Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

9. Kapitel
Wie Lilly ein Geheimnis erfährt. Der große Tag und Ottos Entschluß. Auf Wiedersehen!

<p>Am nächsten Tage&comma; während Herr Mehring und Otto Tonichens Begräbnis beiwohnten&comma; saß Lilly bei der Haushälterin&comma; Fräulein Helene&comma; im Zimmer&period; Trotzdem diese sehr eifrig mit Ausbessern von Strümpfen und Wäsche beschäftigt war&comma; fiel es ihr bald auf&comma; daß Lilly heute ungewöhnlich still war&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kind&comma; du bist ja heute so brav&comma; daß man dich gar nicht wieder kennt&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte sie&comma; ganz verwundert von ihrer Arbeit aufblickend&semi; „du bist auch so blaß&comma; du wirst doch nicht am Ende krank sein&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; ich möchte ganz gern wieder mal krank sein&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meinte Lilly nachdenklich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was&comma; du möchtest gerne krank sein&quest; Aber ich danke dafür&excl; Das darf man ja überhaupt gar nicht wünschen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das ist aber doch so schön&excl; Dann kommt Papa sich manchmal an mein Bett setzen&comma; und diesmal käme sicher Tante Toni mich pflegen&comma; und sie bliebe vielleicht sogar den ganzen Tag bei mir&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; das gefiele dir wohl&period;&period;&period;&period; Aber das Kranksein ist drum doch nicht angenehm&semi; es tut gewöhnlich recht weh&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; das will ich schon aushalten&comma; wenn ich nur jemand bei mir habe&comma; der mich recht lieb hat&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder blickte Fräulein Helene ganz erstaunt auf Lilly&semi; sonst hatte das Kind doch gar nicht so nach dem Liebhaben gefragt&period; Laut aber sagte sie&colon; „Ich hätte sicher nichts dagegen&comma; wenn deine Tante dich pflegen käme&comma; falls du wieder mal krank würdest&semi; denn ich weiß noch recht gut&comma; wie ich das letztemal hab' laufen und springen müssen&semi; zehn Arme und zehn Beine hätte ich brauchen können&comma; um dich zu bedienen&comma; und trotzdem war's nie recht&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly hatte schuldbewußt das Köpfchen gesenkt&period; Kleinlaut erwiderte sie&colon; „Ja&comma; ich kann mich noch erinnern&semi; ich glaub'&comma; ich war recht bös&comma; und du hast oft gesagt&comma; du könntest's nicht mehr aushalten und du wolltest fort&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich glaub'&comma; ich wäre auch fort&comma; wenn deine Tante&comma; Frau Wulff&comma; mir nicht gute Worte gegeben und zugeredet hätte&comma; ich solle den Herrn Mehring doch nicht so im Stich lassen&comma; der könne sich doch nicht auch noch um den Haushalt kümmern&period; Aber was schwätz' ich denn da&quest; Davon verstehst du ja doch nichts&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; doch&comma; ich versteh' es recht gut&period; Ich weiß auch&comma; daß du eine vorzügliche Haushälterin bist&comma; aber von Kindererziehung verstehst du keine blaue Bohne&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„I du meine Güte&excl; Da schau mal einer die Fräulein Weisheit an&excl; Wo hast du denn das wieder mal her&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; das hab' ich halt schon sagen hören von den Tanten&comma; auch von Lina &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Natürlich – die blaue Bohne&comma; die stammt sicher von der Lina&period; Die wird wahrscheinlich etwas von Kindererziehung verstehen&comma; die&excl; Vom Haushalt&comma; von Reinlichkeit und Ordnung versteht sie jedenfalls nichts&comma; und wenn ich nicht immer hinter ihr drein wäre&comma; dann sähe es hier bald aus wie in einem Stall&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Fräulein Helene war sehr in Eifer geraten&comma; und sie hätte wohl noch eine Weile fortgeredet&comma; wenn nicht eben draußen ein arges Gepolter entstanden wäre&comma; so daß Lilly ganz erschrocken zusammenfuhr&period; Fräulein Helene war aufgesprungen&comma; aber sie schien zu ahnen&comma; was der Lärm bedeutete&semi; denn Arbeit&comma; Fingerhut und Schere in den Korb werfend rief sie aus&colon; „Da haben wir's ja gleich&excl; Eine rechte Meisterleistung von der Lina&comma; die so viel von Kindererziehung versteht&excl; Sie sollte sich lieber um ihre Arbeit kümmern und nicht Eimer und Bürsten die Treppe hinunterwerfen&period; Eine nette Bescherung das – und gerade gestern haben wir einen frischen Läufer auf die Treppe gelegt &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly sah der Haushälterin&comma; die sehr erzürnt und aufgeregt das Zimmer verlassen hatte&comma; etwas ängstlich nach&semi; aber dann lächelte sie wieder&colon; nein&comma; sie wußte ja&comma; Fräulein Helene würde der Lina doch nichts tun&comma; sie würde sie auch nicht fortschicken&semi; obwohl sie viel mit den Mädchen zankte&comma; mochten diese sie doch gut leiden&comma; denn im Grunde war sie recht gutmütig&comma; die Fräulein Helene&comma; und Lilly war ganz erstaunt zu bemerken&comma; daß sie selbst sie auch gern hatte&period; Und sie hatte sich doch so oft eingebildet&comma; sie könne sie gar nicht ausstehen&excl; Wie war das doch nur&quest;&period;&period;&period; Lilly versuchte nachzudenken&comma; aber ihr Köpfchen war so eigentümlich schwer&comma; in ihren Schläfen klopfte es so&period; Auch kam es ihr auf einmal so heiß vor im Zimmer und sie hätte gerne das Fenster aufgemacht&semi; aber sie hatte das Gefühl&comma; als ob sie hinfallen würde&comma; wenn sie nun aufstände&period; Sie breitete die Arme auf den Tisch und legte das Köpfchen darauf&period; Über was wollte sie denn eben nachdenken&quest; Sie wußte es schon gar nicht mehr&comma; aber sie wunderte sich über das Sausen und Brausen in ihren Ohren und über das Hämmern im Kopf&period; Sie wollte ein bißchen schlafen&comma; vielleicht würde es ihr dann wieder besser&period; Nach einiger Zeit war es ihr auf einmal&comma; als ginge die Türe auf und sie hörte&comma; wie jemand ausrief&colon; „Lieber Gott&comma; das Kind ist krank&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber es klang ihr wie aus weiter Ferne&period; Sie fühlte sich emporgehoben und getragen&comma; aber es war ihr alles wie ein Traum&period; Dann lag sie in ihrem Bettchen&comma; sie wußte gar nicht&comma; wie sie hineingekommen war&comma; und sie wollte fragen&colon; „Muß ich jetzt sterben wie die kleine Toni&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; aber sie konnte gar kein Wort herausbringen&period; Sie konnte kaum die Lippen bewegen&comma; und die waren so heiß und trocken&semi; aber dann gab ihr jemand etwas zu trinken und eine kühle&comma; weiche Hand legte sich auf ihr schmerzendes Köpfchen&period; O wie wohl das tat&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Lilly schlief ein&semi; aber sie hatte allerhand wirre Träume&comma; beängstigende&comma; dann auch wieder schöne und freundliche&period; Einmal war es ihr&comma; als stände eine abscheuliche Hexe in der Ecke des Zimmers&comma; und die lachte spöttisch und winkte ihr mit ihrem langen&comma; knöchernen Finger&semi; sie wollte schreien&comma; aber ihre Kehle war wie zugeschnürt&comma; sie konnte keinen Laut hervorbringen&semi; die Hexe kam aber immer näher und näher&comma; und in wilder Angst wendete Lilly den Kopf ab&semi; da stand auf einmal Anna an der andern Seite des Bettes&comma; die lachte und sagte&colon; „Sei doch nicht so dumm&excl; Es ist ja die Babett&semi; die ist doch gar keine Hexe&comma; und die tut dir nichts&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; – und als sie nun&comma; noch recht ängstlich&comma; wieder hinüberschaute&comma; da stand dort wirklich die Babett&comma; die sah ganz freundlich aus und sagte&colon; „Ich tu niemand was zu leid&comma; und ich hab' auch schön für dein Mutterle gebetet&semi; es läßt dich schön grüßen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ein andermal&comma; als Lilly stöhnend aus einem wüsten Traum aufwachte und ganz verstört um sich blickte&comma; da neigte sich Tante Toni über ihr Bettchen&colon; „Sei ruhig&comma; mein Liebling&comma; ich bin ja bei dir&comma; und ich verlaß dich nicht&semi; schlafe nur&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Klein Lilly lächelte beim Ton dieser leisen&comma; lieben Stimme&comma; sie suchte mit ihrem Händchen auf der Bettdecke umher&comma; bis sie es warm und fest von den Fingern der Tante umschlossen fühlte&comma; und nun schloß sie wieder beruhigt die Augen&semi; sie war ja geborgen&comma; sie wußte&comma; daß die gute Tante an ihrem Bettchen wachte&comma; und diesmal hatte sie einen wunderschönen Traum&colon; sie sah Tonichen&comma; ganz weiß gekleidet&comma; mit goldenen Flügeln vom Himmel herabschweben&semi; als sie verlangend die Arme ausstreckte&comma; da winkte Tonichen ihr freundlich zu und sagte mit einem leisen&comma; feinen Stimmchen&colon; „Sei nur recht brav&comma; und vor allem lüge nicht mehr&comma; es ist gar nicht so schwer&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann wurde Tonichen immer heller und durchsichtiger&comma; bis sie ganz verschwand wie ein Nebel&comma; der zergeht – und endlich schlief Lilly sanft&comma; ruhig und traumlos&comma; lange&comma; lange&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Einmal wurde sie auf einen Augenblick wach&semi; sie hörte Stimmen im Zimmer&comma; und als sie die Augen aufschlug&comma; da stand ihr Vater mit einem Brief vor Tante Toni&period; Lilly wollte sich aufrichten und rufen&comma; allein sie war zu schwach und zu müde&comma; ihre Augen fielen gleich wieder zu&semi; aber sie hörte doch&comma; wie ihr Vater eben zur Tante sagte&colon; „Nun kommt Ernst also doch endlich zurück&comma; und Papa kann sich zurückziehen und sich die wohlverdiente Ruhe gönnen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Tonis Stimme antwortete&colon; „Ja&comma; und ich glaube&comma; du kannst dich nach einem Häuschen für uns umsehen&semi; denn ich denke&comma; Papa wird doch wieder hierher in seine alte Heimat zurückkehren wollen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly kam es vor&comma; als spräche ihr Vater in etwas ärgerlichem&comma; erregtem Tone&comma; als er jetzt sagte&colon; „Was nicht gar&comma; ein Häuschen&excl; Wo denkst du denn hin&quest; Mein Haus hier ist groß genug für uns alle&comma; und es soll das Haus meines alten Vaters sein&period; Und&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; nun klang die Stimme weich und bittend&comma; „du weißt ja&comma; Toni&comma; wie nötig wir dich haben&comma; meine Kinder und ich&semi; versprich mir&comma; daß du mit dem Vater zu mir ziehst&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gern&comma; Robert&comma; gern – aber laß das noch ein Geheimnis sein&comma; bis alles fest und entschieden ist&period; Es gibt dann eine schöne Überraschung für die Kinder&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly lächelte ein wenig&comma; ein ganz klein wenig&period; O&comma; was für ein schönes Geheimnis sie nun wußte&excl; Da mußte man freilich brav sein&comma; um so etwas zu verdienen&excl; Und der Großpapa&comma; der &period;&period;&period; aber weiter kam Lilly nicht mit ihren Gedanken&comma; denn sie war wieder eingeschlafen&comma; und als sie das nächstemal aufwachte&comma; da waren ihre Äuglein wieder hell und fielen ihr nicht gleich wieder zu vor Müdigkeit&comma; und ihr Stimmchen versagte nicht&comma; als sie ausrief&colon; „Papa&comma; Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Da stand auch schon Tante Toni neben ihr&colon; „Gott sei Dank&excl; Nun wird unser Kindchen bald wieder gesund sein&excl; Wie wird der Papa sich freuen&comma; wenn er heimkommt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber auch Otto freute sich&comma; als er&comma; von der Schule zurückgekehrt&comma; zu seinem Schwesterchen gehen durfte&semi; er bot ihm gleich alle seine Spielsachen an&comma; sogar seine Soldaten und seine Festung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach&comma; was war das für eine schöne Zeit&comma; die dann kam&comma; bis Lilly wieder ganz gesund war&excl; Tante Toni war fast immer bei ihr&comma; und gegen Abend setzte sich Papa an ihr Bettchen&comma; plauderte mit ihr und erzählte&semi; unter Tags kamen oft die Tanten&comma; die Vettern und die Cousinen&comma; und immer brachte man ihr etwas mit&period; Wie gut sie doch alle waren und wie man sie verwöhnte&excl; Am besten war aber der Rudi&semi; der brachte ihr sogar seinen Star&comma; an dem er doch so sehr hing und der schon allerhand Worte sagen konnte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gib ihm mal ein kleines Stückchen Zucker&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; riet Rudi&comma; als er den Vogel brachte&period; Und als Lilly ein Stück Zucker zwischen die Stäbe des Käfigs schob&comma; da pickte der Star danach&comma; und nachdem er verkostet hatte&comma; schrie er&colon; „Danke&comma; Lilly&comma; danke schön&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>War das eine Freude&excl; Es war aber doch auch gar zu nett von Rudi&comma; daß er dem Star gerade das beigebracht hatte&period; Der gute Rudi doch&excl; Und den hatte sie früher gar nicht leiden mögen&excl; Lilly begriff das einfach nicht mehr&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Eile dich&comma; gesund zu werden&comma; Lilly&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Otto&comma; „du mußt doch dabei sein&comma; wenn ich zur ersten heiligen Kommunion gehe&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Lilly eilte sich so gut&comma; daß sie wirklich an diesem schönen Tage im neuen weißen Kleidchen mit in die Kirche fahren durfte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ach&comma; wie war das so schön&comma; so schön&excl; Lillys Herzchen erzitterte&comma; als Otto sich dem Tisch des Herrn nahte&comma; und voll Seligkeit dachte sie&colon; „Nächstes Jahr komme ich dran&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und nun mußte sie wieder an die liebe kleine Toni denken&period; Ängstlich und mitleidig schaute sie Tante Maria&comma; Tonichens Mutter&comma; an&period; Ja&comma; die hatte freilich die Augen voll Tränen – und doch sah sie nicht unglücklich aus&period; Sie wußte ja&comma; daß Toni glücklich&comma; o so glücklich im Himmel war&excl; Und der kleine Leo&comma; der hier neben Lilly kniete&comma; der wußte es auch&semi; denn der betete jeden Tag nach seinem Abendgebet&colon; „Liebe heilige Toni&comma; bitte für uns&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Lilly fand&comma; daß er ganz recht hatte&comma; so zu beten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Am Abend dieses glücklichen Tages suchte Otto Tante Toni auf&period; Er lehnte den Kopf an ihre Schulter und sagte&colon; „Hast du recht sehr für mein Anliegen gebetet&comma; Tante&comma; wie du es mir versprochen hattest&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nach besten Kräften hab' ich für dich gebetet&comma; mein lieber Otto&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ernst und doch lächelnd schaute der Knabe zur Tante auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Tante&comma; und wenn nun der liebe Gott dein Gebet erhört&comma; dann werde ich doch nicht Papas Nachfolger&comma; dann werde ich doch kein Redakteur&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Toni lächelte&colon; „Dann wirst du wohl noch etwas viel Besseres und Schöneres&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Otto sah sie überrascht an&colon; „Ja&comma; Tante&comma; errätst du denn alles&quest; O&comma; glaubst du&comma; daß es gelingt&comma; daß ich das erstreben darf und kann&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mit Gottes Hilfe gewiß&comma; mein Otto&excl; Aber es ist schwer&comma; und wer diesen hohen Beruf erwählt&comma; der muß sich auf ein Opferleben gefaßt machen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ein Opferleben &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; wiederholte Otto leise und nachdenklich&period; Er war noch zu jung&comma; er faßte und verstand das noch nicht ganz&comma; und es überkam ihn fast etwas wie Furcht&comma; aber nur einen Augenblick lang&semi; gleich hob er wieder mutig den Kopf&comma; und er sagte freudig wie Tante Toni&colon; „Mit Gottes Hilfe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Zwei Tage nachher schlug für Tante Toni die Abschiedsstunde&period; Da gab es viele und heiße Tränen&comma; aber Onkel Robert lächelte geheimnisvoll&comma; während er tröstete&colon; „Weint nicht&comma; Kinder&comma; weint nicht&excl; Ich versprech' euch ein baldiges Wiedersehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle schauten ihn erstaunt und fragend an&comma; allein Onkel Robert lächelte nur und legte den Finger auf den Mund&period; Aber Lilly lächelte auch&comma; und sie flüsterte dem Rudi etwas ins Ohr&semi; der schrie auf und machte drei Purzelbäume hintereinander&semi; Lilly lief ihm nach und bat&colon; „Pst&comma; Rudi&comma; verrat' doch nichts&semi; es ist doch ein Geheimnis und es soll eine Überraschung geben&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich sag' nichts&comma; verlaß dich drauf&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; versicherte Rudi&semi; „aber ich freu' mich halt so schrecklich&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er machte schnell noch ein paar Luftsprünge&comma; aber der letzte fiel etwas unglücklich aus und er landete mit seinem Stiefelabsatz gerade auf Ottos Fußspitze&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Au weh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie der&period; „Rudi&comma; was ist denn in dich gefahren&quest; Du bist gerade nicht von Buttermilch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und er hüpfte auf einem Bein herum&comma; den verletzten Fuß in die Höhe streckend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen wechselte einen verständnisvollen Blick mit Tante Toni&period; Beide hatten denselben Gedanken&colon; Wenn dies vor sechs Wochen geschehen wäre&excl;<&sol;p>&NewLine;<p>Das gab eine wahre Prozession zum Bahnhof&period; Als Tante Toni eingestiegen war&comma; stellte sie sich ans Fenster&comma; und jedes wollte ihr noch einmal „Adieu&OpenCurlyDoubleQuote; sagen&colon; „Auf Wiedersehen&comma; auf baldiges Wiedersehen&comma; liebe&comma; gute&comma; goldige Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die Kinder&comma; und „Auf Wiedersehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; antwortete die Tante&comma; „und wenn ich wiederkomme&comma; dann nehmen wir auch unsere Spaziergänge wieder auf&comma; die wir diesmal unterbrechen mußten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja gewiß&comma; Tante&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wir werden inzwischen schöne&comma; neue Wege auskundschaften&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Paul&comma; und Kurt eiferte&colon; „O&comma; ich hab' mir schon einige ausgedacht&semi; wir müssen doch auch in die Rickersbacher Schlucht und auf den &period;&period;&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Aber der Zug setzte sich in Bewegung&comma; und die Rufe „Adieu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; und „Lebt wohl&excl; Auf Wiedersehen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; übertönten Kurts Stimme&period; Man sah noch eine Zeitlang Tante Tonis Taschentuch wehen&comma; dann machte der Zug eine Biegung&semi; bald darauf war er verschwunden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin nur froh&comma; daß Onkel Robert uns gesagt hat&comma; Tante Toni käme bald wieder&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; sagte Philipp auf dem Heimweg&semi; „sonst wäre es doch gar zu traurig&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Mariechen entgegnete mit einem Seufzer&colon; „Ich finde es trotzdem noch traurig genug&period; Ich kann überhaupt das Fortgehen nicht leiden&semi; die Leute sollten immer nur ankommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das kommt drauf an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Anna in entschiedenem Tone&period; „Den Herrn Schulinspektor und den Prüfungskommissar zum Beispiel sehe ich viel lieber fortgehen wie ankommen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle lachten&comma; und Onkel Robert sagte&comma; Anna freundlich auf die Schulter klopfend&colon; „Na&comma; Kinder&comma; seid nur froh&comma; daß ihr die Änne habt&comma; die bewahrt euch wenigstens vor Trübsinn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly war still zu Tante Maria Wulff geschlichen&period; Sie dachte&colon; „Als Tante Toni ankam&comma; da war Tonichen noch mit uns&comma; und jetzt ist es nicht mehr da&comma; es ist im Himmel&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Sie stahl ihr Händchen in die Hand der Tante und blickte mit feuchten Augen zu ihr auf&period; Tante Maria verstand den Gedanken des Kindes&period; „Mein gutes Kind&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte sie leise und gerührt&comma; fest die kleine Kinderhand umschließend&period;<&sol;p>

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