Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

1. Kapitel
Tante Toni kommt!

<p>Frau Wulff saß am Fenster und nähte&period; Ihre vier ältesten Kinder waren noch um den Tisch versammelt und beendeten ihren Nachmittagskaffee&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Eilt euch ein wenig&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; drängte die Mutter&comma; „damit ihr bald an die Aufgaben kommt und hernach noch in den Garten gehen könnt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin fertig&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Kurt&comma; und er trat zur Mutter ans Fenster&period; Hinausblickend gewahrte er den Briefträger&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mutter&comma; da ist der Briefträger&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief er eifrig aus&period; „O&comma; darf ich schnell hinunterlaufen&quest; Er hat vielleicht einen Brief von Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; geh nur&period; Aber sei so gut und bringe mir den Brief uneröffnet&period; Du weißt&comma; es schickt sich nicht&comma; daß Kinder die Briefe ihrer Eltern öffnen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kurt wurde rot und sprang hastig hinaus&period; Wenige Augenblicke später stürzte er wieder ins Zimmer und schrie&comma; wie im Triumph einen Brief hochhaltend&colon; „Hurra&comma; ein Brief aus Walden&semi; der ist sicher von Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die vier Kinder drängten sich an die Mutter heran&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Schnell&comma; Mütterchen&comma; mach' auf und sieh&comma; ob sie kommt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nur gemach&comma; nur gemach&comma; Kinder&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; wehrte diese lächelnd&comma; aber sie beeilte sich doch sehr mit dem Öffnen des Briefes&semi; sie wartete ja selbst mit Sehnsucht auf den Besuch ihrer Schwester&comma; der schon lange geplant war&comma; aber wegen eines Unwohlseins ihres Vaters schon mehrmals hatte verschoben werden müssen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Schnell durchflog sie den Brief und rief dann freudig aus&colon; „Ja&comma; Kinder&comma; die Tante Toni kommt&comma; und zwar schon morgen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Nachricht wurde mit einem solchen Freudengeschrei begrüßt&comma; daß die Mutter sich die Ohren zuhalten mußte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kommt der Großpapa auch mit&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Paul&comma; Kurts Zwillingsbruder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&semi; Großpapa geht zu seiner Erholung für ein paar Wochen zu Onkel Karl und zu Tante Klara aufs Land&semi; deshalb kann Tante Toni diesmal etwas länger bleiben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma; sie bleibt lange diesmal&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Anna&comma; und sie wirbelte springend und hopsend durchs Zimmer&comma; während die kleine Toni&comma; das Patenkind der Tante&comma; in die Hände klatschend ausrief&colon; „O&comma; wie froh bin ich&comma; wie froh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Höre&comma; Paul&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; wendete sich nun die Mutter an diesen&comma; „du gehst gleich zu Onkel Robert und teilst ihm Tante Tonis Ankunft mit&period; Da er jedenfalls keine Zeit haben wird&comma; an die Bahn zu gehen&comma; so bitte ihn&comma; er möge doch morgen nachmittag zum Kaffee kommen oder wenigstens das Fräulein mit den beiden Kindern schicken&period; Und du&comma; Kurt&comma; du springst hinüber zu Onkel und Tante Helmer und ladest sie ebenfalls ein und sagst&comma; sie möchten die drei größeren Kinder mitbringen&period; Haltet euch aber nicht auf&comma; denn es muß noch gelernt werden&semi; sonst gibt es morgen Verdruß in der Schule&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sei ruhig&comma; Mutter&comma; wir sind gleich wieder da&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und wie der Wind stürzten Paul und Kurt hinaus&comma; stolz darauf&comma; die Überbringer einer so wichtigen Botschaft zu sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Tonis Zug traf am nächsten Tage gegen 3 Uhr ein&semi; es war glücklicherweise ein schulfreier Nachmittag&comma; so daß die Zwillinge&comma; Anna und Toni ihre Mutter an die Bahn begleiten konnten&period; Dort trafen sie auch schon Tante Luise Helmer mit ihren zwei Ältesten&comma; Mariechen und Philipp&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als der Zug einfuhr&comma; waren die Kinder kaum zurückzuhalten&period; Jedes wollte die Tante zuerst sehen&comma; sie zuerst begrüßen&comma; und kaum war diese ihrem Wagenabteil entstiegen&comma; da war sie auch schon umringt&comma; umarmt&comma; geschoben&comma; gestoßen&comma; daß sie sich kaum zu helfen wußte und lachend ausrief&colon; „Das ist ja der reinste Überfall&excl; Gebt acht&comma; die guten Sachen&comma; die ich euch mitgebracht habe&comma; werden ganz zerbröckelt und zu Brei gedrückt sein&comma; bis wir heimkommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das wirkte ein wenig&comma; und Tante Toni konnte nun endlich auch ihre beiden Schwestern begrüßen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und nun im Triumphzug nach Hause&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Kurt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber es war nicht leicht&comma; etwas Ordnung in diesen Triumphzug zu bringen&semi; denn die liebe Tante hatte leider nur zwei Seiten&comma; und es stritten sich sechs Kinder um den Vorzug&comma; neben ihr gehen zu dürfen&period; Mama Wulff machte endlich dem Streit ein Ende&comma; indem sie erklärte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tante Luise und ich&comma; wir nehmen Tante Toni in unsere Mitte&comma; und ihr geht hübsch brav und ordentlich voraus&comma; erst die drei Buben und dann die drei Mädels&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich will aber lieber mit den Buben gehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; erklärte Anna Wulff&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir bedanken uns für die Ehre&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Paul abweisend&period; „Wir brauchen dich nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Paul&comma; du bist aber doch wirklich ein garstiger&comma; ein ganz abscheulicher Bub&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; zankte Anna sehr beleidigt&comma; und als nun Paul seine Mütze abzog und eine tiefe Verbeugung machend sagte&colon; „Ich danke verbindlichst für diese Schmeicheleien&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; da erklärte Anna entschlossen&colon; „Und ich geh' doch mit euch Buben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber die Mutter rief mahnend&colon; „Kinder&comma; ihr werdet doch hier keinen Streit anfangen&excl; Mir scheint&comma; ihr wollt euch der Tante gleich von eurer schlimmsten Seite zeigen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Paul und Anna ließen die Köpfe ein wenig hängen&comma; aber Annas Schelmengesichtchen zeigte bald wieder den gewohnten fröhlichen Ausdruck&comma; und sie gesellte sich zu ihrer Cousine Mariechen und zu klein Toni&comma; halblaut vor sich hinsingend&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; wenn ich doch kein Mädchen wär'&excl;<br&sol;>Das ist doch recht fatal&excl;<br&sol;>Dann ginge ich zum Militär<br&sol;>Und würd' ein General&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und nun vollzog sich die Heimkehr ohne weiteren Zwischenfall&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem Tante Toni sich vom Reisestaube gereinigt hatte&comma; galt ihr erster Besuch dem Kinderzimmer&comma; um den bald vierjährigen Leo zu begrüßen und die Bekanntschaft der Allerkleinsten zu machen&period; Minnichen war noch keine zwei Jahre alt&comma; und Tante Toni hatte es noch gar nicht gesehen&period; Es tat erst etwas scheu&semi; als aber die Tante lockte&colon; „Komm&comma; du Goldkäferchen&comma; komm mal her zu Tante Toni&comma; die hat dir auch etwas mitgebracht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; da näherte sich die Kleine&comma; zuerst zwar etwas schüchtern&comma; aber bald ganz zutraulich&comma; und es dauerte nicht lange&comma; da hatte sie es sich auf Tante Tonis Schoß bequem gemacht&comma; und sie ließ sich das eben erhaltene Biskuit munden&comma; aber nicht ohne es der Tante zum Schmecken hinzuhalten und auch dem danebenstehenden Brüderchen&comma; obwohl dieses selbst sehr mit Kauen beschäftigt war&period; Dazwischen erklärte der kleine Leo mit wichtiger Miene&colon; „Du mußt wissen&comma; Tante&comma; daß ich Leo heiße&comma; und ich lehre das Minnichen jetzt sprechen&period; ‚Mama&OpenCurlyQuote; und ‚Papa&OpenCurlyQuote; kann es schon sagen&comma; aber ‚Leo&OpenCurlyQuote;&comma; das bringt es noch nicht fertig&semi; es kann nicht ‚l&OpenCurlyQuote; sagen und macht immer ‚neh&OpenCurlyQuote; und ‚noh&OpenCurlyQuote;&period; Der Name ist vielleicht zu schwer&comma; und ich will's mal mit ‚Toni&OpenCurlyQuote; versuchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann sich schmeichelnd an sein Schwesterchen wendend fuhr er fort&colon; „Komm&comma; Minnichen&comma; sag' mal schön ‚Toni&OpenCurlyQuote;&comma; dann kriegste auch was von mir&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Allein Minnichen hatte allem Anscheine nach eben keine Lust zum Lernen&semi; es lachte nur&comma; und den Rest seines Biskuits mit dem einen Händchen in die Höhe haltend&comma; patschte es mit dem andern aufs Bäuchelchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das soll heißen&comma; 's wäre sehr gut&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Leo der Tante&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In diesem Augenblick stürzte Anna zur Türe herein und rief&colon; „Tante&comma; du sollst schnell runterkommen&semi; der Onkel Robert ist da mit Otto und Lilly&comma; und eben kommt auch Onkel Albert Helmer mit dem Rudi&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Leo und Minnichen sahen die Tante nur ungern scheiden&comma; und es hätte wohl Tränen gegeben&comma; wenn diese nicht versprochen hätte&colon; „Ich komme heute abend nochmal zu euch – ich komme euch waschen und ins Bettchen legen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; o ja&comma; Tante&comma; tue es&comma; das ist schön&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jubelte Leo in die Hände klatschend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Sön&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; echote Minnichen&comma; und es patschte fest seine kleinen&comma; dicken Händchen gegeneinander&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hast du's gehört&comma; Tante&quest; Es hat eben ‚sön&OpenCurlyQuote; gesagt&comma; es kann schon wieder ein neues Wort&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der kleine Lehrmeister der davoneilenden Tante nach&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem Tante Toni ihren Bruder und ihren Schwager begrüßt hatte&comma; wendete sie sich an die neun anwesenden Kinder und sagte lachend&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ihr seid aber alle so groß geworden in diesen zwei Jahren – ich weiß gar nicht&comma; ob ich euch noch auseinander kenne&excl; Kommt&comma; stellt euch doch mal dem Alter nach in eine Reihe&comma; damit ich sehe&comma; ob ich noch alle nennen kann&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder gehorchten lachend&period; Die immer lustige Anna rief aber&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nimm dich in acht&comma; Tante Toni&semi; wenn du den Namen von einem von uns vergessen hast oder gar eines mit dem andern verwechselst&comma; so ist das eine schreckliche Beleidigung&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; ich werde mich schon zusammennehmen&period; Bei dir hat's jedenfalls keine Gefahr&comma; mein Ännchen&semi; dein Spitzbubengesichtchen verwechselt man nicht leicht mit einem andern&period; Aber nun angefangen&excl; Also hier zuerst Mariechen Helmer&semi; du bist jetzt vierzehn Jahre alt&period; Von dir hab' ich schon Gutes und Liebes gehört&comma; wie vernünftig du bist und wie du versuchst&comma; deinem Mütterchen zu helfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und Tante Toni drückte einen herzlichen Kuß auf die Stirne des errötenden Mariechens&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und nun kommen wir zu den Wulffschen Zwillingen Kurt und Paul&period; Die haben sich gestreckt&period; Gib acht&comma; Mariechen&comma; deine Vettern wachsen dir bald über den Kopf&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich auch&comma; Tante Toni&semi; ich bin fast so groß wie unsere Mieze&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja du&comma; bist du denn wirklich der Philipp Helmer&quest; Dich hätte ich wirklich beinahe nicht mehr erkannt&period; Jetzt darf man dich nicht mehr ‚Dickerchen&OpenCurlyQuote; nennen&comma; so groß und schlank bist du geworden&excl; Du und die Zwillinge&comma; ihr seid wohl jetzt dreizehn Jahre alt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich&comma; Tante Toni&comma; wie alt bin ich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Anna Wulff&comma; ihre für ihr Alter etwas zu kleine Gestalt nach Kräften in die Höhe reckend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja du&comma; Ännchen&comma; laß dich mal betrachten&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; und Tante Toni drehte Ännchen hin und her&comma; besah sie überlegend von allen Seiten&semi; endlich sagte sie&colon; „Ei&comma; Ännchen&comma; was machst du für Sachen&excl; Du hast wohl seit einiger Zeit so viel tolle Streiche im Kopf&comma; daß du ganz vergessen hast zu wachsen&period; Du siehst aus&comma; als wärest du nicht viel über zehn Jahre&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin aber zwölf&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Anna&comma; ein bißchen schmollend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin noch nicht elf und bin so groß wie sie&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Otto Mehring&comma; der neben seinem um ein Jahr jüngeren Schwesterchen Lilly stand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; und du darfst in diesem Jahre zur ersten heiligen Kommunion gehen&comma; wenn ich nicht irre&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Tante Toni strich ihm leicht die Haare aus der Stirne&period; Mit ganz besonders liebevollem Blick schaute sie Otto und Lilly&comma; die beiden Kinder ihres Bruders Robert&comma; an&comma; ganz besonders innig drückte sie diese beiden ans Herz – sie hatten ja keine Mutter mehr&comma; die armen Kinderchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als letzte in der Reihe standen noch der achtjährige Rudi Helmer mit seinem blonden Lockenkopf und den treuherzigen blauen Augen und die siebenjährige Toni&comma; die neben diesem ihrem kräftigen&comma; rotwangigen Vetterchen noch zarter und blasser aussah wie sonst&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du mußt rötere Bäckchen bekommen&comma; mein Patenkindchen&comma; und du darfst nicht gar so ernsthaft dreinschauen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Tante Toni leise&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Tonis Mutter hatte es doch gehört&comma; und sie erklärte mit einem besorgten Blicke auf ihr kleines Töchterchen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das Kind leidet noch immer unter den Folgen des Scharlachfiebers&period; Die andern wissen schon lange nichts mehr davon&comma; nur Toni hat sich nie so recht davon erholt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Nun trennte sich Tante Toni von den Kindern&comma; denn sie mußte sich zu den Großen setzen&comma; um ihnen vom Großpapa und von seiner Reise zu Onkel Karl und Tante Klara zu erzählen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Toni war aber der Tante nachgegangen&semi; erst stellte sie sich ganz still neben ihren Sessel&comma; allmählich rückte sie ein wenig näher&comma; und zuletzt lehnte sie ihr Köpfchen an deren Schulter&comma; schmiegte sich an sie und streichelte leise ihre Hand&period; Die gute Tante zog die kleine Nichte auf ihren Schoß und meinte lächelnd&colon; „Ich glaube&comma; wir werden bald recht gute Freundinnen werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da leuchteten klein Tonis Augen auf&comma; und sie fragte eifrig&colon; „Wirklich&comma; Tante Toni&quest; Willst du meine Freundin sein&comma; meine wirkliche Freundin&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber gewiß&comma; sehr gerne&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie der Wind huschte die Kleine vom Schoße der Tante herunter&comma; und ganz rot vor freudiger Aufregung stürzte sie auf die andern Kinder zu und rief mit strahlenden Augen&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du&comma; Mieze&excl; du&comma; Anna&excl; ich hab' jetzt auch eine Freundin&excl; – Ihr braucht jetzt gar nicht mehr so ein Getue zu machen mit euern Freundinnen&excl; Ich hab' eine viel größere und eine viel bessere Freundin wie ihr – denn Tante Toni ist meine Freundin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und triumphierend schaute klein Toni ihre Geschwister&comma; Vettern und Cousinen an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Diese aber brachen in ein schallendes Gelächter aus&period; Das hatte das Kind nicht erwartet&period; Es war erst starr vor Überraschung&comma; dann wurde es rot und rief halb weinend&colon; „Was lacht ihr mich denn aus&quest; Ich hab' doch gar nichts Dummes gesagt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; mein Tonichen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; suchte Mieze die Kleine zu beruhigen&comma; „du hast gar nichts Dummes gesagt – aber es kam uns halt nur so drollig vor&comma; daß du winziges Persönchen dir die Tante Toni zur Freundin ausgesucht hast&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und nun fing Mieze wieder an zu lachen&comma; die andern stimmten im Chore ein&semi; Anna und Otto lachten am lautesten&comma; umtanzten das Kind und schrien&colon; „Hoch der neue Freundschaftsbund&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt aber wurde klein Toni zornig&comma; ihre Augen funkelten&comma; sie ballte die kleinen Fäuste&comma; sie stampfte mit den Füßen&comma; und je mehr die andern lachten&comma; desto wilder gebärdete sich das Kind&period; Als Mieze es zu beruhigen suchte&comma; stieß es sie von sich&comma; bis Kurt sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; so einen Zornepickel wird Tante Toni aber doch gewiß nicht zur Freundin haben wollen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da kam die Kleine zur Besinnung&period; Sie wurde auf einmal still&comma; ließ das Köpfchen hängen und schlich sich fort&period; Sie kauerte sich in ein Eckchen&comma; drückte die Fäustchen vor die Augen und weinte leise vor sich hin&period; Mieze wollte ihr nachgehen&comma; aber Anna hielt sie zurück und sagte&colon; „Laß sie nur jetzt ganz in Ruhe&semi; wenn sie so ihren Zorn gehabt hat&comma; dann ist es am besten&comma; man kümmert sich nicht um sie&period; Kommt nur alle mit mir in den Garten&comma; die Toni wird uns nachher schon von selbst nachkommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni hatte aber von ferne alles beobachtet&period; Als die andern Kinder das Zimmer verlassen hatten&comma; näherte sie sich der weinenden Kleinen&semi; diese aber drückte die Händchen nur noch fester vor das Gesicht&comma; und ihr Schluchzen wurde heftiger&period; Die Tante nahm das Kind auf und setzte sich mit ihm ins Nebenzimmer&period; Sie ließ es erst ruhig weinen&comma; sie drückte es nur liebevoll an sich&comma; strich ihm sacht über Stirne und Haare&comma; und als das Schluchzen endlich anfing etwas nachzulassen&comma; sagte sie freundlich&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun muß meine kleine Freundin aber gleich wieder ein liebes&comma; frohes Gesichtchen machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da hob Toni ihr verweintes Gesichtchen in die Höhe&colon; „O Tante Toni&comma; willst du mich denn noch zur Freundin haben&quest; Ich war doch eben so bös&excl; – Was mußten sie aber auch so über mich lachen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und die Tränen fingen von neuem an zu fließen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du mußt dir das nicht so zu Herzen nehmen&semi; sie haben es gar nicht so böse gemeint&period; Die Mieze war doch auch recht nett mit dir und wollte dich trösten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; und ich hab' sie weggestoßen&comma; ich war so zornig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Toni ließ wieder beschämt das Köpfchen sinken&semi; dann setzte sie aber wie entschuldigend hinzu&colon; „Das kommt aber von meiner Krankheit her&comma; daß ich so leicht zornig werde&comma; ich kann nichts dafür&period; Mama hat den andern schon öfter gesagt&comma; sie dürften mich nicht so reizen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; es ist ja leicht möglich&comma; daß deine Krankheit eine größere Reizbarkeit zurückgelassen hat&semi; aber deshalb mußt du doch nicht meinen&comma; du könntest nichts dafür&period; Man kann immer etwas dafür&comma; wenn man etwas tut&comma; wovon man weiß&comma; daß es unrecht ist&period; Und daß man nicht zornig sein darf&comma; das weißt du doch&comma; nicht wahr&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Toni wurde ganz rot&comma; sie senkte das Köpfchen und sagte leise&colon; „Ich möchte gern nicht zornig sein – aber es kommt immer ganz von selbst&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Tante lächelte&colon; „Ja&comma; so geht's gewöhnlich&period; Sieh&comma; die andern meinen's doch auch nicht böse und sie wollen dich gewiß nicht kränken&period; Das Necken kommt bei ihnen auch ganz von selbst&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Kind sah erst überrascht und dann nachdenklich aus&comma; und als die Tante fragte&colon; „Willst du nun versuchen&comma; kleine Neckereien zu ertragen&comma; ohne zornig zu werden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; da nickte es mit dem Köpfchen und sagte ernsthaft&colon; „Ja&comma; ich will's versuchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Tante erschrak beinahe ein bißchen&comma; als sie in diese Kinderaugen blickte&comma; aus denen ein so fester und ernster Entschluß leuchtete&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber nun muß mein Tonichen wieder ein frohes Gesichtchen machen und lachen&period; Komm&comma; wir wollen jetzt Mariechen und die andern Kinder aufsuchen gehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie nahm ihr Patenkindchen bei der Hand und führte es in den Garten&period; Dort rief sie die Kinder alle zusammen und sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hört einmal&comma; was ich mir ausgedacht habe&excl; Des Vormittags&comma; während ihr in der Schule seid&comma; werde ich der Mutter hier im Hause und bei den ganz Kleinen helfen&semi; aber des Nachmittags gehöre ich euch&period; Wenn ihr Zeit habt und das Wetter ist schön&comma; dann werden wir auch Spaziergänge zusammen machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hurra&comma; Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und „Tante&comma; du bist einfach famos&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; so jubelten die Kinder&comma; vor Freude in die Hände klatschend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der blondlockige Rudi aber fragte eifrig&colon; „Und wirst du uns auch Geschichten erzählen&comma; Tante Toni&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&comma; Rudi&comma; herzlich gern&period; Du hörst also gern Geschichten&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; furchtbar gern&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich auch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und „Ich auch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen da noch mehrere Stimmen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich höre am liebsten Indianergeschichten&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Otto&comma; und Anna stimmte ihm bei&semi; die Zwillinge fanden Seeabenteuer viel interessanter&semi; Rudi und Toni entschieden sich für Märchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Übrigens&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; schlug Kurt vor&comma; „da morgen Sonntag ist&comma; könnten wir gleich einen Spaziergang verabreden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Natürlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Paul voll Eifer&period; „Wir führen die Tante über den Hennenberg nach Horbach&comma; von da auf den Blauberg&comma; und &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Warum nicht gleich auf den Chimborasso oder ins Himalajagebirge&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; unterbrach Mariechen lachend&period; „Morgen wird Tante Toni noch etwas reisemüde sein und sich gerne mit einem kleineren Spaziergang begnügen&period; Ich schlage das Tempelchen vor&semi; der Weg dahin ist schön und nicht zu steil&comma; und von dort hat man einen herrlichen Blick auf unser Städtchen und in die Berge&comma; und dann &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dann kann man da oben auch sehr gut ‚Räuber und Gendarm&OpenCurlyQuote; spielen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; fiel Rudi ein&period; „O&comma; ich kenne dort ein paar ausgezeichnete Verstecke&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; das Tempelchen – das ist schrecklich langweilig&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Otto Mehring mit wegwerfender Miene&period; „Da ist man schon so oft gewesen&excl; Dahin geh' ich mal nicht mit&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; so bleib' du nur daheim&comma; wir können's schon ohne dich aushalten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; entgegnete Paul ein wenig grob&period; Aber Tante Toni sah ganz betrübt aus&comma; als sie sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; mir würde es aber sehr leid tun&comma; wenn du nicht mitgingest&comma; lieber Otto&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; Tante&comma; wir wollen sehen&semi; dir zuliebe gehe ich vielleicht mit&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie gnädig&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; kicherte Anna dem Mariechen ins Ohr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun müssen wir nur sehen&comma; was eure lieben Eltern zu diesem Plane sagen werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Mit diesen Worten kehrte Tante Toni ins Haus zurück&period;<&sol;p>

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