Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

5. Kapitel
Minnichen wird geimpft

<p>Tante Toni saß oben im Kinderzimmer&period; Klein Minnichen kletterte auf ihren Knien herum und trieb allerhand Schabernack&semi; es zog sie an den Haaren&comma; zupfte sie am Ohrläppchen&comma; und wenn Tante Toni „Au&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; oder „O weh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief&comma; dann streichelte es ihr die Wangen und machte&colon; „Ei&comma; ei&comma; Ta Dedi&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Leo&comma; der daneben mit großem Ernst ein Bilderbuch betrachtete&comma; erhob mißbilligend den Kopf und sagte&colon; „Das Minnichen ist wirklich ein bißchen eigensinnig&comma; es will durchaus nicht ‚Tante Toni&OpenCurlyQuote; sagen&semi; es könnt's doch ganz gut&comma; wenn es nur wollte&semi; denn es hat schon viel schwerere Wörter fertiggebracht&period; Komm&comma; Minnichen&comma; sei mal recht brav&comma; sage schön&colon; ‚Tan–te To–ni&OpenCurlyQuote;&semi; ich schenk' dir auch was&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Senk was&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; machte Minnichen&comma; und es hielt dem Brüderchen habgierig das Händchen entgegen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; du wärst mir gescheit&excl; Erst mußt du ‚Tan–te To–ni&OpenCurlyQuote; sagen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Truwelpeter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie die Kleine&comma; und sie lachte herausfordernd und klatschte in ihre kleinen&comma; dicken Patschhändchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Leo sah sein Schwesterchen voll Bewunderung an&semi; dann sagte er&colon; „Du&comma; Tante&comma; ich glaub' gar&comma; es will mich uzen&semi; es ist wirklich ein schlaues Ding&comma; das Minnichen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Man sah und hörte dem kleinen Burschen an&comma; wie stolz er auf sein Schwesterchen war&comma; das er ein wenig als sein besonderes Eigentum betrachtete&period; Er fühlte sich als dessen Lehrer und Beschützer&comma; er ließ sich viel von ihm gefallen und behandelte es mit einer gewissen großmütigen Nachsicht&comma; die ihm allerliebst stand und die ihn für seine viereinhalb Jahre merkwürdig vernünftig erscheinen ließ&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nachdem die Tante Minnichens Klugheit nach Gebühr bewundert hatte&comma; wandte sie sich an klein Toni&comma; die mit ihrer Puppe im Arm auf einem niederen Stühlchen danebensaß&period; Tonichen saß so still da und schaute so ernst und nachdenklich vor sich hin&comma; daß die Tante besorgt fragte&colon; „Was hast du denn&comma; meine kleine Freundin&comma; woran denkst du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erwiderte das Kind nach einigem Zögern&comma; „ich denke daran&comma; daß du Otto gestern zu dir gerufen hast&comma; um ihn auf die erste heilige Kommunion vorzubereiten&period; Ich wäre so gern auch dabeigewesen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; deine Zeit wird auch kommen&comma; Tonichen&semi; habe nur noch ein bißchen Geduld&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Toni versank wieder in Nachdenken&semi; endlich hob sie das Köpfchen und fragte&colon; „Tante&comma; muß man dem Heiligen Vater nicht folgen&comma; wenn er etwas sagt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber selbstverständlich&comma; Kind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er hat aber doch gesagt&comma; die Kinder sollten schon mit sieben Jahren zur ersten heiligen Kommunion gehen&semi; warum läßt man sie denn nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Kindchen&comma; der Heilige Vater hat unsern deutschen Bischöfen erlaubt&comma; das Alter für die Erstkommunikanten auf zehn Jahre festzusetzen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und in den andern Ländern&comma; da dürfen die Kinder schon mit sieben Jahren gehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wenigstens in vielen&semi; ja ich glaube in den meisten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Warum denn nur gerade wir deutschen Kinder nicht&quest; – Aber sag' mal&comma; Tante Toni&comma; wenn ich jetzt sehr krank würde&comma; so krank&comma; daß ich sterben müßte&comma; dürfte der Priester mir dann die heilige Kommunion bringen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das glaube ich – ganz bestimmt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Willst du mir dann versprechen&comma; Tante Toni&comma; daß ich den lieben Heiland bekomme&comma; wenn ich sehr krank werde&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber&comma; Toni&comma; mein Herzchen&comma; wie kommst du denn auf diesen Gedanken&quest; Du fühlst dich doch nicht unwohl&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Versprich&comma; bitte&comma; Tante&comma; versprich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; flehte das Kind so eindringlich&comma; daß die Tante nicht anders konnte als antworten&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich versprech' dir's&comma; Kind&semi; von Herzen gern will ich in einem solchen Fall alles tun&comma; was ich kann&comma; um deinen Wunsch zu erfüllen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Leo hatte diesem Gespräch mit Interesse zugehört&period; „Sag' mal&comma; Tante&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; mischte er sich nun ein&comma; „wenn die Toni stirbt&comma; ist sie dann doch noch unsere Schwester&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber gewiß&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und wenn wir alle einmal tot und im Himmel sind&comma; bist du dann doch noch unsere Tante&comma; und sagen wir dann auch noch zu unsern Eltern ‚Papa&OpenCurlyQuote; und ‚Mama&OpenCurlyQuote;&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Leo&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; belehrte Toni ihr Brüderchen&comma; „dann sagt man doch&colon; ‚Heiliger Papa&OpenCurlyQuote; und ‚Heilige Mama&OpenCurlyQuote;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aha&comma; ja natürlich&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; nickte Leo befriedigt&period; Tante Toni lächelte&comma; und die beiden samt Minnichen fest an sich drückend sagte sie nur&colon; „Meine lieben&comma; lieben Kinderchen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>In diesem Augenblick stürzte Gretchen&comma; das Kindermädchen&comma; mit schreckensbleichem Gesicht ins Zimmer und rief aus&colon; „Ach&comma; Fräulein Mehring&comma; denken Sie doch nur – eben ist der Herr Doktor gekommen – unser Kleines soll geimpft werden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da ist doch nichts dabei&comma; Gretchen&semi; darüber brauchen Sie doch nicht zu erschrecken&period; Aber ich meinte&comma; das Kind sei schon längst geimpft&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es ist auch schon mal geimpft worden&comma; aber es hat nicht angeschlagen&period; Ach&comma; Fräulein Mehring&comma; ich kann's nicht mit ansehen&semi; ich werd' ohnmächtig&comma; wenn ich's Minnichen bluten sehe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bluten&excl; – Was soll denn dem Minnichen geschehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Leo ganz erschreckt&comma; während er sich wie schützend vor sein Schwesterchen stellte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da sehen Sie&comma; Gretchen&comma; wie Sie die Kinder erschrecken&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; tadelte Tante Toni das Mädchen&period; „Gehen Sie nur schnell aus dem Zimmer und nehmen Sie Toni und Leo mit&period; Ich halte die Kleine beim Impfen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; nein&comma; laß mich hier&comma; ich will bei meinem Minnichen bleiben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; wehrte sich Leo&comma; als Gretchen ihn mit fortnehmen wollte&period; „Bitte&comma; Tante Toni&comma; laß mich beim armen Minnichen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber es geschieht ja deinem Minnichen gar nichts Schlimmes&comma; Kind&excl; Das Impfen tut ja gar nicht weh&comma; es ist kaum wie ein Mückenstich&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O bitte&comma; bitte&comma; laß mich doch hier&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mich auch&comma; bitte&comma; liebe Tante&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun ja&comma; wenn ihr versprecht&comma; euch ganz still zu verhalten&comma; dann dürft ihr hierbleiben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Minnichen hatte inzwischen verwundert und etwas ängstlich von einem zum andern gesehen&semi; sie hatte wohl begriffen&comma; daß man etwas mit ihr vorhabe&comma; konnte sich aber nicht denken&comma; was&period; Als nun aber die Türe aufging und die Mutter gefolgt vom Hausarzt eintrat&comma; da hellte sich ihr Gesichtchen auf&comma; und sie schrie&colon; „Dag&comma; Dokedok&excl; Sung raus&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und ohne erst die Antwort abzuwarten&comma; riß sie das Mäulchen auf und streckte ihr rosiges Züngelchen heraus&comma; soweit sie nur konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; das ist aber mal ein braves Kind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Doktor lachend&period; „Und solch ein schönes&comma; rotes Zünglein hat's&period; Nein&comma; krank sind wir nicht&comma; Fräulein Minnichen&comma; nicht wahr&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; doch&comma; Minnisen tank is – wehweh hier – wehweh da&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; versicherte die Kleine ernsthaft&comma; während sie an Ärmchen und Beinchen suchte&comma; ob sie nicht irgendein rotes Fleckchen fände&semi; als sie aber keines entdecken konnte&comma; drückte sie die Hände aufs Brüstchen und klagte mit wehleidigem Gesichtchen&colon; „Minnisen weh Bäuselsen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; da wollen wir mal das kranke Bäuchelchen untersuchen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte der Doktor&period; Er machte der Tante ein Zeichen&comma; und diese begann die Kleine auszukleiden&comma; bis die dicken&comma; nackten Ärmchen herauskamen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hat Minnichen da auch Weh&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Tante Toni&comma; aufs Ärmchen deutend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ja&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; nickte das Kind eifrig&period; „Dokedok sund mach&comma; Lästersen dauftun&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; so&comma; ein Pflästerchen möchtest du für dies nette&comma; runde Speckärmchen haben&quest; Na&comma; komm&comma; laß einmal sehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wie aber der Doktor das Ärmchen fassen wollte&comma; zog Minnichen es rasch zurück und schrie lachend&colon; „Kitzekitz&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es meint&comma; du wolltest's kitzeln&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Leo dem erstaunten Doktor&period; Dieser lachte&comma; und diesmal mit festem Griff das Ärmchen fassend&comma; sagte er&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; kitzeln&comma; das tut der Onkel Doktor nicht&period; Aber nun paß einmal gut auf – drei nette Pünktchen mach' ich dir da oben hin&comma; drei wirklich nette Pünktchen&period; Kannst du schon zählen&quest; Also eins&comma; zwei&comma; drei &period;&period;&period;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Minnichen hielt ganz still und schaute mit großer Aufmerksamkeit dem Doktor zu&period; Als er fertig war&comma; hielt es ihm das andere Ärmchen auch hin und sagte&colon; „Noch pickpick&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; aber so was&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief der Doktor verwundert&period; „Das muß ich sagen&comma; ich hab' doch schon viele Kinder geimpft&comma; es haben auch viele davon recht schön stillgehalten&semi; aber bisher hat doch noch keines verlangt&comma; noch mehr geimpft zu werden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Leos Augen leuchteten vor freudigem Stolz&comma; als der Doktor dies sagte&comma; und er versicherte&colon; „Ja&comma; so eins wie mein Minnichen gibt's überhaupt nicht mehr&period; Und&comma; Onkel Doktor&comma; wenn du erst wüßtest&comma; wie schlau es ist und was es schon alles kann&excl; Denke dir&comma; neulich &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und während die Mutter und Tante Toni die Kleine wieder ankleideten&comma; erzählte er dem Arzt die Heldentaten seines Schwesterchens&period; Dieser hörte eine Zeitlang freundlich zu&comma; endlich klopfte er dem Bürschchen auf die Schulter und meinte schmunzelnd&colon; „Na&comma; ein Wunder ist es ja nicht bei einem so tüchtigen Lehrmeister&period; Übermorgen komme ich mal nachsehen&comma; ob es diesmal anschlagen wird&period; Aber jetzt möchte ich mir das kleine&comma; blasse Fräuleinchen hier ein bißchen näher besehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Damit zog er Tonichen zu sich heran und begann dieselbe zu untersuchen&comma; zu beklopfen und zu behorchen&period; Er machte dabei ein ernstes Gesicht und schüttelte ein paarmal mit dem Kopf&comma; und erst als er bemerkte&comma; wie Toni ihn mit ihren ernsten blauen Augen gar forschend ansah&comma; versuchte er ein vergnügtes Gesicht zu machen und zu scherzen&period; Aber das Kind ließ sich nicht täuschen&comma; und sowie es gewahrte&comma; daß die Aufmerksamkeit seiner Mutter durch die kleinen Geschwister in Anspruch genommen war&comma; neigte es sich rasch zum Arzt hin und fragte leise&colon; „Werde ich bald sterben&comma; Onkel Doktor&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dieser fuhr erschrocken zurück&period; Dann zog er klein Toni auf sein Knie&comma; und sanft ihr Köpfchen streichelnd fragte er&colon; „Wie kommst du denn auf diesen Gedanken&comma; du Kleines&quest; Fühlst du dich nicht wohl&quest; Tut dir etwas weh – sag' mir's doch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Toni schüttelte das Köpfchen&colon; „Nein&comma; weh tut mir eigentlich nichts&period; Ich bin nur immer so müd'&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach geh' doch&comma; vom Müdesein stirbt man doch nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte der Doktor lächelnd&comma; und aufmunternd fügte er hinzu&colon; „Komm&comma; Kindchen&comma; schau nicht so ernst drein&comma; das paßt ja gar nicht für dein Alter&period; Du sollst vergnügt sein und springen und lachen&comma; so wie dein kleines Schwesterchen da&period; Hör doch nur&comma; wie es kräht&comma; und schau&comma; wie es zappelt&comma; daß man es kaum halten kann&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann stand der Doktor auf&comma; und die Mutter ging wieder mit ihm hinunter&period; Als Tante Toni etwas später nachfolgte&comma; da war der Doktor schon fort&comma; aber Tante Toni merkte&comma; daß ihre Schwester geweint hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was gibt es denn&comma; fehlt Tonichen etwas&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte sie besorgt&period; „Hat der Doktor etwas gefunden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; er hat nichts gefunden&semi; Lunge&comma; Herz&comma; alles ist gesund&comma; und doch ist unser guter alter Doktor nicht ohne ernste Besorgnisse&semi; denn das Kind entwickelt sich nicht&comma; im Gegenteil&comma; es nimmt sichtlich ab&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>In diesem Augenblick kam Lilly ins Zimmer gestürmt&period; „Tante Maria&comma; darf ich heute bei dir zu Mittag essen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; rief sie&period; „Otto ist zu Tante Luise gegangen&semi; denn Papa ist fort&comma; und unser Fräulein hat so arges Kopfweh&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß darfst du hier essen&comma; Lilly&period; Wo ist Papa denn hin&quest; Er hat gestern gar nicht davon gesprochen&comma; daß er heute verreisen müsse&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er hat's gestern ja selbst noch nicht gewußt&comma; und er kommt diesen Abend auch schon zurück&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Willst du denn einstweilen in den Garten gehen&quest; Du wirst wahrscheinlich Anna dort finden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly ging zur Türe&comma; dort blieb sie aber zögernd stehen&semi; sie blickte unschlüssig auf ihre beiden Tanten&semi; man sah ihr an&comma; sie hätte gerne noch etwas gesagt&comma; sie getraute sich aber nicht recht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni sah ihre Nichte aufmerksam an&semi; auch Frau Wulff bemerkte des Kindes Zögern&period; „Lilly&comma; was hast du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte sie in freundlichem&comma; aufmunterndem Ton&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt ließ aber Lilly den Kopf auf die Brust sinken&comma; und sie fing an zu weinen&period; Da nahm Tante Maria sie auf den Schoß&comma; sie strich ihr die Haare aus dem Gesichte&comma; trocknete ihr die Tränen&comma; und dann sagte sie&colon; „So&comma; mein liebes Kind&comma; nun erzähl uns&comma; was dich drückt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Lilly weinte nur um so mehr – endlich stammelte sie&colon; „Ach&comma; der Papa – ich hab' solche Angst um den Papa&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber warum denn&comma; Lilly&quest; Er war doch schon öfter verreist&comma; und du sagst ja selbst&comma; daß er diesmal nur für einen Tag fort ist&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; deshalb ist es auch nicht&period; Aber diesen Morgen ist ein Polizeidiener gekommen und hat dem Papa einen schrecklich großen Brief gebracht&comma; und da war der Papa sehr aufgeregt&comma; und er hat gesagt&comma; er müsse gleich fort&comma; um wichtige Papiere zu holen&period; Und Otto meint&comma; dieser große Brief sei eine Vorladung vor Gericht&comma; und er hat auch gehört&comma; wie der Gärtner und der Milchmann zusammen geredet haben und wie sie gesagt haben&comma; die bösen Leute wollten unsern Papa unschädlich machen&semi; und&comma; Tante&comma; ‚unschädlich machen&OpenCurlyQuote;&comma; das heißt doch&comma; sie wollen ihn tot machen – der Otto hat es in seiner ‚Tigerjagd&OpenCurlyQuote; gelesen&semi; da steht es&colon; wie der Tiger tot war&comma; da freuten sich die Menschen&comma; weil er nun endlich unschädlich gemacht war&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Lilly brach von neuem in bittere Tränen aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Maria aber streichelte ihr die Wangen&comma; und sie wie ein kleines Kind in den Armen wiegend&comma; sagte sie in beruhigendem Ton&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da sei du nur ganz ruhig&comma; Lillchen&comma; – das habt ihr beide nicht richtig verstanden&semi; deinem lieben Vater kann und wird nichts geschehen&period; Alle guten und edeln Menschen haben Gegner – das ist nun einmal so auf der Welt –&comma; und so gibt es auch böse Menschen&comma; die deinen Vater verleumden&semi; aber laß nur die Gerichtsverhandlung kommen&comma; die brauchst du gar nicht zu fürchten&semi; da werden alle Leute erfahren&comma; was für ein guter Mensch dein Vater ist&comma; und seine Verleumder werden bestraft werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly hatte aufmerksam zugehört&period; „Ja&quest; glaubst du&comma; Tante Maria&quest; Und dem Papa wird nichts geschehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und das Kind atmete erleichtert auf&period; Dann sprang es hinaus in den Garten&comma; um dort Anna und die Zwillinge aufzusuchen&period;<&sol;p>

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