Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Kasperle im Schloß

<p>Kasperle fuhr inzwischen sehr vergnügt durch das Land&period; Der lustige Sitz gefiel ihm gut&comma; und je schneller es ging&comma; desto froher wurde er&period; Da konnte ihn Meister Friedolin nicht so leicht finden und vor allem nicht Damian&period; Vor dem schweigsamen Schäfer hatte er nämlich arg viel Angst&period; Wenn Leute dem Wagen begegneten&comma; dann nickte und winkte Kasperle&comma; und die Leute nickten und winkten wieder&comma; und der Herr Graf&comma; der im Wagen saß&comma; nickte auch freundlich&comma; und er wunderte sich&comma; daß die Leute immer so lachten&period; Kinder liefen wohl immer noch ein Stückchen hinterdrein&comma; weil der lustige kleine Kerl&comma; der da hinten aufsaß&comma; ihnen gar so gut gefiel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dorf reihte sich an Dorf&comma; immer weiter ging die Fahrt&period; Einmal fuhr der Wagen auch durch den Wald&period; Da rauschten die Bäume und die Vögel sangen&period; Kasperle sah in der Ferne ein kleines Haus liegen&comma; und er dachte an das Waldhäuschen und an Liebetraut&period; Aber so schnell ihm der Gedanke kam&comma; so schnell lief er ihm auch wieder davon&period; Es kam nämlich jemand angegangen&comma; mit seinen kleinen Mauseohren hörte Kasperle die Schritte&period; Der da kam&comma; war ein sehr würdiger gelehrter Herr&comma; der an diesem Pfingstsonntag in den einsamen Wald gegangen war&comma; um über ein sehr gelehrtes Buch nachzudenken&period; Als er den Wagen kommen sah&comma; blieb er stehen&comma; und weil er ein höflicher Herr war&comma; grüßte er höflich&comma; und der Herr Graf dankte ebenso höflich und beugte sich dabei auch noch aus dem Wagen heraus&period; Und da sah er&comma; wie der gelehrte Herr zurückwich und entsetzt die Hände hob&comma; als erblicke er ein Gespenst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Na&comma; was war denn das&quest; Der Graf wunderte sich ungemein&comma; Kasperle aber zappelte vor Vergnügen auf seinem Sitz hin und her&period; Er hatte nämlich dem würdigen Herrn soeben eine lange Nase gezogen und dazu sein Räubergesicht gemacht&period; Da konnte einer schon erschrecken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der gelehrte Herr starrte auch noch eine Weile ganz verdattert dem Wagen nach&period; Er dachte&colon; Dies war doch der Graf von Singerlingen&excl; Was fällt denn dem ein&comma; sich so einen Kobold auf seinen Wagen zu setzen&excl; Unerhört so etwas&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Da war der Wald zu Ende&comma; ein Dorf kam&comma; und über dem stieg auf mäßiger Anhöhe ein helles Schloß empor&period; Von seinen Türmen flatterten Fahnen lustig im Winde&comma; und die Fenster glitzerten und blinkten im Sonnenschein&period; Im Schloß war morgen Hochzeit&semi; zu der fuhr der Graf&period; Es war schon mancher schöne Wagen an diesem Tage zum Schloß hinaufgerollt&comma; und die Dorfkinder harrten darum alle an der Straße&semi; sie waren neugierig&comma; wer noch angefahren käme&period; Als der Wagen des Grafen von Singerlingen vorbeirollte&comma; gab es plötzlich ein lautes Lachen auf der Dorfstraße&comma; und schreiend und jauchzend stürmten alle Kinder hinterdrein&period; Die Pferde wurden fast scheu bei dem Gebrüll&comma; und der Graf schüttelte in seinem Wagen immer mehr den Kopf&period; Das war doch sonderbar heute&excl; Der Kutscher und der Diener ärgerten sich&comma; aber alle drei merkten doch nichts von Kasperle&comma; der hinten aufsaß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kutscher des Grafen dachte&comma; als sie dem Schlosse immer näher und näher kamen&colon; Vor einem Schloß muß man gut vorfahren&period; Er ließ darum erst die Pferde etwas langsam gehen&comma; damit sie sich ausruhen konnten&comma; dann zuletzt trieb er sie an&period; Sie fuhren im Trab vor dem Schlosse vor&comma; ruck&comma; da hielten sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An so etwas hatte Kasperle freilich nicht gedacht&period; Der hatte gemeint&comma; das Gefahre ginge so weiter&comma; und bei dem jähen Ruck verlor er darum das Gleichgewicht und sauste in weitem Bogen von seinem Sitz herab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vor dem Schloß stand Rosemarie&comma; die Tochter des Schloßherrn&comma; in einem rosenfarbenen Kleid&period; Die hatte dem Grafen von Singerlingen einen schönen Willkomm sagen sollen&semi; sie schrie statt dessen aber laut&colon; „Da fällt ein Junge vom Wagen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle war mitten in ein schönes Blumenbeet hineingefallen&period; Da blieb er drin liegen&comma; steif und starr&comma; und rührte sich nicht&period; Der Graf von Singerlingen aber rief erstaunt&colon; „Wo ist denn der hergekommen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Vom Wagen ist er gefallen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte das kleine Rosenmädchen&period; „Ach&comma; und nun ist er tot&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der hat hinten aufgesessen&semi; so was machen Jungens schon&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummelte der alte Diener des Grafen&period; „Darum haben die Leute auch so über uns gelacht&period; Und tot ist er sicher nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nein&comma; tot war Kasperle nicht&comma; aber etwas verdöst&comma; und als ihn zwei Diener aufhoben&comma; machte er ein so schrecklich dummes Gesicht&comma; daß alle um ihn herum lachten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Graf&comma; dem das Schloß gehörte&comma; seine Frau&comma; die Gäste&comma; alle kamen und staunten das dumme&comma; dumme Kasperle an&period; Der Graf von Singerlingen aber betrachtete ihn durch sein Augenglas und sagte immerzu&colon; „Komisch&comma; sehr komisch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wo er herkäme&comma; wollte der Schloßherr wissen&period; Kasperle kniff die Augen zusammen&comma; machte ein sehr betrübtes Gesicht und erzählte genau wie dem dicken Bauer&comma; daß er ein armes verlassenes Waisenbüble sei und in die weite Welt hinaus wolle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>O du Schelm&excl; dachte der alte Diener&comma; dem das Kasperle nicht geheuer vorkam&period; Er hätte auch gern seinen Herrn vor dem Kleinen gewarnt&comma; aber dem Grafen ging es wie dem dicken Bauer Strohkopf&comma; ihm gefiel das Kasperle ungemein&period; Er bat darum die Schloßfrau&comma; sie möchte den Kleinen aufnehmen bis zu seiner Heimfahrt&period; Das sagte ihm die Gräfin zu&comma; bei sich dachte sie freilich&colon; Wo er schlafen soll&comma; weiß ich nicht&period; Es waren so viele Gäste im Schloß&comma; um die Hochzeit der ältesten Grafentochter mitzufeiern&comma; und in einer Stunde sollte auch noch ein richtiger Herzog kommen&period; Da war jeder Winkel besetzt&comma; und in der ganzen Nachbarschaft hatte die Gräfin Betten borgen müssen&period; Sie sagte aber zu einem Diener&comma; er solle den Kleinen zur Hausverwalterin führen&comma; die würde schon für ihn sorgen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die wird sich über den Knirps freuen&excl; dachte der Diener&period; Er nahm Kasperle am Arm und führte ihn etwas unwirsch in die große Vorküche&comma; in der gerade Frau Emma&comma; die Hausverwalterin&comma; die Kuchen ansah&comma; die aus der Backstube gekommen waren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fein&comma; hier gefällt’s mir&excl; dachte Kasperle und schnupperte vergnügt herum&period; Wie die Kuchen gut rochen&excl; Ja&comma; so ein Schloß war noch besser als ein Bauernhaus&period; Doch Frau Emma sagte nicht&colon; „Fein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und nicht&colon; „Der gefällt mir&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; als sie Kasperle sah&comma; sondern sie rief sehr geärgert&colon; „Was soll ich mit dem Popanz&quest; So einen Jungen habe ich überhaupt noch nicht gesehen&period; Weg mit ihm&comma; den kann ich hier nicht gebrauchen&excl; Er mag meinetwegen helfen Kartoffeln schälen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mag ich nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle&comma; aber da wurde Frau Emma gleich sehr böse&comma; und sie befahl zornig&colon; „Er soll Kartoffeln schälen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und schwups&excl; nahm eine Magd Kasperle und zerrte ihn in einen Nebenraum hinein&period; Dort saßen drei junge Dirnen&comma; zu denen sagte sie&colon; „Da ist einer&comma; der soll euch helfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der uns helfen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Die drei kicherten laut&comma; und dann nahm eine eine riesenweite Küchenschürze&comma; band die Kasperle um&comma; die zweite reichte ihm eine Schüssel&comma; die dritte gab ihm ein Messer in die Hand&comma; und alle drei riefen&colon; „Nun hilf uns&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei&comma; da waren sie aber an einen flotten Helfer geraten&excl; Potztausend&comma; das ging&excl; Schnippel schnappel&comma; schnippel schnappel&excl; Hierhin flog ein Stück Kartoffel&comma; dahin eins&semi; Kasperle hatte gleich die ganze Kartoffel zerschnitten&period; Und dann wickelte er sich die Küchenschürze um die Beine&comma; warf Schüssel und Messer auf die Erde und schrie&colon; „Ich hab’ Hunger&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Mägde lachten&period; Aber dann liefen gleich zwei&comma; um etwas für das Kasperle zu holen&comma; die dritte aber streichelte ihn und fragte&comma; woher er käme&period; Und dann schmauste Kasperle und erzählte&comma; und zuletzt schnitt er Gesichter&period; So etwas hatten die drei Mägde noch nie gesehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Frau Emma nach einem Weilchen in die Nähe der Türe kam&comma; lauschte sie ärgerlich&period; So ein Gelächter&excl; Zornig tat sie die Türe auf&period; Da saßen die drei Mägde&comma; lachten und lachten&comma; und Kasperle kasperte auf dem Küchentisch herum&period; Die Kartoffeln aber waren alle ungeschält&period; Frau Emma verstand keinen Spaß&period; Sie fuhr drein wie ein Hagelwetter&comma; und die Mägde duckten erschrocken die Köpfe&period; Das Kasperle aber trieb die Frau aus dem Raum&period; „Geh&comma; hilf Geschirr waschen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; herrschte sie ihn an&period; „Da hinein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie schob den Kleinen in einen großen Raum&comma; in dem gewaschen und geputzt wurde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hier führte die Herrschaft die alte Liesetrine&comma; und die machte gleich ein schiefes Gesicht&comma; als sie den kleinen Helfer sah&period; „So einen Dreikäsehoch kann ich nicht brauchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie sie&period; „Raus mit ihm&comma; raus&excl; Der schlägt mir nur alles kaputt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Na&comma; dachte Kasperle gekränkt&comma; versuchen kann sie es doch erst mit mir&excl; Und er wollte zeigen&comma; wie geschickt er sei&period; Er nahm also flink ein reines Tuch&comma; von denen ein großer Stoß auf einem Tisch lag&comma; dann wollte er von einem Gestell einen Teller nehmen&comma; um ihn säuberlich zu putzen&period; Er hatte oft gesehen&comma; wie Liebetraut das machte&period; Da schrie die alte Liesetrine&colon; „Halt&comma; halt&comma; vergreif’ dich nicht dadran&excl; Die Teller —&OpenCurlyDoubleQuote; Klirr&comma; da sausten sämtliche Teller von oben herab&comma; noch ehe Liesetrine mit ihrer Warnung fertig war&period; Heisa&comma; gab das eine Aufregung&excl; Liesetrine klagte&colon; „Die allerbesten Teller sind es&comma; die allerbesten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Ein paar Mägde schnatterten durcheinander&comma; und da tat sich auch noch die Türe auf&comma; und ein Diener streckte den Kopf herein und fing an über den Lärm zu schelten&period; Von der andern Seite guckte Frau Emma durch ein Schiebefensterchen und schalt auch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In all dem Lärm entwischte Kasperle ganz heimlich&period; Husch&comma; war er draußen&excl; Er drückte sich an der Wand entlang und geriet in einen halbhellen&comma; kühlen Gang&period; Hier verhallte der Lärm etwas&comma; und Kasperle sah&comma; daß vier Türen auf den Gang mündeten&period; Jede hatte ein kleines Fensterchen&comma; und Kasperle konnte gerade&comma; auf den Zehen stehend&comma; hindurchsehen&period; Ei potztausend&comma; war das fein&comma; was er da erblickte&excl; Er sah in die Speisekammern des Schlosses hinein&comma; in denen die leckersten Dinge standen&period; Dem kleinen Schelm lief das Wasser im Munde zusammen&semi; er merkte jetzt erst&comma; wie hungrig er war&period; Er klinkte an einer Türe&comma; an der andern&comma; an der dritten&comma; — sie waren alle verschlossen&semi; die vierte aber ging auf&comma; die hatte Frau Emma in der Eile dieses Tages nicht zugeschlossen&period; Und gerade in dieser Kammer standen die süßen Speisen&colon; Fruchtschalen&comma; Kuchen und Torten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle besann sich nicht lange&period; Er fing an zu schlecken und zu lecken&period; Wie das schmeckte&excl; Viel&comma; viel besser&comma; dachte er&comma; als das Käsebrot beim Bauer Strohkopf&period; In einer Ecke stand ein ganzer Kübel Schlagsahne&period; Kasperle wußte erst nicht&comma; was dieser weiße Schaum war&comma; und weil er im Waldhäuschen einmal neugierig an Seifenschaum geleckt hatte&comma; dachte er&comma; es könnte wohl etwas Ähnliches sein&period; Aber naschhaft&comma; wie er war&comma; steckte er doch sein Fingerlein hinein und versuchte&period; Das war fein&period; Er schleckte den Finger ab&comma; tauchte wieder ein&comma; steckte die ganze Hand hinein&comma; und weil der Kübel etwas hoch stand&comma; kletterte er schließlich auf den Rand&comma; um besser lecken zu können&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da sagte auf einmal draußen jemand&colon; „Was ist denn das&quest; Hier steht ja eine Türe auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle erschrak mächtig&period; Er wollte sich flink in eine Ecke flüchten&comma; doch dabei verlor er das Gleichgewicht&comma; und gerade als Frau Emma in die Speisekammer trat&comma; plumpste Kasperle in die Schlagsahne hinein&period; Die spritzte hoch auf&comma; und Frau Emma&comma; die nur etwas zappeln und krabbeln sah&comma; hielt Kasperle für eine Katze&comma; sie stürzte schreiend aus der Speisekammer und rief um Hilfe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da war Kasperle geschwinder wieder aus dem Kübel heraus&comma; als er hineingekommen war&comma; und er wutschte flink aus der Kammer&period; Doch Frau Emma sah ihn&comma; und merkte auch&comma; daß das zweibeinige Ding keine Katze sein konnte&semi; sie wollte ihn greifen&comma; aber Kasperle&comma; der von oben bis unten voll Schlagsahne war&comma; entglitschte ihren Händen&period; Türen gingen auf&comma; Menschen kamen&comma; und Kasperle sah einen großen steinernen Pfeiler&semi; hinter den rutschte er&period; Von da aus hörte er Frau Emma klagen&comma; Mägde und Diener schelten&comma; und plötzlich riefen alle&colon; „Es fahren wieder Gäste vor&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rannten alle weg&comma; und Kasperle kroch aus seinem Versteck heraus&period; Satt war er&comma; nun hätte er gern geschlafen&comma; aber er wagte nicht&comma; jemand zu fragen&comma; wo denn das Kämmerlein sei&comma; das er bekommen sollte&period; Beim Umschauen entdeckte er eine schmale Treppe&comma; die nach oben führte&period; Ei&comma; vielleicht war es dort stiller&comma; und er fand wohl ein Plätzchen zum Ausruhen&period; Oben geriet er in einen kleinen Flur&comma; auf dem mündeten viele Türen&period; Der kleine Schelm schlich etwas an der Wand entlang&comma; so recht gemütlich war es ihm nicht&period; Der schmale Flur lief in einen breiten hinein&comma; da war wieder Tür an Tür&semi; alle waren sie weiß und hatten goldene Verzierungen&comma; ganz prächtig sah es aus&period; Eine dieser Türen stand ein Ritzchen auf&comma; und das neugierige Kasperle konnte nicht widerstehen&comma; es steckte seine Nase hindurch&period; Das war aber ein feines Zimmer&comma; in das er blickte&excl; Selbst die Wände waren mit Seide bekleidet&comma; und an der einen Wand stand ein breites goldenes Bett&period; Kein Mensch war im Zimmer&comma; und das Bett lockte Kasperle arg&period; In dem mußte es sich doch sicherlich gut schlafen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sachte schlüpfte er ins Zimmer&comma; und eins&comma; zwei&comma; drei war er in dem schönen Bett&period; Das war ganz von Seide&comma; und Kasperle rollte sich wie ein Igel drin herum&period; Ei&comma; da lag sich’s besser als in Bauer Strohkopfs Kammer&excl; Doch freilich&comma; in Protzendorf hatte ihn bis zum Morgen niemand gestört&comma; aber hier&excl; — Kasperle richtete sich erschrocken auf&comma; viele Stimmen erklangen draußen&comma; und er bekam Angst&period; Mit einem Satz war er aus dem Bette heraus&comma; strich es schnell ein wenig glatt und kroch dann flink darunter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war aber auch die höchste Zeit&comma; denn gleich darauf tat sich die Türe auf&comma; und ein älterer Herr&comma; gefolgt von einigen Dienern&comma; trat ein&period; Die redeten miteinander allerlei&comma; was Kasperle nicht recht verstand&comma; und dann trat der Herr an das Bett heran und sagte seufzend&colon; „Ich bin heute sehr müde&semi; ich wollte&comma; der Tag wäre erst zu Ende&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Bei diesen Worten strich er etwas über die seidenen Kissen&comma; weil er sich wunderte&comma; daß diese nicht so ganz gerade lagen&period; „Was ist denn das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er auf einmal erstaunt&period; Der Herzog&comma; denn das war der ältere Herr&comma; zog verdutzt seine Hand zurück&period; Er betrachtete sie&comma; schüttelte den Kopf&comma; strich wieder über das Bett und rief dann entrüstet&colon; „Friedrich&comma; in — meinem Bett ist — Schlagsahne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schlaaagsahne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Friedrich riß den Mund vor Erstaunen weit auf und kam eilfertig herbei&period; Er strich auch über das Bett&comma; leckte ein bißchen am Finger und rief verdutzt&colon; „Schlagsahne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann lief er zur Klingel&comma; läutete heftig&comma; und es dauerte nur ein paar Augenblicke&comma; da kam ein Kammerdiener daher&period; Der verbeugte sich dreimal und fragte dreimal&comma; was der Herzog wünsche&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da deutete dieser auf das Bett und sagte&colon; „Was ist das&quest; Drüberstreichen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kammerdiener strich erstaunt über das Bett&comma; wich dann erschrocken zurück und strich noch einmal darüber&comma; leckte auch ein wenig am Finger und rief ebenfalls&colon; „Schlaaagsahne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann rannte er&comma; holte den Haushofmeister herbei&comma; der Graf kam selbst&comma; und alle standen sie um das Bett herum und riefen&colon; „Schlagsahne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog schüttelte immerzu den Kopf&comma; so erstaunt war er über die seltsame Geschichte&period; Und bei diesem Kopfgeschüttele sah er auch einmal in den großen Spiegel&comma; der dem Bett gerade gegenüberhing&period; Darin sah er das ganze Bett und — der Herzog schrie plötzlich laut auf und sank in einen Stuhl&period; „Da&comma; da&comma; da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er zitternd und deutete unter das Bett und auf den Spiegel&comma; denn in dem hatte er Kasperle erblickt&comma; der neugierig seine große Nase etwas weit vorgestreckt hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es steckt jemand unter dem Bett&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Haushofmeister zuerst&period; Da krochen auch schon zwei Diener hinunter&comma; und das Kasperle konnte sich noch so klein machen&comma; es wurde doch erwischt&semi; an den Beinen zogen es beide hervor&comma; und beide riefen entrüstet&colon; „Er klebt ganz und gar&comma; er ist auch voller Schlagsahne&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ah&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Herzog verwundert&comma; als das Kasperle vor ihm stand&period; Nach der Nase hatte er nämlich gedacht&comma; ein großer&comma; ausgewachsener Räuber stecke unter dem Bett&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ah&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief auch der Graf zornig&period; „Das ist der&comma; den mein Herr Vetter von Singerlingen mitgebracht hat&comma; und der bis jetzt nichts wie Dummheiten gemacht hat&period; Haue muß er kriegen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jawohl und eingesperrt werden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Haushofmeister&comma; und der Herzog nickte dazu&period; Nur weil er gerade sehr müde war&comma; flüsterte er&colon; „Aber erst morgen hauen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; morgen soll er Haue bekommen&comma; jetzt wird er in den Keller gesperrt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Graf streng&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Sache stand schlimm für das Kasperle&comma; arg schlimm&period; Es war wohl am besten&comma; er bettelte gleich recht eindringlich um Gnade&comma; vielleicht verzieh ihm der Herzog doch&period; Und es war gut&comma; daß er glitschig war&comma; da gelang es ihm&comma; einen Augenblick den Händen der Diener zu entwischen&period; Er tat einen Riesensprung auf den Herzog zu und kreischte mit weinerlicher Stimme&colon; „Bitte&comma; bitte&comma; bitte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch der Herzog war ein etwas schreckhafter Herr&period; Er lehnte sich ängstlich weit&comma; weit in seinen Stuhl zurück&comma; und auf einmal purzelten Stuhl und Herzog hintenüber&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Um Himmels willen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Graf&comma; der Haushofmeister&comma; die Diener&comma; alle griffen erschrocken zu&comma; und da schoß das Kasperle plötzlich einen riesigen Purzelbaum über alle hinweg&comma; und draußen war er&period; Die Türe flog dem einen Diener&comma; der nacheilen wollte&comma; so unsanft an den Kopf&comma; daß er zurückwich&period; Aber dann lief er doch auf den Flur&comma; der Kammerdiener folgte und schrie laut&colon; „Hilfe&comma; Hilfe&excl; Haltet ihn&comma; haltet ihn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ja&comma; wen sollten alle Diener halten&comma; die angelaufen kamen&quest; Von dem Kasperle war keine Spur zu sehen&period; Hatte denn den der Erdboden verschluckt&quest; Er war spurlos verschwunden&period; Auf dem langen&comma; langen Flur rannte kein Kasperle dahin&comma; die Türen waren alle verschlossen&comma; er hatte also auch in kein Zimmer schlüpfen können&period; Weg war der Schelm&comma; ganz weg&period; Die Diener rannten die Flure entlang&comma; die Treppen auf und ab&comma; das ganze Schloß geriet in Aufregung&comma; alle fingen an zu suchen&comma; und die Gäste wußten gar nicht&comma; was sie suchten&period; Und dann rief der Graf nach dem herzoglichen Leibarzt&comma; weil er dachte&comma; der Herr Herzog hätte sich vielerlei gebrochen&comma; aber der hatte sich glücklicherweise gar nichts gebrochen&comma; nur der Stuhl hatte seine Beine gebrochen&period; Doch seufzte und stöhnte der Herzog wirklich&comma; als wäre er selbst entzweigegangen&period; Es war eine schreckliche Aufregung im ganzen Schloß&period; Schließlich aber sagte der Herzog&comma; nun möchte er zu Mittag essen&comma; er habe Hunger&period; Und da dachten alle&colon; Gott sei Dank&excl; Sie hatten nämlich alle Hunger&comma; denn es war schon spät&semi; um diese Zeit tranken andere Leute&comma; die nicht gerade auf einem Schlosse wohnten&comma; ihren Nachmittagskaffee&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Graf befahl noch&comma; alle drei Nachtwächter&comma; die er hatte&comma; sollten überall suchen und sollten Kasperle gefangennehmen&comma; wenn sie ihn kriegten&period; Und dann wurde zu Mittag gegessen&period; Das schmeckte allen sehr gut&comma; und alle wurden wieder ganz vergnügt&period; Sie sagten aber doch alle&comma; mit dem fremden Jungen&comma; das sei sicher nicht mit rechten Dingen zugegangen&period;<&sol;p>

«

»