Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Die Reise mit Herrn Severin

<p>Herr Severin hatte inzwischen still den schwarzen Kasten in sein Turmzimmer hinaufgetragen&comma; und oben hatte er Kasperle herausgelassen&period; Ganz verstriezelt sah der sich um&comma; und Herr Severin hatte ein wenig gelacht und gesagt&colon; „Kasperle&comma; du kleiner dummer Schelm&comma; diesmal wärst du beinahe erwischt worden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach ja&comma; wirklich beinahe&excl; Kasperle schlug das Herz laut&comma; wenn er an das Gelärme dachte&comma; das sich um ihn herum erhoben hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach einer Stunde kam Meister Helmer&period; Der freute sich herzhaft&comma; als er Kasperle unversehrt wiedersah&comma; und er hätte ihn gern wieder zu sich genommen&comma; aber er stimmte doch Herrn Severin zu&comma; als der sagte&colon; „Kasperle muß fort&period; Morgen reise ich und nehme ihn mit im schwarzen Kasten&period; Und nun&comma; Kasperle&comma; spitze deine Ohren&colon; es geht zurück ins Waldhaus&period; Ich weiß nun&comma; wo es liegt&comma; aber —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle hatte gerade vor Freude einen Purzelbaum schlagen wollen&comma; als dies „Aber&OpenCurlyDoubleQuote; ihn zurückhielt&period; Ein wenig ängstlich sah er Herrn Severin an&comma; und der sagte ernsthaft&colon; „Ja aber&comma; Kasperle&comma; du mußt arg vernünftig sein&comma; denn wir kommen an allerlei Orte&comma; wo man dich kennt&period; In Waldrast soll ich nach der Orgel schauen&comma; und — auf Schloß Hirschsprung erwartet mich der Herzog&period; Da mußt du dann immer im Kasten bleiben und darfst keine dummen Streiche machen&period; Wirst du das können&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle seufzte schwer&comma; doch dann versicherte er treuherzig&comma; er wolle ganz ungeheuer folgsam sein&period; Ja&comma; und dabei glitzerten seine Äuglein schon wieder sehr lustig&comma; denn der Gedanke&comma; so ungesehen ins Herzogsschloß und nach Waldrast zu kommen&comma; machte ihm großen Spaß&period; Viel lieber hätte er freilich Rosemarie und das Michele wiedergesehen&comma; und als er an diesem Abend noch mit Herrn Severin zusammensaß&comma; erzählte er dem viel von den beiden&comma; und der sagte&colon; „Nun&comma; wer weiß&comma; vielleicht sehen wir sie noch&period; Auf einer Reise trifft man oft wunderlich mit den Menschen zusammen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Am nächsten Morgen&comma; noch war die Sonne nicht recht aufgegangen&comma; mußte Kasperle in den schwarzen Kasten steigen&period; Ein wenig eng ging es drin zu&comma; denn Herrn Severins Werkzeug und allerlei mußten auch noch hinein&comma; und Herr Severin meinte&comma; schwer sei das Kasperle schon&comma; als er den Kasten aufhob&period; Dann ging es hinaus&period; Im bunten Garten stand Meister Helmer&comma; und da ringsum kein Mensch zu sehen war&comma; durfte Kasperle noch einmal aussteigen und noch einmal flink durch die Gänge laufen&period; Wie schön war doch der Garten&excl; Kasperle wurde das Herz schwer&comma; als es an das Scheiden von Meister Helmer und seinen vielen Blumen ging&period; Doch Herr Severin trieb zum Aufbruch&comma; gleich würde die Post vorbeikommen&period; Und Kasperle kroch wieder in seinen Kasten&comma; und da kam schon mit Traratrara die gelbe Postkutsche angefahren&period; Der schwarze Kasten wurde oben aufgestellt&period; Herr Severin stieg in den Wagen&comma; und heidi&excl; fort ging die Reise&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Lieb Städtchen&comma; ade&excl; Scheiden tut weh&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; blies der Postillion&comma; und rissel&comma; rassel fuhr der Wagen ins Land hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mittags kamen sie an ein Gasthaus&comma; da hielt der Wagen&period; Die Gäste stiegen aus&comma; und Herr Severin sagte&comma; er müßte ein Zimmer haben und allein essen&comma; dies halte er immer so&period; Potzhundert&comma; dachte der Wirt&comma; das ist aber ein Vornehmer&excl; Und er ließ Herrn Severin das Essen in einem besonderen Zimmer auftragen&period; Da spazierte dann Kasperle aus seinem Kasten heraus&comma; schmauste mit&comma; und nachher wunderte sich der Wirt über den gewaltigen Appetit&comma; den der vornehme Herr gehabt hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und weiter ging die Fahrt&comma; immer weiter&period; Endlich kam ein Wirtshaus mit einem feuerroten Ochsen im Wirtshausschild&period; Da stieg Herr Severin aus und sagte dem Postillion Lebewohl&period; Der meinte&comma; nun müsse der Herr sich aber gewaltig schleppen&comma; denn Waldrast liege hoch in den Bergen&comma; und der schwarze Kasten sei arg schwer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wird nicht so schlimm sein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; meinte Herr Severin und schritt am roten Ochsen vorbei auf schmalem Wiesenweg in den Wald hinein&period; Innen öffnete er den Kasten&comma; und Kasperle durfte nun neben ihm herspazieren&period; Sie paßten beide freilich sehr auf&comma; ob jemand käme&comma; aber niemand begegnete ihnen auf dem Weg&period; Herr Severin spielte auf seiner Geige&comma; Kasperle hielt tapfer Schritt&comma; und nach etlichen Stunden kroch er wieder in den schwarzen Kasten&comma; denn die Turmspitze von Waldrast wurde sichtbar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle zog in Waldrast ein&period; Niemand sah ihn&comma; er aber sah durch sein Guckloch allerlei&comma; zuerst die Base Mummeline&comma; die auf der Straße stand und auf ein paar Buben schalt&period; Und dann sah Kasperle das liebe Schulhaus&comma; er sah Herrn Habermus&comma; der kam&comma; den fremden Künstler zu begrüßen&period; Kasperle hörte die gute&comma; freundliche Stimme reden&comma; und der Kasten wurde ihm drückend eng&period; Ganz bitter schwer war es ihm&comma; daß er niemand guten Tag sagen durfte&comma; und als Herr Severin etwas später im Wirtshaus den Kasten öffnete&comma; fand er Kasperle klitschnaß von Tränen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Severin tröstete gut und linde&semi; er zeigte Kasperle&comma; daß sie dicht neben dem Schulhaus wohnten&period; Von seinem Fenster aus konnte Kasperle denen drüben in die Stuben sehen&comma; und gerade wollte er das tun&comma; als die Base Mummeline ans Fenster trat&period; Hei&comma; fuhr da Kasperle zurück&excl; Ganz böse sah er gleich aus&comma; und Herr Severin hob warnend den Finger&colon; „Kasperle&comma; Kasperle&comma; mache keinen dummen Streich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle wollte das bestimmt nicht&period; Wenn nur die Base Mummeline nicht gewesen wäre&excl; Aber allemal&comma; wenn er ans Fenster trat&comma; immer erschien sie drüben&period; Kasperle kam gar nicht dazu&comma; die Schullehrerin und ihre Kinder zu sehen&comma; und er hatte doch so große Sehnsucht nach ihnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; als er einmal gerade wieder um die Ecke schauen wollte&comma; öffnete drüben die Base die Türe&comma; und sie kam tripp trapp ins Wirtshaus herüber&period; Die Wirtin war ihre gute Freundin&comma; und Kasperle wußte auch&comma; die war genau so neugierig wie die Base selbst&period; Er rutschte flink in den Kasten&comma; und nach einem Weilchen kamen auch richtig die beiden Frauen in das Zimmer&period; Die Base Mummeline sah sich neugierig darin um&comma; und Kasperle hörte sie sagen&colon; „Er hat alles in dem schwarzen Kasten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Den machen wir auf&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; tuschelte die Wirtin&comma; und schon fingerten die beiden Frauen an dem Kasten herum&period; Nun wußte Kasperle wohl&comma; so leicht bekam den niemand auf&comma; aber ungemütlich war es ihm doch&semi; er dachte&colon; Ich verjage sie&period; Er steckte den Kopf in sein Rucksäcklein und blies und brummte plötzlich hinein&comma; ganz schauerlich klang es&comma; und die beiden Frauen fielen beinahe um vor Schreck&period; „Uhuhuuuh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; tönte es&comma; und die Base Mummeline jammerte&colon; „Er hat den Teufel drin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Wirtin war beherzter&period; „Das muß ich sehen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie und ging wieder auf den Kasten zu&comma; aber noch war sie nicht dran&comma; als die Türe aufgerissen wurde und Herr Severin ins Zimmer kam&period; Der hatte schon unten das Uhuhuuuh vernommen&period; Die beiden Neugierigen erschraken arg&comma; doch die Base Mummeline faßte sich schnell und rief ganz streng&colon; „Ihr habt einen Teufel im Kasten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; nur einen&comma; der es auf Neugierige abgesehen hat&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Severin lachend&period; „Nehmt euch in acht&comma; manchmal fährt er auch mit einem lauten Knall heraus&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Huch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischten die Frauen&comma; und rumpel pumpel rasten sie hinaus&comma; die Treppe hinab&comma; und Kasperle platzte bald vor Lachen in seinem Kasten&period; Herr Severin lachte mit&comma; er sagte aber doch&comma; es sei gut&comma; daß sie morgen schon weiterzögen&comma; Kasperle dürfe die Leute nicht mehr schrecken&comma; es könne ihm doch schlecht bekommen&period; Und am Abend schloß Herr Severin vorsichtig das Zimmer&period; Er ging noch in das Lehrerhaus hinüber&comma; und er dachte&comma; das Kasperle einschließen ist schon am sichersten&period; Aber auch am langweiligsten&comma; dachte Kasperle&period; Der sah immer wieder geschwinde einmal zum Fenster hinaus&comma; und als draußen alles still geworden war&comma; hockte er sich auf das Fensterbrett und blickte sehnsüchtig nach dem Schulhaus hinüber&period; Ach&comma; nur einmal hineinsehen hätte er mögen&excl; Gerade vor seinem Fenster stand ein dicker Holzapfelbaum&period; Wenn er an dem Baum hinabkletterte&comma; dann —&period; Aber da dachte er an Herrn Severins Verbot&comma; auch lag unten ein Hund&comma; und die Geschichte kam ihm etwas bänglich vor&period; Aber ein paar unreife Holzäpfel der Base Mummeline ins Zimmer werfen&comma; das ging vielleicht doch&semi; so platsch ins offene Fenster hinein&comma; das wäre doch ganz spaßig&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Base wurde immer fuchswild über so etwas&period; Kasperle kicherte leise vor sich hin&comma; griff in die Äste und pflückte etliche Äpfel&period; Das Werfen konnte er gut&comma; und so ging es&comma; eins&comma; zwei&comma; drei&excl; wirklich glatt in der Base Stube hinein&period; Wohin die Äpfel trafen&comma; das sah Kasperle nicht&comma; aber ein arges Zetergeschrei hörte er&semi; es klirrte etwas&comma; und er rutschte erschrocken vom Fensterbrett herab&period; Drüben hatte er wohl ein Unheil angerichtet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Lärm dauerte eine Weile an&comma; dann wurde es still&period; Im Schulhaus saß die Base Mummeline im Ofenwinkel und heulte&comma; und alle standen um sie herum und trösteten sie&period; Auch Herr Severin stand dabei&comma; und der dachte immerzu&colon; Kasperle&comma; du bist ein arger Schelm&excl; Da war die Base in ihr Zimmer gekommen und hatte einen Wasserkrug getragen&comma; und just als sie eben an der Türe stand&comma; kam es&comma; eins&comma; zwei drei&excl; Klirr&excl; ging der Krug in Scherben&comma; bums&excl; flog ein großer Apfel an der Base recht große Nase&comma; klirr&excl; einer in den Spiegel&comma; und da soll man nicht schreien und zetern&excl; Die Base sah Herrn Severin schief an und sagte&comma; der Herr werde schon wissen&comma; woher die Äpfel kämen&semi; mit seinem schwarzen Kasten sei das nicht richtig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da tat Herr Severin ganz böse&comma; und er sagte&comma; die Base Mummeline möchte nur kommen&comma; er wolle ihr schon den Inhalt des Kastens weisen&period; Doch davon wollte die Base nichts wissen&comma; ja&comma; sie lief eiligst in ihr Zimmer und ging sehr geschwinde in ihr Bett&period; Sie kroch tief unter ihre Decke&comma; aber es flog nun kein Holzapfel mehr in ihre Stube&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Severin aber nahm seine Geige und spielte darauf&period; Das klang fein und lieblich&comma; und in Waldrast vergaßen sie darüber das Zubettgehen&period; Sie lauschten dem schönen Spiel und wünschten&comma; der Geiger möchte noch lang im Dorfe bleiben&period; Doch kaum glitzerten am Morgen die ersten Sonnenstrahlen auf den Spitzen der Berge&comma; da zog Herr Severin mit seinem schwarzen Kasten von dannen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das war ein Schlimmer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Base Mummeline hinter ihm her&comma; „man müßte seinen Kasten untersuchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber das glaubte ihr niemand&comma; am wenigsten der Schullehrer und seine Frau&period; Ja&comma; der gute Herr Habermus fand die Geschichte mit den Holzäpfeln gar nicht wunderbar und gruselich&comma; er sagte&colon; „So etwas und noch mehr bringen auch die Waldraster Buben fertig&period; Wer weiß&comma; wer es gewesen ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>An Kasperle dachte niemand&period; Der zog inzwischen vergnügt mit Herrn Severin den Weg entlang&comma; den er vor etlichen Wochen in Angst gelaufen war&period; Im Walde war es still&comma; und niemand begegnete den Wanderern&period; Sie schliefen auch im Walde und gelangten endlich an des Micheles Hüteplatz&period; „Michele ist nicht mehr da&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Kasperle traurig&period; Aber der Michele war doch da&period; Der saß vor der Felsspalte und pfiff auf einer Flöte&comma; die er sich selbst gemacht hatte&period; Seine Geißen weideten vergnügt um ihn herum&period; Da erhob Kasperle laut seine Stimme&comma; und Michele sah sich um&comma; als erwache er aus einem Traum&period; Und dann sprang er über Steingeröll und Wurzeln&comma; toller als seine Geißen&comma; er packte Kasperles Hände und drehte den Freund rundum&period; Er war ganz atemlos vor Freude und konnte erst gar nichts sagen&period; Kasperle mußte erzählen&comma; und Herr Severin sprach auch ein Wörtlein dazu&period; So erfuhr Michele alles&period; Er selbst war geschwinde mit seiner Erzählung fertig&comma; er sagte nur&colon; „Den Geißen schmeckt’s hier besser&comma; darum bin ich heute mal hergezogen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das hat sich freilich gut getroffen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Herr Severin sagte es&comma; während er sacht an seiner Geige herumstimmte&semi; er sah wohl des Micheles sehnsüchtigen Blick&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da&comma; nimm und spiel’ mir etwas vor&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er plötzlich und reichte dem Buben die Geige hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der erschrak ordentlich&period; Daheim der Schneider-Jakob&comma; der im Dorf zum Tanz aufspielte&comma; der hatte ihn freilich schon manchmal auf seiner Geige spielen lassen&period; Die sah aber anders aus als die des schönen fremden Herrn&period; Der Bub wagte kaum&comma; sie recht anzufassen&comma; doch als er sie hielt&comma; kam die Lust zu spielen über ihn&comma; und er strich zart mit dem Bogen darüber hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle machte so große Augen&comma; als er nur konnte&comma; wie Michele spielte&period; Herr Severin hörte aber still zu&comma; und als Michele verlegen innehielt&comma; sagte er&colon; „Im Herbst&comma; wenn ich heimreise&comma; dann will ich kommen und dich mit mir nehmen&period; Deiner Mutter will ich für etliche Jahre so viel geben&comma; wie du als Geißenhirt verdienst&comma; du aber sollst bei mir lernen&comma; was ein rechter Geiger braucht&period; Willst du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hei&comma; ob das Michele wollte&excl; Er und Kasperle machten solche Freudensprünge&comma; daß beinahe die Geißen neidisch wurden&comma; weil sie nicht so hoch hüpfen konnten&period; Und als Herr Severin und Kasperle weiterzogen&comma; blieb das Michele so glückselig zurück&comma; als säße es mitten auf der schönen Himmelswiese&period; Geiger sollte er werden&comma; spielen dürfen&comma; was ihm die Bäume vorrauschten und das Bächlein flüsterte&excl; Er dachte&colon; Das verdanke ich Kasperle&comma; allein dem Kasperle&excl; und er ahnte nicht&comma; daß Herr Severin bei Kasperles Erzählung gedacht hatte&colon; Der Bube&comma; der so arm ist und doch ein volles Geldsäcklein zurückweist&comma; von dem niemand etwas ahnt&comma; der gefällt mir&period; Kann er geigen&comma; dann will ich ihm helfen&comma; ein rechter Künstler zu werden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war purzelvergnügt über des Kameraden Glück&period; Er wollte vor lauter Freude singen&comma; aber da sagte Herr Severin geschwinde&colon; „Sei still&comma; sei still&comma; sonst fangen die Bäume an zu schelten über dies Geschrei&period; Flink&comma; krieche lieber in den Kasten&comma; sonst treffen wir gar noch einen Jäger&comma; der dich erkennt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da flitzte Kasperle sehr eilig in seinen Kasten&comma; Herr Severin nahm ihn auf den Rücken&comma; und er war heilfroh&comma; als das Schloß vor ihm auftauchte&period; So ein richtiges lebendiges Kasperle zu schleppen&comma; war wirklich nicht leicht&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Schloß wurde der fremde Künstler wohl empfangen&period; Nur wunderten sich alle über den großen schwarzen Kasten&comma; den er bei sich hatte&period; „Darin ist ein seltenes Spielwerk&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Severin&comma; „das muß ich immer bei mir führen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er verschloß sorgsam das Zimmer&comma; auch mußte Kasperle noch tief ins Bett schlüpfen&comma; damit ihn ja niemand zu sehen bekam&period; Das war langweilig&semi; viel lieber hätte er im Schloß etwas herumgegeistert oder zugesehen&comma; wie Herr Severin des Herzogs Spinett eine Seele gab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Severin saß in dem Saal&comma; ganz allein&comma; das hatte er so gewollt&comma; als sich sacht eine Türe auftat und ein kleines Mädchen hereinkam&period; Die ging ganz&comma; ganz leise auf den Fußspitzen und lauschte andächtig&comma; als der Künstler spielte&period; Herr Severin sah sie an und dachte&colon; Sie sieht doch aus wie Rosemarie&comma; von der das Kasperle erzählt hatte&excl; Da ließ er das Spinett singen&comma; und er selbst sang halblaut dazu&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Rosemarie&comma; du kleine&comma;<br&sol;>Rosemarie&comma; du feine&comma;<br&sol;>Einer hat mir aufgetragen&comma;<br&sol;>Schönes Grüßlein dir zu sagen&period;<br&sol;>Trallallala&comma; trallallala&excl;<br&sol;>Rosemarie&comma; du kleine&comma;<br&sol;>Rosemarie&comma; du feine&comma;<br&sol;>Sage mir&comma; ob du wohl weißt&comma;<br&sol;>Wie der kleine Schelm doch heißt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasperle heißt er&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; klang es lieblich neben ihm&period; Rosemarie stand am Spinett und sah Herrn Severin mit ihren großen Augen fragend an&colon; „Wo ist Kasperle&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist also wirklich Rosemarie&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Severin&period; „Kasperle kommt ins Waldhaus zurück&comma; er geht wieder heim&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rosemarie lächelte holdselig&comma; und sie tippte mit feinem Fingerlein auf das Spinett&comma; da klang es wie&colon; „Grüße&comma; Grüße&comma; viele Grüße&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich werd’ es bestellen&comma; und wenn du schweigen kannst&comma; kleine Rosemarie&comma; dann wirst du auch noch einmal das Kasperle sehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rosemarie sah Herrn Severin ernsthaft an&comma; sie legte ihr Fingerlein fest auf den roten Mund&comma; und dann huschte sie geschwinde aus dem Saal&comma; denn jemand kam&comma; im Nebenzimmer tönten Schritte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog war es&period; Der wollte hören&comma; ob das Spinett nun schon eine Seele habe&comma; und dann wollte er wissen&comma; was für ein seltenes Spielwerk der Künstler im schwarzen Kasten habe&period; Der Herr Herzog war nämlich etwas neugierig&comma; und er war ganz verdrießlich&comma; als Herr Severin sagte&comma; dies dürfe er nicht zeigen&comma; dies Spielwerk gehöre nicht ihm&comma; und er habe versprochen&comma; es niemand zu zeigen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ich werde es schon sehen&excl; dachte der Herzog und ging brummelnd davon&period; Herr Severin bekam Angst&period; Wenn ein Herzog etwas gern will&comma; dann ist das so eine Sache&period; Wer konnte wissen&comma; ob der nicht seinen Landjägern befahl&colon; „Macht mir den Kasten einmal auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sorgenvoll ging er durch die vielen Gänge&comma; an vielen geschlossenen Türen vorbei nach seiner Stube&comma; und dabei lief ihm eine schwarze kleine Katze über den Weg&period; Halt&comma; dachte er&comma; die kommt mir zurecht&comma; und er fing schnell das Kätzchen und nahm es mit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In seinem Zimmer saß Kasperle verdrießlich wie einer&comma; dem die Pfingstfreude verregnet ist&period; Sein Gesicht wurde aber gleich hell&comma; als Herr Severin ihm von Rosemarie erzählte&period; „Gewiß hat der Herzog sie mit ihren Eltern eingeladen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Kasperle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; mein Kasperle&comma; jetzt könnte dir das auch geschehen sein&comma; wenn du nicht gar so unnütz und neugierig gewesen wärst&period; Aber nun mußt du in den Kamin kriechen&comma; weit hinauf wie ein Schornsteinfeger&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Herr Severin erzählte Kasperle von des Herzogs Verlangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da bekam aber Kasperle einen Schreck&comma; denn vor dem Herzog hatte er die allergrößte Angst&period; Er kroch flink in den Kamin&comma; das ging ganz gut&comma; und Herr Severin steckte das schwarze Kätzlein in den Kasten&period; Kaum waren sie beide fertig&comma; da kam ein Kammerherr&comma; der sagte&comma; er wolle dem fremden Geiger das Schloß zeigen&comma; der Herzog habe es befohlen&period; Und inzwischen will er in den schwarzen Kasten sehen&comma; dachte Herr Severin und lachte heimlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er hatte recht gehabt&period; Kaum waren die beiden aus dem Zimmer gegangen&comma; als Kasperle Schritte hörte&comma; Stimmen wurden laut&comma; und er vernahm des Herzogs Befehl&colon; „Öffnet den Kasten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Jemine&comma; dachte Kasperle&comma; wie schade&comma; daß ein Kamin kein Guckloch hat&excl; Er wollte versuchen&comma; etwas zu sehen&comma; und gerade war er bis ans Ofenloch gerutscht&comma; als der Kasten aufging und die schwarze Katze fauchend heraussprang&period; Ritsch&comma; saß sie dem Herzog auf der Schulter&comma; und ehe sie noch jemand fassen konnte&comma; sprang sie zum offenen Fenster hinaus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Prschiii&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle war Ruß in die Nase gekommen&comma; er mußte laut niesen&period; „Hazzi&comma; prschiii&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und puh&excl; quoll eine dicke&comma; dicke Rußwolke aus dem Kamin&comma; und der Herzog prustete&comma; spuckte&comma; nieste&comma; und dann rannte er aus dem Zimmer&comma; und seine Diener rannten ihm nach&period; Sie dachten alle&comma; die schwarze Wolke sei aus dem Kasten gekommen&comma; und der Herzog schalt arg&comma; der Künstler sei ein Hexenmeister&period; Und schämen tat er sich auch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Severin lachte sehr&comma; als er in seine Stube zurückkehrte und die Bescherung sah&period; Das Kasperle sah aus wie ein kleiner Schornsteinfeger&comma; er gefiel sich selbst gar nicht&period; Aber Herr Severin half ihm sich waschen&comma; da wurde er wieder blank und kroch vergnügt in seinen Kasten zurück&period; Danach ging Herr Severin zum Herzog und sagte&comma; er wolle fort&comma; denn das wunderbare Spielzeug sei nun beinahe kaputt&comma; und der Herzog seufzte sehr und bat Herrn Severin inständig&comma; ihm abends noch etwas vorzuspielen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Geiger versprach das auch&comma; doch bat er&comma; es dürften keine Kinder dabei sein&period; „Ach&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog&comma; „die gibt es ja gar nicht im Schloß&excl; Nur die kleine Gräfin Rosemarie ist da&comma; die stört doch nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; sie stört&comma; sie muß ins Bett&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erklärte Herr Severin und tat ganz streng&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da durfte Rosemarie abends nicht in den Saal kommen&comma; um dem Spiel des fremden Künstlers zu lauschen&period; Aber alle Dienstboten standen hinter den Türen&comma; und Herr Severin spielte so wundersam&comma; daß der Herzog zu weinen anfing&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Inzwischen aber saß Kasperle selig und vergnügt mit Rosemarie zusammen in einer winzigen Stube neben Herrn Severins Zimmer&period; Die wurde nie benutzt und war mehr eine Rumpelkammer&comma; aber den beiden gefiel es ausgezeichnet darin&period; Der gute Herr Severin hatte Rosemarie gesagt&comma; wo sie Kasperle finden würde&period; Kasperle erzählte Rosemarie alles&comma; was er erlebt hatte&comma; und dazwischen schmauste er Kuchen und Schokolade&semi; dies hatte Rosemarie ihm mitgebracht&period; Rosemarie graute sich nun nicht mehr vor Kasperle&comma; und als der erzählte&comma; wie er immer wieder hatte fliehen müssen&comma; da weinte sie bittere Tränen&period; „Du armes&comma; armes Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie sanft&semi; „wie gut&comma; daß du ins Waldhaus zurückkommst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann drohte sie aber auch einmal ein wenig und schalt&colon; „Ei&comma; du Unnütz du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und alle&comma; die Kasperle geholfen hatten&comma; die Schullehrersleute&comma; Meister Helmer und vor allem das Michele gewann Rosemarie gleich lieb&period; Das Michele aber wollte sie sehen&period; „Der muß auch mein Freund werden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&period; „Und wenn er groß ist und so schön spielen kann wie Herr Severin&comma; dann —&OpenCurlyDoubleQuote; „heiratest du ihn&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle&period; Und plötzlich rollten ihm die dicken&comma; dicken Tränen über das Gesicht&period; „Und ich bin dann immer noch ein Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; klagte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Rosemarie tröstete ihn&period; Vielleicht hätte er bis dahin seine Heimatinsel gefunden&period; „Ich will auch suchen&comma; wenn ich groß bin&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; versprach sie&comma; „und Michele soll suchen&comma; und Herr Severin tut es sicher auch&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da war Kasperle schon wieder getröstet&period; Er stopfte noch den letzten Rest Kuchen in seinen großen Mund&comma; und dann erzählte er noch flink die Geschichte mit den Holzäpfeln&period; Darüber lachte und lachte Rosemarie&comma; bis Herr Severin kam und sagte&colon; „Ei&comma; flink ins Bett&comma; Rosemarie du feine&comma; es ist schon arg spät&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Auf Wiedersehen morgen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte Rosemarie noch&comma; dann huschte sie zum Zimmer hinaus&period; Es merkte niemand&comma; daß sie noch nicht ins Bett gegangen war&period; Und nachher träumte sie immerzu von Kasperle&comma; von Michele und von dem schönen&comma; bunten Garten&period; Doch als sie aufwachte&comma; da war Herr Severin mit seinem schwarzen Kasten weggezogen&semi; Kasperle war fort&comma; Rosemarie konnte ihn nicht mehr sehen&period;<&sol;p>

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