Federnesten heraussteckten&comma; der gute Mond sah auch auf eine grüne blühende Waldwiese nieder&period; Und auf die schaute er mit besonderer Lust herab&comma; denn was er da sah und hörte&comma; gefiel ihm besonders wohl&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein Stückchen von der Grenze des Landes entfernt&comma; in dem Herzog August Erasmus regierte&comma; lag ein Häuschen im Walde&comma; vor dem breitete sich eine Wiese aus und ringsum standen riesenhohe&comma; uralte Tannen&period; In dem Häuschen aber wohnten der Puppenschnitzer Meister Friedolin und seine Frau Annettchen&comma; sowie seine Tochter Liebetraut mit ihrem Mann&comma; dem Meister Severin&period; Es war alles so&comma; wie es der Kasperlemann in Wutzelheim erzählt hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Abend saßen die Bewohner des Waldhauses alle still auf der Wiese&comma; sogar die Kinder der schönen Frau Liebetraut&comma; das Zwillingspärchen Rose und Marie&comma; waren noch auf&period; Die waren erst vier Jahre alt&period; Herr Severin und Frau Liebetraut hatten schon ganz traurig gedacht&comma; sie bekämen keine Kinder&comma; da hatte ihnen Gott doch noch die lieblichen Mädelchen geschenkt&period; Sie lauschten alle ganz still&comma; denn an eine Tanne gelehnt stand da Michele und spielte Geige&period; Neben ihm aber hockte Kasperle&comma; das richtige&comma; lebendige Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Michele war kein kleines Büble mehr wie einst&comma; als ihn Herr Severin mitgenommen hatte&comma; er war ein großer&comma; schöner Jüngling&period; In der Welt draußen nannten sie ihn den berühmten Geiger Michael&period; Daheim im Waldhaus&comma; denn das Waldhaus war auch seine Heimat geworden&comma; war er aber für alle noch das Michele&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wenn Michele draußen in der Welt in Königsschlössern und Festsälen gespielt hatte und heimkehrte ins Waldhaus&comma; dann galt sein erster Gruß dem Kasperle&comma; denn das lief ihm jedesmal schon weit entgegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war noch immer ein kleiner wilder Unnütz&comma; und manchmal&comma; wenn Michele wieder ein Stück gewachsen war&comma; dann grämte er sich wohl über sein Kleinbleiben&period; Doch Michele lachte ihn aus und sagte neckend&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ob groß&comma; ob klein&comma;<br&sol;>Mein Freund mußt du sein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle antwortete dann stets&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bleib ich auch ein kleiner Wicht&comma;<br&sol;>Mein Michele vergess’ ich nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wenn Kasperle noch so toll und übermütig war&comma; sobald das Michele auf seiner Geige spielte&comma; dann wurde er muckstill und saß da wie in einer Kirche&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Michele spielte auch wunderschön&excl; Herr Severin&comma; der doch ein großer Meister und Micheles Lehrer war&comma; sagte&colon; „Er spielt&comma; wie der Wald rauscht&comma; der Bach plätschert&comma; die Vögel singen&semi; so wie er spielt keiner jetzt auf der Welt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und in dieser hellen Mondnacht spielte Michele schöner als je&period; Am Nachmittag war er heimgekommen&comma; und das Kasperle war ihm wie immer entgegengesprungen&period; Aber gleich hatte Kasperle gemerkt&comma; dem Freunde fehlte etwas&period; Und als Michele jetzt spielte&comma; da dachte das unnütze&comma; törichte Kasperle&colon; „Ach&comma; des Michele Herz weint&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So hat er noch nie gespielt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Severin leise zu seiner schönen Frau Liebetraut&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der flossen die Tränen in den Schoß&period; Leise rannen sie wie Regentropfen herab&period; Ach&comma; dachte sie wie Kasperle&comma; des Michele Herz weint ja&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Bäume rauschten nicht mehr&comma; die Vögel&comma; die vorher noch gezwitschert und getschilpt hatten&comma; schwiegen&period; Ein paar Rehe traten aus dem Walddunkel heraus&comma; alles lauschte dem Spiel des Michele&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und als der den Bogen sinken ließ&comma; konnte man die Gräser zittern hören&comma; so stille war es im Walde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Waldhausleute saßen an diesem Abend lange auf der Wiese&period; Der Mond vergaß das Weiterwandern beinahe&comma; so gut gefiel es ihm wieder einmal&period; Auch war der alte Bursch etwas neugierig&comma; er hätte gern gehört&comma; was Michele erzählte&period; Der redete von großen Städten&comma; in denen er gespielt hatte&comma; auch von Schlössern und vornehmen Leuten&period; Und endlich sagte er&colon; „Bei dem Fürsten von Wolkenburg habe ich auch gespielt und weißt du&comma; wer da war&comma; Kasperle&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Herzog&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&period; Er fiel vor Schreck beinahe hintenüber&comma; denn vor dem Herzog August Erasmus&comma; den er einmal als Gespenst arg erschreckt hatte&comma; und der noch immer aufpassen ließ&comma; ob das Kasperle nicht über die Grenze lief&comma; hatte er eine Heidenangst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Michele traurig&comma; „der nicht&comma; aber die schöne Gräfin Rosemarie war da&comma; die nächstens den Grafen von Singerlingen heiraten wird&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun fiel Kasperle doch steif wie ein Stock hin&period; Denn was zuviel ist&comma; ist zuviel&comma; und daß die schöne Gräfin Rosemarie&comma; die ihm einst als Kind geholfen hatte zu entfliehen&comma; den alten Grafen von Singerlingen heiraten sollte&comma; das ging über seine Nase&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ist nicht wahr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ist doch wahr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Michele&comma; und wieder war es&comma; als ob sein Herz weinte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ist dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle streckte vor Wut die Beine in die Luft&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wer ist dumm&quest; Was ist dumm&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Michele&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie ist dumm&comma; dumm&comma; erzdumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischte Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber da rief Michele zornig&colon; „Die schöne Rosemarie ist nicht dumm&period; Aber sie muß den Grafen von Singerlingen heiraten&comma; der Herzog August Erasmus&comma; der ihr Vormund ist&comma; will es&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle überschlug sich dreimal&comma; und dann hämmerte er mit den Fäusten auf dem Waldboden herum&period; „Ich mach dem Herzog wieder Schrecken&comma; ich setz mich ihm als Gespenst auf den Magen&comma; ih — ih — ih&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Fuchsteufelswild war das Kasperle&comma; und Michele drohte&colon; „Nimm du dich nur in acht&excl; Der Herzog hat jetzt das Zipperlein&comma; da hat er gesagt&comma; er möchte dich als Spaßmacher haben&period; Wer dich findet&comma; soll dich fangen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&comma; ich geh nicht zu ihm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle kreischte so laut&comma; daß die Vögel&comma; die nun eingeschlafen waren&comma; in ihren Nestern munter wurden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dann mußt du auch nicht immer so nahe an die Grenze laufen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Severin&comma; „dort bauen sie jetzt sogar ein Wachthäuschen und wehe&comma; wenn sie dich erwischen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle senkte seine große Nase&period; Die Geschichte war ihm bänglich&period; Vor dem Herzog August Erasmus und seinen Landjägern hatte er große Angst&period; Eigentlich war Kasperle ein kleiner Ausreißer&comma; der himmelgern einmal durch die Welt wutschte&comma; aber seit er alle die Geschichten erlebt hatte&comma; die der Kasperlemann in Wutzelheim erzählte&comma; traute er sich nicht mehr weit vom Waldhaus weg&period; Und wenn einer nur des Herzogs Namen nannte&comma; gleich bekam Kasperle Bauchweh vor Angst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Über dem Gerede&comma; daß der Herzog ihn von neuem verfolge&comma; hatte Kasperle des Freundes weinendes Herz ganz vergessen&comma; aber als nun Herr Severin bat&colon; „Spiele uns noch ein Schlußlied&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und Micheles Geige so schmerzlich tönte&comma; wurde es ihm ganz wind und weh&period; Sein kleines Kasperleherz brach fast vor Mitgefühl&comma; und er war nachher beim Gutenachtsagen ganz still&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Waldhaus gab es nicht allzu viele Zimmer&comma; und Michele&comma; der doch ein weltberühmter Künstler war und in der Welt draußen reich und vornehm wohnte&comma; mußte&comma; wenn er heimkam&comma; im Waldhaus immer noch in seinem alten Bubenkämmerchen mit Kasperle zusammen hausen&period; Aber das tat Michele gern&period; Als Kind hatte er bei einem Bauern auf dem Heuboden seine Liegestatt gehabt und nichts besessen als ein Höslein und zwei Hemden&period; Daran und wie ihn durch Kasperle Meister Severin gefunden und ihn zu einem großen Künstler gemacht hatte&comma; mußte er immer denken&comma; wenn er ins Waldhaus kam&period; „Mein liebes Waldhaus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er immer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auch heute stieg er ins Bubenkämmerchen hinauf&semi; das lag unter dem Dach&comma; und die volle&comma; helle Mondscheibe stand vor dem kleinen Fenster&period; Da brauchte man nicht Licht anzuzünden&comma; Michele sah beim Mondenlicht&comma; daß Kasperle traurig dreinsah&comma; und Kasperle sah das von Michele&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es mochte ein Weilchen aber keiner anfangen zu fragen&period; Endlich tat das Kasperle einen kellertiefen Seufzer und fragte&colon; „Michele&comma; was hast&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle&comma; was hast du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&comma; ich hab’ zuerst gefragt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle und schoß über sein Bett einen Purzelbaum hinweg und kam gerade auf des Michele Magen zu sitzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Magenweh hab’ ich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der&period; „Au&comma; bist du schwer&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rutschte Kasperle auf den Bettrand und fragte noch einmal&comma; und sein kleines&comma; unnützes Gesicht sah dabei ganz traurig aus&colon; „Michele&comma; was hast&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mir tut das Herz weh&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete Michele&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Warum tut’s weh&quest; Sitzt was Schlimmes drinnen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; eine sitzt drinnen&comma; die wird bald einen andern heiraten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&comma; „ich weiß&comma; wer es ist&colon; Rosemarie&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; die Gräfin Rosemarie&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Michele seufzte schwer&period; Und dann erzählte er&comma; wie er die schöne Gräfin Rosemarie am Fürstenhofe gesehen habe&comma; und er habe sie gar nicht anzusprechen gewagt&period; Aber da habe sie ihn auf einmal leise gefragt&colon; „Ist Herr Michael&comma; der berühmte Geiger&comma; nicht des Kasperles Michele&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da waren sie vertraut mitsammen geworden&period; Er hatte ihr vom Waldhaus erzählen müssen und von Kasperle&comma; und sie waren beide glücklich mitsammen gewesen&period; Auf einmal aber sei der Herzog August Erasmus gekommen&comma; mit ihm der Graf von Singerlingen&comma; und da sei eins&comma; zwei&comma; drei Verlobung gefeiert worden&comma; und in vier Wochen sollte Hochzeit sein&period; Michele aber hatte die schöne Gräfin Rosemarie nur noch einmal gesehen&comma; da hatte er gespielt&comma; und sie hatte dagesessen und die Tränen waren in ihren Schoß gefallen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Seitdem weint meine Geige immer&comma; wenn ich spiele&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Michele&comma; „und viele Menschen weinen mit&period; Das kommt&comma; weil ihr Herr Severin eine so zarte Seele gegeben hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich geh’ als Gespenst zum Herzog&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischte Kasperle&period; Er trommelte wütend auf der Bettdecke herum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Michele aber erwiderte&colon; „Kasperle&comma; das hilft nichts&period; Die schöne Rosemarie wird Frau Gräfin von Singerlingen&comma; und ich muß einsam bleiben mit meinem traurigen Herzen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schluchzte laut&period; Der Freund tat ihm zu leid&comma; und er sagte&colon; „Michele&comma; ich helf’ dir&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie denn&comma; Kasperle&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; wie denn&quest; Wenn Kasperle das nur gleich gewußt hätte&excl; „Ich entführe Rosemarie&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er endlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da mußt du erst ins Schloß gelangen&comma; und das ist schwer&period; Da gibt es viele Wächter und Hunde&comma; an denen du vorbei mußt&period; Und jetzt läßt der Herzog sogar noch überall Kasperles aufstellen&comma; die aussehen wie du&comma; überall an Weg und Pfad&comma; auf Grenzsteinen&comma; an Schlagbäumen setzt er Kasperlepuppen hin&comma; darunter steht&colon; ‚Wer einen&comma; der lebendig ist und so aussieht&comma; fängt&comma; der bekommt hunderttausend Taler&period;&OpenCurlyQuote;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Huuuh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle riß nun aber seinen Mund sperrangelweit auf&period; „Das ist zuviel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; viel ist’s schon&comma; und du kannst dir denken&comma; wie arg alle Leute aufpassen&comma; um dich zu fangen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle nickte trübselig&period; Das war nun arg schlimm&excl; Er dachte&comma; daß neulich der böse Bäcker aus Protzendorf am Waldhaus vorbeigefahren war und gerufen hatte&colon; „Komm mit&comma; Kasperle&comma; ich fahr’ dich ein Stück&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Ja&comma; und beinahe wäre er der Einladung gefolgt&period; O jemine&comma; da wäre er bös hereingefallen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber woher hat der Herzog denn alle Kasperles&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er plötzlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die hat der gute Meister Friedolin selbst geschnitzt&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Michele streichelte seinen kleinen Freund&period; „Alle Kasperlemänner haben bei ihm neue Puppen bestellt&semi; die hat ihnen dann der Herzog für viel&comma; viel Geld abgekauft&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bleib’ im Waldhaus und gehe keinen Schritt mehr raus&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle ängstlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; das tu nur&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Rosemarie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Auf einmal fiel die dem Kasperle wieder ein&comma; er rief&colon; „Ich helfe dir&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; mir kann niemand helfen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; klagte Michele&period; „Und meine Geige wird immer&comma; immer weinen müssen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&comma; „ich helfe dir&comma; ich weiß noch nicht wie&comma; aber über Nacht ist’s gedacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dann stieg Kasperle in sein Bett&comma; denn allemal&comma; wenn er über etwas nachdenken wollte&comma; fand er es am besten&comma; im Bett zu liegen oder draußen unter einer der großen&comma; uralten Tannen&period; Viel dachte das Kasperle ja gerade nicht nach&period; Wenn es sagte&colon; „Ich will’s mir überlegen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; und im Bett lag&comma; dann rasselte das nachher gleich fürchterlich&colon; das Kasperle schlief und schnarchte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Abend aber blieb es still im Bubenstübchen&comma; in dem nun auch wieder der berühmte Geiger Michael lag&period; Der seufzte manchmal tief&comma; und dann steckte Kasperle seine Nase tief&comma; tief in die Kissen hinein und seufzte auch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der Mond schüttete seine silbernen Strahlen in die kleine Kammer&period; Ach&comma; hätten darauf doch lauter gute und absonderlich kluge Einfälle gesessen&excl; Wunderbar war es aber&comma; immer wenn der Mond so recht hell schien&comma; dann meinte Kasperle ein weißes Haus zu sehen&comma; einen Garten mit bunten Blumen&comma; und in dem Garten saß er&comma; sah froh zu dem Hause hin und dachte&colon; Endlich bin ich daheim&excl; Und dann kamen etliche Kasperlebuben und Kasperlemädels angehüpft&comma; die riefen&colon; „Endlich bist du wieder auf unserer Insel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie sonderbar das war&excl; Auch heute sah Kasperle das weiße Haus und den bunten Garten vor sich&comma; und dabei lag er doch im Bett und dachte darüber nach&comma; wie er dem Michele helfen könnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schlug die Augen wieder auf&period; Der Mond sah noch immer in das Kammerfenster hinein&comma; er lachte ordentlich&period; Und auf einmal&comma; er wußte kaum&comma; wie es geschehen&comma; stieg Kasperle leise&comma; leise aus dem Bett&comma; kletterte auf das Fenster&comma; kletterte hinaus&comma; schwang sich draußen auf das Dach&comma; und da saß er im vollen Mondenlicht auf dem Dach des Waldhauses&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie schön das war&excl; Licht floß an den hohen Tannen herab&comma; glitzerte unten auf der Waldwiese&comma; und die Bäume rauschten geheimnisvoll&period; Und wie Kasperle so saß und in den Wald hineinsah&comma; blickte er auch die drei Wege entlang&comma; die von den Dörfern Lindendorf&comma; Schönau und Protzendorf nach dem Waldhaus führten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf dem Wege aber&comma; der von Protzendorf herkam&comma; wanderte ein Mann&period; Komisch war das&comma; der Mann ging gebückt&comma; blieb manchmal stehen und schaute sich dann um&comma; als ob er irgend etwas vorhätte und sich nicht recht traute&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Warum nur Flock nicht bellt&excl; dachte Kasperle&comma; und gerade da kam Flock angerannt&period; „Wauwauwau&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; bellte er laut&comma; aber da warf ihm der Mann etwas hin und schnapp&excl; griff Flock danach&period; Wahrhaftig&comma; es sah wie eine große Wurst aus&excl; Und Flock vergaß rasch das Bellen&period; Kasperle dachte&colon; Na&comma; warte du&comma; du bist mir ein schöner Wächter&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Himmel&comma; und was geschah nun&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle legte sich vor Schreck platt auf das Dach&period; Er sah nämlich&comma; wie der Mann sich an das Waldhaus heranschlich&comma; eine Leiter nahm und diese gerade an das offene Kammerfenster lehnte&comma; aus dem Kasperle vor einem Weilchen herausgeklettert war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; und potztausend&comma; der Mann war der Schäfer Damian ohne Maul aus Protzendorf&excl; Den hatte Kasperle einst arg gekränkt auf seiner kunterbunten Reise in die Welt hinaus&comma; von der der Kasperlemann den Kindern in Wutzelheim erzählt hatte&period; Und jetzt wollte ihn Damian heimlich rauben&comma; ganz sicher wollte er das&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei&comma; das soll dir schlecht bekommen&excl; dachte Kasperle&period; Er rutschte auf dem Dach entlang&comma; leise&comma; ganz leise&comma; und als Damian gerade in das Kammerfenster gewutscht war&comma; gab er von oben der Leiter einen Stoß und fing ein mörderliches Geschrei an&colon; „Michele&comma; Michele&comma; zur Hilfe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Damian&comma; der in dem Kämmerchen stand&comma; erschrak&comma; er hörte das Schreien und sah plötzlich&comma; wie jemand aus dem Bett aufstand&comma; der groß und kräftig war&comma; gar nicht so klein wie das Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Michele hörte Kasperles Rufen&comma; sah den fremden Mann in der Kammer und ripsch&comma; rupsch nahm er einen Stuhl und schlug den Damian ohne Maul um die Ohren&period; Kasperle aber hatte auf dem Dach eine Latte gefunden&semi; mit der rutschte er wieder in die Kammer&comma; und klitsch&comma; klatsch schlug er Damian auf den Hosenboden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der wußte gar nicht&comma; wie ihm geschah&comma; er wollte ausreißen&comma; denn die beiden in der Kammer bedrängten ihn hart&comma; und dazu schrien alle beide&comma; daß das ganze Haus munter wurde&period; Man hörte Rufen&comma; Schritte polterten&comma; und da hatte Damian ohne Maul das Fenster erreicht und potz Kuckuck&excl; — weg war die Leiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Plumps&excl; fiel Damian von oben herab&period; Er fiel mit der Nase in etwas Nasses&comma; daß es hoch aufspritzte&period; Meister Friedolins rote&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperlefarbe war es&comma; die da unter dem Fenster stand&comma; und weil er wieder eine Anzahl Kasperle anmalen wollte&comma; hatte er gleich ein bißchen viel in einer flachen Schüssel angerührt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Pfui&comma; wie das roch und schmeckte&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Damian ohne Maul erhob sich stöhnend&period; Er witschte und spuckte&comma; und da packten ihn kräftige Hände&period; Meister Friedolin war es und Herr Severin&period; Michele war auch dazu gekommen&comma; und das Kasperle drosch mit seinem Holzscheit vergnügt auf Damians Hosenboden herum&comma; als wäre das ein Teppich&comma; den er ausklopfen sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da hatte Damian ohne Maul auf einmal ein Maul&period; Das riß er sehr weit auf&comma; er schrie mörderlich&comma; bat&comma; man solle ihn laufen lassen&comma; und drehte und wand sich&period;&nbsp&semi;Hops&comma; hops sprang Kasperle um ihn herum&comma; es war schon recht unangenehm für Damian&period;&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Severin und Michele hielten ihn schließlich fest&comma; und Herr Severin fragte&colon; „Was wolltest du stehlen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — Klitsch&comma; klatsch&excl; — „Mich&comma; mich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&period; „Das ist Damian ohne Maul&comma; der hat mich stehlen wollen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da senkte Damian beschämt den Kopf und sagte kläglich&comma; der Herzog August Erasmus habe so eine große Belohnung ausgeschrieben&semi; die habe er sich verdienen und wirklich das Kasperle stehlen wollen&period; Der Kasperlemann&comma; der ihn dazu ansgestiftet&comma; der habe ihm verraten&comma; wo Kasperles Kammer sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; das sind ja schöne Geschichten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Meister Friedolin&period; „Solange ich im Waldhaus wohne&comma; ist so ein schlechter Mensch noch nicht dagewesen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin nicht schlecht&comma; — au&comma; au&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Damian&comma; denn Kasperle schlug noch immer auf ihn los&period; Da faßte Michele Kasperles Hand und sagte&colon; „Nun hat er genug&period; Die Geschichte wird unserem Fürsten Johann Jakob Joseph Jeremias gemeldet und dem Bauer Strohkopf in Protzendorf dazu&comma; da wird der Damian schon seine Strafe bekommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem langen Damian wurde es himmelangst&comma; und er&comma; der sonst am Tag kaum drei Worte sprach&comma; bettelte und bat jetzt kläglich&comma; man möchte ihn nicht verraten&comma; er würde Kasperle auch immer beschützen&comma; wenn es einmal in Gefahr geriete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Damian jammerte so&comma; daß Kasperle geschwind vor lauter Mitgefühl ein jämmerliches Geheul anfing und flehte&colon; „Laßt ihn los&comma; ach bitte&comma; bitte&comma; bitte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na meinetwegen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Meister Friedolin&comma; Herrn Severin war es auch recht&comma; und Frau Liebetraut streichelte Kasperle und sagte&colon; „Das ist mal recht von dir&comma; daß du den Damian losbittest&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da durfte der heimwärts ziehen&comma; die Leute im Waldhaus sagten ihm zu&comma; sie würden ihn nicht anklagen&comma; und Damian versprach nochmals heilig und teuer&comma; wenn er einmal dem Kasperle helfen könne&comma; würde er es tun&period; Zu guter Letzt gab ihm Kasperle noch die Hand&comma; und Damian trollte sich von dannen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Waldhaus gingen alle in ihre Betten&comma; auch Kasperle kroch hinein&comma; und jetzt lockte und rief ihn der Mond nicht mehr&period; Der war weiter gewandert&comma; fing schon an&comma; blaß vor Ärger zu werden&comma; denn er sah den neuen Tag heraufziehen&comma; und er fand&comma; er könnte ganz gut einmal die Sonne vertreten und am Tage scheinen&period; Doch die wollte sich das nicht gefallen lassen&period; Auf einmal war sie da&comma; die Vögel sangen ihr jubelnd entgegen&comma; im Bubenkämmerlein aber lag Kasperle noch immer mit offenen Augen im Bett&period; Und gar nicht froh sah er aus&comma; sondern höchst betrübt&period; Ihm war nämlich eingefallen&comma; wie er dem Michele helfen könnte&period; Aber das war ein schweres Werk&comma; fast zu schwer für ein Kasperle&excl;<&sol;p>

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