Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

Eine neue Freundin

<p>Gut ging es dem armen Kasperle nicht auf Burg Himmelhoch&period; Erst sollte er mit dem Herzog Kaffee trinken&comma; da versank er wieder mit seiner großen Nase in der Kaffeetasse&comma; was der Herzog sehr&comma; sehr unschicklich fand&period; Dann mußte Kasperle mit spazierenfahren und wie ein kleiner Diener hinten aufsitzen&period; Kasperle fand das sehr lustig&comma; und allemal&comma; wenn jemand vorbeikam&comma; lachte er und schnitt Gesichter&period; Die Leute lachten&comma; oder sie erschraken furchtbar und liefen davon&period; Erst wußte der Herzog gar nicht&comma; was das bedeuten sollte&comma; bis ihm Kasperle einfiel&comma; er drehte sich um&comma; und just da machte Kasperle ein Gesicht wie die Prinzessin Gundolfine&comma; und ein paar Kinder am Wege kreischten laut&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war doch zu toll&excl; Der Herzog nahm seinen Stock und schlug Kasperle auf den Rücken&period; Potzwetter&comma; tat das weh&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Und nicht einmal heulen durfte Kasperle&comma; der Herzog drohte&comma; er würde noch mehr Schläge bekommen&period; Dazu befahl der Herzog&colon; „Schneller fahren&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und der Wagen sauste dahin&comma; Kasperle hatte Mühe&comma; nicht runterzufallen&semi; ganz verdutzt war er&comma; als sie wieder vor dem Schlosse anhielten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Abends mußte Kasperle dann dem Herzog etwas vorkaspern&period; Weil er aber vor lauter Angst zum Abendessen nicht recht gegessen hatte&comma; fing plötzlich sein Magen an erschrecklich zu knurren&period; Der Herzog&comma; der eben noch gelacht hatte&comma; zog gleich wieder ein verdrießliches Gesicht und sagte&comma; das sei sehr&comma; sehr unschicklich&period; Magenknurren sei bei Hofe verboten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber im Waldhaus nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Das wollte Kasperle ganz&comma; ganz leise sagen&comma; aber seine Stimme rutschte ihm aus&comma; und so hörte es der Herzog&period; Da bekam Kasperle Schläge&comma; nichts zu essen&comma; wurde ins Bett geschickt und eingeschlossen&period; Müde&comma; hungrig weinte er sich in den Schlaf&period; Ach&comma; es war doch schwer&comma; eines grilligen Herzogs Diener zu sein&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Kasperle aufwachte&comma; dämmerte draußen erst der Morgen&comma; und hinter der kleinen Stadt glühte der Himmel im Frührot&period; Kasperle schaute zum Fenster&comma; er sah auch hinüber nach Schloß Lindeneck und das traurige Marlenchen fiel ihm ein&period; Und weil Kasperle ein gutherziger kleiner Kerl war&comma; dachte er sich gleich aus&comma; wie er das Marlenchen unterhalten wollte&period; Und damit er recht schöne Gesichter schneiden konnte und Purzelbäume schlagen&comma; fing er an&comma; das zu üben&comma; und gerade wie er mitten drin war&comma; kam Veit ins Turmstübchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der lachte vergnügt&period; „O Kasperle&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „was bist du für ein schnurriger Kauz&excl; Nun komm nur her und frühstücke&excl; Der Haushofmeister läßt dir sagen&comma; du sollst dich erst ordentlich satt essen&comma; damit du nachher beim Herzog nicht wieder wie ein kleiner Vielfraß zulangst&period; Du sollst nämlich mit dem Herzog frühstücken&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Schön war diese Aussicht gerade nicht&period; Kasperle seufzte schwer&comma; aber dann befolgte er den guten Rat des Haushofmeisters&period; Er aß sich so plumpsatt&comma; daß er sich kaum noch rühren konnte&period; So wohl gerüstet ging er zum Frühstück des Herzogs&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mach’ eine schöne Verbeugung&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; hatte Veit ihm geraten&period; Das wollte Kasperle auch tun&period; Er verbeugte sich tief&comma; weil er aber so vollgegessen war&comma; platzten ihm unversehens seine Hosenknöpflein&comma; und das fand der Herzog nun wieder sehr&comma; sehr unschicklich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle mußte das Zimmer verlassen&comma; und die Hausverwalterin Babette nähte ihm erst die Knöpflein wieder an&period; Das war eine gutmütige Frau&comma; die ihren Spaß an Kasperle hatte&period; Sie versprach ihm auch&comma; sie wolle ihm einen neuen Kittel nähen&comma; einen von himmelblauer Seide&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Lieber grün&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; bettelte Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Meinetwegen auch grün&comma; aber warum denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch das sagte Kasperle nicht&period; Er dachte bei sich&colon; Wenn ich ein grünes Wämslein habe und durch den Wald laufe&comma; sieht man mich nicht&period; Ein ganz kleines bißchen dachte der Schelm nämlich ans Ausreißen&period; Wer weiß&comma; der Herzog sagte doch einmal etwas vom Teufel&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt freilich mußte er zum Herzog zurückgehen&period; Der war eigentlich kein böser Mann&comma; nur seit er seinen Ring verloren hatte&comma; war er noch grilliger als früher geworden&period; Unrecht tun wollte er niemand&comma; aber weil ihn nie jemand ob seiner üblen Launen gescholten hatte&comma; dachte er&comma; diese seien gar nicht schlimm&period; In der Nacht hatte er an Kasperle gedacht&comma; und der kleine Kerl hatte ihm sehr leid getan&period; Er sann nach&colon; Kasperle war doch noch nie an einem Hofe gewesen&comma; wie konnte er wissen&comma; wie man sich da benehmen mußte&excl; Morgen bin ich recht gut gegen ihn&comma; hatte sich der Herzog vorgenommen&comma; darum hatte er Kasperle auch zum Frühstück eingeladen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wenn aber Hosenknöpflein abplatzen&comma; ist es dumm&period; Kasperle kam ganz scheu mit den angenähten Knöpfles wieder herein&comma; und zu seiner Verwunderung sagte der Herzog freundlich&colon; „Nun komm nur und frühstücke&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und weil der Herzog freundlich sein wollte&comma; legte er Kasperle selbst auf&colon; Brötchen mit Schinken darauf&comma; ein großes Stück Kuchen dazu&comma; und er ermahnte&colon; „Nun iß nur&comma; du bekommst mehr&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; wie kann aber ein Kasperle essen&comma; wenn es so plumpsatt ist&comma; daß ihm die Hosenknöpfles abspringen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle kaute und kaute&comma; würgte&comma; schluckte&comma; — es ging nicht mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Iß doch&comma; trink’ doch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; mahnte der Herzog&period; „Du bekommst noch mehr&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da seufzte Kasperle so tief&comma; als säße er unten im Turmverlies&period; Und weil er sich gar nicht zu helfen wußte&comma; das Schinkenbrot durchaus nicht mehr in seinen Magen hineinwollte&comma; fing er an&comma; bitterlich zu weinen&period; Dicke&comma; dicke Tränen kullerten in seine Schokoladentasse hinein&comma; und der Herzog fühlte tiefes Mitleid mit dem kleinen Kerl&period; Zum erstenmal brummte er ihn nicht an&comma; sondern sagte freundlich&colon; „Geh in den Park&comma; Kasperle&comma; springe herum&comma; damit du mittags wieder hungrig bist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war heilfroh&comma; daß er hinausdurfte&period; Er schoß die Treppe hinab wie eine Kugel&comma; und kaum war er im Park&comma; da rannte er&comma; so schnell er konnte&comma; an das Bächlein bei der uralten großen Ulme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wirklich saß das traurige Marlenchen dort&comma; es drehte die Kieselsteine im Wasser um und suchte den verlorenen Ring&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da bin ich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Plitsch&comma; platsch&comma; schoß Kasperle in den Bach hinein und Marlenchen sank vor Schreck wieder totenblaß am Ufer hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Kasperle hatte doch gedacht&comma; sie würde über seinen Purzelbaum lachen&excl; Ach&comma; hier war alles anders wie im Waldhaus&excl; Kasperle legte sich neben das blasse Marlenchen ins Gras und fing wieder bitterlich zu weinen an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Warum weinst du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte da auf einmal ein feines Stimmchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weil ich — alles verkehrt mache&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle schluchzte erbärmlich&comma; und da vergaß das traurige Marlenchen ihr eigenes bitteres Herzeleid&period; Es richtete sich auf&comma; fuhr mit dem Zeigefingerlein sachte über Kasperles Gesicht und fragte&colon; „Warum bist du denn hier&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weil ich’s versprochen habe&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Kasperle fing an&comma; dem kleinen Mädchen vom Waldhaus zu erzählen&comma; von Michele und von Rosemarie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist gut&comma; weil du der schönen Rosemarie und deinem Michele geholfen hast&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Marlenchen da&period; Sie legte ihre kleine&comma; weiße Hand in Kasperles derbe&comma; braune Patsche&comma; und so saßen die beiden unglücklichen Kameraden an dem Bächlein und Kasperle mußte immer mehr und mehr vom Waldhaus erzählen&period; Ein paarmal huschte es wohl wie ein Scheinchen über Marlenchens trauriges Gesicht&comma; aber sie lachte noch nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle merkte es zum erstenmal&colon; einen wirklich traurigen Menschen bringt auch ein Kasperle nicht so leicht zum Lachen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein wenig froher sah Marlenchen aber doch aus&comma; als in der Ferne des Haushofmeister Pfeife ertönte und Kasperle Abschied nahm&period; Sie sagten beide zusammen&colon; „Morgen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schüttelten sich die Hände&comma; und wieder ging ein ganz feiner&comma; heller Schein über das Gesicht des traurigen Marlenchens&semi; so wie manchmal an ganz grauen Tagen die Sonne ein wenig hinter den Wolken schimmert&comma; war es&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dies machte Kasperle sehr froh&period; Er hopste und sprang dem Schlosse zu&comma; lief mit Gepolter hinein&comma; und der Haushofmeister hielt ihn noch zur rechten Zeit am Hosenzipfel fest&period; „Du&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der&comma; „jetzt schling nicht so bei Tisch&comma; es sind noch Gäste da&period; Wirst du nicht satt&comma; bekommst du nachher noch etwas&period; Also fein still und brav sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das nahm sich Kasperle zu Herzen&period; Er aß wenig&comma; saß auch ganz still und bescheiden am Tischende&period; Alles ging gut&comma; nur — ein Kasperle ist eben ein Kasperle&period; Da saß am Tisch ein fremder Graf&comma; der hatte eine seltsame Gewohnheit&period; Jedesmal wenn er einen Bissen verschluckte&comma; kniff er die Augen zu und nickte mit dem Kopf&period; Ein Weilchen sah Kasperle das an&period; Aber weil er nun eben ein echtes Kasperle war&comma; verzog er unwillkürlich sein Gesicht&comma; nickte&comma; kniff die Augen zu&comma; und es sah so pudelnärrisch aus&comma; daß ein Ho&fjlig;unker&comma; der ohnehin noch lieber lachte als ernst war&comma; plötzlich leise vor sich hin kicherte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wenn aber jemand lachte&comma; dann war es um Kasperle geschehen&period; Er kniff wieder die Augen zusammen&comma; nickte wieder&comma; und zwei junge Hofdamen kicherten vor sich hin&period; Ein Kammerherr lachte&comma; der alte&comma; dicke Oberstallmeister aber&comma; der so etwas wie das Kasperle noch nicht gesehen hatte&comma; lachte unversehens laut auf&period; Es dröhnte nur so&comma; und da lachte es da und lachte dort&comma; nur etliche Herren und Damen und der Herzog dazu saßen steif und ernsthaft da&comma; über ein Kasperle lacht nur&comma; wer sich im Herzen einen Rest des alten Kinderfrohsinns bewahrt hat&period; Menschen mit reinen&comma; guten Herzen lachen leicht&semi; die Hochmütigen&comma; Stolzen&comma; Harten haben in ihrem Leben das reine&comma; frohe Lachen verlernt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog August Erasmus hätte wohl mitgelacht&comma; ja es zuckte einmal um seinen Mund&comma; aber er war so schrecklich eingebildet auf seinen Herzogstitel&comma; da hielt er das Lachen nicht für würdevoll&period; Er sah streng zu Kasperle hin&comma; und der erschrak über den bösen Blick und tauchte vor Schreck die Nase in seinen Kompotteller&period; Es spritzte hoch auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog rümpfte die Nase&period; Nein&comma; dieses Kasperle betrug sich zu schlimm&excl; Er winkte Veit&period; „Bring’ ihn hinaus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er streng&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da mußte Kasperle aufstehen und er dachte&colon; Nun werde ich wieder eingesperrt&period; Sein Gesicht wurde ganz traurig&comma; und der Herzog sah dieses traurige Kasperlegesicht und es war&comma; als rede jemand zu ihm&colon; Kasperle kann doch nichts anderes sein als eben ein kleiner Schelm&comma; der immer herumkaspert&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Weil der Herzog aber immer meinte&comma; alles&comma; was er tue&comma; sei recht und gut&comma; rief er Kasperle nicht zurück&comma; und Veit sagte zu dem draußen&colon; „Nun geh geschwinde in deinen Turm&comma; ich dringe dir nachher noch allerlei Gutes&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da stieg Kasperle in seinen Turm hinauf&comma; kletterte wieder auf das Fensterbrett und schaute dahin&comma; wo Schloß Lindeneck aus den Baumwipfeln hervorsah&period; Er dachte an das traurige Marlenchen&comma; und auf einmal stieg ein ganz bitterer Groll gegen den Herzog in des Kasperles Herz empor&period; Der trug doch die Schuld an des Marlenchens Trauer&semi; der Herzog und die Prinzessin Gundolfine&comma; die beiden waren es&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sprang vom Fensterbrett herab&comma; zerrte zwei Stühle heran&comma; nahm einen Stock&comma; der in der Ecke lehnte&comma; und bums&comma; bums&excl; schlug er auf die Stühle ein&period; „Warte du&comma; warte du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; warte du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte jemand und hielt Kasperle fest „Aber Kasperle&comma; was machst du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Der alte Haushofmeister sah ganz verdutzt dem kleinen Burschen in das bitterböse Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hau’ den Herzog da&comma; und die Prinzessin da&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle riß sich los und schlug unverdrossen auf die Stühle ein&period; „Klapp&comma; du&comma; klapp&comma; du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jemine&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sein guter&comma; alter Freund sah Kasperle entsetzt an&period; „Aber Kasperle&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „du bist doch ein abscheulicher Strick&excl; Wenn das unser Herr Herzog hörte&comma; dann möchte es dir schlecht gehen&period; In das allerfinsterste Loch würdest du gesteckt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Erschrocken ließ Kasperle den Stock sinken&comma; und da er in das ehrlich betrübte Gesicht des Haushofmeisters sah&comma; kam er flink&comma; schmiegte sich an den an und bettelte&colon; „Sei wieder gut&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; wieder gut&comma; das war der alte Mann dem Unnützling schon&semi; er seufzte aber doch recht sehr&comma; als er wieder das Turmgemach verließ&period; Wie würde das werden&excl; Irgendeine Dummheit stellte das Kasperle doch wieder an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er ahnte nicht&comma; daß das Kasperle schon dabei war&period; Das dachte sich&colon; Im Turm ist’s langweilig allein&comma; ich hole mir etwas zum Spielen&period; Und flugs entwischte er durch den geheimen Gang&comma; geriet auf eine Hintertreppe und kam in den Park hinaus&comma; ohne daß ihn jemand sah&period; Draußen raffte er sich Blumen zusammen&comma; steckte sich Kieselsteine in sein Mützlein und fand zu seinem großen Vergnügen auch etliche dicke Fröschlein&comma; die er in die weiten Taschen seines Kasperlegewandes tat&period; Dann lief er wieder zurück&comma; irrte erst eine Weile im Schloß herum und mußte sich ein paarmal verstecken&comma; ehe er seinen Turm wieder fand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dort tat er erst die Blumen in ein Glas&comma; ordnete die Steine und war gerade dabei&comma; die Frösche aus den Hosensäcklein herauszunehmen&comma; als Veit erschien&period; „Flink&comma; flink&comma; Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&period; „Du sollst kommen&period; Der Herzog sitzt mit seinen Gästen noch beim Kaffee&semi; du sollst ihnen etwas vorkaspern&period; Nachher gibt es auch Kuchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da ließ Kasperle alle seine Schätze im Stich&comma; lief mit und wurde vom Herzog viel gnädiger empfangen&comma; als er gedacht hatte&period; „Mache einmal dein Räubergesicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der&comma; „und auch das Teufelsgesicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Kasperle schnitt flugs ein Gesicht nach dem andern&comma; er drehte und wand sich&comma; stellte sich auch einmal auf den Kopf&comma; steckte diesen durch die Beine durch und grinste die Gäste so an&comma; daß die laut lachten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog hielt eine Tasse Kaffee zierlich in der Hand&comma; und er wollte gerade ein wenig von der Schlagsahne naschen&comma; die obenauf schwamm&comma; als ein dicker Frosch aus Kasperles Tasche herausplumpste&comma;&nbsp&semi;und plitsch&comma; platsch&comma; sprang der in die Höhe&comma; mitten in des Herzogs Tasse hinein&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mein Himmel&comma; was ist das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief eine alte Gräfin&comma; die neben dem Herzog saß&comma; als der seine Tasse fallen ließ&period; Doch da saß ihr der Frosch schon auf dem Schoß&period; Sie schrie gellend auf und ein paar junge Fräulein kreischten entsetzt&colon; „Frösche&comma; Frösche&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wo denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Ein etwas kurzsichtiger Kammerherr bückte sich&comma; und plitsch sprang ihm ein Fröschlein mitten ins Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Gab das ein Geschrei&excl; „Frösche&comma; Frösche&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; quietschten die Damen immerzu&comma; sie hielten sich ihre Kleider fest zusammen und sprangen auf die Stühle&period; Die Hofherren wollten die Frösche fangen&comma; doch die waren schneller als sie und hopsten hierhin und dahin&period; Der Herzog aber lehnte schreckensbleich in seinem Sessel&semi; vor Fröschen graulte er sich&period; Er stöhnte&colon; „Wo kommen sie her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle stand ganz verdattert da&period; Daß die Frösche aus seinen Hosensäcklein gefallen waren&comma; hatte nur Veit gesehen und der schwieg ganz still&period; Die andern Diener aber riefen&colon; „Sie sind sicher aus dem Garten hereingesprungen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß ist es ein Zeichen&comma; daß es entweder schlechtes oder gutes Wetter gibt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte die alte Gräfin zitternd&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog erhob sich bebend&period; „Ich muß mich in mein Bett legen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; stammelte er&comma; „ich bin zu sehr erschrocken&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und alle umdrängten den Herzog und bedauerten ihn&comma; Kasperle aber schlich sich fort&semi; niemand beobachtete ihn&period; Nur Veit zog ihn ein wenig an den Ohren und sagte&colon; „Schelm du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann ließ er ihn los und Kasperle rannte in den Park&comma; rannte dahin&comma; wo das Bächlein floß&comma; und er fand dort wirklich das traurige Marlenchen&period; Vergnügt erzählte er&comma; was ihm alles passiert war&comma; und wieder huschte es wie ein ganz matter&comma; zarter Sonnenschein über das blasse Gesicht der Kleinen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du lernst noch lachen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle vergnügt und schlug vor Freude einen riesengroßen Purzelbaum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch das gefiel Marlenchen weniger&comma; sie bat sanft&colon; „Erzähle vom Waldhaus&comma; bitte&comma; bitte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie gern erzählte Kasperle davon&excl; Er kauerte sich am Bachrand nieder wie ein kleiner Türke und sagte&colon; „Wo soll ich anfangen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Beim großen&comma; alten Schrank&comma; in dem du so schrecklich lange geschlafen hast&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; bat das traurige Marlenchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schwätzte vergnügt&period; Auf der hohen Ulme&comma; unter der die Kinder saßen&comma; wohnten Elstern&semi; die ärgerten sich&comma; denn so flink und lustig wie Kasperle konnten selbst sie das Schwatzen nicht&period; Sie erhoben ihre Stimmen und krächzten dazwischen&period; „Seid stille&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle hinauf&comma; und als die Elstern sich darum gar nicht kümmerten&comma; sondern immer lauter ihre Stimmen erhoben&comma; da kletterte Kasperle flugs ein Stück die Ulme hinan und schnitt sein Räubergesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Elstern fielen kreischend vor Schreck in ihr Nest zurück&comma; und auf einmal waren sie muckstill&period; Und wieder flog ein Scheinchen über der kleinen Marlene Gesicht&period; „Ich kann die Elstern nicht leiden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&comma; „sie haben so böse Stimmen&period; Gut&comma; daß sie mal stille sein müssen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle&comma; „seid ganz stille&comma; ich will —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach&comma; da tönte vom Schlosse her ein schrilles Pfeifen&comma; und nun mußte auch das arme Kasperle still sein&period; Er nahm betrübt Abschied&comma; sie sagten wieder&colon; „Morgen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; schüttelten sich die Hände&comma; und dann rannte Kasperle ins Schloß&period; Er sollte mit dem Herzog spazierenfahren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber keine Gesichter schneiden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Herzog drohte streng mit dem Finger&comma; und weil Kasperle ohnehin ein schlechtes Gewissen wegen der Froschgeschichte hatte&comma; saß er wirklich muckstill auf seinem Sitz&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er war an diesem Abend überhaupt ungeheuer brav&comma; denn der Herzog redete noch immerzu von den Fröschen und wie die wohl in sein Gartenzimmer gekommen seien&period; Da hatte Kasperle Angst&comma; er könnte darum gefragt&comma; werden&comma; darum schwieg er und saß still mit gesenkten Augen am Tisch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er wird noch&comma; dachte der Herzog&comma; ich werde ihn erziehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am nächsten Morgen rannte dann Kasperle wieder in den Park und traf dort das traurige Marlenchen&period; Er mußte wieder vom Waldhaus erzählen&comma; mußte aber wieder vorher die Elstern zum Schweigen bringen&period; Und wieder saß Marlenchen da&comma; still die Hände gefaltet&comma; lauschte und das frohe Leuchten lag wieder auf ihrem blassen Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Tage überhörten beide beinahe des Haushofmeisters Pfeifen&period; Das wurde schriller und schriller&comma; und zuletzt hörte es Kasperle doch und er rannte mit solcher Eile in das Schloß&comma; daß er im Eifer über den großen Lieblingshund des Herzogs einen Purzelbaum hinweg schlug&period; Dies gefiel Lord sehr&period; Er schnappte vergnügt nach Kasperles Höslein&comma; der wehrte sich&comma; packte Lord am Schwanz und beide kugelten und kegelten durch die große Halle&period; Es gab einen argen Lärm&period; Lord bellte&comma; Kasperle schrie&comma; der Herzog kam angerannt und rief&colon; „Er frißt ihn&comma; er frißt ihn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Er dachte&comma; Lord wolle das Kasperle fressen&comma; aber da stand das auf einmal putzmunter auf seinen Beinen und grinste den Herzog an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>O der Schelm&excl; Der Herzog merkte&comma; daß die Geschichte nicht so schlimm gewesen war&comma; und er schalt über den Lärm und sagte&comma; dafür müsse Kasperle heute zur Strafe daheim bleiben&comma; er dürfe nicht mit spazierenfahren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>O weh&comma; das dumme&comma; dumme Kasperle&excl; Es lachte vor Vergnügen hellauf&comma; und der Herzog wurde bitterböse&period; Lachen&comma; wenn er nicht mit ihm&comma; dem Herzog&comma; spazierenfahren durfte&comma; das ging doch über die Hutschnur&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Schlüssel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; und der Haushofmeister mußte ihm die Schlüssel bringen&comma; die alle Türen des Schlosses aufschlossen&period; „Bringt Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; gebot der Herzog streng und der Haushofmeister dachte&colon; O weh&comma; nun geht’s dem armen Kasperle bös&comma; jetzt wird er gar in einen Keller gesperrt&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wirklich sperrte ihn der Herzog eigenhändig in ein kleines&comma; finsteres Kellerloch&period; Kasperle konnte weinen und schreien&comma; soviel er wollte&comma; schwipp&comma; schwapp&comma; war er drin&comma; rissel&comma; rassel&comma; drehte sich der Schlüssel im Schloß&comma; er war gefangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Nachmittag wartete das traurige Marlenchen lange&comma; lange auf ihren kleinen Freund&comma; er kam nicht&period; Da erlosch der matte Freudenschein wieder auf dem blassen Gesicht und Marlenchen ging traurig heim&period; Traurig saß es im Schloßhof von Lindeneck am Brunnen&comma; der ganz von Rosen umblüht war&comma; und dachte an das Kasperle&period; Warum war es nur nicht gekommen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Das arme Kasperle saß unterdessen im dunklen Keller und konnte wirklich nicht hinaus&period; Er versuchte es&comma; sich durch das winzige Fenster zu zwängen&comma; es ging nicht&period; Er wollte die Türe öffnen&comma; sie gab nicht nach&period; Er heulte und schrie&comma; niemand hörte ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da dachte das kleine Kasperle bitterböse an allerlei Schabernack&comma; den er dem Herzog spielen wollte&comma; und dabei rannte er immer im Keller auf und ab&comma; auf und ab&comma; und plötzlich stieß er wieder einmal an die Wand&period; Ganz hohl klang es&period; Hei&excl; dachte er&comma; hier ist eine geheime Türe&comma; hier kann ich raus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine Türe war freilich da&comma; aber hinaus ins Freie kam Kasperle nicht&semi; nur in einen Keller geriet er&comma; in dem drei Fäßlein köstlichen Weines lagerten&period; Des Herzogs Lieblingswein war es&period; Nun wußte Kasperle&comma; wenn man aus einem Faß den Zapfen herauszieht&comma; dann läuft alles aus&period; Er zog einen Zapfen heraus&comma; den zweiten&comma; den dritten&period; Das rieselte und rauschte&comma; das duftete köstlich&semi; Kasperle hielt auch den Mund unter&comma; schluckte und trank&comma; aber da meinte er plötzlich draußen ein Geräusch zu hören&comma; und flugs rannte er in seinen Keller zurück&comma; zog die Türe zu&comma; und bums fiel er&comma; so kurz er war&comma; auf den Boden nieder und schlief ein&period; Er schlief und schlief und träumte von dem traurigen Marlenchen&semi; es war aber kein trauriges&comma; sondern ein sehr vergnügtes Marlenchen&period; Das sang und tanzte und lachte immerzu&semi; nein&comma; war das lustig&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dabei saß Marlenchen unter dem Rosenbusch und weinte&semi; es hatte Sehnsucht nach seinem neuen kleinen Freund&period;<&sol;p>

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