Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Wie Rübezahl einem Bauer hilft

<p>Es war einmal unten am Gebirge ein Edelmann&comma; der war ein wüster&comma; hochmütiger Geselle&comma; plagte und mißhandelte seine Bauern und meinte&comma; dazu wären sie nun einmal auf der Welt&period; Dieser befahl eines Tages einem Bauern&comma; daß er eine überaus große Eiche&comma; die eben geschlagen worden war&comma; aus dem Walde holen und im Schloßhofe abladen solle&period; Mit dem Edelmanne war nicht zu spaßen&comma; das wußte der arme Schelm wohl&comma; an welchen dieser Befehl erging&comma; und darum zog er auch sogleich sein Rößlein aus dem Stalle&comma; obschon er wußte&comma; daß es ein Ding der Unmöglichkeit sei&comma; die schwere Eiche allein von der Stelle zu bringen&period; Er gab sich auch alle Mühe&comma; sie nur vom Platze zu bewegen&comma; aber es war doch vergebliche Arbeit&period; Da seufzte und jammerte der arme Bauer&comma; denn er wußte nun&comma; daß ihm der Edelmann nur etwas habe am Zeuge flicken wollen&comma; — wie das Sprichwort heißt&comma; — und daß er jetzt seinen Zorn an ihm auslassen würde&comma; weil er die aufgetragene Arbeit nicht verrichten konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie er noch so voller Betrübnis dasteht&comma; kommt ein Mann im Walde gegangen und fragt den Bauer&comma; warum er denn so traurig sei&period; „Ach&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwidert dieser&comma; „ihr könnt mir ja auch nicht helfen&semi;&OpenCurlyDoubleQuote; endlich aber erzählt er doch dem Fremden die Geschichte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; sei doch nur getrost&comma; mein Bauer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagt dieser darauf&semi; „gehe ruhig heim&comma; ich will dir den Baum schon an Ort und Stelle schaffen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Fremde aber war Rübezahl&comma; und ich glaube&comma; es macht ihm keiner das Stückchen nach&comma; welches er jetzt ins Werk setzte&period; Er nahm die Eiche mit ihren großen&comma; weit ausgespreizten Ästen in eine Hand und trug sie wie einen Spazierstab bis in das Dorf&period; Dort legt er sie vor das Hoftor des Edelmannes&comma; so daß niemand aus- und eingehen kann&period; Da befiehlt der Herr&comma; die Eiche zu zersägen&comma; aber sie ist wie von Eisen&comma; und obgleich die Arbeiter alle Kraft daran wenden&comma; bringen sie doch auch kein Spänchen davon ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun bleibt dem Edelmann freilich nichts weiter übrig&comma; als ein neues Tor durch die Mauer zu brechen&semi; da das aber viel Geld kostete&comma; ließ er den Bauer kommen&comma; der sollte es zur Strafe bezahlen&period; Als aber dieser die Geschichte erzählte&comma; die ihm mit der Eiche begegnet war&comma; merkte der gestrenge Herr gar wohl&comma; daß Rübezahl hier die Hand im Spiele habe&semi; vor dem hatte er so große Furcht&comma; daß er den Bauer ruhig gehen ließ&comma; und seit jener Zeit auch vorsichtiger und milder wurde&period; In so großen Respekt hatte sich der Berggeist schon in der ganzen Gegend zu setzen gewußt&period;<&sol;p>