Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

Die Ankunft

<p>Der Herzog August Erasmus wartete ungeduldig auf Kasperles Ankunft&period; Am liebsten hätte er den kleinen Burschen in aller Morgenfrühe schon dagehabt&comma; doch als er den Weg berechnete&comma; sah er ein&comma; bis Mittag mußte er warten&period; Vielleicht daß die beiden da mit der Post kamen&period; Und die schöne Rosemarie wartete auch&comma; sie sah gerade wie der Herzog immer ungeduldig zum Fenster hinaus&comma; und als die Post mit Traratrara angerasselt kam&comma; liefen alle Leute im Schloß zusammen und riefen&colon; „Jetzt kommt Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Michael&comma; dachte Rosemarie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber da rumpelte und rasselte der Postwagen am Schloß vorbei&comma; niemand stieg aus&comma; niemand nickte und winkte&comma; es saß nämlich nur eine alte Frau drin&comma; die schlief ganz fest&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Trarira&comma; trarira&comma; da war die Post vorbei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog brummelte&comma; die Gräfin Rosemarie seufzte und die alte Liesetrine sagte so laut&comma; daß es der Herzog gerade noch hören konnte&colon; „Das dachte ich mir gleich&comma; das Kasperle kommt nicht&period; Ein Schabernack war’s&comma; weiter nichts&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dies Wort ärgerte den Herzog gewaltig&period; Er geriet in eine bitterböse Laune&comma; und als Rosemarie sagte&comma; die Reisenden würden gewiß bald kommen&comma; grunzte er sie an&colon; „Morgen wird der Graf von Singerlingen geheiratet&comma; punktum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jetzt kommt der Graf von Singerlingen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; meldete just da der Haushofmeister&period; „Eben ist sein Wagen in den Schloßhof gefahren&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>O du lieber Himmel&comma; erschrak da die arme Rosemarie&excl; Sie wurde so weiß wie die Rosen auf ihrer Mutter Grab&comma; und ihre Kammerfrau sagte&comma; dies sei eine Ohnmacht&comma; und Rosemarie müsse sich zu Bett legen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Trarira&comma; trarira&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; blies es da draußen auf der Landstraße&comma; und Rosemarie wurde wieder so rot wie die schönsten Rosen im Garten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle kommt&comma; Kasperle kommt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrien alle&comma; und selbst der Herzog vergaß den armen Grafen von Singerlingen und eilte hinaus&period; Ganz verdutzt sah sich der Graf von Singerlingen um&comma; Niemand begrüßte ihn&comma; niemand rief hurra&comma; und dabei sollte doch morgen seine Hochzeit sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Trarira&comma; trarira&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Eine große&comma; schwerfällige Kutsche fuhr in den Schloßhof ein&comma; und alles schrie wieder&colon; „Kasperle&comma; hurra&comma; Kasperle&excl; Da ist er&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war aber nicht Kasperle&comma; sondern die Prinzessin Gundolfine&comma; die eiligst gekommen war&comma; um den Grafen von Singerlingen zu heiraten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Prinzessin war gar nicht sehr sanftmütig&comma; und als alle „Kasperle&OpenCurlyDoubleQuote; und immer wieder „Kasperle&OpenCurlyDoubleQuote; schrien&comma; rief sie&colon; „Zum Kuckuck&comma; was ist das für ein Gerufe hier&excl; Ich bin eine Prinzessin und im Leben kein Kasperle&excl; Das ist eine Beleidigung&excl; Und wo ist der Graf von Singerlingen&comma; daß ich ihn heiraten kann&quest; Gleich will ich ihn sehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog erschrak&comma; der Graf erschrak&comma; denn er wußte noch gar nicht&comma; daß er die Prinzessin heiraten sollte&comma; und Rosemarie wurde wieder so blaß wie die Rosen auf der Mutter Grab&period; Die Kammerfrau rief wieder&colon; „Das ist eine Ohnmacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Prinzessin aber sagte&colon; „So was gibt’s nicht&semi; wenn ich komme&comma; wird man nicht ohnmächtig&comma; her mit dem Grafen&comma; den ich heiraten soll&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rief der Kammerdiener des Grafen von Singerlingen&colon; „Jetzt wird mein Graf ohnmächtig&comma; er ist schon unter die Bank gefallen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der gute Graf aber war gar nicht ohnmächtig geworden&comma; der war von selbst unter die Bank in der weiten Schloßhalle gerutscht&period; Er war so über die Prinzessin erschrocken&comma; die hatte eine Stimme&comma; als säße sie tief unten in einem Brunnenloch&comma; und mit ihren Augen spießte sie den Grafen beinahe auf&period; Nein&comma; so eine Prinzessin wollte er nicht&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder klang das „Trarira&comma; trarira&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; auf der Landstraße&comma; und wieder riefen alle&colon; „Kasperle kommt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber es waren Hochzeitsgäste&comma; der Schwager und die Schwester der jungen Gräfin Rosemarie&period; Die fragten gleich&colon; „Wo ist denn der Graf von Singerlingen&comma; den du heiraten sollst&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Den heirate ich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie die Prinzessin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; ich heirate die Gräfin Rosemarie&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Graf&period; Und die arme Rosemarie flüsterte zitternd&colon; „Ich heirate den Geiger Michael&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber das hörte niemand&comma; denn alle redeten durcheinander&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da entstand draußen ein wildes Geschrei&colon; „Kasperle ist da&comma; ja&comma; bimmelimlim&comma; das Kasperle ist da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; das ist schon gut&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Herzog&comma; und er machte gleich ein ganz vergnügtes Gesicht&comma; „führt ihn nur herein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bimmelim&comma; bimmelim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; klang’s wieder&comma; und dann kam ein Kasperle herein&comma; aber das war ein hölzernes Kasperle&comma; und der Kasperlemann trug es auf dem Arm&period; Das war doch zu toll&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog schaute den Kasperlemann so wütend an&comma; daß der vor Schreck immerzu klingelte&period; Er dachte&colon; Der Herzog hat mich doch rufen lassen&excl; Warum ist er denn so böse&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bimmelim&comma; bimmelim&comma; bimmelimlimlim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Stille&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Herzog&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle kommt&comma; Kasperle kommt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief ein Diener&period; „Auf der Landstraße kommt er angelaufen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog war so neugierig auf Kasperle&comma; daß er aufstand und durch den Garten ging bis zum Tor&comma; das nach der Landstraße hin führte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Über den Garten sanken schon die Abendschatten&comma; und der Herzog blieb an dem Springbrunnen am Eingang stehen&semi; hier wollte er Kasperle erwarten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war von dem eiligen Lauf arg müde&comma; und er sagte zu Michele&comma; als sie sich nun beide dem Schlosse näherten&colon; „Ich schlage Purzelbäume&comma; da geht’s schneller&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tu’s nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riet der Geiger&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber da tat es Kasperle schon&colon; eins&comma; zwei&comma; drei und noch einen&comma; und auf einmal lagen Herzog und Kasperle im Brunnenbecken&comma; denn Kasperle hatte den Herzog einfach umgerannt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vier Beine guckten in die Luft&comma; und alle schrien und liefen herbei&comma; zogen an den Beinen&comma; und dann standen der Herzog und Kasperle nebeneinander&comma; und tropf&comma; tropf&comma; lief an beiden das Wasser herab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog fing mächtig an zu schelten&comma; Kasperle aber erhob noch lauter seine Stimme&comma; er brach in ein rechtes&comma; furchtbares Kasperlegeheul aus&comma; und allen&comma; die mit am Tore standen&comma; wurde es himmelangst&period; Der Herzog ließ vor Schreck das Schelten sein&period; „Um Himmels willen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „Kasperle ist ertrunken&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; wenn einer ertrunken ist&comma; schreit er doch nicht so mörderlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der alte Haushofmeister&period; Er nahm Kasperle&comma; drehte ihn um und um&comma; stellte ihn bums&excl; wieder auf seine Füße und da — schwieg Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er sah sich um&comma; bemerkte die vielen erschrockenen Gesichter&comma; sah den Herzog plitschnaß dastehen&comma; und plötzlich kam ihn das Lachen an&semi; er lachte und lachte&comma; wie eben nur ein Kasperle lachen kann&comma; er schüttelte sich geradezu vor Lachen&period; Erst lachte die Gräfin Rosemarie ganz&comma; ganz leise mit&comma; und dann lachte der Graf von Singerlingen&comma; der Herzog lachte&comma; und auf einmal lachten alle&comma; lachten und lachten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur die Prinzessin Gundolfine lachte nicht&period; Die machte ein Gesicht wie die Frau im Essigkrug&comma; und die alte Liesetrine lachte auch nicht&comma; doch das merkten die andern gar nicht&period; Schließlich sagte der Herzog&comma; sein Bauch tue ihm vor Lachen weh&comma; und weil er auch plitschnaß war&comma; riet ihm sein Leibarzt&comma; er möchte sich nur rasch ins Bett legen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; erwiderte der Herzog&comma; das werde er tun&comma; und morgen früh solle die Hochzeit sein&comma; heut wäre es doch zu spät&period; Aber erst müsse Kasperle erzählen&comma; warum er zu spät gekommen sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Strohkopf&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das nahm aber nun der Herzog gewaltig übel&comma; er dachte&comma; Kasperle redete ihn mit Strohkopf an&period; Er schwang deshalb seinen Stock und schlug Kasperle auf den Rücken&comma; das knallte gar sehr&semi; Und gleich begann Kasperle wieder zu heulen&comma; Michele aber trat vor und erzählte dem Herzog&comma; wer der Strohkopf sei&comma; und er sagte&comma; Kasperle fange manchmal eine Geschichte in der Mitte an&comma; dann komme der Schluß und zuletzt der Anfang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Während er sprach&comma; heulte Kasperle wie eine Dachrinne&comma; und dem Herzog wurde es ganz weich und weh ums Herz&period; Er sagte&comma; man solle Kasperle ins Bett bringen und ihm ein gutes Abendbrot geben&comma; und morgen wollten sie alle Hochzeit feiern&period; Er nahm die Hand der Gräfin Rosemarie&comma; nahm des Michele Hand und ging mit beiden ins Schloß hinein&period; Der Graf von Singerlingen aber stand da wie einer&comma; dem eine Katze sein dickes Butterbrot aufgefressen hat&period; Und wie er noch so starrte und staunte&comma; trat die Prinzessin Gundolfine zu ihm heran und sagte&colon; „Morgen heiraten wir&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der arme Graf setzte sich vor Schreck bald auf die Erde&comma; er dachte&colon; Ach&comma; wie entrinne ich nur der Prinzessin&excl; Und während alle in das Schloß gingen&comma; blieb er allein draußen&semi; er setzte sich in eine Rosenlaube&comma; und wenn er nicht ein Graf und schon ziemlich alt gewesen wäre&comma; dann hätte er sicherlich geweint&comma; so traurig war er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle bekam neben seinem Freund Michele ein schönes Zimmer mit einem seidenen Bett&comma; und die schöne Rosemarie gab ihm einen Gutenachtkuß und sagte&comma; sie werde ihm immer dankbar bleiben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war alles sehr schön&comma; auch daß Michele noch wundersamer denn je auf seiner Geige spielte&comma; gefiel Kasperle sehr&period; Michele stand vor dem Schloß&comma; und seine Geige tönte süß und zart&comma; jeder im Schloß hörte ihn spielen&comma; und selbst der Herzog hatte sich weit seine Fenster auftun lassen&comma; und er lauschte dem Spiel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Rosemarie aber saß an ihrem Fenster und weinte vor lauter Glück&period; Sie wand sich selbst ein grünes Kränzlein&comma; das wollte sie morgen tragen&comma; und sie dachte&colon; Nun werde ich so glücklich wie die schöne Liebetraut im Waldhaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann verstummte die Geige&comma; es wurde still im Schloß&comma; und der Mond&comma; der zwar schon ein etwas schiefes Gesicht hatte&comma; kam hinter den hohen&comma; alten Ulmen hervor und sah neugierig in alle Zimmer hinein&period; Er sah Michele am Fenster sitzen und von glücklichen Tagen träumen&comma; er sah Rosemarie noch immer an ihrem grünen Kränzlein winden&comma; und er sah — ja&comma; was sah der Mond einmal wieder&excl; Das Kasperle sah er im Freien herumspazieren&period; Das hatte wieder einen Weg hinaus gefunden&period; Ganz&comma; ganz leise war es aus dem Zimmer geschlüpft&comma; selbst Michele hatte den Strick nicht gehört&period; Und dann war er auf dem Treppengeländer hinuntergerutscht&comma; das ging schnell und leise&comma; und war durch ein offenes Fenster in den Garten hinausgestiegen&period; In dem ging er auf und ab&period; Er sah den Mond die Rosen sachte streicheln&comma; er hörte die Bäume rauschen und — da rief jemand erschrocken&colon; „Oho&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war beinahe über den Grafen von Singerlingen gefallen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bums&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er erschrocken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na nu&comma; wer rennt denn da herum&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Graf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin’s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; potz Wetter&comma; Kasperle&excl; Du willst wohl gar schon wieder ausreißen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle seufzte tief&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Graf von Singerlingen seufzte noch tiefer&period; Endlich&comma; sagte er&colon; „Kasperle&comma; was hast du angerichtet&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle senkte tief seine Nase&period; „Ich kann doch nichts dafür&excl; Warum ist der Herzog ins Wasser gefallen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; murmelte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jemine&comma; du Dummkopf&excl; Das meine ich doch nicht&period; Aber ich muß nun eine Prinzessin heiraten&comma; weil dein Michele die schöne Gräfin Rosemarie bekommt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ist das schlimm&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Kasperle verdutzt&period; „Ich denke&comma; das ist fein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Prinzessin heiraten&comma; ist schlimm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Graf von Singerlingen sah so traurig aus&comma; daß Kasperle tiefes Mitleid mit ihm fühlte&period; Er hatte die Prinzessin gar nicht angesehen&comma; und er fragte zutraulich&colon; „Wie sieht se denn aus&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schrecklich&comma; wie — Gift&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Graf ächzte&comma; und Kasperle blickte ängstlich zum Schlosse hin&period; Vor der Prinzessin begann er sich zu fürchten&period; „Wo wohnt se denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dort&comma; das dritte Fenster&comma; das offen steht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sssim&comma; ssim&excl; huschten die Fledermäuse auf und ab an den beiden vorbei&period; Ein paar flogen ganz dicht heran und klapp&comma; da hatte Kasperle zwei in seinem Mützlein gefangen&period; „Die laß ich in ihr Zimmer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte er dem Grafen von Singerlingen zu&comma; „vielleicht reißt sie aus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Unsinn&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; wollte der Graf sagen&comma; „bleib hier&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; aber da war das Kasperle schon weggeflitzt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Efeu wuchs am Schloß empor&comma; da war es für Kasperle kein schweres Klettern&period; Er war eins&comma; zwei&comma; drei oben und ssim&excl; huschten die Fledermäuse in das Zimmer der Prinzessin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die war noch wach&comma; beschaute sich gerade den Hochzeitsstaat für den nächsten Tag&comma; als ihr eine Fledermaus an der Nase vorbeischwirrte&comma; eine andere fuhr ihr ins Haar&comma; und durch die Abendstille tönte das Geschrei der Prinzessin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das ganze Schloß wurde davon munter&comma; selbst der Herzog wachte auf&period; Er fragte ärgerlich&comma; was denn geschehen sei&period; Als man ihm sagte&comma; Fledermäuse seien im Zimmer der Prinzessin&comma; brummte er&comma; dies sei nicht schlimm&comma; darum brauche niemand so zu schreien&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle&comma; du bist aber ein arger Strick&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte unten der Graf von Singerlingen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle blickte ihn mit seinen schwarzen Äuglein ganz unschuldig an&period; „Ich wollte sie ja nur weggraulen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das gelingt dir nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch und dann — biste mir wieder gut&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da mußte der Graf lachen&period; „Geh du nur in dein Bett&comma; du unnützes Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period; „Ich bin dir schon nicht mehr böse&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Graf von Singerlingen ging in das Schloß zurück&period; Böse war er nicht&comma; aber traurig&period; Er dachte&colon; Wenn der Herzog nur nicht auf den Gedanken gekommen wäre&comma; mir die Prinzessin zur Frau zu geben&excl; Dann hätte ich meine Base Mauritia geheiratet&comma; die ist zwar weder jung noch schön&comma; aber sie kann die allerbesten Puddings machen&period; Na&comma; und das ist auch etwas wert&excl; Das kann die Prinzessin Gundolfine sicher nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und die Prinzessin dachte just in dem Augenblick&colon; Besser einen Grafen als überhaupt keinen Mann&excl; Ich will mich auch recht schön putzen morgen&period; „He&comma; was ist denn das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie blickte sich erschrocken um&period; Am Fenster&comma; das jetzt geschlossen war&comma; war ein schwarzer Schatten aufgetaucht&comma; aber gleich wieder verschwunden&period; Die Prinzessin rief ihre Kammerfrau&comma; und beide schauten nun hinaus&period; Sie sahen aber nichts als lauter dicke&comma; schwarze Schatten&comma; sahen nicht&comma; wie sich das Kasperle in den uralten Efeu verkroch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das war gewiß eine alte Eule&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Kammerfrau&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dies nahm die Prinzessin ordentlich übel&period; „In meiner Gegenwart redet man nicht von alten Eulen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte sie&comma; und dann sah sie noch einmal zum Fenster hinaus&period; Es war aber nichts zu sehen&comma; und da ging sie schließlich beruhigt in ihr Bett&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle aber hockte im nachtstillen Garten&period; Er hatte der Prinzessin noch ein paar Fledermäuse ins Zimmer lassen wollen&comma; er meinte&comma; dies sei ein gutes Mittel&comma; jemand wegzugraulen&period; Dabei hatte er aber etwas gesehen&comma; das ihm sehr&comma; sehr sonderbar vorkam&period; Kasperle überlegte&semi; im Waldhause hatten sie doch alle die Haare auf dem Kopfe gehabt&comma; und keiner hatte sie abends neben sich gelegt&period; Die Prinzessin aber hatte ihre dicken&comma; dunklen Zöpfe auf einem Tische liegen gehabt&period; Sonderbar&comma; höchst sonderbar&excl; Vielleicht hatte sie sich die Haare alle abgeschnitten und kam morgen ohne Haare&period; Ob sie da dem Grafen von Singerlingen besser gefiel&quest; Es war doch eine schwierige Sache&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle seufzte&comma; und dann sah er sich nach seinem Fenster um&period; Da war es&comma; er sah zwei Fenster nebeneinander&comma; die standen offen&comma; und hinter einem schlief das Michele&comma; hinter dem andern war seine Stube&period; Er kletterte also wieder hinauf und dachte dabei&colon; Hinab ging es leichter&comma; da war doch noch ein Blitzableiter da&excl; Aber nun war er schon angelangt&comma; und weil er purzelmüde war&comma; gedachte er auf Kasperleart ins Bett zu steigen&period; Er zog sich gar nicht erst aus&comma; sondern tat einen gewaltigen Hopser&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Uff&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie jemand&comma; „mir ist ein Stein auf den Magen gefallen&excl; Hilfe&comma; Hilfe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei&comma; da hatte das Kasperle wieder etwas angerichtet&excl; Dem dicken Oberhofmeister war er auf den Magen gesprungen&period; Der schrie ach und weh&comma; stöhnte&comma; er müsse nun sterben&comma; und ehe noch Kasperle entwischen konnte&comma; kamen ein paar Diener gerannt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Kasper war’s&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der eine und hielt Kasperle am Hosenbödlein fest&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Haue&comma; Haue&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; ächzte der Oberhofmeister&comma; aber ehe Kasperle noch einen Schlag bekommen hatte&comma; erhob er seine Stimme und&nbsp&semi;brüllte so mörderlich&comma; daß diesmal der Herzog nun wirklich vor Schreck beinahe starb&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Himmel&comma; das ist Kasperle&excl; dachte der Geiger Michael&comma; und er kam eiligst seinem kleinen Freund zu Hilfe&period; Türen taten sich auf&comma; Stimmen schwirrten durcheinander&comma; keiner wußte recht&comma; was geschehen war&comma; nur der Oberhofmeister wußte es&comma; der rief&comma; man solle den Doktor holen und Kasperle hauen&period; Der eine Diener tat dies&comma; der andere das&comma; und es wäre Kasperle trotz seines Zetergeschreis übel ergangen&comma; wenn Michael nicht herbeigeeilt wäre&period; Der entriß ripsch&comma; rapsch Kasperle den Händen des Dieners&comma; und trotzdem der Oberhofmeister furchtbar schalt&comma; lief er doch mit seinem kleinen Freunde aus dem Zimmer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Draußen aber prallte er mit einem zusammen&comma; das war des Herzogs erster Kammerdiener&period; Der sagte&comma; Kasperle solle sofort zum Herzog kommen&comma; der sei ganz erschrecklich böse&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dies war nun schlimm&period; Kasperle ließ die Nase hängen&comma; er klammerte sich an sein Michele an&comma; und der ging wirklich ungerufen mit und trat mit an des Herzogs Bett&comma; in dem der ganz matt vor Schreck lag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wirklich&comma; der Herzog sah sehr wütend drein&period; Der Geiger dachte&colon; O mein armes&comma; armes Kasperle&comma; wie wird dir das noch ergehen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was hast du gemacht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Herzog Kasperle an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der senkte den Kopf&comma; seufzte tief und sagte&comma; er sei nur ein bißchen zum Fenster hinausgeklettert und in das verkehrte hinein&period; Na&comma; und da war er eben dem Oberhofmeister wie ein dicker kleiner Feldstein auf den Magen gefallen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog zornig&comma; „über solche Dummheiten sind Wir sehr böse&comma; das tut man nicht bei Hofe&period; Und überhaupt&comma; wie kannst du denn so geschwinde zu einem Fenster hinausklettern&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sperrte seinen Mund weit auf&period; Das war doch leicht&comma; zu einem Fenster hinauszuklettern&excl; „’s geht fix&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; murmelte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Soooo&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Dem Herzog fielen plötzlich die Fledermäuse ein&comma; die im Zimmer seiner Base herumgeschwirrt waren&period; „Geht Fledermäuse fangen auch so fix&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na ob&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle grinste von einem Ohr bis zum andern&comma; aber gleich erschrak er sehr&comma; denn der Herzog erhob drohend seinen goldenen Degen&comma; der immer an seinem Bette hängen mußte&comma; und er sagte streng&colon; „Kasperle&comma; hüte dich&comma; sonst wirst du in einen Käfig gesperrt&excl; Jetzt geh&comma; und wehe dir&comma; wenn heute noch einmal solches Geschrei entsteht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da ging Kasperle mit hängender Nase zum Zimmer hinaus&comma; und draußen seufzte der Geiger Michael tief&period; „Ach&comma; mein Kasperle&comma; mein armes Kasperle&comma; wie wird’s dir ergehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er traurig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle brummelte&colon; „Ach&comma; gut&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und bei sich dachte er&colon; Vielleicht sagt er doch einmal&colon; „Geh zum Teufel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Ich will’s schon versuchen&comma; daß er es sagt&excl;<&sol;p>

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