Kinderbücher
Wunderbare Geschichten für Kinder zum Lesen & Vorlesen.

Tante Toni und ihre Bande
(Alberta von Brochow)

3. Kapitel
Was die Kinder werden wollen

<p>Als Tante Toni und Mariechen ins Haus kamen&comma; fanden sie wirklich die ganze Gesellschaft um den Kaffeetisch versammelt&period; Otto machte noch ein etwas leidendes Gesicht&comma; aber die Besorgnisse seiner Tanten verflogen doch gänzlich&comma; als sie sahen&comma; mit welchem Behagen er in seine Bretzel biß&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wenigstens die fünfte&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; flüsterte Anna dem Mariechen zu&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; da ist ja auch Leo&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni erfreut aus&comma; als sie den kleinen&comma; dicken Burschen auf einem hohen Kinderstühlchen am Tisch sitzen sah&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ja&comma; ich darf heut' mit den Großen Kaffee trinken&comma; damit du auch eine Freude hast&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte der Kleine mit überzeugtem Tone&comma; und wichtig fügte er hinzu&colon; „Tante&comma; das Minnichen kann schon beinah' ‚Toni&OpenCurlyQuote; sagen&semi; es macht schon&colon; ‚Mieh – Mieh&OpenCurlyQuote;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Wirklich&quest; Das ist aber schön und das freut mich&semi; später gehe ich auch mit dir hinauf&comma; und dann muß Minnichen es mir vorsagen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Jetzt kam Mariechen mit der großen Kaffeekanne&period; „Darf ich dir einschenken&comma; Tante&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&comma; Mariechen&excl; Ich danke dir&period; Aber wo sind denn die Papas&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kurt antwortete&colon; „Papa und Onkel Helmer wollten ein bißchen spazieren gehen&semi; sie werden aber nicht weit gekommen sein&comma; denn es fängt gerade an zu regnen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und Onkel Robert&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; der Papa hat heute wieder arg viel zu tun&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Lilly wichtig&period; „Erst mußte er noch einen großen Artikel für seine Zeitung schreiben&comma; und dann wartete er auch noch auf verschiedene Leute&comma; mit denen er zu sprechen hat&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Also nicht einmal den Sonntagnachmittag kann er sich frei machen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Frau Wulff flüsterte ihrer Schwester halblaut zu&colon; „Der arme Robert ist wieder arg angegriffen worden&period; Er wird schließlich doch noch zu Gericht gehen müssen&comma; um Ruhe zu bekommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Otto hatte die Ohren gespitzt und einiges verstanden&period; Ärgerlich rief er aus&colon; „Ich möchte&comma; Papa jagte die ganze Zeitungsgeschichte zum Kuckuck und er würde etwas anderes als Redakteur&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Otto&comma; wie kannst du so etwas sagen&excl; Du weißt doch&comma; daß dein Vater der Anführer und Leiter der Katholiken hier ist&period; Ich wüßte niemand&comma; der ihn ersetzen könnte&comma; wenn er sich zurückziehen wollte&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Er hat aber doch nur Last und Arbeit und noch dazu Ärger mehr wie genug – und es dankt's ihm kein Mensch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&comma; Otto&comma; ich weiß viele&comma; die mit großer Liebe und Verehrung an deinem Vater hängen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Tante Toni&comma; es sind noch viel mehr&comma; die ihn beschimpfen und verleumden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das passiert jedem&comma; der mit Eifer und Erfolg eine gute Sache vertritt&period; Ein mutiger Soldat wirft deshalb seine Flinte nicht ins Korn&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Na&comma; Tante Toni&comma; ich werde jedenfalls mal nicht Redakteur des ‚Mainboten&OpenCurlyQuote;&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; Otto&comma; das von dir zu hören&comma; tut mir wirklich leid&period; Ich hätte gedacht&comma; du würdest einmal mutig in die Fußstapfen deines Vaters treten und es dir zur Ehre anrechnen&comma; so wie er all deine Kraft für die gute Sache einzusetzen&period; Es fehlt dir also der Mut dazu&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; der Mut nicht&comma; aber die Lust&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O–h&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; machte Tante Toni gedehnt&comma; und sie sah Otto dabei mit ihren klaren Augen so durchdringend an&comma; daß er verlegen auf seinen Teller blickte&comma; und als Tante Toni nun weiterfragte&colon; „Was möchtest du denn werden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; da antwortete er ausweichend&colon; „Ich weiß es noch nicht recht – vielleicht Reiteroffizier&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich geh' einmal zur Marine&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte hierauf Paul mit Bestimmtheit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Und ich wahrscheinlich auch&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; ließ sich sein Zwillingsbruder Kurt vernehmen&comma; „aber nicht als Offizier&comma; sondern als Arzt oder Naturforscher&comma; damit ich mich mal einer Nordpolexpedition anschließen kann&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; du möchtest wohl ein berühmter Reisender werden&comma; wie z&period; B&period; Fridtjof Nansen&quest; Nun&comma; und du&comma; Philipp&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Tante&comma; den brauchst du gar nicht zu fragen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen die andern Kinder lachend&period; „Der Philipp&comma; der muß Ingenieur werden&semi; der hockt ja jetzt schon die meiste Zeit in der Fabrik und bosselt an den Maschinen herum&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Denke nur&comma; Tante&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erzählte Rudi&comma; „neulich war an der neuen Dampfmaschine etwas nicht in Ordnung&semi; man wollte schon dem Monteur telegraphieren&comma; der sie aufgestellt hat&comma; aber da hat der Philipp herausgefunden&comma; woran es lag&comma; und der Maschinist hat gesagt&colon; ‚Das ist aber mal ein Hauptkerl&excl;&OpenCurlyQuote;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Rudis Augen leuchteten vor Freude und Stolz über seinen tüchtigen Bruder&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Recht so&comma; Philipp&comma; das höre ich gern&semi; da bekommt der Papa an dir später eine gute Hilfe in dem großen Betrieb&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Tante Toni nickte dem Neffen freundlich zu&period; Dieser war etwas rot geworden&comma; hatte sich aber weiter nicht in seiner Gemütsruhe stören lassen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; nun müssen aber auch die andern heraus mit der Sprache&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni lustig&period; „Also Mariechen&comma; wie steht es mit dir&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Ehe Mariechen noch antworten konnte&comma; rief Anna lachend&colon; „O&comma; das ist eine Betschwester – die ginge ins Kloster&comma; wenn es dort nur einen Spiegel gäbe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Halt den Schnabel&comma; vorlautes Ding&semi; du bist ja nicht gefragt&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich danke dir&comma; teurer Bruder Paul&comma; für die liebevolle Zurechtweisung&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Zankt euch doch nicht wieder&comma; ihr beiden&comma; und laßt Mariechen endlich zu Wort kommen&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; ich habe nicht viel zu sagen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meinte Mariechen errötend&period; „Vorläufig lerne ich recht fleißig&comma; damit ich später mein Examen machen kann&period; Das weitere wird sich dann schon finden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Bravo&comma; Mieze&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Aber Anna konnte das Necken nicht lassen&semi; sie machte ein drollig zerknirschtes Gesicht und rief aus&colon; „Mieze&comma; du bist einfach ein Musterkind&period; Ich fühle mich wirklich so unwürdig&comma; neben dir zu sitzen&comma; daß ich meine&comma; der Erdboden müßte mich verschlingen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Und damit verschwand sie unter dem Tisch&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Alle lachten&semi; auch die geneckte Mieze lachte herzlich mit&comma; dann rief sie munter&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun hast du so gut für mich geantwortet&semi; jetzt sprich für dich selbst&semi; also ich frage dich feierlich&colon; Was willst du werden&comma; Anna Wulff&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nun&comma; ich heirate natürlich&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; klang es unter dem Tisch herauf&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Wieder entstand allgemeines Gelächter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Was gibt's denn da zu lachen&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Annas Kopf tauchte empor&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Zum Heiraten gehören zwei&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; belehrte Kurt mit weiser Miene&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Das weiß ich doch&comma; daß ich mich nicht selbst heiraten kann&period; Ich heirate den netten holländischen Jungen&comma; mit dem wir voriges Jahr im Seebad gespielt haben&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; den dicken Jan&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; lachte Kurt&period; „Du bist nicht dumm&comma; Änne&comma; denn sein Vater ist Millionär&period; Ob der dich aber will&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; der wird schon wollen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; versicherte Anna in überzeugtem Ton&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich bin noch nicht gefragt worden&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; meldete sich nun Lilly&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Also&comma; Lilly&comma; leg' los&excl; Ich wette&comma; du wirst eine alte Jungfer&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Lilly warf ihrem Vetter Paul einen sehr entrüsteten Blick zu und entgegnete&colon; „Fällt mir nicht ein&comma; eine alte Jungfer zu werden – da heirat' ich doch noch eher einen von euch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ums Himmels willen&comma; doch nicht mich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Paul in komischem Entsetzen auf&comma; und er streckte wie abwehrend die Hände aus&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; dich mag ich gar nicht&comma; du bist mir zu grob – aber vielleicht den Philipp&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Philipp machte ein äußerst verblüfftes Gesicht bei dieser Erklärung&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Warum denn gerade mich&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte er in kläglichem Ton&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Du bist der gutmütigste von allen&comma; und dich werde ich schon bald unter den Pantoffel kriegen&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte Lilly mit einem siegesgewissen Blick auf ihren Vetter&comma; der dasaß mit der Miene eines Opferlammes&comma; welches zur Schlachtbank geführt werden soll&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Die andern schrien vor Lachen&period; Frau Wulff&comma; welche gerade der Tante Luise Helmer eine neue Tasse Kaffee einschenken wollte&comma; schüttete vor lauter Lachen daneben&semi; Mieze hielt sich die Seiten und bog sich&semi; Anna hatte sich verschluckt&comma; und lachend&comma; hustend und pustend verteidigte sie sich gegen ihre Brüder&comma; die ihr allzu diensteifrig und kräftig ans den Rücken klopften&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Genug&comma; Kinder&comma; genug&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rief Tante Toni in den Tumult hinein&semi; aber sie mußte selbst wieder von neuem lachen&comma; und es dauerte noch eine kleine Weile&comma; ehe sie fortfahren konnte&colon; „Wir sind ja noch nicht fertig&period; Wer ist denn an der Reihe&comma; gefragt zu werden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Der Rudi&comma; der Rudi&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; hieß es&comma; und Otto fügte mit geringschätziger Miene hinzu&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Den brauchst du gar nicht zu fragen&comma; Tante Toni&semi; der will Kutscher werden&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; Otto&comma; das hab' ich doch nur früher gesagt&comma; als ich noch ganz klein war&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; verteidigte sich Rudi&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ei&comma; was bist du denn jetzt&quest; Bildest du dir vielleicht ein&comma; du wärest schon groß&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Geh'&comma; Otto&comma; sei nur still&excl; Als du noch so ein kleiner Bubi warst wie hier das Leomännchen&comma; da wolltest du auch Kutscher werden&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber Tante Toni&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Gewiß&semi; ich war damals ja längere Zeit bei euch&semi; und wie oft hast du deine hölzernen Pferdchen an meinen Stuhl gespannt und mich so in der Welt herumkutschiert&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber doch nicht wirklich&comma; Tante Toni&quest;&OpenCurlyDoubleQuote; fragte Leomännchen&comma; der mit sichtlichem Interesse zugehört hatte&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Nein&comma; natürlich nur im Spiel&period; Und du&comma; mein Leobübchen&comma; du willst gewiß auch Kutscher werden&quest;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O nein – ich werde Kaiser&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; erklärte der Kleine mit Bestimmtheit&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„O&comma; Kaiser – nur Kaiser&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; riefen alle erstaunt und belustigt&period; Tante Toni belehrte lächelnd&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Kaiser kann man aber nur werden&comma; wenn man ein Prinz ist&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ich heirat' einfach eine Prinzessin&comma; dann werd' ich ein Prinz&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„O Dummerchen&excl; Eine Prinzessin&comma; die will dich doch nicht&OpenCurlyDoubleQuote;&comma; spottete Anna&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Dann heirat' ich zur Straf' gar nicht&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Leomännchen wandte sich gekränkt ab&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; was für eine entsetzliche Strafe&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; schrie Anna lachend&period; Dann streckte sie wie flehend die Hände nach ihrem Brüderchen aus und rief&colon; „Gnade&comma; Kaiserliche Majestät&excl; Die arme Prinzessin wird sich zu Tode grämen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Der Kleine sah Anna mit mißtrauischer Miene an&period; Er wußte nicht recht&comma; was sie eigentlich meinte&comma; aber er fühlte doch heraus&comma; daß sie sich über ihn lustig machte&semi; deshalb sagte er ärgerlich&colon; „Geh' weg&comma; böse Anna&comma; du willst mich doch nur wieder ärgern&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Verstoßen&excl; – ich bin verstoßen von Seiner Kaiserlichen Majestät&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; jammerte Anna in komischer Verzweiflung&semi; dann hielt sie der Mutter ihren Teller hin und flehte mit zitternder Stimme&colon; „Ach&comma; Kaiserin-Mutter&comma; erbarmen Sie sich doch meiner und geben Sie mir zum Trost noch ein Stück Kuchen&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Die Mutter lächelte nachsichtig&colon; „Da hast du dein Stück Kuchen&comma; kleine Komödiantin&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Meinen innigsten&comma; meinen untertänigsten Dank&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und dem kleinen Leo den Kuchen hinhaltend&comma; fügte sie hinzu&colon; „Auf dein Wohl&comma; o großer&comma; berühmter Kaiser&comma; werde ich diesen Kuchen verspeisen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann streckte sie ihrem sie erstaunt anblickenden Brüderchen die Zunge heraus und biß in den Kuchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Aber pfui&comma; Anna&comma; was gibst du dem Kleinen für ein schlechtes Beispiel&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; rügte die Mutter&period;<&sol;p>&NewLine;<p>Leomännchen aber hatte schon Tränen in den Augen&comma; und er rief entrüstet&colon; „Böse Anna&comma; unartige Anna&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; worauf diese entgegnete&colon; „Süßes Leomännchen&comma; herziges&comma; zuckeriges Leobübchen&comma; großer Kaiser&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; so laß mich doch mal endlich in Ruh&comma; du garstiges Ding&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und große Tränen rollten über Leos runde Bäckchen&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; ein weinender Kaiser&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Anna deutete mit dem Finger nach ihm&period;<&sol;p>&NewLine;<p>„So&comma; Anna&comma; nun ist's genug&semi; du läßt mir jetzt den Kleinen in Ruh&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; befahl die Mutter in strengem Ton&period; Sich dann an alle andern wendend fügte sie hinzu&colon; „Ich denke&comma; wir sind fertig und gehen nun hinüber ins Wohnzimmer&comma; damit die Mädchen hier den Tisch abräumen können&period;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Kaum hatte Tante Toni sich im Wohnzimmer niedergelassen&comma; da krabbelte Leomännchen auch schon auf ihren Schoß&semi; die andern Kinder lagerten sich um sie herum und riefen&colon; „Bitte&comma; Tante Toni&comma; erzähle uns etwas&excl;&OpenCurlyDoubleQuote; Und Tante Toni erzählte den aufmerksam horchenden Kindern lustige und ernste Geschichten&comma; bis Tante Luise Helmer erklärte&colon; „Nun ist's genug&semi; Tante Toni ist sicher müde&comma; und für uns ist es nun Zeit&comma; nach Hause zu gehen&period; Kommt&comma; Mariechen&comma; Philipp und Rudi&comma; macht euch zurecht und verabschiedet euch&excl;&OpenCurlyDoubleQuote;<&sol;p>&NewLine;<p>Später&comma; als Tante Toni mit den Kindern das Abendgebet verrichtet hatte&comma; wollte sie den kleinen Leo zu Bett bringen&period; Der blieb aber knien und erklärte&colon; „Ich bin noch nicht fertig&comma; ich habe noch etwas zu beten&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann faltete er wieder seine Händchen&comma; und zum Kreuzbilde emporblickend betete er inbrünstig&colon;<&sol;p>&NewLine;<p>„Ach&comma; lieber Gott&comma; ich bitte dich recht sehr&comma; schick' doch den Storch&comma; daß er die Anna wieder fortholt&semi; wir können sie nicht brauchen&comma; sie ist wirklich zu bös&period; In Ewigkeit&period; Amen&period;&OpenCurlyDoubleQuote; Dann stand er mit befriedigter Miene auf&period; Anna jedoch machte ein recht verdutztes Gesicht&semi; sie wußte nicht recht&comma; ob sie lachen oder sich ärgern sollte&period; Sie sagte aber nichts&comma; sondern schlich sich still hinaus&period;<&sol;p>

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