Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Der reiche Bäcker

<p>In Hirschberg lebte ein reicher Bäcker&comma; der in großem Ansehen unter der Bürgerschaft stand und abends auf der Bierbank immer das große Wort führte&comma; der aber hart und geizig gegen die Arbeiter war&comma; die um Lohn bei ihm dienten&comma; sowie gegen die Bauern&comma; welche ihm das Holz anfuhren&period; Von denen suchte er immer die ärmsten aus&comma; die nötig Geld brauchten&comma; machte ihnen kleine Vorschüsse und hatte sie dann gewissermaßen in den Händen&comma; daß er ihnen am Preise abdrücken konnte&comma; so viel er wollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun trug es sich einstens zu&comma; daß ein armer Bauer ihm ein Fuder Holz brachte&comma; wofür das Fuhrlohn schon zuvor bedungen worden war&semi; als er es aber im Hofe des reichen Bäckers abgeladen hatte&comma; gab ihm dieser doch wieder eine Mark weniger&period; Darüber war der Mann sehr bestürzt und machte dem Bäcker die rührendsten Vorstellungen&comma; wie er den größten Schaden an Wagen und sonstigem Gerät habe&comma; wenn er so viel verlieren solle&semi; aber jener antwortete nur kurz&comma; daß sich der Bauer das Holz ruhig wieder aufladen und mit nach Hause zurücknehmen könne&comma; wenn er es um diesen Preis nicht lassen wolle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war freilich leicht gesagt&comma; aber der arme Bauer hatte dabei einen ganzen Tag Arbeit verloren und sein Pferd und Wagen ganz umsonst abgenutzt&period; Außerdem wollte er für das Holzgeld Saatgetreide kaufen und was blieb ihm nun anderes übrig&comma; als sich den Abzug geduldig gefallen zu lassen&period; — Aber traurig fuhr er aus der Stadt zurück&comma; denn wenn er auch den ungerechten Mann hätte verklagen wollen&comma; so hätte er doch lange warten müssen&comma; ehe die Sache entschieden worden wäre&comma; und dann hätte er auch einen Kostenvorschuß machen müssen&period; Der Weg zur Gerechtigkeit ist nicht für die armen Leute&comma; sondern für die reichen&excl; — Also fuhr er traurig und bekümmert seines Weges und erzählte sein Unglück einem Nachbar&comma; den er auf dem leeren Holzwagen mit nach Hause nahm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl&comma; der eben aus der Stadt kam&comma; ging nebenbei auf der Straße und hörte die Geschichte mit an und beschloß&comma; dem reichen Bürger einen Denkzettel zu geben&period; „Wenn er mir nur einmal in mein Revier käme&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er zu sich selbst&comma; „dann sollte er wohl gründlich kuriert werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber der Bäcker hütete sich wohl&comma; eine Reise ins Hochgebirge zu machen&comma; dazu war er viel zu geizig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun sitzt er aber eines Tages in seiner Putzstube und trinkt ein Schälchen Warmbier&comma; da tritt ein Mann zu ihm herein und sagt&comma; er habe gehört&comma; daß der Meister einen Holzmacher brauche und dazu biete er sich an&semi; dabei wolle er billiger sein&comma; als jeder andere&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Bäcker sah den Fremden&comma; der gar nicht wie ein Holzmacher aussah&comma; mit großen Augen an&comma; aber Geiz und Eigennutz verblendeten ihn doch so sehr&comma; daß er mit ihm in den Holzhof ging und ihm dort mehr als fünf Klafter Holz zeigte&comma; die gespalten werden sollten&period; „Wieviel wolltet ihr wohl dafür haben&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er neugierig&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei nun&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der fremde Mann&comma; „ich bin ein Bürger aus Schweidnitz&comma; und haue mehr zu meinem Vergnügen und meiner Bewegung Holz&comma; denn ich leide an der Leber&comma; und darum kommt es mir nicht sonderlich auf den Verdienst an&period; Wenn ihr mir eine so große Hocke Holz dafür geben wollt&comma; als ich mit einem Male fortbringe&comma; so will ich euch den ganzen Vorrat klein machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; das nenn’ ich mir einen Narren&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; lachte der Bäcker ins Fäustchen&comma; und da er einen guten Handel abgeschlossen zu haben meinte&comma; nahm er den Fremden mit in seine Stube zurück&comma; ließ ihn niedersetzen und goß ihm eine Tasse Warmbier ein&period; Dieser sah sich neugierig in der schönen Stube um&comma; wo an den Wänden hohe Schränke voll blankem Zinns und Messinggerät standen&comma; und indem er die gemalte Decke verwundert betrachtete&comma; sagte er&colon; „Der Tausend&excl; eine so schöne Stube hab’ ich mein Lebtag nicht gesehen&comma; die habt ihr wohl von einem Breslauer Künstler malen lassen&comma; Meister&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; es gibt auch in Hirschberg geschickte Leute&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte dieser vornehm&comma; „wer’s nur bezahlen kann&period;&OpenCurlyDoubleQuote; — Darauf empfahl sich der angebliche Schweidnitzer Bürger und sagte&comma; er wolle am andern Tage kommen&comma; und die Arbeit anfangen&period; Und richtig&comma; am Morgen darauf&comma; als der Meister aus dem Bette stieg&comma; hörte er im Hofe schon Holz hauen&comma; zog seinen Schafpelz an und dachte&colon; „Muß doch einmal zum Rechten sehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber mit weit offenem Munde blieb er in der Hoftür stehen&comma; denn der Fremde hatte sein linkes Bein aus der Hüfte herausgezogen und schlug damit auf das Holz&comma; das es in tausend kleine Stücke zersprang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da wurde dem Meister unheimlich&comma; und er rief dem Fremden zu&comma; er möge doch aufhören und sich von dannen scheren&semi; der aber tat&comma; als höre er nicht&comma; hieb immer unbarmherzig darauf los&comma; und ehe eine Viertelstunde verging&comma; war das ganze Holz in kleine Scheite gespalten&period; Alsdann steckte er das Bein wieder in die Hüfte&comma; packte alles gehauene Holz in einer ungeheuren<&sol;p>&NewLine;<p>FEHLZEILE<&sol;p>&NewLine;<p>Hofe&comma; ohne sich um das Wehgeschrei des Bäckers zu kümmern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da stand dieser nun als ein geschlagener Mann&comma; sein ganzer Holzvorrat war nun verloren&comma; denn er hatte ja dem Holzmacher freiwillig als Lohn versprochen&comma; so viel dieser in einer Hocke forttragen könne&period; — Das hatte nun seine Richtigkeit und konnte der Meister ihn deshalb nicht aufhalten lassen&semi; was ihn aber noch mehr hinderte&comma; dem Fremden nachzulaufen und sein Holz zurückzufordern&comma; war die Überzeugung&comma; daß kein anderer als Rübezahl ein solches Kunststückchen ausführen konnte und mit diesem mochte der Meister aus guten Gründen nicht anbinden&period; Da stand er denn und hatte das leere Nachsehen&semi; es mochte ihm wohl einfallen&comma; daß er nun einmal mit eigener Münze bezahlt worden sei&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl aber lud seine Bürde vor dem Hause des armen Bauern ab&comma; der gar nicht begreifen konnte&comma; wer ihm so viele Fuhren Winterholz gebracht habe&comma; ohne daß er das geringste davon gemerkt hatte&period; Er verbrauchte es aber dankbar und gab auch einigen armen Nachbarn davon&period; Von dieser Zeit an war der reiche Bäcker in der Stadt wie verwandelt&comma; und wenn er auch noch manchmal seine alten Gewohnheiten zeigte&comma; so durfte er nur an die Geschichte mit dem fremden Holzhauer denken&comma; um wenigstens billig zu sein und den Arbeitern sein Wort zu halten&period;<&sol;p>