Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Siegfried, der Held
(Rudolf Herzog, 1911, empfohlenes Alter: 9 - 12 Jahre)

3. Kapitel
Wie Siegfried gen Worms kam und für König Gunther die Dänen und Sachsen schlug

<p>Durch das schwarze Nordmeer war Siegfried gefahren und durch das blaue Meer des Südens&period; An den sonnigen Küsten des Landes Italia hatte er die Sarazenen bekriegt und sie mit blutigen Köpfen heimgesandt in ihre wilde afrikanische Heimat&period; Über die Alpen war er geritten durch die Eiswelt der Gletscher hindurch und hatte die Riesen gebändigt&comma; die von den Bergen die Lawinen rollten&period; Überall&comma; wo es galt&comma; die Menschen von ihren Unterdrückern zu befreien&comma; hatte Siegfrieds Schwert geleuchtet durch alle Lande und Meere&period; Doch so sehr der Ruhm seines Namens anschwoll und den Erdball erfüllte&comma; aus seinem Herzen war der Frohsinn gewichen&comma; seit ihn eine Frau&comma; seit ihn Brunhild enttäuscht hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So kehrte er nach Jahren in deutsche Lande zurück und kam mit Rittern und Mannen an den Rhein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als er die Ufer des geliebten Stromes entlang ritt&comma; befiel ihn das Heimweh&period; Und er sagte zu sich selber&colon; »Könnte ich doch einmal ausruhen und&comma; wie andere Recken pflegen&comma; den Kopf in lieben Schoß legen&period; Daß mir das nicht beschieden ist&comma; macht mich traurig&period; Denn wo habe ich eine Heimat&quest; Von Xanten bis ins Niederland herrscht mein Vater König Siegmund&comma; und hier am Rhein gebieten die Burgundenfürsten&period; Fern vom Rhein aber mag ich nicht leben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und er ritt weiter und wälzte viele Pläne in seinem Kopfe&period; Bis er gen Worms kam&comma; dem Sitz des Burgundenkönigs Gunther und seiner Brüder Gernot und Geiselher&period; Als er die reiche Landschaft sah&comma; schlug ihm das Herz hoch&comma; und heimatlich ward ihm zu Sinn&period; Da gedachte er&comma; vor Gunther hinzutreten und ihm einen Teil seines Landes abzukaufen gegen ein goldbeladenes Rheinschiff&comma; oder aber&comma; falls ihm der König den Handel abschlüge&comma; Gunther und die Seinen in ehrlichem Zweikampf herauszufordern um Leben und Güter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In seinem Thronsaal saß König Gunther&period; Hochgewachsen war er&comma; fast wie Siegfried groß&comma; und in den Kampfspielen bewandert wie kaum ein zweiter&period; Aber ein strenger Hochmut lag auf seinen Zügen und heiße Herrschbegier&period; Ein kräftiger Degen war Gernot&comma; sein Bruder&comma; ein ritterlicher und tapferer Mann&period; Der jüngste Bruder aber&comma; Geiselher&comma; war fast noch ein Kind&comma; mit blondem Gelock&comma; blauen&comma; schwärmerischen Augen und einem Herzen voll lachender Begeisterung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Um den Thron herum saßen und standen die Großen des Landes&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da war vor allem Hagen von Tronje&comma; der Oheim der Burgundenfürsten&comma; ein hagerer und knochiger Mann mit finsterem&comma; schwarzbärtigem Antlitz&period; Nur ein Auge besaß er&comma; das blitzte scharf und spähend unter der buschigen Braue&period; Das andere hatte er verloren&comma; als er als Geisel aus dem Hunnenlande heimgekehrt war und auf der Landstraße seinen Gesellen Walther überfallen wollte&period; Als erster Ratgeber stand Hagen dem Throne am nächsten&comma; und seine eifersüchtige Seele kannte nichts anderes als die Größe und Macht seiner Herren&period; So war er gleich furchtbar in der Treue zu seinen Fürsten wie in seinem Haß gegen alle Widersacher&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da waren ferner Hagens Bruder Dankwart&comma; ein wilder Recke&comma; der blindlings seines Bruders Willen tat&semi; Herr Ortwein von Metz&comma; ein heißblütiger Haudegen&comma; dem das Schwert so locker saß wie die Zunge und der ein Schwestersohn Hagens war&semi; Herr Volker von Alzey&comma; der die Fiedel so heiß und lieblich erklingen lassen konnte&comma; wie er lustig und nimmermüd den Degen pfeifen ließ&semi; Ritter Rumold&comma; der der Oberküchenmeister hieß&semi; Ritter Hunold&comma; dem das Amt des Mundschenken oblag&semi; Ritter Sindold&comma; der Herold&semi; und manch ein anderer&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und König Gunther hob lauschend und mißvergnügt den Kopf und sprach&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was ist das für ein Lärmen am Rhein&quest; Weiß das Volk nicht&comma; daß es sich ruhig zu verhalten hat&comma; wenn die Fürsten mit ihren Räten niedersitzen&quest; Der Herold gehe und erforsche die Ursache&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da ging der Ritter Sindold eilends hinaus und kam eilends wieder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»König Gunther&comma;« berichtete er hastig&comma; »ein fremder Recke ist angelangt mit Rittern und Mannen&comma; und das Volk strömt zusammen von weit und breit&comma; den herrlich im Sattel sitzenden Mann zu bewundern und nicht minder sein und seiner Leute kostbares Rüstzeug und Gewand&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was schiert mich Rüstzeug und Gewand&comma;« eiferte Gunther&period; »Den Namen will ich wissen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und Sindold mußte bekennen&comma; daß er ihm unbekannt sei und keiner ihn wisse&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da erhob sich König Gunther von seinem Thron und schritt schnell zum Fenster&comma; und seine Brüder und Räte mit ihm&period; Aber so sehr sie auch schauten&comma; keiner konnte ein Zeichen finden&comma; an dem er den Helden erkundete&comma; und Gunthers Zorn war groß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Erlaubt mir ein Wort&comma;« sprach endlich Hagen&period; »Mir ist von meinen weiten Fahrten kein Ritter der Christen und Heiden unbekannt geblieben&comma; und wen ich nicht selber sah&comma; von dem hörte ich doch sagen&period; Dieser aber&comma; so deucht mich&comma; kann nach Wuchs&comma; Muskelkraft und vollendetem Anstand kein anderer sein als der gewaltige Siegfried vom Niederrhein&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da wurde es still im Saal&comma; und jeder gedachte des Helden ruhmreicher Taten&period; Bis endlich Gunther sprach&colon; »Was mag ihn hergeführt haben&quest; Und sollen wir ihn als Freund oder als Feind empfangen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich rate&comma;« sagte der verschlagene Hagen&comma; »ihm freundlich entgegenzukommen&period; Können wir ihn zum Freunde gewinnen&comma; so wird er uns in manchen Dingen nutzbar sein können&comma; denn seine Macht und sein Reichtum reichen weit&period; Bedenket wohl&comma; daß er den Lindwurm erschlug und dadurch in den Besitz der unermeßlichen Schätze des Nibelungenhortes kam&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich fürchte&comma;« entgegnete Gunther&comma; »es wird ihm wenig an unserer Freundschaft gelegen sein&comma; da er so selbstherrlich und unangemeldet in unser Land kommt&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Hagen von Tronje lächelte&period; »Ich weiß&comma; wie man solche Falken zähmt&period; Held Siegfried&comma; der stärkste Mann der Welt&comma; hat ein knabenhaftes Herz&comma; weich und sehnsüchtig&comma; wenn ihn der wilde Zorn nicht bedrängt&period; Lasset uns damit rechnen und klug und behutsam zu Werke gehen&period; Sehet&comma; wie er sich stattlich vom Pferde schwingt&excl; Wir wollen ihm entgegengehen und ihn wie einen edlen Herrn an der Schwelle des Saales empfangen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ungern tat es Gunther&comma; aber die Klugheit war größer als sein Hochmut&comma; und er empfing den fremden Gast mit ausgestreckter Hand im Türbogen der Halle&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Willkommen&comma; Held Siegfried&comma; im Burgundenlande&period; Nehmt Quartier&comma; und wenn Ihr Euch geruht und mit Speise und Trank gekräftigt habt&comma; so erscheint aufs neue unter uns und tut uns zu wissen&comma; welcher glückliche Umstand uns einen so vieledlen Gast beschert hat&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ihr seid Gunther&comma; der König&comma;« sprach Siegfried ernst&period; »Und da Ihr wisset&comma; wer ich bin&comma; so ziemt es mir nicht&comma; Gastfreundschaft von Euch anzunehmen&comma; die Ihr später vielleicht gern ungeschehen machen möchtet&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Was könnte das wohl sein&comma;« rief Gunther erstaunt&comma; »das imstande wäre&comma; Euch uns unlieb zu machen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»König Gunther&comma;« entgegnete Siegfried&comma; »es liegt in Eurer Hand&period; Euer Reich ist so groß&comma; daß Ihr es kaum übersehen&comma; geschweige denn all Eure Grenzen schützen könnt&period; Schon rüsten im Osten die gottlosen Hunnen zu neuem Kriegszug&comma; und im Norden rührt sich der ewig unruhige Däne und sein Bruder&comma; der Sachse&period; Wie wollt Ihr Euch allein da helfen&quest; Mich aber hat tödliches Heimweh an den Rhein zurückgetrieben&comma; und wenn ich nicht daran sterben will&comma; muß ich am Rheine bleiben&period; So biete ich Euch denn für einen Teil Eurer Lande des Goldes so viel&comma; als Ihr begehrt&comma; dazu meine Freundschaft und mein Schwert gegen alle anrückenden Feinde&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er schwieg&period; Und alle im Kreise standen betroffen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da rief der vorschnelle Herr Ortwein von Metz&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ei&comma; ist das Euer einziges Gebot&quest; Da Ihr als Kaufmann kommt&comma; müßt Ihr den Handel verstehen mit Zu und Ab&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Siegfried sah über den Vorlauten hinweg&period; Doch als König Gunther seinen Mann nicht tadelte&comma; färbte sich sein Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich trage noch einen zweiten Vorschlag mit mir&comma;« sagte er mit lauter Stimme&period; »Wollt Ihr lieber um die Lande mit mir fechten als handeln&comma; so ist jeder von Euch&comma; zu Pferd und zu Fuß&comma; mit Schwert oder Speer&comma; vor meinen Waffen zum Zweikampf willkommen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das Schwert fuhr Herrn Ortwein aus der Scheide&period; »Glaubt Ihr&comma; Ihr sprecht mit Memmen&quest; Kommt her&comma; wenn Ihr mögt&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Herr Ortwein&comma;« rief Hagen&comma; »wer erlaubt Euch&comma; das Schwert zu ziehen&comma; bevor der König befiehlt&quest;« Und des Königs Brüder Gernot und Geiselher liefen und trugen Sorge&comma; daß das Schwert in der Scheide verschwand&period; Hagen aber raunte seinem Herrn Gunther zu&colon; »Gewinnet Zeit&comma; damit wir die Frage zu unseren Gunsten lösen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ein süßes Lächeln glitt um König Gunthers Mund&comma; als er auf Siegfried zutrat und des Helden Hände faßte&period; »Ihr seid mir lieb&comma; Held Siegfried&comma; und Euch meinen Freund zu nennen&comma; könnte mir mehr wert sein als die Hälfte meines Reiches&period; Aber sagt Euch selber&comma; daß Euer Vorschlag plötzlich und unerwartet kam und Euer ritterlicher Sinn uns Zeit lassen muß&comma; in Ruhe und Gesetztheit zu prüfen und zu überlegen&period; Betrachtet Euch also hier zu Hause&comma; und wir werden in den folgenden Tagen mit Euch gemeinsam das Rechte finden&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Damit winkte er Hunold&comma; dem Mundschenk&comma; und Hunold brachte ein reich mit Gold und funkelnden Steinen besetztes Büffelhorn&comma; mit rheinischem Wein gefüllt&comma; und König Gunther trank es Siegfried zu auf Frieden und Freundschaft&period; Da verneigte sich Siegfried besänftigt und höflich&comma; nahm das Horn und leerte es in kräftigen Zügen&period; Und der lang entbehrte Wein vom Rheine machte ihn fröhlich und gütigen Sinnes&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schon erschien Rumold&comma; der Oberküchenmeister&comma; in der Tür und meldete das Mahl&period; Und die Fürsten und Herren gingen guter Dinge in den Speisesaal&comma; und Siegfried saß zu seiten Gunthers auf erhabenem Thronsessel&comma; und sein Herz war so voll Sonne und Heiterkeit wie seit Jahren nicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In der Nacht aber saß Hagen lange noch bei seinem Herrn Gunther und beriet mit ihm&comma; wie man Siegfrieds Schwert und Schätze für sich gewinnen könne&comma; ohne eines Pfennigs Gegenwert&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Er muß Kriemhild sehen&comma; Eure liebliche Schwester&comma;« sagte Hagen endlich und erhob sich&comma; weil schon der Morgen graute&period; »Die Liebe zähmt und macht zum Sklaven&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>So sprach der grimme Hagen&comma; der unbeweibt geblieben war wie Gunther&comma; sein Herr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und von Stund an wich Hagen nicht mehr von Siegfrieds Seite&period; Er rühmte des Helden Kraft&comma; wenn er im Turnier dahergesprengt kam wie der Sonnengott und mit seiner schlanken Lanze die Burgundenritter aus dem Sattel hob&comma; als wären sie ohne Gewicht&period; Und er sprach bedauernden Tones davon&comma; daß nicht ein Geschlecht von Siegfriedssöhnen Namen und Art fortpflanzte zum Heile und zur Freude der Menschheit&period; »Es müßte eine Königstochter sein&comma; schön wie keine zweite unter der Sonne und dem Mond&comma; von mildem Stolz und zärtlichem Gemüt&comma; die nichts anderes wüßte&comma; als ihrem Herrn in Liebe zu gefallen und sein Herz mit Glück zu erfüllen&period; Doch wo gäbe es eine&comma; die Siegfrieds würdig wäre&period; O ja&comma; eine wohl wüßte ich&comma; die eine Einzige&comma; aber König Gunther und seine Brüder gäben wohl eher ihr ganzes Reich her als dieses Kleinod&comma; ihre Schwester&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie heißt sie&quest;« fragte Siegfried&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Kriemhild heißt sie&comma;« sprach Hagen von Tronje&comma; »und ist schlank und fein&comma; mit blauen Sonnen in den Augen&period; Und wenn sie ihr Blondhaar löst&comma; steht sie in einem Mantel da aus lichten&comma; fließenden Sonnenstrahlen&period; Der wallt ihr bis auf die schmalen Füße und verhüllt neidisch die Schönheit ihres Leibes&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich möchte sie wohl sehen&comma; wenn sie so lieblich ist&comma;« sagte Siegfried und ritt träumerisch hindann&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und in seinen Träumen sah er die Frau&comma; die er aus der wabernden Lohe befreit hatte&comma; die seinen Verlobungsring trug&comma; der er ihr Heimatland fern im brüllenden Nordmeer zurückgewonnen hatte&comma; und die für all seine heischende Liebe unempfänglich gewesen war in ihrem überhebenden Hochmut&period; Das stolze Mannweib Brunhild&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da wurde die Sehnsucht übermächtig in ihm nach echter und rechter Minne&period; Und jetzt war er es oft&comma; der zu Hagen sprach&colon; »Erzählet mir doch von Kriemhild&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder saßen die Fürsten und Herren in der Halle&comma; horchten auf Herrn Volkers&comma; des ritterlichen Spielmanns Weisen und tranken aus goldenen Bechern&period; Und Volkers Fiedelbogen klang so süß von Frauenliebe und Rittertat&comma; daß es Siegfried weich und wild zugleich ums Herze wurde&period; »König Gunther&comma;« sagte er leise und atmete schwer&comma; »Ihr habt eine Schwester&comma; Kriemhild geheißen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Verlegen blickte Gunther in seinen Becher&period; Die Werbung kam ihm zu früh&comma; und noch hatte der Gast auf seine Pläne nicht verzichtet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie ist fast noch ein Kind&comma;« entgegnete er ausweichend&comma; »wenn auch an Gestalt und Anmut die blühendste Jungfrau&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Gestattet mir&comma;« bat Siegfried&comma; »daß ich ihr meine Ehrfurcht erweise&period; Ich sah sie noch nie&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und Gunther antwortete&colon; »Sie ist scheu und zeigt sich nur unter Männern&comma; wenn es gilt&comma; einen Sieger zu kränzen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ha&comma;« rief Siegfried ungestüm&comma; »den Sieger will ich schon schaffen&comma; ich habe lange genug geruht&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Erbleichend gewahrte Gunther des Helden aufsteigende Wildheit&period; Schon wollte er Hagen zur Hilfe zu sich winken&comma; da schollen Stimmen vom Gange her&comma; und der Herold lief&comma; die Ursache zu erforschen&period; »Herr König&comma;« rief er&comma; als er zurückkehrte&comma; und seine Stimme war erregt&comma; »es sind Sendboten gekommen von König Lüdegast von Dänemark und König Lüdeger von Sachsen und heischen&comma; vor Euer Angesicht geführt zu werden&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist der Krieg&comma;« sagte Hagen von Tronje&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich will ihre Botschaft hören&comma;« gebot König Gunther und packte die Lehnen seines Thronsessels&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da wurden die Boten vom Herold hereingeführt&comma; und auf einen Wink Gunthers begannen sie ihren Spruch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Unsere Herren und Könige Lüdegast und Lüdeger haben uns hergesandt&comma; weil Eure Grenzen&comma; die an die unsern stoßen&comma; sie beleidigen&period; Sie lassen Euch Krieg ansagen und werden ins Land rücken mit dreißigtausend Rittern und Gewappneten&comma; Eure Burgen brechen und Eure Städte nehmen&comma; so Ihr nicht schleunigst um Frieden bittet und nach ihrem Willen tut&comma; die Grenzen regelt und gebührend Kriegszins zahlt&period; Das sollen wir Euch&comma; König Gunther&comma; und Euren Brüdern vermelden von König Lüdegast und König Lüdeger&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und wieder winkte Gunther&comma; daß man die Boten hinausführe und bewirte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Was tun wir&quest;« fragte er&comma; als die Boten draußen waren&comma; und sah Hagen an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und mürrisch entgegnete der Tronjer&colon; »Wir sind nicht vorbereitet und könnten in der Eile nicht mehr als ein paar Tausende ins Feld bringen&period; Was ist das gegen die furchtbare Überzahl&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»So sollen wir nachgeben&quest;« fragte Gunther und zerbiß seine Lippen&period; Und atemlos saßen die Ritter und wußten nicht&comma; wie sie der drohenden Gefahr begegnen sollten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da tat Siegfried den Mund auf und lachte in die beklommene Stille sein fröhlichstes Lachen&period; »Herr König Gunther&comma;« rief er&comma; »vor wenigen Minuten erst versprach ich Euch&comma; einen Sieger zu schaffen&period; Die Gelegenheit ist da&period; Gebt mir diese Herren hier mit und tausend Mann&comma; und ich werde den Dänen und Sachsen das Wiederkommen verleiden&period; Auf&excl; Ruft die Boten in den Saal&excl; Ich will meinen Kranz&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Und ich&quest;« rief König Gunther&period; »Was soll ich inzwischen verrichten&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ihr regiert das Land und sorgt&comma; daß alle beruhigt unter Eurem Schutze leben&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da sprang Hagen zum Könige und redete ihm zu&period; Und Gunther ließ die Boten in den Saal zurückrufen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Majestätisch saß der König&comma; und hochmütigen Tones sprach er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>»Reitet geschwind heim&comma; und wenn euch eure Herren fragen&comma; weshalb ihr eure Pferde nicht besser geschont hättet&comma; so sollt ihr ihnen antworten&colon; Weil uns die Burgunden schon auf den Fersen waren&excl; Fahrt wohl&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da stoben die Sendboten der Dänen und Sachsen mit verhängten Zügeln von dannen&period; Siegfried aber und die Burgundenrecken prüften Harnische und Helme&comma; Schwerter und Speere&comma; prüften Sattel und Zaumzeug und ließen die Hufe der Pferde mit frischen Eisen beschlagen&period; Auf gut beschirrten Wagen wurde der Proviant verladen und manch ein Fäßlein kräftigen Weins&period; Und ehe die Woche zu Ende war&comma; ritt Siegfried mit Gernot und Hagen und den andern Burgundenrittern&comma; gefolgt von tausend Mannen&comma; ins Feld&period; Herr Volker aber&comma; der feurige Spielmann&comma; führte die Fahne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Durch Hessen hindurch ging der rasche Zug ins Sachsenland hinein&period; König Lüdeger aber war schon mit seinem Heere zu seinem Bruder Lüdegast gestoßen&comma; so daß an der dänischen Grenze an die vierzigtausend Streiter beisammen waren&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ordnet unsere Tausend&comma;« gebot Siegfried dem grimmigen Tronjer&comma; »und stellt vor jedes Hundert einen Recken&comma; daß er den andern das wütende Beispiel gebe&period; Den Troß laßt zurück&period; Werden wir auf dem Felde totgeschlagen&comma; so brauchen wir nicht mehr zu essen&period; Siegen wir aber&comma; so sollen uns die Vorräte der Feinde nicht schlechter munden&period; Ich werde jetzt einmal auf Kundschaft reiten&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Mit vorsichtigen Hufen trabte Grane durchs Feld&period; In der Ferne dehnte sich das riesige Lager der Feinde&period; Und als Siegfried näher kam&comma; sah er einen goldgeschirrten Reiter die Schildwacht halten&period; Das war der Dänenkönig Lüdegast&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Siegfried legte die Lanze ein&period; Aber schon hatte der Däne ihn erblickt&comma; den Speer eingesetzt und den Schild gehoben&period; Die Rosse griffen aus&comma; daß die Ackerschollen flogen&comma; und so heftig war der Anprall der zornigen Gegner&comma; daß die Lanzen an den Schilden bis auf den Faustgriff zersplitterten&period; Wortlos griffen die beiden Führer nach den Schwertern&comma; doch bevor Siegfried den Balmung aus der Scheide hatte&comma; schlug ihm der riesige Däne schon so fürchterliche Hiebe über den Helm&comma; daß dem Helden schier Hören und Sehen vergehen wollte&period; Nun aber hatte er den Balmung frei&comma; und ein gespenstischer Kampf hob an auf der einsamen&comma; nächtigen Heide&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Kein Wort wurde gesprochen&period; Nur das Stampfen der Rosse&comma; das Klirren der Harnische&comma; das Sausen der Schwerter scholl&period; Mit einem Schlage spaltete Siegfried des Königs Lüdegast Schild&period; Der nahm die Stücke und schmetterte sie Siegfried an den Kopf&period; Der Held aber in wildem Grimm schlug noch einmal zu&period; Da flog des Dänenkönigs Harnisch in Fetzen&period; Und als der Däne den Streitkolben packte und ihn in rasenden Hieben auf Siegfried niedersausen ließ&comma; tat Siegfried den dritten Schlag&comma; der den Dänenkönig blutend vom Pferde warf&period; Da gab sich Lüdegast in Siegfrieds Hand&comma; und der Held nahm ihn als ritterlichen Gefangenen und führte ihn zu den Burgunden&period; Hei&comma; wie die Herren und Mannen Siegfrieds Lob sangen und allen der Mut mächtig emporwuchs&comma; trotz der Vierzigtausend&comma; die gegen sie standen&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Kaum lugte die frühe Morgensonne über den Horizont&comma; da sahen sie das Feld lebendig werden&period; So weit das Auge reichte&comma; erblickte man nichts als Schlachthaufen hinter Schlachthaufen&comma; Reiter und Fußvolk&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Fürchtet euch nicht&comma;« rief Siegfried den Seinen zu&period; »Wenn das Korn dicht steht&comma; mäht es sich am leichtesten&excl;« Und er ließ Herrn Volker&comma; den Spielmann&comma; die Fahne entrollen&period; »Mir nach&excl;« schrie Siegfried&comma; gab Grane die Sporen und stürzte sich mitten in die Feinde&period; In den Bügeln stand er aufrecht&comma; daß alle ihn sehen konnten&comma; und nach links und nach rechts hieb er mit gewaltigem Arme eine Bresche und dann eine Gasse und wütete bald mitten in den feindlichen Haufen&period; Hinter ihm jagte Volker mit der Fahne und pfiff ein Liebeslied zu seinen schneidigen Hieben&period; Und links und rechts brachen Gernot in die Heerhaufen und der grimmige Hagen&comma; dessen Einauge funkelte&comma; und der nur mit dem Streitkolben malmend in die Menge schlug&comma; und Dankwart&comma; der blindlings dreinhieb ohne Furcht um sein Leben&comma; Herr Ortwein von Metz&comma; der zu jedem Schlag ein Fluchwort spendete&comma; und die Herren Sindold&comma; Hunold und Rumold&comma; mit zusammengebissenen Zähnen und beißenden Schwertern&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie das Roß Grane seinen Reiter trug&excl; In den Rücken der Feinde war Siegfried gelangt&comma; und er warf jauchzend den Gaul herum und bahnte sich mit dem blutigen Schwert eine zweite Gasse&comma; Tote und Stöhnende hinter sich lassend&period; Wieder hatte er die Heerhaufen durchbrochen&comma; und wieder riß er sein Roß herum&period; Da warf sich der Sachsenkönig Lüdeger gegen ihn mit so wilder Wucht&comma; daß sich Grane überschlug und Siegfried mit sich niederriß&period; Aber schon war Grane auf den Beinen und Siegfried im Sattel&comma; und die Wut über den Sturz machte ihn doppelt furchtbar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Seid Ihr der Teufel&quest;« schrie Lüdeger und wehrte sich wie ein Verzweifelter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Siegfried schrie zurück&colon; »Riechst du den Schwefelstank&comma; so schwitzt ihn deine Angst&excl;« Und er fegte des Königs Helm und seinen Harnisch&comma; daß kein Teil am andern blieb&period; Da gab sich ermattet Lüdeger in Siegfrieds ritterliche Haft&comma; und der Held packte den Gefangenen und zeigte ihn dem Heere der Sachsen und Dänen vor&period; Und es ward ein wildes Flüchten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Burgunden setzten ihnen nach und griffen an Beute und Gefangenen&comma; was ihre Hände fassen konnten&period; Der am besten Berittene aber wurde abgesandt&comma; König Gunther die Siegesbotschaft nach Worms zu bringen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als der Bote an den Rhein kam&comma; stand die liebliche Kriemhild am Fenster ihrer Kemenate&period; »Sieg&excl;« rief ihr der Reiter zu und schwenkte seinen Helm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Weit beugte sich Kriemhild zum Fenster hinaus&period; »Nennt mir den Tapfersten&comma; Mann&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Siegfried — Siegfried&excl;« scholl es zurück&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da spürte Kriemhild&comma; daß ihr glühendes Rot über Hals und Wangen rann&comma; denn sie hatte viele Lieder vernommen von dem herrlichen Helden und war ihm in der Stille zugetan&comma; ohne ihn je erschaut zu haben&period; —<&sol;p>&NewLine;<p>Nach Wochen kamen die Burgunden mit den gefangenen Königen heim und unermeßlicher Beute&period; Gunther ging ihnen entgegen&comma; und als Siegfried vom Pferde sprang&comma; umarmte und küßte er ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nie werde ich es Euch vergessen&comma;« sprach König Gunther&comma; »was Ihr für mich vollbrachtet&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Und sie saßen in der Halle beim Mahle&comma; und die Heimgekehrten hieben in die Schüsseln&comma; als ob es in die Feinde ging&comma; und die Trinkhörner&comma; gefüllt mit rheinischem Wein&comma; machten immer wieder die Runde&period; Da bat Siegfried&comma; daß man die gefangenen Könige teilnehmen lasse&comma; und man führte sie herein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wählt Euren Teil an der Beute&comma; mein tapferer Siegfried&comma;« rief König Gunther und schwenkte ihm das Trinkhorn zu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»So wähle ich mir&comma;« sprach der Held&comma; »die beiden Herren Lüdegast und Lüdeger und schenke ihnen die Freiheit&comma; denn sie haben sich wie die Löwen geschlagen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nicht gern hörte König Gunther den Wunsch&comma; aber er mußte ihn gewähren&comma; und die Kunde von Siegfrieds ritterlichem Sinn lief bald in die Frauenkemenate&comma; und Kriemhild vernahm sie mit Freuden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Morgen&comma;« flüsterte sie vor sich hin&comma; und ihre Wangen brannten&comma; »morgen werde ich ihn kränzen und sein Angesicht schauen&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da schlief die Königstochter nicht eine Stunde in der Nacht&period;<&sol;p>

«

»