Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Die Abenteuer Tom Sawyers
(Mark Twain, 1876, empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre)

19. Kapitel

<p>Das war Toms großes Geheimnis — der Gedanke&comma; nach Hause zurückzukehren und mit seinen Piratenbrüdern ihre eigene Grabrede anzuhören&period; Sie waren in der Nacht auf den Sonntag auf einem Baumstamm ans Missouriufer hinübergeschwommen&comma; wo sie fünf oder sechs Meilen unterhalb des Dorfes landeten&semi; hatten darauf dicht beim Orte im Walde geschlafen bis beinahe zum hellen Tage&comma; waren durch mehrere abgelegene Gäßchen zur Kirche geschlichen und hatten ihren Schlaf auf dem Chor zwischen einem Chaos von zerbrochenen Bänken beendet&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Beim Frühstück am Montag morgen waren Tante Polly und Mary sehr zärtlich mit Tom und sehr aufmerksam auf seine Wünsche&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Unterhaltung war ungewöhnlich lebhaft&period; Im Verlaufe derselben sagte Tante Polly&colon; „Na&comma; Tom&comma; ich will nicht grad&OpenCurlyQuote; sagen&comma; daß es &OpenCurlyQuote;ne besonders <em>nette<&sol;em> Sache war&comma; alle Leute in Trübsal zu halten&comma; fast &OpenCurlyQuote;ne Woche lang&comma; während ihr Jungen euch &OpenCurlyQuote;ne gute Zeit machtet&semi; aber traurig ist&OpenCurlyQuote;s&comma; Tom&comma; daß du so verstockt sein konntest&comma; <em>mich<&sol;em> leiden zu lassen&excl; Wenn du auf &OpenCurlyQuote;nem Baumstamme zu deiner Leichenrede rüberkommen konntest&comma; hättst du wohl auch kommen können&comma; um mir &OpenCurlyQuote;n Zeichen zu geben&comma; daß du <em>nicht<&sol;em> tot seiest&comma; sondern einfach davongelaufen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; Tom&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Mary&comma; „das hättst du tun können&period; Und ich glaube&comma; du <em>hätt&OpenCurlyQuote;st<&sol;em> es getan&comma; wenn du dran gedacht hättest&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Hättst du&comma; Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Tante Polly&comma; während ihr Gesicht sich erwartungsvoll aufhellte&period; „Na — sag&OpenCurlyQuote;&comma; hättst du&OpenCurlyQuote;s getan&comma; wenn du dran gedacht hättest&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich — na — ich weiß doch nicht&excl; &OpenCurlyQuote;s hätt&OpenCurlyQuote; ja alles verraten&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tom&comma; ich hätt&OpenCurlyQuote; doch gedacht&comma; du hättst mich zu lieb für so was&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; seufzte Tante Polly traurig&comma; in einem Ton&comma; bei dem Tom sehr ungemütlich wurde&period; „&OpenCurlyQuote;s wär&OpenCurlyQuote; doch <em>etwas<&sol;em> gewesen&comma; wenn du dir die Mühe genommen hättst&comma; dran zu denken — wenn du&OpenCurlyQuote;s schon nicht <em>tatst<&sol;em>&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Tantchen&comma; gräm&comma; dich nur nicht darüber&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; beruhigte Mary&period; „&OpenCurlyQuote;s ist mal so Toms flüchtige Art — er ist ja immer so zerstreut&comma; daß er nie an was denkt&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Um so schlimmer&period; Sid hätt&OpenCurlyQuote; dran gedacht&period; Und Sid würd&OpenCurlyQuote; auch gekommen und &OpenCurlyQuote;s <em>getan<&sol;em> haben&period; Tom&comma; du wirst eines Tages noch mal zurückdenken&comma; wenn&OpenCurlyQuote;s zu spät ist&comma; und wünschen&comma; daß du dich &OpenCurlyQuote;n bißchen mehr um mich gekümmert hättst&comma; wo&OpenCurlyQuote;s dir doch so leicht gewesen wär&OpenCurlyQuote;&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Tantchen&comma; du weißt doch&comma; ich hab&OpenCurlyQuote; dich lieb&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; schmeichelte Tom&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich würd&OpenCurlyQuote;s besser wissen&comma; wenn du&OpenCurlyQuote;s mehr zeigtest&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wollt&OpenCurlyQuote;&comma; ich hätt&OpenCurlyQuote; dran gedacht&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagte Tom in reuevollem Ton&period; „aber — ich hab&OpenCurlyQuote; wenigstens <em>geträumt<&sol;em> von dir&period; &OpenCurlyQuote;s ist doch <em>was<&sol;em>&comma; nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„&OpenCurlyQuote;s ist nicht viel — &OpenCurlyQuote;s ist für &OpenCurlyQuote;ne Katze viel — aber &OpenCurlyQuote;s ist mehr als nichts&period; Was hast du denn geträumt&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; in der Mittwochnacht träumte mir&comma; ihr säßet zusammen&comma; dicht beim Bett&comma; Sid saß auf der Holzkiste und Mary dicht bei ihm&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So war&OpenCurlyQuote;s — so war&OpenCurlyQuote;s ganz genau&excl; Bin doch froh&comma; daß du wenigstens von uns zu träumen dich bequemt hast&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich träumte&comma; Joe Harpers Mutter wär&OpenCurlyQuote; hier&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na — sie <em>war<&sol;em> hier&excl; Träumtest du noch mehr&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O — &OpenCurlyQuote;nen Haufen&excl; Aber &OpenCurlyQuote;s ist jetzt alles verschwommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; versuch&OpenCurlyQuote;s nur — besinn&OpenCurlyQuote; dich — geht&OpenCurlyQuote;s nicht&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„&OpenCurlyQuote;s scheint mir so was&comma; als wenn der Wind — der Wind ausgeblasen hätt&OpenCurlyQuote; — —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Denk&OpenCurlyQuote; besser nach&comma; Tom&excl; Der Wind hat nichts ausgeblasen — na&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom preßte während eines Augenblicks gespannten Nachdenkens die Finger gegen die Stirn und sagte dann&colon; „Na — jetzt weiß ich&OpenCurlyQuote;s&excl; Jetzt hab&OpenCurlyQuote; ich&OpenCurlyQuote;s wieder&excl; Er ließ das Licht flackern —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gott erbarm&OpenCurlyQuote; dich&excl; Weiter&period; Tom&comma; weiter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und mir kam&OpenCurlyQuote;s vor&comma; als hättst du gesagt&colon; ‚Na — ich glaub&OpenCurlyQuote; gar&comma; die Tür —&OpenCurlyQuote;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weiter&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Laß mich &OpenCurlyQuote;nen Augenblick nachdenken&excl; Nur &OpenCurlyQuote;nen Augenblick&period; — Richtig&comma; ja&comma; — du sagtest&comma; du meintest&comma; die Tür wär&OpenCurlyQuote; offen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So wahr ich hier sitz&OpenCurlyQuote; — ich sagte so&excl; Sagt&OpenCurlyQuote; ich&OpenCurlyQuote;s nicht&comma; Mary&quest; Weiter&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dann — und dann — — ja&comma; ich weiß nicht <em>ganz<&sol;em> gewiß&comma; aber &OpenCurlyQuote;s ist mir doch&comma; als hättst du Sid hingehen lassen und — und — —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; na&quest; <em>Wohin<&sol;em> ließ ich ihn gehen&quest; Was ließ ich ihn tun&comma; Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du ließest ihn — du&comma; — ach&comma; du ließest&comma; ihn die Tür zumachen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Beim Himmel&comma; &OpenCurlyQuote;s ist so&excl; So was hab&OpenCurlyQuote; ich doch mein&OpenCurlyQuote; Tag&OpenCurlyQuote; noch nicht gehört&excl; Sag&OpenCurlyQuote; mir keiner mehr&comma; Träume bedeuten nichts&excl; Die überkluge Harper soll davon zu wissen bekommen&comma; eh ich &OpenCurlyQuote;ne Stunde älter bin&period; Möcht&OpenCurlyQuote; doch sehen&comma; wie sie mit ihrem Geschwätz von Aberglauben um das &OpenCurlyQuote;rum kommt&excl; Weiter&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; jetzt ist mir alles so klar wie der Tag&excl; Dann sagtest du&comma; ich wär&OpenCurlyQuote; nicht schlecht&comma; nur leichtsinnig und gedankenlos&comma; und dächte nie an irgend was — wie — wie — glaub&OpenCurlyQuote;&comma; &OpenCurlyQuote;s war &OpenCurlyQuote;n Füllen — oder so&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; so <em>war&OpenCurlyQuote;s<&sol;em>&comma; ja&excl; Na — Gottes Wunder&excl; Weiter&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dann fingst du an zu weinen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ich tat&OpenCurlyQuote;s ich tat&OpenCurlyQuote;s&excl; Und wahrhaftig nicht zum erstenmal&period; — Und dann —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dann begann Mrs&period; Harper zu weinen und sagte&comma; Joe wär&OpenCurlyQuote; grad&OpenCurlyQuote; so einer&comma; und sie wollte&comma; sie hätt&OpenCurlyQuote; ihn nicht gehaun deswegen&comma; daß er den Rahm genommen haben sollte&comma; den sie doch selbst weggeschüttet gehabt hätt&OpenCurlyQuote; —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tom&excl; Der Geist war über dir&excl; Du hattst Sehergabe — ja&comma; gewiß&comma; das hattst du&excl; Herrgott&excl; Weiter&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dann sagte Sid — — er sagte —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Glaub&OpenCurlyQuote;&comma; ich sagte gar nichts&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; warf Sid schnell ein&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Doch&comma; du tatst es Sid&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; entgegnete Mary&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Laßt das Zanken und laßt Tom sprechen&period; <em>Was<&sol;em> sagte er&comma; Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er sagte — ich denk&OpenCurlyQuote;&comma; er sagte&comma; er hoffe&comma; ich wär besser dran&comma; wo ich setzt sei&comma; aber wenn ich manchmal besser gewesen wär&OpenCurlyQuote; —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Da — hört ihr&OpenCurlyQuote;s&quest; &OpenCurlyQuote;s waren seine eigenen Worte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und du leuchtetest ihm ordentlich heim&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich denke wohl&comma; <em>daß<&sol;em> ich&OpenCurlyQuote;s tat&excl; &OpenCurlyQuote;s muß ein Engel hier gewesen sein&excl; Ein Engel war hier&comma; &OpenCurlyQuote;s ist zweifellos&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und Mrs&period; Harper erzählte von Joe&comma; wie er ihr durch &OpenCurlyQuote;nen Schwärmer &OpenCurlyQuote;nen Schrecken eingejagt hätte&comma; und <em>du<&sol;em> erzähltest von Peter und dem ‚Schmerzenstöter&OpenCurlyQuote; —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So wahr ich leb&OpenCurlyQuote;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und dann schwatztet ihr alle durcheinander&comma; daß der Fluß nach uns durchsucht worden sei und daß am Sonntag unsere Leichenfeier sein sollt&OpenCurlyQuote;&comma; und dann fielst du und die alte Mrs&period; Harper euch in die Arme und weintet&comma; und dann ging sie fort&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„&OpenCurlyQuote;s war ganz genau so&excl; &OpenCurlyQuote;s war genau so&comma; so gewiß&comma; wie ich hier aus dem Stuhl sitz&OpenCurlyQuote;&period; Tom&comma; hättst es nicht besser erzählen können&comma; wenn du hier gewesen wärst&excl; Und was dann&quest; Weiter&comma; Tom&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dann träumte ich&comma; daß du für mich betetest — und ich konnt dich sehen und jedes Wort hören&comma; das du sagtest&period; Und dann gingst du zu Bett&comma; und ich war so traurig&comma; daß ich auf &OpenCurlyQuote;n Stück Sykomorenrinde schrieb&colon; ‚Wir sind nicht tot — wir sind nur fort&comma; um Piraten zu werden&comma;&OpenCurlyQuote; und legte das auf den Tisch neben den Leuchter&period; Und dann sahst du so lieb aus&comma; wie du dalagst und schliefst&comma; daß ich träumte&comma; ich beugte mich über dich und küßte dich&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Tatst du&OpenCurlyQuote;s&comma; Tom&quest; Tatst du&OpenCurlyQuote;s&quest; <em>Dafür<&sol;em> vergeb&OpenCurlyQuote; ich dir wahrhaftig alles&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und sie schloß den Jungen mit solcher Inbrunst in ihre Arme&comma; daß er sich wie der schwärzeste der Verräter erschien&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„&OpenCurlyQuote;s war sehr nett — &OpenCurlyQuote;s war aber doch nur ein — Traum&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; brummte Sid für sich halblaut&comma; aber hörbar&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Halt den Mund&comma; Sid&excl; Jedermann tut im Traum ganz genau dasselbe&comma; was er tun würde&comma; wenn er wach wär&OpenCurlyQuote;&excl; Hier&comma; Tom&comma; ist ein schöner Apfel&comma; den ich für dich aufgehoben hab&OpenCurlyQuote;&comma; wenn du mal wiedergefunden würdst — nun fort zur Schule&excl; Ich dank dem lieben Gott und Vater für uns alle&comma; daß ich dich wiederbekommen hab&OpenCurlyQuote;&comma; er ist langmütig und barmherzig gegen die&comma; so an ihn glauben und sein Wort halten&semi; obwohl ich weiß&comma; daß ich seine Güte nicht verdiene&semi; aber wenn nur die Guten seinen Segen hätten und seine Hand&comma; ihnen auf den rauhen Pfaden des Lebens beizustehen&comma; würd&OpenCurlyQuote; hier wenig Fröhlichkeit sein&comma; und wenige würden&comma; wenn die lange Nacht kommt&comma; zu seiner Herrlichkeit eingehen dürfen&period; — Na&comma; macht fort&comma; Sid&comma; Mary&comma; Tom — macht fort&comma; packt euch&comma; habt mich lange genug aufgehalten&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Kinder gingen zur Schule und die alte Dame zu Mrs&period; Harper&comma; um ihren Unglauben durch Toms wundervollen Traum zu vernichten&period; Sid hütete sich wohl&comma; den Gedanken auszusprechen&comma; der ihn beherrschte&comma; als er das Haus verließ&colon; „Ein bißchen durchsichtig — &OpenCurlyQuote;s ist doch zu lang für &OpenCurlyQuote;nen Traum&comma; — und nicht <em>ein<&sol;em> Irrtum&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Welch ein Held war Tom geworden&excl; Er sprang und tollte nicht mehr herum&comma; sondern bewegte sich mit würdevollem Ernst&comma; wie es sich für einen Piraten geziemt&comma; der fühlt&comma; daß er der Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit ist&period; Und er war es in der Tat&semi; er suchte sich so zu stellen&comma; als sehe er die Blicke nicht und höre nicht die Bemerkungen&comma; wie er so dahinschlenderte&comma; aber sie waren wahrer Balsam für ihn&period; Kleinere Jungen als er hefteten sich an seine Fersen&comma; stolz&comma; mit ihm gesehen zu werden und von ihm geduldet&comma; als wäre er der Trommler an der Spitze einer Prozession gewesen oder der Elefant&comma; der eine Menagerie in die Stadt führt&period; Gleichalterige Jungen wollten gar nicht wissen&comma; daß er überhaupt fortgewesen sei&comma; aber sie verzehrten sich nichtsdestoweniger vor Neid&period; Sie hätten alles dafür gegeben&comma; seine dunkle&comma; sonnenverbrannte Haut zu besitzen und seinen glänzenden Ruf&semi; und Tom hätte beides nicht einmal für einen Zirkus fortgegeben&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In der Schule machten die Kinder so viel aus ihm und Joe&comma; und zeigten ihnen so wortreiche Bewunderung&comma; daß es gar nicht lange dauerte&comma; bis die beiden Helden ganz unleidlich aufgeblasen wurden&period; Sie fingen an&comma; ihre Abenteuer ihren hungrigen Zuhörern zu erzählen — aber sie fingen immer nur an&semi; die Geschichten konnten auch kein Ende haben bei einer an ausschmückenden Abschweifungen so fruchtbaren Phantasie als die ihrige war&period; Und schließlich&comma; als sie ihre Pfeifen herauszogen und nachlässig anfingen&comma; zu rauchen&comma; war der höchste Gipfel des Ruhmes erreicht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom nahm sich vor&comma; in Zukunft sich nicht mehr um Becky Thatcher zu kümmern&period; Ruhm war ihm genug&period; Er wollte nur für den Ruhm leben&period; Nun er eine hervorragende Persönlichkeit war&comma; würde sie wohl versuchen&comma; wieder „anzubinden&OpenCurlyDoubleQuote;&period; Na&comma; mochte sie — sie sollte sehen&comma; daß er ebenso unempfänglich sein konnte wie andere Leute&period; Grade kam sie daher&period; Tom stellte sich&comma; als sehe er sie nicht&period; Er ging fort und gesellte sich zu einer anderen Gruppe Buben und Mädchen und begann zu erzählen&period; Bald merkte er&comma; daß sie aufgeregt&comma; mit glühenden Backen und glänzenden Augen&comma; umhertrippelte und sich stellte&comma; als denke sie an gar nicht anderes&comma; als sich mit anderen Schulmädchen herumzuschubsen und ein lautes Gelächter auszustoßen&comma; wenn sie eine erwischt hatte&semi; aber er merkte auch&comma; daß sie ihre Gefangenen immer in seiner Nähe machte&comma; und daß sie dann stets verstohlen zu ihm hinüberschielte&period; Das schmeichelte der lasterhaften Eitelkeit in ihm&comma; und statt daß es ihn getrieben hätte&comma; wieder einzulenken&comma; machte es ihn nur noch arroganter und ließ ihn noch geflissentlicher eine Miene aufsetzen&comma; als wisse er gar nichts von ihrer Anwesenheit&period; Plötzlich gab sie ihr Umhertollen auf&comma; strich unentschlossen herum&comma; seufzte ein paarmal und suchte Tom verstohlen und sehnsuchtsvoll mit den Augen&period; Dann entdeckte sie&comma; wie angelegentlich Tom mit Amy Lawrence plauderte&period; Sie empfand einen stechenden Schmerz und wurde auf einmal zerstreut und unsicher&period; Sie nahm sich vor&comma; davonzugehen&comma; aber ihre Füße trugen sie&comma; ihrem Vorsatz zum Trotz&comma; wieder zu der Gruppe hin&period; Sie sagte zu einem Mädchen&comma; unmittelbar neben Tom — mit erzwungener Ausgelassenheit&colon; „Du&comma; Mary Austin&excl; Du böses Mädel&comma; warum kamst du gestern nicht zur Sonntagsschule&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich war doch da — hast du mich denn nicht gesehen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber&comma; nein&excl; Warst du da&quest; Wo saßest du denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„In Miß Peters ihrer Klasse&comma; wo ich immer sitze&period; Ich hab&OpenCurlyQuote; <em>dich<&sol;em> gesehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; wirklich&quest; Na&comma; &OpenCurlyQuote;s ist doch närrisch&comma; daß <em>ich dich<&sol;em> nicht gesehen hab&OpenCurlyQuote;&period; Ich wollt&OpenCurlyQuote; dir doch von dem Picknick sagen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; das ist famos&excl; Wer will eins geben&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Meine Mama läßt <em>mich<&sol;em> eins geben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; wie reizend&excl; Hoff doch&comma; daß ich auch kommen darf&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; natürlich&comma; &OpenCurlyQuote;s ist doch <em>mein<&sol;em> Picknick&period; &OpenCurlyQuote;s kann jeder kommen&comma; den ich will — und <em>dich<&sol;em> will ich&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das ist mal nett&period; Wann ist&OpenCurlyQuote;s denn&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na — bald&period; So um die Ferien &OpenCurlyQuote;rum&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das wird mal &OpenCurlyQuote;n Spaß&excl; Hast du alle Knaben und Mädchen eingeladen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; alle&comma; die meine Freunde sind — oder sein wollen&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; und sie schielte wieder so verstohlen nach Tom&semi; aber er erzählte grade Amy Lawrence von dem schrecklichen Sturm auf der Insel und wie der Blitz die große Sykomore traf&comma; „<em>ganz<&sol;em> dicht bei mir&comma; keine drei Schritt davon&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du&comma; darf ich auch kommen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Gracie Miller&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Sally Rogers&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich auch&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Susy Harper&period; „Und Joe&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und so immer weiter mit freudigem Händeklatschen&comma; bis alle in der Gruppe sich ihre Einladung geholt hatten bis auf Tom und Amy&period; Dann wandte sich Tom kalt ab&comma; immer noch erzählend&comma; und zog Amy mit sich fort&period; Beckys Lippen zitterten&comma; und die Tränen traten ihr in die Augen&period; Sie unterdrückte diese verräterischen Zeichen mit forzierter Heiterkeit und fing an zu plappern&comma; aber das Vergnügen am Picknick war zu Ende&comma; und auch aus allem anderen machte sie sich nun nichts mehr&period; Sobald es ging&comma; lief sie davon&comma; versteckte sich und befreite sich nach der Art ihres Geschlechts durch Tränen von ihrem Kummer&period; Dann saß sie verdrießlich&comma; mit beleidigter Miene da&comma; bis die Glocke erklang&period; Mit rachsüchtigem Ausdruck in den Augen sprang sie auf&comma; gab ihren dicken Zöpfen einen tüchtigen Schubs und dachte&comma; sie wisse jetzt schon&comma; was sie zu tun habe&period;<&sol;p>&NewLine;<p>In der Ecke setzte Tom seine Schäkerei mit Amy mit jubelnder Selbstzufriedenheit fort&period; Und er brannte darauf&comma; Becky zu finden und sie mit seiner Überlegenheit zu foltern&period; Schließlich entdeckte er sie&comma; aber das Herz fiel ihm plötzlich in die Hosen&period; Sie saß auf einem Bänkchen hinterm Schulhaus ganz gemütlich&comma; mit Alfred Temple&comma; in ein Bilderbuch schauend&period; Und so vertieft waren beide&comma; und ihre Köpfe steckten über dem Buch so dicht zusammen&comma; daß sie gar nichts um sich her wahrzunehmen schienen&period; Eifersucht rann glühend heiß durch Toms Adern&period; Er begann&comma; sich selbst zu hassen&comma; weil er die Gelegenheit zur Versöhnung&comma; die ihm Becky geboten&comma; nicht benützt hatte&period; Er nannte sich selbst einen Narren und gab sich alle Ehrentitel&comma; die ihm gerade einfallen wollten&period; Er hätte schreien mögen vor Wut&period; Amy schwatzte ganz vergnügt weiter&comma; indem sie auf und ab gingen&comma; denn ihr Herz war voll Seligkeit&comma; aber Toms Zunge schien gelähmt zu sein&period; Er hörte gar nicht&comma; was Amy sagte&comma; und so oft sie eine Pause machte&comma; um seine Antwort abzuwarten&comma; konnte er nur irgend eine tölpelhafte Bemerkung hervorstammeln&comma; die möglichst oft ganz falsch angebracht war&period; Immer wieder suchte er nach der Hinterseite des Schulhauses zu gelangen&comma; um sich an dem verhaßten Anblick zu weiden&period; Er konnte nicht anders&period; Und es folterte ihn&comma; zu sehen&comma; wie Becky Thatcher gar nicht zu wissen schien&comma; daß er auch noch im Lande oder überhaupt unter den Lebenden weile&period; Indessen sah sie ihn sehr wohl&semi; und sie war sich ihres Sieges sehr wohl bewußt und sah ihn mit Wollust ebenso leiden&comma; wie sie vorher gelitten hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Amys Glück fing an&comma; unerträglich zu werden&period; Tom schützte allerlei Angelegenheiten&comma; die er zu erledigen hatte&comma; vor&period; Er <em>mußte<&sol;em> fort&comma; und die Zeit verrann&period; Aber vergeblich — das Mädel ließ nicht locker&period; Tom dachte&colon; O&comma; hol sie der Teufel — soll ich sie nie los werden&quest; Schließlich mußte er aber <em>wirklich<&sol;em> seine Angelegenheiten besorgen&semi; sie gab ihm arglos das Versprechen&comma; nach der Schule ihm „auflauern&OpenCurlyDoubleQuote; zu wollen&period; Und er rannte davon&comma; sie dafür verwünschend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Jeder andere Junge&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; dachte Tom&comma; mit den Zähnen knirschend&comma; „jeder andere im ganzen Dorf&comma; nur nicht dieser Heilige&comma; der denkt&comma; weil er sich fein anzieht&comma; ist er &OpenCurlyQuote;n Vornehmer&period; Na&comma; wart&OpenCurlyQuote; nur&excl; Hab&OpenCurlyQuote; ich dich am ersten Tag&comma; wo du hier warst&comma; geprügelt&comma; mein Kerlchen&comma; werd&OpenCurlyQuote; ich&OpenCurlyQuote;s jetzt ja wohl auch noch können&excl; Wart&OpenCurlyQuote; nur&comma; bis ich dich mal tüchtig beim Kragen nehm&OpenCurlyQuote;&excl; Möcht&OpenCurlyQuote;s gleich tun am liebsten&comma; und —&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Und mit wahrer Wonne prügelte er &OpenCurlyQuote;nen imaginären Jungen durch — in der Luft herumfuchtelnd&comma; stoßend und puffend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; wird&OpenCurlyQuote;s — wird&OpenCurlyQuote;s&quest; Wirst du bald ‚genug&OpenCurlyQuote; sagen&quest; So&comma; nu merk&OpenCurlyQuote;s dir für &OpenCurlyQuote;n andermal&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>So war der Kampf bald zu seiner Zufriedenheit beendigt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom rannte mittags heim&period; Sein Gewissen ertrug&OpenCurlyQuote;s nicht&comma; nochmals Amys dankbare Glückseligkeit anzusehen&comma; und seine Eifersucht erlaubte keine andere Zerstreuung&period; Becky setzte ihr Bilder-Besehen mit Alfred fort&comma; aber als sich Minute an Minute reihte und kein Tom kam&comma; um sich quälen zu lassen&comma; begann ihr Triumphgefühl sich abzukühlen&comma; und sie verlor das Interesse&semi; Unaufmerksamkeit und Geistesabwesenheit folgten&comma; und dann Melancholie&period; Ein paarmal fing sie mit dem Gehör Fußtritte auf&comma; aber es war jedesmal vergebliches Hoffen&semi; kein Tom kam&period; Schließlich wurde ihr ganz elend zumute&comma; und sie wünschte&comma; sie hätte die Sache nicht so weit getrieben&period; Als der arme Alfred bemerkte&comma; daß sie ihm entschlüpfte&comma; nicht wußte&comma; wie&comma; und fortwährend krampfhaft schrie&colon; „O&comma; hier ist &OpenCurlyQuote;n famoses&excl; Schau dies mal an&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; verlor sie schließlich die Geduld und sagte&colon; „Ach was&comma; quäl&OpenCurlyQuote; mich nicht&excl; Hab&OpenCurlyQuote; keine Lust mehr dazu&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; brach in Tränen aus&comma; sprang auf und rannte davon&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alfred trottete nebenher und wollte sie trösten und beruhigen&comma; aber sie sagte&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Mach&comma; daß du dich fortscherst und laß mich allein&comma; willst du&quest; Ich mag dich gar nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>So blieb der Junge denn zurück&comma; sich wundernd&comma; was er verbrochen haben könne — denn sie hatte ihm doch versprochen&comma; den ganzen Nachmittag Bilder zu besehen — und sie rannte heulend davon&period; Dann kehrte Alfred betrübt ins Schulhaus zurück&period; Er fühlte sich gedemütigt und beleidigt&period; Er fand aber sehr leicht die Wahrheit heraus — das Mädel hatte ganz einfach ihr Spiel mit ihm getrieben&comma; nur um ihren Zorn an Tom Sawyer auszulassen&period; Er haßte Tom durchaus nicht weniger&comma; als dieser Gedanke in ihm aufstieg&period; Nichts wünschte er mehr&comma; als auf irgend eine Weise diesem Jungen was einzubrocken&comma; ohne selbst was zu riskieren&period; Toms Rechtschreibebuch fiel ihm in die Augen&period; Die Gelegenheit war günstig&period; Dankbar öffnete er es bei der Lektion für den Nachmittag und goß Tinte über die Seite&period; Becky&comma; einen Augenblick hinter ihm durchs Fenster schauend&comma; sah es und drückte sich davon&comma; ohne sich zu verraten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie lief nach Haus&comma; in der Absicht&comma; Tom zu suchen und ihm alles zu sagen&period; Tom würde ihr dankbar sein und aller Zank wäre damit zu Ende&period; Bevor sie aber den halben Weg zurückgelegt hatte&comma; war sie anderen Sinnes geworden&period; Der Gedanke daran&comma; wie sie Tom behandelt hatte&comma; als sie von ihrem Picknick sprach&comma; kam wieder brennend über sie und erfüllte sie mit Scham&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Sie beschloß&comma; ihn in der Sache mit dem beschmutzten Buch ruhig in der Patsche stecken zu lassen und ihn obendrein für immer und ewig zu hassen&period;<&sol;p>

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