Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

Der Kasperlemann erzählt

<p>„Bimmelimbim&comma; hollahe&comma; ich bin da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; so rief unverdrossen ein Mann&comma; der vor einem kleinen&comma; mit einem roten Vorhang verhüllten Kasperletheater stand&period; Das Budchen befand sich auf einem großen Platz&comma; auf dem es noch viele andere Buden gab&comma; denn in dem Städtchen Wutzelheim war Schützenfest&semi; dazu waren Karussellmänner und Schaubudenleute von weither gekommen&period; Um das Kasperlebudchen herum drängten sich die Kinder&period; Es sollte&comma; so wurde gesagt&comma; ein besonders lustiges Kasperle sein&comma; das da spielte&comma; und das&nbsp&semi;<&sol;p>&NewLine;<p>Zusehen war billig&period; Für einen Pfennig konnte man lange stehen&comma; und manchmal konnte man sogar ausreißen&comma; ohne den Pfennig zu bezahlen&period; Aber das taten nur wenige&comma; die meisten gaben gewichtig ihren Pfennig hin&comma; man mußte doch Kasperle belohnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Immer wieder tönte das Bimmelimbim des Budenbesitzers&comma; immer mehr Kinder liefen herzu&period; Endlich ging der rote Vorhang auf&comma; und Kasperle steckte seine große&comma; große Nase heraus und fragte&colon; „Seid ihr alle da&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; scholl es im Chor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle seufzte&comma; schwang ein Beinchen über die Brüstung und fragte trübselig&colon; „Ihr denkt nun wohl&comma; ich werde kaspern&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien die Kinder&comma; und ein paar Ungeduldige drängten&colon; „Fang doch an&comma; sonst müssen wir zum Abendbrot nach Hause&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Es war aber erst drei Uhr nachmittags&comma; und das Kasperle lachte etwas&period; „Abwarten und Tee trinken&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief es&period; „Erst muß ich euch eine Geschichte erzählen&period; Wollt ihr sie wissen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; ertönte es von unten herauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; dann paßt mal auf&excl; Glaubt ihr&comma; daß ich lebendig bin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder lachten&comma; ein paar kleine sagten schüchtern ja&comma; die größeren aber riefen alle&colon; „Nä&comma; du bist von Holz&OpenCurlyDoubleQuote; — „Von Blech&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sogar ein Mädel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Kasperle&comma; „na&comma; das glaube ich doch nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Dabei schlug er mit seinen hölzernen Armen und Beinen an die Bretterwand des Budchens&period; Es krachte laut&comma; und die Kinder schrien alle&colon; „Das klingt wie Holz&comma; du bist von Holz&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; gut&comma; also ich bin von Holz&period; Es gibt aber ein ganz putzlebendiges Kasperle&comma; glaubt ihr das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllten wieder die Kinder&comma; „so was gibt’s nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; so etwas gibt’s&comma; und das Kasperle sieht aus wie ich&comma; nur ist es viel&comma; viel größer&comma; so groß wie der da&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Kasperle streckte seinen Holzarm aus und zeigte auf Gottfried Schlippermilch&comma; der etwa acht Jahre alt war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Gottfried entrüstet&comma; „das ist nicht wahr&excl; Ich bin nicht wie ’n Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; es ist wahr&comma; und nun kommt meine Geschichte&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma; das ist nicht wahr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Gottfried war sehr entrüstet&comma; daß er Ähnlichkeit mit einem Kasperle haben sollte&comma; und seine Kameraden mußten ihm erst ein Weilchen gut zureden&comma; bis er schließlich sich beruhigte und still wurde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle beugte sich weit vor und begann&colon; „Ja&comma; denkt euch&comma; es gibt ein lebendiges&comma; flinkes&comma; lustiges Kasperle&comma; und das wohnt seit vielen Jahren in einem Waldhaus&period; Das Häuschen gehört einem Kasperleschnitzer&comma; der auch mich geschnitzt hat&comma; und darum sehe ich so aus wie das putzlebendige Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„I nä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien ein paar Buben erstaunt&comma; und Kasperle nahm flink eine alte Kartoffel und warf sie dem dicken Hansjörg an die Nase&period; Klatsch&excl; Das knallte nur so&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Stille sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&period; „Was ich erzähle&comma; ist wahr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hansjörg rieb sich erschrocken seine Nase&comma; und er klappte vor lauter Angst seinen Mund nun gar nicht mehr zu&comma; doch auch die andern schwiegen ein wenig erschrocken&comma; und Kasperle fuhr fort zu erzählen&colon; „Das lebendige Kasperle hat einmal ewig lange geschlafen&comma; vielleicht achtzig Jahre und noch länger&period; Da hat es in einem alten Schrank gesteckt&comma; und niemand wußte es&period; Meister Friedolin&comma; der Kasperleschnitzer&comma; aber hat eines Tages in dem Schrank herumgekramt und dabei das schlafende Kasperle entdeckt&period; Wie das ans Licht gekommen ist&comma; ist’s aufgewacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was hat’s denn da gemacht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Ein Stimmlein klang hell aus dem Kindergewühl heraus&comma; und diesmal warf Kasperle keine Kartoffel&comma; es drohte nur mit seiner steifen Holzhand&comma; gab aber doch Antwort&period; „Dummheiten hat’s gemacht&comma; nichts wie Dummheiten&period; Das Waldhaus hat es bald auf den Kopf gestellt&comma; und dann ist es ausgerissen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Viele Ahs und Ohs ertönten&period; Die Kinder sahen sich um&comma; ob gar das Kasperle hierher ausgerissen wäre&comma; ein paar Buben aber schrien laut&colon; „Das ist fein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — „Potz Wetter&excl; Was sagt ihr da&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle empört&period; „Fein&comma; fein&excl; Na&comma; ich danke&period; Frech war es&comma; so frech wie eure Nasen&period; Und wie hat sich das Kasperle aufgeführt&comma; o jegerle&excl; Erst ist’s in ein Dorf gelaufen&comma; — Protzendorf heißt es — nachdem es ein paar Büblein Hosen und Jacke weggenommen&comma; hat sich dort als Gänsejunge verdingt und dabei die armen Gänse halb tot gehütet&semi; dann hat es den braven Schäfer Damian und seinen Bruder Florian schlimm geärgert&comma; und nachher ist’s wieder ausgerissen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Fein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien wieder ein paar Buben&period; Diesmal warf Kasperle wütend ein paar trockene Kienäpfel von oben herab&period; Klatsch&comma; klatsch&excl; Einen bekam Drehers Frieder an die Nase&comma; der andere hopste auf drei Köpfen herum&comma; immer von einem zum andern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist frech&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien sie wieder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ih&comma; frech war Kasperles Ausreißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; zeterte oben das Kasperle&period; „Und frech war es&comma; was er dann tat&period; Dem Grafen von Singerlingen ist er hinten auf den Wagen aufgesprungen&semi; so ist er mit in ein Schloß gefahren&comma; dort ist er in die Schlagsahne gefallen und hat sich in des Herzogs&comma; unseres Herzogs&comma; Bett gelegt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Fein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien wieder ein paar Buben&comma; aber da drohte Kasperle&colon; „Ihr werdet eingesperrt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da verstummten die Schreier flink&comma; und Kasperle erzählte weiter&colon; „Unser guter Herzog August Erasmus war damals bei dem Grafen von Markfeld zu Gaste&comma; eine Hochzeit wurde im Schloß gefeiert&comma; und da hat das Kasperle herumgespukt&period; Die kleine Gräfin Rosemarie — sie ist jetzt eine schöne junge Dame und wird nächstens einen Grafen heiraten — hat den kleinen Unnützling aus Mitleid erst in ihr Puppenbett gesteckt&comma; dann ihm geholfen&comma; daß er ausreißen konnte&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Fein&comma; fein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllten wieder die Kinder&period; Da wurde Kasperle wütend&comma; er schrie&colon; „Potztausend&excl; Das hättet ihr wohl auch getan&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jauchzten die Kinder&period; „Er soll nur kommen&comma; wir helfen ihm schon&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Einige Augenblicke war Kasperle muckstill&semi; der Kasperlemann&comma; der hinter dem roten Vorhang stand&comma; fuhr sich mit seinem schwefelgelben Schnupftuch über das Gesicht&period; Er ärgerte sich&period; „So ist nun das Kindervolk&excl; Da reise ich von Jahrmarkt zu Jahrmarkt&comma; bin auf Schützenfesten&comma; überall und immer&comma; wenn ich erzähle&colon; ‚Kasperle ist ausgerissen&OpenCurlyQuote;&comma; schreien die dummen Kinder&colon; ‚Fein&comma; fein&excl;&OpenCurlyQuote; — Haue müßten sie alle haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle soll weiterreden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; verlangten die Kinder vor dem Budchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da ließ der Kasperlemann das hölzerne Kasperle wieder zappeln&period; Er steckte aber selbst seinen Kopf heraus und erzählte weiter&colon; „Trotzdem die Landjäger aufpaßten&comma; gelang es dem schlimmen lebendigen Kasperle doch&comma; zu entkommen&period; Hoch hinauf in die Berge in das Dorf Waldrast hat er sich geflüchtet&comma; und der Schullehrer dort hat sich seiner gar liebreich angenommen&period; Aber als Dank hat Kasperle nichts wie Dummheiten gemacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was hat er denn getan&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Hansjörg drängte sich ganz vor&comma; und klatsch&excl; schlug ihm Kasperle mit dem Bein an die Nase&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Au&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Hansjörg brüllte&comma; die andern schrien&colon; „Sei doch still&excl; Wir wollen hören&comma; wie’s weiter geht&period; Was hat Kasperle gemacht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nichts als Unsinn&comma; und vor allem hat er die Base Mummeline im Schulmeisterhaus schlimm geärgert&period; Die hat aber herausgekriegt&comma; daß es mit dem Kasperle nicht richtig war&comma; und da sind Landjäger nach Waldrast gekommen&comma; die haben Kasperle fangen wollen&comma; denn der Herr Herzog August Erasmus hatte eine hohe Belohnung dem versprochen&comma; der Kasperle fangen würde&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O jemine&excl; Die haben ihn wohl gefangen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„I bewahre&excl; Stille doch&comma; Kinder&excl; Ausgerissen ist — —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma; hurra&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kasperlemann ärgerte sich mehr und mehr&comma; die Kinder jauchzten immer lauter&comma; und von den andern Buden schauten die Leute neugierig herüber&period; „Beim Kasperle geht’s mal wieder lustig zu&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Stille&comma; Kinder&excl; Sonst erzähle ich nicht weiter&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Kasperlemann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach ja doch&comma; bitte&comma; bitte&comma; wohin ist Kasperle gelaufen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Erst auf den Kirchturm&semi; da hat er die Glocken geläutet&comma; so daß sie alle im Dorf gedacht haben&comma; es brenne&comma; und in der Verwirrung und in der Dunkelheit ist — ritsch ratsch&excl; — das Kasperle ausgerissen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma; Kasperle soll leben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tut er ja auch&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Kasperlemann&period; „Und gut hat er dann eine Weile gelebt&semi; in des Herzogs Jagdschloß hat er beinahe die Räucherkammer leergegessen mit seinem Freund&comma; dem Geißbuben Michele&period; Das Michele hat dem Kasperle in das Schloß hinein geholfen&comma; und als da der Herzog August Erasmus unversehens gekommen ist&comma; hat sich Kasperle in eine verborgene Kammer geflüchtet&comma; und alle im Schloß haben gedacht&comma; es spuke ein Gespenst darin&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Uje&comma; das ist aber fein&excl; Ich will auch mal Gespenst sein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Hansjörg&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich auch&comma; ich auch&excl; Gespenst sein&comma; ist fein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; echote es&period; „Morgen spielen wir Gespenster&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie hat er es denn als Gespenst gemacht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das schwätzte laut vor dem Budchen durcheinander&comma; und der Kasperlemann brummte&colon; „So dumm bin ich nicht&comma; euch das zu verraten&period; Wer spukt&comma; kriegt was auf den Hosenboden&comma; und nun still&excl; Wer redet&comma; bekommt einen Nasenstüber&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da waren die Kinder wieder muckstill&comma; und der Kasperlemann erzählte weiter&colon; „Na&comma; kurz und gut&comma; sie haben es im Schloß herausgekriegt&comma; wo das Gespenst war&comma; und da hat es Kasperle mit der Angst gekriegt und ist durch einen geheimen Gang entflohen&period; Vorher aber hat der Bösewicht dem Herzog noch einen schweren Geldbeutel auf den Magen geworfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„War Geld drinnen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Hansjörg riß seinen Mund wieder sperrangelweit auf&comma; und der Kasperlemann brummte&colon; „Schafskopf&comma; natürlich&excl; Von was wäre er sonst schwer gewesen&excl; Wer jetzt aber noch ein Wort dazwischenredet&comma; muß drei Pfennige zahlen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hab’ nur einen Pfennig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerte Minchen Hirsebrei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; dann halt den Schnabel&excl; — Also&comma; hört zu&excl; Das Michele hat dann Kasperle wieder geholfen&period; Der ist ausgerissen&comma; und wißt ihr&comma; wohin er geraten ist&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien die Kinder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nach Torburg&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir wollen ihn sehen&comma; wir wollen ihn sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischten die Kinder&semi; Torburg lag im Tal&semi; nur eine Stunde weit war es von Wutzelheim entfernt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Donnerwetter&comma; bleibt doch da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Kasperlemann erschrak ordentlich&period; Alle Kinder wollten davonlaufen&comma; und er saß dann da und hatte keine Pfennige&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er ist ja nicht mehr dort&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er darum schnell&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach so&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerten die Wutzelheimer Kinder enttäuscht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wo ist er dann&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Hansjörg drängte sich wieder ganz nahe an das Budchen&comma; und klitsch&excl; bekam er einen Backenstreich&comma; aber tüchtig&period; Kasperle schlug mit seinem Holzbein derb zu&comma; und Hansjörg brach in ein Jammergeheul aus&colon; „Ich sag’s meinem Vater&excl; Ich sag’s meiner Mutter&comma; Kasperle hat mir gehaut&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sei doch nicht dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die andern Kinder zerrten Hansjörg&comma; der davonlaufen wollte&comma; zurück&comma; und der Kasperlemann fuhr zu erzählen fort&colon; „Also&comma; in Torburg wohnte ein alter Gärtner&comma; Meister Helmer&comma; in einem wunderschönen Garten&comma; der nahm das Kasperle als Gärtnerburschen an&period; Dort hat er ein Weilchen gelebt&comma; bis ich eines Tages nach Torburg kam und erfuhr&comma; Kasperle sei dort&period; Nun hatte der Herzog August Erasmus eine noch höhere Belohnung ausgesetzt&semi; die wollte ich mir verdienen und Kasperle fangen und —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Pfui&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Bums sauste ein Holzpantoffel in die Kasperlebude hinein&comma; schlug dem hölzernen Kasperle ein Stück von seiner Nase ab und traf des Kasperlemannes Bauch&period; Da schrie der nun auch und jammerte laut&period; Fritze Dünnebein aber&comma; der den Pantoffel geworfen hatte&comma; reckte sich stolz auf&colon; „Warum haste Kasperle fangen wollen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte er&period; „Das war böse&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du Dummkopf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Holzpantoffel kam zurück&comma; aber er traf Fritze nicht&semi; der fing ihn auf&comma; steckte wieder seinen Fuß hinein und sagte patzig&colon; „Ich geb’ dir keinen Pfennig&comma; weil du Kasperle gefangen hast&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Kasperlemann&period; „Ich hab’ ihn doch nicht gefangen&excl; Da ist nämlich der Meister Severin gekommen&comma; ein Geiger und Instrumentenmacher&comma; der allen Instrumenten eine Seele geben kann&comma; der hat ritsch&comma; ratsch das Kasperle genommen und es in einen schwarzen Kasten gesteckt und es in das Waldhaus zurückgetragen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma; das ist fein&excl; Der Meister Severin gefällt uns&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllten die Kinder&period; Hansjörg aber fragte bedächtig&colon; „Und wo ist’s Kasperle nu&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; im Waldhaus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Immer noch&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; freilich&excl; Jetzt hat er Angst&semi; wenn er nämlich von des Herzogs Landjäger erwischt wird&comma; ergeht es ihm übel&period; Dann wird er ins Loch gesteckt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er soll dort bleiben&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischten die Kinder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; er soll nicht dort bleiben&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Kasperlemann grimmig&comma; „ich will ihn fangen&period; Unser guter Herzog August Erasmus hat jetzt immer so arg das Zipperlein&comma; und er möchte einen solchen Spaßmacher haben&comma; der ihm die Langeweile vertreibt&semi; da hat er die Belohnung erhöht&comma; er will gern das Kasperle haben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder sahen sich an&period; Na&comma; als Spaßmacher im herzoglichen Schloß leben&comma; das mußte doch für ein Kasperle ganz lustig sein&period; Sie fragten etwas erstaunt&colon; „Geht Kasperle net hin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„I bewahre&comma; fällt ihm nicht ein&excl; Der fürchtet sich vor dem Herzog und bleibt im Waldhaus bei Meister Friedolin und Mutter Annettchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und der Meister Severin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der lebt auch im Waldhaus&period; Der hat die schöne Liebetraut geheiratet&comma; Meister Friedolins Pflegetochter&period; Alle leben sie vergnügt zusammen&comma; und unser Herzog kann das Kasperle nicht fangen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das erschien den Kindern doch seltsam&period; Ein Herzog&comma; der Landjäger hatte&comma; der konnte doch Kasperle aus dem Waldhaus holen lassen&comma; wenn er wußte&comma; wo er war&period; Hansjörg fragte darum&colon; „Warum holt er ihn net&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weil das Landhaus im Lande des Fürsten Johann Jakob Joseph Jeremias XXXIX&period; steht&comma; und das ist unsers Herzogs Feind&period; Der sagt&colon; ‚Kasperle kann bleiben&comma; wo er ist&comma; der Herzog August Erasmus soll ihn nicht bekommen&period;&OpenCurlyQuote;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und das Michele&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Minchen Hirsebrei mit feinem Stimmlein&period; „Hütet das noch die Geißen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Kasperlemann schüttelte sich ärgerlich&period; „Die Geschichte&comma; die ich euch erzählt habe&comma; ist geschehen&comma; als ihr alle noch kaum auf der Welt gewesen seid&period; Das Michele ist inzwischen groß und stattlich geworden und ein weltberühmter Geiger&period; Meister Severin hat ihm eine Geige geschenkt&comma; die eine wunderbar zarte Seele hat&comma; und dann hat er ihn unterrichtet&period; Jetzt reist Michele von Land zu Land&comma; er spielt an Königshöfen und in großen Städten und —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da schwieg der Kasperlemann auf einmal und die Kinder brüllten&colon; „Und&comma; und&comma; was ist und&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; papperlapapp&comma; das versteht ihr nicht&excl; Jetzt gebt mal eure Pfennige her&excl; Die Geschichte ist aus&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Illustration 010 „Nä&comma; noch net&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Hansjörg stellte sich breitbeinig vor das Budchen hin und fragte&colon; „Ich muß noch wissen&comma; ob nun Kasperle auch so groß wie Michele geworden ist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Unsinn&comma; du Quatschpeter&excl; Ein Kasperle wächst nicht&comma; das bleibt immer nur so groß wie ein kleiner Junge&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Kasperlemann&period; „Nun raus mit den Pfennigen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Leben die Leute in Waldrast noch&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Fritz Dünnebein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Freilich&comma; freilich&comma; selbst die Base Mummeline&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und wen heiratet die Gräfin Rosemarie&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Ein kleines blondes Mädelchen&comma; das Agathchen Morgenschön&comma; stellte sich auf die Fußspitzen&comma; damit es unter den langen Buben auch gesehen werde&period;&nbsp&semi;„Die schöne junge Gräfin Rosemarie heiratet den Grafen von Singerlingen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Kasperlemann&period; „Der ist freilich schon ein bißchen alt für sie&comma; aber weil ihre Eltern gestorben sind&comma; will der Herzog&comma; der ihr Vormund ist&comma; sie verheiraten&period; Sie will den Grafen gar nicht gern&comma; aber sie muß ihn halt nehmen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;&nbsp&semi;Da hielt sich Agathchen Morgenschön das Schürzlein vor die Augen&comma; sie brach in Tränen aus und rief klagend&colon; „Die arme&comma; arme Gräfin Rosemarie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; potz Wetter&comma; laß das Geflenne&excl; Was geht dich die Gräfin Rosemarie an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Kasperlemann&period; „Raus mit den Pfennigen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da erhob sich plötzlich auf dem Platz ein lauter Lärm&comma; Stimmen schwirrten auf&colon; „Haltet ihn&comma; haltet ihn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und da es keinen Löwen in Wutzelheim zu halten gab&comma; mußte es jemand anders sein&period; Die Kinder drehten sich alle blitzschnell um&comma; da sahen sie&comma; wie sich ein Affe von Bude zu Bude schwang&period; Der war aus der Tierbude entflohen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Haltet ihn&comma; haltet ihn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; ertönte es wieder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Affe saß auf einem Leinwanddach und grinste von oben herab&period; Da vergaßen die Kinder alle miteinander den Kasperlemann und sein Kasperle&comma; sie vergaßen aber auch&comma; ihre Pfennige zu zahlen&comma; sie rannten alle nach der Bude hin&comma; auf der das Äffchen saß&semi; selbst Agathchen Morgenschön vergaß die liebliche Gräfin Rosemarie&comma; die den alten Grafen von Singerlingen heiraten mußte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vergeblich rief der Kasperlemann den Kindern nach&colon; „Meine Pfennige&comma; meine Pfennige&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Husch&comma; husch&comma; war der Platz vor dem Budchen leer&period; Verdutzt sah der Kasperlemann den Kindern nach&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist doch ein unnützes Gesindel&comma; dies Kindervolk&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte er ärgerlich&period; „Alle meine schönen Pfennige sind futsch&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Er nahm seine Klingel und ließ sie laut tönen&colon; „Bimmlimbim&comma; bimmelimbim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber ach&comma; du lieber Himmel&comma; keine Bubenbeine&comma; keine Mädelfüße kamen angelaufen&excl; Über den weiten Platz hin tönte das Rufen und Schreien&colon; „Haltet ihn&comma; haltet ihn&comma; fangt den Affen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der sprang von Bude zu Bude&comma; geriet schließlich an die Kletterstange und kletterte hinauf&period; Hurra&comma; da wollten gleich zehn Buben ihm nach&comma; aber der Mann neben der Kletterstange wehrte ab&period; „Gemach&comma; gemach&comma; immer langsam voran&excl; Hansjörg&comma; klettere du zuerst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kletterte Hansjörg&comma; und als er beinahe oben war&comma; warf ihm der Affe einen oben angebundenen Groschenwecken platsch ins Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da verlor Hansjörg das Gleichgewicht und sauste samt dem Wecken von oben herunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fritze Dünnebein und Klaus Brenner ging es nicht besser&period; Ein Bube nach dem andern versuchte sein Heil&comma; aber auf einmal besann sich oben das Äfflein und ließ Gottfried Schlippermilch&comma; der vorher sehr wichtig getan und gesagt hatte&colon; „Ich schaff’s schon&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; ziemlich nahe kommen&comma; dann ritsch&comma; ratsch&excl; fuhr es dem Buben in die Haare&comma; daß es dem himmelangst wurde&period; Er schrie und zappelte&comma; und als ihn das Äffchen los ließ&comma; plumpste er wie ein dicker&comma; reifer runder Apfel von oben herab&comma; mitten in die Zuschauer hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da lag auf einmal nicht Gottfried allein am Boden&comma; sondern noch etliche andere auch&comma; sogar der dicke Herr Bürgermeister saß unversehens da&period; Der schalt weidlich über den Affen und die Buben&comma; aber er wußte auch nicht&comma; wie der Affe herunterzuholen war&period; Darum sagte er&comma; der Nachtwächter müsse sich unten an die Stange stellen und aufpassen&comma; die ganze Nacht hindurch&semi; wenn der Affe Hunger bekäme&comma; würde er schon herabkommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das fanden alle sehr gescheit&period; Einstweilen blieben freilich noch die Kinder an der Stange stehen und warteten&comma; bis ihnen ihre Mäglein knurrten&comma; als säße in jedem ein hungriger Wolf&period; Da rannten sie geschwinde heim&period; Der Kasperlemann ließ wieder seine Klingel ertönen&comma; aber die Pfennige blieben alle in den Kindertaschen stecken&period; Es war schon schlimm&period; Und dabei ahnte der Kasperlemann nicht einmal&comma; daß die Kinder von seiner schönen Geschichte sagten&colon; „Sie ist ja gar nicht wahr&excl; Er hat uns nur etwas vorgeflunkert&semi; ein lebendiges Kasperle das gibt es ja gar nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur Agathchen Morgenschön lief zur Bude hin und wollte ihren Pfennig abgeben&comma; aber da hatte schwuppdewupp der Kasperlemann gerade zugeschlossen&period; Ganz bitterböse war er und dachte&colon; Daran ist nur das unnütze lebendige Kasperle schuld&excl; Na&comma; wenn ich das erst fange&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Es gab nämlich wirklich ein richtiges lebendiges Kasperle&comma; und der Kasperlemann hatte den Kindern eine wahre Geschichte erzählt&period; Wenn sie es auch nicht glaubten&comma; wahr war die Geschichte doch&period;<&sol;p>

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