Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Kasperle in der Schule

<p>Am nächsten Tag ging Kasperle zum ersten Male in die Schule&period; Er war sehr brav aufgestanden&comma; hatte still am Frühstückstisch gesessen&comma; und selbst die Base Mummeline hatte gedacht&colon; Er ist doch gar nicht so schlimm&period; Dann wanderte Kasperle an Herrn Habermus’ Hand hinüber in die Schulstube&comma; und der Schullehrer sagte&colon; „Hier bringe ich euch einen neuen Mitschüler&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein wildes Geschrei erhob sich&period; Herr Habermus sah ganz verdutzt drein&semi; so waren doch sonst seine Schulkinder nicht&period; Er sah die an&comma; er sah Kasperle an&semi; der stand ganz still mit einem sehr dummen Gesicht neben ihm&period; „Aber stille doch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Herr Habermus&period; „Kasper&comma; sage nun einmal allen guten Tag&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Guten Tag&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brüllte Kasperle sehr vernehmlich&comma; und sofort erhob sich ein allgemeines jauchzendes Gelächter&period; Buben&comma; Mädel&comma; Kleine&comma; Große&comma; alle lachten sie&comma; manche quiekten hoch wie kleine Schweinchen&comma; manche brummten wie Bären dazwischen&period; Gar nicht aufhören konnten sie&period; Und Kasperle lachte mit&period; Der riß seinen Mund auf&comma; als sollte eine Kutsche mit vier Pferden bespannt hineinfahren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Habermus stand ganz verdutzt da&period; Er wußte nicht recht&comma; lachte Kasperle&comma; weil die Kinder lachten&comma; oder lachten die über Kasperle&period; „Aber Kinder&comma; Kinder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Lehrer mahnend&comma; der nicht ahnte&comma; daß eben Kinder immer über ein echtes Kasperle lachen müssen&comma; sie mögen wollen oder nicht&period; Und Herrn Habermus erging es sonderbar&period; Er wollte heftig schelten und konnte nicht&period; Das Lachen steckte an&period; Wenn er das lachende Kasperle ansah&comma; dann zuckte es ihm um die Mundwinkel&comma; er mußte immer fortsehen&period; „Jetzt setze dich einmal&comma; da gleich vornhin&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er endlich&comma; und Kasperle ging gehorsam an den Platz und setzte sich&period; Da ebbte das Lachen ab&comma; denn nun konnten die Kinder alle Kasperle nicht von vorn sehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Habermus atmete auf&period; Endlich trat Stille ein&comma; und die Schule konnte beginnen&period; Erst sangen die Kinder ein Lied&comma; und Kasperle hörte fein andächtig zu&semi; das gefiel ihm gut&period; Danach sollten die Kleinen schreiben und die Großen biblische Geschichten erzählen&period; Herr Habermus trat zu Kasperle und zeigte dem&comma; wie er schreiben müßte&colon; auf&comma; ab&comma; und Kasperle fuhr flink auf und ab über die ganze Tafel&comma; dazu nahm er noch die linke Hand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Linkshänder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schalt Herr Habermus&comma; „nimm die rechte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er nimmt wieder die linke&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief plötzlich jemand von hinten vor&period; Das dicke Jaköble hatte es gerufen&comma; und gleich schrieen ein paar nach&colon; „Er nimmt immer die linke&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die rechte Hand sollst du nehmen&comma; Kasper&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; mahnte Herr Habermus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle grinste und drehte sich um&comma; und gleich fing die ganze Klasse zu lachen an&period; Da wurde der Lehrer ärgerlich&period; „Kasper&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „weißt du nicht&comma; was links und rechts ist&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Kasperle&period; Er wußte das wirklich nicht&period; In seinem Schlaf hatte er vielerlei vergessen&comma; darunter auch dies&comma; und die Waldhausleute hatten es ihm noch nicht wieder beigebracht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ei du lieber Himmel&excl; Herr Habermus seufzte&comma; die Kinder lachten&comma; und Kasperle lachte mit&period; Da war es wieder so laut wie nie zuvor im Schulzimmer&comma; und der Lehrer wollte böse werden und konnte nicht&period; „Bleib ganz still sitzen&comma; Kasper&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; gebot er&comma; „und höre zu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Da blieb Kasperle steif sitzen und sperrte wieder den Mund himmelweit auf&period; Herr Habermus erzählte und fragte&comma; die Kinder hoben die Hände und antworteten&period; Das gefiel Kasperle ganz ungemein&comma; und auf einmal hob er auch seine Hände empor&comma; beide zugleich&period; „Na&comma; was weißt du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der Lehrer&period; Er wollte gerade die Namen der zwölf Jünger wissen und nickte Kasperle zu&comma; da schrie der laut&colon; „Windgustel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Waaas&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Herr Habermus meinte nicht recht gehört zu haben&comma; die Kinder jauchzten wieder&comma; und Kasperle sah sich strahlend rundum und brüllte vernehmlich&colon; „So&comma; ja&comma; er ist jünger als Wassergustel&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So ein Schafskopf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Herr Habermus dachte es nur&comma; er hätte es aber beinahe gerufen&period; Er sagte jedoch streng&colon; „Still jetzt&comma; und du&comma; Kasper&comma; hebe die Hände nicht mehr&comma; hör’ zu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da wurde es wieder stiller&comma; das Fragen ging weiter&comma; die Kinder wußten gut Bescheid&comma; die Hände flogen nur so hoch&period; Kasperle fand das wieder sehr spaßhaft&comma; er hätte gerne mitgetan&comma; aber die Hände sollte er ja nicht hochheben&period; Doch warum nicht die Beine&quest; Das ging doch auch&excl; Und hops&excl; pendelten plötzlich Kasperles Beine in der Luft herum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So etwas war noch nie vorgekommen&period; Die ganze Klasse schrie&comma; lärmte und lachte&comma; und der sonst so geduldige Lehrer wurde schlimm böse&period; Rausche&comma; bausche&comma; packte er Kasperle und setzte den recht unsanft auf die Bank nieder&period; Es krachte ordentlich&comma; und Kasperle sah tief erschrocken drein&period; Er hatte doch nichts Arges tun wollen&comma; und für ein Kasperle ist das Beine-in-die-Luft-Strecken kein schlimmes Ding&period; Er blieb ganz steif und starr sitzen&comma; es wurde wieder Ruhe im Zimmer&comma; und der Unterricht ging weiter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach ein paar Minuten schon aber ertönte ein ganz helles Stimmlein&comma; das rief&colon; „Er weint&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die kleine Bärbe hatte es gerufen&comma; und flugs schauten alle Waldraster Mädel und Buben zu Kasperle hin&comma; denn nur der konnte gemeint sein&period; Und Kasperle weinte wirklich&comma; aber wie&excl; Die Tränen rannen stromweise über sein Gesicht&comma; und auf einmal fing Kasperle ein Gebrüll an&comma; als heulten mindestens sechs Buben zusammen&period; So jämmerlich klang es&comma; daß gleich ein paar Mädel auch zu weinen begannen&period; Da mußte der gute Herr Habermus trösten&comma; er sagte zu Kasperle&colon; „Sei nur still&comma; ich bin nicht mehr böse&excl; Wenn du so heulst&comma; kommt ja noch die ganze Stube unter Wasser&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Weg waren da Kasperles Tränen&comma; gleich war er wieder putzvergnügt&comma; er grinste&comma; schaute nach rechts&comma; schaute nach links&comma; schaute hinter sich&comma; und wieder brach die ganze Klasse in ein jubelhelles Lachen aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war zum Verzweifeln an diesem Tag&excl; Zum erstenmal wurde Herr Habermus mit seiner Klasse nicht fertig&period; Ja&comma; und dabei merkte er es doch&comma; niemand war eigentlich ungezogen&comma; niemand wollte ihn ärgern&period; Es war wie verhext&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir wollen singen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er endlich&period; Er dachte&colon; Darüber vergessen sie am besten das Lachen&comma; und die Kinder klappten auch alle vergnügt ihre Bücher zu&semi; singen taten sie alle gern&period; „Also zuerst&colon; Der Mai ist gekommen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Herr Habermus&period; „Kasper&comma; kennst du das Lied&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle vergnügt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir sagen’s ihm vor&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen ein paar Stimmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sagt mal zuerst das Lied her&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; gebot Herr Habermus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das taten die Kinder&comma; und nun geschah etwas Wunderbares&period; Kasperle stand auf und sagte ihnen gleich das ganze Lied nach&period; Da staunten alle&comma; und der Lehrer&comma; der dachte&colon; Halt&comma; der Schelm hat es gekonnt&excl; sagte ihm schnell ein paar andere Verse vor&comma; und Kasperle wiederholte die gleich&period; Herr Habermus sah auf das schreckliche Gekracksel&comma; das der Bube auf seiner Tafel angestellt hatte&comma; und er wunderte sich sehr&period; Erst hatte er gedacht&colon; Der Kasper ist ja fürchterlich dumm&excl; jetzt fand er ihn doch nicht so beschränkt&period; Wer so fix auswendig lernen konnte&comma; der würde schon vorwärtskommen&comma; meinte er&period; Er nickte Kasperle ganz freundlich zu&comma; dann nahm er seine Geige&comma; und die Singerei sollte beginnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Singen kann aber kein Kasperle&comma; nur brüllen&period; Und Kasperle brüllte mit der allerschrillsten Stimme in den Gesang hinein&comma; und jäh wurde aus der Singerei ein lautes Gelächter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kasper&comma; schweig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Herr Habermus&period; „Du lernst in deinem Leben nicht singen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach du lieber Himmel&comma; das hatte schon Liebetraut immer gesagt&excl; Kasperle schwieg traurig&comma; er hätte doch so gern mitgesungen&comma; aber dann saß er ganz andächtig da&comma; hörte zu und sah wieder so unschuldig drein&comma; als könnte er keine kleinen Dummheitle machen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Habermus dachte wieder&colon; Er ist nicht schlimm&comma; ja eigentlich ist’s ein lieber&comma; lustiger Kerl&comma; ich will schon Geduld mit ihm haben&period; Er war an diesem Tage aber froh&comma; als die Schule zu Ende war&comma; während die Kinder alle gerade heute noch himmelgern geblieben wären&period; Sie drückten sich sehr langsam aus den Bänken heraus&comma; und da der Lehrer nicht wie sonst wartete&comma; bis alle hinaus waren&comma; sondern zuerst hinausging&comma; vergaßen die Kinder alle miteinander das Heimgehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Herr Habermus saß schon ein ganzes Weilchen in seiner Stube und ordnete Pflanzen ein&comma; als seine Frau kam und sagte&colon; „Drüben im Schulzimmer ist ja so arger Lärm&excl; Sind denn die Kinder nicht heimgegangen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Schullehrer lief eiligst hinüber&period; Schon draußen hörte er die Kinder lachen&comma; und als er mit einem Ruck die Türe aufriß&comma; sah er das Kasperle auf dem Katheder sitzen&period; Der hatte ein Bein drüber hängen&comma; ein Bein untergeschlagen&comma; und so erzählte er die Geschichte&comma; wie Damian ins Wasser gefallen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder umstanden alle das Katheder wie eine Jahrmarktsbude&comma; und das Kasperle schwätzte auch wie auf einem Jahrmarkt&period; Und niemand sah und hörte den Lehrer kommen&period; Nur das Kasperle sahen die Kinder&comma; und immer von neuem gellte ihr Lachen auf&period; Aber wie spaßig das Kasperle auch war&comma; was es für Gesichter schneiden konnte&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Potzwetter&comma; so ein Bube&excl; Herr Habermus mußte an sich halten&comma; um nicht mitzulachen&comma; und ein paar Minuten schaute er stille zu&comma; dann rief er in den Lärm hinein&colon; „Wollt ihr wohl heimgehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Schreck&excl; Kasperle rutschte blitzschnell vom Katheder herunter&comma; und die Buben und Mädel standen verwirrt und betroffen&period; Sie wußten gar nicht recht&comma; wo sie eigentlich waren&comma; sie hatten nur das Kasperle gesehen&comma; nur an ihn gedacht&period; Doch Herr Habermus sah eigentlich nicht böse drein&comma; nur ein bißchen betrübt&period; Er dachte nämlich&colon; Ja&comma; was habe ich da für einen kleinen Narren ins Haus gebracht&excl; Wie soll das mit ihm werden&quest; Er nickte den Kindern zu und sagte nur noch einmal&colon; „Geht nun aber heim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und da leerte sich das Schulzimmer im Umsehen&period; Auf einmal hatten es alle sehr eilig heimzukommen&comma; sie purzelten beinahe über ihre eigenen Beine&period; Draußen schauten ein paar Bauern verwundert zu&comma; die sagten zueinander&colon; „Da hat’s doch was gegeben&comma; und wie spät die Schule aus ist&excl; Gar haben sie alle nachsitzen müssen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder liefen alle eiligst ihren Heimstätten zu&comma; und die meisten fingen schon draußen vor der Türe an&comma; von dem wunderlichen neuen Schulgefährten zu erzählen&period; Den holte Herr Habermus inzwischen unter dem Katheder hervor&comma; stellte ihn vor sich hin und sagte streng&comma; doch nicht böse&colon; „Kasper&comma; was bist du für ein unnützer Strick&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle schaute betrübt zu dem Lehrer auf&period; „Ich hab’ doch nur gekaspert&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete er kläglich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; du bist doch —&OpenCurlyDoubleQuote; Herr Habermus stockte&comma; er wollte sagen&colon; „kein Kasper&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; da sah er seinen Schützling an und dachte erschrocken&colon; Er sieht doch wirklich wie Kasperle aus&excl; Jemine&comma; wen habe ich mir da ins Haus gebracht&excl; Aber da steckte Kasperle zutraulich seine Hand in die seine und sah ihn so traurig bittend an&comma; daß all sein Ärger verging&period; „Nun komm nur mit&comma; du Schelm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period; „Auf dem Katheder darfst du mir aber nicht mehr kaspern&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; versprach Kasperle treuherzig&comma; und dann nahm er seine neue Schiefertafel&comma; die der Lehrer ihm geschenkt hatte&comma; unter den Arm und schlitterte vergnügt hinter Herrn Habermus drein&period; Er schlitterte in die Wohnstube hinein und prallte unversehens mit der Base Mummeline zusammen&period; Die hatte gerade eine Schüssel Milch in den Händen&comma; und da lagen dann plötzlich Base&comma; Milch&comma; Kasperle und Schiefertafel auf der Erde&comma; und es gab ein allgemeines Zetergeschrei&period; „Er hat’s mit Absicht getan&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kreischte die Base&comma; die sich aus dem Milchsee aufrichtete&period; „Hach&comma; jetzt sieht er mich wieder so an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er konnte nichts dafür&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Frau Lehrerin&period; „Ich hab’s gesehen&comma; nur ein bißchen geschwinde ist er zur Türe hereingekommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er hat’s mit Absicht getan&period; Hach&comma; das schreckliche Gesicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Base Mummeline stand wütend und scheltend auf&comma; und bitterböse saß sie dann am Tisch&period; Da wagte Kasperle gar nicht aufzusehen&comma; sein Räubergesicht machte er auch nicht&comma; denn er hatte Angst vor der Base Mummeline&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nach Tisch gab es ein Ruhestündchen für den Lehrer&comma; auch Lenchen und Lorchen sollten schlafen&comma; obgleich sie heftig verlangten&comma; sie wollten mit Kasperle spielen&period; Zu dem sagte die Frau Lehrerin&colon; „Geh du und tummle dich draußen herum&comma; macht aber keinen Lärm um das Schulhaus herum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Bei sich dachte die gütige Frau&colon; Es ist ihm schon zu gönnen&comma; daß er etwas spielt&comma; und hier im Hause möchte die Base Mummeline doch immerzu schelten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle sprang vergnügt hinaus&comma; und kaum war er draußen&comma; da packten ihn ein paar Buben&period; „Komm mit&comma; du mußt uns noch was vorkaspern&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; baten sie&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nicht hier&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Kasperle ängstlich&comma; „ich soll keinen Lärm machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Komm&comma; wir gehen in Lappenmeyers alten Schuppen&comma; da sieht uns niemand&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schlug der lange Blasi vor&period; Das fanden die andern gut&comma; und so zogen sie dem alten Schuppen zu&comma; und das Trüpplein war wie eine Lawine&period; Es wuchs und wuchs unterwegs&comma; Buben und Mädel fanden sich dazu&comma; und dann verschwanden sie alle in Lappenmeyers altem Schuppen&period; Der lag abseits vom Dorf&comma; mitten auf einer Wiese&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An diesem Nachmittag wunderten sich allerlei Leute in Waldrast&period; Ein paar Frauen sagten zueinander&colon; „Warum die Kinder heute nur nicht in die Schule gehen&quest; Wo stecken sie denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; wo sind sie denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte die Krämerfrau&comma; die das hörte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da trat Herr Habermus aus dem Schulhaus heraus und fragte&colon; „Wo sind denn die Kinder&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und seine liebe Frau trat neben ihn und schwang und schwang immerzu die Schulglocke&period; Die bimmelte zuletzt ganz zornig ins Weite&colon; Die Schule fängt an&comma; die Schule fängt an&excl; Doch niemand hörte darauf&colon; keine Bubenbeine&comma; keine Mädelbeine kamen angetrabt&comma; es blieb alles still&period; Nur von den Erwachsenen kamen mehr und mehr&comma; ein paar erzählten&comma; sie hätten die Kinder alle miteinander laufen sehen&comma; aber wohin&comma; das wußte niemand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie sind vielleicht in den Wald gegangen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Frau Veronika Lappenmeyer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber es ist doch Schule&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Herr Habermus entrüstet&period; In den Wald konnte man schon gehen in Waldrast&comma; denn der dehnte sich vom Dorf entlang bis tief&comma; tief ins Tal hinein&comma; viele Stunden weit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Indem kam ein Bursche mit einem Heuwagen angefahren&period; Der rief&colon; „Frau Lappenmeyer&comma; was ist denn in Ihrem Schuppen auf der Wiese los&quest; Da drin brüllt es ja fürchterlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder sind’s mit Kasper&period; Herr Habermus dachte das nur&comma; er rannte aber gleich los&comma; die Dörfler folgten ihm&comma; und alle miteinander drängten sie ihm nach&comma; als er die Scheunentüre aufriß&period; Da waren sie wirklich&period; Kasperle saß hoch oben unter dem Gebälk&comma; und unten standen Mädel und Buben und starrten lachend hinauf zu dem neuen Gefährten&comma; der sich drehte und verrenkte und den allergrößten Unsinn schwätzte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bimmelim&comma; bimmelim&comma; bimmelim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Frau Lehrerin war ihrem Mann mit der Schulglocke nachgelaufen&comma; und in das Lachen und Jauchzen der Kinder hinein ertönte der wohlbekannte Klang&period; Alle erschraken&comma; alle schauten sich verwirrt um&period; War es wirklich schon Schulzeit&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bimmelim&comma; bimmelim&comma; bimmelim&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Die Glocke gellte ihnen in den Ohren&comma; und ein paar schrien&colon; „Wir müssen in die Schule&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann rannten sie an den Erwachsenen vorbei&comma; rannten ihren Lehrer beinahe um und sahen vor lauter Eile und Eifer niemand und nichts&period; Und Kasperle sprang plötzlich von oben herab in einem weiten Bogen&comma; auch er sah und hörte nichts&comma; auch er raste den andern nach&comma; und im Umsehen war der Schuppen leer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Erwachsenen sahen sich ganz verdutzt an&period; „Die Kinder sind ja wie besessen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief die Krämerin&comma; die andern stimmten ihr zu&comma; Herr Habermus aber kehrte bedrückt nach dem Schulhaus zurück&period; Kasper war daran schuld&comma; nur er allein&period; Was war das für ein schlimmer Junge&excl; Er darf nicht mehr in die Schule&comma; dachte er und betrat das Schulzimmer&period; Da saßen alle brav auf ihren Bänken&comma; rechts die Großen&comma; links die Kleinen&comma; und Kasperle saß wieder auf der vorderen Bank&period; Sein Gesicht strahlte&comma; er sah so unschuldig drein&comma; als könnte er nicht das kleinste Dummheitle machen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Herr Habermus ging mit gefurchter Stirn zum Katheder&comma; dort sagte er streng&colon; „Ihr seid alle zu spät gekommen&comma; darum müßt ihr alle nachsitzen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Da senkten sich erschrocken und schuldbewußt alle blonden und braunen Buben- und Mädelköpfe&comma; nur das Kasperle sah höchst verwundert drein&comma; es krähte mit seiner lauten Stimme&colon; „Es hat ja eben erst geklingelt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sei du still&comma; du verläßt sofort die Schule&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Herr Habermus streng&period; „Du bist an allem schuld&period; Marsch hinaus&excl; Du darfst nicht mehr in die Schule kommen&period; Ich schicke dich überhaupt wieder fort&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Einen Augenblick herrschte tiefes&comma; erschrockenes Schweigen im Schulzimmer&period; Kasperle selbst saß ganz verdattert da&comma; er war sich keiner Schuld bewußt&period; Dann erhob sich aber jäh ein lautes Geheule&comma; so ein tiefbetrübtes&comma; jämmerliches Geheule&comma; wie es Herr Habermus noch nie vernommen hatte&period; Und nicht nur die Mädel weinten&comma; die Buben schluchzten auch alle&comma; und alle miteinander riefen flehend&colon; „Kasper hat keine Schuld&comma; Kasper soll dableiben&semi; bitte&comma; bitte&comma; bitte&comma; ach bitte&comma; Kasper soll nicht wieder fort&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Lehrer sah seine Schulkinder ganz verdutzt an&comma; und deren Gebitte wurde immer lauter und dringlicher&comma; und je mehr sie flehten&comma; je lauter heulte das Kasperle&period; „Es ist rein&comma; als hätte der die Kinder verhext&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Herr Habermus vor sich hin&period; Und mich dazu&comma; dachte er&comma; als er das Kasperle ansah und der kleine Kerl ihm einmal wieder herzlich leid tat&period; Böse&comma; nein&comma; böse war er gar nicht mehr auf ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Also mag er bleiben&comma; weil ihr alle so bittet&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er schließlich&period; „Das Nachsitzen sei euch auch geschenkt&comma; aber eine Strafarbeit gibt es&comma; ein Stück zu schreiben&comma; und wehe&comma; wer sie nicht gut macht&excl; Und nun stille — jemine&comma; Kasper&comma; was ist denn nun wieder los&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Kasperle war unter die Bank gerutscht&comma; und von dorther ertönte wieder sein furchtbares Jammergebrüll&period; „Ich kann doch nicht schreiiiben&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; klagte er&comma; „ich kann nicht schreiiiben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dummer Bube&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Herr Habermus&comma; „du brauchst natürlich nicht die Strafarbeit zu schreiben&comma; du brauchst bloß Striche zu machen&comma; und nun&comma; potzwetter&comma; sei still&comma; sonst —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kam Kasperle auf die Bank&comma; ehe der Lehrer noch ausreden konnte&comma; und dann saß er da mit dem allervergnügtesten Gesicht&period; Daß ihm die Schule Spaß machte&comma; war ihm an der Nasenspitze anzusehen&period; Er gab kreuzdumme Antworten&comma; und immer wieder durchbrauste ein lautes Lachen die Schulstube&period; Herr Habermus wollte schelten und konnte es nicht&comma; denn eigentlich tat Kasperle gar nichts Böses&period; Da klingelte es&comma; die Schule war aus&period; Sonst atmeten die Kinder meist alle auf&comma; waren froh&comma; hinauszukommen&comma; heute bettelten selbst die allergrößten Faulpelze&colon; „Ach&comma; bitte&comma; bitte&comma; wir wollen noch bleiben&comma; es ist so wunderschön in der Schule&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und der gute Lehrer tat ihnen wirklich den Willen&period; Er erzählte ihnen von den Blumen und Bäumen&comma; von Felsen und Bergen&comma; von den feinen Schmetterlingen und den dicken Brummkäfern&comma; und alle lauschten still&comma; am aufmerksamsten aber das Kasperle&comma; und der schrie dann auch am lautesten&colon; „Schon&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; als Herr Habermus sagte&colon; „Nun ist’s aber wirklich genug&comma; nun geht heim&comma; nicht zu laut&comma; und vergeßt eure Arbeiten nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und dann verließen die Waldraster Kinder das Schulhaus&comma; und sie kamen so vergnügt heim wie noch nie&comma; trotz der Strafarbeit&comma; und an diesem Abend brummten allen Vätern und Müttern in Waldrast die Köpfe&comma; so viel schwätzten die Kinder von ihrem neuen Schulgefährten&period;<&sol;p>

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