Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Neue Sammlung der schönsten Sagen und Märchen von dem Berggeiste im Riesengebirge
(Rosalie Koch)

Wozu es nützt, schweigend Unrecht zu ertragen

<p>Zwei ehrliche Drechslergesellen aus dem Vogtlande&comma; die aus der Fremde in die Heimat zurückgingen&comma; stiegen über das Gebirge nach Böhmen zu&period; Als sie eben recht ermüdet und besonders sehr durstig waren&comma; sahen sie einen Baum&comma; der voller Äpfel hing&comma; obgleich man sonst wohl selten hoch auf dem Gebirge einen Obstbaum treffen mag&period; Ein Bäuerlein stand unter dem Baume und schüttelte Äpfel&comma; den fragen die Wanderburschen&comma; ob sie wohl eine Mandel davon zu kaufen bekommen könnten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; warum nicht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete das Bäuerlein und gab jedem eine Handvoll für einen Groschen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie sind noch nicht weit gegangen&comma; da beißen sie in ihre Äpfel&comma; aber sie sind hart wie Stein und wenn sie zwei aneinander schlagen&comma; so klingt es auch wie Kieselstein&period; „Der Bauer hat sich einen Spaß mit uns gemacht&comma; die Äpfel sind ja so hart&comma; daß die Zähne ausbrechen&comma; wenn man beißen will&comma; ich glaube&comma; mit meinem Stemmeisen wären sie nicht klein zu bekommen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagt der eine und schüttet die Äpfel an die Erde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Laß sie uns auf ein Häufchen tun und mit Moos und Gesträuch zudecken&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der andere&comma; „damit niemand weiter dadurch angeführt werde&comma; wie es uns geschehen ist&semi; die ausgebrochenen Zähne wachsen nicht wieder und was lange leben will&comma; braucht seine Zähne&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und das tun sie nun in ihrer Gutmütigkeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hör’&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fängt dabei der erste wieder an&comma; „ich glaube&comma; das Bäuerlein war kein rechter Bauer&comma; sondern ist der Herr vom Berge gewesen&comma; von dem man sich so viel Schnurren erzählt&period; Nun&comma; wir können zufrieden sein&comma; daß er uns nicht schlimmer mitgespielt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; du hast recht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete der andere&period; „Aber wir sind doch selber schuld&comma; daß er uns angeführt hat&semi; es war dumm genug von uns&comma; dort oben auf der kahlen Höhe einen Apfelbaum zu vermuten&comma; gedeiht doch nicht einmal eine Kiefer dort&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Während sie ihre steinigen Äpfel sorgfältig mit Erde und Blättern zudecken&comma; blitzt es zwischen dem Häufchen und es liegen zwei Goldstücke darin&period; Die nahmen unsere guten Vogtländer mit vielem Danke und konnten’s auch gar wohl gebrauchen&comma; denn sie hatten noch ein gutes Stück Weg nach Hause&period; Zum Andenken an dieses Erlebnis steckte sich ein jeder noch einen Apfel in die Tasche und nahmen ihn mit in die Heimat&comma; wo der Anblick desselben sie oft im Leben hinderte&comma; was Dummes zu fragen und zu erbitten&period; Zu Golde wurden die Apfel nicht&comma; das brauchten die Gesellen auch nicht&comma; denn sie verdienten durch ihr Handwerk stets ihren Unterhalt&period;<&sol;p>