Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Deutsche Volksmärchen vom Berggeist und Herrn des Riesengebirges
(Rudolf Reichhardt)

Rübezahl und der Schneider Benedix

<p>Der unmutsvolle Berggeist verließ die Oberwelt mit dem Entschluß&comma; nie wieder das Tageslicht zu schauen&semi; doch die wohltätige Zeit verwischte nach und nach die Eindrücke seines Grams&semi; gleichwohl war ein Zeitraum von neunhundertneunundneunzig Jahren erforderlich&comma; ehe die alte Wunde ausheilte&period; Endlich&comma; da ihn die Beschwerde der Langeweile drückte und er einstmals sehr übel aufgeräumt war&comma; brachte sein Liebling und Hofschalksnarr in der Unterwelt&comma; ein drolliger Kobold&comma; eine Lustpartie aufs Riesengebirge in Vorschlag&comma; welchem Rübezahl gern zustimmte&period; Es war nur eine Minute nötig&comma; so war die weite Reise vollendet und er befand sich mitten auf dem großen Rasenplatz seines ehemaligen Lustgartens&comma; dem er nebst dem übrigen Zubehör die vorige Gestalt gab&semi; doch blieb alles für menschliche Augen verborgen&semi; die Wanderer&comma; die übers Gebirge zogen&comma; sahen nichts als eine fürchterliche Wildnis&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Anblick dieser Gegenstände erneuerte alle Erinnerungen an die schöne Emma&comma; ihr Bild schwebte ihm noch so deutlich vor&comma; als stünde sie neben ihm&period; Aber die Vorstellung&comma; wie sie ihn überlistet und hintergangen hatte&comma; machte seinen Groll gegen die ganze Menschheit wieder rege&period; „Unseliges Erdengewürm&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er aus&comma; indem er aufschaute und vom hohen Gebirge die Türme der Kirchen und Klöster in Städten und Flecken erblickte&comma; „du treibst&comma; sehe ich&comma; dein Wesen noch immer unten im Tale&period; Hast mich geäfft durch Tücke und Ränke&comma; sollst mir nun büßen&semi; will dich auch hetzen und plagen&comma; daß dir soll bange werden vor dem Treiben des Geistes im Gebirge&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kaum hatte er dies Wort gesagt&comma; so vernahm er in der Ferne Menschenstimmen&period; Drei junge Gesellen wanderten durchs Gebirge und der keckste unter ihnen rief ohne Unterlaß&colon; „Rübezahl&comma; komm herab&excl; Rübezahl&comma; Mädchendieb&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Von undenklichen Jahren her hatte der Volksmund die Entführungsgeschichte des Berggeistes getreulich aufbewahrt&comma; sie wie gewöhnlich mit lügenhaften Zusätzen vermehrt und jeder Reisende&comma; der das Riesengebirge betrat&comma; unterhielt sich mit seinen Gefährten von den Abenteuern desselben&period; Man trug sich mit unzähligen Spukgeschichten&comma; die sich niemals begeben hatten&comma; machte damit zaghafte Wanderer fürchten und die starken Geister und Witzlinge&comma; die an keine Gespenster glaubten&comma; machten sich darüber lustig&comma; pflegten aus Übermut oder um ihre Herzhaftigkeit zu beweisen&comma; den Geist oft zu rufen&comma; aus Schäkerei bei seinem Spottnamen zu nennen und auf ihn zu schimpfen&period; Man hat nie gehört&comma; daß dergleichen Beleidigungen von dem friedsamen Berggeiste wären gerügt worden&semi; denn in den Tiefen des Abgrundes erfuhr er von diesem mutwilligen Hohn kein Wort&period; Desto mehr war er betroffen&comma; da er sein ganzes Abenteuer mit der Prinzessin jetzt so kurz und bündig ausrufen hörte&period; Wie der Sturmwind raste er durch den düsteren Fichtenwald und war schon im Begriff&comma; den armen Tropf&comma; der sich ohne Absicht über ihn lustig gemacht hatte&comma; zu erdrosseln&comma; als er in dem Augenblick bedachte&comma; daß eine so empfindliche Rache großes Geschrei im Lande erregen&comma; alle Wanderer aus dem Gebirge wegbannen und ihm die Gelegenheit rauben würde&comma; sein Spiel mit den Menschen zu treiben&period; Darum ließ er ihn und seine Gefährten ruhig ihre Straße ziehen&comma; mit dem Vorbehalt&comma; seinen verübten Mutwillen ihm doch nicht ungestraft hingehen zu lassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf dem nächsten Scheidewege trennte sich der Hohnsprecher von seinen Kameraden und gelangte diesmal mit heiler Haut in Hirschberg&comma; seiner Heimat&comma; an&period; Aber als unsichtbarer Geleitsmann war ihm Rübezahl bis zur Herberge gefolgt&comma; um ihn zu gelegener Zeit dort zu finden&period; Jetzt trat er seinen Rückweg ins Gebirge an und sann auf ein Mittel&comma; sich zu rächen&period; Da begegnete ihm auf der Landstraße ein reicher alter Handelsmann&comma; der nach Hirschberg wollte&semi; da kam ihm in den Sinn&comma; diesen zum Werkzeug seiner Rache zu gebrauchen&period; Er gesellte sich also zu ihm in Gestalt des losen Gesellen&comma; der ihn gefoppt hatte&comma; und plauderte freundlich mit ihm&comma; führte ihn unbemerkt seitab von der Straße und da sie ins Gebüsch kamen&comma; fiel er dem Händler mörderisch in den Bart&comma; zauste ihn weidlich&comma; riß ihn zu Boden&comma; knebelte ihn und raubte ihm seinen Säckel&comma; worin er viel Geld und Geschmeide trug&period; Nachdem er ihn mit Faustschlägen und Fußtritten zum Abschied noch gar übel zugerichtet hatte&comma; ging er davon und ließ den armen geplünderten Mann halbtot im Busche liegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als sich der Händler von seinem Schrecken erholt hatte und wieder Leben in ihm war&comma; fing er an zu wimmern und laut um Hilfe zu rufen&semi; denn er fürchtete in der grausenvollen Einöde zu verschmachten&period; Da trat ein feiner&comma; ehrbarer Mann zu ihm&comma; dem Ansehen nach ein Bürger aus einer der umliegenden Städte&comma; fragte&comma; warum er so stöhne&comma; und als er ihn geknebelt fand&comma; löste er ihm die Bande von Händen und Füßen und leistete ihm alles das&comma; was der barmherzige Samariter im Evangelium dem Manne tat&comma; der unter die Mörder gefallen war&period; Nachher labte er ihn mit einem kräftigen Schluck Lebenswasser&comma; das er bei sich trug&comma; führte ihn wieder auf die Landstraße und geleitete ihn freundlich bis nach Hirschberg an die Tür der Herberge&semi; dort reichte er ihm einen Zehrpfennig und schied von ihm&period; Wie erstaunte der Händler&comma; als er beim Eintritt in den Krug seinen Räuber am Zechtisch erblickte&comma; so frei und unbefangen als ein Mensch sein kann&comma; der sich keiner Übeltat bewußt ist&excl; Er saß hinter einem Schoppen Landwein&comma; trieb Scherz und gute Schwänke mit anderen lustigen Zechbrüdern und neben ihm lag der nämliche Rucksack&comma; in welchen er den geraubten Säckel geborgen hatte&period; Der bestürzte Händler wußte nicht&comma; ob er seinen Augen trauen sollte&comma; schlich sich in einen Winkel und ging mit sich selbst zu Rate&comma; wie er wieder zu seinem Eigentum gelangen möchte&period; Es schien ihm unmöglich&comma; sich in der Person geirrt zu haben&semi; darum schlich er sich unbemerkt zur Tür hinaus&comma; ging zum Richter und machte ihm Mitteilung von dem räuberischen Überfall&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Hirschberger Gericht stand damals in dem Rufe&comma; daß es schnell und tätig sei&comma; Recht und Gerechtigkeit zu handhaben&period; Häscher bewaffneten sich mit Spießen und Stangen&comma; umringten das Schenkhaus&comma; griffen den unschuldigen Verbrecher und führten ihn vor die Schranken der Ratsstube&comma; wo sich die weisen Väter indes versammelt hatten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wer bist du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte der ernsthafte Stadtrichter&comma; als der Angeklagte hereintrat&comma; „und von wannen kommst du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Er antwortete freimütig und unerschrocken&colon; „Ich bin ein ehrlicher Schneider meines Handwerks&comma; Benedix genannt&comma; komme von Liebenau und stehe hier in Arbeit bei meinem Meister&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hast du nicht diesen Mann im Walde mörderisch überfallen&comma; übel geschlagen&comma; gebunden und seines Säckels beraubt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich habe diesen Mann nie mit Augen gesehen&comma; hab’ ihn auch weder geschlagen&comma; noch gebunden&comma; noch seines Säckels beraubt&period; Ich bin ein ehrlicher Zünftler und kein Straßenräuber&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Womit kannst du deine Ehrlichkeit beweisen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mit dem Ausweis über meine Kundschaft und dem Zeugnis meines guten Gewissens&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weis’ auf deine Kundschaft&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Benedix öffnete getrost den Rucksack&semi; denn er wußte wohl&comma; daß er nichts als sein wohlerworbenes Eigentum darin verwahrte&period; Doch wie er ihn ausleerte&comma; sieh da&excl; da klingelt’s unter dem herausstürzenden Plunder wie Geld&period; Die Häscher griffen hurtig zu&comma; breiteten den Kram auseinander und zogen den schweren Säckel hervor&comma; welchen der erfreute Handelsmann alsbald als sein Eigentum nach Feststellung des Tatbestandes zurückforderte&period; Der arme Schneider stand da wie vom Donner gerührt&comma; wollte vor Schrecken umsinken&comma; ward bleich&comma; die Lippen bebten&comma; die Knie wankten&comma; er verstummte und sprach kein Wort&period; Des Richters Stirn verfinsterte sich und eine drohende Gebärde weissagte einen strengen Bescheid&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie nun&comma; Bösewicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; donnerte der Stadtvogt&period; „Erfrechst du dich noch&comma; den Raub zu leugnen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Erbarmung&comma; gestrenger Herr Richter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; winselte der Angeklagte auf den Knien&comma; mit hochaufgehobenen Händen&period; „Alle Heiligen im Himmel ruf’ ich zu Zeugen an&comma; daß ich unschuldig bin an dem Raube&semi; ich weiß nicht&comma; wie des Händlers Säckel in meinen Rucksack gekommen ist&comma; Gott weiß es&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist überwiesen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fuhr der Richter fort&comma; „der Säckel beweist genugsam das Verbrechen&comma; tue Gott und der Obrigkeit die Ehre&comma; und bekenne freiwillig&comma; ehe der Peiniger kommt&comma; dir das Geständnis der Wahrheit abzufoltern&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der geängstigte Benedix konnte nichts&comma; als sich auf seine Unschuld berufen&semi; aber er predigte tauben Ohren&colon; man hielt ihn für einen hartnäckigen Gaudieb&comma; der sich nur aus der Halsschlinge herausleugnen wollte&period; Meister Hämmerling&comma; der Foltermeister&comma; wurde herbeigerufen&comma; durch die stählernen Gründe seiner Beredsamkeit ihn zu veranlassen&comma; Gott und der Obrigkeit die volle Wahrheit zu bekennen&period; Jetzt verließ den armen Wicht die standhafte Freudigkeit seines guten Gewissens&comma; er bebte zurück vor den Qualen&comma; die seiner warteten&period; Da der Folterer im Begriff war&comma; ihm die Daumenschrauben anzulegen&comma; bedachte er&comma; daß dies ihn untüchtig machen würde&comma; jemals wieder mit Ehren die Nadel zu führen&comma; und ehe er wollte ein verdorbener Kerl bleiben sein Leben lang&comma; meinte er&comma; es sei besser&comma; der Marter mit einem Male ledig zu werden&comma; und gestand das Bubenstück ein&comma; von welchem sein Herz nichts wußte&period; Die Verhandlung wurde nun kurzerhand abgetan und der Angeklagte&comma; ohne daß sich das Gericht teilte&comma; von Richtern und Schöppen zum Strange verurteilt&comma; welcher Rechtsspruch zur Ersparung der Verpflegungskosten gleich tags darauf bei frühem Morgen vollzogen werden sollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle Zuschauer&comma; welche das hochnotpeinliche Halsgericht herbeigelockt hatte&comma; fanden das Urteil des wohlweisen Magistrats gerecht und billig&semi; doch keiner rief den Richtern lauteren Beifall zu&comma; als der barmherzige Samariter&comma; der mit in die Gerichtsstube eingedrungen war und nicht satt werden konnte&comma; die Gerechtigkeitsliebe der Herren von Hirschberg zu erheben&semi; und in der Tat hatte auch niemand näheren Anteil an der Sache als eben dieser Menschenfreund&comma; der mit unsichtbarer Hand des Händlers Säckel in des Schneiders Rucksack verborgen hatte und kein anderer als Rübezahl selbst war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schon am frühen Morgen lauerte er am Hochgericht in Rabengestalt auf den Leichenzug&comma; der das Opfer seiner Rache dahin begleiten sollte&comma; und es regte sich bereits in ihm der Rabenhunger&comma; dem neuen Ankömmling die Augen auszuhacken&semi; aber diesmal harrte er vergebens&period; Ein frommer Ordensbruder&comma; der es sich angelegen sein ließ&comma; die zum Tode Verurteilten zur Sinnesänderung und Buße zu bekehren&comma; fand den Schneidergesellen so unwissend im Christenglauben&comma; daß er den Magistrat um einen dreitägigen Aufschub der Hinrichtung bat&period; Als Rübezahl davon hörte&comma; flog er ins Gebirge&comma; die Vollstreckung des Urteils daselbst zu erwarten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In diesem Zeitraume durchstrich er nach seiner Gewohnheit die Wälder und erblickte auf dieser Streiferei eine junge Dirne&comma; die sich unter einem schattenreichen Baum gelagert hatte&period; Ihr Haupt sank schwermütig auf die Brust hinab&comma; ihre Kleidung war nicht kostbar&comma; aber reinlich und der Zuschnitt daran bürgerlich&period; Von Zeit zu Zeit verwischte sie mit der Hand eine herabrollende Zähre von den Wangen und schwere Seufzer entrangen sich ihrer Brust&period; Schon ehemals hatte der Berggeist die mächtigen Eindrücke jungfräulicher Tränen empfunden&semi; auch jetzt war er so gerührt davon&comma; daß er von dem Vorsatz&comma; welchen er sich auferlegt hatte&comma; alle Menschenkinder&comma; die durchs Gebirge ziehen würden&comma; zu tücken und zu quälen&comma; zum ersten Male abging&comma; die Empfindung des Mitleids sogar als ein wohltuendes Gefühl erkannte und Verlangen trug&comma; das Mädchen zu trösten&period; Er verwandelte sich wieder in einen ehrbaren Bürger&comma; trat freundlich zu der jungen Dirne und sprach&colon; „Mägdlein&comma; was trauerst du hier in der Wüste so einsam&quest; Verhehle mir nicht deinen Kummer&comma; daß ich zusehe&comma; wie dir zu helfen sei&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Mädchen&comma; das ganz in Schwermut versunken war&comma; schreckte auf&comma; da sie diese Stimme hörte&comma; und erhob ihr gesenktes Haupt&period; Zwei helle Tränen glänzten in ihren Augen und das holde&comma; jungfräuliche Antlitz war mit dem Ausdruck banger Schmerzensgefühle übergossen&period; Da sie den ehrsamen Mann vor sich stehen sah&comma; sprach sie&colon; „Was kümmert Euch mein Schmerz&comma; guter Mann&comma; da Ihr nicht helfen könnt&quest; Ich bin eine Unglückliche&comma; eine Mörderin&comma; habe den Mann meines Herzens gemordet und will abbüßen meine Schuld mit Jammer und Tränen&comma; bis mir der Tod das Herz bricht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der ehrbare Mann staunte&period; „Du eine Mörderin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er&comma; „bei diesem freundlichen&comma; lieben Gesicht trügst du die Hölle im Herzen&quest; Unmöglich&excl; — Zwar die Menschen sind aller Ränke und Bosheit fähig&comma; das weiß ich&semi; gleichwohl ist mir’s hier ein Rätsel&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So will ich’s Euch lösen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte die trübsinnige Jungfrau&comma; „wenn Ihr es zu wissen begehrt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Er sprach&colon; „Sag’ an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich hatte einen Gespielen von Jugend an&comma; den Sohn meiner Nachbarin&period; Er war so lieb und gut&comma; so treu und bieder&comma; liebte mich so standhaft und herzig&comma; daß ich ihm ewige Treue gelobte&period; Ach&comma; das Herz des braven Menschen habe ich vergiftet&comma; hab’ ihn der Tugendlehren seiner frommen Mutter vergessen gemacht und ihn zu einer Übeltat verleitet&comma; wofür er sein Leben verwirkt hat&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Berggeist rief erstaunt&colon; „Du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Herr&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach sie&comma; „ich bin seine Mörderin&comma; hab’ ihn gereizt&comma; einen Straßenraub zu begehen und einen Handelsmann zu plündern&semi; da haben ihn die Herren von Hirschberg gegriffen&comma; Halsgericht über ihn gehalten und&comma; o Herzeleid&excl; morgen wird er abgetan&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und was hast du verschuldet&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte verwundert Rübezahl&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Herr&excl; Ich habe sein junges Leben auf meinem Gewissen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie das&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er zog auf die Wanderschaft übers Gebirge und als es zum Abschied ging&comma; sprach er&colon; ‚Feins Liebchen&comma; bleib mir treu&period; Wenn der Apfelbaum zum dritten Male blüht und die Schwalbe zum Nest trägt&comma; kehr’ ich von der Wanderschaft zurück&comma; dich heimzuholen als mein junges Weib&semi;&OpenCurlyQuote; und das gelobte ich ihm zu werden durch einen teuren Eid&period; Nun blühte der Apfelbaum zum dritten Male und die Schwalbe nistete&comma; da kam Benedix wieder&comma; erinnerte mich meiner Zusage und wollte mich zur Trauung führen&period; Ich aber neckte und höhnte ihn und sprach&colon; ‚Dein Weib kann ich nicht werden&comma; du hast weder Herd noch Obdach&period; Schaff’ dir erst blanke Taler an&comma; dann frage wieder&period;&OpenCurlyQuote; Der arme Junge wurde durch diese Rede sehr betrübt&period; ‚Ach&comma; Klärchen&comma;&OpenCurlyQuote; seufzte er tief&comma; mit einer Träne im Auge&comma; ‚steht dir dein Sinn nach Geld und Gut&comma; so bist du nicht das biedere Mädchen mehr&comma; das du vormals warst&excl; Schlugst du nicht ein in diese Hand&comma; da du mir deine Treue schwurest&quest; Und was hatte ich mehr als diese Hand&comma; dich einst damit zu ernähren&quest; Woher dein Stolz und spröder Sinn&quest; Ach&comma; Klärchen&comma; ich verstehe dich&semi; ein reicher Freier hat mir dein Herz entwendet&semi; lohnst du mir also&comma; Ungetreue&quest; Drei Jahre habe ich mit Sehnsucht und Harren traurig verlebt&comma; habe jede Stunde gezählt bis auf diesen Tag&comma; da ich kam&comma; dich heimzuführen&period; Wie leicht und rasch machte meinem Fuß Hoffnung und Freude&comma; da ich übers Gebirge wandelte&comma; und nun verschmähst du mich&excl;&OpenCurlyQuote; Er bat und flehte&comma; doch ich blieb fest auf meinem Sinn&colon; ‚Mein Herz verschmäht dich nicht&comma; o Benedix&excl;&OpenCurlyQuote; antwortete ich&comma; ‚nur meine Hand versag’ ich dir für jetzt&semi; zieh hin&comma; erwirb dir Gut und Geld&comma; und hast du das&comma; so komm&comma; dann will ich dich gern zum Mann nehmen&period;&OpenCurlyQuote; ‚Wohlan&comma;&OpenCurlyQuote; sprach er mit Unmut&comma; ‚du willst es so&comma; ich gehe in die Welt&comma; will laufen&comma; will rennen&comma; will betteln&comma; stehlen&comma; sparen&comma; sorgen und eher sollst du mich nicht wiedersehen&comma; bis ich erlange den schnöden Preis&comma; um den ich dich erwerben muß&period; Leb’ wohl&comma; ich fahre hin&comma; Ade&excl;&OpenCurlyQuote; — So hab’ ich ihn betört&comma; den armen Benedix&semi; er ging ergrimmt davon&semi; da verließ ihn sein guter Engel&comma; daß er tat&comma; was nicht recht war und was sein Herz gewiß verabscheute&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der ehrsame Mann schüttelte den Kopf über diese Rede und rief nach einer Pause mit nachdenklicher Miene&colon; „Wunderbar&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Hierauf wendete er sich zu der Dirne&colon; „Warum&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er&comma; „erfüllst du aber hier den leeren Wald mit deinen Wehklagen&comma; die dir und deinem Bräutigam nichts nützen und frommen können&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Lieber Herr&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fiel sie ihm ein&comma; „ich war auf dem Wege nach Hirschberg&comma; da wollte mir der Jammer das Herz abdrücken&comma; darum weilte ich unter diesem Baume&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und was willst du in Hirschberg tun&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich will dem Blutrichter zu Fuße fallen&comma; will mit meinem Klagegeschrei die Stadt erfüllen und die Töchter der Stadt sollen mir wehklagen helfen&comma; ob das die Herren erbarmen möchte&comma; dem unschuldigen Blut das Leben zu schenken&semi; und so mir’s nicht gelingt&comma; meinen Benedix dem schmählichen Tode zu entreißen&comma; will ich freudig mit ihm sterben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Rübezahl wurde durch diese Rede so bewegt&comma; daß er von Stund’ an seiner Rache ganz vergaß und der Trostlosen ihren Bräutigam wiederzugeben beschloß&period; „Trockne ab deine Tränen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach er mit teilnehmender Gebärde&comma; „und laß deinen Kummer schwinden&period; Ehe die Sonne zur Rüste geht&comma; soll dein Benedix frank und frei sein&period; Morgen um den ersten Hahnenschrei sei wach und aufmerksam und wenn ein Finger ans Fenster klopft&comma; so tu auf die Tür deines Hauses&semi; denn es ist dein Benedix&comma; der davor stehet&period; Hüte dich&comma; ihn wieder wild zu machen durch deinen spröden Sinn&period; — Du sollst auch wissen&comma; daß er das Bubenstück nicht begangen hat&comma; dessen du ihn zeihest&comma; und du hast gleichfalls keine Schuld&semi; denn er hat sich durch deinen Eigensinn zu keiner bösen Tat reizen lassen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Mädchen&comma; verwundert über diese Rede&comma; sah ihm starr und steif ins Gesicht und weil darin keine Schalkheit oder Trug sich zeigte&comma; gewann sie Zutrauen&comma; ihre trübe Stirn klärte sich auf und sie sprach voll froher Zuversicht&colon; „Lieber Herr&comma; wenn Ihr mein nicht spottet und es also ist&comma; wie Ihr sagt&comma; so müßt Ihr ein Seher oder der gute Engel meines Benedix sein&comma; daß Ihr das alles so wißt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sein guter Engel&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; versetzte Rübezahl betroffen&comma; „nein&comma; der bin ich wahrlich nicht&semi; aber ich kann’s werden und du sollst’s erfahren&excl; Ich bin ein Bürger aus Hirschberg&comma; habe mit zu Rate gesessen&comma; als der arme Sünder verurteilt wurde&semi; aber seine Unschuld ist ans Licht gebracht&comma; fürchte nichts für sein Leben&period; Ich will hin&comma; ihn seiner Bande zu entledigen&comma; denn ich vermag viel in der Stadt&period; Sei guten Muts und kehre heim in Frieden&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Das Mädchen machte sich alsbald auf und gehorchte&comma; obgleich Furcht und Hoffnung in ihrer Seele kämpften&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der ehrwürdige Pater Graurock hatte sich’s die drei Tage des Aufschubs inzwischen blutsauer werden lassen&comma; den Verurteilten gehörig zum Tode vorzubereiten&period; Als er dem trostlosen Benedix zum letztem Male gute Nacht gewünscht hatte&comma; begegnete ihm Rübezahl unsichtbarerweise beim Eingange&comma; noch unentschlossen&comma; wie er sein Vorhaben&comma; den armen Schneider in Freiheit zu setzen&comma; auszuführen vermöchte&period; In dem Augenblick geriet er auf den Einfall&comma; der recht nach seinem Sinn war&period; Er schlich dem Mönche ins Kloster nach&comma; stahl aus der Kleiderkammer ein Ordenskleid&comma; fuhr hinein und begab sich in Gestalt des Bruders Graurock ins Gefängnis&comma; welches ihm der Kerkermeister ehrerbietig öffnete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das Heil deiner Seele&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; redete er den Gefangenen an&comma; „treibt mich nochmals hierher&comma; da ich dich kaum verlassen habe&period; Doch hatte ich vorher vergessen&comma; dich nach etwas zu fragen&period; Sag’ an&comma; denkst du auch noch an Klärchen&quest; Liebst du sie noch als deine Braut&quest; Hast du ihr etwas vor deiner Hinfahrt zu sagen&comma; so vertraue es mir&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Benedix staunte bei diesem Namen noch mehr&semi; der Gedanke an sie&comma; den er mit großer Gewissenhaftigkeit in seiner Seele zu ersticken bemüht gewesen war&comma; wurde auf einmal wieder so heftig angefacht&comma; besonders da vom Abschiedsgruße die Rede war&comma; daß er überlaut anfing zu weinen und zu schluchzen und kein Wort vorzubringen vermochte&period; Diese herzbrechende Gebärdung jammerte den mitleidigen Mönch also&comma; daß er beschloß&comma; dem Spiel ein Ende zu machen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Armer Benedix&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach er&comma; „gib dich zufrieden und sei getrost und unverzagt&comma; du sollst nicht sterben&period; Ich habe in Erfahrung gebracht&comma; daß du unschuldig bist an dem Raube und deine Hand mit keinem Laster befleckt hast&comma; darum bin ich gekommen&comma; dich aus dem Kerker zu entführen und der Bande zu entledigen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Er zog einen Schlüssel aus der Tasche&period; „Laß sehen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; fuhr er fort&comma; „ob er schließe&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Der Versuch gelang&comma; der Entfesselte stand da&comma; frank und frei&comma; die Ketten fielen ab von Händen und Füßen&period; Hierauf wechselte der gutmütige Ordensbruder mit ihm die Kleider und sprach&colon; „Gehe gemachsam wie ein frommer Mönch durch die Schar der Wächter vor der Tür des Gefängnisses und durch die Straßen&comma; bis du der Stadt Weichbild hinter dir hast&semi; dann schürze dich hurtig und schreite rüstig zu&comma; daß du gelangst ins Gebirge&comma; und raste nicht&comma; bis du in Liebenau vor Klärchens Tür stehst&comma; klopfe leise an&comma; dein Liebchen harret deiner mit ängstlichem Verlangen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der gute Benedix wähnte&comma; das alles sei nur ein Traum&comma; rieb sich die Augen&comma; zwickte sich in die Arme&comma; um zu versuchen&comma; ob er wache oder schlafe&comma; und da er inne ward&comma; daß sich alles so verhalte&comma; fiel er seinem Befreier zu Füßen und umfing seine Knie&comma; wollte eine Danksagung stammeln und lag da in stummer Freude&comma; denn die Worte versagten ihm&period; Der liebreiche Mönch trieb ihn endlich fort und reichte ihm noch ein Laib Brot und eine Knackwurst zur Zehrung auf den Weg&period; Mit wankendem Knie schritt Benedix über die Schwelle des traurigen Kerkers und fürchtete immer&comma; erkannt zu werden&period; Aber sein ehrwürdiges Gewand gab ihm die Gewähr&comma; daß keiner der Wächter in ihm einen Verbrecher vermutete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klärchen saß indessen bänglich einsam in ihrem Kämmerlein&comma; horchte auf jedes Rauschen des Windes und spähete nach jedem Fußtritt der Vorübergehenden&period; Oft dünkte ihr&comma; es rege sich was am Fensterladen&comma; oder es klinge der Pfortenring&semi; sie schreckte auf mit Herzklopfen&comma; sah durch die Luke und es war Täuschung&period; Schon schüttelten die Hähne in der Nachbarschaft die Flügel und verkündeten durch ihr Krähen den kommenden Tag&semi; das Glöcklein im Kloster läutete zur Frühmette&comma; das ihr wie Totenruf und Grabesklang tönte&semi; der Wächter stieß zum letzten Male ins Horn und weckte die schnarchenden Bäckermägde zu ihrem frühen Tagewerk&period; Klärchens Lampe fing an&comma; dunkel zu brennen&comma; weil’s ihm an Öl gebrach&comma; ihre Unruhe mehrte sich mit jedem Augenblick&period; Sie saß auf ihrer Bettlade&comma; weinte bitterlich und seufzte&colon; „Benedix&comma; Benedix&excl; Was für ein banger Tag für dich und mich dämmert jetzt heran&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie lief ans Fenster&comma; ach&excl; blutrot war der Himmel nach Hirschberg hin und schwarze Nebelwolken webten wie Trauerflor und Leichentücher hin und wieder am Horizonte&period; Ihre Seele bebte vor diesem ahnungsvollen Anblick zurück&comma; sie sank in dumpfes Hinbrüten und Totenstille war um sie her&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da pocht’s dreimal leise an das Fenster&comma; als ob sich etwas rührte&period; Ein froher Schauder durchlief ihre Glieder&comma; sie sprang auf&comma; tat einen lauten Schrei&semi; denn eine Stimme flüsterte durch die Luke&colon; „Feins Liebchen&comma; bist du wach&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; — Husch war sie an der Tür&period; — „Ach&comma; Benedix&comma; bist du’s oder ist’s dein Geist&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Wie sie aber den Bruder Graurock erblickte&comma; fiel sie zurück und sank vor Entsetzen hin&period; Da umschlang sie sanft sein treuer Arm und der Kuß der Liebe brachte sie bald wieder ins Leben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem Erstaunen und die Ergießungen der ersten freudigen Herzensgefühle vorüber waren&comma; erzählte ihr Benedix seine wunderbare Errettung aus dem peinlichen Kerker&semi; doch die Zunge klebte ihm am Gaumen vor großem Durst und Ermattung&period; Klärchen ging&comma; ihm einen Trunk frisches Wasser zu holen&comma; und nachdem er sich damit gelabt hatte&comma; fühlte er Hunger&semi; aber sie hatte nichts zum Imbiß als Salz und Brot&period; Da gedachte Benedix an seine Knackwurst&comma; zog sie aus der Tasche und wunderte sich&comma; daß sie schwerer als ein Hufeisen&comma; brach sie voneinander&comma; sieh&excl; da fielen eitel Goldstücke heraus&comma; worüber Klärchen nicht wenig erschrak&semi; sie meinte&comma; das Gold sei ein Rest von dem Raube des Händlers und Benedix sei nicht so unschuldig&comma; als ihn der ehrsame Mann gemacht habe&comma; der ihr im Gebirge erschienen war&period; Allein der truglose Geselle beteuerte höchlich&comma; daß der fromme Ordensmann ihm diesen verborgenen Schatz vermutlich als eine Hochzeitssteuer verliehen habe&comma; und sie glaubte seinen Worten&period; Darauf segneten beide mit dankbarem Herzen den edelmütigen Wohltäter&comma; verließen ihre Vaterstadt und zogen gen Prag&comma; wo Meister Benedix mit Klärchen&comma; seinem Weibe&comma; lange Jahre als ein ehrsamer Bürger und wohlhabender Mann in friedlicher Ehe lebte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In der frühen Morgenstunde&comma; da Klärchen mit schauervoller Freude den Finger ihres Benedix am Fenster vermerkte&comma; klopfte auch in Hirschberg ein Finger an die Tür des Gefängnisses&period; Das war der Bruder Graurock&comma; der&comma; von frommem Eifer aufgeweckt&comma; den Anbruch des Tages kaum erwarten konnte&comma; die Bekehrung des armen Sünders zu vollenden&period; Rübezahl hatte die Rolle des Verurteilten übernommen und war entschlossen&comma; sie auszuspielen&period; Er schien wohlgefaßt zum Sterben zu sein und der fromme Mönch freute sich darüber und erkannte diese Standhaftigkeit alsbald für die gesegnete Frucht seiner Zusprache an&semi; darum ermangelte er nicht&comma; ihn in dieser Gemütsverfassung zu erhalten&comma; und beschloß seine Rede mit den Trostesworten&colon; „So viel Menschen du bei deiner Ausführung erblicken wirst&comma; die dich an die Gerichtsstätte geleiten&comma; sieh&comma; so viel Engel stehen schon bereit&comma; deine Seele einzuführen ins schöne Paradies&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Darauf ließ er ihn der Fesseln entledigen&comma; hörte seine Beichte und sprach ihn los von seinen Sünden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Zeit war darüber verlaufen&comma; das peinliche Gericht hielt dafür&comma; daß es nun an der Stunde sei&comma; den Leib zu töten&period; Auf dem Platze der Hinrichtung verlas der Richter noch einmal das Urteil und brach zum Zeichen dessen&comma; daß er dem Tode verfallen sei&comma; einen Stab über dem Kopfe des Verurteilten entzwei&period; Danach führten ihn die Henker auf die Leiter am Galgen und legten ihm die Schlinge des Strickes um den Hals&period; Als er nun von der Leiter gestoßen wurde&comma; zappelte er am Strange nach Herzenslust und trieb das Spiel so arg&comma; daß dem Henker dabei übel zumute ward&semi; denn es erhob sich ein plötzliches Getöse im Volk und einige schrien&comma; man solle den Henker steinigen&comma; weil er den armen Sünder über die Gebühr martere&period; Um also Unglück zu verhüten&comma; streckte sich Rübezahl lang aus und stellte sich an&comma; als sei er tot&period; Da sich aber das Volk verlaufen hatte und nachher einige Leute in der Gegend des Hochgerichts hin- und herwandelten&comma; aus Vorwitz hinzutraten und den Leichnam beschauen wollten&comma; fing Rübezahl am Galgen sein Spiel von neuem an und erschreckte die Beschauer durch fürchterliche Grimassen&period; Daher lief gegen Abendzeit in der Stadt das Gerücht um&comma; der Gehangene könne nicht ersterben und tanze noch immer am Hochgericht&period; Das bewog die Stadtbehörde&comma; des Morgens in aller Frühe durch einige Abgeordnete die Sache untersuchen zu lassen&period; Wie sie nun dahin kamen&comma; fanden sie nichts als einen Strohmann am Galgen&comma; mit alten Lumpen bedeckt&comma; wie man pflegt in Erbsen zu stellen&comma; die genäschigen Spatzen damit zu verscheuchen&period; Darüber wunderten sich die Herren von Hirschberg gar sehr&comma; ließen in aller Stille den Strohmann abnehmen und breiteten aus&comma; der große Wind habe zur Nachtzeit den leichten Schneider vom Galgen über die Grenze geweht&period;<&sol;p>