Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Mecker-Friede

<p>In Schmiedeberg lebte einmal ein Bursch&comma; der hieß Mecker-Friede&comma; war ein wüster Gesell und peinigte alle Leute&comma; darum mochte ihn auch niemand in Dienst nehmen&period; Er ging also unter die Soldaten&comma; und trieb es da eben auch nicht besser&semi; es war gerade der dreißigjährige Krieg&comma; und er konnte nun recht ungestraft seine schlimmen Neigungen verfolgen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl hatte oft arme Leute über ihn jammern hören&comma; denn wo es etwas zu plündern und zu mißhandeln gab&comma; da war Mecker-Friede gewiß dabei&comma; Aber er kam nicht ins Gebirge&comma; wohl aber nach einer Schlacht als Invalide in das Spital nach Schmiedeberg&period; Es war nun des abgedankten Soldaten größter Stolz&comma; seine Tapferkeit zu rühmen&comma; und er sagte oft&colon; „Nun müssen sie mich doch noch im Grabe ehren und dreimal über meinen Sarg schießen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der also war jetzt gestorben&comma; und es tat keinem leid&semi; aber mit militärischen Ehren mußte er doch begraben werden&comma; und die Landsknechte kamen mit ihren Lanzen und Feuerröhren&comma; um ihn zu Grabe zu tragen&comma; voran der Trommler mit dem gedämpften Kalbfell&period; Im Hausflur des Hospitals aber standen zwei Särge&comma; denn es war auch zugleich eine alte Spittelfrau gestorben und sollte auch zur Ruhe gebracht werden&period; Wie die Soldaten alle bereit sind&comma; zeigt der Spitalvater auf einen der Särge und sagt&colon; „Der ist’s&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Den nehmen nun die Landsknechte auf ihre Schultern&comma; der Trommler wirbelt tüchtig&comma; und hinter dem Sarge gehen die Soldaten mit ihren Gewehren&period; Auf dem Kirchhofe hält der Pfarrer eine Standrede&colon; wie der Selige nun von seinem irdischen Posten abgelöst und nun ohne sein Verdienst und Würdigkeit in den Himmel gekommen sei&period; Dann schießen die Krieger dreimal über das Grab&comma; und der Trommler schlägt dazu auf das Kalbfell&comma; daß eine Gänsehaut alle andächtigen Zuschauer überläuft&semi; darauf geht jeder nach Hause&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Pfarrer begibt sich nun nach dem Spital&comma; um die alte Anne Rosine zu holen&period; Da haben sich schon viele Gevatterinnen und Kaffeeschwestern versammelt und folgen dem Sarge mit großem Wehklagen&period; Nach der Einsegnung wird dieser nach damaliger Sitte noch einmal geöffnet&comma; damit die guten Frauen ihre liebe Freundin zum letzten Male sehen können&semi; aber plötzlich wird ein Schrei des Entsetzens gehört&comma; und die ganze Grabbegleitung läuft wie toll und rasend vom Kirchhof herunter&comma; denn im Sarge liegt niemand anders&comma; als der alte Mecker-Friede&comma; der Kriegsknecht&comma; starr und steif im ledernen Koller&comma; mit der Pickelhaube und dem Schwert an der Seite&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So hatten die Träger den unrechten Sarg erwischt und über der alten Anne Rosine feierlich geschossen und getrommelt&period; — Die Versammlung aber meinte&comma; das sei nicht mit rechten Dingen zugegangen&comma; Rübezahl habe dem Mecker-Friede noch im Tode etwas angetan&comma; damit sich die kriegslustige Jugend daran spiegle und auch als Soldat die Menschlichkeit nicht vergesse&period; Das glaubte man auch bald allgemein&comma; gewiß aber wußte es keiner&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Denn Freund Rübezahl&comma; sollt ihr wissen&comma; ist geartet wie ein Kraftgenie&comma; launisch&comma; ungestüm&comma; sonderbar&comma; bengelhaft&comma; roh&comma; unbescheiden&comma; stolz&comma; eitel&comma; wankelmütig&comma; heute der wärmste Freund&comma; morgen fremd und kalt&semi; nach der Stimmung&comma; wie ihn Humor und innerer Drang jeden Augenblick empfinden läßt&period;<&sol;p>