Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Der Spieler

<p>Von Agnetendorf stieg ein junger Bursche hinauf nach dem Korallenfelsen und sang dabei so laut und lustig&comma; daß es in den Bergen weithin hallte&period; Rübezahl&comma; der auch eben über das hohe Rad kam&comma; hörte den Gesang und dachte&comma; da scheint ein fröhlicher Mensch zu kommen&comma; wir wollen einmal versuchen&comma; ob es auch ein guter ist&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und er nahm alsbald die Gestalt eines alten Drehorgelspielers an&comma; der den ganzen Sommer hindurch am Fuße des Berges saß und die Reisenden mit Musik bewillkommnete&comma; wofür er eine kleine Gabe empfing&period; Der Alte war aber heute nicht an seinem Platze&comma; weil im Dorfe unten eine Hochzeit war&comma; wobei er aufspielte&period; Nun saß Rübezahl statt seiner da und spielte&colon; „Fröhlich und wohlgemut&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als der Bursche dem Leiermann nahe kam&comma; zog er seinen Beutel aus der Tasche und warf ihm einen Groschen zu&comma; wobei er singend und pfeifend seines Weges ging und sich gar nicht um den Dank des Alten zu kümmern schien&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Glückliche Reise&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief ihm Rübezahl freundlich nach und ging nun auch seines Weges&period; Der junge Bursche aber wandert rüstig weiter&comma; bis zu den Elbwiesen&period; Da sieht er mehrere junge Leute&comma; welche Kegel schieben&comma; und bleibt dabei stehen&period; Er konnte nämlich bei keinem Spieltisch&comma; bei keiner Kegelbahn vorbei&comma; ohne sein Glück zu versuchen&semi; auch jetzt kribbelt und juckt es ihn in den Fingern&comma; und er ist wie gebannt an der Stelle&semi; sein fröhlicher Gesang ist verstummt&comma; und begehrlich folgen seine Blicke der Kegelkugel&comma; die auf dem frischen Grün der Wiese wie auf einer Bahn von Sammet dahinrollt&period; Endlich fordern ihn die jungen Leute auf&comma; mitzuspielen&comma; und sagen&comma; er solle doch auch einmal sein Glück versuchen&semi; auf der Reise brauche man immer Geld&comma; wenn er gut schiebe&comma; könne er vielleicht etwas gewinnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das läßt sich unser Bursche nicht zweimal sagen&comma; sondern tritt rasch hinzu und schiebt mit&comma; gewinnt auch einen Groschen um den andern und bald ein hübsches Sümmchen zusammen&period; Aber obgleich sich die Dunkelheit schon auf das Gebirge senkt&comma; bekommt er das Spiel doch immer noch nicht satt&semi; die andern haben schon längst aufhören wollen&comma; und vom Dorfe her schallt schon die Abendglocke herauf&comma; unser junger Bursche versucht immer wieder das Spiel im Gang zu erhalten&comma; weil er gar zu gerne spielt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Von dieser Zeit an verlor unser Bursche aber nach und nach den ganzen Gewinn und endlich auch sein Reisegeld&comma; so daß er keinen Pfennig mehr in der Tasche behielt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als er nun ganz niedergeschlagen seinen Weg&comma; über die Elbwiesen fortsetzte&comma; rief ihm einer der Spielkameraden zu&comma; er solle sich doch zum Andenken wenigstens einen Kegel mitnehmen&period; „Ei&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; denkt unser Bursche&comma; „der Vorschlag ist ja wunderlich&semi; aber wie mögen nur überhaupt die Kegelschieber hier herauf gekommen sein&comma; ob das nicht etwa ein Spaß von Rübezahl ist&quest; Da wird vielleicht der Kegel zu Gold in meiner Tasche&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; — Er kehrte um&comma; suchte den nun verlassenen Kegelplatz nochmals auf&comma; und da die Kegel vom Spiel noch dort lagen&comma; steckte er heimlich einen Kegel nach dem andern ein&semi; nur die Kugel ließ er liegen&comma; denn er trug ohnedies schon schwer genug&period; Als er nun schon hinab bis zum Zackenfall gekommen war&comma; wollte er einen Kegel herausziehen&comma; um zu sehen&comma; ob er sich in Gold verwandelt habe&comma; aber o weh — das war kein feiner Spaß vom Rübezahl — der betrogene Bursche griff in lauter Schmutz&comma; und ein schallendes Gelächter belehrte ihn&comma; daß der Berggeist seine Spiellust auf solche Weise bestraft habe&period; — Sein Geld hatte er verloren&semi; später als ihm lieb war kam er ins Tal&comma; seine Kleider waren beschmutzt und ausgelacht fühlte er sich obendrein&period; Freilich half die gute Lehre nicht allzulange&period; Im Hochgebirge findet sich aber noch jetzt die Kegelkugel Rübezahls und beweist die Wahrheit dieser Geschichte&period; Wieder einmal hatte Rübezahl einen Menschen gezüchtigt&comma; der nur an sich dachte und nicht Herr seiner Leidenschaften war&semi; möchten sich doch alle dieses Märchen zu Herzen nehmen&comma; aber besonders solche&comma; die von der bösen Spielwut beherrscht werden&period; Gibt es auch keine Geister mehr&comma; so doch eine allwaltende Vorsehung&comma; welche schafft&comma; daß jedes Laster sich in sich selbst bestraft&period;<&sol;p>