Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Burg Himmelhoch
(Josephine Siebe, 1922, empfohlenes Alter: 5 - 12 Jahre)

Kasperles Brief

<p>Der Kasperlemann in Wutzelheim kriegte seine Pfennige nicht&comma; und er kehrte den Wutzelheimer Kindern erbost den Rücken&period; Ehe die am nächsten Morgen aufstanden&comma; war der Kasperlemann samt seinem Budchen&comma; das er auf einen Eselkarren geladen hatte&comma; schon auf und davon gezogen&period; Weg war er&period; Niemand wußte wohin&comma; niemand hatte ihn wegfahren sehen&period; In Wutzelheim sagten sie&comma; so etwas tue man doch nicht&comma; wenn einer einmal zum Schützenfest komme&comma; dann müsse er auch bis zum Schluß bleiben&period; Aber alles Reden half nichts&comma; der Kasperlemann war weg und blieb weg&period; Die Kinder fuhren für ihre Pfennige Karussell&comma; das war auch lustig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterdessen aber rollte des Kasperlemanns Wäglein dem Schlosse zu&comma; in dem die schöne Gräfin Rosemarie wohnte&period; Der Graf von Singerlingen hatte nämlich einen Boten geschickt&comma; der Kasperlemann möchte flink dorthin kommen&period; Mit Prunk und Pracht sollte die Hochzeit gefeiert werden&comma; der Herzog wollte dazu kommen&comma; und um den Gästen einen Spaß zu bereiten&comma; hatte der Graf von Singerlingen gemeint&comma; ein Kasperlespiel wäre sehr lustig und unterhaltsam&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In acht Tagen sollte die Hochzeit stattfinden&period; Die schöne Rosemarie ging mutterseelenallein durch den Wald&comma; der sich östlich vom Schlosse hinzog&period; Sie dachte traurig daran&comma; daß sie nun den alten Grafen von Singerlingen heiraten sollte und doch den Geiger Michael von Herzen liebhatte&period; In den Bäumen sangen die Vögel&comma; die feinen&comma; zarten Waldblumen drehten alle dem schönen Mädchen ihre Gesichtchen zu&comma; und die hohen Bäume rauschten&semi; wie ein liebes&comma; lindes Trösten klang es&period; Ach&comma; dachte Rosemarie&comma; wenn mir doch jemand helfen möchte&excl; Ich bin so mutterseelenallein in der Welt&period; Sie setzte sich auf einen umgeschlagenen Baumstamm und begann bitterlich zu weinen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kam ein Wanderbursch vorbei&comma; der sang vergnügt vor sich hin&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nur tapfer sein&comma;<br&sol;>Nur net verzagt&excl;<br&sol;>Der Sonne Schein<br&sol;>Blinkt wieder&comma; wenn’s tagt&period;<br&sol;>Trallalala&comma; Trallalala&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Meine Fiedel soll klingen<br&sol;>Lieblich und fein&comma;<br&sol;>Ein Lied will ich singen<br&sol;>Wie’s Waldvögelein&period;<br&sol;>Trallalala&comma; Trallalala&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Drum zieh ich hinaus&comma;<br&sol;>Die Fiedel zieht mit&semi;<br&sol;>Im Wald steht ein Haus&comma;<br&sol;>Da sag’ ich meine Bitt’&period;<br&sol;>Trallalala&comma; Trallalala&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf einmal entdeckte der Wanderbursch die schöne Rosemarie&comma; und er fragte mitleidig&colon; „Warum weint Ihr&comma; schönes Fräulein&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weil mir das Herz weh tut&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete Rosemarie&period; „Aber sage&comma; wohin ziehst du&quest; Wo ist das Haus im Walde&comma; und was für eine Bitte wirst du dort sagen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der Wanderbursch&comma; „mir tut’s arg leid&comma; daß Euch das Herz weh tut&comma; schöne Gräfin&excl; Aber wartet nur&comma; ich werde kommen und Euch helfen&period; Ich ziehe ins Waldhaus&comma; das liegt hinter dem Herzogtum&semi; dort wohnt der Meister Severin&comma; der kann allen Instrumenten eine Seele geben&comma; zu dem will ich meine Fiedel bringen&period; Und der Herr Michael ist dort&comma; der der allerberühmteste Geiger ist&comma; den will ich bitten&comma; er soll mir zeigen&comma; wie man so wunderschön spielt&period; Und dann komme ich zurück und spiele Euch etwas vor&semi; da werdet Ihr froh werden und wieder lachen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rosemarie seufzte nur bei diesen Worten&comma; und sie fing noch bitterlicher zu weinen an&period; Dem Wanderburschen tat sie arg leid&comma; und er dachte&colon; Ich will flink laufen&comma; damit meine Fiedel eine Seele bekommt und ich die arme schöne Rosemarie recht trösten kann&period; Und er rannte spornstreichs davon&comma; um nur ja recht schnell in das Waldhaus zu kommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In seinem Eifer sah der Wanderbursch gar nicht&comma; daß die schöne Gräfin Rosemarie nur noch bitterlicher weinte&period; Er lief wie ein Hase&comma; und als er auf der Landstraße eine schnelle Post fahren sah&comma; sprang er hinten auf und dachte&colon; So komme ich gewiß heute noch ins Waldhaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein bißchen länger dauerte es aber doch&period; Die Post hielt sehr lange an einem Wirtshaus&comma; und erst am zweiten Tag kam er nach Protzendorf&period; Dort fragte er den ersten besten&comma; der ihm begegnete&comma; nach dem Weg&comma; der zum Waldhaus führe&period; Das war nun gerade der Schäfer Damian&period; Der schrie gleich los&colon; „Ich leid’s net&comma; ich hab’s versprochen&comma; das Kasperle zu beschützen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er hob drohend seinen langen Schäferstab gegen den Wanderbursch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der dachte&colon; Ei&comma; bei dem Schäfer scheint’s nicht richtig zu sein&excl; Und weil er keinen so langen Stock hatte&comma; lief er flink davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So kam er schneller an die Grenze&comma; als Damian dachte&period; Und weil er gerade im Laufen war&comma; lief er auch an der Schildwache vorbei&comma; ehe die sich noch recht besonnen hatte&comma; wer wohl der Wanderer sein könnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachher rief der Landjäger&comma; der Wache stand&comma; flink einen zweiten aus dem Häuschen heraus&comma; und alle beide schrien&colon; „Hollahe&comma; nicht davonlaufen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; aber da war der Wanderbursch schon am Waldhaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vor dem Waldhaus schlug Kasperle Purzelbaum&comma; einen&comma; noch einen&comma; schnell und schneller&period; Der Wanderbursch blieb verdutzt stehen&comma; und auf einmal schlug ihm Kasperle mit seinem Bein an die Nase&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Au&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Wanderbursch und hielt sich seine Nase fest&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Au&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischte Kasperle und steckte seinen Fuß in den Mund&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Beide schauten sich an&comma; und beide fragten zu gleicher Zeit&colon; „Wer bist du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle&comma; der nun schon wußte&comma; es war besser&comma; keinem Fremden zu sagen&comma; er sei ein echtes&comma; rechtes Kasperle&comma; grinste nur&comma; der Wanderbursch aber erzählte&colon; „Ich heiße Jörgel und suche den Meister Severin und Herrn Michael&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&period; „Wo kommste denn her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Von weit her&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Jörgel&period; „Aber weißt du&comma; vor ein paar Wochen hab’ ich einen Kasperlemann gesehen&comma; dessen Kasperle sah genau so aus wie du&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle wieder und schnitt ein fürchterliches Gesicht&period; „Dumm&comma; dumm wenn du nichts weiter gesehen hast&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; was bist du für ein frecher kleiner Kerl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Jörgel gekränkt&period; „Nennst mich dumm&comma; und dabei bin ich noch einmal so lang wie du und gewiß noch einmal so gescheit wie du&period; Und gesehen habe ich schon allerlei&comma; gestern zum Beispiel im Walde die schöne Gräfin Rosemarie&period; Die saß da und weinte&comma; und sie sagte&comma; ihr Herz täte ihr weh&period; Na&comma; ist das auch dumm&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle gab keine Antwort&period; Er streckte sich auf einmal lang aus&comma; lag da ganz steif&comma; verdrehte die Augen&comma; und dem Jörgel wurde himmelangst&period; Er wollte schon ins Waldhaus laufen und Hilfe holen&comma; denn er dachte&colon; Der schnurrige kleine Kerl stirbt hier unversehens auf der Waldwiese&period; Doch da richtete sich Kasperle auf und rief&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bleib hier und kein Wort darfste von Rosemarie sagen&excl; O jegerl&comma; o jegerl&comma; ich armes&comma; armes Kasperle&excl; Nun muß ich es doch tun&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und flugs fing das Kasperle so schrecklich zu heulen an&comma; daß es alle im Waldhaus hörten&period; Michele und die schöne Frau Liebetraut kamen gleich angerannt&comma; und die dachten gar&comma; der Wanderbursch hätte Kasperle etwas zuleide getan&period; Michele schalt heftig auf den armen Jörgel ein&comma; doch da schrie Kasperle&colon; „Er hat nichts getan&period; O jemine&comma; o jemine&comma; mein Bäuchle&comma; mein Bäuchle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da hob Frau Liebetraut das Kasperle empor&comma; trug es in das Haus&comma; legte es in sein Bett&comma; und das törichte Kasperle klagte nur immer&colon; „Mein Bäuchle tut weh&comma; mein Bäuchle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dabei war es doch sein kleines Kasperleherz&comma; das ihm vor lauter Mitgefühl so bitter weh tat&period; Er wollte ja so gern Michele und der schönen Rosemarie helfen&comma; wußte auch&comma; wie er es wohl anfangen könnte&comma; aber — aber schwer war es&comma; sehr&comma; arg schwer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle lag in seinem Bett und heulte&period; Jörgel saß unten und Herr Severin fing an&comma; auf seiner Geige zu spielen&period; Das klang süß und fein durch das Haus&comma; und dann nahm Michael die Geige und spielte darauf&comma; und da schwiegen die Vögel im Walde&comma; die Bäume stellten das Rauschen ein&comma; alles lauschte&comma; so lieblich und zart zugleich klang es&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle hörte das Spielen&comma; und plötzlich kletterte er aus seinem Bett heraus und ging an des Michele Schreibzeug&period; Der mußte oft Briefe in die Welt senden&comma; und er hatte einen ganzen Berg Briefpapier daliegen&period; Von diesem suchte sich Kasperle den allerschönsten Bogen heraus&comma; und weil er&comma; seit er in Waldrast in die Schule gegangen war&comma; etwas schreiben konnte&comma; fing er an&comma; einen Brief zu schreiben&period; Auf&comma; ab&comma; kreuz&comma; quer — die Buchstaben standen da wie die Halme eines Roggenfeldes&comma; wenn Hagel darüber hingegangen ist&period; Zuletzt malte Kasperle mit ungeheuren Buchstaben seinen Namen darunter&comma; und dann war der Brief fertig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kleckslein gab es etliche&period; Wen störte das&quest; Kasperle nicht&period; Der tat den Brief in einen Umschlag und verbarg ihn in seinem Wämslein&period; Und dann ging er auf Kasperleart die Treppe hinab&comma; er schlug einen Purzelbaum und war schneller unten&comma; als ein Sperling fliegt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Weil alle im Hause auf Micheles Spiel hörten&comma; achtete niemand auf das Kasperle&period; Das flitzte davon&semi; heidi&excl; weg war es&period; Es rannte durch den Wald&comma; den Weg entlang&comma; der nach Protzendorf führte&period; Fein sorgsam hielt es sich aber im Gebüsch verborgen&comma; und als es endlich Stimmen hörte&comma; kletterte es flink auf eine hohe Tanne&period; Von dort aus erblickte Kasperle das neue Grenzwächterhaus&semi; er sah zwei Grenzwächter vor der Türe sitzen&comma; die redeten miteinander und schauten immer nach rechts und nach links&comma; um heute ja niemand mehr zu verpassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle nahm den Brief&comma; wickelte ihn um einen Stein&comma; den er sich mitgenommen hatte&comma; knotete sein Taschentuch darum und warf alles den Grenzwächtern vor die Füße&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Bums&excl; fiel das Päckchen vor beiden nieder&period; Die schauten sich verdutzt um&comma; sie sahen aber niemand und nichts&period; Kasperle war rasch von der Tanne halb heruntergeglitscht&period; Er konnte aber gerade noch die beiden Wächter sehen&period; Die knoteten das Tüchlein auf&comma; fanden den Brief und lasen erstaunt&colon; „An Härzog Aukuhst Ehrasssmuhs fon Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Potztausend&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen beide&period; „Das ist aber mal ein dummer Streich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Weil Kasperle den Umschlag nicht geschlossen hatte&comma; konnten sie auch lesen&comma; was in dem Brief stand&period;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">„Hähr Härzog iich Kasperle wil bai diech gomen un fiel Schbaasen magen wen Krefin Rohsemarie heurathen dut main Freund Michele&period; Un ich reisse niemalen auhs&comma; nuhr wen du sackst&colon; gäh sum Teifele Kasperle&period; Dan gäht Kasperle — ahber for immer&period; Schmaise auch ainen Briff übber die Gränze miht dain Wort&period; Dann gomd bästimt<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Je&comma; je&comma; je&excl; Ist das nun ein richtiger Brief&comma; oder ist’s ’n Schabernack&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; meinte der eine Wächter&comma; und der andere brummelte&colon; „Hm&comma; hm&comma; so’n Geschreibe könnte schon ein Kasperle fertig bringen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dann legten alle beide die Finger an die Nasen und überlegten&comma; ob sie den Brief dem Herzog bringen sollten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der eine&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der andere&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Recht — nein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der erste&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Recht — ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der zweite&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rief der erste wieder ja und der zweite wieder nein&comma; und schließlich nahmen sie ein langes und ein kurzes Holz und zogen&period; Der erste zog das lange&comma; und da fiel es beiden ein&comma; sie hatten gar nicht ausgemacht&comma; ob das lange oder das kurze Holz ja sein sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Gestreite ging noch eine Weile hin und her&comma; und es wäre viele Tage wohl noch so gegangen&comma; wenn nicht der Bauer Strohkopf aus Protzendorf gekommen wäre&period; Den hielten die beiden Wächter für einen absonderlich klugen Mann&comma; und sie legten ihm Kasperles Brief vor und fragten&colon; „Hat das Kasperle geschrieben&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Bauer Strohkopf nahm den Brief&comma; las ihn bedächtig einmal&comma; noch einmal&comma; denn das Lesen war ihm eine mühsame Sache&comma; und endlich legte er den Finger an die Stirn&comma; schaute die beiden Wächter mitleidig an und sagte&colon; „Na&comma; da steht doch Kasperle darunter&comma; also muß er doch den Brief geschrieben haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der eine Wächter und legte wieder den Finger an die Nase&comma; „wenn sich doch jemand einen Spaß gemacht hätte&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber es steht doch Kasperle darunter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Bauer Strohkopf lachte&comma; es klang&comma; als rassle eine alte Pauke&period; „Dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl; So schlecht kann wohl überhaupt niemand schreiben&comma; wie der Brief geschrieben ist&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&period; Ach&comma; lieber Himmel&comma; und dabei konnte der Bauer selbst kaum schreiben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Grenzwächter sagten&comma; sie glaubten&comma; er habe recht&comma; und einer von ihnen sollte den Brief zu dem Herzog tragen&period; Der ältere rief&colon; „Allemal der Älteste&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Bauer&comma; „der Jüngste muß es sein&comma; er hat die flinksten Beine&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder sagten die beiden&comma; der Bauer Strohkopf wäre doch erstaunlich klug&comma; und der dicke Bauer grinste und versprach ihnen&comma; er würde ihnen einen Schinken schicken&comma; so sehr hatte ihm die Rede der Grenzwächter geschmeichelt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der jüngere Wächter lief nun mit dem Bauer nach Protzendorf&comma; denn der wollte ihm einen Wagen geben&comma; damit er schneller zum Herzog käme&comma; und er rannte so flink&comma; daß der dicke Bauer kaum nachkommen konnte und unterwegs meinte&comma; es wäre doch besser gewesen&comma; den älteren zu nehmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das alles hörte Kasperle nicht&comma; aber er sah den Grenzwächter rennen&comma; und sein kleines Kasperleherz bebte vor Angst&period; Zu dem Herzog gehen&comma; vor dem er sich so schrecklich fürchtete&comma; es war wirklich sehr schwer&excl; Und tiefbetrübt rutschte er von der großen Tanne herab und schlich sich in das Waldhaus zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Wächter fuhr unterdessen mit dem Bauer Strohkopf in das Land hinein&period; Dem war es auf einmal eingefallen&comma; wenn er mitführe&comma; könnte er gar noch eine Belohnung erhalten&period; Die beiden langten ganz spät am Abend am Schloß der Gräfin Rosemarie an&comma; und der Wächter sagte&colon; „Hier rasten wir&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Bauer und dachte bei sich&colon; Ich fahr’ allein weiter&comma; denn dann sage ich dem Herzog zuerst die Botschaft&period; Es war dumm&comma; daß ich den Wächter mitnahm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser ging in das Schloß&comma; um zu fragen&comma; ob man ihm wohl gestatte&comma; im Heuschober zu schlafen&comma; und drinnen erfuhr er&comma; der Herzog sei gerade angekommen&period; Er lief eiligst hinaus&comma; sah den Bauer wer weiß wohin fahren&comma; ließ ihn ziehen und sagte drinnen gewichtig&colon; „Ich bringe einen Brief von Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bewahr’ mich vor dein Ungetüm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief die alte Liesetrine&period; „Raus&comma; raus&excl; Mit einem&comma; der Kasperle kennt&comma; will ich nichts zu schaffen haben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da wäre beinahe der Wächter mit seinem schönen Kasperlebrief noch hinausgeworfen worden&period; Er erhob aber seine Stimme laut und schrie so heftig&comma; daß es durch das ganze Schloß hallte&colon; „Ich komme von Kasperle&comma; ich komme von Kasperle&comma; Kaaasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das hörte ein Diener des Herzogs&comma; der sagte es dem zweiten Kammerdiener&comma; der wieder sagte es dem ersten Kammerdiener&comma; der sagte es einem Kammerherrn&comma; der sagte es dem Oberhofmeister&comma; und der sagte es schließlich dem Herzog&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und gerade plagte den Herzog August Erasmus das Zipperlein&comma; als er von Kasperles Brief erfuhr&period; Da ließ er sehr geschwinde den Wächter kommen&comma; und der übergab ihm den Brief&period; Der Herzog las und schüttelte den Kopf&comma; und er reichte den Brief seinem Oberhofmeister&period; Der las und schüttelte auch den Kopf&period; Der Kammerherr aber&comma; der dann den Brief zu lesen bekam&comma; schüttelte den Kopf&comma; ohne zu lesen&period; Da sagte der Herzog&colon; „Merkwürdig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und alle im Zimmer sagten auch&colon; „Merkwürdig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Wächter mußte nun erzählen&comma; wie er den Brief gefunden hatte&comma; und er sagte&colon; „Er ist gewißlich von Kasperle&semi; der Bauer Strohkopf sagt’s auch&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dummkopf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte der Herzog&comma; der es unschicklich fand&comma; in seiner Gegenwart von einem Bauern zu reden&comma; der Strohkopf hieß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Strohkopf heißt er&comma; halten zu Gnaden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Wächter dachte&comma; der Herzog habe ihn nicht richtig verstanden&period; Da rief der wieder ärgerlich&colon; „Dummkopf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Strohkopf&comma; halten zu Gnaden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Puff&comma; stieß ein Kammerherr den Wächter an&comma; er solle stille sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Esel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Herzog&period; „Geh er hinaus&excl; Ich muß mich mit meinem ersten Minister beraten&comma; was ich tun soll&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rannte der Wächter hinaus und schrie schon an der Türe&colon; „Der Herr Minister soll zum Herzog kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Esel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte der Herzog&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Herr Minister Esel soll zum Herzog kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte der Wächter&comma; der nicht anders meinte&comma; als dies sei der Name des Ministers&period; Er selbst hielt sich für so klug&comma; daß er nicht dachte&comma; jemand&comma; selbst ein Herzog&comma; könnte ihn Dummkopf oder Esel schelten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der gute Minister aber wollte gerade in sein Bett steigen&comma; als sich draußen das Geschrei erhob&period; Er erschrak darob so sehr&comma; daß er wieder aus seinem Bette herausfiel und in der Verwirrung seinen Rock als Hose nahm und die Hose als Jacke anziehen wollte&period; Zuletzt kam er aber doch in seine Sachen&comma; er ging in des Herzogs Zimmer&comma; und der hielt ihm Kasperles Brief hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich will das Kasperle haben&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog&period; „Meinetwegen mag die Gräfin Rosemarie in acht Tagen den Geiger Michael heiraten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und der Graf von Singerlingen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Minister&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der kriegt eine Prinzessin&period; Ich habe doch noch meine Base Gundolfine&comma; die will gerne einen Mann&comma; und ich mag sie nicht heiraten&period; Der Graf von Singerlingen tut mir schon den Gefallen und heiratet sie&period; Nun soll geschwind an Kasperle geschrieben werden&comma; wenn er zum Hochzeitstag mit seinem Michael hierherkommt&comma; dann erhält der die Gräfin Rosemarie und ich mein Kasperle&period; Aber das ist ein großes&comma; großes Geheimnis&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wutsch&excl; legten alle den Finger auf den Mund&comma; und ein Diener lief hinaus&comma; um den Wächter zu suchen&comma; damit der nichts verrate&period; Er fand ihn&comma; als der gerade der alten Liesetrine von Kasperles Brief erzählte&period; Eben wollte er sagen&colon; „Der Geiger soll die Gräfin Rosemarie heiraten&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; da schlug ihm der Diener mit der Hand auf den Mund&period; Das klatschte tüchtig&comma; und der Wächter brachte kein Wörtlein heraus&period; Der Diener schleppte ihn zum Herzog&comma; und dort hatte der Minister gerade den Brief fertig geschrieben&period; Der lautete&colon;<&sol;p>&NewLine;<p style&equals;"margin-left&colon; 30px&semi;">„Wir Herzog August Erasmus VI&period; von Himmelhoch sagen Dir&comma; Kasperle&comma; daß alles vergeben und vergessen sein soll&comma; was Du einstmals Unnützes getan hast&comma; auch daß Du Uns vor zwölf Jahren einen Geldsack auf den Bauch geworfen hast&comma; wenn Du fortan so lange in Unseren Diensten sein willst&comma; bis Wir sagen&colon; ‚Scher Dich zum Teufel&excl;&OpenCurlyQuote; Alsdann magst Du zum Teufel gehen&period; Sei in vier Tagen mit dem Geiger Michael hier&comma; er soll dann die Gräfin Rosemarie heiraten&period; Hältst Du Uns aber zum Narren&comma; dann wehe Dir&comma; Kasperle&comma; dann ergeht es Dir ganz schlimm&excl; So ist mein Wort&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Punktum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Herzog und klebte ein dickes&comma; großes Siegel unter den Brief&period; Den bekam der Wächter&comma; und der dachte&comma; es gäbe nun auch eine Belohnung&comma; aber die gab es nicht&semi; der Herzog sagte&comma; erst müsse er Kasperle haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da zog der Wächter ab&comma; und weil es eine mondhelle Nacht war&comma; ging er gleich zurück&period; Als er ein Weilchen gewandert war&comma; kam der Bauer Strohkopf hinter ihm her&period; Der hatte im nächsten Ort erfahren&comma; daß der Herzog bei der schönen Gräfin Rosemarie weile&period; Nun war er arg wütend&comma; denn im Schloß hatte man ihn nicht einmal eingelassen&period; Der Herzog lag schon im Bett und der Wächter war unterwegs&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„He&comma; hollahe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Bauer Strohkopf&period; Er dachte&colon; Nun erfahre ich doch etwas&excl; Aber klatsch&excl; da hielt sich der Landjäger die Hand vor den Mund&comma; und der gute Strohkopf konnte fragen&comma; soviel er wollte&comma; er erfuhr kein kleines Wort&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mitfahren tat sein Genosse schon&comma; und von des Bauern Schinkenbroten schmauste er auch&comma; aber reden tat er nichts&comma; fiel ihm nicht ein&excl; Und in Protzendorf sprang er sehr geschwinde vom Wagen und lief davon&comma; und er vergaß sogar das Dankeschönsagen&period; Na&comma; manierlich war das wirklich nicht&excl;<&sol;p>

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