Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Eine neue Gefahr

<p>Kasperle schlief an diesem Abend putzvergnügt ein&semi; pardauz&excl; fiel er ins Bett&comma; und bums&excl; da schlief er auch schon&period; Der gute Schullehrer von Waldrast aber&comma; Herr Habermus&comma; sagte noch sorgenvoll zu seiner lieben Frau&colon; „Mit dem fremden Buben werden wir viel Sorge und Verdruß haben&period; Hätte ich ihn doch lieber nicht mit heimgebracht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch die Frau Schullehrerin antwortete heiter&colon; „Mach’ dir keine Sorge&comma; Mann&excl; Ein lieber kleiner Kerl ist der Kasper doch&comma; und mit der Zeit wird er schon ein rechter braver Schulbube werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Danach sah es freilich am andern Morgen nicht aus&period; Kaum betrat das Kasperle die Schulklasse&comma; gleich ging der Lärm los&period; Alle schrieen&colon; „Du mußt uns was vorkaspern&comma; bitte&comma; bitte&comma; bitte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Kasperle dachte an das Verbot des Lehrers&comma; auf dem Katheder dürfe er nicht kaspern&comma; und darum kletterte er eins&comma; zwei&comma; drei auf den großen braunen Schulschrank hinauf&period; Die Buben schrien laut&colon; „Hallo&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und die Mädel rissen vor Erstaunen den Mund weit auf&period; Jemine&comma; so flink war noch nie jemand auf den Schulschrank gekommen&excl; Das war ein Spaß&excl; Herr Habermus hörte das Geschrei drüben in seiner Wohnung&comma; und noch ehe die Base Mummeline die Klingel geschwungen hatte&comma; lief er schon hinüber&period; Er riß die Türe auf und schrie&colon; „Potzwetter&comma; was ist das für ein Lärm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Platsch&excl; fiel Kasperle vor Schreck vom Schulschrank herab&period; Er fiel auf einen Tisch gerade auf Heine Fistelmeyers neue Schiefertafel&semi; die nahm das übel und ging mit einem lauten Krach kaputt&period; Kasperles Beine zappelten in der Luft herum&comma; sie trafen Fritze Schrumps’ Nase&comma; trafen ein Tintenfaß&semi; das sauste in einem weiten Bogen herab&comma; und auf der Mädelbank gab es ein lautes Gekreisch&period; Fünf gute Schulschürzen bekamen dicke schwarze Tintenkleckse&period; Ihre Besitzerinnen heulten&comma; ihre Freundinnen heulten zur Gesellschaft mit&comma; Heine Fistelmeyer heulte&comma; Fritze Schrumps heulte&comma; Kasperle heulte&comma; etliche lachten und jauchzten&comma; — es war wieder einmal ein Lärm wie bei Teufels Großmutter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da verlor der sonst so nachsichtige Lehrer die Geduld&period; Klatsch&comma; klatsch&comma; klatsch&comma; ging es&comma; Kasperle bekam seinen Teil&comma; die ärgsten Schreier bekamen etwas ab&comma; und schnell merkten es alle&comma; mit ihrem Schullehrer war heute nicht gut Spaß zu machen&period; Nach und nach trat Ruhe ein&comma; nur die fünf Mädel&comma; die bekleckste Schürzen hatten&comma; weinten ganz leise&comma; und Kasperle heulte laut&period; Himmel&comma; konnte der brüllen&excl; Selbst die fünf Mädel verstummten schließlich&comma; alle staunten sie das heulende Kasperle an&comma; und allmählich erfaßte sie alle ein tiefes&comma; tiefes Mitleiden mit dem kleinen Irrwisch&period; Herr Habermus faßte den am Kragen&comma; zog ihn vor und stellte ihn in eine Ecke&period; „So&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er streng&comma; „da bleibst du stehen&comma; bis du vernünftig geworden bist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach du lieber Himmel&comma; heulte das Kasperle&excl; Auf der Mädelbank hob ein leises Weinen an&comma; eine nach der andern weinte&comma; dann schluchzte einer auf der Bubenbank&comma; erst heulten alle Kleinen&comma; dann fielen die Großen ein&comma; und nach ein paar Minuten weinte und schluchzte die ganze Schule mit Kasperle&period; Herr Habermus schüttelte erstaunt den Kopf&period; So etwas war ihm doch noch nie vorgekommen&comma; daß alle heulten&comma; weil einer gestraft wurde&period; Er wollte streng sein und nicht darauf achten&comma; aber merkwürdig&comma; Kasperles Weinen und das klägliche Echo rührten ihn sehr&comma; er sagte endlich ganz freundlich&colon; „Nun hört aber auf&comma; Kinder&comma; und du&comma; Kasper&comma; komm wieder an deinen Platz&period; Seid jetzt endlich stille&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Flink trocknete Kasperle seine Tränen&comma; er flitzte aus der Ecke heraus&comma; und auf einmal begannen alle Kinder zu lachen&comma; selbst Herr Habermus lächelte ein wenig&period; Er seufzte aber auch und dachte&colon; Ach je&comma; was wird es heute noch geben&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle wollte nun sehr artig sein&comma; und er war es auch&period; Aber er gab wieder blitzdumme Antworten&comma; und wenn er nur seinen Mund auftat&comma; lachten wieder die andern Kinder&comma; und in der Schulstube gab es wieder Lärm und Unruhe&period; Und nachher hallte die Dorfstraße wider vom jauchzenden Lachen der Kinder&comma; und von den Müttern sagten etliche&colon; „Den Buben hätte der Schullehrer nicht aufnehmen sollen&period; Ein Schlimmer ist’s&comma; ein arger Unnützling&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Base Mummeline hatte nämlich im Dorf allerlei herumgeredet&comma; wie schlimm der kleine Gast im Lehrerhause sei&period; Kein gutes Härchen hatte sie an dem armen Kasperle gelassen&comma; und manche glaubten ihr alles&comma; manche die Hälfte&period; Ein wenig scheel sahen ihn die Erwachsenen alle an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dann fingen auf einmal alle Kinder an zu kaspern&period; Dummheiten hatten auch sonst die Waldraster Kinder genug gemacht&comma; aber solche Hanswurstsprünge&comma; ein solches Gesichterschneiden war sonst nicht Mode gewesen&period; Da fing zum Beispiel Fritze Schrumps bei Tisch an zu zappeln&comma; hielt die Beine in die Luft und überschlug sich samt seinem Stuhl&period; Seine Mutter dachte&comma; er hätte Bauchschmerzen&comma; aber sein Vater gab ihm eins auf den Hosenboden&comma; darüber vergaß er das Kaspern&period; Am Abend aber kam Frau Bimmelmann&comma; die nächste Nachbarin&comma; gelaufen und flehte&comma; Frau Schrumps möchte mitkommen&comma; ihr Peter habe die Krämpfe&comma; er schneide fürchterliche Gesichter&period; Und auf der Gasse trafen sie Fistelmeyers alte Muhme Trine&comma; die jammerte&comma; bei ihnen sei der Heine übergeschnappt&comma; sie wolle vom Schullehrer einen Tee holen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was auf den Hosenboden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Vater Schrumps&comma; „das wird schon helfen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Mittel von Vater Schrumps erwies sich in diesen Tagen als äußerst heilsam&semi; und bald bekamen es die Waldraster Väter und Mütter heraus&colon; ihre Buben und Mädel&comma; aber besonders die unnützen Buben&comma; wollten alle kaspern&comma; wie des Schullehrers kleiner Schützling tat&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das gab viel Ärger und Geschelte im Dorf&comma; und der arme Herr Habermus bekam manches ungute Wort zu hören&period; Die Base Mummeline schürte noch das Feuer&period; Im Lehrerhaus selbst gab es alle Tage Lärm&comma; immer hatte Kasper dies und das getan&comma; so sagte wenigstens die Muhme&period; Und dabei wollte Kasperle wirklich brav sein&comma; weil es ihm nämlich in Waldrast sehr gut gefiel&period; Er ging furchtbar gern in die Schule&comma; und das Spielen mit seinen Kameraden machte ihm besonders Vergnügen&comma; über das Geschrei der Base Mummeline wunderte er sich sehr&semi; er fand es nur spaßig&comma; wenn sie über den Scheuereimer purzelte&comma; oder wenn alle Hühner in ihrer Stube herumgackerten&comma; weil Kasperle sie hineingetrieben hatte&period; Auch brauchte die Base nicht so mörderlich zu schreien&comma; weil sechs dicke Kröten in ihrem Bette saßen und allerlei Getier&comma; Käfer und Tausendfüßler in ihrem Strickkorb herumkrabbelten oder gar ein Regenwurm sich in ihrer Kaffeetasse wand&period; Das war doch alles nur Spaß&excl; Und über das Räubergesicht brauchte die Base auch nicht so zu erschrecken&period; So meinte wenigstens Kasperle&comma; und seine Kameraden stimmten ihm zu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch die Base zeterte und schrie&period; Herr Habermus schalt&comma; Frau Habermus schalt&comma; aber beide hatten dabei den unnützen kleinen Schelm von Herzen lieb&period; Der Schullehrer bekam es auch nicht fertig zu sagen&colon; „Kasper&comma; geh’ wieder in die weite Welt&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dazu tat ihm der in seiner Verlassenheit zu leid&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So ging ein Tag nach dem andern hin&comma; und Kasperle blieb in Waldrast&period; Die Dorfbuben lernten das Kaspern immer besser&comma; und der gute Herr Habermus plagte sich weidlich mit den Kindern ab&comma; und daheim hörte er auch noch die Base Mummeline den ganzen Tag schelten&period; Er war daher sehr froh&comma; als die eines Tages sagte&colon; „Ich geh’ morgen in die Stadt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war eine große Sache&comma; wenn in Waldrast jemand in die Stadt ging&period; Der mußte dann viele Stunden abwärts steigen und zurück wieder lange&comma; lange den Berg hinaufsteigen&period; Wenn darum jemand sagte&colon; „Ich geh’ in die Stadt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; dann kamen gleich die Nachbarn und hatten diesen und jenen Wunsch&comma; wollten allerlei gekauft haben und sagten auch&colon; „Paß gut auf&comma; was es Neues in der Welt gibt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; In jenen Tagen stiegen die Briefboten noch nicht täglich in das entfernteste Dorf&comma; und in Waldrast empfing höchstens einmal im Jahr irgend jemand einen Brief&period; In das Schulhaus kamen darum auch noch am gleichen Mittag etliche Nachbarinnen&comma; eine wollte Gewürz&comma; die andere Nähnadeln&comma; die dritte einen Kupfertopf besorgt haben&semi; so ging es weiter&comma; und zuletzt hatte die Base Mummeline einen langen Zettel&comma; auf dem alle Wünsche verzeichnet standen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das wird zuviel zu tragen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Lehrersfrau&semi; „Base&comma; da tust du dir Schaden&period; Nimm den Kasper mit&comma; der kann dir helfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei du lieber Himmel&comma; zeterte da die Base los&excl; Mit dem schlimmen Buben sollte sie gehen&excl; Na&comma; da würde sie sicher vor Ärger unterwegs sterben&comma; behauptete sie&semi; der Kasper sollte ihr nur fern bleiben&period; Und die Base Mummeline rüstete ihren Korb&comma; und Kasper blieb daheim&period; Der war arg froh darüber&period; Ja&comma; schlimm genug&comma; als er die Base in aller Morgenfrühe aufstehen hörte&comma; schaute er ihr vom Fenster aus vergnügt nach&comma; zog ihr eine lange Nase und schnitt&comma; als sie sich noch einmal umdrehte&comma; sein allerbösestes Räubergesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Meine Güte&comma; erschrak die Base&excl; Sie kollerte fast mit ihrem Korb den Berg hinab&comma; so rannte sie davon&comma; und erst als Waldrast schon ein Stück hinter ihr lag&comma; wagte sie es&comma; aufzuatmen&period; „Na&comma; warte du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie drohte mit der Faust dorthin&comma; wo das Schulhaus lag&comma; und dann wanderte sie bergab und dachte dabei&colon; Könnte ich nur den Kasper aus Waldrast vertreiben&excl; Die Base Mummeline ging auf einsamen Wegen durch tiefen Wald&comma; über grüne Wiesen&comma; an Felsen entlang bergab nach der fernen Stadt&period; In Waldrast aber kasperten die Buben an diesem Tage schlimmer als je&comma; und das Kasperle war purzelvergnügt&period; Beim Mittagessen schalt keine Base&comma; er hörte kein böses Wort&comma; ja die Frau Schullehrerin lachte ein paarmal herzhaft über seine drolligen Gesichter&period; Der Schullehrer sah auch freundlich drein und Kasperle dachte&colon; Wenn die Base doch nie wiederkäme&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Base Mummeline dachte gar nicht ans Fortbleiben&period; Die erlebte in der Stadt eine höchst seltsame Geschichte&comma; und sie stieg am nächsten Tag&comma; als sie alles eingekauft hatte&comma; so schnell es nur ging&comma; wieder nach Waldrast hinauf&period; Zu später Nachmittagsstunde kam sie im Dorfe an&period; Die Lehrersfrau war mit Lenchen und Lorchen bei der Pate Schönlein&comma; der Lehrer saß in seiner Stube und arbeitete&comma; und Kasperle wollte gerade aus dem Hause gehen zu seinen Kameraden&comma; als er die Base daherkommen sah&period; Die sah ihn nicht&comma; sie schritt aus&comma; als hätte sie eine Schlacht gewonnen&comma; und Kasperle schlüpfte ein wenig erschrocken in die Wohnstube&period; Als er draußen den Schritt der Base vernahm&comma; da kroch er flink in einen dunklen Winkel am Ofen&comma; die Hölle genannt&period; Warum er das tat&comma; wußte der kleine Schelm selbst nicht genau&period; Der Gedanke an die lange Nase und das Räubergesicht bedrückte ihn etwas&comma; und dann war die Base dahergekommen&comma; als trüge sie den schönsten Rohrstock im Korb&period; Ein paar Minuten später tönte auch ihre Stimme durch das Haus&comma; und der Lehrer kam eiligst aus seinem Zimmer heraus&period; Der Base erste Frage war&colon; „Wo ist Kasper&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle in der Hölle erschrak&comma; und ganz leise schob er ein paar Holzscheite vor&comma; damit ihn die Base nicht sehen sollte&period; Indem kam die Lehrerin zurück&comma; sie begrüßte die Base&comma; als wäre die von einer langen&comma; langen Reise heimgekehrt&period; Aber die Base fragte auch sie flink&colon; „Wo ist Kasper&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; die Buben spielen alle am Bach&comma; da wird er wohl dabei sein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; meinte die Frau&period; Sie hatte Kasperle erlaubt&comma; zu seinen Gefährten zu gehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch die Base begann erst sich im Zimmer umzusehen&semi; sie guckte unter das Sofa&comma; schloß den großen Schrank auf und sah auch in die Hölle hinein&period; Da lagen die Holzscheite vorne dran&comma; und die Base sah Kasperle nicht&period; „Er ist nicht da&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&semi; „nun will ich euch erzählen&comma; wer eigentlich der Kasper ist&comma; na&comma; ihr werdet staunen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle guten Geister&comma; ja&comma; da staunten Schullehrers wirklich&comma; als die Base zu erzählen anfing&excl; Und dem Kasperle im Ofenwinkel wurde es wind und weh&comma; denn was hörte er&quest; Seine ganze Geschichte erzählte die Base&excl; Da war unten in der Stadt ein Kasperlemann gewesen&comma; der hatte ein geschnitztes hölzernes Kasperle gezeigt und laut verkündet&colon; „Wenn ihr einen findet&comma; der so aussieht&comma; dann fangt ihn&semi; der Herzog von S&period; gibt dafür eine hohe Belohnung&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann hatte er erzählt&comma; daß Kasperle ein urechtes lebendiges Kasperle sei&comma; und was der alles auf dem Schlosse angerichtet habe&period; „Seht ihr&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie die Base Mummeline&comma; „ich hab’ es immer gesagt&colon; mit dem Buben ist’s nicht richtig&period; Es ist gut&comma; wenn er gefangen und fest eingesperrt wird&period; So will es der Herzog&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da seufzte der Schullehrer&comma; und seine liebe Frau sagte mitleidig&colon; „Armer kleiner Kerl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem Kasperle im Ofenwinkel liefen die Tränen über die Backen&period; Am liebsten wäre er vorgelaufen und hätte sich an die gute Frau angeschmiegt&period; Ach gewiß&comma; die Schullehrersleute gaben ihn nicht her&excl; Aber da sagte die Base Mummeline wieder laut und hart&colon; „Der Kasperlemann kommt mir gleich nach&semi; er bringt noch einige Landjäger mit&comma; sie wollen das Kasperle gleich mitnehmen&period; Ich hab’ es nämlich gesagt&comma; wo der Popanz steckt&comma; und da&comma; den schönen Goldgulden hab’ ich gleich bekommen&period; Ei&comma; nun freue ich mich&comma; daß der heillose Schelm aus dem Hause kommt und eingesperrt wird&excl; Wir müssen nur sorgen&comma; daß er nicht gar noch vorher ausreißt&period; Na&comma; die Landjäger werden schon aufpassen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wieder sagte die gute Lehrersfrau&colon; „Armes&comma; armes Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und ihr Mann seufzte mitleidig&period; Die Base aber stand auf&comma; sagte&comma; nun wolle sie flink ihren Korb auspacken und dann aufpassen&comma; wann Kasperle heimkomme&period; Der Schullehrer möge aber zum Schulzen gehen&comma; damit der wisse&comma; warum die Landjäger kämen&period; Das tat der Schullehrer auch&period; Er und die Base verließen die Stube&comma; nur die Lehrerin blieb darin zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle in seinem Ofenwinkel zitterte vor Angst&period; Ach&comma; wenn er nur fliehen könnte&comma; dachte er&comma; irgendwo sich verstecken&comma; bis der Kasperlemann und die Landjäger wieder fort waren&excl; Aber dazu mußte er zuerst aus der Stube heraus&comma; denn in die Hölle würden die Verfolger sicher schauen&period; Die Lehrersfrau saß still am Tisch&comma; so mild&comma; so gütig sah sie drein&comma; daß Kasperle dachte&colon; Sie verrät mich nicht&period; Und plötzlich kam er schnell aus seinem Loch hervor&comma; und die Frau am Tisch schrak zusammen&period; „Kasper&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&comma; „da bist du ja&excl; Hast du alles gehört&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle nickte traurig&period; Er kam leise näher&comma; umschlang die gute Frau und sah sie flehend an&period; „Ausreißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; bettelte er&period; „Ausreißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Frau Lehrerin nickte&period; „Ich kann mir’s schon denken&comma; daß du gern ausreißen möchtest&comma; du armer kleiner Schelm&comma; du&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und sacht streichelte sie das Kasperle&period; Sie sann ein paar Minuten nach&comma; dann nahm sie vom Tisch ein großes Stück Brot&comma; steckte dem Kleinen die Taschen voll&comma; gab ihm noch ein paar Batzen und sagte schnell&colon; „Versuche dein Heil&excl; Geh hinten zur Küchentüre hinaus&excl; Mein guter Mann wird mir’s schon verzeihen&comma; daß ich dir geholfen habe&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie gab dem Kasperle noch einen Kuß und ließ ihn in die Küche witschen&period; Von dort aus führte eine Türe in den Garten&semi; neben dem lag der Kirchhof&comma; und wie Kasperle so hastig davonrannte&comma; sah er&comma; daß die Kirchtüre aufstand&period; Ich verstecke mich auf dem Turm&comma; dachte er&comma; und husch&comma; war er schon drinnen&period; Es war aber auch die höchste Zeit&comma; denn vom Schulhause her erklang Base Mummelines Stimme&colon; „Sie kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie kamen wirklich&period; Der Kasperlemann voran&comma; drei Landjäger hintendrein&comma; und die Dorfleute&comma; die sie kommen sahen&comma; rannten eilig herbei&period; Was war geschehen&quest; Warum kamen die Landjäger in ihr friedliches Dorf&quest; Sie fragten es alle ganz erschrocken&comma; und es gab ein lautes Hinundhergerede&comma; bis die Base etlichen sagte&comma; Kasper werde geholt&comma; ob sie den nicht gesehen hätten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Buben spielen am Bach&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief jemand&comma; und gleich liefen ein paar hin&comma; um dort das Kasperle zu fangen&comma; denn die Base tat&comma; als wäre der kleine Schelm ein schlimmer&comma; schlimmer Bösewicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber wo war denn Kasperle&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Buben hatten ihn nicht gesehen&comma; der Schulze hatte ihn nicht gesehen&comma; der Schullehrer wußte nichts von ihm&semi; niemand hatte das Kasperle gesehen&period; „Er ist ausgerissen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Base und der Kasperlemann&period; „Wir suchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten die Landjäger&period; „Platz da&comma; erst suchen wir das Haus ab&period;&OpenCurlyDoubleQuote; „Alle müssen suchen helfen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Schulze&period; „Na&comma; das wäre doch eine Schande&comma; wenn einer aus Waldrast ausreißen könnte&comma; den unser Herzog fangen will&excl; Vorwärts&comma; alle müssen suchen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und alle suchten&period; Kasperles Schulgefährten suchten am eifrigsten&comma; und jeder dachte bei sich&colon; Wenn ich ihn finde&comma; lasse ich ihn ausreißen&period; Nur die Frau Schullehrerin suchte nicht&comma; und niemand fragte sie&period; Still brachte sie Lenchen und Lorchen ins Bett&comma; und als die bitterlich um ihren lieben Kasper weinten&comma; tröstete sie die Kleinen und sagte linde&colon; „Es wird ihm schon nichts geschehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Bauern und Landjäger suchten in allen Häusern&comma; Scheunen und Ställen&comma; aber vergeblich&comma; Kasperle war nicht zu finden&period; Endlich sagte einer&colon; „Nun müssen wir noch in der Kirche nachsehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie ist ja verschlossen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte ein anderer&comma; „und die Fenster sind auch alle zu&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der alte Küster hatte nämlich inzwischen die Kirche verschlossen&comma; und weil er alt und müde war&comma; kümmerte er sich nicht um den Lärm im Dorf&period; Er saß in seinem Lehnstuhl und schlief&comma; und die Landjäger gingen alle um die Kirche herum und sagten&colon; „Darin kann er nicht sein&comma; er ist sicher ausgerissen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber wohin&quest; War er in den Wald geflohen&comma; saß er oben in den Bergeinöden&quest; Auf dem Weg zur Stadt hätten sie ihn doch alle sehen müssen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Morgen früh wird die ganze Gegend abgesucht&period; Alles&comma; was Beine hat&comma; muß mitlaufen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Schulze&period; „Na&comma; die Schande&comma; wenn der Kasper entwischt wäre&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; gleich bei Tagesanbruch wird gesucht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen alle&comma; „und heute muß das Dorf bewacht werden&semi; keine Katze darf hinaus und das Kasperle erst recht nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und im Schulhaus sagte die Base Mummeline&colon; „Ich bin zwar rechtschaffen müde&comma; aber ins Bett gehe ich nicht&period; Ich wette&comma; der Kasper geistert im Hause herum&comma; und ich erwische ihn doch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>

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