Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Deutsche Volksmärchen vom Berggeist und Herrn des Riesengebirges
(Rudolf Reichhardt)

Rübezahls erste Bekanntschaft mit den Menschen

<p>Die Neuheit der Sache und die Annehmlichkeiten des ersten Anblicks ergötzten den verwunderten Landesherrn so sehr&comma; daß er über die eigenmächtigen Ackerbauer&comma; die ohne seine Erlaubnis und Einwilligung hier wirtschafteten&comma; nicht unwillig ward&comma; auch nicht in ihrem Tun und Treiben sie zu stören begehrte&comma; sondern sie so ruhig im Besitz ihres angemaßten Eigentums ließ&comma; wie ein gutmütiger Hausvater der geselligen Schwalbe oder selbst dem überlästigen Spatz unter seinem Obdach Aufenthalt gestattet&period; Er ward sogar willens&comma; mit den Menschen Bekanntschaft zu machen&comma; ihre Art und Natur zu erforschen und mit ihnen Umgang zu pflegen&period; Daher nahm er die Gestalt eines rüstigen Ackerknechtes an und verdingte sich bei dem ersten besten Landwirt in Arbeit&period; Alles&comma; was er unternahm&comma; gedieh wohl unter seiner Hand und Rips&comma; der Ackerknecht&comma; war für den besten Arbeiter im Dorfe bekannt&period; Aber sein Brotherr war ein Prasser und Schlemmer&comma; der den Erwerb des treuen Knechtes verschwendete und für seine Mühe und Arbeit wenig Dank wußte&semi; darum schied er von ihm und kam zu dessen Nachbar&comma; der ihm seine Schafherde anvertraute&semi; er wartete dieser fleißig&comma; trieb sie in Einöden und auf steile Berge&comma; wo gesunde Kräuter wuchsen&period; Die Herde gedieh gleichfalls unter seiner Hand&comma; kein Schaf stürzte vom Felsen herab und keins zerriß der Wolf&period; Aber sein Brotherr war ein karger Filz&comma; der seinen treuen Knecht nicht lohnte&comma; wie er sollte&semi; denn er stahl den besten Widder aus der Heide und kürzte dafür den Hirtenlohn&period; Darum entlief er dem Geizhals und diente dem Dorfrichter&period; Hier bewährte er sich bei Ergreifung der Diebe und Überwachung der Gesetze&period; Aber der Richter war ein ungerechter Mann&comma; richtete nach Gunst und spottete der Gesetze&period; Weil Rips nun nicht das Werkzeug der Ungerechtigkeit sein wollte&comma; kündigte er dem Richter den Dienst auf und ward in den Kerker geworfen&comma; aus welchem er jedoch auf dem gewöhnlichen Wege der Geister&comma; durchs Schlüsselloch&comma; leicht einen Ausgang fand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser erste Versuch&comma; die Menschen kennen zu lernen&comma; konnte ihn unmöglich zur Menschenliebe erwärmen&semi; er kehrte mit Verdruß auf seine Felsenzinne im Gebirge zurück&comma; überschaute da die lachenden Gefilde&comma; welche menschlicher Fleiß verschönert hatte&comma; und wunderte sich&comma; daß die Mutter Natur ihre Spenden an solche undankbaren Geschöpfe verlieh&period; Demungeachtet wagte er noch einen Versuch&comma; die Menschen zu beobachten&comma; schlich unsichtbar herab ins Tal und näherte sich den menschlichen Wohnstätten&period;<&sol;p>