Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

In der Haubenschachtel

<p>Es blitzte&comma; donnerte und regnete arg an diesem Nachmittag&comma; und es schien gar nicht aufhören zu wollen&period; Bum&comma; bum&comma; krach&excl; ging das immerzu&period; Mal tat es so&comma; als wollte es besser werden&comma; aber gleich donnerte und blitzte es wieder heftig&comma; und der Herzog gab die Weiterreise schließlich auf&period; Er hatte die Prinzessin Gundolfine noch nach ihrem Schloß Burggrün bringen wollen&comma; aber da sich auch die Prinzessin schrecklich fürchtete&comma; blieben alle beide in Dingelhausen&comma; und alle beide blieben sie gleich im Bette liegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und weil die Begleiter des Herzogs und die Hofdamen der Prinzessin nichts anzufangen wußten und alle müde waren&comma; gingen sie auch in das Bett&period; Bald lag das kleine Schloß dunkel da&comma; der Pächter&comma; seine Frau&comma; seine Leute&comma; alle schliefen&comma; und alle hörten nur noch&comma; wie der Regen nachließ&period; Das Wetter zog vorbei&period; Allmählich kamen die Sterne am Himmel zum Vorschein und der Mond&comma; der nun schon ein recht schiefes Gesicht hatte&comma; kam auch&comma; um zu sehen&comma; was tagsüber geschehen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Wagenschuppen&comma; wo der Gepäckwagen stand&comma; war es ganz dunkel&comma; aber der Mond fand doch einen Spalt&comma; schaute durch den hinein&comma; Kasperle gerade ins Gesicht&period; Daran wachte Kasperle nun freilich nicht auf&comma; sondern von einem heftigen Gerumpel in seinem Mäglein&period; Er hatte Hunger&period; Als Kasperle die Augen aufschlug&comma; wußte er erst nicht&comma; wo er sich befand&period; Auch daß er Hunger hatte&comma; kam ihm nicht zum Bewußtsein&semi; nur daß da in seinem Magen etwas nicht in Ordnung war&comma; merkte er&period; Verwirrt richtete er sich auf&comma; das raschelte und rauschte um ihn herum&comma; und der Mond schien so freundlich zu ihm herein&period; Da besann sich Kasperle nach und nach auf alles&comma; was geschehen war&period; Auch die Butterbrote fielen ihm ein&comma; und er fand die neben sich in dem großen Haubenkoffer liegen&period; Da begann er zu schmausen&comma; und als er satt war&comma; hatte er auch Lust&comma; ein bißchen Dummheiten zu machen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Freilich&comma; in einem Gepäckwagen läßt sich schwer etwas anstellen&comma; zumal nur gerade das Fleckchen&comma; auf dem der Haubenkoffer stand&comma; etwas hell war&semi; alles andere lag im tiefen Schatten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle gähnte&comma; Kasperle seufzte&comma; es war doch recht langweilig in einem Gepäckwagen&excl; Auf einmal zwickte und zwackte ihn etwas&comma; sein kleines Kasperleherz tat ihm weh&period; Er dachte an das Waldhaus und seine Bewohner&comma; an sein Michele und die schöne Rosemarie&comma; und da wuschelte er den Kopf in der Prinzessin Gundolfine Hauben und schluchzte bitterlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie schwer war es doch&comma; so ein armes&comma; verlassenes Kasperle zu sein&excl; Nun mußte er immer bei dem Herzog leben&comma; vielleicht sah er die Waldhausleute nie&comma; nie wieder und sein Michele nicht und Rosemarie nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach&comma; sicher&comma; der Herzog war boshaft&excl; Der würde nie sagen&colon; „Geh zum Teufel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der würde ihn immer gleich einsperren und auch hungern lassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle trommelte mit beiden Fäusten wütend auf den Hauben herum&period; Schlimm&comma; schlimm&comma; schlimm erging es ihm&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Ausreißen wäre am besten&comma; dachte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber da meinte er seines Michele Stimme zu hören&comma; die sprach&colon; Sein Versprechen muß man halten&period; Ein Schuft&comma; wer sein Wort bricht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle stöhnte&period; Ach&comma; er hatte es schon schlecht jetzt&excl; Und dann fiel ihm seine Urheimat ein&comma; die schöne Kasperleinsel&comma; von der er oft geträumt hatte&period; So ganz genau wußte er es nicht mehr&comma; wie es da war&period; Immer&comma; wenn er an die ferne&comma; unbekannte Insel im Weltmeer dachte&comma; sah er ja nur viele&comma; viele bunte&comma; leuchtende Blumen&comma; meinte seltsam schöne Vögel singen zu hören und andre kleine lustige Kasperles zu sehen&period; Aber alles war ihm nur noch wie ein Traum&semi; er war schon so lange unter den Menschen&comma; da hatte er vieles vergessen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Gewiß finde ich nicht mehr auf meine Kasperleinsel zurück&comma; dachte der kleine Kerl traurig&period; Er wuschelte wieder den Kopf zwischen&nbsp&semi;Prinzessin Gundolfines Staatshauben und weinte aufs neue&period; In einem Gepäckwagen eingeschlossen zu sein&comma; so allein in der Nacht&comma; ist aber auch so eine Sache&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch allzulange kann ein Kasperle nicht traurig sein&period; Kasperle sah den Mond neugierig in den Gepäckwagen gucken&comma; und weil der kleine Dummkopf meinte&comma; der Mond hätte just nichts anderes zu tun&comma; als ihn&comma; das Kasperle&comma; anzusehen&comma; nahm er eine der Staatshauben&comma; stülpte sie sich wieder auf den Kopf und grinste den Mond an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bäh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; machte Kasperle&comma; aber — plötzlich sank er vor Schreck in die große Haubenschachtel zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Was wisperte&comma; flüsterte&comma; raschelte und klirrte denn da draußen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle konnte nichts sehen&comma; aber er hörte Stimmen&comma; hörte leise&comma; leise Schritte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jemand sagte&colon; „Dort in der Ecke&comma; der ist’s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine andere Stimme antwortete&colon; „Nur leise&comma; leise&comma; damit sie im Schloß nichts hören&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie schlafen alle&comma; kein Fenster ist mehr hell&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte die erste Stimme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die andere sprach&colon; „Nimm dich in acht&comma; hier sind große Pfützen&comma; platsch’ nicht hinein&excl; Werden auch die Hunde schweigen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach die&excl; Denen habe ich jedem eine Wurst zugeworfen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte wieder der erste&period; Und der zweite fragte&colon; „Weißt du&comma; wo der Koffer mit all den goldenen Orden und Diamanten steht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Freilich&comma; gleich links an der Seite&semi; ich habe doch den Wagen oft packen helfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun lachten beide und rippelten und rappelten draußen am Schloß&comma; und dabei sagte die erste Stimme&colon; „Der Prinzessin Gundolfine ihre Staatskleider sind auch im Wagen&comma; vielleicht finden wir sie&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hab’ eine Laterne&comma; die kann ich im Wagen anzünden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der andere wieder&comma; und diese Stimme kam Kasperle merkwürdig bekannt vor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wer konnte das nur sein&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle zitterte vor Angst&period; Sicher waren es Diebe&period; Wenn die ihn fanden&comma; — oh&comma; dann konnte es ihm schlimm ergehen&excl; Ich krieche unter die Hauben&comma; dachte er&comma; aber gleich fiel es ihm ein&comma; wenn er recht&comma; recht laut schrie&comma; dann hörte man es wohl im Schloß&comma; und vielleicht rissen die Diebe auch aus und stahlen nichts&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Potz Wetter&comma; aber das ist fest verschlossen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte einer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Rippel&comma; rappel&comma; der Wagen schwankte hin und her&comma; da tuschelte draußen die Stimme&colon; „Jetzt geht’s&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Krach&comma; sprang das Schloß auf&comma; zwei Männer schauten in das Dunkel hinein&period; Einer tastete mit der Hand nach links und sagte enttäuscht&colon; „Jetzt steht ja der kleine Koffer nicht mehr da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich zünde die Laterne an&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tu’s lieber nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; mahnte der erste&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach was&comma; hier sieht es ja niemand&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der zweite&period; Er begann auf sein Feuerzeug zu schlagen&comma; ein Fünkchen flammte auf&comma; und gleich darauf brannte eine kleine Laterne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir müssen alles durchsuchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der erste&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle wurde es glühheiß vor Angst&period; Ich muß sie erschrecken&comma; dachte er&period; Und auf einmal fiel ihm ein&comma; er wollte so ein essigsaures Gesicht wie die Prinzessin Gundolfine machen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er hatte es kaum gedacht&comma; da schoß er auch schon aus dem Haubenkoffer heraus&period; Die große Haube der Prinzessin wackelte auf seinem Kopf&comma; und die beiden Diebe brüllten entsetzt&colon; „Die Prinzessin&comma; die Prinzessin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Noch mehr als sie aber brüllte Kasperle&comma; und eins&comma; zwei&comma; drei schlug er den beiden die Hauben um die Köpfe&comma; daß denen Hören und Sehen verging&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klirr&comma; fiel die Laterne zu Boden&comma; schreiend wollten beide fliehen&comma; beide rannten an die Schuppentüre&comma; pardauz&excl; schlug sie dem einen an den Kopf&comma; bums&excl; dem andern&period; Der erste verlor das Gleichgewicht&comma; purzelte und versank draußen in einer großen Pfütze&comma; der andere stolperte über ihn&comma; — platsch&excl; lag er auch da&period; „Au&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; stöhnte er&comma; „mein Bein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Meine Nase&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; ächzte der andere&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Innen aber brüllte Kasperle&comma; so gellend laut er nur konnte&comma; und da wurde es hell im Schloß und im nahen Stall&semi; der Pächter kam&comma; Knechte kamen&comma; die Hofleute wurden wach&comma; und ehe die beiden Diebe noch auf den Beinen standen&comma; da waren sie schon umringt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hallo&comma; das ist der Kasperlemann&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief einer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hallo&comma; der fortgejagte Klaus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie ein anderer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jemine&comma; aber wer schreit im Wagen so schrecklich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Pächter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach du lieber Himmel&comma; das ist ja Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der eine Diener leuchtete mit einer Laterne&comma; ein paar andere drängten nach&comma; während die Knechte die beiden Diebe fortschleppten&period; Da stand der Gepäckwagen auf und da —<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Prinzessin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der erste Diener entsetzt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Alle guten Geister&comma; die Prinzessin sitzt im Gepäckwagen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischten die andern&period; Und weil sie alle vor der Prinzessin eine große Angst hatten&comma; rannten sie alle zurück und schrien nur immerzu&colon; „Die Prinzessin sitzt im Gepäckwagen&comma; die Prinzessin sitzt im Gepäckwagen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Über dem Lärm wurde der Herzog munter&comma; er fragte laut&colon; „Was ist denn los&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da stürzte sein Kammerdiener in das Zimmer und rief&colon; „O&comma; gnädiger Herr Herzog&comma; die Prinzessin Gundolfine sitzt im Gepäckwagen&comma; und beinahe wäre sie gestohlen worden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Im Gepäckwagen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; stammelte der Herzog&period; „Nein&comma; sie hat doch auch zu wunderbare Launen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wo soll ich sitzen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischte draußen auf dem Flur die Prinzessin&period; „Wer sagt&comma; daß ich im Gepäckwagen sitze&quest; Was ist das für eine Frechheit&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Prinzessin Gundolfine sitzt im Gepäckwagen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Der jüngste Page rannte den Flur entlang&comma; und schwipp&comma; schwapp hatte er eine Ohrfeige rechts und eine links&comma; und vor ihm stand die Prinzessin in einem dottergelben Schlafrock und rief ihm zu&colon; „Siehst du nicht&comma; daß ich hier stehe&quest; Wie kann ich da im Gepäckwagen sitzen&excl; Was ist das überhaupt für eine dumme Rede&quest; Ich habe noch nie im Gepäckwagen geschlafen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber — aber —&OpenCurlyDoubleQuote; Der Page konnte vor Erstaunen kein Wort reden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch da kam schon wieder ein Diener gelaufen&comma; der schrie auch&colon; „Die Prinzessin sitzt im Gepäckwagen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Schwipp&comma; schwapp&comma; hatte er auch ein paar Ohrfeigen weg&comma; und als er darob ein furchtbares Gebrüll anfing&comma; steckte der Herzog selbst seine Nase aus dem Zimmer heraus und fragte&colon; „Aber liebe Gundolfine&comma; was ist das&quest; Warum hast du denn im Gepäckwagen gesessen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jetzt das ist mir doch zu dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief die Prinzessin entrüstet&period; „In meinem ganzen Leben habe ich noch nicht im Gepäckwagen gesessen&semi; das wäre ein ganz unschicklicher Aufenthalt und —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der hat im Gepäckwagen gesessen und die Diebe verjagt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Pächter kam angelaufen&comma; im Arm hielt er das Kasperle&comma; das noch immer der Prinzessin allerschönste Staatshaube auf dem Kopfe trug&period; Es zappelte und schrie arg&comma; als es die Prinzessin erblickte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&comma; meine allerbeste&comma; allerteuerste Haube&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Gundolfine stürzte sich wütend auf das Kasperle&comma; und sie hätte ihm wohl die Haare ausgerissen&comma; wenn der Pächter den kleinen Kerl nicht beschützt hätte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mit Verlaub&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der&comma; „dem darf nichts getan werden&comma; das ist ein ungeheuer tapferer Bursch&semi; der hat so geschrien&comma; daß die Diebe in eine große Pfütze gefallen sind und —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Meine Haube&comma; meine Haube&comma; du abscheuliches Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Prinzessin stürzte sich wieder auf Kasperle&comma; und der Pächter drehte sich vor Schreck mit dem rund um&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch da gebot der Herzog streng&colon; „Ruhe&excl; Jetzt soll erst einmal Kasperle erzählen&comma; was eigentlich geschehen ist&period; Niemand darf ihn anrühren&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schluchzte&comma; erst konnte er gar nicht sprechen&comma; aber dann erzählte er doch&comma; wie er die Diebe gehört habe&comma; die des Herzogs Orden und der Prinzessin Staatskleider hätten rauben wollen&period; „Da habe ich mir flink eine Haube aufgesetzt und habe ein Gesicht wie die da gemacht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schloß Kasperle und deutete mit dem Fingerlein auf die Prinzessin&comma; „weil — weil sich vor der alle graulen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&comma; ist das frech&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Prinzessin wollte in Ohnmacht fallen&comma; aber sie sah auf einmal&comma; wie alle lächelten&semi; selbst der Herzog schmunzelte&comma; als nun der Pächter erzählte&comma; die Diebe&comma; der Kasperlemann und ein früherer Diener Klaus&comma; seien noch ganz verdattert vor Schreck&comma; sie meinten wirklich&comma; die Prinzessin habe selbst im Gepäckwagen gesessen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er muß Haue haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Prinzessin war wirklich zornig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Herzog&comma; „Kasperle hat sehr mutig gehandelt&period; Sei doch froh&comma; daß deine Staatskleider nicht geraubt sind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber meine Haube&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; der einen Haube ist ja nichts geschehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Herzog war ärgerlich&period; Er befahl&comma; man solle Kasperle nun in ein Bett legen&comma; damit er sich ausschlafen könne&comma; er habe sich so mutig benommen&comma; und er wäre ihm sehr&comma; sehr dankbar&period; Und er nickte dem Kasperle freundlich zu&comma; und alle nickten auch freundlich&comma; nur die Prinzessin sah bitterböse aus&comma; und dem Kasperle war das Herz recht schwer&comma; als er daran dachte&comma; daß er zwischen den Hauben und Hüten der Prinzessin gelegen hatte&period; O weh&comma; das würde morgen eine böse Überraschung geben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Diener Veit&comma; der Kasperle in ein Zimmer führte&comma; war ein gutherziger Bursche&semi; er merkte wohl&comma; daß etwas Kasperle bedrückte&comma; und freundlich fragte er&colon; „Was fehlt dir denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Stöhnend vertraute ihm Kasperle an&comma; wo er im Gepäckwagen gelegen hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Veit lachte&period; „Ja&comma; warum stecken sie dich auch da hinein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period; „Aber sei getrost&comma; ich schließe den Koffer noch&comma; und morgen wird er abgeladen&period; Da merkt die Prinzessin erst auf ihrem Schloß&comma; daß du zwischen ihren Hauben gesessen hast&period; Warum sperren sie dich auch da ein&excl; Wenn einer im Dunkeln in etwas fällt&comma; kann er nichts dafür&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das tröstete Kasperle sehr&period; Er reckte und streckte sich in seinem Bett aus&comma; und er kam sich schließlich selbst wie ein kleiner Held vor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schlief vergnügt bis zum Morgen&comma; er schmauste vergnügt sein Frühstück&comma; und dann durfte er dem Herzog guten Morgen sagen&period; Der schenkte ihm zur Belohnung für seine Tapferkeit gestern eine große Tüte Zuckerwerk und sagte&comma; nachher&comma; wenn er sich von der Prinzessin&comma; die nur noch zwei Stunden weit mitfahre&comma; getrennt habe&comma; solle er in den Wagen zu ihm kommen&period; Er dürfe auch noch um etwas bitten&comma; er solle sich nur recht überlegen&comma; um was&semi; nur um seine Freiheit dürfe er nicht bitten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war ein ganz vergnüglicher Morgenanfang&period; Trotzdem man so etwas in eines Herzogs Gegenwart eigentlich nicht tut&comma; steckte Kasperle doch gleich seine große Nase in die Zuckertüte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da seufzte und stöhnte es vor der Türe&semi; die tat sich auf&comma; und herein wurden der Kasperlemann und Klaus geführt&period; Der Herzog sah sie streng an&period; „Ihr bekommt schwere Strafe&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&semi; „ihr müßt viele Jahre im Gefängnis sitzen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gnade&comma; Gnade&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Kasperlemann weinte und Klaus weinte&comma; sie knieten alle beide vor dem Herzog nieder und flehten immerzu&comma; er möchte ihnen verzeihen&comma; sie würden auch nie&comma; nie wieder so etwas Schlimmes tun&period; „Die Kinder sind immer mit ihren Pfennigen davongelaufen&comma; darum bin ich in große Not gekommen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Kasperlemann&period; „Und dann dachte ich&comma; bei der Hochzeit der Gräfin Rosemarie würde ich spielen dürfen&semi; man hat mich aber gar nicht recht vorgelassen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; und meine Kinder sind krank&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerte Klaus&period; „Ach bitte&comma; guter&comma; lieber Herr Herzog&comma; seid mir doch gnädig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nichts da&comma; eingesperrt werdet ihr und viele&comma; viele Jahre lang&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Herzog unwirsch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle dachte&colon; Er ist doch nicht gut&period; Schlimm waren ja die beiden&comma; aber da sie nun so baten und ihre Tat so bereuten&comma; sollte der Herzog doch nicht so streng sein&period; Und plötzlich fiel Kasperle etwas ein&period; Er hob seine Nase aus der Zuckertüte heraus&comma; schluckte rasch noch ein Stück hinab&comma; schnitt dabei ein so furchtbares Gesicht&comma; daß der Kasperlemann dachte&colon; O weh&comma; jetzt klagt mich Kasperle auch noch an&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Der aber sagte&colon; „Herr Herzog&comma; du hast mir was versprochen&semi; jetzt weiß ich&comma; was ich mir wünsche&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß noch eine Zuckertüte&comma; deine ist bald leer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Herzog&period; „Kasperle&comma; du wirst noch Bauchweh bekommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle vergnügt&period; Er deutete mit dem Fingerlein auf die beiden Diebe&period; „Gib die frei&comma; Herr Herzog&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; bettelte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was&comma; Kasperle&comma; du bittest für den Kasperlemann&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog erstaunt&period; „Der hat dich doch immerzu verfolgt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle stopfte einen Schokoladekringel in den Mund&comma; kaute mit vollen Backen und schnatterte vergnügt&colon; „‚Man muß vergessen und vergeben können&comma;&OpenCurlyQuote; hat immer Liebetraut gesagt&semi; ich bin nicht mehr böse&comma; nä&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog schämte sich ordentlich ein bißchen über seine Härte&period; „Na&comma; meinetwegen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummelte er&comma; „die beiden mögen frei sein&comma; frei&comma; weil Kasperle darum gebeten hat&period; Aber weißt du auch&comma; Kasperle&comma; daß du nun keine Bitte mehr frei hast&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle grinste vergnügt und steckte ein großes rotes Zuckerherz in den Mund&semi; schluck&comma; schluck&comma; da war es hinunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Kasperle&comma; du bist ein Vielfraß&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog erschrocken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„So ’n bißchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle und schwenkte die riesengroße Zuckertüte hin und her&period; Und plötzlich schrie er laut&colon; „Hurra&comma; sie sind frei&comma; frei&comma; frei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Er brüllte so entsetzlich&comma; daß der Herzog sich die Ohren zuhielt&period; „Geht&comma; geht hinaus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „und&comma; Kasperle&comma; iß du lieber weiter von deiner Zuckertüte&comma; als so mörderlich zu schrein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kasperlemann und Klaus dankten dem Herzog nochmals&comma; und als sie hinausgingen&comma; flüsterten sie beide&colon; „Kasperle&comma; die Guttat vergessen wir dir unser Lebenlang nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle aber fraß vergnügt weiter aus seiner Zuckertüte&comma; vergnügt kletterte er dann zu seinem neuen Freund Veit in einen Wagen&comma; und der erzählte ihm&colon; „Kasperle&comma; die Hüte und Hauben der Prinzessin sehen aber arg wüst aus&excl; Na&comma; das wird ein Geschimpfe geben&excl; Gut&comma; daß wir es nicht hören&period; Du bist doch aber ein rechter Schelm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — Hü&comma; hott&excl; Los ging die Reise&comma; die Landstraße entlang&comma; dann kam ein Waldweg&comma; ein Fluß&comma; und als sie über dessen Brücke kamen&comma; standen da etliche Reisewagen&semi; die Prinzessin Gundolfine stieg hier aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sah&comma; wie das Gepäck ausgeladen wurde&comma; er sah auch die riesengroße Hutschachtel&comma; und er sah&comma; wie die Prinzessin sie mißtrauisch musterte&period; „Der Deckel ist aufgewesen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&comma; „der sieht kaputt aus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Unsinn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Herzog&period; „Bringt Kasperle in meinen Wagen&excl; Und dann weiter&comma; ich habe keine Zeit mehr&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle huschte flink in des Herzogs Wagen&comma; die Pferde zogen an&comma; und just in dem Augenblick sah Kasperle&comma; wie die Prinzessin in ihre Hutschachtel hineinschaute&period; Die kreischte laut auf&comma; denn innen war nur ein zerdrücktes Gewühl und Durcheinander&comma; und mitten auf dem besten Sonntagshut&comma; der ganz verbogen war&comma; lag noch eine angebissene Butterschnitte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Prinzessin rang die Hände und drohte wütend den davonrollenden Wagen nach&period; Der Herzog sah es nicht&comma; aber Kasperle sah es&comma; und er brach in ein so unbändiges Lachen aus&comma; daß selbst der grillige Herzog mitlachen mußte&period; Er mußte sich zuletzt den Bauch halten vor Lachen&comma; und er dachte&colon; Es ist doch gut&comma; daß ich das Kasperle habe&comma; das wird mir sicher immer meine böse Laune vertreiben&period;<&sol;p>

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