Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

8. Kapitel
Klein Tonis Wunsch geht in Erfüllung!

<p>Draußen war das schönste Wetter&period; Die Sonne schien&comma; Vogelstimmen riefen und lockten&comma; und doch mochte Tante Toni nicht mit ihrer kleinen Bande in den lieben&comma; alten Spessart hinaufwandern – sie saß an klein Tonis Bettchen&period; Immer schmaler und blasser wurde das liebe Kindergesichtchen&comma; und die blauen Augen blickten immer sehnsüchtiger und erwartungsvoller&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tante&comma; was hast du gestern abend dem Otto erzählt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte die Kleine jeden Morgen&comma; wenn Tante Toni zu ihr kam&comma; und sie konnte nicht müde werden zuzuhören&comma; wenn diese ihr vom lieben Heiland erzählte&comma; der die Menschen so lieb hat&comma; daß er die Gestalt des Brotes annimmt&comma; um immer in ihrer Mitte zu sein und sich aufs innigste mit ihnen vereinigen zu können&period; Am liebsten hörte sie aber die Geschichte vom göttlichen Kinderfreund&comma; der es nicht dulden wollte&comma; daß die Apostel die Kinder fortschickten&comma; und der ausrief&colon; „Lasset die Kindlein zu mir kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&comma; wär' ich doch eines von den kleinen Judenkindern gewesen – vielleicht hätte der liebe Heiland mich auch auf seine Knie genommen und hätte mich gesegnet&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und klein Tonis Augen erglänzten&comma; als sie sich so lebhaft vorstellte&comma; wie schön&comma; wie herrlich es sein müßte&comma; auf des Heilands Schoß zu sitzen und das Köpfchen an seine Brust zu lehnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit großer Geduld ertrug klein Toni es&comma; so lange still im Bettchen liegen zu müssen&period; Der Husten und das Fieber quälten sie sehr&comma; aber sie klagte nicht&comma; sie seufzte nur manchmal&comma; wenn das Rufen und Lachen ihrer Geschwister vom Garten zu ihr heraufklang&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Einmal aber hatte sie doch wieder einen ihrer früheren Zornanfälle – das war&comma; als Lilly sie besuchen kam und sagte&colon; „Du hast's gut&comma; du kannst hier bequem in deinem Bett liegen und tun&comma; was du willst&comma; während wir andern in die Schule müssen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tonichen hatte darauf erklärt&colon; „Es ist viel schöner und lustiger&comma; gesund zu sein und in die Schule zu gehen&comma; als krank zu sein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da hatte aber Lilly ein spöttisches Gesicht gemacht und lachend geantwortet&colon; „Geh doch&comma; Toni&comma; mir machst du so leicht nichts vor&excl; Wenn du so gern in die Schule gingest&comma; wärst du sicher schon längst gesund – du stellst dich ein bißchen an&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Toni hatte erst ganz verwundert dreingeschaut – sie konnte es ja gar nicht begreifen&comma; daß man so etwas von ihr denken konnte –&comma; dann war sie sehr böse geworden&comma; und sie hatte geschrien&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; ich stelle mich nicht an – ich lüg' doch nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dann mußte sie sehr stark husten&comma; und sie weinte dabei&comma; so daß Lilly&comma; die ja doch im Grunde die kleine Toni lieb hatte&comma; ganz bestürzt sagte&colon; „Komm&comma; Tonichen&comma; sei nicht mehr bös auf mich – ich glaub' dir's ja&comma; daß du dich nicht anstellst&comma; und ich sag's auch nie mehr&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die beiden Kinder hatten sich daraufhin wieder versöhnt&comma; aber am Abend dieses Tages hustete klein Toni viel mehr und das Fieber war gestiegen – sie konnte keine Ruhe finden und weinte bittere Reuetränen&comma; weil sie sich wieder von ihrem Zorn hatte hinreißen lassen&period; Als Tante Toni ihr „Gute Nacht&OpenCurlyDoubleQuote; sagen kam&comma; klagte sie&colon; „Ich kann gar nicht mehr so gut an den lieben Heiland denken – ich meine immer&comma; er wäre nun unzufrieden mit mir und er würde mich jetzt nicht auf seinem Schoß haben wollen&comma; wenn ich eins von den kleinen Judenkindern wäre&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Tonichen&comma; was denkst du denn vom lieben Heiland&quest; Du hast ihn ja wohl gekränkt durch deinen Zorn – aber das hat er dir schon wieder verziehen&semi; es hat dir ja gleich nachher so leid getan&period; Und jetzt bist du wieder sein kleiner Liebling&period; Du kannst dir ja gar nicht vorstellen&comma; wie lieb dich der liebe Heiland hat&period; Er hat dich ja schon gekannt und dich geliebt damals&comma; wie er für dich am Kreuz gestorben ist&comma; und er hat eine ganz besondere Freude an dir&comma; weil du ihm zuliebe so geduldig bist und dir so viel Mühe gibst&comma; ein liebes&comma; braves Kind zu sein&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Solchen Worten hörte klein Toni gerne zu&comma; und sie lag nun wieder still und getröstet in ihrem Bettchen&period; Sie klagte auch nicht&comma; als sich am andern Tag ein quälendes Stechen in der Brust und in der Seite einstellte&period; Ihr armes Köpfchen war so weh und schwer&comma; daß sie es kaum mehr vom Kissen erheben konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es ist eine Lungenentzündung hinzugetreten&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte der Hausarzt&comma; und er brachte noch einen zweiten Doktor mit – aber der hieß alles gut&comma; was der gute alte Hausarzt gesagt und angeordnet hatte&semi; helfen konnte er auch nicht&comma; und er sagte zu den tiefbetrübten Eltern&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Es ist ein sehr ernster Fall&semi; aber solange noch Leben da ist&comma; ist auch noch Hoffnung&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Toni aber schaute ihre Tante und Patin bittend an&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was wünschest du&comma; Liebling&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte diese&comma; sich über ihr Bettchen neigend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mit leiser&comma; schwacher Stimme flüsterte das Kind&colon; „Tante&comma; denkst du noch an dein Versprechen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Tante nickte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Geh zum Herrn Pfarrer – bitte&comma; Tante – ich möchte beichten – und er soll mir den lieben Heiland bringen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni zögerte einen Augenblick&comma; aber klein Tonis Augen baten so flehend&comma; sie konnte nicht widerstehen – sie begab sich sofort ins Pfarrhaus&period; Sie sprach lange mit dem Herrn Pfarrer&comma; und dieser versprach ihr&comma; die kleine Kranke gegen Abend zu besuchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war wohl die Freude&comma; die verursachte&comma; daß Tonichen sich am Abend viel leichter und besser fühlte&period; Ihre Augen leuchteten auf&comma; als der Herr Pfarrer an ihr Bettchen trat&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; so&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte dieser freundlich&comma; „das ist also die Kleine&comma; die kommunizieren möchte&period; Wie alt bist du denn&comma; mein Kind&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin sieben Jahre&comma; Herr Pfarrer&semi; ich habe also das Alter der Vernunft&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Pfarrer lächelte&colon; „So&comma; meinst du&quest; Nun sag' mir doch einmal&comma; warum du schon so früh zur heiligen Kommunion gehen möchtest&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Toni faltete ihre Händchen über der Brust und sagte in innigem Ton&colon; „Weil ich mich so sehr danach sehne&comma; den lieben Heiland zu empfangen&period; Ich habe mir ja sogar gewünscht&comma; recht bald zu sterben&comma; damit ich nicht noch drei Jahre auf ihn zu warten brauche&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du weißt und glaubst also&comma; daß man in der heiligen Kommunion den lieben Heiland selbst empfängt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber natürlich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte klein Toni&comma; ganz erstaunt&comma; daß der Herr Pfarrer überhaupt so etwas fragen konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kannst du denn den lieben Heiland sehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich kann nur die heilige Hostie sehen&comma; aber ich weiß&comma; daß es doch der wirkliche liebe Heiland ist&comma; so wie er jetzt im Himmel wohnt und wie er früher auf die Welt gekommen ist&comma; um uns zu erlösen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Pfarrer stellte noch einige Fragen an Toni&comma; welche dieselben alle richtig und verständig beantwortete&period; Dann hörte er ihre Beichte an&comma; und als er fortging&comma; da hatte er Tränen in den Augen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Morgen früh bringt er mir den lieben Heiland&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; flüsterte Toni selig lächelnd vor sich hin&comma; und sie lag die ganze Zeit wie in stiller&comma; glückseliger Erwartung&period; Von ihrem Bettchen aus sah sie zu&comma; wie Mutter und Tante Toni einen kleinen Altar im Zimmer zurechtmachten&period; Etwas später&comma; als Vater und Mutter an ihrem Bett saßen&comma; sagte sie&colon; „Nicht wahr&comma; der liebe Gott hat mir ja nun alles verziehen&comma; und ihr verzeiht mir auch&comma; Papa und Mama und Tante Toni und alle Geschwister&comma; daß ich oft so ungehorsam und so zornig war&quest; – Es tut mir ja so leid&comma; und ich hab' euch alle so lieb&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Eltern konnten ihre Tränen kaum zurückhalten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Dann wurde es Nacht&comma; und klein Toni schlief so sanft und so ruhig&comma; wie sie lange nicht mehr geschlafen hatte&period; Sie hustete nicht und fühlte auch keine Schmerzen mehr&period; Von Zeit zu Zeit öffnete sie die Augen und fragte&comma; ob es nun bald hell würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich freue mich so&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; flüsterte sie&comma; und als es endlich hell geworden war&comma; begannen die Mutter und Tante Toni die kleine Kranke für die heilige Handlung herzurichten&period; Vorsichtig und behutsam zogen sie ihr ein feines&comma; gesticktes Nachtkleidchen an&semi; auch ein kleines Myrtenkränzchen bekam klein Toni&comma; wie ein wirkliches Kommunionkind&period; Die Mutter gab ihr einen schönen weißen Rosenkranz&comma; und dann betete sie mit ihrem Töchterchen&comma; bis unten im Hause ein Glöckchen ertönte&period; Nun zündete Tante Toni die Kerzen an und öffnete weit die Türe&period; Der Herr Pfarrer trat herein&comma; gefolgt vom Vater&comma; von den Geschwistern und den Dienstboten&comma; und alle knieten nieder&comma; als der Priester segnend die heilige Hostie erhob&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Tonis Augen strahlten in einem ganz eigenen Glanze&comma; als der Priester ihr das hochwürdigste Gut reichte&comma; und ihre Wangen röteten sich&semi; dann lag sie still&comma; ganz still mit gefalteten Händchen&comma; ihr Gesichtchen war wieder ganz blaß geworden&comma; und ihre Augen waren geschlossen&comma; so daß der kleine Leo&comma; der hinten neben Gretchen kniete&comma; diese leise fragte&colon; „Ist die Toni jetzt schon ein Engel&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Statt aller Antwort brach Gretchen in leises Weinen aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Priester segnete nochmals die kleine Kranke und entfernte sich&comma; während der Vater und die übrigen Anwesenden ihm das Geleite gaben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Nur die Mutter und Tante Toni blieben zurück&comma; und als Frau Wulff sich etwas später über ihr Töchterchen neigte und leise fragte&colon; „Wie fühlst du dich&comma; mein Kind&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; da antwortete klein Toni lächelnd&colon; „Wohl&comma; o so wohl&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und als sie dabei einen Augenblick die Augen öffnete&comma; da hatten diese einen Ausdruck&comma; als ob sie schon über alles Irdische hinaus in eine andere Welt blickten&period; Aber sie schlossen sich gleich wieder&comma; und Toni fiel in einen sanften Schlummer&semi; jedoch selbst im Schlaf hielt sie die Händchen auf die Brust gepreßt&comma; als wollte sie den lieben Heiland da drin festhalten&comma; damit er ja nicht von ihr ginge&period; –<&sol;p>&NewLine;<p>Als die Zwillinge und Anna um zwölf Uhr aus der Schule kamen&comma; da fanden sie alle Fensterläden geschlossen&comma; die Haustüre war nur angelehnt&comma; so daß sie gar nicht zu schellen brauchten&period; Auf der Treppe stand Leo&comma; der schien auf sie gewartet zu haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hast du die Türe aufgemacht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Kurt in strengem Ton&period; „Du weißt doch&comma; daß dir das verboten ist&comma; und &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Leo legte den Finger auf den Mund und sagte leise&colon; „Pst&excl; Jetzt ist unsere Toni wirklich ein Engelchen geworden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie&comma; ist sie tot&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die drei Kinder bestürzt aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ganz tot gestorben&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; bestätigte Leo und nickte mit dem Kopf&period; „Aber sie ist noch nicht im Himmel&comma; denn sie liegt noch da drin und schläft ganz fest&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Eben kam Gretchen mit rotgeweinten Augen aus dem Zimmer&comma; und sie nahm Leo mit sich&comma; während Paul&comma; Kurt und Anna leise&comma; auf den Fußspitzen auftretend&comma; Tante Toni folgten&comma; die gerade an der Türe erschien und ihnen winkte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wie schön&comma; o wie schön ist unser Tonichen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte Anna&comma; auf ihr Schwesterchen blickend&comma; welches wirklich wie ein schlafendes Engelchen dalag – so weiß&comma; so still&comma; so friedlich&period; Und leise weinend beugte sich eines nach dem andern über das tote Schwesterlein&comma; um ihm noch einmal das kalte Händchen zu küssen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Vater und Mutter knieten da&comma; von Schmerz gebeugt&comma; aber als die andern Kinder sich wie tröstend oder Trost suchend an sie schmiegten&comma; da erhob die Mutter das Haupt&comma; und sie sagte&colon; „Lasset uns dem lieben Gott danken&comma; daß er unserer lieben kleinen Toni einen so schönen&comma; sanften Tod verliehen hat&period; Sie läßt euch alle noch herzlich grüßen&comma; jedes hat sie noch beim Namen genannt&comma; und zuletzt ist sie mit dem heiligsten Namen Jesus auf den Lippen sanft eingeschlafen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Hier brach der Mutter die Stimme&comma; und eine Zeitlang hörte man im Zimmer nichts mehr als unterdrücktes Schluchzen und leises Beten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Im Laufe des Nachmittags kamen auch Helmers mit ihren Kindern und Onkel Robert mit den seinen&comma; um die kleine Toni noch einmal zu sehen&period; Die Kinder weinten zwar sehr&comma; aber sie blieben doch ruhig und dachten daran&comma; wie glücklich Tonichen nun wohl schon im Himmel wäre&period; Nur Lilly stand eine Zeitlang wie erstarrt und schaute mit großen Augen auf die kleine&comma; regungslose Gestalt&period; Auf einmal trat sie dicht an das Bett&comma; und sich über die Tote beugend bat sie&colon; „Tonichen&comma; du hast mir ja nicht ‚Adieu&OpenCurlyQuote; gesagt – mach nochmal deine Äugelchen auf&comma; bitte&comma; schau mich nochmal an und sag' mir&comma; daß du mir nicht mehr bös bist wegen neulich – du weißt schon&comma; Tonichen&excl; Hörst du mich nicht&quest; – Tonichen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Tonichen antwortete nicht&period; Lilly war ganz fassungslos – jetzt erst fing sie an zu ahnen&comma; was es eigentlich heißt&colon; tot sein – sie hatte es sich bisher noch nicht recht vorstellen können&period; Beim Tode ihrer Mutter war sie noch zu klein gewesen&period; Aber nun empfand sie etwas wie Entsetzen&comma; und sie schrie plötzlich auf&colon; „Toni – Toni&comma; sei doch nicht tot&excl; Du sollst nicht tot sein – ich hab' dich ja lieb&comma; Tonichen&comma; viel lieber als du weißt&comma; und ich will dich nie mehr ärgern&excl; Komm&comma; Toni – komm'&comma; wach' auf&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Lilly umschlang Toni und küßte sie&semi; aber sie fuhr zurück – wie kalt war Tonis Wange&comma; todeskalt&excl; – Es durchschauerte Lilly&comma; und mit einem Schrei fiel sie in ihres Vaters Arme&period; Der trug sie hinaus&comma; und unter seinem und Tante Tonis beruhigendem Zuspruch schwand allmählich der entsetzte Ausdruck aus ihrem Gesichtchen&period; Begierig lauschte sie den Worten der Tante&comma; die ihr erzählte&comma; wie klein Toni sie grüßen lasse&colon; „Kurz vor ihrem Tode hat sie noch von dir gesprochen&comma; Lilly&comma; und sie hat gesagt&comma; sie wolle dein Mütterlein im Himmel von dir und von Otto grüßen&period; Was da drinnen so kalt und starr liegt&comma; das ist ja gar nicht mehr unsere Toni&comma; es ist nur ihre Hülle – ihre liebe kleine Seele ist schon oben im Himmel beim lieben Gott unaussprechlich glücklich und selig&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber nie&comma; nie mehr kommt sie mit mir spielen&comma; nie mehr kann ich mit ihr sprechen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; klagte Lilly&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber doch&comma; Lilly&semi; du willst doch gewiß auch einmal in den Himmel kommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja schon&comma; Tante Toni&comma; aber ich bin so bös&comma; ich hab' schon so oft gelogen&comma; und ich wollt' neulich dem Otto auch gar nicht versprechen&comma; nie mehr zu lügen – und am End' komm' ich gar nicht in den Himmel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; da sei du nur ganz ruhig&excl; Das liebe Tonichen wird schon für dich beten und bitten&comma; daß du bald ein ganz braves und gutes Kind wirst&period; Du mußt nur auch ernstlich wollen&comma; und du wirst sehen&comma; daß es gar nicht so schwer ist&period; Denk' nur an Otto&comma; wie der sich schon geändert hat&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ich möchte ja auch gern brav werden&period; Ach&comma; wenn du doch immer bei mir bliebest&comma; Tante Toni&comma; dann könnt' ich's vielleicht&period; Aber nun ist Toni fort&comma; und wenn du dann auch wieder fortgehst &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und bitterlich schluchzend schmiegte Lilly sich in Tante Tonis Arm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich geh' ja noch nicht fort&comma; ich bleibe ja noch bis nach Ottos erster heiligen Kommunion&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; tröstete die Tante&comma; „und wenn du jetzt schön brav bist und nicht mehr weinst&comma; dann komm' ich diesen Abend noch zu dir hinüber&comma; und ich wasche dich und lege dich ins Bett&comma; wie ich's früher getan habe&comma; als du noch klein warst – willst du&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Tante&comma; ja&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Lilly trocknete ihre Tränen&period; „Aber bitte&comma; laß mich noch einmal hinein&comma; laß mich Tonichen noch einmal sehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Lieber nicht&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meinte der Vater besorgt&comma; „es regt dich nur wieder auf&period; Sei folgsam und komm' nun heim&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly sah ihren Vater so innig flehend an&comma; daß er schwankend wurde und wohl nachgegeben hätte&semi; aber Tante Toni sagte&colon; „Wenn man einen guten Vorsatz gefaßt hat&comma; dann muß man auch gleich mit der Ausführung beginnen&comma; und wer ein braves Kind werden will&comma; muß vor allem aufs erste Wort gehorchen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt ließ Lilly sich ohne Widerrede von ihrem Vater heimführen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am folgenden Tag durfte sie aber noch einmal zurückkommen&semi; Tante Toni holte sie selbst ab und führte sie in den Saal unten&comma; der in eine Kapelle umgewandelt war&period; Dort lag die kleine Tote aufgebahrt zwischen grünen Pflanzen und brennenden Kerzen – ein Kreuz lag auf ihrer Brust&comma; und ihr Rosenkranz war um die gefalteten Händchen geschlungen&period; Der ganze Anblick war so schön&comma; so friedlich und doch so feierlich&comma; daß Lilly gar nicht mehr weinte&period; Sie kniete still da und betete&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Liebes Tonichen&comma; hilf mir doch mein Versprechen halten&comma; und grüße mir tausendmal meine liebe Mama im Himmel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>

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