Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Die Abenteuer Tom Sawyers
(Mark Twain, 1876, empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre)

32. Kapitel

<p>Kehren wir jetzt wieder zu Toms und Beckys Anteil am Picknick zurück&period; Mit der übrigen Gesellschaft trieben sie sich durch die finsteren Gänge&comma; die bekannten Wunder der Höhle betrachtend — mit hochtrabenden Bezeichnungen wie „Gesellschaftszimmer&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; „Kathedrale&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; „Aladins Palast&OpenCurlyDoubleQuote; usw&period; ausgestattete Wunder&period; Als dann das lustige Fangen und Verstecken begann&comma; beteiligten sich Tom und Becky eifrig daran&comma; bis auch das allmählich langweilig wurde&period; Darauf spazierten sie eine gewundene Felsgasse hinunter&comma; indem sie mit hochgehaltenen Kerzen die halb von Spinnweben verdeckten Namen&comma; Daten&comma; Postorte und Mottos lasen&comma; mit denen die Wände verziert waren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sie so allein und plaudernd weitertrieben&comma; merkten sie schließlich&comma; daß sie sich bereits in einem Teil der Höhle befanden&comma; der keine solchen Inschriften aufwies&period; Sie kritzelten ihre eigenen Namen mit Kerzenrauch unter einen Felsvorsprung und gingen weiter&period; Plötzlich kamen sie an eine Stelle&comma; wo eine Quelle&comma; über Geröll herunterrieselnd und Kalkstückchen mit sich treibend&comma; durch endlose Jahrhunderte einen kleinen Niagara über in ewige Finsternis gehüllte unveränderbare Felsen bildete&period; Tom zwängte seinen kleinen Körper darunter&comma; um den Wasserfall zu illuminieren&period; Er fand&comma; daß er eine Art natürliche steinerne Treppe in die Tiefe verbarg&comma; welche zwischen schmalen Wänden eingeklemmt war&period; Die Begierde&comma; den Entdecker zu spielen&comma; ergriff ihn sofort&period; Becky stimmte ihm bei&comma; und sie machten zur Sicherheit wieder ein Rauchzeichen und machten sich auf die Suche&period; Sie verfolgten diesen Weg&comma; brachten tief in den tiefsten Abgründen der Höhle noch mehrere solche Zeichen an und trieben sich dann kreuz und quer herum&comma; um Dinge zu entdecken&comma; mit denen sie die Oberwelt verblüffen könnten&period; Irgendwo fanden sie eine große Höhle&comma; von deren Wölbung eine große Menge schimmernder Tropfsteine&comma; von der Länge und dem Umfange eines Mannes herunterhingen&period; Staunend und sich verwundernd gingen sie hindurch und plötzlich mündete die Höhle in einen engen Gang&comma; und dieser brachte sie zu einem bezaubernd schönen Springbrunnen&comma; dessen Becken mit einer Eisschicht glänzenden Kristalls bedeckt war&period; Er befand sich in der Mitte eines hallenartigen Raumes&comma; dessen Wände getragen wurden von einer Reihe phantastisch geformter&comma; aus Tropfstein gebildeter Säulen&comma; das Resultat durch Jahrtausende ruhelos fallender Wassertropfen&period; Unter der Wölbung hatten sich riesige Ballen von Fledermäusen gebildet&comma; viele tausend aneinander hängend&semi; die Lichter schreckten die Tiere auf&comma; und sie kamen hundertweise herunter&comma; quiekend und wahnsinnig auf die Flammen der Kerzen losstürzend&period; Tom kannte ihre Art und die Gefahr&comma; die hier entstand&period; Er griff Becky bei der Hand und zog sie in den ersten sich auftuenden Gang&semi; und nicht zu früh&comma; denn eine Fledermaus löschte mit ihrem Flügel Beckys Licht aus&comma; während sie aus der Höhle rannten&period; Die Tiere verfolgten die Kinder noch eine gute Strecke&comma; aber die Flüchtlinge stürzten sich in jeden neuen Gang und entgingen so schließlich der gefährlichen Situation&period; Tom entdeckte einen unterirdischen See&comma; dessen düsteres Wasser weit entfernt sich im Schatten des Unbekannten verlor&period; Tom wollte seine Ufer umwandern&comma; meinte aber&comma; es möchte besser sein&comma; sich vorher zu setzen und eine Weile zu ruhen&period; Jetzt&comma; zum erstenmal legte sich die tiefe Stille der Umgebung gleich einer feuchten Hand auf die Gemüter der Kinder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Becky sagte&colon; „Weißt du&comma; drauf geachtet hab&OpenCurlyQuote; ich ja nicht&comma; aber es scheint mir so lange her&comma; seit ich die andern gehört hab&OpenCurlyQuote;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Becky&comma; denk&OpenCurlyQuote; doch nur&comma; wir sind doch tief unter ihnen&comma; und ich weiß nicht&comma; <em>wie<&sol;em> weit nördlich oder südlich oder westlich oder was sonst&period; Können sie hier unmöglich hören&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Becky wurde ängstlich&period; „Möcht&OpenCurlyQuote; doch wissen&comma; wie lang&OpenCurlyQuote; wir schon hier unten sind&comma; Tom&period; Laß uns lieber umkehren&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; denk auch&comma; &OpenCurlyQuote;s ist besser&period; <em>Vielleicht<&sol;em> ist&OpenCurlyQuote;s besser&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kannst du den Weg finden&comma; Tom&quest; Für mich ist&OpenCurlyQuote;s ein reiner Irrgarten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Denk wohl&comma; ich könnt &OpenCurlyQuote;n finden&period; Aber dann die Fledermäuse&comma; wenn die uns die Kerzen ausmachen&comma; ist&OpenCurlyQuote;s &OpenCurlyQuote;ne schreckliche Sache&period; Laß uns &OpenCurlyQuote;nen anderen Weg versuchen&comma; wo wir nicht durch müssen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; aber ich hoff&OpenCurlyQuote;&comma; wir werden uns nicht verlaufen&period; &OpenCurlyQuote;s wär doch zu gräßlich&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und das Kind schüttelte sich schaudernd beim bloßen Gedanken an die furchtbare Möglichkeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie verfolgten einen Gang lange Zeit schweigend&comma; nach jeder neuen Öffnung schauend&comma; ob sich dort nicht eins ihrer Merkmale sehen lasse&semi; aber nichts war zu sehen&period; So oft Tom seine Untersuchung anstellte&comma; durchforschte Becky sein Gesicht nach einem ermutigenden Zeichen&comma; und er sagte zuversichtlich&colon; „O&comma; &OpenCurlyQuote;s ist schon recht&excl; Der da ist&OpenCurlyQuote;s noch nicht&comma; aber wir werden schon zum rechten kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber bei jedem mißlungenen Nachforschen fühlte er weniger und weniger Zuversicht&comma; und schließlich begann er auf gut Glück in jeden sich öffnenden Gang einzulenken&comma; in der verzweifelten Hoffnung&comma; zu finden&comma; was so bitter not tat&period; Er sagte immer noch&colon; „&OpenCurlyQuote;s wäre recht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; aber auf seinem Herzen lastete solch lähmende Angst&comma; daß die Worte ihren Klang verloren hatten und klangen&comma; als habe er gesagt&colon; „Alles ist verloren&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Becky&comma; halbtot vor Furcht&comma; schmiegte sich an ihn und versuchte&comma; krampfhaft die Tränen zurückzuhalten&comma; aber sie kamen doch&period; Schließlich sagte sie&colon; „O&comma; Tom&comma; was tun die Fledermäuse&period; Laß uns denselben Weg zurückgehen&excl; Wir kommen ja weiter und immer weiter ab&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom blieb stehen „Horch&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tiefe Stille&semi; so tiefe Stille&comma; daß sogar ihr Atem hörbar wurde&period; Tom schrie&period; Der Schall dröhnte durch die hohlen Gänge und erzeugte hundertfaches Echo&comma; um in der Ferne in einem schwachen Ton zu ersterben&comma; der wie höhnisches Lachen klang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; tu&OpenCurlyQuote;s nicht wieder&comma; Tom&excl; &OpenCurlyQuote;s ist zu gräßlich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; flehte Becky&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„&OpenCurlyQuote;s ist gräßlich&comma; aber &OpenCurlyQuote;s muß sein&comma; Becky&period; Sie <em>könnten<&sol;em> uns doch hören&comma; weißt du&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und er schrie abermals&period; Dieses „könnte&OpenCurlyDoubleQuote; war ebenso schrecklich wie das höhnische Lachen&comma; es sprach so völlige Hoffnungslosigkeit daraus&period; Die Kinder verharrten in Schweigen und lauschten&period; Aber nichts war zu hören&period; Plötzlich wandte Tom sich auf demselben Weg zurück und beeilte seine Schritte&period; Es dauerte gar nicht lange&comma; da enthüllte eine gewisse Unsicherheit in seinen Bewegungen Becky eine neue schreckliche Tatsache&colon; er konnte den Weg nicht wiederfinden&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tom&comma; du hast keine Zeichen mehr gemacht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Becky&comma; was war ich für &OpenCurlyQuote;n Esel&excl; Was für &OpenCurlyQuote;n Esel&excl; Dachte gar nicht dran&comma; daß wir wieder zurück müßten&period; Und jetzt kann ich den Weg nicht mehr finden&semi; &OpenCurlyQuote;s geht ja so durch&OpenCurlyQuote;nander&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tom&comma; Tom&comma; wir sind verloren&excl; wir sind verloren&excl; Nie&comma; nie wieder kommen wir aus dieser gräßlichen Höhle heraus&excl; Ach&comma; warum sind wir nicht bei den anderen geblieben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie sank nieder und brach in so herzzerreißendes Weinen aus&comma; daß Tom von dem Gedanken gepackt wurde&comma; sie möchte sterben oder den Verstand verlieren&period; Er setzte sich zu ihr und legte seinen Arm um sie&comma; sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust&comma; sie weinte sich aus&comma; klagte sich an&comma; zerfloß in nutzloser Reue&semi; und das ferne Echo gab alles als höhnisches Gelächter zurück&period; Tom bat sie&comma; wieder Mut zu fassen&comma; und sie sagte&comma; sie könne es nicht&period; Er begann&comma; sich selbst bitter anzuklagen&comma; da er sie in diese fürchterliche Lage gebracht habe&period; Dies wirkte&period; Sie sagte&comma; sie wolle wieder Hoffnung zu fassen versuchen&comma; sie wolle sich aufraffen und ihm folgen&comma; wohin er sie auch führen würde&comma; wenn er nur so etwas nicht wieder reden wolle&semi; denn er sei nicht schlimmer als sie selbst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So setzten sie sich also wieder in Bewegung — ziellos&comma; lediglich dem Zufall sich überlassend&period; Alles&comma; was sie tun konnten&comma; war ja&comma; vorwärts zu gehen&period; Während kurzer Zeit belebte sie schwache Hoffnung&comma; nicht auf Grund irgendwelcher Überlegung&comma; sondern lediglich&comma; weil es in der Natur liegt&comma; zuversichtlich zu sein&comma; so lange Alter und die Gewohnheit des Mißlingens ihr noch nicht die Schwingen gebrochen haben&period; Plötzlich nahm Tom Beckys Kerze und blies sie aus&period; Diese Sparsamkeit sprach schrecklich deutlich&period; Worte waren nicht nötig&period; Becky verstand&comma; und ihre Hoffnung starb wieder&period; Sie wußte&comma; Tom hatte eine ganze Kerze und drei oder vier Stückchen in der Tasche — und doch mußte er sparen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann begann sich Müdigkeit geltend zu machen&period; Die Kinder versuchten&comma; ihr nicht nachzugeben&comma; denn der Gedanke&comma; sich zu setzen und dadurch eine Menge kostbarer Zeit zu verlieren&comma; stachelte sie wieder auf&semi; sich bald in dieser&comma; bald in jener Richtung fortzubewegen&comma; war doch immerhin Fortschritt und konnte irgend welchen Erfolg haben&semi; aber sich setzen&comma; hieß den Tod herbeirufen und beschleunigen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schließlich versagten Beckys zarte Glieder den Dienst&comma; sie setzte sich&period; Tom blieb bei ihr&comma; und sie sprachen von zu Hause&comma; ihren Freunden&comma; ihren bequemen Betten&comma; und vor allem — dem Tageslicht&excl; Becky weinte&comma; und Tom zermarterte sich das Hirn&comma; um etwas zu ihrer Aufheiterung zu finden&comma; aber all seine ermunternden Worte waren längst verbrauchte Argumente und klangen wie Hohn&period; Schließlich drückte die Erschöpfung so schwer auf Becky&comma; daß sie in Schlaf verfiel&period; Tom war glücklich&period; Er saß da&comma; starrte in ihr bekümmertes Gesichtchen und sah es sich immer mehr aufhellen unter dem Einfluß angenehmer Träume&semi; schließlich breitete sich ein Lächeln darüber aus&period; Auch auf ihn schien aus diesen friedvollen Gesichtszügen etwas wie Frieden und Vergessenheit überzugehen&comma; seine Gedanken verloren sich in vergangenen Tagen und zauberten schöne Erinnerungen hervor&period; Während er tief darin versunken war&comma; wachte Becky mit einem reizenden&comma; kleinen Lachen auf — aber es erstarb ihr auf den Lippen&comma; und ein Stöhnen folgte ihm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; wie <em>konnte<&sol;em> ich schlafen&excl; Ich wollt&OpenCurlyQuote;&comma; ich wär&OpenCurlyQuote; nie&comma; nie wieder aufgewacht&excl; Nein&comma; nein&comma; Tom&comma; &OpenCurlyQuote;s ist ja nicht wahr&comma; Tom&excl; Schau nicht so&excl; Ich will&OpenCurlyQuote;s ja nicht wiedersagen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Becky&comma; ich war so froh&comma; daß du schliefst&semi; jetzt bist du wieder stark&comma; und wir werden den Weg heraus schon finden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wollen&OpenCurlyQuote;s versuchen&comma; Tom&excl; Aber ich hab&OpenCurlyQuote; im Traum so &OpenCurlyQuote;n schönes Land gesehen&period; Ich glaub&OpenCurlyQuote; dahin gehen wir beide jetzt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; nein&excl; Sei lieb&comma; Becky&comma; und laß uns gehen und &OpenCurlyQuote;s versuchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie standen auf und gingen weiter&comma; Hand in Hand und hoffnungslos&period; Sie versuchten&comma; sich vorzustellen&comma; wie lange sie schon in der Höhle seien&comma; aber alles&comma; was sie wußten&comma; war&comma; daß es Tage und Wochen schienen&comma; und doch war&OpenCurlyQuote;s nicht möglich&comma; da ihre Kerzen ja immer noch brannten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine lange Zeit war vergangen — sie hätten nicht sagen können&comma; eine wie lange — als Tom vorschlug&comma; leise zu gehen und zu horchen&comma; ob sie nicht irgendwo Wasser tropfen hörten&comma; sie müßten eine Quelle finden&period; Bald fanden sie wirklich eine&comma; und Tom meinte&comma; es sei wieder an der Zeit&comma; auszuruhen&period; Beide waren schrecklich müde&comma; doch Becky erklärte&comma; noch weiter gehen zu können&period; Sie wunderte sich&comma; daß Tom widersprach&period; Sie verstand das nicht&period; Sie setzten sich und Tom befestigte seine Kerze an der Wand vor ihnen&period; Wieder wurde ihnen schwer zumute&period; Lange herrschte tiefes Schweigen&period; Da wimmerte Becky&colon; „Tom&comma; ich bin so hungrig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom zog etwas aus der Tasche&period; „Kennst du das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Becky lächelte beinahe&period; „&OpenCurlyQuote;s ist unser Hochzeitskuchen&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja — wollt&OpenCurlyQuote;&comma; &OpenCurlyQuote;s wär&OpenCurlyQuote; so groß wie &OpenCurlyQuote;n Balken&comma; denn &OpenCurlyQuote;s ist alles&comma; was wir haben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hab&OpenCurlyQuote;s vom Picknick aufbewahrt&comma; Tom&comma; um davon zu träumen&comma; wie &OpenCurlyQuote;s die erwachsenen Leute mit dem Hochzeitskuchen <em>machen<&sol;em> — aber nun wird&OpenCurlyQuote;s unser —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie ließ den Satz unvollendet&period; Tom teilte den Kuchen und Becky aß mit Appetit&comma; während er nur daran herumknapperte&period; Es gab eine Menge kaltes Wasser — zum Beschluß der Mahlzeit&period; Bald schlug Becky vor&comma; weiter zu gehen&period; Tom schwieg einen Augenblick&comma; dann sagte er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Becky&comma; kannst du&OpenCurlyQuote;s ertragen&comma; wenn ich dir was sage —&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Becky wurde totenblaß&comma; aber sie sagte&comma; sie dächte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na also&comma; Becky&comma; wir müssen hier bleiben&comma; wo&OpenCurlyQuote;s Trinkwasser gibt&period; Dies kleine Stückchen da ist unser letztes Licht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun brach Becky doch in Tränen aus und wimmerte leise&period; Tom tat&comma; was er konnte&comma; sie zu beruhigen&comma; aber mit schwachem Erfolg&period; Schließlich hauchte Becky&colon; „Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Becky&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie müssen uns doch vermissen und nach uns suchen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&comma; müssen sie&excl; Selbstverständlich müssen sie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Suchen sie uns wohl jetzt schon&comma; Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; ich denk&OpenCurlyQuote; doch&comma; sie tun&OpenCurlyQuote;s&excl; — Hoff&OpenCurlyQuote; wenigstens&comma; sie tun&OpenCurlyQuote;s&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wann mögen Sie uns vermißt haben&comma; Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Denk&OpenCurlyQuote; doch — wie sie zum Dampfboot zurückgingen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tom&comma; &OpenCurlyQuote;s mußte doch dunkel sein — konnten sie&OpenCurlyQuote;s merken&comma; daß wir nicht kamen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Glaub&OpenCurlyQuote; kaum&period; Aber dann mußte deine Mutter es merken&comma; wie die andern nach Haus kamen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein erschreckter Blick aus Beckys Augen brachte Tom zur Besinnung&comma; und ihm fiel ein&comma; daß er sich da einem traurigen Irrtum hingegeben hatte&period; Becky sollte zur Nacht ja gar nicht heimkommen&excl; Die Kinder wurden still und nachdenklich&period; Dann belehrte ein neuer Anfall von Verzweiflung bei Becky Tom&comma; daß sie denselben Gedanken hatte wie er — daß der Sonntagmorgen zur Hälfte vergehen konnte&comma; bevor Frau Thatcher erfuhr&comma; daß Becky nicht bei Harpers gewesen sei&period; Die Kinder hefteten die Augen auf das Kerzenrestchen und beobachteten&comma; wie es erbarmungslos kleiner und immer kleiner wurde&semi; sahen&comma; wie schließlich nur noch ein halber Zoll Docht übrig war&semi; sahen die Flamme flackern&comma; auf und nieder&comma; eine kleine Rauchsäule von dem Docht aufsteigen&comma; und dann — dann herrschte der Schrecken vollkommener Finsternis&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie lange danach Becky allmählich zu dem Bewußtsein gelangte&comma; daß sie weinend in Toms Armen lag&comma; wußten beide nicht&period; Alles&comma; was sie wußten&comma; war&comma; daß nach anscheinend <em>sehr<&sol;em> langer Zeit beide aus totenähnlichem Schlaf erwachten und sich ihres Elends wieder bewußt wurden&period; Tom meinte&comma; es könne Sonntag sein&comma; vielleicht auch Montag&period; Er versuchte&comma; Becky zum Sprechen zu bringen&comma; aber ihr Kummer war zu niederdrückend&comma; sie hatte alle Hoffnung verloren&period; Tom tröstete sie mit der Bemerkung&comma; sie müßten schon lange vermißt sein&comma; und es sei kein Zweifel&comma; daß die Suche schon begonnen habe&period; Er wollte schreien&comma; vielleicht würde doch jemand kommen&period; Er versuchte es — aber in der Dunkelheit tönte das ferne Echo so gräßlich&comma; daß er&OpenCurlyQuote;s nicht zum zweitenmal tun mochte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Stunden flossen dahin&comma; wieder stellte sich quälender Hunger ein&period; Ein Stück von Toms Kuchenhälfte war noch da&semi; sie teilten und aßen sie&period; Aber sie schienen nur hungriger zu werden&period; Die armseligen Krümel erweckten nur das Verlangen nach mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Plötzlich sagte Tom&colon; „Pscht&excl; Hörst du nichts&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Beide hielten den Atem an und horchten&period; Es wurde etwas wie ein ganz entfernter Ruf hörbar&period; Sofort antwortete Tom&comma; und&comma; Becky an der Hand führend&comma; lief er in der entsprechenden Richtung den Gang entlang&period; Dann horchte er wieder&semi; wieder war der Ton hörbar&comma; und&comma; wie es schien&comma; noch näher&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sie sind&OpenCurlyQuote;s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jubelte Tom&period; „Sie kommen&excl; Komm mit&excl; Becky — jetzt ist alles gut&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Freude der Gefangenen war nahezu überwältigend&period; Das Vorwärtskommen war indessen schwer&comma; weil es hier zahlreiche Spalten gab&comma; man mußte daher äußerst vorsichtig sein&period; Bald kamen sie an eine und mußten halten&period; Sie konnte drei Fuß tief sein&comma; aber auch hundert — es war kein Hinüberkommen&period; Tom legte sich platt nieder und reichte so tief es ihm möglich war&period; Kein Boden&period; Sie mußten bleiben und warten&comma; bis die Retter kommen würden&period; Sie horchten&semi; augenscheinlich klangen die Rufe immer entfernter&period; Ein bis zwei Minuten&comma; dann waren sie ganz verklungen&excl; Herzbrechende Verzweiflung&excl; Tom brüllte&comma; bis er heiser war&comma; aber vergebens&period; Er sprach Becky hoffnungsvoll zu&comma; aber eine Ewigkeit angstvollen Wartens verging&comma; kein Ruf ertönte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder tasteten zur Quelle zurück&period; Endlos schleppte sich die Zeit hin&period; Sie schliefen wieder und erwachten hungrig und trostlos&period; Tom glaubte&comma; es müsse jetzt schon Dienstag sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam ihm ein neuer Gedanke&period; Es gab dicht dabei ein paar Seitengänge&period; Es würde besser sein&comma; einige von ihnen zu untersuchen&comma; als die Last der Verzweiflung in Untätigkeit zu tragen&period; Er nahm eine Drachenleine aus der Tasche&comma; befestigte sie an einer Felskante und er und Becky gingen&comma; Tom voran&comma; indem sich die Leine allmählich abwickelte&comma; vorwärts&period; Nach zwanzig Schritt endete der Gang in einen abfallenden Platz&period; Tom warf sich auf die Knie&comma; tastete herum und suchte mit der Hand um die Ecke des Felsens herumzukommen&semi; er machte eine heftige Anstrengung&comma; möglichst weit zu reichen&comma; und sah&comma; nicht zwanzig Meter entfernt&comma; eine menschliche Hand&comma; ein Licht haltend&comma; um eine Ecke erscheinen&excl; Tom stieß ein Triumphgeschrei aus&comma; und plötzlich folgte der Hand der dazu gehörige Körper — der des Indianer-Joe&excl; Tom erstarrte&semi; er konnte kein Glied rühren&period; Dabei war er höchst überrascht&comma; den „Spanier&OpenCurlyDoubleQuote; sich Hals über Kopf davonmachen zu sehen&period; Er wunderte sich&comma; daß Joe seine Stimme nicht erkannt und ihm nicht für seine Aussage vor Gericht den Hals abgeschnitten habe&period; Das Echo mußte also wohl seine Stimme unkenntlich gemacht haben&period; Zweifellos war es so&comma; dachte er&period; Der Schreck hatte jeden Muskel in ihm erschlafft&period; Er beschloß&comma; wenn er noch Kraft genug habe&comma; zur Quelle zurückzukehren&comma; dort bleiben zu wollen&comma; und <em>nichts<&sol;em> solle ihn wieder veranlassen können&comma; sich der Gefahr eines Zusammentreffens mit dem Indianer-Joe auszusetzen&period; Er war besorgt&comma; Becky von dem&comma; was er gesehen habe&comma; nichts merken zu lassen&period; Er sagte&comma; er habe nur auf gut Glück nochmals gerufen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Hunger und Trostlosigkeit wurden immer schlimmer&period; Nochmals eine Zeit tödlichen Einerleis an der Quelle und nochmals ein langer Schlaf brachten ihn zu einem anderen Entschluß&period; Sie erwachten&comma; von rasendem Hunger gequält&period; Tom glaubte&comma; es müsse Mittwoch oder Donnerstag&comma; vielleicht gar Freitag oder Samstag sein&comma; und daß die Suche längst aufgegeben sei&period; Er schlug vor&comma; einen anderen Gang zu untersuchen&period; Er war jetzt bereit&comma; es mit Joe und allen Schrecken aufzunehmen&period; Aber Becky war sehr schwach&period; Sie war in tiefe Empfindungslosigkeit versunken und wollte nicht gestört sein&period; Sie erklärte&comma; wo sie jetzt sei&comma; warten zu wollen — und zu sterben&semi; es werde ja nicht mehr lange dauern&period; Tom solle nur mit der Drachenleine weiter suchen&semi; aber sie beschwor ihn&comma; zuweilen wiederzukommen und mit ihr zu sprechen&semi; und wenn die schreckliche Stunde gekommen sei&comma; solle er bei ihr sein und ihre Hand halten — bis alles vorüber sein würde&period; Tom küßte sie mit erstickendem Gefühl in der Kehle und zeigte dabei nach Kräften Zuversicht&comma; die Suchenden zu finden oder aber einen Ausweg aus der Höhle&period; Dann nahm er die Drachenleine und machte sich&comma; auf Händen und Füßen kriechend&comma; davon&comma; von Hunger gequält und elend vor trüben Ahnungen des Kommenden&period;<&sol;p>

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