Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Mutter Else

<p>Die Hilfe&comma; welche Rübezahl einzelnen Personen hatte angedeihen lassen&comma; zog eine Menge Müßiggänger&comma; nachlässige Hauswirte und dergleichen herbei&comma; die alle&comma; bald durch Bitten&comma; bald durch Spott den Berggeist zu reizen suchten&comma; daß er erscheinen und ihre Klagen anhören möchte&period; Eine Zeitlang ließ dieser sie ruhig ihr Wesen treiben&comma; denn er verachtete sie zu sehr&comma; um sich über sie zu erzürnen&comma; oder er neckte sie auch zuweilen durch ein blaues Flämmchen&comma; welches sie für das Zeichen hielten&comma; daß ein Schatz in der Erde liege&semi; ja er ließ sie sogar schwere Töpfe finden&comma; und wenn sie diese mühsam heimtrugen&comma; fanden sie statt des Goldes Steine und Scherben darin&period; Gleichwohl ließen sie nicht ab&comma; den Gnom mit Bitten zu bestürmen&comma; bis er endlich ganz zornig ward und einen tüchtigen Steinhagel unter das Gesindel warf&comma; um sie aus seinem Gebiete zu verjagen&period; Kein Wanderer betrat nun ohne Furcht und Zittern das Riesengebirge&semi; Rübezahl aber ward lange Zeit nicht mehr gehört und gesehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines Tages sonnt sich der Berggeist an der Hecke seines Gartens&semi; da kam ein Weib daher&comma; die durch den sonderbaren Aufzug&comma; den sie machte&comma; seine Aufmerksamkeit erregte&period; Sie hatte nämlich ein Kind auf dem Arme&comma; eins auf dem Rücken&comma; eins leitete sie an der Hand und ein etwas größerer Knabe trug einen leeren Korb und einen Rechen&comma; denn die Mutter wollte Laub einsammeln fürs Vieh&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eine Mutter muß doch wahrlich ein gutes Geschöpf sein&comma; dachte Rübezahl&comma; schleppt sich da mit vier Kindern und muß noch dazu mühsame Arbeit verrichten&period; Diese Betrachtungen versetzten den Gnom in gute Laune&comma; und er nahm sich vor&comma; eine Unterredung mit der Frau anzufangen&period; Diese hatte indes ihre Kinder auf den Rasen gesetzt und streifte Laub von den Büschen&semi; mittlerweile wurde den Kleinen die Zeit lang und sie fingen an zu weinen und zu schreien&semi; Da verließ die Mutter ihre Arbeit&comma; spielte und scherzte mit ihnen&comma; wiegte sie endlich in den Schlaf&comma; und ging dann rüstig wieder an ihre Arbeit&period; Aber die Mücken stachen die kleinen Schläfer&comma; sie wurden aufs neue unruhig und ebenso rasch als unverdrossen eilte die Mutter wieder herzu&comma; suchte Himbeeren im Gebüsch und brachte sie den weinenden Kleinen&period; Diese mütterliche Sorgfalt und Geduld rührte den Gnom&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der kleinste Knabe aber wollte sich durchaus nicht beruhigen lassen&semi; er warf die Beeren an den Boden und schrie&comma; als ob er gespießt würde&period; Darüber ging der Mutter endlich die Langmut aus&semi; „Rübezahl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie drohend&comma; „komm und friß den unartigen Schreihals&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Augenblicklich kam der Gerufene in Gestalt eines Köhlers herbei und sprach&colon; „Hier bin ich&comma; was willst du von mir&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; —<&sol;p>&NewLine;<p>Die Frau geriet in den größten Schrecken&comma; faßte sich aber bald wieder ein Herz und antwortete&colon; „Ich rief dich nur&comma; damit mein kleiner Schreihals ruhig sein sollte&semi; du siehst&comma; es hat schon geholfen&comma; also brauche ich dich weiter nicht&semi; hab Dank für deinen guten Willen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Rübezahl&comma; „so ungestraft ruft man mich nicht&period; Nun halte ich dich beim Worte&semi; gib mir den Schreier&comma; daß ich ihn geschwind aufesse&comma; mir ist lange kein so zarter Bissen vorgekommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Darauf streckte er die rußige Hand nach dem Knaben aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da gab die Angst der Mutter Riesenkräfte&comma; sie setzte sich mutig gegen Rübezahl zur Wehr&comma; zerzauste ihm den Bart tüchtig und rief&colon; „Du Ungetüm&comma; ehe du mein liebes Kind rauben kannst&comma; mußt du mir erst das Herz aus dem Leibe reißen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines so heftigen Angriffs hatte Rübezahl sich nicht versehen&comma; aber ihm gefiel der Mut und die Mutterliebe dieses Weibes&period; Deshalb lächelte er freundlich und sagte&colon; „Entrüste dich nicht so sehr&semi; ich bin kein Menschenfresser und will auch deinem Kleinen kein Leid antun&period; Aber laß mir den Jungen&semi; er gefällt mir&comma; und ich will ihn wie einen Junker halten&comma; in Sammet und Seide kleiden&comma; und es soll ein wackerer Bursche aus ihm werden&comma; der euch alle einmal erhalten kann&period; Ja&comma; du kannst hundert blanke Taler für den Buben fordern&comma; und ich gebe sie dir sogleich&period;&OpenCurlyDoubleQuote; —<&sol;p>&NewLine;<p>„Ha&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; lachte das Weib&comma; „also mein Junge gefällt euch&period; Ei seht doch&comma; das freut mich&comma; denn der prächtige Schlingel ist mir auch lieber als alle Schätze der Welt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du hast ja noch drei andere Kinder&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte&period; Rübezahl&comma; „sie machen dir Arbeit und Überdruß genug&semi; du mußt dich ja ohnehin placken und schwere Arbeit machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei nun&comma; machen sie mir manchmal ein bißchen Last&comma; so sind’s dafür doch meine lieben Kinder&comma; und machen mir noch viel mehr Freude&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Eine schöne Freude&comma; sie den ganzen Tag herumzuschleppen&comma; sie zu gängeln&comma; zu waschen und zu füttern&comma; und dabei ihre Unarten und ihr Geschrei zu ertragen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Seht nur&comma; Herr Berggeist&comma; das versteht Ihr nun eben nicht&period; So etwas ist ja die größte Freude für eine Mutter&comma; und kein Kind ist ihr lieber&comma; als was ihr die meiste Mühe macht&comma; wofür sie Tag und Nacht die Hände regen muß&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; hast du denn nicht einen Mann&comma; der für euch alle sorgt&comma; arbeitet und die Hände regt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O ja&comma; und ich fühl’s oft recht nachdrücklich&comma; wie er sie regt&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte die Frau mit einem komischen Seufzer&comma; und machte eine verständliche Bewegung&comma; als schwinge sie einen Stab&period; —<&sol;p>&NewLine;<p>„Was&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Gnom ganz aufgebracht&comma; „ein so braves Weib&comma; wie ihr seid&comma; zu schlagen&excl; Ei&excl; so will ich ihm doch gleich das Genick dafür brechen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; da werdet Ihr etwas zu tun&comma; bekommen&comma; wenn Ihr jedem querköpfigen Manne das Genick brechen wollt&period; Seht nur&comma; Steffen ist im Grunde so schlimm nicht&comma; aber er muß es sich auch sauer werden lassen&comma; um die kleine Wirtschaft im Stande zu erhalten&comma; denn ich habe ihm nicht einen Groschen Heiratsgut mitgebracht&period; Wenn ich nun Geld haben will&comma; um den Kleinen Schuhe und dergleichen zu kaufen&comma; da tobt er freilich manchmal ärger als ein Heide&comma; denn unter uns&comma; er ist ein bißchen geizig&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was treibt denn Steffen für ein Gewerbe&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er ist ein Glashändler und muß jahraus&comma; jahrein die schwere Hucke mit Glaswaren von Böhmen herunter ins Land tragen&period; Wie oft zerbricht nicht da etwas auf dem weiten Wege&comma; und das müssen die Kinder und ich denn freilich entgelten&period; Aber fragt einmal nach&comma; wo das besser sei und die Frau nicht manche schlimme Stunde hat&comma; weil der Mann Ärger hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl gab sich nun zufrieden&comma; obschon er ein Häkchen auf Steffen hatte&semi; fing aber nochmals davon an&comma; daß ihm die Mutter den Knaben geben solle&period; Sie gab ihm aber keine Antwort mehr darauf&comma; sondern raffte das Laub in den Korb&comma; band das kleinste Kind mit dem Bande darauf fest und drehte dem Berggeist den Rücken&period; Da sie aber den schweren Korb nun nicht gut auf die Schultern heben konnte&comma; wandte sie sich noch einmal zu ihm um und bat&colon; „Wollt ihr wohl so gut sein und mir den Korb aufnehmen helfen&quest; Und wenn ihr ein übriges tun wollt&comma; so schenkt dem Jungen&comma; der euch so gut gefällt&comma; einen Pfennig zu einer Semmel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl half ihr den Korb auf den Rücken heben&colon; „Gibst du mir deinen Jungen nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er dabei&comma; „so soll er auch keinen Pfennig von mir haben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; wie ihr wollt&comma; der Junge wird auch ohne Semmel groß werden&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete sie kurz und ging ihres Weges&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Je weiter sie aber ging&comma; desto schwerer ward ihr der Korb&comma; so daß sie endlich kaum mehr fort konnte&period; Sie mußte endlich einen Teil des Laubes ausraffen&comma; um nur leichter zu tragen&semi; aber sie war noch nicht weit gegangen&comma; da kam ihr der Korb noch viel schwerer vor&comma; und sie mußte abermals ausraffen&comma; was ihr ganz unerklärlich war&comma; denn sie hatte oft eine weit größere Bürde getragen&comma; ohne davon so ermüdet zu werden&period; Als sie endlich nach Hause kam&comma; waren ihre Arme wie zerbrochen von der schweren Last&comma; und doch hatte sie noch viel in der Wirtschaft zu tun&comma; warf den Ziegen das Laub vor&comma; gab den&comma; Kindern das Abendbrot&comma; wiegte sie in den Schlaf&comma; und legte sich endlich auch danieder&comma; um flugs und fröhlich einzuschlafen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die frühe Morgenröte weckte das fleißige Weib zu neuem Tagewerke&period; Sie holte nun ihr Melkgefäß und ging in den Ziegenstall&period; Aber welch ein schreckensvoller Anblick&comma; erwartete sie da&excl; Ihr liebes&comma; treues Haustier&comma; die alte Ziege&comma; lag ganz starr und tot im Stalle&comma; und die zwei Jungen atmeten nur noch schwach&period; Ein so großes Unglück hatte die arme Frau all ihre Tage noch nicht getroffen&comma; und sie weinte bitterlich darüber&period; „Ach&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerte sie&comma; „es kommt ja kein Unglück allein&comma; wie wird nun Steffen zanken und wild werden&comma; wenn er heimkommt&semi; — nun ist es mit meinem ganzen Frieden aus&comma; und ich habe kein Glück mehr auf der Welt&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber das Herz strafte sie sogleich über diese Worte&period; „Waren denn die Ziegen dein einziges Glück und nicht deine Kinder&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; — Da schämte sie sich ihres Unmutes und dachte&colon; „mag’s denn sein&comma; hat mir doch der liebe Gott die Kinder noch immer gesund erhalten&period; Jetzt ist die Ernte vor der Tür&comma; da kann ich ins Feld gehen und schneiden helfen&comma; damit verdiene ich mir schon etwas&comma; und wenn ich im Winter dann noch recht fleißig spinne&comma; kann ich mir zum Frühjahr wohl wieder eine neue Ziege kaufen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Indem sie dies alles bei sich dachte&comma; ward sie getroster&comma; trocknete sich die Augen und sah noch einmal die armen Ziegen an&comma; die nun alle drei tot waren&period; Da flimmerte etwas im Stroh zu ihren Füßen&semi; sie hob es auf&comma; es war ein Blatt&comma; das gelb wie Gold schimmerte&period; Da lief sie geschwind zu einer Judenfrau&comma; die in der Nähe wohnte&comma; und diese erklärte den Fund für gediegenes Gold&comma; gab ihr auch gleich drei blanke Taler dafür&period; Wer war nun froher als das arme Weib&semi; sie lief flugs zum Bäcker&comma; kaufte Semmel und Butterkringel für die Kinder und eine Hammelkeule für Steffen&comma; die wollte sie ihm gut zurichten&comma; wenn er abends müde und hungrig heimkäme&period; Sie vergaß allen Harm über der Freude&comma; ihre lieben Kinder einmal recht gut abzufüttern&comma; und diese zappelten&comma; sprangen und jauchzten auch nicht wenig&comma; als sie die Backwaren bekamen&period; Indes schaffte die Mutter die toten Ziegen beiseite&comma; damit Steffen das Unglück nicht sogleich merke&comma; wenn er nach Hause komme&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wer aber beschreibt ihr Erstaunen&comma; als sie zufällig in die Futterkrippe sah und einen ganzen Haufen solch goldener Blätter darin erblickte&semi; ja selbst in dem Korbe&comma; worin sie das Laub heimgetragen hatte&comma; hingen noch einzelne von den kostbaren Blättern&period; Nun begriff sie auch leicht&comma; woran ihre Ziegen gestorben waren&semi; sie haben das unverdauliche Laub gefressen&comma; dachte sie&comma; und holte rasch ein Messer herbei&comma; schnitt ihnen den Magen auf und fand auch richtig ganze Klumpen Gold darin&period; Nun war die arme Frau mit einem Male so reich geworden&comma; daß sie glaubte&comma; sie könne soviel Gold all ihr Lebtag nicht verbrauchen&semi; sie lief in ihrer Freude gleich zum Pfarrer&comma; der ein sehr biederer Mann war&comma; und dieser verwahrte ihren Schatz auf das gewissenhafteste&period; „Wenn ich euch einen Rat geben soll&comma; gute Frau&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er&comma; „so laßt euren Mann nichts von der Sache erfahren&comma; er würde das Geld für sich behalten und euch und den Kindern nichts davon geben&period; Ich will einen Brief in fremder Sprache schreiben&comma; als ob er von eurem Bruder käme&comma; der weit in der Fremde ist&comma; und der euch eine kleine Summe Geld schicke&period; Daran könnt ihr Steffen teilnehmen lassen&comma; und so immer mehr und mehr von dem Schatze geben&comma; aber nicht auf einmal&comma; denn das wäre bei Steffens Denkart und seinem Hange zum Geiz nur gefährlich&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die gute Frau war mit diesem Vorschlage wohl zufrieden und gab auch eine hübsche Summe dem Pfarrer für die Armen des Dorfes&semi; auch kaufte sie für die Kirche eine neue Altarbekleidung&comma; denn sie war Gott dankbar für den unverhofften Segen&comma; und wollte ihm dies beweisen durch Mildtätigkeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Während alledem kam Steffen mit einer schweren Ladung Glassachen über das Gebirge&period; Er war sehr ermüdet&comma; und da er an seinem Wege eine schöne große Wiese fand&comma; beschloß er&comma; sich ein wenig niederzulegen&period; Es war auch ein umgehauener Baumstamm in der Nähe&comma; darauf konnte er seine Hucke bequem niedersetzen&comma; und nun ruhte er sich gemächlich aus in dem frischen Grase&comma; worin weißer Teufelsbart und Marienflachs blühten&period; Er berechnete dabei den Vorteil&comma; den er diesmal aus seiner Ladung zu ziehen gedachte&period; „Ich will mir einen Esel in Schmiedeberg dafür kaufen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er in halblautem Selbstgespräche&comma; „der kann statt meiner die schwere Hucke tragen&semi; mein Weib ist jung und rüstig und kann schon allein für die Kinder sorgen&comma; wenn ich ihr auch nichts gebe von meinem Verdienste&period; Sie hat ja auch die Ziegen&comma; und die Kinder können mit den Winterkleidern noch lange warten&period; Kann ich nur erst auf dem Esel eine doppelte Ladung Glaswaren aus Böhmen herüberbringen&comma; dann ist mir auch doppelter Verdienst gewiß&comma; und ich bringe es auch nach und nach wohl bis zu einem Pferde&period; Ein Stück Acker findet sich auch schon dazu&comma; es liegt viel Rodeland um meine Hütte&comma; und mein Weib hat junge&comma; rüstige Glieder&semi; mit der Zeit kann mir ein kleines Bauerngut nicht fehlen&comma; und dann soll auch Else für sich und die Kinder neue Kleider kaufen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Steffen so in seinem künftigen Reichtum schwelgte&comma; erhob sich plötzlich ein heftiger Wirbelwind und stürzte den Korb mit den Glaswaren vom Stamme herunter&comma; daß der zerbrechliche Kram in tausend Stücken herumlag&period; Das war der härteste Schlag&comma; der den geizigen Mann treffen konnte&semi; ganz betäubt starrte er auf die Scherben&comma; mit denen zugleich auch alle seine schönsten Hoffnungen zertrümmert waren&period; Da hörte er ein schallendes Gelächter ganz in seiner Nähe&semi; er sah sich betroffen um&comma; erblickte aber niemand&semi; was ihn aber noch mehr staunen machte&comma; war&comma; daß der Baumstamm&comma; auf den er zuvor seine Glashucke niedergestellt hatte&comma; ganz und gar verschwunden war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Rübezahl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er heftig&comma; „du Schadenfroh&comma; das hast du mir getan&excl; Womit habe ich dich denn erzürnt&comma; daß du mich um meinen sauren Verdienst bringst&excl; Komm doch lieber gleich und erwürge mich&comma; du tückischer Kobold&comma; du boshafter Halunke&comma; denn du hast mich doch auf Lebenszeit zu einem geschlagenen Manne gemacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war Steffens bitterer Ernst mit diesen Worten&comma; aber Rübezahl ließ sich weder sehen noch hören&period; —<&sol;p>&NewLine;<p>Der arme Steffen mußte sich entschließen&comma; die zerbrochenen Glasscherben zusammenzusuchen&comma; damit er in der Glashütte wenigstens einige Spitzgläser dafür bekommen&comma; um nun wieder einen neuen Handel anfangen zu können&period; Er sann und sann&comma; woher er Geld nehmen sollte&comma; um nur wieder Waren einkaufen zu können&comma; aber er sah keinen Ausweg&period; Endlich fielen ihm die Ziegen seiner Frau ein&period; „Wenn du die hättest und verkaufen könntest&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte er&comma; „die würden dir viel helfen&semi; Else wird sie aber gewiß nicht hergeben&comma; denn sie braucht Milch für die Kinder&period; — Wie wäre es aber&comma; wenn ich um Mitternacht mich still nach Hause schliche&comma; die Ziegen aus dem Stalle holte und nach Schmiedeberg auf den Markt triebe&period; Dann könnte ich neue Glaswaren kaufen&comma; und damit Else&comma; nichts merke&comma; wollte ich sie tüchtig ausschelten&comma; daß sie so nachlässig&comma; gewesen sei&comma; sich die Ziegen stehlen zu lassen&period; Ja&comma; den Kniff will ich anwenden&comma; um mir aus meiner traurigen Lage zu helfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Um nun dies Vorhabens auszuführen&comma; schlich sich Steffen so nahe als möglich an das Dorf und versteckte sich in einem Busche&comma; bis es Nacht ward&period; Dann machte er sich ganz behutsam auf den Weg&comma; kletterte über den Zaun und öffnete den Ziegenstall&period; Wider Gewohnheit war dieser unverriegelt&comma; und so sehr ihm dies auch lieb war&comma; fand er doch einen Grund darin&comma; mit seinem Weibe schelten zu können über große Nachlässigkeit&period; Im Stall aber rührte sich nichts&semi; er tappte an der Krippe hin — es war alles leer&period; Im ersten Schreck glaubte Steffen&comma; es sei ihm ein Dieb zuvorgekommen&comma; und war darüber so niedergeschlagen&comma; daß er sich auf die Spreu warf&comma; in dumpfer Traurigkeit darüber&comma; das letzte Mittel verloren zu haben&comma; mit dem er sich wieder aufzuhelfen gedachte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Else hatte vergeblich mit der guten Mahlzeit auf ihren Mann gewartet und war noch spät abends nach der Landstraße gelaufen&comma; wo sie noch lange nach Steffen sah&comma; bis ihr die Augen weh taten&period; Traurig ging sie heim&comma; denn sie dachte&comma; es sei ihm ein Unglück begegnet&comma; und es kam die ganze Nacht kein Schlaf in ihre Augen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Morgen klopfte es leise an die Tür&period; Steffen war es&comma; der die Nacht im Ziegenstalle auch eben nicht gut zugebracht hatte&period; „Liebes Weib&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte er ungewöhnlich sanftmütig&comma; „mache mir doch auf&comma; ich bin müde&period;&OpenCurlyDoubleQuote; — Else hörte kaum ihres Mannes Stimme&comma; als sie flink wie ein Reh herbeisprang und ihn vor lauter Freude umhalste&comma; da er wieder gesund und frisch vor ihren Augen stand&period; Er setzte aber ganz kleinlaut und still seinen Korb auf die Ofenbank und warf sich mißmutig daneben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie Else ihn so traurig sah&comma; ging es ihr ans Herz&period; „Was hast du denn&comma; Steffen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte sie gutmütig&comma; „ist dir etwas Schlimmes begegnet&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Mit Seufzen und ganz kleinmütig erzählte er ihr endlich sein Unglück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Else hätte am liebsten laut gelacht über den Possen&comma; den Rübezahl ihrem Manne in guter Absicht gespielt hatte&period; Als er aber nach den Ziegen fragte&comma; bekam sie selbst Lust&comma; ihn ein wenig zu necken&comma; denn dachte sie&comma; der Hausvogt hat richtig schon überall herumspioniert&period; „Was kümmert dich mein Vieh&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie&comma; „hast du doch nicht einmal nach den Kindern gefragt&period; Die Ziegen sind wohl aufgehoben draußen auf der Weide&period; Lasse dich aber Rübezahls Tücke nicht anfechten&comma; wer weiß&comma; auf welchem Wege er es wieder gutmacht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da kannst du lange warten&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Steffen&period; „Ei nun&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; versetzte das Weib&comma; „unverhofft kommt oft&period; Hast du auch keine Glaswaren und ich keine Ziegen mehr&comma; so haben wir ja doch vier gesunde Arme&comma; das ist der beste Reichtum&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; daß Gott sich erbarme&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerte der bedrängte Mann&comma; „also die Ziegen sind doch fort&excl; Nun&comma; so kann ich die Kinder auch nicht mehr erhalten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; so kann ich’s&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach Else&period; — Bei diesen Worten trat der freundliche Pfarrer herein&comma; der die Unterredung an der Tür gehört hatte&comma; und nachdem er dem Steffen eine tüchtige Strafpredigt über den Geiz gehalten hatte&comma; der eine Wurzel alles Übels sei&comma; — verkündete er ihm&comma; daß sein Weib ein reiches Geschenk von ihrem Bruder bekommen habe und zog den Brief hervor&period; Und nun las er ihm vor&comma; wie Steffen das Geld nicht in die Hände bekommen&comma; sondern er&comma; der Pfarrer&comma; dasselbe verwalten solle&comma; damit Else und die Kinder auch wirklich ihr gut Teil davon bekämen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da stand Steffen wie versteinert und konnte gar nicht zu Worte&comma; kommen&period; Endlich nahm das gute Weib seine Hand und sprach ihm Mut zu&semi; da nahm er sich vor&comma; besser und ein freundlicher Ehemann zu werden&semi; er versprach es auch seiner Frau vor dem Pfarrer&comma; und bat Elsen&comma; sie solle ihn jetzt nicht verlassen&comma; da sie reich geworden sei&period; Und er hielt redlich Wort&semi; seine fleißige Hand mehrte das Geschenk des Berggeistes von Tag zu Tag&period; Endlich kaufte der redliche Pfarrer ein schönes Bauerngut&comma; worauf Steffen und sein Weib ihr Lebelang glücklich und zufrieden wirtschafteten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die treue&comma; sorgsame Mutter erlebte an ihren Kindern viele Freude&semi; der kleine Bube&comma; Rübezahls Günstling&comma; wurde ein wackerer Soldat und diente unter Wallenstein im dreißigjährigen Kriege mit vielem Ruhme&period;<&sol;p>