Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Kasperle auf Reisen
(Josephine Siebe, 1921, empfohlenes Alter: 5 - 7 Jahre)

Kasperle wird ein Gespenst

<p>Als Kasperle im seidenen Bett wieder erwachte&comma; schimmerte es ganz golden durch die herabgelassenen Vorhänge&period; Er sprang aus dem Bett heraus und lugte durch ein Ritzlein hinaus&comma; obgleich Michele ihn sehr gewarnt hatte&comma; dies zu tun&period; Draußen lag die Waldwiese im ersten Frühsonnenschein&comma; und selbst in das verschlossene Zimmer hinein drang das Singen und Jubilieren der Vögel&comma; die den neuen Tag grüßten&period; Wie lustig es klang&excl; Kasperle erhob purzelvergnügt sein Stimmlein und sang mit&period; Es war schon gut&comma; daß in dem einsamen Schloß ihn niemand singen hörte&comma; denn vor dem Gesang konnte schon einer davonlaufen&period; Es klang&comma; als quietschten zehn schlecht geölte Türen und drei verrostete Wetterfahnen dazu&comma; doch Kasperle fand seinen Singsang schön&comma; und singend lief er in dem Schlosse treppauf&comma; treppab&comma; und dabei kam er auch in die Küche&period; Und da merkte er&comma; daß er schrecklich hungrig war&comma; und das Singen verging ihm&period; Er begann neugierig in alle Töpfe und Schränke zu schauen&comma; doch nirgends fand er etwas Eßbares&period; Er dachte seufzend an die gefüllten Speisekammern im Grafenschloß&comma; und gerade wollte er die Küche wieder verlassen&comma; als er in einer Ecke eine Türe entdeckte&period; Rasch schloß er sie auf&comma; ein halbdunkler Raum gähnte ihm entgegen&comma; in dem es merkwürdig gut roch&period; Kasperle schnupperte und schnupperte&comma; sah sich um und sah auf einmal von der Decke herab lange Würste hängen&semi; auch ein paar Schinken und Speckseiten waren dabei&period; Kasperle war in die Räucherkammer geraten&comma; in der es noch Vorräte vom letzten Besuch des Herzogs her gab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Potzwetter staunte da Kasperle&excl; Und lange besann er sich nicht&comma; ob er zugreifen dürfe oder nicht&period; Er sprang hoch&comma; sprang&comma; bis er eine Wurst erwischte&semi; an der zerrte er&comma; bis er sie in seinen Händen hielt&period; Dann verschloß er die Kammer wieder und lief vergnügt mit seiner Wurst bis zur kleinen Pforte&comma; an der Michele pfeifen sollte&period; Das dauerte noch ein Weilchen&comma; und Kasperle biß inzwischen herzhaft in die Wurst hinein&comma; und als Michele kam&comma; hatte er schon ein gutes Stück verschmaust&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kamerad machte große Augen&comma; als Kasperle ihm von der Wurstkammer erzählte&period; „Das darfst du nicht&comma; die Würste aufessen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er bedrückt&semi; „sie gehören doch dem Herzog&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Kasperle war ein leichtsinniger Strick&period; Der fand nichts Unrechtes am Wurstraub&comma; sagte&comma; die hätte der Herzog gewiß längst vergessen&comma; und Michele glaubte ihm dies nur zu gern&period; So schmausten sie Wurst zu ihrem Brot&comma; aßen tüchtig Himbeeren und verlebten mitsammen einen sehr vergnügten Tag&period; Die Geißen waren brav&comma; die machten ihnen weiter keine Mühe&comma; ja&comma; als Kasperle dem Michele seine Gesichter vorschnitt&comma; da stellten sie sich alle dazu und meckerten erstaunt&semi; so etwas hatten sie doch noch nicht gesehen&period; Sie meckerten&comma; und Michele lachte&period; Der streckte Arme und Beine von sich&comma; so arg mußte er lachen&period; Zuletzt kriegte er Bauchweh vor Lachen&comma; und er legte sich flink in die Sonne&period; Kasperle tat es ihm nach&comma; und beide ließen sich von der Sonne halb braten&comma; bis Kasperle wieder kaspern und Michele wieder lachen konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So verging der Tag&period; Am Abend trieb Michele die Geißen heim&comma; und Kasperle kehrte in das stille Schloß zurück&period; Er sah sich nicht mehr viel um&comma; sondern kroch gleich in sein seidenes Bett&period; Darin schlief er&comma; bis ihn wieder das goldene Scheinen hinter den Vorhängen weckte&semi; da war wieder ein neuer heiterer Tag für ihn aufgegangen&period; Er lief wieder durch das Schloß&comma; holte wieder ein Würstlein aus der Räucherkammer und stand schon an der kleinen Pforte&comma; als Michele daherkam&period; Der sputete sich arg und rief schon von weitem dem Kasperle halblaut zu&colon; „Verstecken&comma; verstecken&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle witschte flink in das Gebüsch&comma; und als Michele herankam&comma; tuschelte der ihm zu&colon; „Der brummige Matthias steht vor seinem Hause&comma; laß dich nicht sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Förster wunderte sich ein wenig darüber&comma; daß der Geißenbub seine Herde so dicht am Schloß vorbeitrieb&comma; aber Kasperle sah er nicht&period; Der flitzte unter die Geißen&comma; lief auf allen vieren und war geschwinde im Walde verschwunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wieder verging den beiden Kameraden der Tag wie ein schöner Traum&period; Es wurde Abend&comma; es wurde wieder Morgen&comma; und so folgte ein Tag dem andern&comma; alle waren sie sonnenreich und voll heiterer Lust&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Über eine Woche war so vergangen&comma; da wachte Kasperle eines Morgens auf&comma; und er wunderte sich&comma; wie dunkel es war&period; Vielleicht ist’s noch Nacht&comma; dachte er&comma; aber dann vernahm er ein unablässiges Plätschern und Rauschen&comma; und als er durch das Ritzchen im Vorhang hinausspähte&comma; merkte er&comma; es regnete&period; In wahren Bächen rann es vom Himmel herab&comma; plitsch&comma; platsch&comma; immerzu&period; Düster&comma; grau hingen die Wolken tief herab&comma; der Wald sah aus&comma; als schliefe er noch&comma; nichts rührte und regte sich ringsum&period; Es kam auch kein Michele mit seinen Geißen&period; Der saß bei der Bäuerin und half Gemüse putzen&comma; und er dachte dabei sehnsüchtig an seinen Freund Kasperle&period; Dessen Sehnsucht nach Michele war nicht minder groß&period; Er langweilte sich arg in dem einsamen Schloß&comma; und weil er nicht wußte&comma; was er anfangen sollte&comma; begann er das Schloß von oben bis unten zu durchwandern&period; Er setzte sich auf alle Polsterstühle&comma; räkelte sich auf allen Sofas herum&comma; und zuletzt kam er wieder in des Herzogs Schlafzimmer&period; In dem hingen allerlei Bilder&comma; darunter das einer Schäferin&comma; die ein Lämmchen an einem himmelblauen Bande führte&period; Dies Bild gefiel Kasperle besonders gut&period; Um es besser zu sehen&comma; rieb er ordentlich seine große Nase daran&comma; ja er fing an&comma; das Lämmchen zu streicheln&period; Dabei fühlte er an dessen Halsband eine kleine Erhöhung&comma; und weil er wissen wollte&comma; was dies bedeute&comma; drückte er ordentlich fest darauf&period; Da rauschte es plötzlich sacht&comma; das Bild wich von der Wand&comma; und Kasperle sah erstaunt in einen kleinen Raum hinein&semi; kühl und dumpf wehte es ihm daraus entgegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Erschrocken sprang Kasperle gleich in das goldene Bett hinein&comma; er kroch unter die Decke&comma; und da lag er eine Weile zitternd vor Angst&period; Aber alles blieb still&period; Nur draußen rauschte und rauschte unablässig der Regen&period; Kasperle steckte scheu den Kopf unter der Decke wieder hervor&period; Die geheimnisvolle Türe&comma; die das Bild verdeckte&comma; stand noch halb offen&comma; und in dem Raum dahinter war es auch ganz still&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle seufzte schwer&period; Er hatte Angst&comma; aber neugierig war er auch&period; Endlich siegte doch die Neugier&comma; und er kletterte wieder aus dem Bett heraus und schaute hinter das Bild&period; Eine ganz enge&comma; schmale Kammer war es&comma; die sich vor ihm auftat&semi; aus der führte ein Trepplein in die Tiefe&period; Die Kammer selbst war in ein grünliches Licht getaucht&comma; und Kasperle sah&comma; daß sie ein rundes Fensterloch hatte&comma; vor dem der Efeu ganz dicht gewachsen war&semi; man mochte wohl von draußen das runde Fenster gar nicht sehen hinter der dichten Efeuwand&period; In der kleinen Kammer selbst stand nur eine altmodische Kiste&comma; in die Kasperle eiligst seine Nase steckte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Potztausend&comma; sah es darin aus&excl; Ein paar silberne und goldene Becher und eine goldene Kette lagen drin und ein dicker Beutel voll Gold&period; Darüber war ein roter Samtvorhang gebreitet&comma; der schon recht verblichen war&period; Kasperle nahm ihn sich um&comma; hängte sich die goldene Kette an den Hals und spazierte so ein Weilchen hin und her&period; Doch dann erwachte wieder die Neugierde&period; Er warf alles in die Kiste zurück und begann das Trepplein hinabzusteigen&comma; Stufe um Stufe&period; Etwas bänglich war ihm doch zumute&comma; und als ihm von unten herauf eine feuchte Dunkelheit entgegengähnte&comma; da kehrte er rasch um und schlüpfte wieder in das Schlafzimmer&period; Er zog das Bild wieder zurück&comma; ganz leicht ging es nicht&comma; aber plötzlich schnappte es ein&comma; und von der geheimnisvollen Kammer war nichts mehr zu sehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle suchte nun wieder den Knopf am Halsband des Lammes&comma; er fand ihn&comma; drückte darauf&comma; und wieder rauschte die Türe auf&period; Das muß Michele sehen&comma; dachte Kasperle&comma; als er die Türe wieder schloß&period; Er ging nun überall im Schloß herum und untersuchte alle Bilder&comma; weil er dachte&comma; hinter jedem Bild müßte eine geheime Türe sein&period; Doch soviel er den steifen Herren und Damen&comma; deren Bilder die Wände schmückten&comma; auch auf die Nasen&comma; Münder&comma; Augen und Bäuche drückte&comma; keine Tür tat sich mehr auf&period; Darüber wurde es Abend&comma; und Kasperle kroch wieder ins Bett&period; Er freute sich dabei auf den kommenden Tag&comma; da würde doch sicher schönes Wetter sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch der Regen rann und rann&period; Am nächsten Morgen war es noch grauer&semi; noch düsterer sah der Wald aus&comma; und wieder blieb Michele mit seinen Geißen daheim&period; Kasperle langweilte sich und rumorte wieder im Schlosse herum&period; Das geheime Kämmerchen untersuchte er ganz genau&comma; er ging auch ein paar Schritte die Treppe hinab&comma; weit wagte er sich aber nicht&period; Er holte sich wieder eine Wurst aus der Räucherkammer&semi; doch die wollte ihm gar nicht mehr so recht schmecken&period; Micheles Brot und die Himbeeren im Walde waren besser gewesen&period; Und draußen regnete es weiter&period; Immerzu&comma; ohne Unterlaß rann es vom Himmel herab&comma; und am nächsten Morgen war es wieder so&period; Da blieb Kasperle vor lauter Kummer im Bette liegen&comma; bis auf einmal ein helles Licht das Zimmer erfüllte&period; Kasperle sprang auf und sah hinaus&period; Draußen war soeben die Sonne hervorgekommen&comma; sie hatte endlich die Regenwolken besiegt&period; Hier und da schimmerte der Himmel tiefblau&comma; und die grauen Wolken jagten davon&comma; als hätten sie die allergrößte Angst&comma; von Frau Sonne noch beim Schwänzlein genommen zu werden&period; Heisa&comma; nun wurde morgen gewiß schönes Wetter&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle tanzte vergnügt im Zimmer herum&period; Dann rannte er wieder im Schloß treppauf&comma; treppab&comma; holte sich eine riesengroße Wurst&comma; die er morgen mitzunehmen gedachte&comma; und kroch dann vergnügt in sein seidenes Bett&period; Morgen&comma; morgen würde er seinen Freund Michele wiedersehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In dieser Nacht kam auch der Mond zum Vorschein&period; Er war zwar noch blaß&comma; und es fehlte ihm ein ganzes Stück am Rundsein&comma; doch ging schon ein feiner&comma; wunderbarer Glanz von ihm aus&period; Er stand gerade über der Waldwiese vor dem Schloß&comma; als Kasperle einmal aufwachte und verschlafen dachte&colon; Nun regnet es schon wieder&period; Er sah durch das Vorhangritzchen&comma; da sah er den Mond glänzen&comma; und das Rauschen&comma; das er hörte&comma; kam vom Wald herüber&period; Aber noch etwas anderes hörte er&colon; Getrappel und dann Stimmen&semi; vom Försterhaus herüber tönte es&comma; und im klaren Licht des Mondes sah Kasperle einen Reiter vor dem Hause drüben halten&period; Es wurde ihm ganz unheimlich&comma; und rasch kroch er wieder in sein Bett&comma; tief unter die seidene Decke&period; Da schlief er denn auch bald ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Kasperle am Morgen aufwachte&comma; dachte er erstaunt&colon; Was ist denn das&quest; Es rummelte&comma; knarrte&comma; klappte und klirrte laut im Schloß&comma; es war gar nicht so still wie sonst&period; Ja&comma; und auf einmal ertönte ein lautes Rufen&colon; „Matthias&comma; Matthias&comma; jetzt wollen wir erst in dem Herzogszimmer scheuern&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit einem Satz war Kasperle aus dem Bett heraus&period; Eine furchtbare Angst ergriff ihn&period; Menschen waren im Schloß&excl; Wenn ihn die nun erwischten&excl; Ein paar Augenblicke wußte er vor Entsetzen gar nicht&comma; was er tun sollte&semi; doch da fiel ihm die Kammer hinter dem Bilde ein&period; Flugs schlug er auf den Knopf&comma; die Türe rauschte leise auf&comma; Kasperle nahm seine Sachen und die Wurst und witschte in die Kammer&period; Es war die höchste Zeit&comma; denn draußen dröhnten schon schwere Schritte über den Flur&comma; und kaum hatte sich die Bildtüre geschlossen&comma; als der Förster und seine Frau das Zimmer betraten&period; Kasperle vernahm einen lauten Schrei&comma; die Försterin hatte das zerwühlte Bett erblickt&period; „Matthias&comma; Matthias&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&comma; „es ist wahrhaftig jemand im Schloß gewesen&excl; O du meine Güte&comma; und in des Herrn Herzogs Bett hat er gelegen&excl; Wenn das unser gnädiger Herr wüßte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Förster brummte und knurrte&comma; Kasperle hörte ihn sagen&comma; es müßte gerade ein Gespenst gewesen sein&comma; von einem lebendigen Menschen hätte er doch etwas merken müssen&comma; auch seien ja alle Türen verschlossen gewesen&period; „Matthias&comma; die kleine Pforte war ja auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie die Försterin&period; „Weißt du&comma; von der der Schlüssel verloren gegangen ist&period; Jemine&comma; jemine&comma; wenn etwas gestohlen worden ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Försterin weinte und klagte&comma; der Förster knurrte und brummte&comma; und Kasperle hörte ihn sagen&comma; daß er die kleine Pforte verriegeln wolle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; nein&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief seine Frau&comma; „unser großes Vorlegeschloß tu dran&comma; das hält besser&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle erschrak&period; Wenn der Förster die Türe mit einem Schloß verschloß&comma; dann konnte er nicht hinaus und —&period; Da sagte die Försterin&colon; „Und morgen kommt der Herr Herzog schon&period; Spute dich&comma; Matthias&comma; damit wir fertig werden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle guten Geister&excl; Morgen wollte der Herzog kommen&comma; und geschlossen sollte werden&period; Wie sollte er denn da zum Michele kommen&quest; Kasperle dachte&colon; Ich klettere in der Nacht unten zu einem Fenster hinaus und schlafe im Walde&period; Damit tröstete er sich über diesen Tag hinweg&period; Den mußte er freilich in dem Kämmerlein verbringen&comma; denn der Förster und seine Frau wirtschafteten immerzu im Schloß herum&comma; und er wagte es nicht&comma; sein Versteck zu verlassen&period; Doch als es dunkelte&comma; wurde es still im Schloß&comma; er hörte noch Türen klappen&comma; dann schwieg alles&comma; und endlich wagte er es&comma; die Bildtüre zu öffnen&period; Er nahm seine Wurst unter den Arm&comma; die er schon halb aufgegessen hatte&comma; und schlich sich leise durch des Herzogs Schlafzimmer&comma; drückte an der Tür die Klinke nieder und — merkte&comma; er war eingeschlossen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Von außen war das Zimmer verschlossen&comma; und als Kasperle versuchte&comma; das Fenster zu öffnen&comma; sah er erst&comma; daß dies vergittert war&period; Er konnte nicht hinaus&comma; er war gefangen&period; Kasperle stöhnte&comma; seufzte und weinte und rannte verzweifelt im Zimmer hin und her&semi; es half ihm alles nichts&comma; er konnte nicht hinaus&period; Zuletzt kroch er wütend in des Herzogs Bett&comma; das mit feinem schneeweißem Linnen überzogen war&period; Und heulend wühlte sich Kasperle in die Kissen&comma; und er schlief in dieser Nacht nicht wie ein Säcklein&comma; sondern wachte immer und immer wieder auf&period; Am Morgen vernahm er lauten Lärm&colon; Hörnerblasen&comma; Wagenrollen&comma; Hufschlag und Stimmengewirr&period; Und als er erschrocken aufsprang und hinausspähte&comma; sah er draußen einen ganzen Zug Reiter ankommen&comma; ein paar Wagen dabei&semi; der Herzog hatte die Fahrt zu seinem Jagdschloß in den frühesten Morgenstunden gemacht&comma; weil es ein heißer Tag zu werden drohte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war der Herzog&comma; sein Feind&period; O jemine&excl; Kasperle sah ihn aus dem Wagen steigen&comma; und da entwischte er flink in sein Versteck&period; Er zitterte vor Angst&comma; und ganz verdattert und bedrückt hockte er auf der Geldkiste nieder&period; Wie sollte er nun entfliehen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Schloß wurde es laut&period; Kasperle vernahm Schritte&comma; und dann hörte er auch&comma; wie in des Herzogs Schlafzimmer die Türe aufgeschlossen wurde und ein lautes&comma; erschrockenes Rufen ertönte&period; Himmel&comma; das Bett&excl; Daran hatte das dumme Kasperle gar nicht gedacht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In seinem Versteck konnte er genau alle Stimmen unterscheiden&period; Jemand schalt heftig&comma; das war der Herzog&comma; und dann weinte jemand&comma; das war die Försterin&period; Sie schwor&comma; das Zimmer sei ganz in Ordnung und verschlossen gewesen&semi; es müsse gerade ein Gespenst im Schlosse sein&period; Und sie beschrieb&comma; wie gestern so viele Türen offen gestanden haben und auch das Bett zerwühlt gewesen sei&period; Nur ein Gespenst habe das anrichten können&period; Von den verschwundenen Würsten sagte sie nichts&comma; das hatte noch niemand gemerkt&comma; auch von dem offenen Pförtlein schwieg sie&comma; weil sie ein schlechtes Gewissen hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als die Försterin immerzu rief&colon; „Ein Gespenst&comma; ein Gespenst muß im Schlosse sein&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; bekam es Kasperle mit dem Lachen&period; Er hielt sich selbst die Hand vor den Mund&comma; um nicht laut hinauszuplatzen&period; Weil er aber irgend etwas tun mußte&comma; um seiner Lustigkeit Luft zu machen&comma; schlenkerte er das linke Bein hin und her&semi; er traf dabei einen der silbernen Becher&comma; und der rasselte mit großem Getöse zu Boden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nebenan erhob sich ein lautes Geschrei&period; Der Herzog rief&colon; „Was war das&comma; was war das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; und die Försterin antwortete schluchzend&colon; „Das Gespenst&comma; das Gespenst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es muß alles genau untersucht werden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; befahl der Herzog&period; „Auch soll das Schloß ringsum bewacht werden&period; Schnell&comma; schnell&comma; sucht alle Räume ab&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem Kasperle schlug das Herz&period; Er hörte&comma; wie sich das laute Rufen weiter im Schlosse fortsetzte&comma; und er hörte auch&comma; wie nebenan jemand sagte&comma; der Leibarzt müsse kommen&comma; der Herzog sei vor Schreck krank geworden&period; O heiliger Bimbam&excl; Wenn der Herzog krank war&comma; legte er sich vielleicht ins Bett&comma; und das Kasperle war noch mehr gefangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wirklich&comma; der Herzog legte sich auch ins Bett&period; Er war nämlich an diesem Tag zu früh aufgestanden&comma; das war seine schlimmste Krankheit&period; Während der Leibarzt kam und der Kammerdiener allerlei gute Dinge herbeibrachte für den Herzog&comma; saß nebenan Kasperle trübselig auf der Geldkiste&period; Er kaute an der Wurst herum&comma; die schmeckte ihm gar nicht mehr&comma; denn er war durstig geworden und sehnte sich nach dem schönen Quellwasser&comma; das er mit Michele zusammen getrunken hatte&period; Dazu wurde es allmählich dunkel in dem Kämmerchen&comma; das winzige runde Fenster mit dem dichten Grün davor ließ wenig Licht ein&period; Auch ging draußen der Tag zu Ende&comma; und zuletzt umgab Kasperle nachtschwarze Dunkelheit&period; Doch auf einmal kam ein feiner&comma; schmaler Lichtstreif in die Kammer&comma; und Kasperle sah zu seinem Erstaunen an der Wand ein rundes&comma; helles Loch&period; Er rutschte vorsichtig von seiner Kiste herunter&comma; tappte sich zu dem Loch hin und sah nun zu seinem großen Erstaunen durch die kleine Öffnung gerade in des Herzogs Schlafzimmer hinein&period; An der Stelle hing innen in des Herzogs Zimmer das Bild eines Urahnen&period; In seinem Schwertknauf war das kleine Guckloch&comma; und es sah niemand im Zimmer Kasperles glitzernde Äuglein neugierig hereinspähen&period; Der Herzog lag im Bett&comma; der Leibarzt saß daneben&comma; dabei noch zwei Herren&period; In dem einen erkannte Kasperle gleich den Grafen&comma; Rosemaries Vater&period; Sie sprachen von der seltsamen Unordnung&comma; die in dem Schlosse geherrscht hatte&semi; der Herzog erzählte davon dem Grafen&comma; der erst später gekommen war&period; Kasperle spitzte arg seine Ohren&comma; und dabei drückte er sich fester an die Wand&period; Da rief drinnen der Herzog&colon; „Was raschelt da so&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle fuhr erschrocken zurück&comma; verlor dabei das Gleichgewicht und purzelte mit ungeheurem Getöse von der Kiste herab&period; O jemine&comma; gab das wieder einen Aufstand&excl; „Es ist nebenan&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Herzog&comma; „in dem Saal&comma; schnell&comma; schnell&comma; man muß nachsehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rannte und lief alles&comma; was Beine hatte&comma; in den großen Speisesaal&comma; der an des Herzogs Zimmer grenzte&period; Die Wände des Schlosses waren ungeheuer dick&comma; und es kam niemand auf den Gedanken&comma; hinter den riesigen Schränken&comma; die im Speisesaal standen&comma; könnte die Mauer ganz dünn sein&period; Die Schränke wurden abgesucht&comma; Geschirr stand darin&comma; Wäsche lag in den Fächern&comma; von einem raschelnden&comma; purzelnden Gespenst war aber nichts zu sehen&period; Von der schmalen Kammer zwischen den Wänden ahnte niemand etwas&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dem armen Herzog war es vor Schreck ganz übel geworden&period; Als Kasperle endlich wagte&comma; wieder durch das Löchlein zu schauen&comma; sah er den Herzog Kamillentee trinken&period; Und gerade hörte er den Kammerdiener sagen&colon; „Wenn das Gespenst nur nicht das Kasperle ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wer&comma; was&comma; das Kasperle&quest; Wie kommst du darauf&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Herzog richtete sich erschrocken auf und machte solche böse Kulleraugen&comma; daß Kasperle sich flink zusammenduckte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte drüben der Diener&comma; „ein Landjäger hat erzählt&comma; sie hätten vor einiger Zeit das Kasperle beinahe in Waldrast gefangen&comma; doch sei es da wieder auf unglaubliche Weise entwischt&period; Und nirgends ist das Kasperle seitdem gesehen worden&period; Waldrast ist nahe&comma; da ist es doch möglich&comma; daß sich der kleine Kobold hier versteckt hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Graf aufgeregt&comma; „so wird es sein&excl; Sicher steckt dieser Unhold hier irgendwo im Schloß&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber der Herzog meinte doch&comma; dies sei nicht gut möglich&comma; beinahe möchte er an ein Gespenst glauben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mit Verlaub&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte da der Haushofmeister&comma; der eben eingetreten war&comma; „ein Gespenst frißt doch nicht die Räucherkammer beinahe leer&excl; So etwas habe ich noch nie von einem Gespenst gehört&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da riefen alle&comma; nein&comma; das hätten sie auch noch nicht gehört&comma; und so etwas wäre dem Kasperle schon eher zuzutrauen&period; Und als der Haushofmeister nun erzählte&comma; wie viele Würste in der Räucherkammer fehlten&comma; da befahl der Herzog streng&colon; „Man muß suchen&comma; auf dem Boden&comma; in den Kellern&comma; überall&comma; auch in den Schornsteinen&comma; und wer das Kasperle findet&comma; dem gebe ich einen hohen Orden&period; Er wird auch Graf&comma; wenn er das nämlich nicht schon ist&period; Das Kasperle&comma; den Unhold&comma; will ich aber streng bestrafen&comma; wehe ihm&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie redeten alle so viel durcheinander&comma; wo wohl der kleine Unhold stecken könnte&comma; daß niemand den tiefen Seufzer vernahm&comma; den Kasperle ausstieß&period; Ach&comma; es war schon schlimm&excl; Er war gefangen&comma; wurde verfolgt&comma; und wer weiß&comma; wie übel es ihm erging&comma; wenn er entdeckt wurde&excl; Als alle drinnen in des Herzogs Zimmer laut redeten&comma; legte sich Kasperle müde auf den Fußboden nieder&comma; vielleicht konnte er seine Angst verschlafen&period; Und Kasperle schlief wirklich ein&comma; und im Schloß schliefen nach und nach auch alle ein&period; Sie hatten sich müde gesucht&comma; und schließlich sagten sie&colon; „Es ist sicher ein Gespenst&comma; ja&comma; und Gespenster findet man nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Selbst der Herzog war eingeschlafen in seinem schönen Bett&comma; um das Kasperle ihn sehr beneidete&period; Der Kleine wachte aber mitten in der Nacht auf&comma; der Mond schien ihm gerade auf das Gesicht&period; Ganz wunderlich war es&period; Hinter dem runden Fensterloch stand noch schief&comma; aber glänzend der Mond und erleuchtete die winzige Kammer&period; Ach&comma; dachte Kasperle&comma; wäre ich doch jetzt auf der Waldwiese&excl; Und weil er sich sehr arm und verlassen vorkam&comma; seufzte er recht tief und vernehmlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Johann&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie nebenan der Herzog&comma; „hörst du&comma; es hat geseufzt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jawohl&comma; es hat geseufzt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der Diener verschlafen&period; „Es ist doch ein Gespenst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das kam Kasperle spaßig vor&comma; daß er nun wieder ein Gespenst sein sollte&period; Er seufzte noch einmal und noch einmal&comma; und da schrie drinnen der Herzog&comma; man solle flink alles ableuchten&comma; um zu sehen&comma; was da seufze&period; Flugs schwieg Kasperle wieder&comma; weil aufs neue das halbe Schloß lebendig wurde&period; Diener kamen&comma; der Haushofmeister kam&comma; Kammerherren rannten herbei&comma; und alle lauschten auf das Seufzen&period; Aber Kasperle war muckstill&comma; da wurde es auch drüben still&comma; alle gingen wieder zu Bett&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Herzog war gerade wieder eingeschlafen&comma; als das Geseufze wieder anfing&period; „Das Gespenst seufzt wieder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Herzog schrie&comma; der Diener schrie&comma; und wieder rannten alle herbei&comma; horchten und hörten doch nichts&period; Kasperle zappelte vor Vergnügen&comma; und bums&excl; klirrte und dröhnte die alte Kiste&comma; an die er gestoßen war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das Gespenst&comma; das Gespenst&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Nebenan redeten viele Stimmen durcheinander&comma; und Kasperle verhielt sich nun ganz still&comma; denn auf einmal sagte jemand&comma; man müsse die Wände morgen abklopfen&semi; vielleicht sei einmal jemand eingemauert worden&comma; und der geistere nun herum&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist recht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der Herzog&comma; „man soll morgen gleich den Hofbaumeister holen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>O weh&excl; Da verging dem Kasperle wieder der Übermut&period; Wenn der Hofbaumeister die Wände abklopfte&comma; fand er sicher die geheime Türe&comma; und man entdeckte ihn&comma; das Kasperle&period; Er wurde muckstill&comma; und nichts störte fortan den Herzog mehr&period; Dabei schlief Kasperle nicht einmal&period; Der dachte an die Flucht&comma; und er beschloß&comma; morgen doch die Treppe hinabzusteigen&comma; vielleicht fand er da einen Ausgang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als die Sonne aufging und Licht durch das grüne Fensterloch in das Kämmerchen floß&comma; rüstete sich Kasperle zur Flucht&period; Seinen letzten Wurstzipfel nahm er mit und den Geldsack aus der Truhe&period; Das raschelte und klirrte wieder&comma; und der arme Herzog nebenan erwachte von dem Geräusch&period; Weil dann aber alles still blieb&comma; dachte er&comma; er habe geträumt&period; Er klingelte nach seiner Morgenschokolade&period; Das hörte Kasperle noch&comma; als er das schmale Trepplein in die Tiefe hinabstieg&period; Ach lieber Himmel&comma; er hätte auch lieber Schokolade getrunken&comma; als in die Finsternis zu steigen&excl; Er tastete sich den schmalen Gang entlang&comma; in den die Treppe mündete&semi; feucht und kühl war es&comma; und ein paarmal huschte etwas vor dem erschrockenen Kasperle vorbei&comma; es mochten Ratten sein&period; Kasperle ächzte vor Angst&comma; dumpf dröhnte das Echo wieder&comma; und in der Küche ließ just in dem Augenblick die Köchin des Herzogs die Morgenschokolade fallen&period; „O du meine Güte&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie sie&comma; „nun geistert es hier auch&comma; hört nur&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle Küchenjungen und Küchenmägde hatten das Geächze vernommen&comma; denn Kasperle war gerade unter der Küche hinweg gewandert&period; Endlos schien der Gang zu sein&comma; er ging weiter und weiter&comma; aber auf einmal sah Kasperle es in der Ferne hell werden&period; Nun rannte er&comma; so schnell er mit dem Geldsäcklein vorwärts kam&comma; plötzlich sah er dicht vor sich dichtes&comma; dichtes Gebüsch&period; Er kroch hindurch&comma; da stand er im Wald&comma; und nicht weit davon lag das Schloß&period; Kasperle wollte weiterrennen&comma; denn er dachte an die Wächter&comma; die das Schloß bewachten&comma; doch da hüpfte und sprang es um ihn herum&comma; und neben ihm schrie Michele&colon; „Endlich kommst du&comma; endlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle hielt nicht an&period; Er packte Micheles Hand und zog ihn mit fort&comma; die Geißen folgten&comma; und erst als alle weit drinnen im Walde waren&comma; begann Kasperle seine Abenteuer zu erzählen&period; „Da&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er stolz und hielt Michele den Geldbeutel hin&comma; „den habe ich dir mitgebracht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Michele griff nicht nach dem Beutel&period; Der sah den Freund tief erschrocken an&period; „Kasperle&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er leise&comma; „das Geld gehört dem Herzog&semi; das — das — ist — gestohlen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nä&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Kasperle riß seine Augen weit auf&period; „Ich hab’s doch gefunden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber das Schloß gehört dem Herzog&comma; und alles&comma; was drin ist&comma; gehört dem Herzog&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Michele war blutarm&comma; und er wäre himmelgern lieber ein Geigenspieler statt ein Knechtlein geworden&comma; und doch rührte er den Beutel nicht an&period; „Du mußt das Geld zurücktragen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „es gehört dir nicht&period; Weißt du&comma; schon die Würste zu nehmen war arg böse&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Kasperle mochte sagen&comma; was er wollte&comma; Michele blieb dabei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da schaute das Kasperle seinen Freund nachdenklich an und flüsterte leise&colon; „Du bist gut&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Er ließ den Kopf hängen&comma; denn er schämte sich&comma; daß er nur ein unnützes Kasperle war&semi; er wäre auch gern so ein braver kleiner Menschenjunge wie das Michele gewesen&period; Und so schrecklich es ihm war&comma; noch einmal durch den langen&comma; langen&comma; finstern Gang zu gehen&comma; er sagte doch&comma; er wolle es tun&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gleich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; riet Michele&comma; „ehe der Hofbaumeister die Türe findet&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Er kramte aus seiner Tasche ein Stückchen Licht und eine Schachtel Streichhölzer heraus&semi; auf den Besitz war er sehr stolz&comma; aber für den Freund gab er die Herrlichkeiten hin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Kasperle kroch wirklich durch das Gebüsch in den unterirdischen Gang hinein&period; Innen zündete er das Lichtlein an&comma; da war es gar nicht so schlimm&comma; er kam bis zur Treppe&comma; und da — wurde das Kasperle wieder unnütz&period; Er schleuderte nämlich den Geldsack heftig gegen die Türe&comma; der Herzog sollte noch einmal tüchtig erschrecken&period; Doch was war das&comma; — die Türe ging auf&excl; Das schwere Säcklein hatte die geheime Feder getroffen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein lautes Schreien erscholl&comma; und Kasperle rannte Hals über Kopf die Treppe hinab&comma; in den Gang hinein&period; Das Licht ging ihm aus&comma; er wagte gar nicht&comma; es wieder anzuzünden&period; Er rannte und rannte&comma; endlich wurde es hell&comma; er kroch durch das Gebüsch&period; Unweit davon weidete Michele seine Geißen&period; „Ausreißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kasperle&comma; „ausreißen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Michele ahnte&comma; es war etwas Schlimmes geschehen&period; Er trieb seine Herde an&comma; und die armen Geißen mußten wieder laufen&comma; daß ihnen Hören und Sehen verging&period; Erst als sie an dem Ort angelangt waren&comma; an dem die Freunde sich zuerst getroffen hatten&comma; hielt Michele an&period; Kasperle sank ganz atemlos zu Boden&comma; Michele brachte ihm Wasser&comma; gab ihm Brot&comma; und erst dann konnte der kleine Schelm erzählen&comma; was geschehen war&period; Er blickte dabei Michele verlegen an&period; Was würde der sagen&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Michele war eben auch ein Bube mit Freude an unnützen Streichen&period; Er lachte und meinte&comma; der Herzog habe sich gewiß über das Geldsäcklein gefreut&comma; und nun wüßten sie auf dem Schloß doch&comma; wo die geheime Schatzkammer sei&period; „Aber nun hast du keinen Unterschlupf&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fügte er traurig hinzu&period; „Hier zwischen den Felsen ist zwar eine kleine Höhle&comma; aber lange drin hausen kannst du nicht&period; Und — und&OpenCurlyDoubleQuote; — Michele tat einen ganz tiefen Seufzer — „was machst du&comma; wenn ich nicht mehr komme&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle riß erschrocken seine Augen und seinen Mund weit auf&period; Michele wollte nicht mehr kommen&excl; Ja warum denn nicht&quest; Da erzählte ihm der Kamerad&comma; in den nächsten Tagen zögen sie mit allen Rindern und Geißen aus dem Dorf für ein paar Wochen auf eine hochgelegene Bergwiese&semi; da müsse er mit&comma; um alle Tage die Milch hinabzufahren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich geh’ mit&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Kasperle&comma; denn das Hausen auf der Bergwiese schien ihm lustig zu sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Doch Michele schüttelte betrübt den Kopf&period; „Es geht nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er ernsthaft&comma; „du mußt weiterwandern&semi; hier finden sie dich&period; Bei uns ist auch schon ein Landjäger gewesen&comma; um nach dir zu suchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle ließ bedrückt den Kopf hängen&period; Ach&comma; das Weiterwandern machte ihm keinen Spaß mehr&comma; und am liebsten wäre er in das Waldhaus zurückgekehrt&excl; Doch wo war das&quest; Er wußte den Weg zurück nicht mehr&comma; zuviel war er kreuz und quer gelaufen&comma; und Michele wußte es auch nicht&period; Der gab aber verständigen Rat&period; Am letzten Tag wollte er Kasperle ein großes Brot herauftragen&comma; der dafür seine Batzen gab&comma; die die Schulmeisterin ihm geschenkt hatte&period; Dann sollte der Kleine immer oben auf dem Bergrücken weiterwandern und ein paar Tage alle Dörfer meiden&comma; bis er in das Fürstentum S&period; gelangt sei&period; Dort&comma; meinte Michele&comma; könnte ihn der Herzog wohl nicht fangen lassen&period; „Wenn du an einen blaugelben Grenzpfahl kommst&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Michele&comma; „dann bist du an der Grenze&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kasperle versprach&comma; sich alles zu merken&comma; auch fortan sehr vernünftig zu sein&period; Er tat auch&comma; wie Michele ihm geraten&comma; kroch in die Felsenspalte&comma; als der Freund mit seinen Geißen heimwärtszog&comma; und drin schlief er die Nacht besser als im Gespensterkämmerlein&period;<&sol;p>

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