Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Der Trotzkopf
(Emmy von Rhoden, 1885, empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre)

Kapitel 17

<p>Kaum zehn Minuten später kam der Wagen vom Bahnhof zurück und brachte die Gäste&period; Der Landrat stieg zuerst aus demselben&period; Ungeniert nahm er Ilse&comma; die mit ihrer Mama zum Empfange bereit stand&comma; in die Arme und küßte sie auf die Wange&period; Leo begrüßte die Damen mit einem Handkuß&period; Ilse wußte jetzt&comma; wie sie sich bei einem so kritischen Falle zu benehmen hatte&comma; sie zog die Hand nicht fort&comma; die Mama hatte es auch nicht gethan&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Eltern führten Gontraus hinauf in die bereitstehenden Gastzimmer&comma; Leo blieb noch zögernd auf der Veranda stehen&period; Er trat zu Ilse&comma; die etwas entfernt von ihm stand&period; Sie lehnte gegen einen Pfeiler und zupfte sehr eifrig an einer Weinranke&period; Sein Blick ruhte auf dem reizenden Mädchen&comma; das ihm in den wenigen Wochen&comma; seit er sie nicht gesehen hatte&comma; größer und schöner geworden schien&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie sind so still und so ernst&comma;« redete er sie an&comma; »gar nicht wie im Lindenhof&period; Wo ist Ihr fröhlicher Uebermut geblieben&quest; Drückt Sie ein Kummer&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Kummer&quest; o nein&excl;« Und ihre Augen lachten ihn mit der alten Fröhlichkeit an&period; »Im Gegenteil&comma; eine große&comma; große Freude habe ich gehabt&excl;« Und sie verkündete ihm Nellies Verlobung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Eigentlich wunderte es sie&comma; daß er so wenig darauf zu erwidern hatte&period; Fast keine Miene hatte er bei dieser hochwichtigen Nachricht verzogen&period; Sein Blick hing unverwandt an ihren Lippen&comma; und doch schien es&comma; als wären seine Gedanken in weiter Ferne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ist sie sehr glücklich&quest;« fragte er in halber Zerstreuung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Glücklich&quest;« wiederholte Ilse verwundert über seine Frage&period; »Selig ist sie&excl; Sie müssen nur ihren Brief lesen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Lesen Sie ihn mir vor&comma;« bat er&period; »Lassen Sie uns die schöne Einsamkeit benutzen&comma; jetzt sind wir ungestört&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das geht nicht&excl; Nein&comma; gewiß nicht&excl;« rief sie beinahe ängstlich&period; Es schreckte sie plötzlich der Gedanke&colon; Wie kannst du ihm Nellies geheimste Empfindungen offenbaren&quest; – Doch war es dieser Gedanke allein&comma; der sie so seltsam beklommen machte&quest; Entsprang die Furcht&comma; mit ihm allein zu sein&comma; aus derselben Quelle&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wenn ich Sie sehr darum bitte&comma; auch dann nicht&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie war schon halb auf der Flucht&comma; als seine dringende Bitte ihr Ohr berührte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich kann nicht&excl; Ich habe im Hause zu thun&excl; Später&excl;« rief sie ihm verwirrt zu&comma; flog über die Veranda hinweg durch den Speisesaal bis in die offenstehende Thür des kleinen Boudoirs der Mama&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er sah ihr nach&comma; bis der Zipfel ihres weißen Kleides entschwunden war&period; Auf seinem Antlitz spiegelten sich die verschiedensten Gefühle&comma; sie drückten Zweifel&comma; Hoffnung und Entzücken aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als Ilse so hastig in das kleine Zimmer trat&comma; atemlos und mit heißen Wangen&comma; erschrak sie fast&comma; als sie den Onkel antraf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nun&comma; Backfischchen&comma; was ist dir denn begegnet&quest;« fragte er und legte das Buch&comma; in welchem er gelesen&comma; aus der Hand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»O nichts&comma; nichts&comma; gar nichts&excl;« rief sie schnell&period; »Ich bin nur so heiß und mein Herz klopft so furchtbar&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ehe er noch nach der Ursache ihrer Erregung fragen konnte&comma; schnitt sie ihm das Wort ab&period; »Eine furchtbar interessante Neuigkeit&comma; Onkel Curt&excl; Nellie ist Braut&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Wer Nellie war&comma; wußte er längst&comma; oft genug hatte Ilse ihm in den Malstunden&comma; die sie mit vielem Eifer nahm&comma; von ihr erzählt&comma; aber wie sie aussah&comma; wußte er noch nicht&comma; heute konnte sie ihm das Bild derselben zeigen&period; Es war ihr jetzt das Album nachgesandt&comma; welches Fräulein Raimar ihr bereits bei der Abreise versprochen hatte&period; Es enthielt die Bilder der Lehrerinnen und Freundinnen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Also Nellies Verlobung macht dir Herzklopfen&quest;« meinte er etwas zweifelhaft lächelnd&period; »So&comma; so&excl; Sag’ mal&comma; Fischchen&comma; sind Gontraus schon da&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Diese Frage hatte Ilse überhört&period; »Hier ist Nellie&excl;« fiel sie dem Onkel in die Rede und reichte ihm das Album&period; »Sag’&comma; ist sie nicht reizend&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Reizend&quest; Das kann ich nicht finden&comma;« entgegnete er etwas gedehnt und nach einigen prüfenden Kennerblicken&period; »Anmutig&comma; graziös&comma; ja&comma; der Mund ist lieblich&comma; Augen und Nase aber –«<&sol;p>&NewLine;<p>»Ach&comma; Onkel&comma;« unterbrach ihn Ilse&comma; »du darfst sie nicht mit so kritischen Blicken ansehen&comma; du kannst mir glauben&comma; Nellie ist reizend&excl; Das Bild ist auch schlecht&comma; in Wirklichkeit ist sie viel hübscher&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er hatte in dem Album weiter geblättert und nach dieser oder jener sich erkundigt&period; Plötzlich fragte er erregt&colon; »Wie heißt diese Dame hier&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das ist meine liebste Lehrerin&comma; Fräulein Güssow&period; Wir hatten sie alle furchtbar lieb und schwärmten für sie&period; Du kennst sie wohl&quest;« wandte sie sich fragend an ihn&period; Es fiel ihr auf&comma; daß er das Bild so starr betrachtete&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ich kenne sie nicht&comma; nein&period; Aber es muß mir im Leben ein Mädchen begegnet sein&comma; das diesem Bilde glich&period; Doch&comma; das ist lange her&period; Wie alt ist deine Lehrerin&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie ist nicht mehr jung&comma; schon siebenundzwanzig Jahre alt&comma;« entgegnete Ilse nach echter Backfischart&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; da ist sie schon ein altes Mädchen&comma;« bestätigte der Onkel&period; Aber nur seine Lippen scherzten&comma; sein Auge hing mit Ernst und Wehmut an dem getreuen Bilde der Lehrerin&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wäre Ilse nicht so jung und allzu sehr mit ihrer eigenen kleinen Person beschäftigt gewesen&comma; es hätte ihr auffallen müssen&comma; wie andächtig und wie lange er das Bild betrachtete&period; »Du findest sie wohl hübsch&quest;« fragte sie unbefangen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie heißt sie&quest; Güssow&quest;« fragte er&comma; und jetzt hatte er ihre Frage überhört&period; »Wie ist ihr Vorname&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Charlotte&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Lotte&comma;« nickte er zustimmend&comma; »ein schöner Name&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Er schloß das Album und nahm sein Buch wieder zur Hand&period; Ilses Anwesenheit schien er vergessen zu haben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie kannte ihn schon als einen Sonderling&comma; darum fiel ihr sein Wesen nicht auf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Komm mit hinaus auf die Veranda&comma; Onkel&comma;« bat sie&comma; »Gontraus sind gekommen&period;« Diese letzten Worte setzte sie mit abgewandtem Gesicht hinzu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ja&comma; ja&comma; bald&excl;« entgegnete er zerstreut und ließ sich nicht stören&period; »Ich folge dir gleich&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Zögernd und auf den Fußspitzen durchschritt sie den Speisesaal&period; Mehrmals blieb sie stehen und lauschte&period; Alles war still&period; Als sie die geöffnete Thüre erreicht hatte&comma; bog sie den Kopf etwas vor und spähte nach beiden Seiten&semi; als sie die Veranda völlig vereinsamt sah&comma; wagte sie sich hinaus&period; Der Frühstückstisch stand bereit&comma; sie machte sich daran zu schaffen&comma; horchte dann wieder&comma; ob die Eltern noch nicht kämen&period; Sie blieben recht lange&period; Wo sie nur verweilten&quest; Wenn sie gewußt hätte&comma; daß sie mit dem Landrat und seiner Frau oben im Wohnzimmer waren&comma; wo sie durchaus erst dem kleinen Bruder eine Visite abstatten wollten&comma; wie würde sie zu ihnen geeilt sein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Endlich vernahm sie Schritte&period; War das der Onkel&quest; Es war nicht sein Schritt&comma; auch würde er nicht durch die Hausflur und von außen herum auf die Veranda gekommen sein&period; Vorsichtig lugte sie durch das Blätterwerk und erkannte zu ihrem Schrecken – Leo&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Blut schoß ihr in die Wangen und der Atem stockte ihr in der Brust&period; Unmöglich konnte sie ihm jetzt gegenüberstehen&excl; Sie würde nicht im stande gewesen sein&comma; ein Wort hervorzubringen&comma; und wenn sie so stumm und dumm vor ihm stand&comma; was sollte er von ihr denken&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>Flucht&excl; das war das einzige&comma; was sie aus dieser peinlichen Lage befreien konnte&comma; aber es war zu spät&comma; er hatte sie gesehen&comma; und gerade&comma; als sie ihren eiligen Rückzug nahm&comma; als sie den Salon bereits halb durchschritten hatte&comma; holte er sie ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Jetzt müssen Sie bleiben&comma; gnädiges Fräulein&comma;« sprach er scherzend&comma; »ich lasse Sie nicht fort&excl; Sie haben mich auf ›später‹ vertröstet und jetzt ist es ›später‹&comma; und Sie werden sich allergnädigst herablassen&comma; mir Miß Nellies Brief vorzulesen&excl; eine Frau – ein Wort&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Nun war sie gefangen&excl; Entfliehen konnte sie ihm nicht mehr&comma; es wäre zu einfältig gewesen&period; Sie drückte die Hand fest auf das stürmisch klopfende Herz und wandte sich um&period; Scheu&comma; wie eine wilde Taube&comma; die sich im Netze gefangen hat&comma; erhob sie das braune Auge und sah ihn an&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ihre Befangenheit entging ihm nicht&comma; aber mit feinem Gefühle brachte er sie mit leichtem Scherze darüber hinweg&period; Er bot ihr den Arm und führte sie zu einer Ecke der Veranda&comma; in welcher ein kleiner eiserner Tisch und zwei Stühle standen&period; Die Oktobersonne stahl sich durch das blutrote Weinlaub und neckte das junge Mädchen&period; Gerade in die Augen blitzte sie ihm ihre Strahlen hinein&comma; so daß sie dieselben schließen mußte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Die Sonne blendet&comma;« bemerkte Ilse und war froh&comma; ein gleichgültiges Wort gefunden zu haben&period; »Es ist auch so warm hier&comma;« fuhr sie fort und erhob sich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Die böse Sonne&excl; Wir wollen ihr aus dem Weg gehen&excl;« Und er führte sie auf die entgegengesetzte Seite&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Hier war es schattig und kühl und Ilse hatte keinen Grund mehr&comma; sich zu erheben&period; Sie war auch nach und nach mehr Herrin ihrer Beklommenheit geworden&comma; und als er noch einmal an den Brief erinnerte&comma; fand sie sogar den früheren scherzhaften Ton&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Sie sind ein Quälgeist&comma;« sagte sie&period; »Was kann es Sie interessieren&comma; ›wie‹ – und ›was‹ Nellie mir schreibt&excl; Sie wollen nur darüber spotten und das dürfen Sie nicht&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Wie können Sie mich in so bösem Verdacht haben&excl;« wehrte er ab&period; »Sie haben mir Ihre Freundin so liebenswürdig geschildert&comma; daß mein Wunsch&comma; von ihr zu hören&comma; wie sie mit eigenen Worte von ihrem Glücke schreibt&comma; ganz natürlich ist&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Ilse sah ihn noch etwas ungläubig an&comma; doch&comma; da sie den spottenden Zug um seinen Mund nicht entdeckte&comma; glaubte sie ihm und zog den Brief aus der Tasche&period; Sie schlug ihn auf und las ihn für sich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nun&quest;« fragte er&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Immer Geduld&comma; Herr Assessor&excl; Erst muß ich die Stellen aussuchen&comma; die Sie hören dürfen&excl; Der ganze Inhalt ist nicht für Ihre Ohren bestimmt&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Das wäre grausam&excl;« protestierte er dagegen&comma; »das ist gerade so&comma; als ob Sie einem Kinde ein Stückchen Zucker hinhalten und sagen zu ihm&colon; du&comma; lecke mal dran&excl; Den Zucker aber steckten Sie selbst in den Mund&period;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie lachte lustig über seinen Vergleich&comma; er brachte sie ganz in die alte&comma; fröhliche Laune zurück&period; »Nun hören Sie zu&comma; aber nicht spotten&excl;« drohte sie ihm mit dem Finger&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Es war ein anmutiges Bild&comma; das die jungen&comma; schönen Menschenkinder boten&period; Dicht nebeneinander saßen sie beide&comma; sie lesend und er aufmerksam ihren Worten lauschend&period; Er hatte den Arm auf den Tisch gestützt und sah auf Ilse herab&comma; die den Kopf etwas vornübergebeugt hielt&period; Plötzlich hielt sie inne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Lesen Sie weiter&comma; bitte&excl; Warum hören Sie auf&quest; Denken Sie an das Stück Zucker&quest;« Sie schwieg&comma; wie mit sich selbst überlegend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Warum eigentlich wollte sie ihm das Schönste im ganzen Briefe verschweigen&quest; Nellie hatte ihre Verlobung so drollig&comma; so gemütvoll geschildert&comma; ihre ganze Eigenart sprach sich darin aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Als er sie noch einmal so dringend bat&comma; fortzufahren&comma; that sie es&period; Erst etwas zögernd&comma; dann aber las sie fließend&comma; ohne nur einmal zu stocken&comma; zu Ende&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Warum saß er so stumm&quest; Sein Schweigen mußte sie verletzen&period; Sie hatte so fest erwartet&comma; daß er sein Entzücken laut äußern würde&excl; Nun sagte er gar nichts&period; Fast vorwurfsvoll sah sie ihn an&comma; aber wie schnell senkte sie ihr Auge&period; Es traf sie sein Blick so sonderbar&period; Sie mußte an Doktor Althoffs ›sonderlicher‹ Blick denken&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ihre Freundin hat ein warmes&comma; tiefes Empfinden&comma;« bemerkte er endlich&comma; aber es kam gezwungen heraus&period; Er fühlte das selbst und brach ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Fräulein Ilse&comma;« fuhr er nach einer kleinen Pause ganz ohne Zusammenhang fort&comma; »was würden Sie antworten&comma; wenn – wenn jemand Sie fragen würde&colon; Haben Sie mich lieb&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Sie war so verwirrt&comma; so erschrocken bei seiner Frage&comma; die sie wie ein Blitz aus blauem Himmel traf&period; Ihr heißes Blut wallte auf bei dem Gedanken&comma; daß er sie verspotten könne&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Fast hastig erhob sie sich&period; »Nein&comma; würde ich sagen&excl;« fuhr sie heraus&comma; »ich habe niemand lieb&excl; Niemand&excl;« wiederholte sie&comma; als ob sie erst noch einen Trumpf darauf setzen wollte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wenn der Brausekopf nur einen Blick auf ihn geworfen hätte&comma; wie bald würde sie ihn verstanden haben&excl; Sein Auge hing mit Entzücken an ihr&comma; der Widerstand verlieh ihren Zügen einen neuen Reiz für ihn&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ilse&comma;« sagte er zärtlich und ergriff ihre Hand&period; »Wenn ich es wäre&comma; der Sie fragte&colon; Haben Sie mich lieb&comma; wollen Sie meine kleine Frau sein&quest; Würden Sie auch dann so sprechen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Hastig entzog sie ihm ihre Hand und verhüllte das Gesicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Hast du mich lieb&comma; Ilse&quest;« – Seine Stimme klang weich und innig und traf ihr Herz – ein »Ja« aber brachte sie nicht über die Lippen&period; Ihr spröder Sinn ließ es nicht zu&comma; oder regte sich noch einmal der alte Widerspruch in ihr&quest;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&excl; Niemals&excl;« sagte sie schnell und wandte sich heftig ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nein&excl; – niemals&quest;« wiederholte er und sah sie in schmerzlicher Erregung an&comma; »o Ilse&excl; nehmen Sie das Wort zurück&comma; es hängt das Glück meines Lebens davon ab&excl; – Ich war zu schnell mit meiner Frage – nicht wahr&quest; Ich habe Sie erschreckt&excl; – Nicht jetzt geben Sie mir die Antwort&comma; erst wenn Sie ruhiger sein werden&comma; dann –«<&sol;p>&NewLine;<p>Er sank auf einen Stuhl und bedeckte die Augen mit der Hand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ilse stand noch immer von ihm abgewandt&comma; in ihr kämpften die widerstreitendsten Gefühle&period; Ihr Herz zog sie zu ihm hin&comma; aber sie konnte die Brücke nicht finden&comma; die über den breiten Strom führte&comma; der sie noch von ihm trennte&period; Da war es plötzlich&comma; als stiege Lucies Bild vor ihr auf&comma; als vernähme sie eine Stimme&comma; die ihr warnend zurief&colon; »Willst du ihn verlieren&quest; – Denke an mein Geschick&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Leo&comma;« sagte sie schüchtern und trat ihm einen Schritt näher&comma; aber erschreckt über ihre Kühnheit blieb sie hocherrötend und mit niedergeschlagenen Augen stehen&period;<&sol;p>&NewLine;<p><img style&equals;"display&colon; block&semi; margin-left&colon; auto&semi; margin-right&colon; auto&semi;" src&equals;"&sol;Emmy-von-Rhoden&sol;Der-Trotzkopf&sol;023&period;jpg&quest;m&equals;1382220904&" alt&equals;"" width&equals;"473" height&equals;"700"><&sol;p>&NewLine;<p>Wie ein Hauch fast war sein Name über ihre Lippen gekommen&comma; aber er hatte ihn doch vernommen&period; Jubelnd sprang er auf und sein Auge&comma; das eben noch so verzagt und traurig geblickt hatte&comma; leuchtete in freudigem Glanze&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Nun bist du meine Ilse&excl;« rief er aus und zog sie an sein Herz&comma; doch als er den ersten Kuß auf ihre Lippen drücken wollte&comma; da wendete sie den Kopf zur Seite und die spröde&comma; widerspenstige Ilse meldete sich noch einmal&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Küssen ist nicht erlaubt&comma;« erklärte sie mit aller Entschiedenheit&comma; »wie könnte ich mich von einem fremden Manne küssen lassen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>»Aber die Hand&comma;« bat er lachend&comma; »die Hand darf ich küssen&excl;«<&sol;p>&NewLine;<p>Das wurde ihm gnädig bewilligt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Er hielt sie noch in dem Arm&comma; als die beiden Elternpaare auf der Veranda erschienen&period; Alle hatten sofort begriffen&comma; was hier geschehen war&comma; nur der Oberamtmann stand wie versteinert da&period; Der Landrat und seine Gattin waren die ersten&comma; die das Brautpaar begrüßten&comma; beglückt nahmen sie Ilse als ihr Töchterchen an ihr Herz&period; Herr Macket hatte sich noch nicht vom Flecke gerührt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Anne trat zu ihm und legte die Hand auf seinen Arm&period; »Siehst du&comma; Richard&comma; aus dem Kinde ist eine Jungfrau geworden&comma; glaubst du es nun&quest;« fragte sie zärtlich&period;<&sol;p>&NewLine;<p>»Ilse&excl; Meine kleine Ilse&excl;« brachte er endlich mühsam hervor und seine Brust hob und senkte sich im heftigen Kampfe&period; »Ist es wahr&quest; Willst du mich verlassen&quest;«<&sol;p>&NewLine;<p>Da flog sie an seinen Hals und küßte ihn stürmisch&comma; dabei rief sie unter Weinen und Lachen&colon; »Mein kleiner&comma; einziger Herzenspapa&comma; ich habe ihn ja so lieb&excl;«<&sol;p>

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