Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Rübezahl - Deutsche Volksmärchen vom Berggeist und Herrn des Riesengebirges
(Rudolf Reichhardt)

Wünsche nicht zuviel

<p>„Und hoffe auf ihn&comma; er wird es wohl machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Damit schlug sie ihre Bibel zu&comma; die vielgeplagte Mutter Bärbel und reichte sie ihrem Sohne Hans&comma; der auf einer Fußbank zu ihren Füßen saß&period; Dürftig&comma; aber sauber sah es in der Stube der kleinen Hütte aus&period; In einer Ecke stand eine Spindel&comma; an welcher die Mutter zu spinnen pflegte&semi; das ging aber nur langsam und mühsam vonstatten&period; Mutter Bärbel hatte viel zu leiden&comma; weil sie in den Beinen von der Gicht heimgesucht wurde&period; Sie konnte nicht gehen und stehen und auch das surrende Spinnrad mußte zuletzt in die Ecke gestellt werden&comma; so daß sie nur noch die veraltete Spindel drehen konnte und dementsprechend das Gepinst nur gering ausfiel&period; Als einziges Kind war ihr der Hans übrig geblieben&comma; ein starker&comma; kräftiger Bursche&period; Eben war er zu seiner Freude aus der Schule entlassen worden&comma; denn dort hatte er nie sein Licht leuchten lassen können und das Lernen war ihm blutsauer geworden&period; Die Fibel mit dem großen Gockelhahn auf dem Titelblatte und die fünf Hauptstücke hatte er zur Not bewältigt&comma; aber darüber hinaus reichten seine Kenntnisse nicht&period; Aber willig und brav war Hans und er machte sich darüber Gedanken&comma; wie er wohl am besten für seine Mutter Geld verdienen könne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines Sonntags stand sein Entschluß fest&period; Er nahm Abschied von seiner Mutter und machte sich zum nächsten Dorfe auf&period; Im eigenen Orte wollte er nicht Stellung nehmen&comma; weil man ihm hier unfreundlich begegnet war&period; Bei seinen Anfragen hatte er bald Glück&comma; denn ein Bauer&comma; welcher am Wege pflügte&comma; nahm ihn sofort als Hütejungen für sein Vieh an&period; Er war froh&comma; einen Fremden zu finden&comma; weil einheimische Leute&comma; Knechte und Mägde&comma; das Haus des Bauern&comma; der als Geizhals verschrien war&comma; mieden&comma; über den Lohn wurden sie bald einig&colon; Hans sollte wöchentlich zwei Brote und einen Käse bekommen und zu Weihnachten einen abgelegten Anzug des Bauern&period; Von Geld war keine Rede&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als am nächsten Sonntag Hans vergnügt bei seiner Mutter einkehrte&comma; meinte diese&comma; es sei doch solch ein Lohn gar zu niedrig und stehe in keinem Verhältnis zu der Arbeit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Von dem Bauer&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach sie&comma; „bei welchem du in den Dienst gegangen bist&comma; habe ich schon öfters gehört&period; Er ist als geiziger Filz verschrien und der abgelegte Anzug wird wohl kaum noch zu flicken sein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Laß mich&comma; Mutter&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; erwiderte der Knabe&comma; „ich fange erst an zu verdienen&semi; wenn ich meine Arbeit gut verrichte&comma; dann wird mir mein Herr auch einiges Geld zulegen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans mußte täglich die Kühe auf die Weide treiben&period; Hier war er den ganzen Tag über mit dem Hunde für sich allein&period; Dann sang und jubelte er nach Herzenslust und kein Mensch störte ihn in seiner fröhlichen Stimmung&period; Mit den Bergen und Wiesen&comma; Felsen und Bächen wurde er so vertraut&comma; daß er große Freude an seinem Berufe empfand&period; Jeden Sonnabend bekam er seine Brote und den Käse und Sonntags brachte er seiner Mutter die Hälfte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So vergingen einige Jahre&semi; die Leute im Dorfe wunderten sich&comma; daß der Hütejunge noch immer um solch kärglichen Lohn bei dem Bauer diene&comma; da er als Knecht anderwärts um einen guten Geldlohn sein Fortkommen finden könne&period; Hans aber dachte in seiner Harmlosigkeit gar nicht an einen Wechsel&semi; draußen in den Bergen bei den Vögeln&comma; die ihm ihre Lieder sangen&comma; war sein Herz&comma; was kümmerte ihn da Geld oder das Gerede der Leute&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Eines Sonntags aber sprach die Mutter zu ihm allen Ernstes&colon; „Du bist nun&comma; mein Sohn&comma; ein großer&comma; starker Bursche geworden und dienst noch immer als Hütejunge&period; Die Kleider&comma; die dir dein Brotherr schenkte&comma; wanderten bald in die Lumpen&period; Bisher habe ich dich von den Gegenständen&comma; die dein verstorbener Vater hinterließ&comma; gekleidet&period; Davon ist aber nichts mehr vorhanden&comma; Geld verdienst du nicht&comma; von dem wir neue Kleider anschaffen können&period; So bist du genötigt&comma; den Bauer anzugehen&comma; daß er dich als Knecht mietet und dir einen ordentlichen Lohn gibt&comma; wie er Burschen deines Alters zukommt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Worte gingen Hans zu Herzen und am nächsten Tage bat er den Bauer um einen besser bezahlten Dienst&period; Der aber wurde kirschrot vor Ärger&comma; schlug die Hände über dem Kopf zusammen und schrie ihn an&colon; „Schämst du dich nicht&comma; an mich ein solches Verlangen zu stellen&quest; Du hast mich bald arm gegessen&semi; ich habe dich durchgefüttert und deine Mutter dazu&period; So ist aber die heutige Welt&colon; wenig Arbeit und viel Lohn&period; Das ist also dein Dank&comma; du habgieriger Bursche&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans meinte in seiner Gutmütigkeit&comma; der Bauer sei in seinem Recht und er habe es doch eigentlich recht gut bei ihm&period; Verblüfft ging er wieder auf seinen Weideplatz zu seiner Herde&period; Aber um seine fröhliche Laune war es geschehen&period; Traurig saß er am Wiesenrain und grübelte und sann über sein Geschick nach&period; Da trat plötzlich ein alter Schäfer auf ihn zu und fragte ihn&comma; warum er ein so trübseliges Gesicht mache&period; Ohne Scheu und Hinterhalt erzählte ihm Hans seine Geschichte&comma; wie er sich besonders um seine arme gichtbrüchige Mutter sorge&comma; deren Zustand immer bedenklicher würde&period; Da riet ihm der Alte&comma; sein Heil einmal in der Stadt Hirschberg zu versuchen&comma; dort brauche man stets kräftige und bescheidene Burschen und bezahle auch einen guten Lohn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Halb träumend&comma; halb staunend hörte Hans zu und ehe er dem Alten ein Wort erwidern konnte&comma; war dieser bereits dem Tannendickicht zugeeilt&period; Merkwürdig war es&comma; was für lange Schritte er machen konnte&semi; bis an die Wegecke war es eine gute Viertelstunde&comma; jener war in einem Augenblick dort verschwunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>An demselben Abend trieb es ihn&comma; seine Mutter aufzusuchen und ihr sein Erlebnis mitzuteilen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Alte hat dir einen guten Rat gegeben&comma; Hans&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; meinte die Mutter&comma; „tu&comma; wie er dir anriet&period; Die Schäfer werden vielfach zu allerhand Wunderkuren allenthalben geholt und kennen Land und Leute&period; So mache dich sauber und ziehe deinen Weg&period; Gott geleite dich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war der erste Gang des Burschen in eine Stadt&period; Darum pochte ihm das Herz ein wenig&period; Er dachte an alle die Beschreibungen&comma; welche man ihm von dem städtischen Leben und Treiben gemacht hatte&comma; aber als die Sonne ihre ersten Strahlen herniedersandte&comma; und Wiesen und Felder&comma; Berge und Täler im Morgenglanze strahlten und die Vögel ihre ersten Lieder anstimmten&comma; da wurde er wieder fröhlich und wohlgemut&period; Da fielen ihm wieder seine Hirtenlieder ein und jubelnd sang er den Vers&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>Den lieben Gott laß ich nur walten&comma;<br&sol;>Der Bächlein&comma; Lerchen&comma; Wald und Feld<br&sol;>Und Erd’ und Himmel will erhalten&comma;<br&sol;>Hat auch mein Sach’ aufs best’ bestellt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Plötzlich erscholl neben ihm ein lautes Gelächter&comma; er drehte sich um&comma; sah aber niemand&period; Nachdenklich senkte er den Kopf und erblickte am Boden einen rotseidenen gefüllten Geldbeutel&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Tausend&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; entfuhr es da seinen Lippen&comma; „der Anfang war gut&semi; da scheint einer noch früher aufgestanden zu sein als ich&period; Da sind ja lauter Dukaten drin&period; Na&comma; vielleicht finde ich den Pechvogel&comma; der den Beutel verloren hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Er steckte die Börse ein und schritt fürbaß&semi; da nahte auf einem Seitenwege ein vornehmer Herr&comma; der seine Augen wie suchend auf den Boden heftete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hat der Herr vielleicht etwas verloren&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Hans&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; freilich&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; war die Antwort&comma; „meine rotseidene Börse mit Geld&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hier ist sie&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; entgegnete Hans freundlich&comma; „gut&comma; daß ich sie gefunden habe&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist ein ehrlicher Bursche&period; Hier hast du eine Belohnung für den Fund&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans aber wehrte ab&colon; „Das hat der Herr nicht nötig&comma; ich habe die Börse ja kaum zehn Schritte getragen&comma; dann konnte ich sie schon wieder abliefern&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Fremde plauderte mit Hans noch eine Weile und fragte ihn zuletzt&comma; was er sich wohl wünschen würde&comma; wenn ihm seine Wünsche erfüllt werden sollten&period; Dem Burschen schwebte noch immer der Dukatenbeutel vor und so antwortete er hastig&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„I&comma; so wollte ich&comma; daß alles mein wäre&comma; was mir heute auf dem Wege nach Hirschberg begegnete&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da brach der Herr in ein solch schallendes Gelächter aus&comma; daß es die Berge im Widerhall zurückgaben&comma; dann rief er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sollst’s haben&comma; Hans&comma; sollst’s haben&period; Aber merke wohl&colon; Wünsche nicht zu viel&comma; sei genügsam&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hiermit war der Fremde verschwunden und nun stieg in Hans die Ahnung auf&comma; mit wem er gesprochen hatte&period; Er wandte sich den Bergen zu&comma; zog seinen Hut ab und rief&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Danke schön&comma; Herr Berggeist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder erschallte von den Bergen her das Echo eines Gelächters&period; Hans setzte seinen Weg fort&period; Da fiel plötzlich etwas vor seinen Füßen nieder&semi; er hob es auf — es war derselbe Beutel mit Dukaten&comma; den er heute schon einmal gefunden hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Hans auf&comma; „jetzt könnte ich eigentlich umkehren&comma; für das viele Geld kann ich mir bequem ein kleines Ackergut kaufen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf einem Strauche saß ein Fink und sang sein Morgenlied nach der Melodie&comma; welcher das Volk den Text unterlegt&colon; „Reit zu Schitzkebier&OpenCurlyDoubleQuote;&semi; er setzte sich sogleich auf Hansens Schulter und blieb dort sitzen&period; Hans freute sich über den munteren Gesellen&comma; denn er hatte alle Tiere lieb&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aus einer Hecke kroch ein Kätzchen hervor&comma; schmiegte sich schnurrend an seine Beine und ging ihm nach&comma; während ein großer zottiger Hofhund ihn bellend umwedelte&period; Da kamen auf der Straße drei schwerbeladene Erntewagen herangefahren&semi; auf der Höhe des letzten saßen die Schnitter und hielten auf einer Stange den Erntekranz&comma; dessen bunte Bänder in der Luft flatterten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Juchhei&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; jubelte Hans&comma; „nun bin ich ein reicher Mann&comma; jetzt habe ich Geld zum Hauskauf&comma; Hund und Katze und einen Vogel&comma; der mir seine Lieder singt&comma; und nun gar noch Pferde und Wagen und Getreide&comma; das ich nicht einmal ausgesäet habe&period; Was wird die Mutter dazu sagen&comma; wenn ich heimkomme&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Er hatte gerade ausgeredet&comma; da kam von einer andern Straße her ein Wagen&comma; hochbepackt mit Hausgeräten aller Art&comma; und folgte dem Zuge&comma; der immer länger wurde&period; Da kamen Knechte und Mägde&comma; den neuen Herrn grüßend&comma; ein Hirt trieb eine stattliche Herde Rinder&comma; ein Schäfer einen großen Stamm fetter Schafe einher&period; Außerdem folgten ihm alle Hühner&comma; Enten&comma; Gänse und Tauben&comma; welche sich auf seinem Wege befanden&comma; einige Pfauhühner marschierten vor ihm und ein Pfauhahn schlug ihm zu Ehren sein schillerndes&comma; stolzes Rad&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das war ein Blöken&comma; Wiehern&comma; Brüllen&comma; Schnattern&comma; Krähen&comma; Singen&comma; Zanken und Raufen&comma; daß man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt wurde Hirschberg sichtbar&comma; Hans ließ seinen Besitz an sich vorüberziehen&semi; als blutarmer Bursche war er ausgezogen und als Großbauer und reicher Mann kehrte er in seine Heimat zurück&period; Wie das aber so oft im Menschenleben vorkommt&comma; so erging es auch Hans&colon; die Mahnung&colon; „Wünsche nicht zuviel&OpenCurlyDoubleQuote; war in seinen Ohren verklungen&period; Das gesättigte Herz begehrte den Überfluß&period; Nun wollte er erst vor den Toren Hirschbergs umkehren&comma; um alles zu gewinnen&comma; was ihm bis dahin begegnen würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Unterwegs fand er noch einen funkelnden&comma; goldenen Ring&period; Er steckte ihn an den Finger und blieb ein Weilchen vor dem Stadttore stehen&comma; um zu sehen&comma; ob nicht noch etwas käme&period; Da kam ein Mädchen auf ihn zu&comma; häßlich wie die Nacht&comma; alt&comma; zahnlos&comma; verwachsen&comma; mit geröteten Augen und rief hell auflachend&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Juchhei&comma; jetzt kommt mein langersehnter Bräutigam&period; Und den Trauring hast du auch schon am Finger&period; Beeile dich nur&comma; der Herr Pfarrer erwartet uns schon zur Trauung in der Kirche&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Hans sträubte sich und dachte bei sich&colon; „Wie kannst du ein Weib deiner Mutter zuführen&comma; welches älter ist als diese&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; — Sie aber hielt seine Hand in der ihren&comma; an der ein ganz ähnlicher Ring saß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Lieber Hans&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sprach sie&comma; „es ist gar nicht hübsch von dir&comma; daß du so lange zögerst&period; Bin ich auch nicht hübsch&comma; so bin ich doch eine tüchtige Wirtin&period; Du bist in den Besitz eines großen Hausrates gekommen und verstehst von der Bauernwirtschaft gar wenig&period; Deine kranke Mutter will ich hegen und pflegen und schaffen&comma; daß unser Hausstand sich mehre&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans stand eine Weile stumm da&period; Durch seinen Kopf ging die warnende Mahnung Rübezahls&colon; „Wünsche nicht zuviel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Er hatte sie überhört und nun gab es kein Zurück mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er kratzte sich hinter dem Ohr&comma; machte gute Miene zum bösen Spiel&comma; gab seiner Zukünftigen die Hand und sprach&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wenn’s denn durchaus sein muß&comma; so wollen wir den Pfarrer nicht länger warten lassen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da sah sie ihn freundlich an und sprach&colon; „Danke&comma; lieber Hans&comma; du sollst es nicht zu bereuen haben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>So wurden sie in der Kirche getraut und unter dem Jubel des Gesindes zogen sie mit ihren Wagen und Gerätschaften nach einem Dorfe&comma; welches Hans noch unbekannt war&period; Dort kauften sie sich einen Bauernhof und brachten die mitgebrachte Habe unter der umsichtigen Leitung der Hausfrau in kurzer Zeit in Ordnung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans gewann sein Weib schon am ersten Tage lieb und an jedem andern noch lieber&period; Sie fuhren nun zu Hansens Mutter&comma; um sie abzuholen&period; Diese wollte sich jedoch gar nicht daran gewöhnen&comma; daß ihr schmucker Junge eine so alte&comma; häßliche Frau bekommen hatte&period; Sie konnte daher der Schwiegertochter kein freundliches Gesicht machen&period; Diese nahm das nicht übel&comma; da sie wußte&comma; von Hans geliebt zu werden&period; Als Mutter Bärbel aber sah&comma; daß ihre Schwiegertochter Liese fleißig und unermüdlich im Haushalte tätig war und ihr selbst in ihrer Krankheit mit Handreichungen zur Seite stand&comma; so fand sie sich zuletzt darein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein Jahr später lag in der großen Holzwiege&comma; deren Bretter mit allerhand Blumenverzierungen bemalt waren&comma; ein prächtiger Junge&comma; der aus Leibeskräften schrie&period; Mit ihm war die Freude im Hause vollkommen geworden und Bärbel schaukelte oft unter dem Gesange eines Schlummerliedchens die Wiege hin und her&comma; um den kleinen schreienden Enkelsohn zu beruhigen und in süßen Schlummer zu wiegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>So war der Jahrestag der Hochzeit gekommen&period; Fröhlich saßen die drei beieinander&comma; als Liese zu sprechen begann&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; heut’ vor einem Jahre habe ich etwas Seltsames erlebt&comma; aber ich darf es nicht sagen&comma; ehe es mir erlaubt wird&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans wurde neugierig und auch Bärbel wollte das Geheimnis wissen&comma; aber Liese blieb fest&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Da klopfte es plötzlich ans Fenster und draußen stand — der fremde Herr vom vorigen Jahr und sprach&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; Hans&comma; siehst du nun&comma; wie töricht es von dir war&comma; zuviel zu wünschen&quest; Hättest du meinen Worten Gehör geliehen&comma; dann wärest du nicht zu einem solch häßlichen Weibe gekommen&period; Aber willst du sie nicht mehr&comma; dann will ich dich von der Plage sogleich befreien&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Um keinen Preis&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Hans entsetzt&comma; „wie bin ich froh&comma; daß Ihr sie mir gabt&period; Sie hat uns erst das Glück und die rechte Zufriedenheit ins Haus gebracht&period; Und dann seht einmal unsern Prachtbuben an&comma; bei dem müßt Ihr Pate stehen&comma; ich bitte Euch recht sehr darum&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; ihr Leutchen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; war die Antwort&comma; „nun habe ich euch genug geneckt&period; Die Patenschaft nehme ich an&period; Du&comma; Liese&comma; kannst deine Geschichte vom vorigen Jahr erzählen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Damit entschwand er&period; Dann schloß Hans das Fenster und drehte sich um&comma; um mit seiner Frau zu sprechen&comma; doch er prallte zurück&period; War die blitzsaubere Frau mit den rosigen Wangen und den treublickenden Augen&comma; die den zappelnden Buben auf ihren Armen hielt&comma; Liese&quest; Als sie anfing zu sprechen&comma; da war es ihre Stimme und nun erzählte sie ihre Geschichte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schau&comma; Hans&comma; vor einem Jahre sah ich gerade so aus&comma; wie du mich jetzt siehst&period; Ich war ein eitles Ding&comma; das sich auf seine Schönheit viel einbildete und alle Leute über die Schulter ansah&period; Meine Eltern waren mir zeitig gestorben&comma; ich war wohlhabend und besaß dieses schöne Gut&period; An dem Sonntagmorgen&comma; heute vor einem Jahre&comma; ging ich auf die Wiese&comma; um mir ein Sträußchen Wiesenblumen zum Vorstecken zu pflücken&comma; denn die anderen Mädchen trugen Gartenblumen zu ihrem Kirchenstaat und ich mußte doch etwas Besonderes haben&period; Ich steckte mein Sträußchen ans Mieder&comma; lief zu einem kleinen Teiche&comma; welchen der Wiesenbach bildete&comma; und betrachtete mich sehr wohlgefällig&period; Mein Bild gefiel mir über die Maßen&comma; ich drehte und wandte mich nach allen Seiten und konnte mich gar nicht genug wundern über die Schönheit meiner Gestalt&period; Auf einmal erscholl hinter mir ein lautes Gelächter&period; Ich drehte mich um und erblickte einen Fremden und machte ihm ein gar böses Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>‚Na&comma; na&comma; Jungfer&comma;&OpenCurlyQuote; rief er spöttisch&comma; ‚entstelle sie doch ihr Lärvchen nicht so&period; Vorher sah die Narrheit in den Teich hinein&comma; jetzt schaut die Bosheit aus dem Gesicht heraus&period;&OpenCurlyQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Auf solche Grobheiten stemmte ich die Arme in die Seiten und schrie&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>‚Was fällt Euch ein&comma; Ihr einfältiger Tropf&quest; Was geht’s Euch an&comma; wenn ich mich im Wasser beschaue&quest; Ich weiß&comma; daß ich weit und breit im Gebirge als die ‚schöne Liese&OpenCurlyQuote; bekannt bin&period; Was habt Ihr Euch um mich zu kümmern&quest;&OpenCurlyQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Plötzlich reckte sich vor mir eine riesengroße Gestalt auf mit langem&comma; wehendem Haar und Bart und eine Donnerstimme ertönte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>‚Du hoffärtiges Ding&comma; nun wirst du wohl merken&comma; mit wem du es zu tun hast&period; Von heute ab sollst du die Gestalt annehmen&comma; welche deine Hoffart straft&period; Statt der ‚schönsten&OpenCurlyQuote; sollst du als ‚die häßlichste Liese weit und breit im Gebirge bekannt&OpenCurlyQuote; sein&period; Gehe hin an das Tor von Hirschberg&period; Wenn du dort einen Burschen deiner wartend findest&comma; so soll er sofort dein Mann werden&period; Sagst du aber einem Menschen je ein Wörtchen von dem&comma; was hier geschehen ist&comma; dann erhältst du nie deine frühere Gestalt wieder&period; Bringst du es aber durch Demut&comma; Fleiß und Geduld dahin&comma; daß dich dein Mann behalten will trotz deiner Häßlichkeit&comma; dann sollst du deine Schönheit wiedererlangen&period; Gelingt dir das nicht&comma; so mag dich dein Mann fortschicken und ich werde dich mitnehmen&period;&OpenCurlyQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Damit verschwand er&period; Ich war entsetzt bei dem Gedanken an mein Schicksal&period; Laut jammernd warf ich mich in das Gras&comma; aber ich mußte gehorchen&period; Am Tore zu Hirschberg wartete ich auf dich&period; Was habe ich dich bedauert&comma; Hans&comma; daß du ein solches Schreckbild zur Frau nehmen solltest&period; Nun hat sich alles zum Besten gekehrt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Niemand war froher über Liesens Verwandlung als ihre Schwiegermutter&period; Als Hans und Liese miteinander auf der Straße gingen&comma; da riefen die Leute&colon; „Die schöne Liese ist wieder da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; —<&sol;p>&NewLine;<p>Als nun der kleine Sohn getauft werden sollte&comma; blieb der Taufpate Rübezahl aus&period; Hans öffnete das Fenster&comma; um nach ihm zu sehen&comma; denn nur wenige Minuten fehlten noch an der festgesetzten Zeit&period; Da erhob sich ein Wirbelwind und wehte ein Päckchen in die Stube&comma; darauf stand&colon; „Der Herr vom Berge sendet seinem lieben Patchen dies Taufgeschenk zum freundlichen Gedenken&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Den Inhalt bildeten lauter neue Dukaten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hans und Liese haben Rübezahl nicht wiedergesehen&comma; wohl aber der kleine Johannes&period; Ihm hat der Berggeist viel Gutes erwiesen sein Leben lang&period;<&sol;p>