Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Der bunte Garten

<p>Das Geldsäcklein&comma; das Kasperle so heftig an die Türe geschleudert hatte&comma; war dem Herzog gerade auf den Magen gefallen&period; Platsch&comma; da lag es&comma; platsch&comma; da lag auch die Schokolade&comma; und der Herzog schrie&comma; als hätte er das vom Kasperle gelernt&period; „Das Gespenst&comma; das Gespenst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte er&comma; und wieder rannte&comma; wer das Schreien hörte&comma; herbei&comma; und alle starrten in die schmale Kammer hinein&comma; und keiner traute sich recht hineinzugehen&period; Vielleicht saß das boshafte Gespenst noch irgendwo in der Ecke&period; Endlich kamen etliche Kammerherren&comma; auch Rosemaries Vater&semi; die untersuchten das Kämmerlein&comma; sahen die Schatzkiste&comma; sahen auch die Treppe und stiegen in den dunklen Gang hinab&period; Auf dem Flur drängten sich die Küchenmägde zusammen und jammerten&colon; „Das Gespenst wird uns alle totmachen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der arme Herzog lag ganz käseweiß in seinem Bette&comma; und der Leibarzt gab ihm Magentropfen und sagte&comma; Kamillentee würde wieder helfen&period; Ehe der Herzog aber noch Kamillentee getrunken hatte&comma; kamen die Kammerherren zurück&semi; einer hielt einen Wurstzipfel in der Hand und sagte&colon; „Den muß das Gespenst verloren haben&period; Und da Gespenster doch keine Würste essen&comma; muß es schon jemand Lebendiges gewesen sein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das Kasperle war’s&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog&period; „Ich glaube auch&comma; ich habe es gesehen&comma; als die Türe aufging&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Graf meinte auch&comma; es könnte wohl Kasperle gewesen sein&comma; denn ein Einbrecher hätte nicht mit dem Geldsack Fangeball gespielt&comma; sondern den lieber mitgenommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die ganze Gegend muß abgesucht werden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; befahl der Herzog&comma; „irgendwo muß doch der kleine Kobold zu finden sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Michele an diesem Abend seine Herde heimtrieb&comma; ging er dicht am Schloß vorbei&period; Er traf auch eine Küchenmagd&comma; und als er die ein bißchen dies und das fragte&comma; da erzählte ihm die flugs alles&comma; was geschehen war&period; Dem Michele wurde das Herz schwer&comma; und er konnte in der Nacht gar nicht ordentlich schlafen vor lauter Angst um Kasperle&period; Er trieb am andern Morgen seine Herde so früh aus&comma; daß die Bauersfrauen schalten&comma; es sei noch bald nachtschlafene Zeit&period; Als Michele am Schloß vorbeikam&comma; sah das auch noch ganz verschlafen aus&semi; an der Stelle aber&comma; wo der geheime Gang in den Wald lief&comma; stand ein Wächter&period; Der blickte grimmig drein und schrie Michele zu&colon; „Nimm heute deine Geißen in acht&comma; Bub&comma; nachher wird der Wald von Jägern und Hunden abgesucht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei&comma; da rannte das Michele&comma; und die armen Geißen konnten nicht genug hopsen und springen&period; Michele trieb sie zu immer größerer Eile an&comma; und der Wächter lachte hinter ihm her&period; Hätte der nur geahnt&comma; zu wem das Michele eilte&excl; Der fand Kasperle noch in seiner Felsspalte sitzen&comma; und aufgeregt erzählte er ihm die neue Gefahr&period; „Bleib da drinnen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „ich pflanze flink einen Busch davor&comma; da sieht dich niemand&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Michele tat&comma; wie er gesagt hatte&period; Er grub einen Busch aus&comma; pflanzte den vor die kleine Höhle und machte das so geschickt&comma; daß wirklich der Eingang verdeckt wurde&period; Kasperle saß innen&comma; Michele außen&period; So schwätzten sie zusammen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Mittagsstunde kam&comma; es blieb ganz still im Walde&comma; und gerade sagte Kasperle&comma; nun wolle er ein bißchen herauskommen&comma; als aus der Ferne her lautes Rufen und Hundegebell erklang&period; Da schlugen den beiden Kameraden die Herzen arg&comma; denn näher und näher kam der Lärm&period; Und auf einmal trat der brummige Matthias mit zwei andern Jägern aus dem Walde heraus&period; Als der Förster Michele so ruhig seine Geißen weiden sah&comma; rief er nur hinauf&colon; „Ist hier jemand vorbeigekommen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma; niemand&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Michele&comma; und er dachte mit heimlichem Lachen vergnügt bei sich&colon; Nun sage ich es doch richtig&semi; wer innen sitzt&comma; ist doch nicht vorbeigegangen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Jäger zogen weiter&period; Einer der Hunde freilich kam angesprungen&comma; der roch am Boden des Kasperles Spur&period; Doch Michele fing jämmerlich an zu schreien&colon; „Meine Geißen&comma; meine Geißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Da lockte Matthias den Hund zu sich&comma; und Kasperle blieb unangefochten in seiner Felsspalte sitzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Danach wurde die Ruhe nicht mehr gestört&comma; und wieder zog Michele mit seinen Geißen heim&comma; und Kasperle blieb einsam zurück&period; Er dachte voll Sehnsucht an des Herzogs seidenes Bett&semi; da hatte er schon weicher drin gelegen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wieder brach ein heller&comma; schöner Tag an&period; Das war aber ein Abschiedstag&period; Michele kam mit dem Brot&comma; zum letztenmal trieb er heute die Geißen aus&period; Ganz trübselig hockten die beiden Freunde zusammen&comma; und als das Michele scheiden mußte&comma; da fing Kasperle bitterlich zu weinen an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Freund versuchte ihn zu trösten&comma; aber Kasperle heulte wie ein kleiner Gießbach&comma; und zuletzt heulte Michele mit&period; Das einsame&comma; verlassene Kasperle tat ihm bitter leid&comma; und am liebsten wäre er mit ihm in die weite Welt gelaufen&period; Zuletzt aber mußten sie doch scheiden&period; Kasperle blieb allein in seinem Felsenloch sitzen&comma; und Michele trieb trübselig seine Geißen heim&period; Er ließ den Kopf hängen&comma; rannte unterwegs beinahe etliche Bäume um und ebenso das Schloß&comma; wenigstens stieß er fest mit der Nase daran&comma; und ein Wächter rüffelte ihn grob darum&period; Der schrie auch&colon; „He&comma; hier treibt sich ja ein fremder Bube herum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und es war gut&comma; daß der brummige Matthias den kleinen Geißenhirten kannte&period; So entkam der und wurde nicht weiter nach dem Kasperle gefragt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle hockte traurig in seiner Höhle&period; Schlafen mochte er gar nicht&comma; und als der Mond aufging&comma; der nun schon ziemlich voll und rund war&comma; da rüstete sich Kasperle&comma; weiter in die Welt hinein zu wandern&period; Er buckelte das Rucksäcklein auf&comma; das Michele ihm noch von sich gegeben hatte&comma; und in dem das Brot steckte&comma; nahm einen Stock&comma; den ihm der Freund geschnitten&comma; und wanderte in die stille Nacht hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Mond goß helle silberne Lichtströme auf Kasperles Weg&period; Ganz einsam war der&comma; nur einmal sah der kleine Schelm ein Dorf in der Ferne liegen&period; Da dachte er an Micheles gute Lehren und machte einen weiten Bogen darum herum&period; Als es Tag wurde&comma; suchte er sich tief im Wald einen verborgenen Platz&comma; da lag er und schlief&comma; bis der Abend dämmerte&comma; dann stand er auf und wanderte weiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fünf Nächte lang wanderte das Kasperle so einsam dahin&comma; und sein Brot hatte er bis auf ein Schnitzchen aufgegessen&period; Endlich erblickte er in der Morgenfrühe einen Grenzpfahl&comma; und in der Ebene&comma; unten im Tal&comma; sah er eine größere Stadt liegen&period; Er schlief nur ein paar Stunden an diesem Tage&comma; zur Mittagszeit aß er seinen letzten Brotschnitz&comma; und dann stieg er ins Tal hinab&period; Doch die Stadt war ferner&comma; als er gedacht hatte&comma; und die Sonne hatte sich schon ihr schönes rotes Abendkleid angezogen&comma; als Kasperle endlich an einem der Stadttore anlangte&period; Um die Stadt herum lief nämlich noch eine uralte Mauer&period; Die hatte Tore und Türme&comma; und von den kleinen Turmfenstern herab hingen rote Hängenelken&comma; und Geranium blühte daran&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sah aber gar nicht&comma; wie hübsch das war&comma; der erblickte etwas viel viel Schöneres&period; An der Stadtmauer außen lag ein großer Garten&comma; in dem tausendfältig bunte Sommerblumen blühten&period; Da säumten die schönen Malven die Wege&comma; golden leuchteten Beete voll gelber Ringelblumen&semi; Rittersporn und Eisenhut&comma; Braut im Haar und Hiobstränen&comma; alles blühte dicht nebeneinander&period; Gelbe Rosen&comma; rote Nelken hingen von der alten Stadtmauer herab&comma; und Kasperle staunte die bunte Pracht an und dachte&comma; der Festsaal im Herzogsschloß sei nicht halb so schön als dieser Garten&period; Zwischen den Beeten ging ein alter&comma; weißbärtiger Mann herum&comma; der begoß sorgsam Pflanze um Pflanze&period; Er bückte sich&comma; hob die Gießkanne auf&comma; goß sie leer und füllte sie wieder an einem Brünnlein&period; Es sah aber so aus&comma; als würde ihm dies alles recht schwer&period; Und wie er gerade wieder eine Gießkanne füllen wollte&comma; stand auf einmal Kasperle neben ihm&period; Der nahm die Kanne&comma; — schwipp&comma; schwapp&comma; begann er mit einem großen Geplantsche zu gießen&period; Dazu lachte er über das ganze Gesicht&comma; und der alte Gärtner lachte mit&period; Dem gefiel der kleine Helfer&comma; der einfach über den Zaun gestiegen war&comma; ganz gut&period; Er setzte sich auf eine Bank&comma; und Kasperle goß den Garten&semi; er meinte&comma; eine vergnüglichere Arbeit habe er noch nie getan&period; Es gefiel ihm sehr gut in dem bunten Garten&comma; in dem ein kleines&comma; ganz grün überwachsenes Haus stand&period; Und als Kasperle fertig war&comma; setzte er sich auf die Bank neben den alten Gärtner&comma; blinkerte den zutraulich an und fragte&colon; „Darf ich bei dir bleiben&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Alte lachte&period; „Du bist ja ein schnurriger Bube&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period; „Wer bist du denn&quest; Woher kommst du&quest; Wie heißt du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle seufzte tief&period; Bei dem alten Mann ging es ihm wie beim Michele&comma; er konnte seine Lügengeschichten nicht erzählen&comma; er schämte sich&period; Betrübt ließ er den Kopf hängen&comma; und der alte Gärtner fragte ernst&comma; doch voll Güte&colon; „Du bist wohl ausgerissen&comma; Kleiner&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder seufzte Kasperle&comma; aber sagen konnte er nicht&comma; wer er war&semi; er hatte zu große Angst vor den Menschen bekommen&period; Da nahm der Alte ihn sacht an der Hand&comma; führte ihn in das kleine Haus und sagte freundlich&colon; „Bleibe nur bei mir in meinem Garten&excl; Morgen sagst du mir wohl&comma; wer du bist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Kasperle blieb&period; Sie aßen zusammen Abendbrot&comma; und der alte Gärtner erzählte von seinen Blumen&comma; wie die wuchsen und blühten&comma; und Kasperle wurde nicht müde zuzuhören&period; Inzwischen war die Sonne ganz untergegangen&comma; und der Alte sagte zu Kasperle&comma; er solle schlafen gehen&semi; er zeigte ihm auch eine kleine Kammer&comma; darin stand ein Bett&period; Das dünkte dem Kasperle herrlich weich nach den vielen Nächten&comma; die er im Walde auf dem Boden geschlafen hatte&period; Durch das offene Fenster strömte der Duft der vielen&comma; vielen Blumen in die Kammer&comma; und wie Kasperle so lag&comma; hub es auf einmal an zu klingen und zu tönen&comma; eine wundersame Musik war es&comma; und Kasperle wurde darüber hellwach&period; Er hatte noch nie etwas Schöneres gehört als diese feine&comma; sanfte Musik&period; Ganz seltsam ergriff die ihn&comma; und er mußte weinen&period; Dicke&comma; dicke Tränen liefen dem Kasperle über das Gesicht&comma; er dachte an seine Verlassenheit&comma; und eine große Sehnsucht nach dem Waldhaus erfaßte ihn wieder&period; Immer lieblicher&comma; zarter wurde das Klingen&comma; und zuletzt schlief Kasperle darüber ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er schlief sanft bis zum hellen Morgen&comma; bis ihn der alte Gärtner weckte&period; „Komm&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der&comma; „jetzt wollen wir wieder in den Garten gehen und gießen&comma; damit die Blumen am Tage nicht durstig werden&semi; es wird ein heißer Tag heute werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sprang vergnügt auf&comma; und vergnügt goß er die Blumen&period; Manche brauchten viel Wasser&comma; manche hatten nur wenig Durst&period; Der alte Gärtner sagte ihm das alles&comma; er nannte ihm auch die Blumen&period; Und dann mußte Kasperle Beeren pflücken&comma; die reif an den Büschen hingen&period; Er durfte auch davon essen&comma; die andern mußte er aber in kleine Körbe tun&comma; die gar zierlich mit Blättern ausgelegt waren&period; Der Alte selbst pflückte Frühbirnen von einem Baum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Beide waren sie noch eifrig bei der Arbeit&comma; als etliche Frauen und Kinder kamen&period; Die kauften das Obst und wollten auch Blumen&comma; sie verlangten Salat und allerlei Gemüse für die Küche&period; „Ei&comma; Ihr habt Euch ja einen Lehrburschen zugelegt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die eine der Frauen&comma; die Kasperle erblickte&period; Die Kinder aber starrten den kleinen Gärtnerburschen erstaunt an&comma; und der&comma; dem dies Angestaune gar nicht recht war&comma; schnitt ihnen blitzschnell sein Räubergesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kreischend liefen die Kinder erst ein Stück weg&comma; doch sie kamen gleich wieder und bettelten&colon; „Mach’s noch mal&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da mußte Kasperle lachen und schnitt die lustigsten Gesichter&period; Die Kinder jauchzten laut&comma; und der alte Gärtner und die Frauen sahen erstaunt hin&period; „Ihr habt aber einen putzigen Lehrburschen&comma; Meister Helmer&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Frauen&period; „Wo habt Ihr denn den her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der alte Gärtner schwieg&period; Kasperle kam ihm gar sonderbar vor&comma; und als die Frauen und die Kinder endlich wieder gegangen waren&comma; fragte er seinen kleinen Gast&colon; „Ei du&comma; was bist du denn für ein Schelm&quest; Sage doch&comma; wo hast du deine Grimassen gelernt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da sah ihn Kasperle treuherzig an und erzählte ihm nun&comma; wer er sei&period; Aber darüber wurde der Alte bitterböse&colon; „Schäme dich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „einem alten Mann solche Lügengeschichten zu erzählen&excl; Ein Kasperle willst du sein&quest; Ei&comma; mein Lebtag habe ich noch nicht gehört&comma; daß ein Kasperle etwas anderes als eine Holzpuppe ist&excl; Pfui&comma; ist das häßlich&comma; so zu lügen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle stand ganz verdattert da&comma; er wußte gar nicht&comma; wie er es dem erzürnten Gärtner erklären sollte&comma; daß er wirklich ein Kasperle sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Indem tat sich die Gartentüre auf&comma; und ein feiner junger Mann trat herein&period; Der schaute verwundert den Alten an und sagte&colon; „Was habt ihr denn&comma; Meister Helmer&quest; Ich habe Euch doch noch nie so schelten hören&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Sie sind’s&comma; Herr Severin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Gärtner&period; „Nun hört einmal&comma; was mir dieser Schelm&comma; den ich gestern aus lauter Mitleid aufgenommen habe&comma; für Lügengeschichten aufbindet&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Er erzählte ärgerlich&comma; was Kasperle ihm eben gesagt hatte&comma; und Herr Severin blickte dabei das Kasperle ernsthaft mit seinen schönen&comma; dunklen Augen an&period; Dann schüttelte er sacht ein wenig den Kopf&period; „Er hat nicht gelogen&comma; Meister Helmer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „es ist wirklich ein echtes&comma; lebendiges Kasperle&period; Es gibt nur ganz wenige Kasperles in der Welt&comma; und mein Lehrer&comma; der ein hochweiser Herr war&comma; hat mir einmal erzählt&comma; irgendwo im Atlantischen Ozean liege eine winzige Insel&comma; auf der die wunderschönsten Blumen blühen&semi; dies sei die Heimat der Kasperles&period; Blieben sie dort&comma; dann würden sie freilich sehr alt&comma; aber sonst würden sie leben und sterben wie wir Menschen&period; Verließ aber ein Kasperle die Insel&comma; dann könne er wohl Jahre schlafen&comma; aber nicht sterben&comma; er müsse immer ein kleines&comma; törichtes Kasperle bleiben und jedes Kind müsse über ihn lachen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Kasperle diese Geschichte hörte&comma; wurde es ihm plötzlich ganz wind und weh zumute&period; Er fing bitterlich an zu weinen&period; Wo seine Heimat lag&comma; hatte er vergessen&comma; er wußte gar nichts mehr&semi; alles hatte er verschlafen&comma; aber wie ein Traum war ihm der Gedanke an den blühenden Garten&period; Da sagte der fremde schöne Mann mitleidig&colon; „Du armes verlaufenes kleines Kasperle&comma; du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Das klang beinahe wie gestern die Musik und tröstete Kasperle wundersam&period; Ganz leicht und froh wurde er wieder&comma; als ihn der Fremde linde streichelte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Meister Helmer schüttelte zwar noch immer den Kopf&comma; die Kasperlegeschichte kam ihm zu sonderbar vor&comma; aber sein kleiner Gast mußte noch einmal erzählen&comma; was er alles erlebt hatte&period; Und Kasperle erzählte&comma; und seine Zuhörer lachten und sahen mitleidig drein&comma; und dann sagte Herr Severin&colon; „In einiger Zeit reise ich fort&comma; dann will ich suchen&comma; das Waldhaus zu finden&comma; denn das ist nun doch deine Heimat&comma; kleines Kasperle&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und bis dahin bleibst du bei mir&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Meister Helmer&period; „Ich will wohl achtgeben&comma; daß dir nichts geschieht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da war Kasperle vergnügt wie zuvor&comma; und als Meister Helmer sagte&colon; „Geh&comma; pflücke für Herrn Severin einen Strauß&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; da lief er eilig im Garten hin und her und pflückte einen ganz kunterbunten lustigen Strauß&period; Der Gärtner und Herr Severin lachten&comma; als sie ihn sahen&comma; und Herr Severin sagte&comma; dies sei ein so fröhlicher Strauß&comma; wie er noch nie einen gehabt habe&period; Dann ging er&period; Er wohnte dicht an dem schönen Garten in einem der alten Stadtmauertürme&comma; und Meister Helmer sagte zu Kasperle&comma; Herr Severin sei ein gar großer Künstler&period; Wenn er ein Instrument spiele&comma; bekomme es eine Seele&period; Und von weit her&comma; aus fernen Landen&comma; werde oft nach ihm geschickt&comma; er solle kommen&comma; damit etwa eine Orgel auch eine Seele bekäme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das verstand Kasperle nicht recht&comma; aber er wußte nun&comma; daß es Herr Severin gewesen war&comma; der gestern Abend so schön gespielt hatte&period; Er freute sich schon darauf&comma; die liebliche Musik wieder zu hören&period; Und wirklich schwebten am Abend die sanften Töne wieder über den blühenden Garten&period; Die Blumen dufteten&comma; und Kasperle saß lange neben dem alten Gärtner vor dem Hause und hatte alle Angst verloren&comma; es könne ihm jemand etwas Böses antun&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am nächsten Morgen sagte Meister Helmer&colon; „Kasperle&comma; heute ist Sonnabend&comma; da kommen viele Leute und kaufen Sonntagssträuße&period; Geh&comma; binde welche&comma; binde sie so bunt und lustig wie gestern den für Herrn Severin&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war eine Lust&excl; Kasperle fing eilends an Blumen zu schneiden&comma; und er band sie so bunt überecks zusammen&comma; daß Meister Helmer lachen mußte&comma; als so Strauß neben Strauß im Brunnenbecken lag&period; Und wie der Gärtner lachten auch die Leute&comma; die kamen&comma; um Sonntagssträuße zu kaufen&period; Selbst eine ganz griesgrämige alte Muhme lachte über das ganze Gesicht&comma; als ihr Meister Helmer einen Strauß gab&period; „So einen Strauß hab’ ich noch nie gesehen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&semi; „ei&comma; da muß man ja lachen&comma; ob man will oder nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Immer mehr Menschen kamen&comma; alle wollten sie bunte Kasperlesträuße haben&comma; und alle lachten sie über den drolligen Gärtnerburschen&comma; der wie ein Hase im Garten herumhüpfte&period; Er band Sträuße um Sträuße&comma; endlich sagte der Gärtner&comma; nun sei es genug&comma; sonst blieben keine Blumen mehr übrig&period; Aber staunend sah er&comma; wie geschickt Kasperle die Blumen gepflückt hatte&semi; es schien&comma; als fehlten gar keine&period; Da lobte er seinen kleinen Helfer&comma; und als am Abend Herr Severin kam&comma; erzählte er ihm&comma; wie brav Kasperle sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; brav war das Kasperle schon&comma; daneben aber doch ein unnützer Schelm&excl; Ein Kasperle muß eben kaspern&comma; und Kinder müssen lachen&comma; wenn sie ein Kasperle sehen&period; Das ist einmal so&excl; Die Kinder der Nachbarschaft hatten es bald heraus&comma; was Kasperle für ein Schelm war&period; Die sagten es andern Kindern&comma; und schon nach etlichen Tagen gab es ein großes Gelaufe zu Meister Helmers Garten&period; Die Kinder standen am Zaun und warteten&comma; und wenn Kasperle in den Garten kam&comma; ertönte gleich ein großes Jubelgeschrei&period; Dann schnitt Kasperle sein Räubergesicht&comma; schaute wie ein dummer August drein oder machte gar eine Teufelsgrimasse&period; Meister Helmer mußte dann wohl auch lachen&comma; aber als Herr Severin das einmal sah&comma; warnte er&colon; „Kasperle&comma; Kasperle&comma; du verrätst dich noch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und schon am nächsten Tage wurde es dem Kasperle himmelangst&period; Ein paar Buben riefen&comma; ihm nämlich zu&colon; „Kasper&comma; kommst du übermorgen mit auf den Jahrmarkt&quest; Da ist ein Kasperlemann&comma; der kann es sicher nicht so fein wie du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle vergaß vor Schreck alles Gesichterschneiden&period; Wenn das der Kasperlemann war&comma; der ihn überall suchte&excl; Ganz kläglich erzählte er Meister Helmer vom Jahrmarkt&semi; da versprach der ihm&comma; er wolle nachschauen gehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am nächsten Tage gab es viel zu tun&comma; und merkwürdigerweise kamen gar keine Kinder&period; Kasperle half fleißig&comma; er hopste und sprang vom Garten ins Haus&comma; war mal da&comma; mal dort&comma; und gerade war er wieder drin&comma; als Herr Severin in den Garten kam&period; Der trug einen großen&comma; schwarzen Kasten auf dem Rücken&comma; ging rasch in das Haus hinein und rief Meister Helmer zu&comma; er möchte ihm flink nachkommen&period; Innen im Hausflur erwischte er Kasperle&comma; hielt den fest und zog ihn mit in die Stube&period; Dort setzte Herr Severin seinen Kasten hin&comma; öffnete ihn und sagte&colon; „Flink&comma; flink&comma; Kasperle&comma; geh dahinein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle gehorchte&comma; und klapp&excl; schlug der Deckel hinter ihm zu&comma; und Herr Severin setzte sich auf den Kasten und begann fein und lieblich auf seiner Geige zu spielen&period; Doch er kam nicht weit&period; Mit ungeheurem Geschrei rannten viele Kinder in das Haus hinein&comma; ihnen folgte der Kasperlemann und ein paar Wächter&comma; und alle brüllten sie&colon; „Wo ist das Kasperle&comma; wo ist das Kasperle&period; Wir wollen Kasperle fangen&comma; der Herzog verlangt Kasperle&period; Wo ist es&comma; wo ist es&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein paar Buben aber tuschelten leise Meister Helmer zu&colon; „Wir helfen ihm&comma; daß er ausreißen kann&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Meister Helmer schaute sich verdutzt um&period; „Kasperle war eben hier&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; murmelte er&comma; und Herr Severin nickte und sagte auch&colon; „Er war eben hier&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dabei spielte er aber ruhig weiter und erzählte&colon; „Meister Helmer&comma; ich verreise&semi; da&comma; ich habe schon meinen Koffer gepackt&period; Morgen ganz früh reise ich mit der ersten Post&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist ja ganz gleichgültig&comma; ob Sie reisen oder nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Kasperlemann grob&semi; „das Kasperle müssen wir finden&comma; es muß hier sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir suchen das Haus ab&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Wächter streng und sahen Herrn Severin drohend an&period; Der nickte freundlich&colon; „Ja&comma; das tun Sie nur&excl; Vergessen Sie aber den Garten nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Zuletzt war er ja im Garten&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Meister Helmer&comma; der das wirklich glaubte&period; Bei sich dachte er&colon; Hoffentlich hat er schon ausreißen können&excl; Da rasten Kasperlemann&comma; Wächter&comma; Kinder&comma; alle in den Garten&period; Herr Severin nahm seinen Kasten auf den Rücken&comma; seine Geige unter den Arm und sagte&comma; Meister Helmer solle ihn heute abend doch noch einmal besuchen&semi; dann ging er leise singend aus dem Haus&comma; durchschritt den Garten&comma; und niemand hielt ihn auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle suchten und suchten&comma; der Kasperlemann kletterte selbst auf die Stadtmauer und überzeugte sich&comma; ob Kasperle wohl da hätte ausreißen können&period; Und dann liefen Kasperlemann&comma; Wächter und Kinder in das Haus hinein&comma; kein Winkel blieb undurchsucht&period; Sie schauten sogar ins Salzfaß&comma; in Meister Helmers Kaffeetopf&comma; Kasperle war nirgends zu sehen&period; Der Kasperlemann schrie und klagte&colon; „Er ist uns entwischt&comma; weil wir alle ins Haus gerannt sind&period; O wie dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir werden ihn schon fangen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; trösteten die Wächter&period; „Ah bah&comma; papperlapapp&comma; ein Kasperle kriegen wir schon&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dann fragten sie den guten Meister Helmer&period; Der mußte erzählen&comma; wie Kasperle zu ihm gekommen war&comma; und was er getan und gesagt hatte&period; Dazwischen schrie der Kasperlemann&colon; „Entwischt&comma; entwischt&comma; dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und die Wächter riefen&colon; „Ah bah&comma; papperlapapp&comma; den fangen wir schon&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Ein paar Buben aber brüllten plötzlich laut&colon; „Ausgerissen&comma; hurra&comma; ausgerissen&comma; hurra&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann rannten sie auf die Straße und erfüllten die mit ihrem Gelärme&period; Sie erzählten es jedem&comma; der es hören wollte&comma; der Kasperlemann habe seine Bude aufgestellt für den Jahrmarkt morgen&comma; und dabei habe er ein Kasperle gezeigt&comma; das ganz genau so ausgesehen habe wie der kleine Gärtnerjunge&comma; und er habe dabei gefragt&colon; „Habt ihr schon so einen flinken Kasper gesehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Da hätten sie gerufen&colon; „Meister Helmers Lehrbursche sieht gerade so aus&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Ja&comma; und so sei es gekommen&period; Und dann brüllten sie wieder die Straße entlang&colon; „Ausgerissen&comma; hurra&excl; Fein&comma; fein&comma; fein&comma; ausgerissen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kasperlemann aber ärgerte sich schwefelgelb&period; Je mehr die Buben brüllten&comma; desto zorniger wurde er&period; „Morgen hätte ich Graf sein können&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er&comma; „wenn dies blitzdumme&comma; vermaledeite Kasperle nicht wieder ausgerissen wäre&period; Dumm&comma; dumm&comma; dumm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>

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