Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Gänse hüten

<p>Am nächsten Morgen weckte Florian Kasperle in aller Herrgottsfrühe&comma; und als Kasperle nur knurrte und murrte und nicht gleich zum Aufstehen bereit war&comma; goß ihm Florian schwapps einen Krug Wasser über den Kopf&period; Da sprang nun freilich Kasperle flink heraus&comma; und als er den langen Florian mit seinem bärbeißigen Gesicht vor sich stehen sah&comma; begann er sich schrecklich zu fürchten&period; Ganz brav und still tat er alles&comma; was der ihm sagte&semi; er folgte ihm zum Gänsestall und stand dort wie ein armes Sünderlein&comma; als seine schnatternden Feindinnen alle nacheinander aus dem Stalle spazierten&period; Florian gab ihm einen langen Stab in die Hand und sagte&colon; „Geh&comma; hüt’&excl; Kannst mit dem Schäfer gehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Schäfer nun war ein Bruder des Florian&comma; noch viel stiller und brummiger als dieser&period; Er hieß Damian&comma; und im Dorf nannten sie ihn nur „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote;&period; Und Damian tat auch an diesem Morgen seinen Mund nicht auf&comma; er winkte nur&comma; und das Kasperle folgte ihm mit seinen Gänsen&period; Es ging zum Dorf hinaus über Wiesen&comma; da kam ein lustiges Bächlein gerannt&comma; und hier stieß Damian seinen Stock auf den Boden&period; Flugs machte Kasperle&comma; der dachte&comma; das gehöre dazu&comma; es ihm nach&period; Aber als Damian mit seinen Schafen weiterzog&comma; da folgte er ihm wieder&period; Erst merkte es Damian gar nicht&comma; bis die Gänse gar zu laut schnatterten&period; Unwirsch drehte er sich um und zeigte stumm mit seinem Stock nach dem Bächlein&period; Kasperle erhob ebenso geschwind seinen Stab und zeigte auch hin&period; Da wurde „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; fuchswild&period; Nun mußte er am frühen Morgen reden&period; Das war doch wirklich zu anstrengend&excl; „Dort bleiben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte er Kasperle an&period; Der Kleine erschrak&comma; er taumelte nach rückwärts&comma; und die Gänse&comma; denen er beinahe auf ihre Füße trat&comma; nahmen dies gewaltig übel&period; Sie schnatterten zornig los und wollten ihrem Hirten erst gar nicht folgen&period; Doch Kasperle hatte jetzt mit seinem langen Stock mehr Mut&comma; er fuchtelte damit grimmig in der Luft herum und schnitt dazu ein bitterböses Gesicht&period; Da bekamen die Gänse Angst&comma; und sie spazierten ganz brav&comma; eine hinter der andern&comma; dem Bächlein zu&period; Dort schnatterten sie vergnügt&comma; sie meinten&comma; nun könnten sie schmausen und sich gütlich tun&period; Doch Kasperle meinte das gar nicht&period; Dem hatte es gefallen&comma; wie die Gänse so brav vor ihm hergelaufen waren&comma; und er gedachte sich ein Späßlein zu machen&period; Er begann die Gänse zu jagen&period; Kaum stand eine&comma; schwipp&excl; traf sie der lange Stab&period; Die guten Tiere mochten schnattern&comma; soviel sie wollten&comma; rundum und wieder rundum jagte sie ihr Hirte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er selbst hopste und sprang dabei&comma; als sollte er seinen Gänsen etwas vorkaspern&period; Die armen Gänse konnten kaum noch laufen&comma; ihr Schnattern wurde immer kläglicher&comma; aber schwipp&comma; schwipp&excl; traf Kasperles langer Stab sie&comma; und weiter ging es&comma; immer rundum&comma; rundum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; pflegte sonst sich um weiter nichts als seine Schafe zu kümmern&period; Heute aber dachte er doch an den neuen Gänsejungen&comma; weil sein Bruder ihm gesagt hatte&colon; „Paß auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und da er nicht allzuweit seine Schafe weidete&comma; ging er einmal nachsehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei potzwetter&excl; Das war ein Spiel&comma; das er da sah&excl; Kasperle hopste rundherum&comma; die Gänse rannten rundherum&comma; Damian aber sah wohl&comma; daß denen das Rennen wenig gefiel&period; Dabei sollten die armen Watschelchen nun fett werden&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Schwipp&comma; schwipp&excl; Kasperle schlug die dickste Gans gerade auf den Kopf&period; Da packte ihn jemand am Hosenboden&period; Und „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; hielt sich nicht mit Reden auf&period; Nun machte sein Stock schwipp&comma; schwipp&comma; und Kasperle spürte das sehr genau&comma; er schrie mörderlich&comma; und die Gänse schauten mit weit offenen Schnäbeln zu&period; Eia&comma; es ging ihrem kleinen Hirten gar übel&excl; Wenn die älteste Gans hätte reden können&comma; sie hätte jetzt gewiß das Sprüchlein gesagt&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was du nicht willst&comma; daß man dir tu’&comma;<br&sol;>Das füg’ auch keinem andern zu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich meinte Damian&comma; sein Stock wäre nun lange genug auf Kasperle herumgewippt&period; Kasperle fand&comma; viel viel zu lange&comma; und er heulte jämmerlich&comma; als „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; ihn ins Gras setzte&period; Der sagte wieder nichts&comma; aber so klug war das Kasperle schon&comma; um zu wissen&comma; was die Prügel bedeutet hatten&period; Ganz verdattert blieb er still im Grase sitzen&comma; und weil die Gänse alle müde und hungrig waren&comma; dachten sie nicht ans Fortlaufen&period; Es ging darum ganz friedlich am Bächlein zu&period; Kasperle streckte sich lang aus&comma; er hielt seinen Stock kerzengerade in die Luft und nahm sich vor&comma; er würde bald weiter in die Welt hineinlaufen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In Protzendorf hatten sich die Leute von dem putzigen Gänsejungen des Bauern Strohkopf erzählt&comma; und zwei Buben waren blitzneugierig&comma; den zu sehen&period; Die beiden hießen August&comma; und weil des einen Vater der Windmüller und der des andern der Wassermüller war&comma; wurden beide im Dorf nur Windgustel und Wassergustel genannt&period; Unnütz waren alle beide&comma; und gute Freunde waren sie auch&period; Ihre Väter zankten sich manchmal&comma; der eine schalt auf den Wind&comma; der andere auf das Wasser&comma; aber Windgustel und Wassergustel machten alle ihre Dummheiten zusammen&period; An diesem Pfingstsonnabend nun gingen sie Kasperle suchen&period; Vielleicht wußte der Späße und Dummheiten&comma; die sie noch nicht kannten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie fanden Strohkopfs neuen Gänsejungen im Grase liegen&comma; und als sie ihn anriefen&comma; tat er erst&comma; als höre er sie nicht&comma; aber Windgustel und Wassergustel wußten schon&comma; wie man einen Buben zum Reden bringt&period; Sie zogen ihn an seinen Beinen auf dem Rasen entlang&semi; da sprang Kasperle auf mitten in seine Gänse hinein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Himmel&comma; erschraken die&excl; Sie dachten&colon; Nun geht das Rundumgelaufe wieder los&period; Doch statt dessen gab es ein lautes Gelächter&period; Windgustel und Wassergustel fanden nämlich das herumspringende Kasperle höchst komisch&comma; und Windgustel dachte gleich&colon; Uje&comma; könnte ich doch so feine Gesichter schneiden&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Lachen merkte Kasperle&comma; daß die beiden nicht als Feinde gekommen waren&comma; und blitzschnell verwandelte sich sein böses Gesicht in ein sehr vergnügtes&period; Nach zwei Minuten waren die drei die allerbesten Kameraden&comma; obgleich die beiden Dorfbuben dachten&comma; einen so sonderbaren Jungen hätten sie noch nie gesehen&period; Was konnte der für Grimassen machen&comma; wie Arme und Beine verrenken&excl; Da mußte einer schon wirklich ein solcher Sauertopf sein wie „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; um nicht zu lachen&comma; doch Windgustel und Wassergustel waren keine Sauertöpfe&comma; die lachten&comma; beinahe barsten sie auseinander&period; Und nachher schimpften sie&period; Kasperle erzählte ihnen nämlich von dem Schäfer&comma; und da sagten die beiden Unnützlinge&comma; das sei von dem grob gewesen&comma; und das mit den Gänsen sei fein&period; „Mach’s noch mal&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; bat Windgustel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Erst nachsehen&comma; wo der Damian ist&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Wassergustel&period; Er sprang auf&comma; sah nach und kam nach einem Weilchen grinsend zurück und verkündete den Kameraden&colon; „Er schläft&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war schon ein rechtes Glück für die Gänse&period; Kasperle wollte nämlich gern dem schlafenden Damian einen Streich spielen&comma; und alle drei ließen die Gänse&comma; wo sie bleiben wollten&comma; und schlichen sich zum Schäfer&period; Der lag nun wirklich unter einem großen Feldbirnbaum und schlief&comma; und ein Stückchen weiter weideten die Schafe&comma; von Flick&comma; dem treuen Hund&comma; bewacht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die drei Freunde standen vor Damian&comma; schauten ihn an und überlegten&comma; was sie ihm wohl antun könnten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Einen Frosch aufs Gesicht setzen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schlug Windgustel vor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ihm die Knöpfe abschneiden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Wassergustel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle aber sah den kleinen Abhang hinter dem Birnbaum&semi; da konnte sich einer verstecken&comma; und er dachte&colon; Ich schlage Purzelbaum über ihn weg&comma; gerade über seinen Bauch&period; Kasperles Äuglein glitzerten vor lauter Schelmerei&comma; er wollte gerade den Kameraden sagen&comma; was er&comma; vorhatte&comma; als plötzlich Flick laut bellte&period; Der sah es wohl&colon; die drei&comma; die da neben seinem Herrn standen&comma; hatten nichts Gutes im Sinn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hui&comma; da bekamen die drei Schelme aber Beine&excl; Rutsch&comma; sausten sie den Abhang hinab&comma; weg waren sie&excl; und als „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; erwachte&comma; sah er sich erstaunt um&period; Warum hatte denn sein treuer Flick so laut und warnend gebellt&quest; Umsonst tat Flick doch so etwas nicht&excl; Vielleicht galt es gar dem Gänsejungen&comma; dem schlimmen Strick&period; Der Schäfer stand auf und ging nachschauen&comma; und da fand er alle drei Buben ganz still und einmütig am Bachrand sitzen&period; Kasperle hatte seine Rute in der Hand wie ein richtiger Gänsejunge&period; Die Gänse selbst aber weideten still auf dem Rasen&period; Es sah alles sehr friedlich aus&comma; und Damian kehrte wieder um&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Abend trieb Kasperle seine Gänse heim&comma; als hätte er schon immer Gänse gehütet&comma; und der Großknecht Florian&comma; der ihn kommen sah&comma; dachte&colon; Na&comma; vielleicht wird’s mit ihm&excl; Nur — sein Gesicht ist gar zu unnütz&period; Und dann sah er&comma; wie sein Bruder Damian den Kopf schüttelte&comma; und das war immer ein schlimmes Zeichen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Windgustel und Wassergustel hatten Kasperle versprochen&comma; sie wollten ihm morgen am Feiertag das ganze Dorf zeigen&comma; jeden Winkel darin&comma; denn sie dachten&colon; Bauer Strohkopf läßt doch sicher am Feiertag seine Gänse im Stall&period; Aber Florian trieb Kasperle wieder in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett&period; Er dachte&colon; Ein Gänsejunge&comma; der einen Tag im Dienst ist&comma; der braucht keinen Feiertag&semi; Feiertagskuchen ist genug&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Kasperle noch halb verschlafen auf den Hof stolperte&comma; hielt dort schon Damian mit der Herde&period; Dem taten die Schafe leid&semi; warum sollten die um den schönen Frühlingstag kommen&quest; Also zogen beide wieder einträchtig hinaus&comma; und am Bächlein hob Damian drohend den Stock&semi; da hob auch Kasperle flugs den seinen empor und machte genau so ein drohendes Gesicht wie der Schäfer&period; Das war dem doch zu toll&period; So ein Frechling&comma; der ihn noch verhöhnen wollte&excl; Er sprang auf Kasperle zu&comma; der nicht faul&comma; wutschte ihm zwischen den langen Beinen durch&comma; und plumps&excl; lag „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; so lang er war&comma; im Bächlein&period; Das spritzte hoch auf&comma; die Gänse flohen vor Schreck&comma; und Flick kam eiligst herbei&comma; um zu sehen&comma; was eigentlich seinem Herrn geschehen war&period; Kasperle aber trieb seine Gänse&comma; so schnell er konnte&comma; ein Stücklein abwärts&period; Er rannte&comma; die armen Watschelchens mußten auch rennen&comma; bis er an einen leeren Schuppen kam&period; Dahinein trieb er die Gänse&comma; pflockte die Türe von außen fest zu&comma; und dann lief er selbst einmal wieder in die weite Welt hinein&period; Gänsejunge sein hatte er satt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; war rasch hinter dem Ausreißer her&period; Er sah von weitem&comma; wie Kasperle die Gänse versteckte&period; Da machte er noch längere Schritte&comma; und Kasperle hörte ihn kommen und merkte wohl&comma; er mochte flink Purzelbaum schlagen&comma; mochte sich rollen und kugeln&comma; Damian erwischte ihn doch&period; Er sprang eine Böschung hinauf&comma; oben ging die Landstraße entlang&period; Vielleicht gelang ihm da die Flucht&period; Aber Damian kam näher und näher&comma; doch da zur rechten Zeit rollte ein schöner Wagen heran&period; Vier Pferde waren davor gespannt&comma; neben dem Kutscher saß ein stattlicher Diener&comma; und Kasperle besann sich nicht lange&comma; er sprang&comma; so rasch er konnte&comma; hinten auf dem Wagen auf&period; Da gab es freilich nur einen schmalen Sitz&comma; aber besser war es schon so&comma; als dem Damian in die Hände zu fallen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Schäfer schrie laut dem Wagen nach&comma; er rannte auch noch ein Stück hinterdrein&comma; aber niemand hörte auf ihn&period; Eine Biegung kam&comma; — weg waren Wagen und Kasperle&comma; und Damian kehrte zornig zu seinen Schafen zurück&period; Die mußten nun mit den Gänsen zusammen weiden&period; Mittags ging’s heim&comma; und auf dem Hofe rief „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; zornig&colon; „Ausgerissen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wer&quest; Ein Schaf&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Bauer&comma; der das gerade hörte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Damian schüttelte den Kopf&period; „Kasper&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ausgerissen&quest; Mein neuer Gänsejunge&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Bauer riß die Augen weit auf&period; Wie war denn so etwas möglich&quest; Bei ihm riß doch sonst niemand aus&excl; „Warum denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er&period; „Erzähl’ doch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Zum Feiertag auch noch eine Geschichte erzählen müssen&comma; das war zuviel für Damian&period; Er schüttelte den Kopf und tippte an seine Stirne&semi; das sollte heißen&comma; bei Kasperle sei es nicht richtig&period; Dann ging er und legte sich in sein Bett und verschlief den schönen Pfingstnachmittag&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Windgustel und Wassergustel aber erhoben ein großes Geschrei&comma; als sie von dem Verschwinden ihres neuen Freundes hörten&period; Sie redeten laut&comma; nur Damian sei daran schuld&comma; und klagten&comma; wie der den armen Kasper gehauen habe&semi; das Rundumjagen der Gänse verschwiegen sie&period; Der Bauer Strohkopf wurde bitterböse auf den Schäfer&comma; und bis zum dritten Feiertag sagten alle im Dorf&comma; „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; habe den armen kleinen Waisenjungen gar so schlecht behandelt&period; Nur Florian sagte es nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch am dritten Feiertag&comma; den man in Protzendorf noch recht behaglich feierte&comma; geschah etwas Seltsames&period; Es kam ein Mann mit einem grünen Wäglein angefahren&comma; der stellte geschäftig mitten auf dem Dorfplatz ein Kasperletheater auf&comma; aber eins&comma; das sich sehen lassen konnte&period; Auf dem größten Jahrmarkt hätte es sein Besitzer zeigen können&comma; so schön war es&period; Die Puppen waren ziemlich groß und sehr prächtig angezogen&semi; am allerbesten gefiel aber allen das Kasperle&period; Wie der anfing&comma; seine Späße zu machen&comma; staunten alle&semi; auch die Erwachsenen kamen hinzu&comma; und auf einmal rief da der Bauer Strohkopf&colon; „Das ist ja mein Gänsejunge&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Potzwetter ja&excl; Jetzt sahen es die andern alle&colon; das war Kasper&comma; der Gänsejunge&semi; genau so hatte er ausgesehen&comma; wenn er abends am Tisch seine Gesichter schnitt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kletterte der Räuberhauptmann im Kasperletheater empor&comma; und nun schrien Windgustel und Wassergustel&colon; „Das ist er auch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Genau so bitterböse hatte Kasperle dreingesehen&comma; als er am Wasser gelegen hatte&period; Es war zu sonderbar&comma; alle Puppen glichen etwas dem Gänsejungen&period; Die Zuschauer umdrängten immer aufgeregter die kleine Bude&comma; und der Kasperlemann hörte hinten den Lärm&period; Er kam heraus und fragte&comma; was geschehen sei&comma; und da erfuhr er die Geschichte von der wunderlichen Ähnlichkeit&period; Der dicke Bauer Strohkopf erzählte von dem ausgerissenen Gänsejungen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hei&comma; da spitzte der Kasperlemann seine Ohren&excl; „Er ist’s&comma; er ist’s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie er laut&period; „Den muß ich fangen&excl; Wohin ist er gelaufen&quest; Schnell&comma; schnell&comma; sagt’s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Kasperlemann packte „Damian ohne Maul&OpenCurlyDoubleQuote; beim Jackenknopf&period; Da erhob der die Hand&comma; zeigte nach Westen&comma; brummelte „Hm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und mehr war nicht aus ihm herauszubekommen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der dicke Bauer Strohkopf aber schrie&colon; „Ha&comma; nun merk’ ich&colon; Ausgerissen war der Strick&excl; Wo stammt er denn her&quest; Was hatte er denn ausgefressen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da erzählte der Kasperlemann den staunenden Protzendorfern die Geschichte von Kasperle&comma; der so viele&comma; viele Jahre im Schrank geschlafen habe&comma; und wie ihn Meister Friedolin wiedergefunden&period; Er selbst&comma; sagte er&comma; kenne den Namen des Meisters Friedolin schon lange&semi; der sei unter den Puppenspielern im Lande weit und breit berühmt&period; Vor einiger Zeit nun habe er neue Puppen gebraucht&comma; und als er die gekauft&comma; sei ihm aufgefallen&comma; daß diese noch viel&comma; viel besser gewesen seien als früher&period; Da habe er gedacht&comma; er sollte doch einmal diesen geschickten Meister Friedolin aufsuchen&period; Und weil er jetzt gerade in der Nähe gewesen sei&comma; habe er gestern im Waldhäuschen vorgesprochen&period; Alle darin seien sehr traurig gewesen&comma; und auf sein Befragen habe ihm Meister Friedolin von dem wiedergefundenen und verlorenen Kasperle erzählt&period; Der liefe nun in fremden Hosen und fremder Jacke in der weiten Welt herum&comma; und er selbst habe sich vorgenommen&comma; den Ausreißer zu suchen und dem Meister zurückzubringen&comma; denn dahin gehöre er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ist recht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der Bauer Strohkopf&period; „Sucht ihn nur&comma; und nachher muß ihn mir der Meister Friedolin manchmal borgen&period; Hähä&comma; hähä&excl; So hab’ ich in meinem Leben nicht gelacht wie über den schnurrigen Kauz&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na ja&comma; er ist doch auch ein richtiges Kasperle&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Puppenspieler&period; „Der versteht das Kaspern schon&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der war ihr Freund gewesen&excl; Windgustel und Wassergustel sahen sich an&period; Ein bißchen gruselig war ihnen eigentlich die Geschichte&comma; aber dann erklärten sie doch beide&colon; „Wir helfen suchen&comma; wir ziehen mit dem Kasperlemann&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Schwapp&excl; bekam Windgustel von seinem Vater einen Katzenkopf&comma; und Wassergustels Mutter stieß ihren Buben an&colon; „Biste närrisch&quest; Du bleibst zu Hause und gehst in die Schule&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Windmüller sagte das gar nicht&comma; aber sein Bube merkte schon&comma; was er dachte&period; Also blieben die beiden daheim&comma; der Kasperlemann aber packte sein Krämchen zusammen und zog davon&comma; um Kasperle zu suchen&period; Der Bauer Strohkopf rief ihm noch nach&colon; „Ich geb’ ’n Taler fürs Finden&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dem tat es doch bitter leid&comma; daß Kasperle nicht mehr am Tisch seine Späße machte&period;<&sol;p>

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