Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Die Abenteuer Tom Sawyers
(Mark Twain, 1876, empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre)

33. Kapitel

<p>Dienstag-Nachmittag kam und wurde von der Dämmerung abgelöst&period; Das Dorf St&period; Petersburg lag wie im Totenschlaf&period; Die verlorenen Kinder waren nicht gefunden worden&period; Öffentliche Gebete waren für sie abgehalten worden&semi; wieviel ungehörte Gebete mochten außerdem zum Himmel gestiegen sein&excl; Aber noch immer kam keine hoffnungsvollere Nachricht aus der Höhle&period; Die meisten Suchenden hatten ihre Bemühungen aufgegeben und waren zu ihren täglichen Beschäftigungen zurückgekehrt&comma; da nach ihrer Meinung die Kinder endgültig aufgegeben werden müßten&period; Frau Thatcher war sehr krank und lag meistens im Delirium&period; Man sagte&comma; es sei herzbrechend&comma; ihr Rufen nach ihrem Kinde zu hören&comma; sie den Kopf heben und minutenlang horchen und sie dann unter Stöhnen sich mutlos wieder in die Kissen werfen zu sehen&period; Tante Polly war in vollkommene Schwermut versunken&comma; ihr graues Haar war fast weiß geworden&period; Traurig und mutlos beschloß das Dorf den Dienstag-Abend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ungefähr um Mitternacht ertönte wildes Glockengeläut&comma; im Augenblick waren die Straßen erfüllt von halbbekleideten&comma; verschlafenen Menschen&comma; die schrien&colon; „Heraus&comma; heraus — sie sind gefunden&excl; Sie sind gefunden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Blechpfannen und Hörner vermehrten noch den Spektakel&comma; das Volk bildete große Trupps&comma; die dem Fluß zuliefen&comma; um die Kinder in Empfang zu nehmen&comma; welche in offenem Wagen&comma; umgeben von schreienden Bürgern&comma; herangezogen kamen&semi; Hurra über Hurra brüllend&comma; wälzte sich der Zug durch die Straßen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Dorf wurde illuminiert&comma; niemand ging wieder zu Bett&comma; es war die größte Nacht&comma; die das kleine Nest je erlebt hatte&period; Während der ersten halben Stunde zog eine wahre Prozession von Bürgern nach Richter Thatchers Haus&comma; riß die Geretteten an sich&comma; um sie zu küssen&comma; drückte Frau Thatchers Hand&comma; suchte vergebens nach Worten&comma; und strömte wieder hinaus&comma; alles mit Tränen überschwemmend&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tante Pollys Seligkeit war vollkommen und Frau Thatchers beinahe&period; Vollkommen konnte sie erst sein&comma; wenn ein Bote mit der Glücksnachricht bei ihrem noch immer in der Höhle herumirrenden Mann angelangt sein würde&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom lag auf dem Sofa&comma; von begierigen Zuhörern umgeben und erzählte die Geschichte seiner großartigen Abenteuer&comma; hie und da kleine Ausschmückungen anbringend&semi; er schloß mit der Beschreibung&comma; wie er Becky verließ&comma; um einen neuen Streifzug zu machen&semi; wie er zwei Gänge&comma; so weit seine Leine reichte&comma; verfolgte&semi; wie er auch eine dritte untersuchte und eben im Begriff war&comma; umzukehren&comma; als er in weiter Ferne einen schwachen Lichtschimmer entdeckte&comma; der wie Tageslicht erschien&semi; wie er die Leine fortwarf und darauf zukroch&comma; Kopf und Schultern durch eine enge Öffnung preßte und die Ufer des Mississippi vor sich sah&period; Und wäre es zufällig Nacht gewesen&comma; hätte er den Lichtschimmer nicht gesehen und wäre umgekehrt&comma; ohne den Gang weiter zu untersuchen&excl; Er erzählte&comma; wie er zu Becky zurückkehrte&comma; ihr die Nachricht brachte&comma; und sie ihn bat&comma; sie nicht durch solchen Unsinn aufzuregen&comma; denn sie sei müde&comma; im Begriff zu sterben und <em>wolle<&sol;em> sterben&semi; welche Mühe er sich gab&comma; sie zu überzeugen&comma; und wie es ihm endlich gelang&comma; und wie sie dann fast starb vor Freude&comma; als sie hingekrochen und den Tagesschein selbst gesehen habe&semi; wie er zuerst durch das Loch gekrochen sei und dann auch ihr hindurchgeholfen habe&semi; wie sie dasaßen und vor Entzücken weinten&semi; wie ein paar Leute in einem Boot vorbeikamen&comma; er sie anrief und ihnen ihre Lage und ihren verhungerten Zustand schilderte&semi; wie die Leute die ganze Erzählung erst nicht glaubten&comma; „denn&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sagten sie&comma; „ihr seid fünf Meilen stromabwärts vom Eingang der Höhle&comma;&OpenCurlyDoubleQuote; sie dann zu sich nahmen&comma; sie in ihr Haus brachten&comma; sie essen und dann bis zwei oder drei Stunden nach Dunkelwerden ruhen ließen und sie dann schließlich hierher geleiteten&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Drei Tage und Nächte Aufregung und Hunger in der Höhle ließen sich nicht auf einmal abschütteln&comma; wie Tom und Becky bald bemerkten&period; Mittwoch und Donnerstag mußten sie das Bett hüten und schienen dabei immer schwächer und schwächer zu werden&period; Donnerstag konnte Tom ein bißchen herumkriechen&semi; am Freitag war er wieder auf den Beinen und am Samstag fast wie sonst&period; Becky aber konnte ihr Zimmer erst am Sonntag verlassen&comma; und dann sah sie noch aus&comma; als habe sie eben eine schwere Krankheit durchgemacht&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom hörte von Hucks Krankheit und ging am Freitag hin&comma; um ihn zu sehen&comma; wurde aber nicht zugelassen&semi; ebensowenig Samstags und Sonntags&period; Danach durfte er täglich den Kranken besuchen&comma; doch war ihm verboten&comma; von seinen Abenteuern zu erzählen&comma; um keine Aufregung bei dem Freund hervorzurufen&period; Die Witwe Douglas saß dabei und paßte auf&comma; daß er gehorchte&period; Zu Hause erfuhr Tom das Cardiff Hill-Abenteuer&semi; auch daß der Körper des einen Strolches&comma; des „Fremden&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; im Fluß nahe der Landungsstelle des Dampfbootes gefunden worden sei&period; Wahrscheinlich war er auf der Flucht angeschossen worden&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Ungefähr vierzehn Tage nach seiner Wiederherstellung ging Tom zu Huck&comma; der inzwischen wieder so weit bei Kräften war&comma; um aufregende Neuigkeiten vertragen zu können&semi; und Tom wußte einige&comma; die&comma; dachte er&comma; ihn wohl interessieren könnten&period; Richter Thatchers Haus lag an Toms Weg&comma; und er ging hinein&comma; nach Becky zu sehen&period; Der Richter und ein paar Freunde zogen Tom ins Gespräch&comma; und jemand fragte ihn ironisch&comma; ob er wohl Lust habe&comma; nochmals in die Höhle zu gehen&period; Tom sagte&comma; ja&comma; er glaube wohl&comma; daß er möchte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Richter lachte&colon; „&OpenCurlyQuote;s gibt wohl noch mehrere außer dir&comma; Tom&comma; daran zweifle ich nicht im geringsten&period; Aber dafür ist gesorgt&period; Niemand soll nochmals in der Höhle verloren gehen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wieso&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Weil ich schon vor zwei Wochen die Eichentür mit eisernen Bändern und &OpenCurlyQuote;nem dreifachen Schloß habe versichern lassen&semi; und die Schlüssel habe ich selbst in Verwahrung&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Tom wurde weiß wie die Wand&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was ist&OpenCurlyQuote;s mit dem Jungen&quest; Ho — lauf mal jemand nach &OpenCurlyQuote;nem Glas Wasser&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Das Wasser wurde gebracht und Tom ins Gesicht gespritzt&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aha — &OpenCurlyQuote;s hilft schon&excl; Na&comma; was war denn Tom&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gott&comma; Herr Richter — in der Höhle drinnen war der Indianer-Joe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>

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