Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Märchen-Sammlung
(Ludwig Bechstein, empfohlenes Alter: 8 - 11 Jahre)

Zwergenmützchen

<p>Es war einmal ein Müller&comma; der hatte drei Söhne und eine Tochter&period; Die Tochter liebte er sehr&comma; aber die Söhne konnte er gar nicht leiden&comma; war stets unzufrieden mit ihnen und machte ihnen das Leben sauer&semi; denn sie konnten ihm nie etwas recht machen&period; Darüber waren die Brüder sehr bekümmert und wünschten sich weit weg von ihrem Vaterhause und saßen oft beisammen&comma; klagend und seufzend&comma; und wußten nicht&comma; was sie anfangen sollten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines Tages&comma; als die drei Brüder auch so betrübt beisammen saßen&comma; seufzte der eine von ihnen&colon; „Ach&comma; hätten wir nur ein Zwergenmützchen&comma; da wäre uns allen geholfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was ist’s damit&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der eine von den beiden anderen Brüdern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Zwerge&comma; die in den grünen Bergen wohnen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erläuterte der Bruder&comma; „haben Mützchen&comma; die man auch Nebelkäpplein nennt&comma; und damit kann man sich unsichtbar machen&comma; wenn man sie selbst aufsetzt&period; Das ist gar eine schöne Sache&comma; liebe Brüder&semi; da kann man den Leuten aus dem Wege gehen&comma; die nichts von einem wissen wollen&comma; und von denen man nie ein gutes Wort empfängt&period; Man kann hingehen wohin man will&comma; nehmen was man will&semi; niemand sieht einen&comma; solange man mit dem Zwergenmützchen bedenkt ist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber wie gewinnt man solch ein rares Mützchen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der dritte und jüngste der Brüder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die Zwerge&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der älteste „sind ein kleines&comma; drolliges Völklein&comma; das gern spielt&period; Da macht es ihnen große Freude&comma; bisweilen ihre Mützchen in die Höhe zu werfen&period; Wupps&excl; sind sie sichtbar&comma; wupps&excl; fangen sie das Mützchen wieder&comma; setzen es auf und sind wieder unsichtbar&period; Nun braucht man nichts zu tun als aufzupassen&comma; wenn ein Zwerg sein Mützchen in die Höhe wirft&comma; und muß dann rasch den Zwerg packen und das Mützchen geschwind selbst fangen&period; Da muß der Zwerg sichtbar bleiben&comma; und man wird Herr der ganzen Zwergensippschaft&period; Nun kann man entweder das Mützchen behalten und sich damit unsichtbar machen&comma; oder von den Zwergen so viel dafür fordern&comma; daß man für sein Lebenlang genug hat&period; Denn die Zwerge haben Macht über alles Metall in der Erde&comma; kennen alle Geheimnisse und Wunderkräfte der Natur&semi; sie können auch durch ihre Lehren aus einem Dummen einen Klugen machen und aus dem faulsten Studenten einen hochgelahrten Professor&comma; aus einem Barbier einen Doktor und aus einem Advokatenschreiber einen Minister&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; das wäre&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief einer der Brüder&period; „So gehe doch hin und verschaffe dir und uns solche Mützchen oder mindestens dir eins&comma; und hilf dann auch uns&comma; daß wir von hier fortkommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich will es tun&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte der älteste der Brüder&comma; und bald war er auf dem Wege nach den grünen Bergen&period; Es war ein etwas weiter Weg&comma; und erst gegen Abend kam der gute Junge bei den Zwergenbergen an&period; Dort legte er sich in das grüne Gras an eine Stelle&comma; wo im Grase die Ringelspuren von den Tänzen der Zwerge im Mondenscheine sich zeigten&comma; und nach einer Weile sah er schon einige Zwerge ganz nahe bei sich übereinanderpurzeln&comma; Mützchen werfen und spaßige Kurzweil treiben&period; Bald fiel ein solches Mützchen neben ihm nieder&comma; schon haschte er darnach — aber der Zwerg&comma; dem das Mützchen gehörte&comma; war ungleich behender als er&comma; erhaschte sein Mützchen selbst und schrie&colon; „Diebio&excl; Diebio&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Auf diesen Ruf warf sich das ganze Heer der Zwerge auf den armen Knaben&comma; und es war&comma; als wenn ein Haufen Ameisen um einen Käfer krabbelt&semi; er konnte sich der Menge nicht erwehren und mußte es geschehen lassen&comma; daß die Zwerge ihn gefangen nahmen und mit ihm tief hinab in ihre unterirdischen Wohnungen fuhren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie nun der älteste Bruder nicht wiederkam&comma; so bekümmerte und betrübte das die beiden jüngeren Brüder gar sehr&comma; und auch der Tochter war es leid&comma; denn sie war sanft und gut&comma; und es betrübte sie oft&comma; daß der Vater gegen ihre Brüder so hart und unfreundlich war und sie allein bevorzugte&period; Der alte Müller aber murrte&colon; „Mag der Schlingel von einem Jungen beim Kuckuck sein&comma; was kümmert’s mich&quest; Ist ein unnützer Kostgänger weniger im Hause&period; Wird schon wieder kommen&comma; ist ans Brot gewöhnt&excl; Unkraut verdirbt nicht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Tag um Tag verging&comma; und der Knabe kam nicht wieder&comma; und der Vater wurde gegen die beiden zurückgebliebenen immer mürrischer und härter&period; Da klagten die zwei Brüder oft gemeinsam&comma; und der mittlere sprach&colon; „Weißt du was&comma; Bruder&quest; Ich werde jetzt selbst mich aufmachen und nach den grünen Bergen gehen&comma; vielleicht erlange ich ein Zwergenmützchen&period; Ich denke mir die Sache gar nicht anders als so&colon; Unser Bruder hat solch ein Mützchen erlangt und ist damit in die weite Welt gegangen&comma; erst sein Glück zu machen&comma; und darüber hat er uns vergessen&period; Ich komme gewiß wieder&comma; wenn ich glücklich bin&semi; komme ich aber nicht wieder&comma; so bin ich nicht glücklich gewesen&comma; und für diesen Fall lebe du wohl&comma; auf immer&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Traurig trennten sich die Brüder&comma; und der mittlere wanderte fort nach den grünen Bergen&period; Dort ging es ihm in allen Stücken genau so&comma; wie es seinem Bruder ergangen war&period; Er sah die Zwerge&comma; haschte nach einem Mützchen&comma; aber der Zwerg war flinker als er&comma; schrie&colon; „Diebe&excl; Diebe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und der helle Haufen der Unterirdischen stürzte sich auf und über den Knaben&comma; umstrickte ihn&comma; daß er kein Glied regen konnte&comma; und führte ihn tief hinab in die unterirdische Wohnung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit der sehnsüchtigsten Ungeduld harrte der jüngste Bruder daheim in der Mühle auf des Bruders Wiederkehr&comma; aber vergebens&period; Da wurde er sehr traurig&comma; denn er wußte ja nun&comma; daß sein mittlerer Bruder nicht glücklich gewesen war&comma; und die Schwester wurde auch traurig&period; Der Vater aber blieb gleichgültig und sagte nur&colon; „Weg ist weg&period; Wem es daheim nicht gefällt&comma; der wandere&period; Die Welt ist groß und weit&period; In meinem Hause hat der Zimmermann ein Loch gelassen&period; Wenn dem Esel zu wohl ist&comma; geht er aufs Eis&comma; tanzt und bricht ein Bein&period; Laßt den Guckindiewelt nur laufen&comma; was grämt ihr euch um den Schlucker&quest; Ich bin froh&comma; daß er mir aus den Augen ist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der jüngste Bruder hatte bisher im Ertragen des gemeinsamen Leides Trost gefunden&semi; als aber nun seine beiden älteren Brüder fort waren&comma; fand er seine Lage ganz unerträglich und sagte zu seiner Schwester&colon; „Liebe Schwester&comma; ich gehe nun auch fort&comma; und schwerlich werde ich wiederkommen&comma; wenn es mir ergeht wie unseren Brüdern&period; Der Vater liebt mich einmal nicht&comma; und ich kann nichts dafür&period; Die Scheltworte&comma; die früher auf uns drei niederfielen fallen jetzt auf mich allein&comma; das ist mir denn doch eine zu schwere Last&period; Lebe du wohl und laß dir es wohl ergehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Schwester wollte ihren jüngsten Bruder erst nicht fortlassen&comma; denn sie hatte ihn am allermeisten lieb&comma; allein er ging dennoch heimlich von dannen und überlegte sich unterwegs recht genau&comma; wie er es anfangen wollte&comma; sich ein Zwergenmützchen zu verschaffen&period; Als er auf die grünen Berge kam&comma; erkannte er bald an den grünen Ringeln im Grase den Ort der nächtlichen Zwergentänze und ihren Spiel- und Tummelplatz&semi; er legte sich in der Dämmerung hin und wartete ab&comma; bis die Zwerglein kamen&comma; spielten&comma; tanzten und Mützchen warfen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines derselben kam ihm ganz nahe&comma; warf sein Mützchen&comma; aber der kluge Knabe griff gar nicht darnach&period; Er dachte&colon; „Ich habe ja Zeit&period; Ich muß die Männlein erst recht sicher und kirre machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Zwerg nahm sein Mützchen&comma; das ganz nahe dem Knaben niedergefallen war&comma; wieder&period; Es dauerte gar nicht lange&comma; so fiel ein zweites Mützchen hin&period; „Ei&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte der Knabe&comma; „da regnet’s Mützchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; griff aber nicht darnach&comma; bis endlich ein drittes ihm gar auf die Hand fiel&period; Wupps dich&comma; hielt er’s fest und sprang rasch empor&period; „Diebio&excl; Diebio&excl; Diebio&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie laut der Zwerg&comma; dem das Mützchen gehörte&comma; mit feiner&comma; gellender Stimme&comma; die durch Mark und Bein drang&comma; und da wimmelte das Zwergenvolk herbei&period; Aber der Knabe wurde unsichtbar&comma; weil er das Mützchen hatte&comma; und sie konnten ihm gar nichts anhaben&period; Allesamt erhoben sie ein klägliches Jammern und ein Gewinsel um das Mützchen&comma; er solle es doch um alles in der Welt wieder hergeben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Um alles in der Welt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der kluge Knabe die Zwerge&period; „Das wär’ mir schon recht&excl; Aus dem Handel könnte etwas werden&period; Will aber erst sehen und hören&comma; worin euer ‚Alles&OpenCurlyQuote; besteht&period; Vorerst frage ich&colon; Wo sind meine beiden Brüder&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Die sind drunten im Schloß des grünen Berges&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der Zwerg&comma; dem das Mützchen gehört hatte&period; — „Und was tun sie&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; — „Sie dienen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&excl; Sie dienen — und ihr dient nun mir&period; Auf&excl; Hinab zu meinen Brüdern&excl; Ihr Dienst ist aus&comma; und eurer fängt an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da mußten die Unterirdischen dem irdischen Menschen gehorsam sein&comma; weil er Macht über sie erlangt hatte durch das Mützchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die bestürzten und bekümmerten Zwerglein führten nun ihren Gebieter an eine Stelle&comma; wo sich eine Öffnung in den grünen Berg fand&semi; die tat sich klingend auf&comma; und es ging rasch hinein und hinunter&period; Drunten waren herrliche und unermeßlich weite Räume&comma; große Hallen und kleine Zimmer und Kämmerchen&comma; je nach des Zwergenvolkes Bedarf&comma; und nun verlangte der Knabe gleich&comma; ehe er sich nach etwas anderem umsah&comma; nach seinen Brüdern&period; Die wurden herbeigebracht&comma; und der jüngste sah&comma; daß sie in Dienertracht gekleidet waren&comma; und sie riefen ihm wehmütig zu&colon; „Ach&comma; kommst auch du&comma; lieber&comma; guter Bruder&comma; unser jüngster&excl; So sind wir drei nun doch wieder beisammen&comma; aber in der Gewalt dieser Unterirdischen und sehen nimmermehr wieder das himmlische Licht&comma; den grünen Wald und die goldenen Felder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Liebe Brüder&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der jüngste&comma; „harret nur&comma; ich vermeine&comma; das Blättlein soll sich wohl wenden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Herrenkleider und Prunkgewande für meine Brüder und mich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; herrschte er den Zwergen zu&comma; hielt aber wohlweislich das werte Mützchen in der Hand fest&comma; als seinem Befehle augenblicklich gehorcht wurde und das Umkleiden vor sich ging&period; Nun befahl der Zwergengebieter eine Tafel mit auserlesenen Speisen und trefflichen Weinen&comma; dann Gesang und Saitenspiel nebst Tanz und Theater&comma; in welchen Künsten die Zwerge das Ausgezeichnetste leisten&comma; was einer nur sehen kann&comma; dann kostbare Betten zum Ausruhen&comma; dann Beleuchtung des ganzen unterirdischen Reiches&comma; dann eine gläserne Kutsche mit prächtigen Pferden bespannt&comma; um in den grünen Bergen überall herumzufahren und alles Sehenswerte in Augenschein zu nehmen&period; Da fuhren die drei Brüder durch alle Edelsteingrotten und sahen die herrlichsten Wasserkünste&comma; sahen die Metalle als Blumen blühen&comma; silberne Lilien&comma; goldene Sonnenblumen&comma; kupferne Rosen&comma; und alles strahlte von Glanz und Pracht und Herrlichkeit&period; Dann begann der Gebieter mit den Zwergen über die Zurückgabe des Mützchens zu unterhandeln und legte ihnen schwere Bedingungen auf&period; Erstens&colon; ein Trank aus den köstlichsten Heilkräutern&comma; die mit allen ihren Kräften den Zwergen nur zu wohl bekannt sind&comma; für seines Vaters krankes Herz&comma; daß es sich umkehre und Liebe zu den drei Söhnen gewinne&period; Zweitens&colon; einen Brautschatz so reich wie für eine Königstochter&comma; für die liebe Schwester&period; Drittens&colon; einen Wagen voller Edelsteine und Kunstgeräte&comma; wie sie nur die Zwerge zu verfertigen verstehen&comma; einen Wagen voll gemünzten Geldes&comma; weil das Sprichwort sagt&colon; Bares Geld lacht&comma; und die Brüder gern auch lachen wollten&comma; und endlich noch je einen Wagen für die drei Brüder&comma; höchst bequem eingerichtet&comma; mit Glasfenstern&comma; und zu diesen drei Wagen alles nötige&comma; Kutscher&comma; Pferde&comma; Geschirre und Riemzeug&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Zwerge wanden sich und krümmten sich bei diesen Forderungen und taten so erbärmlich&comma; daß es einen Stein erbarmt haben würde&semi; es half ihnen aber all ihr Gewinsel nichts&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wenn ihr nicht wollt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Gebieter&comma; „so ist es mir auch recht&comma; so bleiben wir da&semi; es ist ja recht schön bei euch&semi; ich nehme euch allesamt&comma; wie ihr seid&comma; eure Mützchen&semi; dann seht&comma; was aus euch wird&comma; wenn man euch sieht — tot werdet ihr geschlagen&comma; wo sich nur einer von euch blicken läßt&period; Noch mehr&excl; Ich fahre hinauf auf die Oberwelt und sammle Kröten&comma; die geb’ ich euch dann&comma; jedem eine vor Schlafengehen mit ins Bette&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie der Gebieter das Wort Kröten aussprach&comma; stürzten alle Zwerge auf ihre Knie und riefen&colon; „Gnade&excl; Gnade&excl; Nur das nicht&excl; Um alles in der Welt&excl; Nur das nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Denn die Kröten sind der Zwerge Abscheu und Tod&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ihr Toren&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schalt der Gebieter&semi; „ich verlange gar nicht ‚alles in der Welt&OpenCurlyQuote;&semi; ich habe euch die allerbescheidenste Forderung gestellt&comma; ich könnte ja unendlich mehr verlangen&comma; allein ich bin ein grundguter Knabe&period; Ich könnte ja alles nehmen und das Mützchen und die Herrschaft über euch fort und fort behalten&semi; denn so lange ich das Mützchen hätte&comma; würde ich ja&comma; das wißt ihr wohl&comma; nicht sterben&period; Also&comma; ihr wollt meine drei kleinen Bedingungen gewähren&quest; Nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&comma; hoher Herr und Gebieter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erseufzeten die Zwerglein und gingen ans Werk&comma; alles Begehrte herbeizuschaffen und alle Gebote zu vollziehen&period;—<&sol;p>&NewLine;<p>Aber in der Mühle des alten grämlichen Müllers droben war nicht gut sein&period; Als der jüngste Bruder auch davon gegangen war&comma; murrte der Müller&colon; „Nun — der ist auch fort — bleibt aus wie das Röhrenwasser — so geht es — das hat man davon&comma; wenn man Kinder groß zieht — sie wenden einem den Rücken zu&period; Nun ist nur noch das Mädchen da&comma; mein Augapfel&comma; mein Liebling&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Liebling aber saß dort und begann zu weinen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weinst du schon wieder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; murrte der Alte&semi; „denkst&comma; ich soll meinen&comma; du weinst um deine Brüder&quest; Um den Gauch weinst du — um den armen Schlucker&comma; der dich freien will&period; Ist so leer und ausgebeutelt wie ein Mehlsack — er hat nichts&comma; du hast nichts&comma; ich habe nichts&comma; haben wir alle dreie nichts&period; Hörst du was klappern&quest; Ich höre nichts&period; Die Mühle steht&semi; schlechter kann es nicht stehen um eine Mühle&comma; als wenn sie steht&period; Ich kann nicht mahlen&comma; du kannst nicht heiraten&comma; oder wir halten des Bettelmanns Hochzeit&period; Wie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — Solcherlei Reden hatte die Tochter täglich anzuhören und verging fast im stillen Leid&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kamen eines schönen Morgens Wagen gefahren&comma; einer&comma; zwei&comma; drei&comma; und hielten vor der Mühle&semi; kleine Kutscher fuhren&comma; kleine Lakaien sprangen vom Tritt und öffneten den Schlag des ersten Wagens&excl; drei junge hübsche Herren stiegen aus&comma; fein gekleidet wie Prinzen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dienerschaft wimmelte um die anderen Wagen&comma; lud ab&comma; packte ab&comma; schnallte ab&comma; Kisten&comma; Kasten und schwere Truhen&comma; und sie trugen alles in die Mühle&period; Stumm und staunend standen der Müller und seine Tochter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Guten Morgen&comma; Vater&excl; Guten Morgen&comma; Schwester&excl; Da wären wir wieder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die drei Brüder&period; Jene starrten sie verwundert an&period; — „Trink uns den Willkommen zu&comma; lieber Vater&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Älteste und nahm aus eines Dieners Hand eine Flasche und schenkte einen überaus künstlich gearbeiteten Goldpokal voll edlen Trankes und hieß den Vater trinken&period; Dieser trank und gab den Pokal weiter&comma; und alle tranken&period; Dem Alten strömte Wärme in das kalte Herz&comma; und die Wärme wurde zum Feuer&comma; zum Feuer der Liebe&period; Er weinte und fiel seinen Söhnen in die Arme und küßte sie und segnete sie&period; Und da kam der Bräutigam der Tochter und durfte auch mittrinken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Darüber fingen vor Freude die Mühlräder&comma; die so lange still gestanden&comma; an&comma; sich rasch zu drehen um und um&comma; um und um&period;<&sol;p>